Vers 37

Girivaai Vidu Vikrama Vel Iraiyon
Parivaaram Enum Padham Meevalaiye
Purivaai Manane Poraiyaam Arivaal
Arivaai Adiyoodum Aganthaiyaiye


Der Herr der seinen  mächtigen Vel gegen den Berg warf,
Sein Parivaaram (Partner, Teilhaber) bin ich – diesen Status zu erlangen,
Danach sehne Dich o Geist! Mit Wissen, das Stille genannt wird,
Töte das Ego, zusammen mit seiner Wurzel, vollständig.


„O Geist! Strenge Dich ernsthaft an, um den Status eines  Parivaaram  (Teilhabers) Gottes (Velayudhan) zu erlangen, der den mächtigen  Vel  gegen den (Krauncha) Berg geschleudert hat (um ihn zu spalten); und mit Wissen, das
Stille heißt, dieses Ego vollständig abtrennt, zusammen mit seiner Wurzel.“

Erklärung:

Wir wissen nicht, was gut für uns ist. Wir wissen nicht, wonach wir streben sollen, was das Ziel des Lebens ist. Wir sehnen uns nach Dingen und Positionen, die nicht lange dauern werden, die unser Ego mästen und uns von unserer e ssentiellen Natur wegführen. Darum kommt Arunagiri uns zur Hilfe und zeigt uns, was dauerhaft gut für uns ist. In diesem Vers weist Arunagiri den Geist an, sich um etwas zu bemühen, was ungewöhnlich ist und sich erheblich von dem unterscheidet, wonach wir uns gewöhnlich sehnen. Unser Streben ist bestenfalls, wohlhabend zu werden, eine wichtige Persönlichkeit, Minister, Multimillionär, Geschäftsmagnat usw. Aber Arunagiri schlägt uns etwas ganz anderes vor, weil das Ziel von ganz anderer Natur ist, nämlich Anubhuti, göttliche Erfahrung zu erlangen und nicht weltliche Größe. Seine Anweisung ist, nach dem Status eines „Parivaaram“ Gottes zu streben – ein Verehrer, Yogi oder Jnani. Was nützt dieses Streben, mögen wir uns fragen. Während weltliche Positionen das Feuer des Egos so anfachen, dass es alles verzehrt, bis es schließlich uns selbst verzehrt, hilft die Position eines „Parivaaram“ Gottes, das Ego schrittweise zu töten.

Die Verehrer Gottes sind eine Kategorie für sich. Sie werden auf Tamil Thondars genannt. Thondu heißt Seva, göttlicher Dienst und jemand, der sich dem Dienst an Gott und seinen Verehrerns gewidmet hat, ist ein Thondar. Thondars sind Diener, im wirklichen Sinne des Wortes, die sich als Diener Gottes und seiner Gläubigen sehen und sich ganz dem Dienst an Tempeln, Ashrams usw. hingegeben haben. Sie widmen ihre ganze Zeit dem göttlichen Dienst – reinigen z. B. das Tempelgelände, kümmern sich um die Bedürfnisse der Besucher, pflegen die Blumenbeete, Brunnen etc. und bereiten Blumengirlanden und Sandelholzpaste für die Verehrung im Schrein vor usw. Diese Dienste verrichten sie absolut freiwillig. Sie sind nicht angestellt, noch beschränken sie ihren Dienst auf bestimmte Tempel oder Orte.

Sie wandern von Dorf zu Dorf, Ort zu Ort und verrichten Seva, wo immer es notwendig ist. Um die meisten Tempel in den Dörfern kümmert sich niemand und sie werden schlecht erhalten, teilweise aus finanziellen Gründen und zum Teil wegen der Vernachlässigung durch die Tempelverantwortlichen. Thondars setzen sich sofort dafür ein, das Gebiet um den Schrein herum für die Tempelumrundung zu reinigen, Lampen abzustauben etc. Aber die Tempelverantwortlichen und die Besucher sind ihnen gegenüber zunächst meist argwöhnisch und behandeln sie schlecht, weil sie wie Bettler aussehen, was sie mit Absicht tun. Aber ihre Liebe zu Gott und ihr echter Eifer seinen Verehrern zu dienen, ist nur Gott, der im Herzen wohnt, bekannt.

