Erlange Freiheit

  1. Die Wahrheit lässt sich nicht als metaphysische Einheit definieren.
  2. Wahrheit ist das, was in den 3 Zeitaltern unverändert bleibt. Das ist die vedantische Definition.
  3. Wie wurde das Unendliche endlich? Wie wurde aus dem Einen vieles? Wie kam die Sünde in die Welt? All diese Fragen sind identisch.
  4. Die Frage: „Warum hat Gott diese Welt erschaffen?“, ist unlogisch. In Gott gibt es kein ‚warum’, weil in Ihm weder Ursache noch Wirkung ist.
  5. Sat, Chit und Ananda (Sein, Wissen und Glückseligkeit) sind keine Eigenschaften von Brahman, sie sind Brahman selbst.
  6. Moksha, Befreiung, ist das letztendliche Ziel des Menschen.
  7. Moksha ist die Befreiung aus der Knechtschaft des Geistes und der Materie.
  8. Der Sinn menschlichen Lebens ist es, das Gefühl einer getrennten Persönlichkeit zu verlieren und sich in Gott aufzulösen.
  9. Leben im reinen Geist ist das einzig wirkliche ewige Leben. Deshalb lebe in deinem eigenen Atman (höheres Selbst).
  10. Wo jeder Klang aufhört, alle Farben verschwinden, alle Gedanken dahinschmelzen, wisse, da ist das Selbst oder Brahman.
  11. Absolutheit bedeutet reine  Existenz ohne Bewegung oder Veränderung.
  12. Es gibt keine Kraft, die größer ist als die der Seele, Brahma-Tejas.
  13. Gott ist die Vollendung. Spirituelle Perfektion zielt letztendlich auf diese Vollendung - die Gottesverwirklichung.
  14. Kraft, Energie ist der dynamische Aspekt der Realität. Ohne diesen Aspekt ließen sich die Vorgänge des Erschaffens, des Bewahrens und der Zerstörung nicht erklären.
  15. Das Universum ist Ausdruck der Göttlichen Kraft – Para Shakti.
  16. Es ist eine freudlose Welt, die von Veränderung, Verfall und Tod infiziert ist.
  17. Das Ego in dir, das ‚Ich’ ist der Handelnde, der Genießer, der Denker, der Empfangende.
  18. Wahrer Besitz ist der Besitz von Weisheit. Anderer Besitz verschwindet, er ist nicht von Dauer.
  19. Die höchste Kraft oder Intelligenz, die das Schicksal der Menschheit formt, ist Eins.
  20. Nach Erlangen von Weisheit gibt es keine Wiedergeburt mehr. Dies ist ein allgemeingültiges Gesetz. Für die aber, die eine Mission zu erfüllen haben, gibt es eine Wiedergeburt.
  21. Rishi Apoulantram wurde als Vyasa wiedergeboren. Sanat Kumara als Skanda. Narada und Vasishtha werden immer wieder geboren.
  22. Nichts stirbt. Alle Dinge ändern sich. Das ist die absolute Wahrheit.
  23. Angst und Sorgen werden so lange entstehen, wie es ein Gefühl von Dualität gibt.
  24. Überkomme Begriffe wie ‚Gut’ und ‚Böse’ und schaue die Wahrheit, die hinter diesen Konzepten steht.

Der Herzens-Entferner:

Eine Gruppe von hohen Bahnbeamten, allesamt Freunde von Sri D. C. Desai, einem treuen Anhänger des Meisters, wartete im Büro auf den Meister. Als dieser eintrat, begrüßten ihn alle. Einer der Beamten zeigte reges Interesse an Asanas und Pranayama.
„Ich kann fast alle Asanas ausführen, Swamiji, aber Paschimottanasana (Vorwärtsbeuge) geht doch noch über meine Grenzen.“
„Übe weiter und die Schwierigkeiten werden bald überwunden sein.“
Sogleich sprang der Offizier von seinem Stuhl, setze sich mit nach vorne gestreckten Beinen auf den Boden und ging sogleich in die Stellung.
„So weit schaffe ich es, Swamiji.“
Er beugte sich nach vorne und berührte seine Zehen.
„Wundervoll! Das sind schon 50 Prozent Erfolg und für deinen Fall schon völlig ausreichend.“
Das Thema wechselte nun zum therapeutischen Nutzen von Asanas und Pranayama. Einer der Beamten hatte hohen Blutdruck und so zeigte ihm der Meister die Atemübung Sitali. Einem anderen zeigte er Bhastrika gegen Schläfrigkeit und für grenzenlose Energie.
Ein anderer Beamter berichtete, wie ihm vor einigen Jahren alle Zähne gezogen worden seien und wie sich dies nachteilig auf seinen Gesundheitszustand ausgewirkt habe. So sei sein Sadhana gestört worden, da er nicht einmal mehr morgens früh aufstehen oder auch nur ein paar Kilometer am Stück laufen konnte.
„Mein Rat ist“, sprach der Meister, „gehe niemals zu einem Zahnarzt, es sei denn der Fall ist sehr ernst. Viele von diesen Ärzten haben eine Manie, alles zu entfernen – Zähne raus, Mandeln raus, Blinddarm raus, Lungen raus!“
„Aber die Herzen können sie noch nicht entfernen“, warf einer der Anwesenden ein.
„Das kann bis jetzt nur unser Swamiji!“, rief ein anderer und alle lachten.
„Swamiji, wie schnell und lautlos du unsere Herzen zu dir nimmst! Ich glaube, du bist der einzige Arzt der Welt, der das kann.“
Nachdem die Unterhaltung noch ein wenig weiter gegangen war, schloss der Meister: „Nun, vielen Dank an euch, ihr seid doch alle sehr beschäftigt und wollt vielleicht gehen.“
Aber bevor sie gingen, lernten sie noch einige einfache Übungen vom Meister, unter anderem die „alter-Mann-Bett-Übung“.


