Swami Krishnananda

Sei ehrlich zu dir selbst

Moderates Verhalten 

Um körperliches Unwohlsein und eventuelle Krankheiten zu vermeiden, solltet ihr Vorkehrungen treffen. Ihr solltet zu Beginn nicht gleich mit intensiven Konzentrationsübungen anfangen. Im sechsten Kapitel der Gita werden entsprechende Hinweise gegeben: „Yoga ist nicht für diejenigen geeignet, die übermäßig essen; Yoga ist auch nicht für diejenigen geeignet, die überhaupt nicht schlafen oder immer schlafen. Das Yoga, das die Sorgen nimmt, kommt zu demjenigen, der moderat isst, entspannt, aktiv ist, schläft und wach ist.

Manchmal gehen wir in unserem Enthusiasmus für Yoga zu weit. Wir beginnen schnell, wir beobachten mauna , wir schlafen nicht, wir unterbinden die normalen Aktivitäten im Leben, wir verhalten uns still und tun nichts. Wenn jemand, der viele Jahre lang im Büro arbeitet, plötzlich zu arbeiten aufhört und sich irgendwo weitab von jeder Zivilisation in einen Tempel, in den Wald oder irgendeinen anderen Zufluchtsort begibt, kann er auf Grund dieser Veränderung mit plötzlicher innerer Aufruhr rechnen. 

Nichts sollte vollkommen übereilt getan, sondern allmählich Schritt für Schritt angegangen werden, sodass die Veränderungen nicht spürbar sind. Selbst wenn eine Organisation irgendwelche Veränderungen im Management vornimmt, geschieht dies nicht von einem Tag zum anderen. Ansonsten würde dies zu großen Protestbewegungen führen, und es wäre letztendlich eine schlechte Vorgehensweise. 

Alles sollte so getan werden, als sei es keine wirkliche Veränderung. Es heißt, dass das beste Regierungssystem so agiert, dass es von der Bevölkerung nicht bemerkt wird. Man sollte nicht einmal wissen, dass es eine Regierung gibt. Alles  läuft so wundervoll, wenn man ihre Gegenwart nicht spürt. Wenn man umgekehrt den Druck einer Regierung spürt, dann ist so, als würde ein unharmonisches System unser Leben negativ beeinflussen. Man widersetzt sich und man ist sich ihrer Gegenwart ständig bewusst, so als wären Jagdhunde um einem herum, die bedrohlich bellen. Wenn ihr vollkommen gesund seid, dann spürt ihr euren Körper nicht einmal. So munter, so leuchtend und glücklich fühlt ihr euch. Wenn ihr anfangt, euren Körper zu spüren, dann könnt ihr davon ausgehen, dass mit euch irgendetwas nicht stimmt.

Ein wenig Arbeit, ein paar Pflichten, ein bisschen Zeitvertreib sind ein gesundes Maß, um die Gesundheit zu erhalten. Man sollte sich nicht, wie viele Menschen meinen, vor der Arbeit drücken. Die völlige Verweigerung gegenüber Arbeit ist ebenso falsch wie zu vieles Arbeiten. Die Gita sagt: Ohne jede Arbeit bzw. ohne jegliche Aktivität kann niemand auch nur einen Augenblick lang leben. Wenn ihr das Eine nicht tun wollt, dann macht ihr eben etwas Anderes. Wenn Gott nicht spricht, dann beginnt der Teufel zu sprechen. Ein träger Geist ist der Arbeitsplatz des Teufels. Glaubt nicht, dass, wenn ihr nichts tut, Gott durch euch wirkt. Das Gleiche gilt umgekehrt. 

Man kann nicht, wie bei einem Erlass oder Gesetz, festlegen, dass das Eine notwendig und etwas Anderes weniger notwendig ist. Eine eindeutige Zuordnung ist unmöglich, denn, was im Augenblick notwendig ist, kann schon im nächsten Augenblick unnötig sein. Von Augenblick zu Augenblick zeigt sich das Notwendige oder Unnötige in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität. In Wirklichkeit bedeutet die Yogapraxis ein Voranschreiten von einem Moment zum Anderen auf einem langen Weg hin zu einem entfernten Ziel.

