Wie man die Täuschung überwindet

  1. Das, was die Substanz des Universums bildet, was frei ist von Geburt und Tod, das ist Brahman.
  2. Brahman ist die Substanz des begrenzten menschlichen Bewusstseins. Das reine Brahman ist die Leinwand, die Welt ist das Gemälde darauf.
  3. Verwechsle nicht das absolute Bewusstsein mit dem individuellen Ich-Bewusstsein.
  4. Identifiziere dich nicht mit diesem vorübergehenden Schauspiel. In deiner wahren Natur bleibst du davon unberührt.
  5. Die Welt ist eine Illusion. In Wahrheit gibt es weder Ursache noch Wirkung.
  6. Jeden Tag sterben Menschen und dennoch glaubt der Mensch, dass er nie sterben wird. Das ist Maya.
  7. Durch die Kraft von Maya ignoriert der Mensch die Lehren, die ihm das Leben erteilt, klammert sich an das irdische Dasein und weint schrecklich am Ende.
  8. Maya verwüstet den Geist. Wenn du die Natur von Maya vollständig begreifst, wirst du unbeeinflusst bleiben von ihrer täuschenden Kraft.
  9. Die Wirkung von Maya ist subtil aber stark. Brich diese Macht durch unaufhörliches Befragen, Unterscheiden und Meditation.
  10. Unwirklichkeit ist ein Phänomen, das aufhört zu existieren, sobald die Wahrheit erkannt wird.
  11. Du kannst dich nur aus den Fesseln von Maya befreien, wenn du erkennst, dass du eins mit Brahman bist.
  12. Die Wahrheit zu erkennen, die allen Erscheinungen zugrunde liegt, ist Weisheit. Du wirst dann in dir das Schönste des Schönen sehen.
  13. Wenn die Erkenntnis des Atman einmal erlangt worden ist, wird der Kreislauf von Geburt und Tod gebrochen und zu einem Ende gebracht. Dann gibt es keinen Schmerz und keine Sorgen mehr.
  14. Reiße diesen kleinen Schleier des Unwissens herunter. Komm heraus aus diesem Käfig des Fleisches. Tat Twam Asi – Das bist Du.
  15. Wach auf aus dem Schlummer der Unkenntnis. Brülle Om, Om, Om.
  16. Meditiere auf den unsterblichen, aus sich selbst heraus strahlenden Atman und erkenne den atmischen Glanz.
  17. Meditiere, erreiche das Ziel der Vollkommenheit, dein eigentliches Selbst.
  18. Vedanta bedeutet nicht Abgeschiedenheit vom Leben. Vedanta ist eine Lebensweise.
  19. Die Erfahrungen im Wachzustand und die im Traumzustand widersprechen sich.
  20. Der Zustand des unbeteiligten Zeugen oder Turiya ist der einzig wirkliche.

Ein weiches Herz:

Dr. X kam, um sich vom Meister zu verabschieden, da sie an diesem Tag abreiste. Der Meister hatte ein langes Gespräch mit ihr über ihre Arbeit im Krankenhaus und andere Dinge. Er war voll Bewunderung für ihren Einsatz, ihre Fachkenntnisse und Fähigkeiten. Sie war eine Expertin in Chirurgie.
Auf einmal sagte der Meister mit einem Lächeln: „Dann musst du ein hartes Herz haben. So wie Swami Paramananda gibt es Menschen, die nie in ihrem Leben Chirurgen werden könnten. Er wird in Ohnmacht fallen, wenn er einen Tropfen Blut sieht.“

Eine Aspirantin in der Stille:

Als die Ärztin gegangen war, sagte der Meister: „O Sridhara Swamiji! Diese Ärztin ist eine sehr fleißige Aspirantin. Sie schreibt mir nur sehr selten. Aber im Verborgenen übt sie wunderbares Sadhana. Sie hat sehr regelmäßig Mantras geschrieben. Sieh dir diese dicken Bücher mit Mantras an! Und sie hat ohne viel darüber zu reden ihr spirituelles Tagebuch geführt. Mit wie viel Demut sie diese Tagebücher auf meinen Tisch gelegt hat. Sie hat auch ein sehr gutes Herz. Sogar während ihres Aufenthalts hier hat sie hervorragende Arbeit geleistet und Sureshs Leben gerettet.

Verteilung von Brot:

