Mantras für die Meditation

Sanskrit Mantras

Sanskrit ist die älteste und ursprünglichste der (nord) indischen Sprachen und besteht aus Urklängen, die den eigentlichen Schwingungen eines Objektes oder einer Handlung entsprechen.

Beispielsweise bedeutet in den meisten Sprachen “Ma” oder eine Variation davon “Mutter”. Dies ist der Klang, mit dem das Kind natürlicherweise seine Mutter ruft. Da die Sanskrit-Worte die tatsächlichen Klang-Manifestationen sind, benutzen wir sie für Meditation (Japa) und zum Singen (Kirtan). Manche Mantras können übersetzt werden, aber ihre Übersetzungen haben nicht die gleiche Kraft.

Klang besteht aus Schwingungen und ist Energie. Ein Sanskrit-Mantra ist mystische Energie, die in einer Klangstruktur eingeschlossen ist. Um diese Energie zu aktivieren, wiederholen wir das Mantra in einem bestimmten Rhythmus. Wenn man das Mantra wiederholt, entsteht eine entsprechende Schwingung im Geist, die Energie manifestiert sich.

Name und Form sind wie zwei Seiten derselben Münze. Man kann nicht das eine ohne das andere haben. Wenn man einen bestimmten Namen wiederholt, kommt einem die Form in den Geist. Wenn man ein Mantra wiederholt, kommt einem die betreffende Form in den Geist.

Selbst wenn man die mit dem Mantra verbundene Form bewusst nicht kennt, entsteht dennoch ein spezifisches Gedankenmuster im Geist. Die durch Mantras geschaffenen Gedankenmuster sind positiv, nützlich und beruhigend.

Es gibt verschiedene Klangebenen, laut und geistig. Die geistige ist wirkungsvoller. Niemand hat sich hingesetzt, um Mantras aufzuschreiben, wie man Lieder komponieren würde. Mantras sind Energien, die schon immer im Universum existiert haben. Sie können nicht erfunden oder vernichtet werden. Sie wurden von selbstverwirklichten Weisen (Rishis) im überbewussten Zustand entdeckt und weitergereicht. Die Wissenschaft der Mantras ist sehr exakt. Es ist wichtig, dass man sie korrekt ausspricht.

Auch auf der physischen Ebene kann man viel von der Mantra-Wiederholung (Japa) profitieren. Die verschiedenen Organe und Zellen des Körpers werden entspannt und energetisiert. Gifte werden aus dem Körper entfernt und das Nervensystem wird entspannt. Die niedrigeren Emotionen wie Ärger, Gier, Hass und Eifersucht werden aufgelöst und durch reine Eigenschaften wie Liebe, Freude und Mitgefühl ersetzt.

Arten von Mantras

1. Nirguna Mantras

sind abstrakt, formlos, eigenschaftslos.

2. Saguna Mantras
sind Mantras mit Eigenschaften und Form. Da ihnen ein bestimmter Aspekt Gottes entspricht, werden sie auch Ishta Mantras oder Gottheiten-Mantra genannt. Für die meisten Menschen ist es leichter, eine Beziehung zu einem Gottheiten-Mantra zu entwickeln. Die Gottheiten symbolisieren die verschiedenen Aspekte des einen Gottes. Das reine Selbst, die Seele, Atman, ist ohne Namen und ohne Form. Aber da wir uns als sterblich und begrenzt empfinden und nur kurze Aufmerksamkeitsspannen haben, ist es normalerweise zu schwer, mit einem abstrakten Mantra zu meditieren. Daher suchen wir uns einen Aspekt aus, der zu uns passt, und mit dem wir mittels der Meditation eine Beziehung herstellen können.

3. Bija Mantras
Einsilbige Wurzel- oder Samen-Mantras. Nur mit ausdrücklicher Anleitung des Lehrers zu wiederholen.

4. Andere Mantras
Insbesondere Mantras in anderen Sprachen, wie Halleluja, Kyrie Eleison, Christe Eleison, Herr Jesus Christus erbarme Dich unser, etc.