Die Komplikationen von körperlichen Behinderungen, wie z.B. Krankheiten usw., kann durch die richtige Dosierung in der Aktivität, im Verhalten, bei der Nahrungsaufnahme, beim Schlafen sowie bei sozialen Kontakten vermieden werden. Eine völlige Isolierung von der Gesellschaft wird auch den Geist stören, denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Es ist gut, wenn man nicht auf soziale Kontakte angewiesen ist, doch ist es auch nicht gut, wenn man sich bewusst aus der Gesellschaft zurückzieht. Eine weise vorsichtige Vorgehensweise ist für den Suchenden angebracht. 

Ein anderer Grund für körperliches Unwohlsein und Depressionen ist das Unterdrücken von Wünschen. Wir hatten bereits eine tief gehende Analyse die-ser Wunschformen, wie wir damit umgehen können, warum sie aufsteigen und welche Arten es gibt. Man kann Wünsche durch etwas Anderes ersetzen, durch göttliche Gedanken, Satsanga usw. ausdünnen, wenn man sie ehrlich wahrnimmt. Krankheiten können vermieden werden. Nichts kann schlimmer sein, als krank zu sein, Kopfschmerzen zu haben, mit Fieber den ganzen Tag im Bett zu liegen. Obwohl niemand immer hundertprozentig wachsam sein kann und sich doch Fehler einschleichen können, so kann man doch immer wieder versuchen, sich schrittweise weiter vorzutasten, wobei man sich selbst genau beobachtet. Dabei beachtet man die Hygiene, die Sauberkeit, die Kleidung, die Nahrung, die Beschäftigung usw.

Negative Reaktionen und die innere Stimme

Manchmal tauchen andere Schwierigkeiten auf. Ihr fühlt euch matt oder lethargisch. Zu Anfang wart ihr enthusiastisch: „In diesem Leben werde ich Gott verwirklichen!“ Mit solch einer Entschlossenheit habt ihr euch ans Werk gemacht. Viele Monate lang habt ihr mit dieser Einstellung regelmäßig meditiert. Nach einem Jahr der regelmäßigen Praxis fühlt ihr euch matt, voller Müdigkeit, ausgelaugt und möchtet euer Programm in die Zukunft hinein verlegen.

In einer seiner Reden sagte Buddha, dass es viele Entschuldigungen für das Nichtstun gibt: Dieses ist die Regenzeit, sehr feucht, schwül; wir können nicht nach draußen gehen, wenn es von oben schüttet. Es gibt nirgendwo ein trockenes Plätzchen. Lass den Regen erst aufhören. Dann werde ich mich hinsetzen und meditieren. Und damit habt ihr euch für weitere zwei Monate von der Langeweile befreit, die ihr Meditation nennt, denn es ist Regenzeit. Danach beginnt der Winter. Dann trifft es euch wieder: Oh, ich dachte der Winter sei besser. Doch der Winter ist auch nicht so schön. Wenn der kalte Wind bläst, kann ich nicht einmal ein richtiges Bad im Ganges nehmen. Das ist nicht gut. Ich habe einen Fehler gemacht. Wenn der Sommer kommt, werde ich bestimmt wieder sitzen und einen erneuten Anlauf nehmen.

Wenn der Sommer kommt, ist es wieder so schlimm. Man kann nirgendwo sitzen, denn alles ist heiß. Wieder glaubt ihr einen Fehler gemacht zu haben, und ihr verschiebt euer Ansinnen wieder auf die kühleren Tage. Dieses macht ihr euch immer wieder vor, wie ein Schuldner seinem Kreditgeber, der morgen wiederkommen soll, und morgen erzählt ihr ihm, dass er nach weiteren zwei Tagen kommen soll usw., wobei kein Ende abzusehen ist.

Woher kommt diese Lethargie? Dieses ist ein Trick des Geistes. Er weiß, wie er eure Aktivitäten einschränken kann. Wenn die eine Methode nicht wirkt, weicht er auf eine andere aus. Es gibt noch einige andere Methoden, die wir uns jetzt anschauen wollen.

„Bist du nicht müde? Willst du nicht ausruhen? Wie lange willst du noch so sitzen bleiben? Werde mir nicht krank. Steh‘ auf!“ Ihr hört diese innere Stimme und ihr wisst nicht, was ihr tun sollt. Das Gegenmittel dafür ist nicht, sofort auf diese Stimme zu reagieren, sondern zu verstehen, dass es sich um eine unerwünschte Botschaft handelt, die gekommen ist, um euch am Fortschritt auf dem Weg zu hindern.