Für sie existiert nur Gott, und besonders in der Gestalt seiner Verehrer. Einen Verehrer zu sehen heißt wahrlich, Gott zu sehen und jeder Dienst an einem Verehrer ist ein direkter Dienst an Gott selbst. Das ist ihre Einstellung. Beim Anblick von Verehrern fallen sie ihnen zu Füßen, kümmern sich um sie und dienen ihnen. Aber was für eine Belohnung bekommen sie! Meistens erleiden Thondars schlimme Demütigungen durch die arroganten Besucher und die herzlosen Tempelautoritäten, die an äußeren Ritualen hängen und dabei den Geist wahrer Gottesliebe verlieren. Aber je schlimmer man mit ihnen umgeht, desto größer ist ihre Freude, da jede solche Erfahrung ihre Erkenntnis der Gegenwart Gottes und Sein Wirken hinter allem vertieft. Sie unterwerfen sich jeder Art der Demütigung, so dass nicht die kleinste Spur von Ego in ihnen zurückbleibt.

So löschen die Thondars ihr Ego aus, indem sie innere Gelassenheit durch ungeteilte Liebe zu Gott entwickeln, was Seine Gnade anzieht. Ihr Glaube an Gott ist lebendiger Glaube – ein Glaube, der bewirken kann, dass Gott sich um ihre körperlichen Bedürfnisse kümmert, ein Glaube, der Ihn zwingt, in der erforderlichen Weise zu erscheinen und ihre Leiden und Schwierigkeiten zu beheben. Ein Glaube, der oft Gott anzieht, so dass er sogar in Person vor ihnen erscheint, um der undankbaren Welt ihre Größe zu beweisen. Eine Studie der Leben von Heiligen, besonders der 63 Nayanar- Heiligen aus Südindien, zeigt den Ruhm, die Größe und Macht wahrer Verehrer Gottes. Gauranga Mahaprabhu, Tulasidas, Ramdas, Jnanadev, Appar, Sundarar, Jnanasambandhar, Shankara, Ramakrishna, Ramana, Sivananda und andere Verehrer konnten Menschen durch ihre bloße Gegenwart und ihren Blick transformieren.

In ihrer Gesellschaft zu sein ist so reinigend, inspirierend und transformierend, dass der Kontakt mit ihnen uns Gottes-Vision bringt, so wie Eisen durch die Berührung mit dem Stein der Weisen in Gold verwandelt wird. Verehrer Gottes beschäftigen sich nur mit dem Dienst an Gott, Seiner Verehrung, dem Singen Seines Ruhmes, dem Wiederholen Seiner Namen, mit der Meditation über Ihn, miteinander über Gott und seine Lilas zu sprechen; kurz gesagt, sie leben wahrlich für Ihn und in Ihm und nichts anderes als Gott existiert für sie. Die feste Überzeugung von der Allgegen wart Gottes ermöglicht es ihnen, Gottes Gegenwart selbst in denen wahrzunehmen, die sie missbrauchen und schlecht behandeln. Sie bewahren immer einen ungestörten und ruhigen Geist.

So hat das Ego keine Möglichkeit, sich auszudrücken und stirbt einen natürlichen Tod. Es ist so ruhmreich ein Parivaaram, ein Verehrer Gottes zu sein, dass Arunagiri es als das sicherste Mittel empfiehlt, das Ego auszurotten und Weisheit und Göttliche Gnade zu erlangen. Der Vers scheint jedoch noch eine tiefere Bedeutung zu übermitteln – das Mahavakya Upadesa. „Iraiyon Parivaaram“ ist ein ekstatischer Zustand und deshalb müssen wir versuchen, die wirkliche Bedeutung des Wortes „Parivaaram“ zu verstehen.

