Vers 26

Aaadhaaramileen Arulaip Perave
Neethaan Orusattrum Ninaindhilaiye
Vedhaagama Jnaana Vinodhamano
Theethaa Suraloga Sigaamaniye


Ich, der ich ohne Unterstützung bin, dass ich Deine Gnade bekommen soll,
Dem hast Du nicht auch nur einen Moment einen Gedanken geschenkt!
Vedas, Agamas, Wissen, Handlungen und selbst den Geist, -
Diese transzendierst Du, O Kronjuwel des Himmels!


„O Gott, Du Kronjuwel von Devaloka! Der Du jenseits (der Reichweite) der
Veden, Agamas (Schriften), (intellektuellem) Wissen, (physischer) Aktivität
und des Geistes bist! Ich bin ohne Unterstützung, o Gott! Du hast (dennoch)
nicht daran gedacht, nicht einmal für einen Moment, dass ich Deine Gnade
erhalten könnte (die Gotteserfahrung zu haben).

Erklärung:

Es gibt vier Veden und achtundzwanzig Agamas. Sie verherrlichen Gott und versuchen den Weg zu weisen, wie man ihn erreichen kann. Sie enthalten die höchste Weisheit, die mystischen Offenbarungen von Heiligen und Weisen. Aber sie kommen zu dem Schluss, dass Er jenseits ihrer Reichweite ist, weil man Gott selbst erfahren muss. Unser intellektuelles Verstehen, unsere mentalen Prozesse und körperlichen Aktivitäten können uns auch nicht Gott nahe bringen.

Er ist außerhalb der Reichweite von allem, was uns in unserem jetzigen Zustand des Wissens bekannt ist. Er transzendiert alles und darum ist er nicht durch irgendeines dieser Mittel erreichbar. „Ich habe die Täuschung über die Welt, die dem Gesetz des Karmas unterliegt, hinter mir gelassen und mich Dir alleine zugewandt, der Du vollkommen bist (siehe den vorhergehenden Vers). Darum habe ich jetzt keine Unterstützung in dieser Welt. Du bist meine einzige Unterstützung. Aber Du bist außerhalb der Reichweite des Geistes usw. Darum wird mein Denken an Dich und mein Beten zu Dir mir nicht zur Gotteser fahrung verhelfen. Du solltest jetzt an mich denken, nur für einen Moment und das wäre genug; nur das würde mir Deine Gnade und göttliche Erfahrung bringen“, – ist die Anrufung von Arunagirinathar.

Bedeutet dies, dass wir überhaupt kein Sadhana machen müssen, sondern einfach nur die Gnade Gottes erwarten müssen? Nein. Nachdem man die Schriften studiert hat, nach einem intellektuellen Verständnis von Gott, nachdem man das, was man gelernt und verstanden hat, in die Praxis umgesetzt hat, erkennt man die Begrenztheit des Geistes und des Intellekts, aller menschlichen Anstrengung und ergibt sich Gott in höchster Hilflosigkeit, weil man ganz genau weiß, dass nichts außer Seiner Gnade uns Gott enthüllen kann. Dies scheint der Zustand zu sein, auf den Arunagiri abzielt, wenn er sagt: „Oh Gott, Du bist jenseits der Reichweite des Geistes etc. Ich bin ohne Unterstützung. Wirst Du nicht daran denken, mir Deine Gnade zu schenken!“ Ein vollständiges Erkennen der Begrenzungen menschlichen Strebens ist die Vorbedingung für die Manifestierung der Göttlichen Gnade.

Das Ego, das seine Macht behauptet, muss bescheiden werden und merken, dass es nichts ist. Wo das Ego so abflaut, offenbart sich Gott. Wo die Welle der Individualität versinkt, erhebt sich der Ozean der Universalität. Wo menschliche Anstrengungen aufhören, manifestiert sich Göttliche Gnade.