Wenn ihr ernsthaft krank seid, ist das etwas Anderes. Dann müsst ihr euch wirklich darum kümmern, schnell wieder gesund zu werden. Doch wenn es sich nur um ein Fehlverhalten des inneren „Schweinehundes“ handelt, der falsche Ermüdungs- und unechte Erschöpfungszustände vorspielt, muss man wachsam sein. Wenn ihr nichts tut, was kann daran falsch sein? Die Menschen tun tagelang nichts und dann sagen sie, sie bräuchten ihre Ruhe. Welche Art von Ruhe wird benötigt, wenn man nichts tut? Es ist nur ein Trick des Geistes, der keinen spirituellen Fortschritt wünscht. Wenn ihr müde seid, dann setzt euch nicht zur Meditation. Steht auf und geht auf die Veranda. Geht von einem Ende zum anderen. Wenn ihr euch aktiv dabei bewegt, verschwindet die Lethargie von selbst. Wascht euer Gesicht mit kaltem Wasser ab. Trinkt eine Tasse Tee, wenn ihr mögt. Wenn ihr euch besser fühlt, setzt euch hin und beginnt mit der Meditation. Ihr solltet keine Trägheit im Geist zulassen. 

Dann kann der Geist sich einer weiteren Technik bedienen. Er mag uns flüstern: „Die angenommene Methode ist falsch. Ist der eingeschlagene Weg richtig? Wer hat dich eingeführt?“ „Ich habe die Initiierung von meinem Guru bekommen, doch er hat mir nicht alles erzählt, denn ich habe Schwierigkeiten.“ Jetzt können viele Zweifel aufkommen: „Ist es nach all dem möglich, Gott in diesem Leben zu verwirklichen? Wer hat Gott gesehen? Gibt es einen Menschen auf der Welt, der von sich behaupten kann, er hätte Gott je zu Gesicht bekommen oder Gott verwirklicht? Wenn das der Fall ist, was ist mein Schicksal? Ich bin dabei, alles in der Welt zu verlieren und verfolge ein Luftschloss oder eine Fata Morgana. Ich kann es haben oder auch nicht; in Anbetracht meiner vorherrschenden Geisteshaltung sieht es so aus, als ob es nichts für mich ist. Es sieht nicht so aus, als wäre es möglich.“

„Ich habe mich aller Freuden des Lebens beraubt, niemand will mit mir reden; die Familienmitglieder ärgern sich über mich. Sie mögen mich nicht und es kommt nichts von ihnen. Ich habe meinen Job verloren. Die eine Schrift sagt so und eine andere Schrift sagt etwas Anderes. ‚Lies die Bibel,‘ sagt der Eine. ‚Lies die Gita, die Upanishaden,‘ sagt ein Anderer. Welcher Schrift soll ich folgen? Selbst in der Gita sagt ein Vers etwas aus, was in einem anderen Vers wieder anders klingt. ‚Liebe mich, arbeite hart, kämpfe die Schlacht des Lebens,‘ ist eine Aussage. Was soll ich wirklich tun? In mir herrscht Verwirrung, Stillstand. Ein Vers der Gita widerspricht dem anderen. Ich weiß nicht, was die Gita letztendlich sagt. Kann mir irgendjemand sagen, nachdem ich siebenhundert Verse der Gita gelesen habe, worin die Quintessenz liegt? Ich verstehe nichts! Es ist viel zu viel, und es ist für mich ein großes Durcheinander von Anweisungen.“
Beachtet die innere Stimme

Wie wollt ihr euch konzentrieren, wenn ihr zweifelt? Ihr neigt hierhin und dorthin. Ihr geht zu verschiedenen Lehrern und stellt hunderte von Fragen, wobei euch keine der Antworten wirklich zufrieden stellt. Dann stellen sich die früheren Schwierigkeiten wieder ein. Es schleichen sich Krankheiten und eine Dumpfheit des Spirits wieder ein. Sie nehmen euch gefangen, denn dies ist der richtige Augenblick nach euch zu greifen, denn ihr seid unbewacht und in einer dubiosen Situation.