Thondars, Bhaktas oder Verehrer Gottes sind Seine Parivaarams. Aber wer ist ein Bhakta? Wer Vollkommenheit im Yoga erlangt hat, wird ein Yogi genannt; wer Yoga übt, um Vollkommenheit zu erlangen, wird auch ein Yogi genannt. Auf ähnliche Weise sind diejenigen, die Gott erlangt haben oder Gottesbewusstsein erfahren haben die wirklichen Bhaktas oder „Parivaaram“; obwohl natürlich diejenigen, die danach streben, diesen Zustand zu erreichen, auch Bhaktas genannt werden. Obwohl „Iraiyon Parivaaram“ im weitesten Sinne alle Verehrer einschließt, ist es nicht ganz richtig, ihn auch auf die gewöhnlichen Verehrer anzuwenden, die einfach in den Tempel gehen oder zu bestimmten Tageszeiten vorgeschriebene Verehrungsrituale ausüben, aber sich sonst hauptsächlich mit weltlichen Aktivitäten beschäftigen. Diejenigen, die sich ausschließlich der Hingabe und Verehrung gewidmet haben und ernsthaft danach streben, Gott zu erlangen, aber noch nicht die Seligkeit Gottes gekostet haben, sind „Iraiyon Parivaaram“, aber auch nur in einem sekundären Sinne. Nur die Thondars, Bhaktas, Yogis, Jnanins, die Gottesbewusstsein erfahren haben, zumindest als einen flüchtigen Blick – Jivanmukta (lebendig befreit) – sind die wirklichen „Parivaaram“ Gottes. Darum ist das Periyapuraanam, das von den Leben der 63 Nayanar Heiligen handelt, auch unter dem Namen Tirutthondar Puraanam bekannt.

Ohne diese Differenzierung würden wir den routinemäßigen Tempelbesucher mit den ekstatischen Nayanmars und anderen Heiligen gleichsetzen, was nicht gerechtfertigt wäre. Die Jivanmuktas (in diesem Körper befreite) sind die wahren „Parivaaram“ Gottes. Nach der Erfahrung des Gottesbewusstseins kommen sie gewöhnlich teilweise wieder heraus, entweder aufgrund des Restes ihres Prarabdha Karmas oder wegen Gottes Wille oder wegen beidem. Charakteristisch für sie ist dann ihre außergewöhnliche Liebe zu Gott und ihr extremes Mitgefühl für alle Wesen. Sie vollziehen äußere Formen der Verehrung, besingen die Herrlichkeit Gottes und ähnliches, was wie die Handlung von gewöhnlichen Bhaktas erscheinen mag.

Aber sie sind dabei in ihrem inneren Bhava (Gefühl) von „Soham“ (Ich bin Er), „Shivoham“ (Ich bin Shiva), „ Aham Brahma Asmi“ (Ich bin Brahman), „Ich bin ein Bhakta“, „Ich bin Gottes Parivaaram“ oder „(Naan) Iraiyon Parivaaram“ gefestigt. Das sind alles nur unterschiedliche Formulierungen, die dasselbe bedeuten. So hat Arunagiri – sehr mystisch, geheim und tief – „ Aham Brahma Asmi“ in „(Naan) Iraiyon Parivaaram“ verborgen! Ein „Iraiyon Parivaaram“ oder Jivanmukta zu sein, heisst, im Bewusstsein von „ Aham Brahma Asmi“ gefestigt zu sein. Danach zu streben, ein „Iraiyon Parivaaram“ zu werden, heißt, danach zu streben, ein Jivanmukta zu werden, d.h. zu versuchen, im Bewusstsein von „ Aham Brahma Asmi“ gefestigt zu werden.

