Vers 20

Aridhaagiya Meipporulukku Adiyeen
Uridhaa Upadesam Unarthiyavaa
Viridhaarana Vikrama Velimaiyoor
Purithaaraga Naaga Purandharane


Diese höchste Wirklichkeit, die am schwierigsten zu erreichen ist,
O, Dein Erfahrungs-Upadesha, ließ diesen Diener sie erlangen!
O großes Boot! O Geliebter! O mächtiger gewaltiger Gott!
O Pranava, nachdem sich die Devas sehnen! O Beschützer des Himmels!


„O Gott, der wie ein großes Boot ist (um diesen Ozean des Samsara zu überqueren), der großen Mut besitzt, den alle lieben, der das höchste  Pranava
(der Laut Om) ist und Gegenstand der Sehnsucht und der Meditation der Devas, der Beschützer von Devaloka! Du hast Unterweisung von innen gegeben (Initiation durch innere Erfahrung), so dass es diesen Deinen Diener zur Höchsten Wirklichkeit berechtigte, die (ansonsten) am schwierigsten zu  erreichen ist. O was für ein Wunder!“

Erklärung:

Samsara, dieses Leben in der Welt der Erscheinungen, wird mit einem Ozean verglichen, weil es kein Ende hat. Ein Mensch mitten im Meer hat keine Hoffnung, die Küste zu erreichen. Der Ozean ist so groß. Die Küsten sind so weit entfernt (fast uferlos!) und das Wasser ist so tief mit vielen grausamen Tieren darinnen, dass es unmöglich ist zu hoffen, die Küste zu erreichen. Wenn er dann plötzlich ein großes Boot neben sich sieht, wie sehr würde er sich dann freuen? Dieses Rettungsboot ist Gott in diesem Ozean von Samsara. Es ist genauso schwierig, diese sterbliche Existenz zu überwinden. Es gibt zahllose Fallen, wie Gier und Gelüste, die einen verschlingen wie der Hai im Meer. Das Gesetz des Karma ist so unerbittlich, dass es eine endlose Kette von Reaktionen erschafft, die zu zerbrechen und vom transmigratorischen Leben befreit zu werden, man niemals erhoffen kann. Gott ist die einzige Zuflucht und Hingabe an ihn ist die Methode. Arunagiri sagt, Gott ist wie ein großes Boot und meint damit, es gibt keinen Platzmangel darin; beliebig viele können auf einmal Zuflucht bei ihm suchen und er kann sie alle retten.

Gott besitzt großen Heldenmut. Eine seiner tapferen Taten wollen wir hier erzählen. Einmal führte der Rishi (Weiser, Seher) Narada mit allen Devas und Munis (Gelehrten) eine Opferzeremonie aus, aus der ein schrecklicher Ziegenbock hervorkam. Er richtete, große Verwüstung an, wanderte in den drei Welten umher und machte allen Angst. Narada und andere gingen zum Berg Kailash um Shiva um Hilfe zu bitten. Unterwegs trafen sie den kleinen Jungen Skanda, der sie nach ihrem Ziel fragte. Als ihm die Sache erklärt wurde, sandte Er Veerabahu Devar, seinen Chefassistenten, er solle den Ziegenbock bei den Hörnern fassen. Veerabahu Devar machte sich auf, ihn zu suchen, fand ihn schließlich in Brahma Loka dem Wohnort Brahmas) und brachte ihn zu Skanda. Auf allgemeinen Wunsch hin machte Skanda den Ziegenbock zu seinem Vahana, seinem Gefährt, segnete die Devas und sprach: „Jetzt könnt ihr zurück in die Welt gehen, mit Eurem Opferfortfahren und es ohne Störungen beenden.“ Das war, als er noch ein kleiner Junge war!

Die Gläubigen lieben Gott, weil er gewährt, was immer sie wollen – sowohl in dieser als auch der jenseitigen Welt. Seine Gestalt ist schön und bezaubernd. Aber nur an Ihn zu denken, ist erfreulich.