Was macht ihr dann? Macht nicht den Fehler, den Lehrer oder Guru zu wechseln. Ihr solltet nicht zweifeln. Dieses Land hat hunderte von geistigen Führern und ihr braucht nicht jedem Einzelnen die unterschiedlichsten Fragen zu stellen, denn die Konzentrationsfähigkeit wird sich dadurch immer mehr verschlechter, wenn ihr euch nach verschiedenen Seiten orientiert und hunderten von Ratschlägen lauscht. Das muss vermieden werden. Seid euch darüber im Klaren.

„Mir ist alles klar,  innerlich, äußerlich, gesellschaftlich, einfach alles und überall. Ich kann alles durchschauen. Alle Dinge sind mir klar, wie in einem Spiegelbild. Ich habe keine Probleme.“ Solange diese Klarheit nicht aufsteigt, macht es keinen Sinn, weiter fortzufahren, sonst müsst ihr den bereits gegangenen Weg zurück verfolgen.

Dann kommt eine andere Schwierigkeit auf: Unachtsamkeit, Sorglosigkeit. „Morgen werde ich beginnen.“ Wenn ihr jeden Tag Nahrung zu euch nehmt, wird der Körper gut gedeihen und gesund werden. Wenn ihr nur alle drei Tage einmal esst, wird euch der Körper diese Vorgehensweise auf Dauer verübeln. Selbst wenn ihr jeden Tag nur wenig esst, muss es, wie bei der Einnahme von Medizin, regelmäßig geschehen, denn die Medizin muss immer wieder zur selben Zeit in der richtigen Menge eingenommen werden. Die Meditation sollte ebenfalls jeden Tag zur gleichen Zeit am selben Ort stattfinden. Wenn ihr einen Tag auslasst, wird diese Regelmäßigkeit unterbrochen. Angenommen ihr seid eine sehr beschäftigte Persönlichkeit und habt keine Zeit: „Ich bin als Zugchef ständig auf Reisen, ich bin nachts im Zug unterwegs. Wie soll ich nachts meditieren?“ Ihr seid nicht Tag für Tag vierundzwanzig Stunden auf den Beinen. Ihr habt selbstverständlich auch Ruhepausen. Selbst wenn ihr im Büro arbeitet, habt ihr Pausen. Ihr könnt euch sicherlich selbst beim größten Stress hin und wieder eine kleine Pause gönnen. 

Erinnert euch daran, dass der Wert der Meditation nicht von seiner Zeitdauer abhängig ist, sondern von seiner Qualität oder Intensität in dem Augenblick, wo ihr meditiert. Die Quantität ist nicht so wichtig. Obwohl die Länge der Meditation auch ihre Wirkung hat, so ist die Qualität von größerer Bedeutung. Wenn ihr genügend Zeit habt, sitzt ihr längere Zeit.

Doch wenn ihr nicht die Möglichkeit habt, länger zu sitzen, verstärkt ihr das Gefühl, wie beispielsweise eine Gopi Frau, der es nicht erlaubt war, zu Krishna zu gehen, denn ihr Ehemann verschloss das Haus. Die anderen Leute gingen zu IHM, doch die Frau war eingeschlossen und konnte nicht zum All-mächtigen gehen. Noch bevor die Leute Krishna erreichten, hatte die Frau längst ihren Herrn erreicht. Qualität und nicht Quantität ist ausschlaggebend. 

Wenn ihr ertrinkt, sterbt ihr – was macht ihr in dem Augenblick? Werdet ihr dann auf eure Uhr schauen und die noch verbleibenden Sekunden und Minuten zählen? Nein, denn die ganze Seele wird sich zu einer einzigen vollkommenen Handlung erheben. Qualität ist in diesem Augenblick gefragt, wenn ihr euch sicher seid, dass ihr gleich sterben müsst, und nur ein Gedanke ist wichtig, der allumfassende vollkommene Gedanke.

„Unachtsamkeit bedeutet den sicheren Tod,“ sagte der Heilige Sanatkumara zu Dhritarashtra. Ihr solltet nicht sorglos mit dem umgehen, was euch segnet. Wollt ihr mit eurem eigenen Wohlergehen gefühllos umgehen? Wer kann sich das leisten? Darum behütet dieses innere Wohlgefühl sorgfältig wie einen Schatz in eurem Geist. Niemand kann sich Unachtsamkeit und Sorglosigkeit in der spirituellen Praxis leisten. Seid niemals lethargisch, verzweifelt oder melancholisch.

