Vers 2

Ullaasa Niraagula Yoga Vidach
Challaaba Vinodanum Nee Yalaiyo
Ellaamara Ennai Izhanda Nalam
Sollaai Murugaa Surabhoo Pathiye

Bist Du nicht, o Herr! Seligkeit, schmerzfrei und Yoga,
der Wohlwollende, Gutsprechende und auch der Ausübende des Lila?
Jenes von allem loslösende und mich-verlierende Gute - Moksha,
Ich bete, lehre mich, O Muruga! Oh Herr von Devaloka!

Gott, bist Du nicht (der Herr von) Seligkeit, Freiheit von Schmerz und Yoga, der das Gute will und (zu allen) das Gute spricht und die Dinge als himmlisches Spiel (Lila) tut? Dieses „Gute“, von allem abzulassen (äußeren Verhaftungen) und mich selbst zu verlieren (im Inneren, in Dir) – lehre mich dies, O Lord Muruga! O Herr des Himmels (Devaloka)!“

Erklärung:

„Muruga, Du bist der Herr mit den sechs Eigenschaften; ich bitte Dich, lehre mich jenes ,Gute’ der Freiheit von Anhaftung und Egoismus.“ Es sind nicht die traditionellen sechs göttlichen Eigenschaften, die man normalerweise mit dem Begriff Bhagavan verbindet, auf die der Heilige sich hier bezieht, sondern ganz andere. Welche sind dies?

Gott ist Seligkeit. Er ist Glück. Er ist Freude. Seligkeit ist Satchidananda (Sein-Wissen-Glückseligkeit). Es ist das Ananda (Wonne) des Bewusstseins von unbegrenzter Existenz. Gott ist unendliche Existenz, die mit dem absoluten Bewusstsein identisch ist. Deshalb ist Er Ananda. Es ist Wonne aus sich selbst heraus und nicht Glück, das von etwas anderem als ihm selbst kommt. Wir sind manchmal auch glücklich und fröhlich, aber unser Glück ist mit Schmerz vermischt. Selbst wenn wir über etwas glücklich sind, quält uns etwas anderes von innen heraus. Und unser Glück vergeht auch schnell und gibt dem Schmerz und der Trauer Raum. Aber Gott ist nicht so. Um das zu bekräftigen, heißt es bei der zweiten Eigenschaft, dass er auch frei von Schmerzen ist.

Und woher stammt dieses Glück und diese Freiheit von Schmerz? Er ist der Herr des Yoga, immer in einem Zustand von Yoga, der Einheit mit allen. Er ist eins mit allem und überall, untrennbar von allem. Nichts ist von ihm getrennt oder außerhalb von Ihm. Darum gibt es für Ihn keinen Schmerz, weil Schmerz durch Trennung von geliebten Dingen verursacht wird oder durch das Nichterlangen geliebter Dinge, welche Frage im Falle Gottes nicht entsteht. Er ist in „Yoga“ mit allen Dingen. Aber was bedeutet es jetzt für uns, wenn Gott Seligkeit ist, frei von Schmerz und überall? Er ist nicht nur dies. Er ist auch der Herr des Yoga. Er strebt immer das Gute für uns an. Er meint es gut mit uns und darum spricht Er, was gut für uns ist, und dafür bringt Arunagirinathar sein Gebet dar.

Gott kommt als unser Guru und gibt uns Upadesa (Unterweisung). Wir wissen in unserer Unwissen heit nicht, was gut für uns ist und beten oft um Dinge, die uns schaden. Gott will Gutes für uns, spricht was gut ist und tut auch was gut für uns ist. Er erscheint als die weite Schöpfung durch Sein spielerisches Lila; und liefert das benötigte Feld, damit die Jivas (individuelle Seelen) vielfältige Erfahrungen haben können und dann erlöst er sie aus seiner Maya (Illusion) als einen Gnadenakt. So ist Gott Seligkeit, Freiheit von Schmerzen und Yoga. Das ist Seine essentielle Natur, wie Er in sich selbst ist. Gott will auch Gutes, spricht Gutes und tut Gutes. So ist Er in Beziehung zu uns. Er erscheint als diese weite Schöpfung, kommt als unser Guru, gibt uns Upadesa, enthüllt Sich uns und nimmt uns in Sich auf.