Nirguna Mantras (abstrakte Mantras)

OM

Om ist das ursprüngliche Mantra. In der Bibel heißt es "Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott." Dieses Wort ist Om, der Urklang, aus dem alle anderen Klänge hervorgehen. Om besteht eigentlich aus drei Buchstaben A U M. Om repräsentiert alle Trinitäten (Dreiheiten) und das, was sie transzendiert: Schöpfung - Erhaltung - Zerstörung, Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft, physischer Körper - Astralkörper - Kausalkörper u.s.w. Om steht daher für die alles umfassende Einheit, das kosmische Bewusstsein, das mit Allem verschmilzt. (zur Meditationsanleitung)

SOHAM

"Ich bin Das", oder "Ich bin, der ich bin". "Ich bin weder Körper noch Geist. Ich bin das unsterbliche Selbst." Eine angeleitete Mantrameditation mit Soham findest du auf unserer Seite Meditationstechniken.

Saguna Mantras mit männlichen Aspekten

Shiva: Om Namah Shivaya
Shiva repräsentiert die universelle Kraft der Zerstörung, in der alles Sein endet und von der es wieder beginnt. Er repräsentiert damit die Transformation unserer niederen Natur in göttliche Energie. Er wird meist dargestellt als Yogi in Meditation mit einem Dreizack in der Hand, umgeben von Schlangen.

Die Schlangen repräsentieren die niederen Kräfte, die uns normalerweise bedrohen. Wenn sie durch die Yoga-Praxis sublimiert sind, werden sie ungefährlich und dienen dem Yogi als Ornament. Dieses Mantra ist besonders geeignet für eher introvertierte Menschen, die sich zur Meditation in der Einsamkeit hingezogen fühlen.

Vishnu: Om Namo Narayanaya
In der Mythologie ist Vishnu der Erhalter des Universums. Er repräsentiert die Kräfte von Güte, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Er symbolisiert die alldurchdringende Kraft, welche das Universum und die kosmische Ordnung erhält. Dieses Mantra ist besonders geeignet für Menschen, die den Zustand der Welt verbessern wollen, eine beschützende, helfende Natur haben und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.

Rama: Om Shri Ramaya Namah
“Gruß dem Rama” - In der Mythologie ist Rama die siebte Inkarnation Vishnus. Sein Zweck war es, Gerechtigkeit in der Welt wiederherzustellen. Rama wird stets mit seinem Bogen (mit dem er die Guten beschützt und die Dämonen vernichtet) dargestellt. Neben ihm stehen oft seine Gemahlin Sita (Natur) und sein Verehrer Hanuman (der Affengott, der den menschlichen Geist repräsentiert, der durch Hingabe zu Gott und Mantrawiederholung unter Kontrolle gebracht werden kann).

Rama lehrt durch sein persönliches Beispiel, wie man ein ideales Leben in der Welt leben kann. Er ist der vollkommene Mensch in jeder Beziehung, als Sohn, Bruder, Freund, Herrscher, Gatte, Vater. Das großartige Epos "Ramayana" des Weisen Valmiki ist die Geschichte der Inkarnation Ramas auf der Erde. Dieses Mantra ist besonders geeignet für Menschen, die sich über ihr Leben in Familie, Arbeit und Gesellschaft spiritualisieren wollen und sich sehr hohe ethische Ideale setzen.

Krishna: Om Namo Bhagavate Vasudevaya
In der Mythologie ist Krishna die achte Inkarnation Vishnus. Sein Ziel war es, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Krishna repräsentiert Freude, Heiterkeit und das Sehen von Gott in Allem. Er war auch der Lehrer der Bhagavad Gita. Dieses Mantra ist besonders geeignet für lebensfrohe und/oder hingebungsvolle Menschen.

Saguna Mantras mit weiblichen Aspekten

Durga: Om Shri Durgayai Namah
Durga repräsentiert das Ideal der mütterlichen Liebe. Durga wird reitend auf einem Tiger dargestellt, lächelnd und mit verschiedenen Waffen in den Händen. Dies symbolisiert, dass sie ihre Kinder beschützt, sie aber auch erzieht und wenn nötig zurechtweist. Sie ist die Gemahlin (der Energie-Aspekt) von Shiva. Dieses Mantra ist besonders für Menschen geeignet, die Gott als Mutter sehen oder selbst ein mütterliches Temperament haben.