Wenn ihr über einen längeren Zeitraum meditiert habt, können andere Schwierigkeiten auftauchen. Die Sinnesorgane, die scheinbar unsere Freunde sind, fangen an, sich wie Gegner aufzuführen. Vernachlässigte Freunde sind schlimmer als offene Feinde. Man sollte gegenüber motivierten Freunden vorsichtig sein. So lange man sich nach ihren Wünschen richtet, ist alles in Ordnung; wenn man sie jedoch ignoriert, dann könnt ihr sie in ihrer wahren Natur erleben. Sie können gefährlicher sein als jene, die euch weniger geachtet haben.

Sind die Sinnesorgane unsere Freunde? „Wie wunderbar!“ sagen die Augen. „Welch ein Klang!“ sagen die Ohren. „Welch ein Geschmack!“ sagt die Zunge. „Wie sanft!“ sagt unsere Haut bei der Berührung. „Welch ein Duft!“ sagt die Nase. Auf diese Weise kommt man mit ihnen ein Leben lang gut aus. Auf einmal möchtet ihr weder auf sie hören noch sehen, oder berühren oder schmecken. Wenn ihr euch so verhaltet, könnt ihr erleben, wie sie sich gebärden. Sie erheben sich in völliger Einigkeit und täuschen Zufriedenheit vor. Ihre Reaktionen sind von unmöglicher Art. Zuneigung ist die eine Form der Gebärde, Widerwille ist eine andere Form.

Einige vor dem geistigen Auge befindliche Störungen werden durch eine Überaktivität der Sinnesorgane verursacht (einerseits ist dies positiv, andererseits negativ). Diese Störungen werden im sechsten Kapitel des Gedichtes „Lichter Asiens“ von Edwin Arnold kurz beschrieben. Es wird beschrieben, wie Buddha sich bestimmten Situationen gegenüber verhalten müsste, d.h. gegenüber erhabenen Erscheinungen, Zuneigungen, unausweichlich Sichtbarem, jeder Art von Köstlichkeiten, die mit den Sinnesorganen verbunden sind. Was macht ihr, wenn die Sinne euch alles anbieten, was ihr wollt?

Früher handelte nur ein Sinnesorgan zurzeit, und man war nur durch ein Sinnesorgan (einen Eindruck) gefangen. Wie bei den Mitgliedern einer Familie kämpft nun jedes Einzelne mit dem Anderen. Untereinander können sich die Herrscher nicht leiden, doch sie sind sich alle einig, wenn es gegen einen gemeinsamen Feind geht.

Genauso verhält es sich mit den Sinnesorganen. Normalerweise stören sie euch nicht. Die Augen helfen euch und sagen euch, wie schön die Dinge sind; die Ohren halten sich dabei zurück. Doch wenn ihr euch entschließt, die Sinne zu ignorieren, werden sich die Sinne zusammenschließen und euch gemeinsam konzentriert attackieren, wobei alle gesegneten Dinge gleichzeitig vor euch ausgebreitet werden, die euch in alle möglichen Richtungen ablenken wollen. Die Musik wird euch betören, die Schönheit, der Geschmack, die Köstlichkeiten, die Sanftheit, alles Ästhetische wird gleichzeitig vor euch ausgebreitet. Die ganze Welt will nach der Musik der himmlischen Wesen tanzen. Niemand kann sich dem entziehen. Die Meditation wird innerhalb einer Sekunde zum Höllentrip, wenn irgendwelche Schönheiten von allen Seiten auf euch einströmen.

Für einen Sucher, der langsam voranschreitet, werden diese Ablenkungen nicht so intensiv sein; doch wenn ihr mit großem Ernst an die Sache herangeht, können die Reaktionen der Sinne fürchterlich sein. Die Welt der Schönheiten wird sich manchmal vor euch auftun. Doch wenn ihr stark genug seid dem standzuhalten, dann können sich die Sinnesorgane verweigern. Tod! Sie wollen euch töten. „Du wirst heute sterben,“ kündigen sie an. „Glaube nicht, dass du sicher bist. Wir werden dich umbringen.“ Wenn das Ziel verfehlt wird, folgt die nächste Bedrohung wie ein Donnergrollen.