Licht für Frauen:

Nichts erfreute den Meister mehr, als wenn er von einem Jungen oder Mädchen erfuhr, die das Gelübde der Enthaltsamkeit ablegten und ihr Leben Gott widmeten. Dieses Mal war es Srimati Kanti aus Bareilly, die Tochter von Sri Kapur.
Erfreut begann der Meister, ihr Unterweisung zu geben.
„Engagiere dich mit ganzem Herzen und ganzer Seele im Dienst an der Menschheit. Du hast alle Talente. Sie sind Geschenke Gottes. Nutze sie in Seinem Dienst. Beteilige dich an allen Frauenbewegungen, aber verliere nicht den Kopf dabei. Lass dich nicht zu irgendetwas bekehren. Versuche immer, andere zu bekehren und sie auf den göttlichen Pfad zu bringen. Sprich mit anderen Frauen. Gib kurze, einfache Vorträge über die Wichtigkeit eines göttlichen Lebens, über Rechtschaffenheit, Reinheit, Wahrheit und Liebe. Diene allen und gewinne ihre Herzen.
Rufe die Kinder einer Gegend zusammen, erzähle ihnen gute, erklärende Geschichten und lehre sie die Grundlagen eines vollkommenen Lebens. Bringe Frauen und Kindern Asanas und Pranayama bei. Zerbrich den Käfig. Vergiss dein Geschlecht. Der Atman ist ohne Geschlecht. In dir ist unendliche Kraft. Sei bescheiden, aber mutig. Mit allen Mitteln entfalte das mütterliche, weibliche Herz, das Gott dir geschenkt hat, aber sei mutig.
Erhebe dich! Halte dir die großen Ideale von Mira, Maitreyi und Gargi vor Augen. Du wirst schließlich erstrahlen wie sie.
Schreibe spirituelle Artikel für Frauenzeitschriften. Besuche Frauentreffen und halte Vorträge. Beginne an deiner Schule. Sprich auf informelle Weise mit deinen Schülern über Gott und ein göttliches Leben. Interessiere junge Mädchen für das spirituelle Leben. Sprich mit ihnen über Ethik und Disziplin. Allmählich wird sich der Kreis erweitern. Die Menschen werden bald von deiner göttlichen Natur Kenntnis bekommen und zu dir kommen.
Parallel dazu praktiziere striktes Sadhana, um dich selbst zu formen. Dann werden alle gar nicht anders können, als dir zuzuhören.
Bleibe immer in Kontakt mit den führenden Frauen des Landes und auch denen anderer Länder. Korrespondiere mit Sri Sarojini Devi, Mira Behu, Rajkumari Amrit Kaur und anderen außerhalb Indiens. Gedankenaustausch ist eine gesunde Angewohnheit. Du wirst bald eine von ihnen werden.“

Das ganze Leben ist nur ein Schauspiel:

Ein Anhänger aus Sri Swami Sukadevanandajis Ashram war gekommen. Der Meister wusste, dass er ein guter Dramatiker war und bat sogleich, dass ihm alle Dramen, die er geschrieben hatte, gegeben würden. Mit einem sichtlichen Überströmen von Dankbarkeit begann der Anhänger die Bücher eins nach dem anderen zu überfliegen und vergaß dabei alle um ihn herum, sogar die Anwesenheit des Meister.
Es dauerte eine ganze Weile, bis seine Aufmerksamkeit von den Büchern zum Autor wechselte.
„Du hast viele wunderschöne Werke in Form von Dramen geschrieben, Swamiji.“
„Der Ruhm gebührt Gott, der alle Handlungen veranlasst“, antwortete der Meister voller Bescheidenheit.
„Swamiji, Du hast der Schauspielkunst neues Leben gegeben. Jetzt wissen die Leute, dass man sogar Schauspiele spirituell nutzen kann. Alle Vorurteile Unwissender gegen die Bühne werden verschwinden.“
Der Meister kommentierte: „Ich hatte immer das Gefühl, dass man spirituelle Wahrheiten der Öffentlichkeit in einer Form präsentieren muss, die sie am meisten schätzen können. Wenn ich feststelle, dass viele Leute ins Theater gehen, schreibe ich sofort ein Stück. Wenn ich feststelle, dass Menschen nur an Geschichten interessiert sind, schreibe ich philosophische Geschichten. Was  schadet es schließlich, ein Schauspiel aufzuführen? Tatsächlich spielen wir alle jeden Tag Hunderte von Szenen. Die ganze Welt ist ein großes Drama. Unsere wirkliche Natur ist eine Sache; unsere angenommene Natur ist dem diametral entgegengesetzt. Dieses Große Spiel des Lebens lehrt uns unzählige Lektionen. Genauso vermitteln die Stücke und Dramen den Menschen spirituelle Ideen.“

Hingabe:

Sri Mathur, der Direktor der Paramarth Bank in Rishikesh wartete früh morgens auf den Meister nahe seiner Hütte. Als der Meister herauskam, fiel Sri Mathur ihm auf dem blanken Boden zu Füßen. Er legte dem Meister ein paar Silbermünzen zu Füßen.
„Swamiji Maharaj, heute ist mein Geburtstag. Ich bin gekommen, um deinen Segen zu suchen, damit ich mich an den Weg der Rechtschaffenheit halte und an Gott denke.“
Der Meister segnete ihn und gab ihm goldenen Rat. Später sagte er über Sri Mathur:
„Mathuriji ist eine sehr fromme, edle Seele. Er muss sehr viel zu tun haben und ist doch sehr regelmäßig in seinem Sadhana. Schaut euch seine Hingabe an! Er ist den ganzen Weg von Rishikesh hergekommen. Er würde auch gern Sannyas nehmen, aber seine familiären Umstände erlauben es ihm im Moment nicht. So führt er praktisch das Leben eines Sannyasin.“