Wie? Durch Meditation über das Mahavakya (großartiger Ausspruch)13 , weil Meditation über „ Aham Brahma Asmi“ zur wirklichen Erfahrung, zur Verwirklichung von „ Aham Brahma Asmi“ führt – Advaita Bhavana (Kultivierung der inneren Einstellung der Non-Dualität) führt zu Advaita Avastha (Zustand der Nondualität). Wenn der Geist also aufgefordert wird, nach dem Zustand eines „Iraiyon Parivaaram“ zu streben, ist das eine Anweisung für die Meditation über „ Aham Brahma Asmi“.

Über „ Aham Brahma Asmi“ zu meditieren setzt klassischerweise die Einweihung in Sannyasa voraus, da das Mahavakya Upadesa gleichzeitig mit der Sannyasa-Weihe gelehrt wird. Man kann daher sagen, dass dieser Vers in sich implizit das Mahavakya Upadesa von „Tat Tvam Asi“ enthält. Es ist implizit, weil die Unterweisung immer geheim gegeben wird. Wenn der Schüler den Guru um die Sannyas-Weihe bittet, d.h. die höchste mystische Meditation, dann gibt ihm der Guru Maha- vakya Upadesa, indem er „Tat Tvam Asi“ (Du bist Das) sagt und der Schüler soll mit „ Aham Brahma Asmi“ (Ich bin Brahman) antworten und darüber meditieren, was der heilige Arunagiri als „(Naan) Iraiyon Parivaaram“ wiedergibt, der Zustand, nach dem der Geist streben soll. Es ist die Art zu denken, die das Bewusstsein zum Jiva oder Ishvara macht, Mensch oder Gott, individuell oder kosmisch. Wenn das Bewusstseinsprinzip in uns denkt „Ich bin der Körper“, dann wird es tatsächlich auf den Körper begrenzt und identifiziert sich mit ihm; wenn es denkt „Ich bin reines Bewusstsein, Gott“, wird es zweifellos zu Gott, es ist Gott. Darum heißt es, „Du wirst, was du denkst.“

Der Geist bzw. Jivatman, dem die Anweisung gegeben wird, gehört in seiner essentiellen Natur zu Gott, zur universalen Existenz, Satchidananda oder reinem Bewusstsein. Der Jiva gehört zur Natur des Atman und nicht des Körpers oder des Geistes. Aufgrund von Avidya, Unwissenheit hat das Universale, das alleine existiert, irgendwie seine universale Natur vergessen, sich selbst entfremdet und ist dazu gekommen, sich als eine isolierte Existenz, den Jiva, zu betrachten und macht seine unabhängige Existenz geltend, was Asmita (Ego) zur Folge hat.

Als Folge dieser Individualisation sieht der Jiva etwas außerhalb von sich und, noch schlimmer, er entwickelt ein Mögen für bestimmte Dinge und eine Abneigung gegenüber anderen (Raga-Dvesha = Mögen-Nichtmögen). Schließlich entwickelt er Anhaftung an einen bestimmten Körper und die damit verbundenen Dinge und klammert sich an sie, was Abhinivesha (Furcht vor dem Tod, Verlust) ist. Jetzt muss er zu seinem ursprünglichen Zustand der Universalität zurückkommen, damit er von all diesen Leiden frei wird.

Die effektivste Methode hierfür ist, sagt Arunagiri, über Gott zu meditieren, darüber, dass unsere essentielle Natur göttlich ist, also über die eigene universale Natur. Richtig denken heißt, zu wissen und zu fühlen: „Ich gehöre zu Gott“, „Ich bin Brahman“. So wie jemand aus einem Traum aufwacht und sich seiner wirklichen Persönlichkeit im Wachzustand bewusst wird, so erwacht der Jiva in der Meditation zu seinem universalen Wachzustand von Ishvaratva (Göttlichkeit) oder Brahman-Sein. Der Geist wird darum angewiesen über „Ich gehöre zu Gott“ ((Naan) Iraiyon Parivaaram) oder „Ich bin Brahman“ (Aham Brahma Asmi) zu meditieren.