Der Meister setzte sich auf seinen Stuhl, nach einer atemberaubenden Viertelstunde, während der er einem verirrten Brotverkäufer geholfen hatte, seine Last loszuwerden. Jeder, den der Meister erblickte, bekam einen Laib Brot, andere wurden in Abwesenheit bedient. Insgesamt wurden beinahe 50 Laibe verteilt.
„Padmanabhan Swamiji, bezahle den Brotverkäufer.“
„Swamiji, der Besucher aus Ambala hat die gesamte Rechnung bezahlt“, antwortete Padmanabhan.
„Wer? Dwaraka Singji?“
Padmanabhan Swamiji nickte.
Dwaraka Singji war eine der Personen, die vom Meister mit dem Brot-Prasad gesegnet worden waren. Er war einer der letzten, die eins bekommen hatten. Sofort nachdem er ihm ein Brot gegeben hatte, war der Meister in sein Büro gegangen. Bevor Sri Padmanabhan dem Verkäufer das Geld bringen konnte, hatte Dwaraka nach dem Betrag gefragt, bezahlt und den Verkäufer verabschiedet.
Einer der Schüler war etwas verärgert über das Schweigen des Meisters, der nicht einmal eine kleine Bemerkung darüber gemacht hatte. Sogar als Dwaraka kam, um seinen Segen zu erhalten, wurde kein einziges Wort darüber zwischen ihm und dem Meister gewechselt.
„Durch das Geschenk eines Brotlaibes wurden 50 Laibe bezahlt, Swamiji“, bemerkte der Schüler vorsichtig.
„Wie das?“, fragte der Meister.
„Swamiji, Dwaraka Singji ist eine edle Seele und hat einen wohltätigen Charakter. Aber er hätte nicht erfahren, dass wir dem Brotverkäufer Geld schuldeten, wenn Swamiji ihm nicht auch einen Laib geschenkt hätte. Er hätte den Verkäufer am Straßenrand vielleicht einfach nicht bemerkt. Und Swamijis freigiebiges Wesen scheint ansteckend zu wirken, vor allem auf reine, edle Seelen. Das hat ihn vielleicht dazu bewogen, den Brotverkäufer sofort und ohne Umschweife zu bezahlen.“
Der Meister lächelte nur und der Schüler fuhr fort: „Swamiji, ich glaube, das ist das Geheimnis von Swamijis großer und unvergleichlicher Leistung, eine so große Einrichtung in so kurzer Zeit aufzubauen. Von Anfang an hat Swamiji immer nur gegeben, großzügig und mit Liebe und aus vollem Herzen gegeben. Jedes Geschenk, sei es auch nur ein kleines Flugblatt, das ein paar Annas kostet, einige Mandeln und Rosinen im Wert von einer halben Rupie, ist tausendfach zu uns zurückgekommen.“
Der Meister lächelte und sagte: „Vielleicht hast du recht. Ja, ja, Dwarakaji hat heute umfangreiche Büchergeschenke mitgenommen. Am ersten Tag, als ich ihn sah, habe ich ihm einige Bücher umsonst als Geschenk gegeben.
Wir sollten nicht aus einem bestimmten Grund oder mit der Erwartung einer Gegenleistung geben. Ich gebe, weil ich nicht anders kann. Alles gehört Ihm und Er selber lenkt die Geschenke von innen heraus zu Menschen und guten Zwecken, die sie verdient. Verehrt Ihn immerzu.“

Sambhar im Himalaja:

Sri Sankaranarayana kam nach einer Reise zu verschiedenen Orten der Abgeschiedenheit weit von Rishikesh in den Ashram zurück.
Der Meister fragte ihn mit väterlicher Wärme: „Gibt es unterwegs Läden?“
„Swamiji, der Sadhu, den wir getroffen haben, gab uns ein paar Rotis für unterwegs. Und bevor wir aufbrachen, hatten wir hier etwas Obst und andere Dinge gegessen.“
„Und dort?“
„Dort, Swamiji, hatten wir eine üppige Mahlzeit.“
„Was habt ihr gegessen?“
„Sambhar, Roti, Ghee, Reis. Es war ein für Madras typisches Abendessen, Swamiji.“
Alle Anwesenden drückten leichte Überraschung aus.
„Dort gab es auch eine Kuh, also hatten wir gute Milch.“
„Das ist das Geheimnis. Wo auch immer ihr hingeht, werdet ihr Sambhar, Iddali und Kaffee finden. Auch der Körper eines Jnani braucht bestimmte Dinge. Ihr könnt ihnen nicht entfliehen. Das wahre Geheimnis der Entsagung ist die Entsagung des Verhaftetseins. Die Natur treibt ihr Spiel weiter, solange ihr Instrument, der Körper und der Geist, vorhanden sind. Der Jnani trennt sich von seinen Hüllen und identifiziert sich mit dem Atman, dem Nicht-Handelnden und dem Nicht-Genießenden.
Das ist auch das Geheimnis des Karma Yoga. Wir arbeiten zwar auch hier, aber wir haben das Geheimnis entdeckt, durch das wir Arbeit in Gottesverehrung verwandeln können.“
Nach einem Augenblick der Stille fuhr der Meister fort: „Wenn uns dieser Trick schon früher  bekannt gewesen wäre, hätten wir nicht einmal hier herkommen müssen.“
Alle schienen etwas befremdet zu sein.
Der Meister bemerkte dies und fing von Neuem an: „Aber wenn wir nicht hier hergekommen wären, weg von allen Verhaftungen an Familie und Beziehungen, Besitz und Reichtum, hätten wir das Geheimnis der Entsagung nicht entdecken können. Entsagung ist absolut notwendig. Wenn ihr einmal Maya und ihre Übeltaten erkennt, den Schleier durchdringt und das Gegenmittel in euch gegen ihr Gift findet, werdet ihr fähig sein, euer Leben unberührt von allen äußeren Umständen zu führen.“

Keine Eile:

„Aravamudan, bring diesen Brief zu Premanandaji und lass dir die korrekte Anschrift auf den Umschlag geben. Nimm auch diesen zweiten Brief und gib Prasad in den Umschlag.“
Sri Aravamudan nahm die Briefe.
„Sei gewissenhaft. Mach es nicht wie der Rechtsanwalt von Kalkutta in deiner Eile.“
Alle Anwesenden schauten den Meister fragend an.
„Wisst ihr, dieser Rechtsanwalt war in Eile, um zum Gerichtshof zu kommen. Er machte seine Hausapotheke auf und sah eine Menge Flaschen darin. Er träufelte die Augentropfen auf eine Wunde an seinem Bein und rieb sich die Wundsalbe in die Augen!“

Angeborene Faulheit:

Auf dem Rückweg vom morgendlichen Unterricht bemerkte der Meister, dass ein Junge genau vor seinem Raum unter der Yajnashala (Raum für Feuerzeremonie) ausgespuckt hatte.
„Wer hat hier seine Zähne geputzt?“, fragte der Meister wie gewöhnlich. „Wenn jemand das jetzt zu dieser Jahreszeit macht, wird er wahrscheinlich im Winter, wenn der kalte Wind weht, im Zimmer urinieren.“
Der Junge kam aus dem Raum und verneigte sich vor dem Meister.
„Faulheit ist eine angeborene Eigenschaft in jedem Menschen. Man kann diesem Jungen nicht die Schuld geben. Es ist die menschliche Natur. Aber, mein lieber junger Mann, wir sind hier, um unsere Natur zu überwinden. Es sollte in deiner zweiten Natur liegen, alles sauber und ordentlich zu halten und gute Hygienegewohnheiten zu entwickeln. Du hast dazu jetzt das richtige Alter.“
Jemand wies den Meister darauf hin, dass ein anderer älterer Aspirant ebenso nachlässig in dieser Beziehung war.
„Aber das ist ein anderer Fall. Er ist alt. Er hat viel für die Gesellschaft geleistet. Sogar jetzt noch leistet er aus freien Stücken guten Dienst. Bei solche Menschen muss man Nachsicht üben.“
Dann sagte er mit gewinnendem Lächeln: „Vielleicht sollte ich auch von solchen Pflichten freigesprochen und der gleichen Kategorie Mensch zugerechnet werden. In meinen Gedärmen pfeift es oft. Allerdings habe ich gute Kontrolle darüber, weil das eine Gewohnheit geworden ist, meine zweite Natur.“

Das Geheimnis geschäftlichen Erfolgs:

Auf dem Rückweg vom Tempel zu seiner Hütte traf der Meister einen Ladenbesitzer. Der Meister hatte eine besondere Art, Menschen davon zu überzeugen, seine Weise, Gott zu verehren, anzunehmen, und so hielt er dem Mann einen kurzen Vortrag.
„Maharaj, wenn du in den Tempel gekommen wärst, an der Pradosh Puja teilgenommen und den Namen Gottes gesungen hättest, hätte dir das sehr viel Freude gebracht, du hättest das Pradosh Prasad bekommen und den Segen Gottes dazu. Aber du bist ständig damit beschäftigt, Süßigkeiten zu verkaufen und Tee zu kochen. Wenn du damit nur eine Stunde aussetzt, wird dein Geschäft blühen. Eine Stunde Satsang bringt unbezahlbaren Nutzen. Dank der Gnade Gottes wird dein Geschäft ungemein wachsen.“

Schreibmaschinenunterricht:

„Welch schlechte Meinung diese Leute von den Sadhus in Rishikesh haben!“, bemerkte der Meister, nachdem ein paar moderne Männer und Frauen im Büro hereingeschaut hatten, sich sehen gelassen hatten und wieder gegangen waren.
Bei ihrem Eintritt konnten sie nicht anders, als sich vor dem Meister zu verneigen. Dann liefen sie geschäftig umher und sahen mit regem Interesse dem Geklapper der Schreibmaschinen zu. Eine der Damen näherte sich einer der Schreibmaschinen, starrte den Sadhu an, ging dann zum Meister und fragte ihn: „Gibst du diesen Leuten hier Schreibmaschinenunterricht?“
„Nein, nein. Sie sind alle ausgebildete Schreibkräfte. Sie hatten alle hohe Posten in der Regierung und in Büros inne.  Sie haben auf ihre Stellen verzichtet und sind in diesen Ashram gekommen. Sie beherrschen alle ihre Kunst.“
Als sie sich daran machten, aufzubrechen, sagte der Meister: „Maharaj, warte bitte. Ich möchte dir etwas zu lesen geben.“
Einer der Herren rief dem Aspiranten zu, der fortging, um die Bücher zu holen: „Dann bring die Bücher schnell her. Wir wollen aufbrechen.“
Vishnu Swamiji gab ihm ein paar Faltblätter und einige Bücher. Die Gruppe verneigte sich und ging.
Der Meister wandte sich den Schülern zu und sagte: „Sie denken, dass Sadhus Analphabeten sind und Nichtsnutze, die sich von Neemblättern ernähren. Welch schlechte Meinung sie von dieser ehrenvollen Institution haben.“

Abendessen mit den Schülern:

Es war der 8. Oktober 1948. Der 8. jedes Monats war ein besonderer Tag für die Schüler, denn der 8. war der Geburtstag des Meisters. Swami Sankaranandaji und Swami Visweswaranandaji baten den Meister, seine Mahlzeit im Speisesaal einzunehmen. Zur Überraschung aller war der Meister sogleich einverstanden.
Die Glocke, die zu den Mahlzeiten rief, hatte geläutet. Blätter wurden ausgelegt (große Blätter als Teller) und der Speisesaal war bereits voll. Ein Platz war für den Meister frei gehalten worden. Die Plätze der Büromitarbeiter waren leer.
Der Meister hatte Besuch von einem Ingenieur, der gerade mit einigen Jungen und Mädchen aus Dehra Dun gekommen war. Der Swami, der am Eingang des Speisesaals saß, forderte den Ingenieur freundlich dazu auf, auf die 2. Schicht des Abendessens zu warten.
„Es gibt keinen Platz mehr“, sagte er.
„Auch für mich gibt es keinen Platz mehr. Ich werde zusammen mit dem Herrn Ingenieur Sahib (Ehrentitel) in der 2. Schicht essen.“
Der Swami stand auf, um zu sehen, woher diese Bemerkung kam. Zu seiner Überraschung sah er den Meister, der hinter dem Ingenieur und dessen Begleitern stand. Die Gruppe wurde daraufhin an die Plätze der Büroleute gebeten.

Jnana Yajna Gelder:

Als der Ingenieur am nächsten Tag das Büro betrat, grüßte der Meister ihn.
„Kommen Sie herein, Ingenieur Sahib! Om Namo Narayana!“
Der stramme Ingenieur verneigte sich vor dem Meister und rief dann seinen Kindern zu: „Ihr geht besser raus, schaut euch den Tempel an und kommt dann zurück.“
Als sie gegangen waren, legte er dem Meister einen 100-Rupien-Schein zu Füßen. „Das ist für dein großartiges Jnana Yajna, Swamiji.
Sofort rief der Meister Padmanabanji zu: „Bring viele Bücher für ihn.“
Nachdem er dem Ingenieur die Bücher gegeben hatte, sagte der Meister: „Esst jetzt gleich etwas hier. O Vishnu Swamiji! Bitte richte sofort etwas zu essen für sie.“
„Swamiji“, bat der Ingenieur, „mach dir keine Sorgen wegen des Essens. Ich hätte gern eine andere Art Nahrung von dir – Nahrung für meine Seele. Ich bin Familienvater. Ich hätte gern deinen Rat, wie man ein vollkommenes Leben als Familienvater führen kann.“
„Übe Japa. Lies die Gita. Faste bei Gelegenheit. Sei in allem maßvoll. Sing Kirtan mit allen Kindern.“
„Ich praktiziere bereits Japa und lese die Ramayana. Wie du mir empfiehlst, werde ich auch die Gita lesen.“
Sichtlich erfreut, rief der Meister aus: „Oh! Du hast bereits den Schlüssel zur Befreiung gefunden. Du musst nur noch aufschließen. Gottes Gnade ist auch in ihrem ganzen Ausmaß mit dir.“
Der Ingenieur kaufte dann eine Reihe von Schallplatten, Büchern und Fotografien. Er reichte jedem seiner Kinder eine Fotografie des Meisters, indem er sagte: „Swamiji, dies sind deine zukünftigen Schüler.“

Nirvikalpa Samadhi:

Am Nachmittag vollzogen die Schüler die Ayudha Puja (Verehrung des Göttlichen in Gegenständen des Alltags), nachdem sie die Schreibmaschinen, Kameras, Filmgeräte und Diaprojektoren bei der Jubiläumshalle zusammengetragen hatten. Der Meister schloss sich ihnen bei der Verehrungszeremonie an. Nachdem das Ritual beendet war, stand er am Eingang und bewunderte sichtlich die große Ansammlung von Geräten.
„Sehr beeindruckend, nicht wahr? 100 Schreibmaschinen hier bedeuten für mich Nirvikalpa Samadhi.“

Essen ist Energie:

Ein Schüler kam zur Hütte des Meisters, um eine Tasse Yoghurt zu holen.
„Nimmst du ein Medikament?“, fragte der Meister.
„Ja, Swamiji und es muss mit Joghurt eingenommen werden.“
Ein anderer unterbrach und erzählte dem Meister, dass der Schüler während der letzten Tage keine regelmäßigen Mahlzeiten zu sich genommen hatte.
„Nein, nein. Das ist nicht gut. Du arbeitest sehr hart. Dafür brauchst du viel Energie. Iss ausreichend. Leg dir nicht zu viele Beschränkungen auf.“
Dann fügte er mit seinem typischen Lächeln hinzu: „Ich weiß nicht, wie diese jungen Leute solche Babymägen entwickeln. In eurem Alter müsstet ihr fähig sein, Steine zu verdauen. Schaut mich an. Ich habe vielleicht Durchfall, aber ich nehme ein Medikament dagegen und esse wie gewohnt weiter. Ich werde mich nie von den Warnungen der Ärzte beeindrucken lassen. Ich möchte dienen und solche Beschränkungen hindern mich daran.
Beschränkungen sind am Anfang notwendig, um Kontrolle über den Gaumen zu erlangen. Sobald ihr wisst, wie ihr all eure Energie in Ojas Shakti (spirituelle Energie) umwandeln und in die richtigen Bahnen lenken könnt, könnt und solltet ihr alle Energie aufnehmen, die ihr braucht.“