Ein Segen:

Srimati Kanta Rana aus Delhi, eine junge Verehrerin mit guten spirituellen Zügen war ein paar Tage im Ashram. Sie informierte den Meister, dass ihr Schwiegervater, ein Ingenieur in Rente, sich entschlossen hatte, ein Häuschen auf dem Ashramgelände erbauen zu lassen, um zeitweise dort zu leben. Sie hatten geplant, dass der Meister heute den Grundstein dafür legen solle.
„Das ist eine hervorragenden Idee. Nur wer tiefe spirituelle Charakterzüge hat, hat solche Neigungen. Es ist ein seltenes Streben.“
Der Meister fuhr fort: „Denke nicht, dass Du unglücklich bist, weil Du Deinen Mann verloren hast. Es ist alles Gottes Wille, und da Er unser Vater ist, ist alles, was er tut, nur zu unserem Besten. Krishna selbst sagt in der Bhagavad Gita, dass er denjenigen, die er am meisten liebt, die Zentren ihres Vergnügens nimmt. Er erzählte dir eine Geschichte. Höre zu!
Krishna und Arjuna reisten einst inkognito in eine Stadt. Sie gingen zum Haus eines Reichen und baten um etwas zu essen. Der hochmütige Mann beschimpfte sie in schlimmsten Ausdrücken, lehnte es ab, ihnen Essen zu geben und kam sogar mit einem Stock, um sie zu schlagen. Arjuna verlor fast die Beherrschung und als Krishna das bemerkte, wollte er schnell weggehen. Vorher segnete er jedoch noch den reichen Mann, dass er noch reicher werden möge mit noch viel mehr Kühen, Häusern und anderen Reichtümern. Arjuna war überrascht über dieses merkwürdige Verhalten Krishnas, sagte aber nichts.
Dann gingen sie zur Hütte eines armen Mannes. Er war mager wie ein Skelett, hatte aber große Hingabe an Gott. Als die beiden göttlichen Reisenden ihn um Essen baten, lief er sofort und brachte gute Milch – das einzig Essbare, das er gerade hatte, bat Krishna und Arjuna , sich zu setzen und bewirtete sie. Da sie verkleidet waren, konnte er sie nicht als Gott erkennen.
Der arme Mann sagte: „Bhagavan, wie gesegnet bin ich, Euren Darshan (Präsenz, Erscheinung) zu haben! Ihr scheint große Verehrer Gottes zu sein. Befehlt! Was soll ich für Euch tun?“
Krishna verstand die spirituelle Sehnsucht seines Herzens. Er schaute sich um und stellte fest, dass sein einziger Besitz eine Kuh war. Als er das Haus verließ, sprach Krishna einen Fluch: „Möge die Kuh sterben !“
Arjuna wurde wütend bei dieser abscheulichen Tat Gottes selbst.
„Was! Du verfluchst den armen Mann, der uns so liebevoll bewirtet hat und segnest den hochmütigen Verbrecher, der uns beschimpft hat. Was für eine Ungerechtigkeit!“
Krishna antwortete: „Mein lieber Arjuna, sei ruhig. Dieser arme Mensch ist ein großer Anhänger von Mir (Gott). Ich liebe ihn ebenfalls sehr. Die Kuh ist das einzige, woran er hängt. Wenn sie nicht mehr ist, wird er sich ganz Mir hingeben und bald Moksha (Befreiung) erlangen. Der Reiche hingegen wird seine Reichtümer plötzlich vermehrt finden. Das wird seinen Egoismus, seine Bindung und seinen Sorgen noch erhöhen!“
Der Meister fuhr fort: „Deshalb sollte man sich immer freuen, wenn einem Dinge, die einem Vergnügen bereiten, genommen werden. Dadurch wird man frei, den ganzen Tag Sadhana zu praktizieren. Dein Schwiegervater ist ein guter Aspirant. Er hat sich vom öffentlichen Leben zurückgezogen. Warum sollte er sich weiterhin belasten? Er kann genauso gut seine Tage friedvoll in stiller Kontemplation am Gangesufer verbringen. Abgeschiedenheit allein gibt dir ewigen Frieden und Freude. Genug mit Freunden und Verwandten! Wenn du in Delhi bleibst, gibt es viele Störungen, selbst wenn du spirituelle Neigungen hast. Hier kannst du ungestört bleiben.“
Als Srimati Kanta Rana gegangen war, sprach der Meister zu den Schülern über Rentner: „Sie können ihre ganze Zeit dem Sadhana widmen. Wie wenige von ihnen tun das! Shri Shroff ist ein guter Aspirant. Er ist ein geistiger Sannyasin, so wie Srimati Kanta eine geistige Sannyasini ist. Es gibt eine andere Art geistiger Sannyasins. Sie schwelgen in großartigen Reden und diskutieren über Vedanta und hohe Philosophie. Sie singen, tanzen und wiederholen Mantras, aber du wirst schnell mit ihrer Hohlheit konfrontiert, wenn du sie bittest: Maharaj, du hast 5.000 Rupies. Bitte spende 1.000 dem Ashram; er braucht es! Sie werden sich nicht von einem einzigen Cent trennen. Das ist der Typ heuchlerischer geistiger Sannyasins.
Aber Shri Shroff ist nicht so. Er möchte ein Haus im Ashram bauen mit dem ausdrücklichen Ziel, die Divine Life Society das Gebäude nutzen zu lassen, wann immer er es nicht selbst benutzt.“

