Tägliche
Inspiration aus der Feder Swami Sivanandas für den 02.September
ENTWICKELT EUER SEHVERMÖGEN
Schaut, wann immer
ihr eine Person trefft, sorgfältig von oben bis unten auf
seine Gestalt. Vermerkt
geistig seine besonderen Eigenschaften - die
Beschaffenheit seiner
Augen, Augenbrauen, Zähne, Arme, usw., die Art der
Kleidung, die er
trägt, welche Sorte von Mütze er trägt, ob er einen
Schnurrbart hat
oder nicht. Achtet auf sein Benehmen, seine Blicke, seinen
Gang, ob er freundlich
oder grausam gesinnt scheint, ob er intelligent ist
oder stumpfsinnig,
höflich oder unhöflich, seine Hautfarbe, etc.
Viele Leute können
keine klare Beschreibung der Gesichter ihrer eigenen
Freunde oder ihrer
eigenen Eltern geben! Der offensichtliche Grund hierfür
ist, dass sie ihr
Gedächtnis nicht entwickelt haben. Betretet das Zimmer
eurer Freunde; achtet
sorgfältig auf alle Dinge, die ihr dort seht. Dann
schließt eure
Augen und denkt nach. Kommt aus dem Raum heraus und notiert
geistig alle Dinge,
die der Raum enthält. Dann betretet den Raum wieder und
prüft nach,
was ihr euch gemerkt habt. Praktiziert das für einige Monate -
ihr werdet ein wundervolles
Sehvermögen entwickeln.
Die Entwicklung der
Erinnerung ist sehr, sehr wichtig. Sie bringt auch bei
der Gottverwirklichung
Erfolg. Ein vergesslicher Mensch scheitert immer in
seinen Bemühungen
- er begeht wieder und wieder ernsthafte Fehler. Ein Mensch
mit starkem und
anhaltendem Gedächtnis wird in allen seinen Vorhaben und
Unternehmungen erfolgssicher
sein. Der, der ein gutes Gedächtnis besitzt,
kann seine geschäftlichen
Angelegenheiten äußert erfolgreich betreiben. Ein
Student, der ein
anhaltendes Gedächtnis hat, wird bei allen seinen Prüfungen
erfolgreich sein.
Intelligenz ist nur ein Zehntel des Gedächtnisses.
Der Sankrit-Begriff
für Erinnerung ist smrti. Smarana ist gedankliches
Verweilen. Das ist
die Funktion des Unterbewusstseins oder citta. Die
samskaras (Gewohnheiten)
des Denkens und Handelns sind im citta tief
eingeprägt,
welches wie die empfindliche Platte einer Kamera ist. Alle
Eindrücke werden
dort unauslöschlich aufgezeichnet. Wann immer ihr versucht,
euch vergangener
Geschehnisse oder Dinge zu erinnern, kommen sie durch die
Falltür an
die Oberfläche des Geistes. Sie kommen in Gestalt großer
Gedankenwellen oder
als geistige Bilder.
Der, der in eurem
Unterbewusstsein (citta) und Gedächtnis verweilt, der sich
in diesem Gedächtnis
befindet, den das citta und das Gedächtnis nicht kennt,
dessen Körper
das Gedächtnis (und das Unterbewusstsein) ist, der das
Gedächtnis
und das citta von innen regiert, er ist euer Selbst, der innere
Herrscher, unsterblicher
atman, antaryami, amritam. Meine stille Verehrung
und Verneigung gilt
diesem inneren Herrscher!