Warum ist Gott jenseits der Reichweite des Geistes, der Veden etc.? Gott ist unendlich, während der Geist usw. endlich sind. Kann das Endliche das Unendliche erkennen? Der Geist ist seiner Natur nach nach außen gerichtet, während das Unendliche alldurchdringend ist, d.h. es ist nicht geteilt. Je mehr der Geist versucht, Gott zu kennen, desto mehr veräußerlicht er sich und entfernt sich dadurch von Gott, der allgegenwärtigen Wirklichkeit. Darum können nach außen gerichtete Tätigkeiten wie das Lesen von Schriften, Diskussionen usw. einen Gott nicht nahe bringen. Aber sie helfen einem, diese Wahrheit zu erkennen, dass sie nicht helfen können, Gott zu erreichen. Durch diese Erkenntnis, wenn der Geist mit seiner Aktivität aufhört und keine Unterstützung mehr hat, d.h. Zuflucht bei Gott nimmt, bei der allgegenwärtigen Wirklichkeit, manifestiert sich Gottes Gnade. Der Geist muss aufhören zu funktionieren, dann manifestiert sich Gott. Der Geist kann Gott solange nicht erreichen, wie er seine Individualität aufrechterhält.

Warum helfen einem der Geist, das Studium der Veden usw. nicht, Gott zu erreichen? All dies gehört zur phänomenalen Welt, aber Gott ist die Absolute Wirklichkeit. Nichts, was phänomenal ist, kann das Absolute berühren, genauso wie nichts aus einem Traum die Dinge aus der Welt des Wachseins berühren kann, weil sie zu verschiedenen Reichen gehören. Man mag in einem Traum tausend Meilen rennen, aber man kann nicht den materiellen Schatz unter dem Kopfkissen erreichen. So kann auch alles, was der Geist im Wachbewusstsein tut, niemals dabei helfen, dass er sich auf die universale Existenz Gottes einstellt. Gibt es dann keinen Ausweg? Doch, sagt Arunagiri, ohne Unterstützung zu werden und Seine Gnade zu erlangen. Aber was ist das, ohne Unterstützung werden? Lasst uns erst unsere „Stützen“ untersuchen und dann sehen, was es heißt, ohne Stützen zu sein.

Wir haben verschiedene Quellen der Unterstützung – unser Körper, Verwandte, Wohlstand, Eigentum, Position etc. sind unsere physischen Stützen. Der Jiva hängt im Wachzustand von diesen Dingen für seine Erfahrung und Existenz ab. Im Traumzustand ist die Stütze des Jiva die psychische Welt oder die Traumwelt, die es ihm erlaubt, Traumerfahrungen zu haben. Der Zustand des Tiefschlafs mag ohne Unterstützung erscheinen, weil es dort keinen Körper, Geist, Sinne, Objekte, Beziehungen oder die Welt gibt. Aber er ist nicht wirklich ohne Stütze. Die latenten und tief vergrabenen Eindrücke von Wünschen, die das Unbewusste, Ajnana bilden, liefern die Unterstützung für den Jiva. Sie bringen ihn wieder zum Wachsein und wollen erfüllt werden.

Wäre es nicht wegen dieser Wünsche, so würde der Jiva mit Satchidananda verschmelzen, das er durch diesen dünnen Schleier von Avidya unbewusst genießt. Also sind die Stützen des Jiva in den drei Zuständen von Wachen, Träumen und Tiefschlaf der grobe, feinstoffliche und der Kausalkörper oder das Bewusste, Unterbewusste und Unbewusste. Obwohl diese die „Stützen“ des Jiva sind, sind sie in Wirklichkeit die Hindernisse für seine Befreiung. Die Beziehung, die der Jiva in seinen drei Zuständen mit den entsprechenden drei Körpern hat, ist von einem Gesichtspunkt aus seine Unterstützung, aber ist wahrlich ein Hindernis für die Gotteserfahrung. Darum heißt ohne Stütze zu werden, frei von diesen „Stützen“ oder Hindernissen zu werden. Jetzt stellt sich die Frage, wie man frei von Stützen wird.