Wahrer Geist des Dienens:

Sobald der Meister das Büro betreten hatte, fragte er Swami Vishnu: „Vishnuji, warst du heute morgen bei Shroff uns hast ihn Asanas gelehrt?“
„Ja, Swamiji.“
„Das ist gut. Manche ältere Leute haben vielleicht eine gewisse Scheu, mit anderen Asanas zu praktizieren. Sie denken vielleicht, sie könnten im Kopfstand umkippen und andere würden darüber lachen. Deshalb kommen sie nicht in die Yogastunde. Um ihnen zu helfen, solltest du zu ihnen in ihre Räume gehen und ihnen Asanas beibringen. Das ist der wirkliche Geist des Dienens.
Ein anderer wichtiger Punkt ist, nicht gleich wegzugehen, sobald die Asanapraxis vorbei ist. Wiederhole erst ein paar Minuten ein Mantra und meditiere ein paar Minuten. Wiederhole auch die Shanti-Mantras und verlasse dann den Ort. So wird selbst die Yogastunde zu einer Stunde für ganzheitlichen Yoga. Die Wirkungen einer solchen Asanastunde werden viel anhaltender sein.“

Den Grundstein legen:

Außer einem einzigen Maurer, der dort arbeitete, war der Meister der erste, der zur Grundsteinlegung von Shri Shroffs Haus erschien. Er gab sofort Anweisungen, was für die Einweihung nötig war und aus dem Tempel geholt werden sollte und schickte auch nach ein paar Leuten, die an der Zeremonie teilnehmen sollten.
Einer nach dem anderen kam an. Als Shri Shroff kam, führte ihn der Meister ein Stück den Hügel hinauf, um die Grube anzuschauen, die dort gegraben war. „Ist das ausreichend? Wäre es nicht besser, es etwas tiefer auszuheben?“
Shri Shroff war derselben Meinung. Sofort begann der Maurer seine Arbeit von neuem. Das hätte schon vorher gemacht werden können.
Swami Chidanandaji begann, Kirtan anzuleiten.
„Heute“, begann der Meister, „ist der besonders segensreiche Tag des Vollmonds. Es ist ein gesegneter Tag, der uns an die Natur Gottes erinnert – Brahman, unser eigenes Selbst. Brahman ist vol und unendlich. Es ist nicht teilweise. Es ist eine einzige Existenz, ungeteilt und vol. Daran erinnert uns der Vollmond. An den anderen Tagen ist der Mond nur teilweise sichtbar. Heute hat der Mond 16 Strahlen. Das ist nicht der Fall an Neumond, welches eher ein Tag der Unwissenheit und Trägheit ist. Heute ist der Vollmondtag voller Licht und Wonne. An diesem glücksverheißenden Tag legen wir den Grundstein für ein Haus als Rückzugsort, das Shri Shroff  aus Delhi hier erbauen lässt. Er ist Ingenieur in Rente und möchte den Rest seines Lebens in Abgeschiedenheit hier in Rishikesh verbringen in göttlicher Versenkung und in der Praxis von Yoga. Er und Srimati Kanta Rani, eine weitere erhabene Seele, die sehr daran interessiert ist, den unerschöpflichen Reichtum des Namens Gottes und der Hingabe zu Seinen Lotosfüßen zu erwerben, wollen hier an diesem heiligen Ort intensiv praktizieren, um das Ziel des Lebens zu erreichen.
Dieses Ziel des Lebens ist Gottverwirklichung. Nichts anderes hat echten Nutzen. Der Mensch verliert sich im Glitzern materieller Vergnügen. Sinnliches Genießen kann kein dauerhaftes Glück schenken. Selbst wenn man ein Dutzend Bungalows besitzt, 20 Autos, ein paar Millionen Rupien auf der Bank und ein Heer von Bediensteten, selbst wenn man eine schöne Frau und viele Kinder hat – wenn man alle materiellen Genüsse hat, die die Welt bieten kann – erlangt man nicht jenen höchsten Frieden, der nur durch Selbstverwirklichung kommt. Nur im Selbst allein ist tiefer, anhaltender Frieden. Lass dich nicht von diesen äußeren Objekten täuschen. Wenn die Bank Konkurs macht, weinst du. Je mehr Reichtum, desto mehr Sorgen. Mit der Erfüllung der Wünsche vervielfältigen sich diese. Du kannst sie niemals ausrotten, indem du sie nährst. Nur wenn du wunschlos bist, kannst du Frieden haben.
Die Himalaya-Berge repräsentieren eine Form Gottes. ´Unter den Bergen bin Ich der Himalaya´, sagt Krishna in der Bhagavad Gita. Schaut Euch diese gigantische Manifestation Gottes an. Und Er hat auch gesagt: ´Unter den Flüssen bin Ich der Ganges.´ Was wollt ihr mehr? Der Himalaya ist unser Vater und Ganga unsere Mutter. Es ist ein großer Segen, am Fuß des Himalaya zu leben und ein Bad im Ganges zu nehmen. Im Himalaya haben große Heilige uns Weise seit undenklichen Zeiten Askese praktiziert und Gott verwirklicht. Die reinen, heiligen Schwingungen dieser Weisen sind hier immer gegenwärtig.
Shri Shroff und Srimati Kanta sind wirklich gesegnete Seelen. Sie haben sich richtig entschieden. Sie haben die Nichtigkeit der Welt erkannt. Ihr Beispiel sollte anderen die Augen öffnen. Heutzutage hängen selbst Rentner an ihren Familien und Verwandten. Sie hängen an ihren Besitztümern und ihrem Wohlstand. Sie sind habgierig und möchten irgendwo in private Dienste treten, um noch mehr Geld zu verdienen. Selbst wenn sie ihr Leben lang in dieser weltlichen Existenz gelitten haben, erkennen sie nicht den Ernst der Situation; sie erkennen nicht die Bedeutung eines göttlichen Lebens. Jeder Rentner sollte Sri Shroffs Beispiel folgen und sich in die Abgeschiedenheit zurückziehen. Deshalb haben unser Vorfahren den Vanaprashtha Ashrama (3. Lebensstadium, nach Jugend und Familien-/ Berufsleben, wo man sich vom aktiven Leben zurückzieht und spirituell praktiziert). Ohne an Familie, Besitz und Wohlstand zu hängen soll sich der Mensch dann in einen Wald zurückziehen und spirituell praktizieren. Dabei soll er Sravana, Manana und Nididhyasana (die 3 Übungsmethoden des Jnana Yoga: über die höchsten Wahrheit hören bzw. lesen, darüber nachdenken und tief meditieren) üben und schließlich in Sannyas (Entsagung, Mönchsstand) eintreten und das Ziel des Lebens verwirklichen. Ohne Verzicht auf Vergnügen, Selbstsucht und Egoismus ist noch nie etwas Großartiges und der Mühe Wertes entstanden.
Möge Gott Shri Shroff und Srimati Kanta mit Gesundheit, einem langen Leben, Frieden, Wohlergehen und Befreiung segnen! Möge Gott ihre Herzen erleuchten! Möge Er euch alle segnen! Möget ihr alle Gottverwirklichung noch in diesem Leben erreichen! Möget ihr alle noch in diesem Leben als befreite Weise erstrahlen! Om.“