Unter jungen Leuten

Swami Visweswarananda kam ins Büro und kündigte an, dass eine kleine Gruppe Schüler der Doon Schule angekommen war. Einige Augenblicke später kamen die Schüler und der Lehrer ins Büro.
Nicht einmal eine sehr wichtige und dringende Nachricht, die auf dem Schreibtisch lag, hielt den Meister davon ab, seine Aufmerksamkeit den Besuchern zuzuwenden.
Mit großer Freude begrüßte er die Schüler. Nachdem er jeden Schüler persönlich willkommen geheißen hatte, führte der Meister die Gruppe aus dem Gebäude heraus.
„Kennt ihr Körperübungen?“
„Ja, Sir.“
„Kennt ihr auch die upanishadischen Übungen?“
„Was?“ Die Jungen schauten sich gegenseitig und dann den Lehrer mit fragendem Stirnrunzeln an. Der Meister ließ sich die Schüler rasch auf zwei Räume verteilt aufstellen.
„Om Tat Sat!“ kam die Anleitung des Meisters.
Die Jungen taten es instinktiv dem Meister gleich, der still und konzentriert da stand.
„Matru Devo Bhava!“ – Handflächen zum Gruß vor der Brust aneinander gelegt.
„Pitru Devo Bhava!“ Beide Hände gerade nach oben gestreckt.
„Acharya Devo Bhava!“ – Die Hände in einem Schwung nach unten gebracht mit einer schönen Beugung in der Hüfte wie in Surya Namaskar (Sonnengruß) und Padahasthasana (stehende Vorwärtsbeuge).
„Atithi Devo Bhava!“ – Handflächen zum Gruß vor der Brust aneinander gelegt.
„Om Tat Sat!“ – Aufpassen!
Dann erklärte der Meister die Bedeutung der Übung.
„Das ist die upanishadische Übung. Die Anleitungen sind Äußerungen der Weisen in den Upanishaden. ‚Möge deine Mutter dein Gott sein! Möge dein Vater dein Gott sein! Möge dein Lehrer dein Gott sein! Möge dein Gast dein Gott sein! Diese Gedanken werden in euch hervorgerufen und gefestigt, wenn ihr diese Sätze wiederholt. Nach und nach wird euer inneres Wesen vergöttlicht.“
Dann folgte die Baitak-Übung.
Sita!“ – Fäuste geballt, Unterarme in den Ellbogen angewinkelt und nach oben; dann mit  den gesamten Körper nach unten auf den Fersen sitzend.
„Ram!“ – Normale stehende Haltung, aber mit geballten Fäusten, bereit für eine 2. Runde.
„OM Tat Sat!“ – Aufpassen!
Nach ein paar solcher Übungen mit „Sita-Ram“ und „Radhe Shyam“, führte der Meister die Schüler zu einem Marsch an, indem er folgendes Lied mit einer Marschmelodie sang:
„Bhum Bhum Bhum Bhum Mahadeva
Hara Hara Hara Hara Sadasiva.“
Dann sang einer der Schüler des Ashrams einen Kirtan und trug den Gästen etwas über das Wesen des Yoga vor.
Später ließ sich der Meister von den Schüler zeigen, welche Übungen sie in der Schule machten. Ein Teppich wurde auf der Terrasse gegenüber der Jubiläumshalle ausgerollt und der Meister zeigte den Jungen Yoga Asanas und erklärte deren Nutzen.
Dann forderte er die Jungen auf, zu singen. Es folgte ein Rednerwettbewerb. Einer der herausragenden Schüler erklärte in einfacher Sprache, warum spirituelle Einrichtungen wie die Divine Life Society in diesen Zeiten dringend benötigt wurden.
Dann bildeten die Schüler zwei Gruppen und baten den Meister, ihnen eine These vorzuschlagen, über die sie diskutieren könnten.
Die These lautete: „Ein göttliches Leben ist notwendig.“
Damit konnten die Jungen ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Sie diskutierten ideenreich das Für und Wider dieser These.
In der Sonne stehend verteilte der Meister die Buchpreise an die Schüler, die an dem Wettbewerb teilgenommen hatten. Dann wurde der Gruppe Tee und Obst gereicht und schließlich wurde sie herzlich verabschiedet.