Diese Dinge widerfahren dem Sucher nach vielen Meditationen. Diese Dinge geschehen nicht am Anfang und auch nicht nach wenigen Jahren, denn häufig sind die Meditationen sanft, abgeschwächt und nicht stark genug. Ihr könnt diese Erfahrungen nicht alle auf einmal machen. Nur eine intensive Meditation kann intensive Erfahrungen hervorbringen, sanfte Versuche haben abgemilderte Folgen. 

Es gibt noch andere Schwierigkeiten. Ihr bekommt das Gefühl, Gott zu schauen. Doch es kann sich auch um ein „Luftschloss“ handeln, - ihr seht etwas schimmern und missdeutet es wie eine Fata Morgana in der Wüste. Irgendetwas rüttelt euch auf und stört. Einige Farben, Klänge oder Muster werden fälschlicherweise als etwas Göttliches angesehen. Das Muster kann auch ein Ausdruck der eigenen Wünsche sein, die sich als das wertvollste Lebensziel darstellen. In dem Augenblick habt ihr keine Wahl. Ihr habt keine Möglichkeit der Beurteilung. Ihr müsst sofort zu eurem Meister gehen und mit ihm über diese Erfahrung sprechen. War diese Erfahrung wirklich eine Gotteserfahrung oder war es nur eine Störung, die durch ein inneres Durcheinander oder mentale Qualen hervorgerufen wurde? 

Ein erfahrener Meister wird euch helfen, das Problem auszumachen, und euch erklären, was wirklich geschehen ist, denn ein Guru, ein Lehrer, kennt die mentalen Funktionen seines Schülers. Er kennt alle ungewöhnlichen Erscheinungen, die im Kopf seines Schülers kursieren. Ihr könnt die Probleme nicht selbst lösen. Ihr müsst auf den Rat eures Meisters hören. Wenn eine Vision auftaucht, dann wisst ihr nichts über deren wahre Bedeutung. Der Druck, der manchmal auf die Pranas ausgeübt wird, kann Farben erzeugen. Ihr könnt aus dem gleichen Grund Klänge erfahren. Dann geht ihr zu eurem Guru.

Es gibt andere Schwierigkeiten von ähnlicher Natur, wie z.B. das Verlieren des Konzentrationsobjektes. Ihr habt euch auf ein bestimmtes Ideal, auf einen Ort konzentriert; ihr verliert es bzw. ihn. Was auch immer ihr versucht, um euch auf diesen Punkt zu konzentrieren, ihr könnt ihn nicht mehr finden. Häufig stellen wir fest, dass wir den Faden nicht durch das Nadelöhr ziehen können, wie oft wir es auch versuchen, es funktioniert nicht. Nach vielen Versuchen funktioniert es doch, aber es geschieht nicht plötzlich. Ihr könnt auch keinen Nagel gerade in die Wand schlagen, ohne dass ihr den Kopf an unterschiedlicher Stelle trefft. 

Ihr könnt nicht den Konzentrationspunkt finden und versucht es immer wieder. Ihr könnt euch nicht mehr an das Gesicht, auf das ihr euch konzentriert habt, erinnern. „Woran habe ich gestern gedacht? Worauf habe ich mich kon-zentriert? Worauf habe ich meditiert?“ Ihr denkt immer wieder darüber nach und glaubt, ihr hättet den Punkt vollkommen verloren. Danach taucht ein anderes Bildnis auf. Es ist nicht das Bild, mit dem ihr begonnen habt.

Dann taucht noch etwas vor eurem Geist auf: Schwingungen des Geistes. Selbst wenn ihr wieder an euren Konzentrationspunkt kommt, pendelt das Bild, wie der Pendel bei einer Pendeluhr, hin und her. Das Bild bleibt nicht stehen. Dieses sind einige Probleme, die im Laufe des Meditationsprozesses auftauchen könnten. Sie sind es wert, dass man sie im Auge behält.

 Es geht nichts über einen geistigen Führer. Glaubt nicht, dass ihr intelligent genug seid, um alle aufkommenden Schwierigkeiten problemlos zu überwinden. Niemand kennt seine Zukunft wirklich. Selbst nach einem Weg von ei-nem Kilometer, wisst ihr nicht, was vor euch liegt. Nur ein guter Führer kann wissen, wo ihr euch befindet und wie weit ihr noch voran kommen müsst.