Wir haben gesehen, dass nichts, was wir im Traum tun, uns helfen kann, etwas in der wachen Wachwelt zu erreichen, weil man nichts aus der Traumwelt in die Wachwelt bringen kann, da sie zu unterschiedlichen Reichen gehören. Aber, obwohl wir nichts aus der Traumwelt ins Wachsein bringen können, können „wir“ vom Träumen ins Wachen gehen und dabei alles aus dem Traum hinter uns zurücklassen. Wir müssen nur aus dem Traum aufwachen und können den Schatz haben. Genauso muss das „Ich“ in uns zu dem höheren Bewusstsein Gottes erwachen, dabei alles aus dieser phänomenalen Welt verlassen und Gott erfahren, Seine Gnade genießen. Nichts aus der phänomenalen Welt kann dorthin gebracht werden, aber das „Ich“ oder das „Bewusstsein“ kann dorthin gehen.

Die Zustände von Wachen, Traum und Tiefschlaf sind Bewusstseinszustände in Beziehung zu bestimmten Dingen – das Wachen in Beziehung zu physischen, grobstofflichen Objekten; der Traum zu feinstofflichen; und der Tiefschlaf zu kausalen. Es ist genau dasselbe Bewusstsein in jedem dieser Zustände, je nach seiner Verbindung mit den drei Zuständen. Obwohl die Dinge eines Zustandes nicht in den anderen gebracht werden können, noch uns helfen können, in den anderen zu gehen, können „wir“ oder das Bewusstsein vom Wachen in den Traum oder Schlaf gehen und umgekehrt. Wenn genau das gleiche Bewusstsein von einem Zustand in einen anderen wechseln kann, dann kann es wohl auch in einen noch anderen Zustand gehen, wo es mit gar nichts in Verbindung ist, sondern es selbst ist. Obwohl das, was das Bewusstsein in Verbindung mit den verschiedenen Ebenen des Geistes tut, ihm nicht helfen wird, Gott zu erreichen, kann es sich dennoch von allenVerbindungen auf jeder Ebene zurückziehen und in sich selbst ruhen, wie es ist.

Wenn die Zustände von Wachen, Traum und Tiefschlaf die bewussten, unterbewussten und unbewussten Zustände sind, dann ist der andere der überbewusste Zustand. Es ist Gottesbewusstsein. Selbst ein Moment dieses Überbewusstseins ist genug, um Gotteserfahrung zu bringen - nein, es ist Gotteserfahrung – denn die Trennung von allen drei Zuständen bedeutet das Aufhören der Individualität, was gleichzeitig die Universalisierung des Bewusstseins ist. Wenn das Bewusstsein aufgrund seiner Begrenzung auf die Zustände von Wachen, Traum und Tiefschlaf etwas außerhalb seiner selbst weiß, ist es phänomenale Erfahrung. Aber wenn das Bewusstsein in sich selbst ruht, in seiner universellen Natur und sich selbst durch sich selbst kennt, indem es es selbst ist, dann „weiß“ es nicht im gewöhnlichen Sinne des Wortes.

Es ist Sein, das auch Wissen ist. Es ist Sein-Bewusstsein, was ein Überbewusstsein oder Gotteserfahrung ist. Dies ist das Denken Gottes, das vom menschlichen Denken verschieden ist, auch als Gottes Gnade oder das Eintreten des Gottes - bewusstseins. bezeichnet Wie dies geschieht, ist ein Geheimnis. Wir können nicht sagen, ob das Aufhören der drei Zustände zur Gotteserfahrung führt oder Gotteserfahrung das Aufhören der drei Zustände herbeiführt. Etwas passiert und beides findet gleichzeitig statt. Es ist eine Gleichzeitigkeit der Erfahrung – die drei Zustände hören auf und Gotteserfahrung ist da. Darum wird sie Gottes Gnade zugeschrieben und als Gottesfreude bezeichnet, die jegliche menschliche Logik übersteigt.