Vorträge halten als Sadhana:

Der morgendliche Unterricht war zu Ende. Sridhara Swamijis äußerst inspirierender Vortrag über die entscheidende Bedeutung von Demut und Selbstlosigkeit und darüber wie wichtig es für einen Aspiranten ist, die Reinheit zu erhöhen, hatte den Schülern zu denken gegeben.
„Hast du nicht das Gefühl, Sridhara Swamiji“, begann der Meister mit einem schelmischen Lächeln, „dass diese Vorträge nicht nur für viele andere Menschen eine große Hilfe darstellen, sondern auch dazu beitragen, Klarheit in deine eigenen Gedanken und deine eigene Entwicklung zu bringen?“
„Ja, Swamiji“, gab Sridhara Swamiji zu.
„Früher hast du immer gesagt, dass du keine Vorträge geben würdest, bevor du nicht Gottverwirklichung erreicht hättest“, sagte der Meister mit einem breiten Lächeln.
Sridhara Swamji blieb ihm die Antwort schuldig.
„Sieh nur, welch großen Dienst deine Vorträge nun leisten! Deine Vorträge und die von Krishnanadaji bringen vielen Menschen großen Nutzen. Gleichzeitig kommt Klarheit in deine eigenen Gedanken. Während du dich auf die Vorträge vorbereitest, beschäftigst du dich lange und intensiv mit dem Thema. Außerdem ist es eine ausgezeichnete Gelegenheit für innere Einkehr.
Dieses andauernde Hervorrufen erhebender Gedanken ist hilfreicher für die spirituelle Praxis als die mechanische Wiederholung eines Mantras. Wenn du kontinuierlich Om Nama Shivaya wiederholst, ist das zweifellos sehr nützlich, aber nach einer Weile fällt dein Geist in einen Zustand der Trägheit. Die Übung wird zur Jada Sadhana (mechanisch). Wenn du aber bestimmte Gedanken beibehältst, führt dies zu einem positiven Bewusstseinszustand.
Du solltest ein paar Verse aus der Gita rezitieren und dann über ihre Bedeutung und ihren Sinn meditieren – was Gott uns lehrt, wie man die Lehren in die Praxis umsetzen sollte, welche Hindernisse es gibt, wie man sie beseitigt und so weiter. Auf diese Weise kannst du sehr gut meditieren. Du kannst diese Meditation mit etwas Japa und Kirtan beginnen und abschließen. Dann wird dies eine wundervolle spirituelle Praxis, unvergleichlich in ihrem Glanz.
Man braucht die Umgebung nicht zu verändern. Es gibt keinen Grund, von hier weg zu gehen. Hier ist der beste Ort für diese Art Sadhana. Etwas Arbeit ist notwendig. Außerdem solltest du auch meditieren. Dann wird daraus ein dynamisches Sadhana.

Die Praxis des Yoga:

Der Meister diskutierte mit seinen Schülern einige Angelegenheiten, die mit dem Bauen zu tun hatten.
„Neben diesen massiven Gebäuden, die wir gerade bauen, sollten wir auch ein paar Hütten bauen, die etwas weiter von den geschäftigen Orten entfernt sind. Wir sollten einen Ort irgendwo im Wald suchen und dort kleine, bescheidene, einfache und saubere Hütten bauen und dabei auf praktische, nützliche Aspekte besonderes Augenmerk legen. Nichts anderes als ein Wassertopf, einige Bücher und eine Decke sollten dort vorhanden sein. Menschen wie Krishnananda Swamiji, die eine Zeit lang fernab von aller Aktivität und Geschäftigkeit meditieren möchten, können sich in diese Hütten zurückziehen. Man kann ihnen Essen bringen, damit sie sich um solche Dinge nicht kümmern müssen. Dann können sie während einiger Tage intensive Meditation praktizieren, bis sie selber wieder den Wunsch haben, zu arbeiten.
Außerdem sollte dort eine Meditationshalle sein, ebenfalls etwas von den geschäftigen Orten, wo viele Menschen sind, entfernt. Die Halle sollte vollkommen sauber und ohne Einrichtung sein, außer ein paar Bildern. Absolute Stille sollte in und um die Halle herum eingehalten werden. Jeder soll Zugang zu der Halle haben, um dort meditieren zu können.
Dann sollte noch eine weitere Bhajan Halle gebaut werden, ähnlich unserer jetzigen Bhajan Halle, wo Verehrer Bhajans singen können. Harmonium, Zimbeln und Tamburas, Trommeln und andere Musikinstrumente sollten dort zur Verfügung stehen. Wenn die Halle in der Nähe des Tempels steht, können sich auch Pilger und Besucher von den Bhajans inspirieren lassen.
„Auf diese Weise wird der gesamte Ashram die verschiedenen Yogawege und die verschiedenen Stufen der spirituellen Entwicklung wiederspiegeln. Diejenigen, die hierher kommen, werden Yoga Unterricht ohne Worte erhalten. Die Gebäude an sich werden sie inspirieren.
Wir haben bereits den Tempel und die Yajnashala (Raum für Feuerzeremonie). Der Akhanda Kirtan (ununterbrochenes Kirtansingen) läuft weiter. Alle Brahmacharis hier sollten angewiesen werden, täglich Ahuties zu opfern, wie es den vedischen Vorschriften entspricht. Außerdem sollten Havans (Feuerritual) mit dem Maha Mantra und mit dem Maha Mrityunjaya Mantra durchgeführt werden. Alle diese Aktivitäten haben auf lange Sicht eine außerordentlich starke Wirkung.“
Sri R. Thyagarajan aus Murtaspur, der dem Meister zuhörte, legte diesem ohne zu zögern einen 10-Rupien-Schein zu Füßen, um jetzt schon einen Beitrag für den Bau einer Hütte im Ashram zu leisten.