Ausgewogenheit bei der Ernährung:

Sri K. S. Venkataramani wollte wissen, ob Brahma-Buti nützlich für ihn wäre.
„Ja, es ist sehr gut. Weiche über Nacht Mandeln in Wasser ein, zieh die Haut ab, mache eine Paste daraus und nimm sie zusammen mit Brahma-Buti am Morgen ein. Bereite eine Limonade und trinke sie zum Beispiel nach deinem Morgenkaffee.“
„Swamiji, ich dachte es als Ersatz für Kaffee, auf den ich ganz verzichten will.“
„Nein, nein. Du brauchst nicht auf Kaffee zu verzichten. Er ist notwendig für Hirnarbeiter wie dich. Das Verbot gilt nur für die, die jeden Tag kannenweise Kaffee trinken. Achte immer auf Ausgewogenheit in der Ernährung. Dann wird alles, was du isst, egal was, sattwig sein.“

Tapo Bhumi („Die Ebene der Askese“):

Sri Lakshminarayana Sastrigal und seine Schwester kamen ins Büro und verneigten sich vor dem Meister. Nachdem er sich nach ihrer Gesundheit und ihrem Wohlergehen erkundigt hatte und ob sie ihren Morgenkaffee gehabt hatten, sagte der Meister: „Badet in heißem Wasser. Es ist heute ziemlich kalt und noch dazu bewölkt.“
Lächelnd sagte Sri Lakshmi Ammal: „Swamiji, sollen wir ein heißes Bad am Gangesufer nehmen? Aber das Gangeswasser ist wirklich sehr kalt, sonst würden wir unser Bad früher am Morgen nehmen, so wie wir es in Südindien gewöhnlich tun.“
„Das ist etwas ganz anderes. Uttarkhand (die Provinz, in der Rishikesh liegt) ist Tapo Bhumi (tapas = Askese, bhumi = Erde). Die Praktiken von Südindien gelten nicht für die, die hier leben. Das Leben hier als solches ist reinigend für die Seele und ein Leben der Askese. Die Atmosphäre selbst badet uns ständig in einem spirituellen Jnana (Weisheit) – Ganges.“
Nach einer Pause setzte der Meister humorvoll hinzu: „Wisst ihr, dass Sukadeva (Weiser, lebte vor ca. 4000 Jahren) sich nicht einmal die Zähne geputzt hat, als er sich in den Wäldern des Himalaya aufhielt? Er kaufte erst Zahnpasta, als er in Delhi ankam!“
Das Ergebnis war ein Riesengelächter.

Der traditionelle Prozess:

Die Morgenvorlesung an der Yoga Universität war gerade vorbei.
„Atmaramji“, rief der Meister, „machst du dir Notizen von diesen Vorlesungen?“
„Nein, Swamiji.“
„Siehst du, das ist der Fehler. Wissen zu erwerben ist nicht so einfach. Siehe, wie viel wunderbare Punkte Swami Chidanandaji, Sivanarayanji und andere angesprochen haben. Um Wissen zu erwerben, haben die Rishis (Seher, Weise) den dreifachen Prozess des Zuhörens, des Nachdenkens und der Meditation gelehrt. Wenn du etwas eine Minute lang hörst, solltest du zehn Minuten über dasselbe Thema nachdenken und hundert Minuten darüber meditieren. Im Lauf der Zeit wirst du die Ideen verinnerlichen. Bei diesen Vorträgen nur zu nicken, bringt keinen Nutzen. Außerdem wirst du aufmerksamer zuhören, wenn du dir angewöhnst, die Vorträge schriftlich festzuhalten. Ansonsten entsteht eine Neigung, während der Vorträge einzudösen. Selbst heute noch bin ich Schüler. Ich höre den Vorträgen, die hier gehalten werden, aufmerksam zu, dann gehe ich in mein Zimmer, denke darüber nach und schreibe meine Artikel.“
Er wandte sich anderen zu und sagte: „Atmaraji wird auch Vorträge während der morgendlichen Stunden halten. Habt ihr die wunderbare Vorführung, die „Parade des Arztes“ neulich gesehen? Sie war voller Humor und hat herzhaftes Gelächter ausgelöst. Er hat einen brillanten Intellekt und ist voller Eifer und beständigem Bemühen bei dem, was er unternimmt.
Jeder sollte Vorträge geben. Keshavji wird nachher über Vedanta sprechen, Vishnu Swami über Asanas und Hatha Yoga. Jeder hat alle Fähigkeiten verborgen in sich. Ihr solltet alle versuchen, die Talente zu entfalten und sie zu entwickeln. Hier im Ashram habt ihr den vollsten Spielraum dazu.
Balan Swamiji, du solltest alle Yogas umfassend verstehen. Wenn du nach Shivaratri gehst und deinen ersten Versuch als Wandermönch machst, kannst du es nicht vermeiden, dass Menschen zu dir kommen und dir alle möglichen Fragen stellen, auch wenn du nicht aktiv auftrittst.
Der Eine wird dich um Unterweisung in Hingabe bitten, ein anderer vielleicht über Vedanta. Ein anderer mag es mit den Upanishaden (metaphysischer Teil der Veden, der ältesten indischen Schriften) haben. Du kannst diese persönlichen Gespräche nicht vermeiden. Und selbst diese sind genauso wichtig wie Vorträge auf der Bühne. Nach dem Kurs wirst du für alle Bereiche der Yoga University verantwortlich sein, bis du zu deiner großen Pilgertour aufbrichst. Dafür kann jeweils ein halbstündiger Vortrag arrangiert werden. Lies ein paar Bücher, denke zehn Minuten über das Thema nach, schreibe dir ein paar Punkte auf und gib Vorträge darüber. Es ist ganz einfach.
Keshavji, Vishnu Swamiji und Dasarathji sollten alle im Vortragen geschult werden. Wenn du einen Vortrag hältst, sollte jedes Wort klar hörbar sein. Die Tonlage sollte klar, frei und wirkungsvoll sein. Die Zuhörer sollten jedes Wort hören können. Nur dann wird es einen tiefen Eindruck bei den Hörern hinterlassen.
Du kannst ein paar der englischen Lieder aus meinem Buch „Inspiring Songs“ auswendig lernen. Merke dir, wie verschieden Ideen in einem Lied in der „Hare Rama“ – Melodie zusammengefasst sind. Selbst wenn du keine Vorträge hältst, werden die Leute begeistert sein, wenn du dieses eine Lied singst. Studiere die Gita, Upanishaden, Brahma Sutras, Bhagavata und Ramayana und nimm die Ideen, die darin enthalten sind, auf. Du solltest ein versierter Kenner dieser Texte werden.“

Spirituelle Eindrücke:

Chidanandajis Morgenvortrag war über Raja Yoga. Der Meister hatte das Gefühl, dass auch Besucher den Nutzen haben sollten, diesem Vortrag zuzuhören. Er schickte Swami Vishnu, um sie zu holen.
(Sthanu Subramania Iyer, der am Fuß des Hügels nahe des Gangesufers untergebracht war, kam sofort zur Bhajanhalle herauf, um an der Stunde teilzunehmen. Aber R.N., der ganz in der Nähe der Bhajanhalle wohnte, erschien nicht, selbst nachdem man ihm Bescheid gesagt hatte.
Dieses besondere Benehmen kommentierte der Meister: „Alles hängt von den inneren Eindrücken ab, mit denen jeder Mensch geboren wird. Jemand voller schlechter Eindrücke wird den Satsang (spirituelles Beisammensein) nicht so genießen wie jemand anderes, der mit guten Eindrücken geboren wurde. Ein Verehrer mit spirituellen Eindrücken wird nach Satsang dürsten und zu Orten eilen, wo er abgehalten wird. Aber jemand ohne diese Eindrücke wird die Teilnahme versäumen, selbst wenn der Satsang gleich nebenan ist.
Solche Tugenden sind das Ergebnis langer und mühsamer Kultivierung. Eine göttliche Eigenschaft ist in einem Menschen voll entwickelt als Ergebnis geduldiger Anstrengung in mehreren Leben. Die Tatsache, dass Sri R.N. überhaupt hier ist, zeigt, dass er gute Eindrücke hat. Im Laufe der Zeit werden sie stärker werden und dann wird er auch gern am Satsang teilnehmen.“

Acharyajis Geburtstag:

Es war der 87ste Geburtstag von Sri Raghavacharyaji, dem Gründer des Sri Darshana Maha Vidyalaya, einer Institution in der Nähe des Sivananda Ashrams. Der Meister war eingeladen und ging zum Vidyalaya hinauf mit Obst und anderen Geschenken.
Als er in die Nähe des Ortes kam, eilten ihm Sri Raghavacharyaji, Sri Vishnu Dutt Sastriji und andere entgegen, um ihn zu begrüßen. Als er das bemerkte, sagte der Meister: „Bemühe dich nicht, Maharaj. Ich gehöre zu allen. Diese Ehrung ist daher überflüssig.“
Dann hielt der Meister eine inspirierende Ansprache. Nachdem er genau die Verdienste von Sri Raghavacharyaji in der Verbreitung von Wissen über Sanskrit und die Darshanas (ind. Philosophiesysteme) beschrieben hatte, meinte er, die Schüler sollten sich zusammentun und einen kurzen Abriss seines Lebens herausbringen.
„Das ist eure Pflicht und die Pflicht aller Schüler von Sri Raghavarcharyaji Maharaj. Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Ihr solltet alle sofort damit beginnen.“
Dann leitete der Meister das bekannte „Ram“ –Lied an. Er erklärte, wie sein „Ram“ in gewisser Hinsicht sogar das Singen von „Om“ übertraf.
„Om“ ist Nirguna (abstrakt, ohne Eigenschaften), „Ram“ ist Saguna (mit Eigenschaften). Singt Ram. Es ist sogar noch inspirierender. Ihr werdet sehr schnell in Bhav Samadhi (überbewusster Zustand aus Hingabe) kommen. Es wird euch Frieden und Freude verleihen.“
Der Meister lehrte sie den Ram-Nam-Kirtan. „Er ist einzigartig. Wiederholt ´Ram Ram Ram´ schnell. Das ist sehr wirkungsvoll, um negativen Gedanken entgegen zu wirken. Ihr erlangt schnell Frieden. Nicht nur das; das schnelle Singen von „Ram“ führt auch automatisch zum Aussetzen des Atems und das trägt sehr viel dazu bei, die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Es ist auch eine machtvolle Übung. Sie erhöht das Verdauungsfeuer. Ihr werdet euer Essen gut verdauen können. Das ist eine Allround-Übung für euch alle, ihr Schüler von Sri Raghavacharyaji.“
Der Meister sah dann ein paar Bücher in einer Ecke liegen. Er machte sofort einen der Angehörigen des Vidyalaya darauf aufmerksam. „Bitte bewahrt diese Bücher richtig auf. Sie sind sehr kostbar. Sie sind wertvoller als unser Leben. Bindet sie in gutes Papier ein und bewahrt sie sicher auf. Ich werde Keshavji bitten, euch dabei zu helfen.“