Er befreite Devaloka von Surapadma und setzte Indra und all die anderen Engelswesen wieder in ihre ursprünglichen Posten ein. Darum meditieren sie immer über ihn als den Höchsten Herrn, als die Essenz von Pranava oder Om.

„Solch ein großer Gott gab mir Upadesa, einer ganz unwürdigen Person - seinem Sklaven? Ist es nicht ein Wunder?“ – ruft Arunagiri. Warum? Weil Arunagiris Leben vorher sehr ausschweifend war. Wahrscheinlich besaß er eine Spur von Liebe zu Murugan und das war für Ihn genug, sein Mitgefühl zu zeigen und Arunagiri Upadesa zu geben. Das ist einmalig und ohne Zweifel ein Wunder. Und auch das Upadesa, das er gab, war zweifelsohne einmalig.

Was für eine Art Upadesa wurde gegeben? Das, welches ihm den Zugang zu dieser Höchsten Wirklichkeit erlaubte, die am schwierigsten zu erreichen ist. Normalerweise wird Einweihung mündlich gegeben, indem man dem Schüler bestimmte Mantras gibt. Aber das ermöglicht einem nicht sofort den Zugang zum Höchsten. Man muss nach dieser Einweihung viel Sadhana praktizieren, um Gott zu erreichen. Es gibt auch die Einweihung durch Berührung oder sogar durch Gedankenübertragung. Aber ihnen allen muss eigenes Üben folgen, um das Ziel zu erreichen.

Die Inititation, die Arunagiri empfing, war etwas anderes – sie war Erfahrungs- Upadesa, Upadesa auf dem Weg direkter, innerer Erfahrung. Dieses Erfahrungs- Upadesa ist mehr als das gesprochene Upadesa der Verse 8 und 11; dort ist es „Peesudhal“, was eine innere Handlung ist, hier ist es „Unarthudal“, eine innere Erfahrung. Worin besteht dieses Erfahrungs-Upadesa? Gott manifestiert sich im Herzen des Verehrers als sein eigenes Selbst, was sofort die Erfahrung hervorbringt. Wenn Gott sich so manifestiert, wird das individuelle kleine Selbst transzendiert; so wie plötzliche Wassermassen in einem Fluss das lange stehende, stagnierende Teichwasser im Flussbett überfluten und verschlucken. Man mag sagen, dass das Teichwasser noch da ist, aber nicht so wie es vorher war; es ist jetzt eins mit dem Flutwasser, hat an all seinen Eigenschaften teil und verliert gleichzeitig seine früheren Eigenschaften von isolierter Existenz, Begrenztheit, Schmutz etc. Ähnlich ist es, wenn Gott sich manifestiert. Das Universale Bewusstsein überwindet dann das individuelle Bewusstsein, das wie ein Wassertropfen, der in den Ozean fällt, all seine Begrenzungen verliert und sofort das Universale erfährt. Dies ist Erfahrungs-Upadesa. „Dies ermöglichte mir sofort den Zugang zu dem Höchsten, das am schwierigsten zu erreichen ist“, sagt Arunagiri. Und das ist das Besondere bei diesem Upadesa! Wie kann das sein? Gott ist das Höchste. Er muss erreicht werden. Aber wenn Er, der erreicht werden muss, sich im Inneren manifestiert, um Erfahrungs-Upadesa zu geben, dann ist Er natürlich auch erreicht. So wird das an sich Schwierigste durch dieses Erfahrungs-Upadesa leicht erreicht. Denn die innerliche Offenbarung Gottes zum Zweck der Einweihu ng ist gleichzeitig der Einweihungsakt und die Gotteserfahrung und Er ist im selben Moment erlangt – alles gleichzeitig. Ist das nicht ein Wunder?