Persönliche Freiheit:

Eines Abends kam der Meister auf dem Weg zur Bhajan Halle ins Büro. Dort lag eine Nachricht für ihn und er wollte sie lesen.
„Omkar Swamiji, hast du meine Brille hier?“
„Ja, Swamiji.“
„Ich kann mich nicht von einer einzigen Brille abhängig machen. Wie du siehst, habe ich die Brille, die ich gewöhnlich trage, in meiner Hütte gelassen. Wenn diese Brille nicht hier bereit liegen würde, könnte ich nicht arbeiten. Wenn ich außerhalb von Rishikesh unterwegs war, hatte ich immer 3 Brillen dabei. Wenn eine davon zerbrach, konnte ich die anderen benutzen. So verlor ich nie Zeit und mein Dienst wurde durch nichts behindert.
Auch was meinen Geldbeutel angeht, folge ich dem gleiche Prinzip. Immer wenn ich auf Reisen war, teilte ich mein Geld auf die auf, die mich begleiteten. Swarupanandaji hatte einen Geldbeutel und Atmanandaji einen anderen. Falls einer verloren ging, war immer noch der andere da.
Dies hat noch einen weiteren Vorteil. Diejenigen, die mit mir reisen, müssen mich nicht um Geld bitten, wenn sie sich etwas kaufen möchten. Manche Menschen sind schüchtern und es fällt ihnen schwer, um Geld zu bitten. Aber ich sorge dafür, dass sie alle Freiheit haben, das zu essen, was sie mögen oder zu kaufen, was sie möchten, indem ich ihnen einen Geldbeutel gebe.“

Ein Weg zum Weltfrieden:

Sri Sreenivasadas Poddar war in den Ashram gekommen, als alle gerade das Mittagessen beendet hatten. Der Meister war ein paar Minuten zuvor zu seinem Zimmer gegangen. Sri Poddar wollte ihn sehen. Er war wirklich eine beeindruckende Persönlichkeit.
Ein Schüler ging zum Meister und überbrachte ihm eine Nachricht des Besuchers. Nach einem ziemlich anstrengenden Vormittag saß der Meister zurückgelehnt da, in den majestätischen Anblick des Himalaja versunken. Die Nachricht wurde ihm übergeben und er wurde gefragt, ob man den Gast zu ihm bringen solle. Der Meister stand sofort auf, knöpfte seinen Alphi zu und sagte: „Ich komme selber.“
„Sreenivasadas Poddar? Ja, ja. Ich habe ihn schon einmal gesehen. Er ist ein reicher Geschäftsmann, voller Ideen. Er pflegt immer Kontakt mit allen Mahatmas und engagiert sich immer für neue Pläne. Er hat auch vor langer Zeit das Sankirtan Flugblatt gedruckt.“
Der Meister kam zur Viswanath Ufertreppe, wo Sri Poddar und seine Begleiter warteten. Nach der üblichen Begrüßung stellte Sri Poddar dem Meister seine Familie vor.
„Dieser Junge, Swamiji, ist sehr stark von deinen Büchern beeinflusst worden. Nachdem er sie gelesen hatte, hat er viele schlechte Gewohnheiten aufgegeben, zum Beispiel das Rauchen. Sein Leben hat sich schlagartig gewandelt. Deine Bücher haben eine ungeheure Wirkung auf die Menschen.“
Dann kam das Gespräch auf seine eigenen Pläne.
„Swamiji, wie kann man den Frieden in der Welt sichern? Ich habe einen Plan, Swamiji. Mit deinem Rat und deiner Hilfe hoffe ich, viel tun zu können.“
„Wo ist die Welt, Maharaj? Alles ist nur ein Traum. Warum sorgst du dich um etwas, das nicht existiert?“
Sri Poddar war leicht überrascht, solch eine vedantische Antwort zu erhalten. Der Meister fuhr fort: „Wenn wir uns alle selbst ändern, wird die ganze Welt reformiert. Also übe Japa, Kirtan und Meditation. Alles wird dann gut.“

Englische Grundkenntnisse:

„Sivapremji, kann Sri X. Englisch? Soll ich ihm einige Bücher auf Englisch schicken?“, fragte der Meister, wobei er sich auf einen Großunternehmer bezog,
„Ja, Swamiji, er hat Grundkenntnisse im Englischen. Er wird wahrscheinlich deine Bücher lesen können.“
„Was bedeutet ‚Grundkenntnisse‘? Zwei Männer gehen Madras – Mittagessen fertig – Mayavaram!“
„Ja, Swamiji, so in etwa.“
„Ich kenne da eine sehr schöne Geschichte. Kennt ihr sie? Ich werde sie euch erzählen.
Der Bahnhofsvorsteher eines kleinen Bahnhofs in Südindien konnte sehr wenig Englisch. Er hatte, wie du sagen würdest, ‚Grundkenntnisse‘. Eines Tages machte ihn ein Aufsichtsbeamter für die Verspätung eines Zuges verantwortlich. Der arme Bahnhofsvorsteher erklärte: „ein Weichensteller rennen auf diese Seite, Sir, der andere Weichensteller rennen auf jene Seite, Sir. Und ich-eyy läuten die Glocke, Sir!“
Alle brachen in Lachen aus! Sivapremji stimmte auch mit ein, denn er hatte sich in 4 Jahren Aufenthalt im Ashram mehr als ‚Grundkenntnisse‘ des Tamilischen angeeignet, zumindest genug, um den Witz zu verstehen. Die tamilische Übersetzung von ‚ich selber‘ ist ‚naaney‘. Und der Bahnhofsvorsteher hatte das englische Pronomen benutzt und den tamilischen Suffix ‚eyy‘ hinzu gefügt. Das waren seine ‚Grundkenntnisse‘.
„Wie dem auch sei, ich werde ihm einige Bücher schicken. Wenn er sie nicht versteht, wird er sie an seine Freunden weitergeben. Das reicht mir“, schloss der Meister.

