Tägliche
Inspiration aus der Feder Swami Sivanandas für den 5.Juni
SELBSTLOSE
GEBETE
Gemäß
Ghazali, dem Muslim, haben Gebete drei Stufen : verbal, mental und das
Verschmelzen
mit dem Willen Gottes. Auf der ersten Stufe besingt der devotee
(Anhänger,
Verehrer) die Herrlichkeit Gottes, chantet (rezitiert) Hymnen und
schüttet
die Qual seines Herzens in melodische Loblieder. Auf der zweiten
Stufe,
nachdem der Geist ruhig geworden ist, die nach außen gehenden Sinne
gezügelt
wurden und der Geist nicht mehr so leicht durch schlechte Einflüsse
berührt
werden kann, werden Gebete mental. Dann ist kein physischer Aufwand
mehr
nötig. Auf der dritten Stufe, nachdem der Geist sich auf das Göttliche
konzentriert
hat, nachdem äußere Objekte ihre Anziehung verloren haben und
der
Geist gelassen und frei von Wünschen und Begierden wurde, werden Gebete
automatisch,
natürlich und zur Gewohnheit.
Das
ist die höchste Stufe - der Wille des Herrn wird sein eigener Wille,
weil
Gott, der durch die Gebete angerufen wurde, mit seinem Geist und seinem
Willen
verschmilzt. Der devotee hat dann kein Selbstbewusstsein mehr - er
verweilt
im Herrn - sein Geist durchtränkt von Gott. Er nimmt nichts Äußeres
und
nichts Inneres mehr wahr. Er vergisst sogar, dass er zum Herrn betet oder
dass
er im Willen Gottes absorbiert ist. Es gibt hier noch ein vages Gefühl
der
Dualität, aber er hat nur noch eine Erfahrung und die ist sein Eins-sein
mit
dem Herrn.
Gebete
sind voller Emotionen: tiefe, heitere Gefühle, gefüllt mit
Aufrichtigkeit.
Aber wenn es zu viele Emotionen gibt und nicht so viel
natürliche
Aufrichtigkeit, werden Gebete eher nüchtern, trocken und damit
unwirksam.
Dann werden wir keine direkte Antwort von Gott empfangen. Gebete
haben
ihre Konsequenzen. Die Natur der Antwort auf sie hängt von der inneren
Natur
desjenigen ab, der betet - seinem Temperament, seiner Sichtweise,
seinen
Bedürfnissen, seinem Glauben und seiner Aufrichtigkeit.
WOLLT
IHR GOTT ?
Wollt
ihr Gott wirklich? Dürstet ihr wirklich nach Seiner Vision (darshan)?
Habt
ihr echten spirituellen Hunger? Ihr mögt ergreifende Vorträge
über
bhakti
(Hingabe) geben können, ihr mögt mehrere Bände über
bhakti schreiben -
und
doch kein bißchen wahre Hingabe besitzen. Der, der nach dem darshan
Gottes
dürstet, wird bhakti entwickeln. Wenn es ein aufrichtiges Begehren
nach
Gott gibt, wird Er kommen müssen. Möget ihr durch regelmäßiges
sadhana
(Praxis)
Frieden, Glückseligkeit, Wissen, Vollkommenheit und
Gottverwirklichung
erzielen.