Die Übung von Japa Yoga:

Ein Besucher wollte wissen, welche Regeln einzuhalten sind, um ein Puruscharana (Wiederholung eines Mantras 100.000 Mal pro Silbe des Mantras) durchzuführen. Er wollte Puruscharana mit dem Om Namah Shivaya Mantra machen. Der Meister erklärte ihm die wichtigen Punkte.
„Swamiji, ich weiß nicht, ob ich jeden Tag soviel Zeit dafür nehmen kann.“
„Das macht nichts. Wiederhole das Mantra etwa zwei Stunden morgens und zwei Stunden abends. Aber versäume deswegen nicht die Morgen- und Abendsatsangs. Setze dich hin, bete zu Gott und dann beginne mit deinem Japa. Wiederhole das Mantra langsam. Am ersten Tag stelle eine Uhr neben dich und stelle so fest, wie viel Mal du das Mantra in einer gewissen Zeit wiederholst. Danach brauchst du die Anzahl der Mantrawiederholungen nicht mehr mit der Mala (Gebetskette) zu zählen. Angenommen, du stellst fest, dass du in einer Stunde 30 Malas Japa gemacht hast, dann rechnest du die Anzahl der Malas aus, die du täglich wiederholst in der Zeit, die du dafür nimmst. Das verhindert Ablenkung durch Zählen.“
„Wie viele Malas soll ich Japa machen, Swamiji?“

Beherrschung von Emotionen:

„Satyanandaji, in den letzten Tagen kommst du nicht zum Morgensatsang. Ich glaube, allmählich wirst du zum ´Alasyanand`. Siehst du, ich komme aus meiner Hütte, die am weitesten von der Bhajanhalle entfernt ist, aber du bist nicht in der Lage, halb so weit zu gehen! Es macht nichts Du hast schon unsterblichen Ruhm erworben durch deine brillanten Vorlesungen, anregenden Lieder und Schauspiele. Hast du den Artikel abgeschrieben?

Er ist ein Meisterwerk. Du hast ein enormes Gehirn. Obwohl du wie ein kleiner Junge aussiehst, hast du deine intellektuellen Fähigkeiten sehr gut entwickelt. Versuche ein bisschen zuzunehmen. Dann wirst du eine sehr beeindruckende Gestalt bekommen. Was ist das? Du hast nicht mal einen Bart? Lee dir wenigstens einen falschen zu! Dann, mit dem entsprechenden pompösen Gewand, wirst du wie ein Maharaja aussehen. Du wirst dann ein eigenes erstklassiges Büro aufmachen. Du wirst mehr wie ein Marwari-Geschäftsmann aussehen, wenn du an deinem Schreibtisch sitzt. Sehr gut, das ist auch notwendig.“

Es war ein wunderbares Gespräch des Meisters – heiß und kalt gleichzeitig. Satyanandajis Gesichtsausdruck spiegelte alles wider, was der Meister sagte – einen Moment Lob und im nächsten Moment auf einen Fehler hinweisend. Das war die subtile Weise des Meisters zu lehren.

Die ärgerliche Seite des Meisters:

Der Meister traf einen der Ashrambewohner am Straßenrand, der den Morgensatsang geschwänzt hatte.
„Warum kommst du nicht mehr zum Morgen- und auch nicht zum Abendsatsang? Denkst du, du wirst ein Pandit (Sanskritgelehrter), indem du ein paar Sanskritlektionen paukst?“
Der Meister wandte sich an die anderen Schüler, die dabei waren und fuhr fort: „Solche Leute sollten wir nicht im Ashram behalten. Die Arbeit ist mir da egal. Notfalls kann die Arbeit mit Hilfe bezahlter Kräfte erledigt werden. „
Und, sich wieder an den Betreffenden wendend: „Zu was für einer Art Sadhu wirst du dich entwickeln? Du wirst ein undisziplinierter Mensch werden. Wer sich nicht an Disziplin hält, ist der schlimmste Verbrecher. Darüber hinaus, denke an deinen großen Verlust. Ich versäume nie einen Satsang. Ich gehe mit der Einstellung eines Schülers hin, immer bereit, zu lernen. Aber du meinst, dass du schon alles gelernt hast. Wie schade!“
Der Junge ließ vor Scham den Kopf hängen und schlich davon. Die Stimmung des Meisters änderte sich ebenfalls und er wurde wieder sanft.