Also ist der Zustand des Überbewusstseins der „stützenlose“ Zustand; und Meditation ist der Weg, der dahin führt. Meditation wird deshalb auch der „stützenlose Zustand“ genannt; genauso wie Yoga die Festigung in Gott ist, die unterschiedlichen Wege, die zu dieser Festigung führen aber auch Yoga genannt werden, wie Bhakti Yoga, Jnana Yoga etc.; oder so wie ein Yogi jemand ist, der Vollkommenheit erreicht hat und jene, die nach Vollkommenheit streben, auch Yogis genannt werden. Wenn man in der Meditation (Vers 25) seine Täuschung über die Welt hinter sich lässt und sich Gott zuwendet, der vollkommen ist, wird man ohne Stütze und hängt vollständig von der Göttlichen Gnade ab, die man anruft. Darum Arunagiris Appell an Gott, Seine Gnade herabregnen zu lassen: „O Gott, Du bist jenseits der Reichweite der Veden, des Geistes usw. und darum brauche ich jetzt Deine Gnade. Und dennoch hast Du nicht einmal einen Moment daran gedacht, mir Deine Gnade zu geben! Wie soll ich dann die Göttliche Erfahrung erreichen? Sei darum gnädig genug, mir Deine Gnade zu gewähren.“

Die beiden letzten Zeilen dieses Verses werden auch interpretiert als:

(1) „O Gott, der Du der Gegenstand der (Verehrung durch die) Veden und Agamas bist, der spielt und sich erfreut, indem er Belehrungen (oder Diskussionen) über Jnana gibt, der jenseits der Reichweite des Geistes ist! ....“

(2) „O Gott, der als Zeitvertreib die Darlegung des Wissens hat, das in den Veren und Agamas dargelegt wird, der jenseits der Reichweite des Geistes ist!....“

(3) „O Gott, der jenseits der Reichweite des Geistes ist, der als Zeitvertreib die Diskussion des Wissens der Veden und Agamas hat! ....“

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Der Jiva, der in der Meditation voranschreitet, ist, nachdem er die Hindernisse überwunden hat (Vers 25) in der Lage, die Welt zu vergessen und versucht ohne Stütze zu sein. Es ist jetzt ein besonderer Zustand der Innerlichkeit des Bewusstseins, von dem man nicht sagen kann, dass er in einem der drei Zustände von Wachen, Traum oder Tiefschlaf sei. Der Zustand echter Meditation ist vom Wachzustand verschieden, weil es keine Veräußerlichung des Bewusstseins gibt, d.h. es gibt kein Bewusstsein der äußeren Welt und nicht einmal des eigenen Körpers. Dass es kein Traum ist, ist natürlich offensichtlich. Es ist auch kein Tiefschlaf, weil es kein unbewusster Zustand ist. Der Jiva versucht in seinen höheren Bereichen der Meditation, im reinen und einfachen Zustand des Jivatva als solchem zu sein, unverbunden, aber mit Bewusstsein, d.h. er versucht „stützenlos“ zu sein. Er ist nicht in einem wirklich stützenlosen Zustand, aber nahe an der Grenze dazu und darum fühlt er das Bedürfnis nach der Gnade Gottes. Dieser Zustand wird lebendig in diesem Vers dargestellt.

Die immer größere Hinwendung des Sadhakas an Gott bzw. seine Meditation über das Selbst, lässt ihn ohne Stütze zurück. Aber er hat noch kein substantielles Fundament in der höheren Wirklichkeit erreicht. Dies ist ein sehr kritischer Zustand, wo er die Göttliche Unterstützung mehr denn je braucht. Er merkt, dass ein Zug von „oben“ hier absolut notwendig ist. Dies scheint ein Übergangszustand in der Meditation zu sein, wo das Jiva-Bewusstsein versucht, sich selbst zu überschreiten, d.h. über sich hinauszugehen und das universale Bewusstsein zu berühren

Der Jiva hat eine größere Selbsthingabe und Sich-Verlassen auf Gott, eine Anstrengung zu noch intensiverer Meditation, um sich auf das Universale einzustimmen.