Tägliches Studium der Schriften, tägliches Wiederholen des göttlichen Namens, das Singen des göttlichen Namens oder das Singen des auserwählten Mantras, das Aufsuchen des Gurus, die Teilnahme am Gottesdienst, die Ge-meinschaft mit Heiligen und das Lauschen auf deren Anweisungen, - all dieses hat einen verstärkenden Effekt und verleiht euch Sicherheit in eurem Geist, so-dass sich die angesprochenen Probleme in ihrer Intensität schrittweise vermin-dern lassen oder später gänzlich ausbleiben werden. Manchmal ist vor euch alles dunkel. Zwei oder drei Stunden vor Sonnenaufgang ist es noch stockdunkel, doch der Tag wird in Kürze anbrechen.

Kurz vor der Erleuchtung kann den Meditierenden große Sorgen befallen. „Dieses ist mein letzter Tag. Alles, was ich getan habe, war vertane Zeit. Ich kratze ab und sterbe. Ich habe letztendlich nichts erreicht. Dies ist alles, was ich nach Jahren des Sitzens und Brütens erreicht habe. Ich gehe mit diesem Kum-mer im Herzen!" Solch ein Gefühl beschleicht den Suchenden, bevor das Licht durchbricht. So geschah es auch bei Buddha, wie ein Gefühl von Dunkelheit unmittelbar vor dem Sonnenaufgang.

Große Dinge geschehen immer auf wundersame Weise. Sehr gute Dinge und sehr schlimme Sachen geschehen ohne vorherige Ankündigung. Plötzlich und unerwartet seid ihr ‚oben auf‘ oder aber ‚unten durch‘. 

Heute seid ihr ein Eroberer und morgen seid ihr ein Bettler. Plötzlich seid ihr gesalbt, gekrönt und kostümiert wie ein König. Morgen seid ihr aus Grün-den, die in der  Vergangenheit liegen, wie Abfall in den Staub geworfen. Spiri-tuelle Tragödien und spiritueller Segen sind ebenfalls von solcher Tragweite.

Gott ist (in bestimmter Weise letztendlich) eine extreme Form der Wirk-lichkeit und darum kann sich Gott vor dem Sucher in ungeahnter und unerwarte-ter Weise präsentieren. Ihr werdet merken, dass ER gekommen ist, denn ihr er-wartet IHN nicht auf diesem Wege. Gott muss nicht notwendigerweise auf dem Wege kommen, wie ihr IHN erwartet. ER kommt in der notwendigen Weise zu euch, wie es für euch am sinnvollsten ist. Die Situation bestimmt die Art und Weise der Offenbarung.

Die Yogapraxis an sich ist ein Wunder. Die Zuneigung, die Yoga für euch hat, so heißt es, ist mit der Liebe von einhundert Müttern gleichzusetzen. Ihr liebt Yoga, doch Yoga liebt euch. Ihr mögt euch wundern, woran es liegt, dass Yoga euch liebt: Yoga ist ein Art von Praxis; liebt die Praxis mich?

Yoga ist nicht nur Praxis allein. Es ist auch noch etwas Anderes. Die ge-samte kosmische Energie möchte euch erfreuen, sie möchte zu euch kommen, sie möchte sich um euch sorgen, euch besitzen, sich mit euch vereinigen, euch überschwemmen und in euch ‚sein‘. Das ist das große Yoga. Die Welt liebt euch mehr als ihr die Welt, und Gott liebt euch mehr als ihr IHN liebt. Ihr mögt euch langsam dem Ziel nähern, doch kommt ER häufig mit einem großen Knall. Wenn der Ozean in den Fluss hineinrauscht, geschieht dies mit größerer Energie als umgekehrt. 

All dies sind interessante Dinge, wundervolle Dinge, wie ein episches Werk, dass eure Herzen erleuchtet und euch zeigt, dass ihr auf dem richtigen Weg seid. Ihr werdet gesegnet sein, wenn ihr aufrichtig und ehrlich zu euch selbst seid. In einem Gedicht heißt es: „Sei ehrlich zur dir selbst.“ Dann werdet ihr auch allem Anderen gegenüber ehrlich sein.

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