Vers 4

Valaipatta Kaim Maadhodu Makkalenum
Thalaipat Tazhiyath Thagumo Thagumo
Kilaipat Tezhusoor Uramum Giriyum
Tholaipat Turuvath Thodu Velavane


Gefangen in dieser Fessel von Frau und Familie,
Muss ich so verderben? O Herr, ist es gerecht, schickt es sich?
Den Berg und Suras Herz, die mit ihrem Gefolge aufstiegen,
Deinen Vel, Velayudha, hast Du geworfen, der diese durchstoßen hat.

„Oh Herr Velayudha! Du hast Deinen (Shakti) Vel geworfen, um das Herz des Asura Surapadma zu durchstoßen, der sich mit seinen Verwandten in der Schlacht gegen Dich erhoben hat, ebenso wie den Berg. (Weil es so ist) muss ich vollkommen untergehen, gefangen in Verstrickungen des Familienlebens mit einer Frau mit Armreifen (Ehefrau) und Kindern (d.h. die Bindung des Haushalts)? Ist es gerecht, O Herr, ist es gerecht?“

Erklärung:

Surapadma, der mächtige Asura, der viele Geschenke von Shiva erhalten hatte, führte mit Hilfe seiner gesamten Sippe Krieg gegen Lord Skanda. Als alle überwunden waren und nur der Asura alleine übrig geblieben war, kämpfte er, indem er verschiedene Formen annahm, von denen eine ein riesiger Mango - baum mit hervorschießenden Ästen war. Lord Skanda spaltete den Baum mit seinem Vel.

Subrahmanya durchbohrte also den Asura in der Schlacht, als ob es ein Spiel wäre, indem er seine göttliche Waffe, den Vel, warf. Darauf bezieht sich der Heilige mit „O Herr, der den Vel wirft, um Sura zu durchbohren, der sich mit seinem Gefolge erhob (mit vielen Ästen wie ein Baum)“.

Krauncha war einer der Befehlshaber des Dämonen Taaraka, dem jüngeren Bruder von Surapadma. Krauncha nahm oft die Form eines Berges an, mit vielen Pfaden, die durch ihn führten. Wenn Passanten (besonders weise und fromme Menschen) den Berg durch diese Pfade betraten, schloss sich der Berg (der Asura) von allen Seiten und tötete sie. Das war sein Zeitvertreib. Einmal wanderte der Weise Agastya aufgrund einer Anweisung Shivas vom Himalaya nach Süden. Dieser Asura spielte den gleichen Trick mit dem Weisen, der ihn dank seiner Intuition rechtzeitig durchschaute und ihn verfluchte, er müsse in der Gestalt des Berges bleiben, bis er durch den Vel von Lord Skanda getötet würde, wenn die Zeit gekommen wäre. Skanda traf auf diesen Krauncha-Berg, als er die Streitkräfte der Devas südwärts führte, um Surapadma anzugreifen und tötete den Dämonen durch einen Wurf seines Vel.

Mit dem Berg, auf den sich dieser Vers bezieht, kann auch der Ezhugiri, der siebenfältige Berg, gemeint sein, der Surapadma immer folgte und ihm auf vielfältige Weise half und der auch von Skandas Vel durchbohrt wurde.

Der Berg repräsentiert Karmaund Surapadma das Ego (Avidya, Unwissenheit). So wie der Berg und der Asura nur durch den Vel von Lord Skanda getötet werden konnten, genauso kann Jnana, die Erkenntnis, Karma und Avidya zerstören. Darum fleht der Heilige: „O Herr, Du hast den Berg und den Asura zerstört. Zerstöre auf ähnliche Weise meine Bindung des Karma und Avidya.“

Durch gewöhnliche menschliche Anstrengung kann die Fessel des Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) nicht zerbrochen werden. Die Anhaftung an Frau und Kinder ist so stark, dass nichts außer göttlicher Gnade sie zerbrechen kann. In diesem Vers weint Arunagiri praktisch vor dem Herrn über seine Hilf lo sig - keit und ruft seine Gnade an, die Fesseln des Samsara zu zerbrechen

Es ist nicht so, dass Arunagiri wirklich durch Frau und Kinder gebunden war. Er hatte bereits die höchste Gnade von Lord Skanda erhalten und das gesamte Kandar Anubhuti ist ein ekstatischer Ausfluss seiner hohen spirituellen Erleuchtung. Wir müssen deshalb verstehen, dass er sich selbst in den bedauerlichen Zustand gewöhnlicher Menschen hineinversetzt und betet.

Die Schönheit der Abhandlung ist, dass Arunagiri die Verse in der ersten Person gesungen hat, so dass sie unser Gebet zu Gott werden, wenn wir sie singen. Wir sind so unwissend, dass wir nicht einmal wissen, wie wir beten sollen. Auf uns selbst gestellt würden wir um Dinge beten und bitten, die sich als schädlich für uns erweisen würden. Darum versetzt sich Arunagiri selbst in eine alltägliche  Situation und betet, als ob wir beten würden, so dass wir es nur wiederholen müssen. Dieser Vers ist so formuliert, dass man bei seiner Wiederholung nicht anders kann, als zu Tränen gerührt zu sein. Allein die Rezitation treibt einem Tränen in die Augen und berührt auch den mitfühlenden Gott. Und die Gnade Gottes wird die Fesseln von Samsara zerbrechen. Nichts als göttliche Gnade kann dabei helfen und nichts als ein herzbewegtes, vor Tränen überfließendes, weinendes, anrufendes Gebet kann die Gnade des Herrn anziehen. Also betet Arunagiri:

„ O Lord Muruga! Der starke Krauncha und der mächtige Surapadma wurden von Dir durch einen Wurf Deines Vels getötet. Scheint es Dir gerecht, dass ich unter der Bindung an Frau und Kinder (d.h. die alltäglichen Verpflichtungen in Beruf und Familie) verderbe? Und ist es eine große Sache für Dich, diese Fessel zu zerbrechen und mich zu befreien?“

*

In den vorhergehenden Versen hat Arunagiri das zu erreichende Ziel klar gemacht, seine Natur und die Methode es zu erreichen. Hier betont er die Hindernisse, die dem Sadhaka im Wege stehen, von denen das erste und vorderste die Bindung an die Familie ist, deren Erhaltung und Fürsorge einem alle Zeit und Energie wegnimmt. Der Aspirant, der sein Sadhana begonnen hat und eine klare Vorstellung von dem zu erreichenden Ziel gewonnen hat, erkennt jetzt, dass Familie ein direktes Hindernis* ist in dem Sinne, dass sie grob und äußerlich ist und bittet um ihre Überwindung. Äußerlich bildet die Familie die Bindung eines Menschen, während subjektiv Karma und Avidya die Seele an Samsara, die relative Existenz, binden; all dem kann durch die Gnade Gottes ein Ende gesetzt werden.

*Anmerkung des Herausgebers: Hier spricht der Autor vom Weg der Entsagung, wenn jemand nur noch den Wunsch nach Befreiung hat und sein Leben darauf ausrichtet. In diesem Sinn stehen „Frau und Kinder“ resp. „Mann und Kinder“ beispielhaft für die alltäglichen Existenzkämpfe. Daneben gibt es aber auch den Weg der natürlichen Lebensstufen, wo man den Alltag auch in Beruf und Familie spiritualisieren kann. Und es heißt natürlich auch nicht, dass man seine Pflichten gegenüber der Familie vernachlässigt. Gemeint ist auch nicht die Liebe zur Familie, sondern die Identifikation damit.