Angenommen, eine Welle oder ein Tropfen im Ozean, die sich aufgrund eines Denkfehlers als isoliert und unverbunden mit dem Ozean betrachten, beginnen korrekt zu denken. Wie würden sie denken? Als erstes würden sie denken „Ich gehöre zum Ozean“, dann „Ich bin ein Teil des Ozeans“; dann „Ich bin untrennbar vom Ozean“, dann „Ich bin vom Ozean nicht verschieden“ und schließlich „Ich bin der Ozean“. Das sind Stufen der Rückkehr zum korrekten Denken auf dem richtigen Weg (Meditation); die Welle war aber immer der Ozean, selbst als sie sich für davon getrennt hielt; „Ich bin der Ozean“ ist von Anfang an so, auch zu den Anfangsstufen von „Ich gehöre zum Ozean“ usw. So ist es mit dem Jiva, der nichts als ein Mythos ist, der aufgrund von falschem Denken dazu gekommen ist, sich selbst als von Gott getrennt zu betrachten.

Der Jiva ist nichts als ein Bewusstseinsfleckchen im Bewusstseinsozean. Wie kann der Jiva oder überhaupt irgendetwas, von Gott getrennt sein, der die allgegenwärtige und alldurchdringende Wirklichkeit ist? Kann irgendetwas außerhalb von ihm sein? Darum meditiert der Jiva, der anfängt nach seinem wahren Status, seinem wahren Wesen zu streben, als erstes über „Ich gehöre zu Gott; Ich bin mit Gott verbunden; Ich bin Gottes Parivaaram.“ Dann spürt er: „Ich bin ein Teil von Gott; Ich bin untrennbar von Ihm“; dann „Ich bin nicht von Gott verschieden“ und schließlich erkennt er „Ich bin Gott, ich bin Brahman, Aham Brahma Asmi.“ Aber die Idee von „ Aham Brahma Asmi“ durchzieht den Strom der Meditation von Anfang an, von „(Naan) Iraiyon Parivaaram.“ Wörtlich genommen mag der Begriff „(Naan) Iraiyon Parivaaram“ ein dualistisches Konzept zu suggerieren scheinen, aber die mystische Einsicht enthüllt, dass er das höchste Geheimnis absoluter Einheit in sich enthält. Der Intellekt hat eine Grenze und wenn er dort ankommt, muss er sich selbst aufgeben. Wir sollten daher nicht in unserem Überenthusiasmus an der wörtlichen Bedeutung und einem intellektuellen Verstehen festhalten und dabei versäumen, die darunter liegende Wahrheit zu erfassen.

Dass der Vers Meditation über „ Aham Brahma Asmi“ impliziert, kann man auch aus dem zweiten Teil des Verses ableiten. Nachdem er den Geist angewiesen hat nach dem Zustand von „Iraiyon Parivaaram“ zu streben, fügt Arunagiri hinzu: „O Geist! Mit dem Wissen, das Stille genannt wird, zerstöre das Ego mit seiner Wurzel (der Unwissenheit, Avidya)“, was auf die Wirkung, die diese Art von Meditation mit sich bringt, hinweißt. Interessanterweise wendet der Heilige diese Technik auch in den beiden anderen Versen der Anweisung an den Geist (Verse 7 und 14) an.

Wenn der Geist gut vorbereitet ist und diese Meditation über „ Aham Brahma Asmi“ übt, festigt er sich in seinem universalen Zustand des „Seins“, der Stille, Ruhe ist, im Gegensatz zum Zustand von Asmita (Ego) oder Jiva (Individuum), der „Werden“ ist. So wie ein Wellenkamm sinkt und eins mit dem ruhigen Wasser des tiefen Ozeans wird, so sinkt die Ego-Welle des Jiva in den Seins- Ozean von Ishwara. Dieses Wissen, die Erkenntnis von „Ich bin Brahman“ bringt den ausgeglichenen Zustand der Universalität (d.h. Ruhe, Gleichmut, Samatvam) hervor, der ein Todesstoß nicht nur für das Ego, sondern auch für seine Wurzel ist. Darum sagt Arunagiri „Zerstöre das Ego mit seiner Wurzel.“ Er erwähnt jedoch nicht direkt Avidya, weil Avidya nichts Wahrnehmbares ist, kein Gegenstand positiver Erfahrung. Wir sind uns des Zustands von Ahamkara (Ego) und wie es als Bewusstsein der individuellen Persönlichkeit wirkt, bewusst, aber nicht Avidya, die eine logische Vorannahme ist und die aus ihren Wirkungen abgeleitet wird. Also bedeutet die Zerstörung der Wirkung bis zu ihren Wurzeln die Zerstörung der Ursache selbst. All dies impliziert Arunagiri wenn er sagt „Zerstöre das Ego bis zu seinen Wurzeln“.