Das Höchste ist schwierig zu erlangen, obwohl es überall ist. Es ist der Träger, das Substrat oder die Substanz von allem. Und dennoch ist es schwierig zu erreichen, aus dem einfachen Grund, dass der Geist und die Sinne ihrer Natur nach nach außen gerichtet sind und nach ihm in der äußeren Welt von Raum und Zeit suchen, als ein Objekt. Gott ist überall, aber nicht als ein durch Zeit und Raum begrenztes Objekt. Er ist eine besondere Art der Innerlichkeit, das Subjekt, und wird niemals zum Objekt. Egal wie viel wir suchen, es wird uns Gott nicht näher bringen. Man muss deshalb Tapas (spirituelle Disziplin) üben, Tugenden entwickeln, sich nach Gott sehnen und sich mit Meditation beschäftigen – alles um diese Innerlichkeit des Bewusstseins hervorzubringen. Darum sagt man, das Höchste sei schwierig zu erreichen.

Gott ist das Substrat auch dessen, der sucht. Gott ist der wirkliche Sucher, der einzige Kenner. Er ist das Bewusstsein, das wissen möchte. Wenn er der Kenner ist, wer kann Ihn kennen und wie kann Er das Erkannte werden? Er ist immer der Kenner und kann niemals das Erkannte werden. Darum muss man die Suche nach Gott als einem Objekt als fruchtlos erkennen. Wenn das suchende Bewusstsein alles Suchen aufgibt und in sich selbst ruht, erkennt es sich selbst als das Gesuchte. Gott muss im Inneren erfahren werden, indem man die veräußerlichenden Aktivitäten der Sinne und des Geistes stoppt. Dies alles implizierend sagt Arunagiri, dass Gott ihm Upadesa durch innere Erfahrung gab, im Herzenskern, wo all die zerstreuten Strahlen des Geistes gesammelt werden müssen.

Das Erreichen Gottes ist das Schwierigste (nein, unmöglich), wenn man die falsche Methode anwendet, aber es wird eine einfache Angelegenheit, wenn die Methode richtig ist; darum die Notwendigkeit der Einweihung durch einen richtigen Guru. Gott wird so lange nicht erkannt, wie Er im Außen gesucht wird, noch wird Er erkannt, wenn Er äußerlich ist und Einweihung gibt. Er muss sich innerlich manifestieren – das Bewusstsein muss in sich selbst ruhen und dann wird Er erkannt. Wie dies geschieht, kann niemand sagen. Es ist ein Geheimnis, ein Wunder. Und darum der Ausruf des Heiligen: „O Herr, was für ein Wunder, Dein Upadesa hat mir den Zugang zum Höchsten ermöglicht.“ Schaue innen, suche innen, finde innen und erfahre innen – dies scheint die stille Lehre von Arunagiri zu sein.

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Als Antwort auf sein Gebet (Vers 19) initiiert der Guru ihn jetzt in die Technik der Meditation, mittels innerer Erfahrung und Transformation des Bewusstseins, die es ihm ermöglichen wird, die Erfahrung des Absoluten zu gegebener Zeit zu machen. Diese Initiation ist mehr als die verbale Anweisung (Hitopadesa) der Verse 8 und 11; denn während „Peesudhal“ (Sprechen) eine äußere Handlung ist, ist „Unarthudhal“ eine innere Erfahrung. Jetzt ist es wirkliche Initiation durch innere Offenbarung. Wie wir in den Versen 8 und 11 gesehen haben, ist, obwohl diese Initiation im Fall des heiligen Arunagiri zu einer sofortigen Verwirklichung des Absoluten geführt hat, dies im Falle des Suchers kein sofortiges Erreichen sondern nur eine Initiation in die Meditationstechnik, deren eifriges Üben es ihm vielleicht ermöglichen wird, Zugang zum Absoluten zu erlangen, das ansonsten höchst schwierig zu erreichen ist.