Saraswati: Om Aim Saraswatyai Namah
In der Mythologie ist Saraswati die Göttin der Beredsamkeit, Weisheit, Gelehrsamkeit, Musik und der schönen Künste. Sie wird mit einem weißen Sari (indisches Gewand) und mit der Vina (Saiteninstrument) dargestellt und schaut sehr ruhig und friedlich. Sie ist die Gemahlin von Brahma, dem Schöpfer. Künstlerische und kreative Menschen werden gewöhnlich von diesem Mantra angezogen.

Lakshmi: Om Shri Maha Lakshmyai Namah
Lakshmi ist die Göttin der Schönheit, der Fülle und des Reichtums. Wie eine Mutter gibt sie alles, was die Lebewesen auf der Erde brauchen. Auf der spirituellen Ebene repräsentiert sie die Ansammlung von positiven Charaktereigenschaften sowie von Prana. Sie ist die Gemahlin von Vishnu, dem Erhalter.

Dieses Mantra ist besonders für Menschen geeignet, die Gott (die Göttin) auch in der Schönheit des manifesten Universums sehen, sowie solchen, die im Geben und Aufopfern für andere den Sinn ihres Lebens sehen.

Kali: Om Shri Mahakalikayai Namah
Kali, die schwarze Göttin, erscheint furchterregend, aber ist sanft und freundlich zu ihren Verehrern. Sie verlangt aber absolute Hingabe. Dieses Mantra ist nur für eine kleine Minderheit geeignet.

Anleitung für Japa (Wiederholung des Mantras)

Um die volle Wirkung zu entfalten, sollte das Mantra jeden Tag mindestens 20-40 Minuten in der Meditation wiederholt werden. Man sollte sich dazu entspannt und bewegungslos in einer Stellung mit gekreuzten Beinen und geradem Rücken hinsetzen. Man kann das Mantra geistig oder laut wiederholen.

Geistig ist es wirkungsvoller, jedoch kann lautes Wiederholen gerade am Anfang für die korrekte Aussprache hilfreich sein. Auch wenn der Geist schläfrig wird, kann man zu lautem Wiederholen übergehen. Eine Hilfe für die Konzentration kann das Meditieren mit einer Japa-Mala sein. Sie ist dem Rosenkranz ähnlich und hat 108 Perlen. Eine große Perle (Meru) symbolisiert das Absolute (Brahman).

Zusätzlich zur Meditation kann man das Mantra auch den ganzen Tag wiederholen, wenn der Geist nicht mit etwas anderem beschäftigt ist. Auf diese Weise können wir jede Minute für unseren spirituellen Fortschritt nutzen. Man kann das Mantra auch schreiben (Likhita Japa).

Mantra-Weihe (Mantra-Diksha)

Wenn man die richtige Aussprache kennt, kann man sich ein Mantra aussuchen und damit meditieren. Um jedoch die richtige Aussprache zu lernen, die Kraft des Mantras zu aktivieren und zum Schwingen zu bringen, kann die Mantra-Weihe hilfreich sein. In Indien erhält man die Mantra-Weihe normalerweise persönlich von seinem Guru. Wo dies im Westen nicht möglich ist, kann man von jemandem eingeweiht werden, der seit Jahren Mantras selbst wiederholt und das Ritual erlernt hat.

Man sollte sich auf die Mantra-Weihe vorbereiten: Am besten duscht oder badet man vorher und zieht saubere, vorzugsweise weiße Kleidung an. Traditionellerweise bringt man Obst, Blumen und eine Geldspende (im Umschlag) für den Einweihenden mit. Die Einweihung selbst ist bei uns ein kleines Ritual, in welcher mit Mantras die Energie Swami Sivanandas angerufen wird, mit Pulvern heiliger Pflanzen das dritte Auge stimuliert wird, das Mantra erklärt wird und in lauter und geistiger Wiederholung die Kraft des Mantras erweckt wird.

Die Mantra-Weihe ist wie das Entzünden eines Feuers. Wenn das Mantra nicht regelmäßig wiederholt wird, geht das spirituelle Feuer wieder aus. Wenn man dagegen das Mantra regelmäßig wiederholt, ist es, als ob man neues Holz auf sein spirituelles Feuer gibt, das so größer und größer wird.