Das Ego kann nicht vollständig zerstört werden, ehe nicht seine Grundursache, Avidya, entfernt wird. Und keine Anstrengung des Jiva kann dies erreichen, da all seine Anstrengungen Avidya und das Ego voraussetzen. Darum ist Meditation über den höheren, essentiellen Aspekt des „Seins“ (Ruhe, Stille), der gleichzeitig auch Bewusstsein (Wissen) ist, der Königsweg, um das Ego mit seiner Wurzel, Avidya, aufzulösen. Man braucht die Hilfe des Höheren, um das Niedrigere zu überwinden. Darum muss der Jivatva in Ishavaratva aufgenommen oder zurückgezogen werden, durch die höchst wirksame Methode der Meditation über „ Aham Brahma Asmi“, mit einem qualifizierten Geist, der von einem kompetenten Meister richtig eingeführt wurde; dies ist Arunagiris feierlicher Rat.

*

Wenn der Schüler sich dem Guru mit einer ernsten Sehnsucht nach Befreiung nähert und Einweihung in Sannyasa sucht (Vers 36), weiht ihn der Guru, wenn er von seiner Eignung und Bereitschaft überzeugt ist, in den Orden des Sannyasa ein (mit dem Mahavakya Upadesa „Tat Tvam Asi – Du bist Das) und lehrt ihn Meditation über „ Aham Brahma Asmi“ – „(Naan) Iraiyon Parivaaram“ – „(Ich) gehöre zu Gott“ und damit das Wissen der Stille bzw. der Einheit, um das Ego vollständig aufzulösen.

Obwohl der Aspirant bereits den Rand des kosmischen Bewusstseins berührt hat, musste er zum Weltbewusstsein zurückkehren, weil Avidya noch nicht zerstört war (Verse 28 und 29); bevor Avidya nicht entfernt ist, ist Verwirklichung nicht möglich. Hier finden wir deswegen eine Anweisung zur Zerstörung von Avidya, der Wurzel des Ahamkara (Ego).

Jetzt ist der Schüler mit dieser Initiation und Anweisung vollständig ausgerüstet, in das Absolute zu springen. Die Sannyas-Weihe ist natürlich nicht das Erreichen des Ziels; es ist nur die letzte Vorbereitung dafür. Dass Meditation über „ Aham Brahma Asmi“ notwendig ist, um die Kausalkette, d.h. Avidya, Maya oder Samsara zu zerbrechen und Samadhi zu erreichen, ist offensichtlich aus der Anweisung des Gurus, die der Einweihung folgt, nämlich das Ego mit seiner Ursache (Avidya) durch die Erkenntnis der eigenen wahren Identität zu zerstören.

13. Anmerkung des Herausgebers: Es gibt 4 Mahavakyas aus 4 Upanishaden, großartige Formeln, die die Einheit von allem, die Einheit der individuellen Seele mit Brahman, ausdrücken. Über sie zu meditieren führt allmählich immer mehr zur Erkenntnis und Erfahrung der Einheit. Die 4 Mahavakyas lauten: Aham Brahma Asmi (Ich bin Brahman, das Absolute), Prajnanam Brahman (Brahman ist Bewusstsein), Ayam Atma Brahma (Dieser Atman, dieses Selbst, ist Brahman), Tat Twam Asi (Das bist Du).