Erfahrener Hatha Yogi:

Sri Brahmji und einige seiner Schüler kamen in das Büro. Der Meister erkannte Sri Brahmji sofort.
„Om Namo Narayanaya, Brahmji Maharaj! Wie geht es dir?“
Ein Gespräch entwickelte sich und Vishnu Swamiji brachte Früchte und Süßigkeiten.
Der Meister erinnerte Brahmji voller Humor an die Yoga Kriyas, die er früher praktiziert hatte.
„Weißt du noch, wie du früher Luft geschluckt hast, um sie dann aus dem Anus herauszupressen?“ Der Meister erzählte dann auch, wie Brahmji im Swarg Ashram des nachts in Baumwipfeln geschlafen und gelebt hatte.
„Er hat auch geschwiegen und ist hin und her gelaufen und hat nur ‚Brahm, Brahm’ gerufen. Jetzt lebt er in Gangotri, wo er eine führende Persönlichkeit ist. Wenn er will, kann er lange Zeit nur von Luft leben.“
Brahmji demonstrierte nun ein Kriya mit Namen Vayu Bhakshana, worauf der Meister Vishnu Swamiji vorstellte: „Dies ist unser Vogiraj, Swamiji Maharaj.“
Vishnu Swamiji zeigte nun einige Asanas und der erfahrene Hatha Yogi Brahmji folgte seinem Beispiel.

Jean Herbert:

Professor Jean Herbert aus Frankreich hatte gerade seine Übersetzung des Buches ‚Jnana Yoga’ von Swami Vivekananda geschickt.
„Was für eine wundervolle Übersetzung das ist! Er ist wirklich ein Sannyasin!“, lobte der Meister. „Seht nur, er ist Chefübersetzer bei der UNO und schreibt darüber hinaus auch noch Artikel für Philosophie-Zeitschriften. Er übersetzt gute indische Bücher auf Französisch und kümmert sich um ihre Veröffentlichung. Wirklich eine wundervolle Arbeit!“
„Alle Sannyasins sollten sein wie er. Nur in einer Höhle zu leben, führt zu nichts. Das Leben eines Sannyasins sollte aktiv sein. Entsagung hat nichts mit Leblosigkeit zu tun. Nur tote Körper sind leblos!
Was bedeutet es schon, die Augen zu schließen? Man sollte Gott überall sehen! Brahman ist überall. Nur die aktive Aufgabe von Egoismus und die aktive Erweiterung des Bewusstseins können einen Menschen letztendlich von seinen Fesseln befreien.“

Gott ist die Fülle:

„Wenn du keine Anstrengungen unternimmst, wirst du immer derselbe Aravamudan bleiben. Auch in 10 Jahren noch!“
Sri Aravamudan war wie vom Schlag getroffen, als der Meister ihm das sagte.
„Gott hat dir so viele Möglichkeiten gegeben. Du hast ein guten Geschmack für tamilische Literatur. Du solltest dieses Talent ausbauen - aber du solltest auch Rotis backen können. Lerne Drucktechniken und wie man Korrektur liest. Lerne, wie man Vorträge hält und wie man unterrichtet. Yoga bedeutet die Entwicklung des ganzen Menschen. Eine einseitige Entwicklung führt dich schnell zur Trägheit, während eine ganzheitliche Entwicklung dich zur Erfüllung bringt. So wirst du dich nie müde fühlen und es wird immer genug Möglichkeiten geben, deine Arbeit zu variieren, wann immer du denkst, dass es Zeit für einen Wechsel ist. Das ist das Geheimnis des Erfolges.
Deine Wurzeln aber sollten immer im spirituellen Leben sein. Vielleicht lernst du Sanskrit von einem Lehrer, Hatha Yoga Reinigungstechniken von einem Yogi und Rechnungswesen von einer dritten Person. Wenn deine Arbeit aber abgeschlossen ist, solltest du zu allen „Om Namo Narayanaya“ sagen und dich mit ganzem Herzen und ganzer Seele der Arbeit des göttlichen Lebens widmen. Dann gibt es nichts mehr, was du nicht erreichen kannst. Du wirst die Arbeit von 5 Menschen verrichten können und eine enorme Kraft dabei entwickeln. Achte aber dabei auch auf deine Gesundheit. Iss gesunde Nahrung und übe Asanas, Pranayama und Surya Namaskar. Laufe dann ein paar Kilometer und setze dich danach zur Meditation nieder.
Studiere spirituelle Bücher und lerne, über sie zu sprechen – dann wirst du bald ein Supermann sein!“