Die Wurzel von Depression:

Sri A. stand vor dem Meister und schaute melancholisch zur Decke. Die Hatha Yoga Stunde der Yoga Forest Academy war gerade zu Ende und der Meister sprach über strahlende Gesundheit.
„Warum bist du, so ein junger Brahmachari (Schüler mit Enthaltsamkeitsgelübde) so mürrisch? Sei glücklich und fröhlich. Ich habe dich tatsächlich noch nie lachen oder einmal eine glückliche Stimmung ausdrücken sehen!“
Sri. A. schwieg. Nach einer kleinen Pause fuhr der Meister fort: „Du versteckst oder unterdrückst offensichtlich etwas. Diese Melancholie ist das Ergebnis davon. Sei offen und ehrlich. Lass das Geheimnis heraus. Dann wirst du glücklich und friedvoll sein. Nichts wird dich je beunruhigen. Ein junger Mann in deinem Alter sollte immer lebhaft und aktiv sein und vor Freude und Fröhlichkeit überströmen. Ich habe noch nie einen jungen Menschen gesehen, der immer schwermütig ist.
Es zeigt, dass du nicht aus wirklicher Leidenschaftslosigkeit hierher gekommen bist. Wenn es so wäre, wärst du sofort bei deiner Ankunft hier voller Freude und Frieden gewesen, denn hier gibt es keine Sorge, die dich beunruhigt, keine Verpflichtungen, die dich bedrücken, keine Furcht, die dich erschreckt, keine Alpträume, überhaupt nichts, was dich je depressiv machen könnte. Nur wenn jemand von zu Hause wegläuft, nachdem er sich einem Ashram angeschlossen hat, ist er deprimiert. Selbst diese Art von Leidenschaftslosigkeit ist gut; aber du solltest nicht über die Vergangenheit brüten und so auch deine Zukunft verderben. Arbeite, arbeite hart. Interessiere dich wirklich für die Arbeit. Versuche, dich immer mit irgendeiner nützlichen Aktivität zu beschäftigen. Du musst deine Finger in jeder Art von Dienst haben. Du musst regelmäßig zum Tempel gehen, dich vor Gott verneigen und seine Verzeihung erbitten für welche Fehler auch immer du vielleicht begangen haben magst. Es schadet nichts, mir zu erzählten, was das Geheimnis ist. Das wird in gewisser Hinsicht die Handlung sühnen und den geistigen Druck erheblich lindern. Jeder hat ein Geheimnis, das er versteckt. Es gibt keinen Einziger auf der Welt, der kühn behaupten kann, nie gesündigt zu haben. Aber Kirtan, Japa, Meditation, Selbstbefragung, Dienst und Hingabe an Gott werden alle Sünden und Fehler verbrennen.
Jetzt erheitere dich! Sei tapfer, glücklich, friedvoll und fröhlich. Nichts wird dir je geschehen.“

Belebung in ein paar Sekunden:

In der Morgenstunde demonstrierte Vishnu Swami Bhastrika Pranayama (energetisierende Atemübung) und erklärte die Technik.
Der Meister sagte: „Dieses Pranayama ist eine große Hilfe für Aspiranten. Es hat unzählige Vorteile. Der Geist lässt sich während der Meditation leichter konzentrieren, wenn ihr ein oder zwei Runden Bhastrika übt.  Mit Hilfe dieser Übung könnt ihr wirkungsvoll Schläfrigkeit und Trägheit während der Meditation vertreiben. Dann braucht ihr keinen Tee oder Kaffee. Die Lungen werden tiefgreifend trainiert und durchflutet. Sie ist ein sicheres Heilmittel bei Asthma und erhöht die Verdauungskraft. In wenigen Augenblicken werden der gesamte Körper und Geist revitalisiert. An kalten Orten praktiziert ein paar Runden kräftiges Bhastrika. Selbst ohne Decken werdet ihr euch recht angenehm fühlen. Das Pranayama wird Wärme im Körper hervorrufen. Padmasana (Lotossitz) ist die beste Stellung, um Bhastrika und Kapalabhati zu praktizieren.
Bhastrika ist Kapalabhati (Schnellatmung) sehr ähnlich. Bei letzterem wird der Atem automatisch durch Anspannen und Loslassen der Bauchmuskeln reguliert. Wenn der Bauch eingezogen ist, wird das Zwerchfell nach oben gedrückt und die Ausatmung geschieht von selbst über die Lungen. Genauso, wenn die Bauchmuskeln sich entspannen, geht das Zwerchfell nach unten, schafft ein Vakuum in den Lungen und die Einatmung erfolgt automatisch. Man braucht nicht besonders auf die Atmung zu achten. Beim Bhastrika Pranayama atmet man jedoch bewusst. Forcierte Atemstöße sind für diese Übung charakteristisch. Die Nasenlöcher, Bronchien und Lungen werden tiefgreifend gereinigt. Man legt besonderen Wert auf starkes Ausatmen. Tiefe Einatmung erfolgt unausweichlich. Die Einatmung sollte sanft, kurz und automatisch sein und nur so viel sollte eingeatmet werden, dass es ausreicht für die nächste kraftvolle Ausatmung. Zum Schluss atmet man lange, sanft und vollständig ein, hält dann den Atem lange an und atmet dann vollständig aus. Die maximale Anzahl Atemstöße pro Runde ist zwanzig und es wird geraten, nur die Runden pro Sitzung zu machen. Bei Kapalabhati können die Ausatmungen bis zu hundert Mal auf einmal ausgeweitet werden. Ihr solltet euch alle merken, jedem Asthmatiker, den ihr trefft, Bhastrika beizubringen. Ihr werdet ihm einen großen Dienst erweisen. Ihr solltet allen, die ihr trefft, diese Atemübung zeigen und so euer Herz reinigen.“