Wie er als der Kosmos etc. erscheint, ist ein Wunder und wir können nur sagen, dass es Sein Lila (göttliches Spiel), sein Vinodam (Aufsplitterung) ist. So will, spricht und tut der Wonnevolle, von Leiden freie Herr des Yoga, was „gut“ für uns ist. Unter den unzähligen Orten, wo Muruga verehrt wird, sind sechs am wichtigsten; sie werden Aarupadai Veedu genannt. Diese sind Tirupparankundram (3 Meilen von Madurai), Tiruchchendur (im Süden, am Meer), Tiruvavinankuti oder Palani (in der Nähe von Dindugal), Tiruveragam oder Swamimalai (bei Kumbakonam), Kundruthoradal oder Tiruttani (bei Arakonam) und Pazhamutirsolai (bei Madurai). Man sagt, dass diese sechs Orte die sechs Eigenschaften von Murugan reprä sen tieren.

Weiterhin heißt es von diesen sechs Orten auch, dass sie die sechs Chakras, Nervengeflechte, im Körper repräsentieren, was bedeutet, dass Subrahmanya der Herr der sechs Chakras ist. Und wiederum ist Shanmukha der Gott mit sechs Gesichtern und jedes Gesicht verleiht seinen Verehrern je ein Attribut, das in diesem Vers erwähnt wird. (Das bedeutet jedoch nicht, dass die sechs Gesichter unabhängig voneinander sind oder getrennt handeln.) „O Gott, bist Du nicht der Herr dieser sechs Eigenschaften? (Ja.)

Darum sage mir das ,Gute’.“ Und was ist dieses Gute? Es ist ein zweifacher Segen – einmal von allem in der Welt Abstand zu bekommen und zum anderen sich in Gott zu verlieren. Dies ist das „Gute“, sagt der Heilige. Alle Dinge sollten aufhören. Dies ist die erste Stufe des Segens. Es gibt hunderte und aberhunderte Dinge in der Welt. Können wir ihnen allen ein Ende machen? Ist das möglich? Nein. Aber wie können wir dann damit aufhören? Der einzige Weg ist, dass wir uns von ihnen zurückziehen. Also ist der erste Schritt im Yoga Yama, Selbstkontrolle, die aus Ahimsa (Nichtverletzen), Satya (Wahrhaftigkeit), Brahmacharya (umfassende Sinneskontrolle), Asteya (Nicht-Begehrlichkeit) und Aparagriha (Nichtannehmen von Dingen, die nicht existenz notwendig sind) besteht. Wenn vollständige Sinnesbeherrschung erreicht ist, was auch die Beherrschung des Geistes umfasst, bleibt das Ego-Prinzip oder das „Ich“ übrig. Auch dieses sollte wegfallen.

Aber wohin? Das Ego ist das Universelle, das sich als ein Besonderes behauptet, gerade so wie der Wellenkamm oder die Welle das Meerwasser ist, das sich an einem bestimmten Ort erhebt. So wie die Welle wieder im Ozean versinkt, so verliert sich das Ich-Bewusstsein im Gottes-Bewusstsein. So deckt das Alles-Vergessen und Mich-Verlieren den gesamten Verlauf des Sadhana ab, den Rückzug von der Äußerlichkeit und die Absor ption in Gott, was das „Gute“ ist, sagt Arunagirinathar. Man mag fälschlicherweise meinen, das Aufhören aller äußeren Aktivitäten und das Sich-Selbst-Verlieren bedeute einen negativen Schlafzustand, Ohnmacht oder Leere, worin diese auch fehlen. Nein, sagt der Heilige. Dieser Zustand wird deshalb als „gut“ betont.

Schlaf, Ohnmacht usw. sind nicht „gute“ Zustände, weil sie nicht zur Einheit mit Gott führen, sondern einen in den gleichen unglücklichen Zustand zurückfallen lassen, in dem man war, bevor man in diese Zustände gekommen ist. Es geht also um Absorption in Gott, nicht ums Einschlafen. Das einzige Gute ist Gott; alles andere was wir als gut betrachten sind nur „Güter“. Deshalb ist es gut, sich selbst in Gott zu verlieren, nicht sich selbst in der Welt zu verlieren, weil die Welt eine Quelle von Schmerz und Unglück ist; und Gott ist die Quelle von Seligkeit, von Freiheit von Schmerz und von Yoga. Wenn einer dieses Gute erreicht, wird er ein Heiliger; und Heilige besitzen auch die sechs Eigenschaften Gottes, die in diesem Vers erwähnt werden. Sie sind immer voller Seligkeit, sie sind immer frei von Schmerz und immer in Yoga absorbiert; sie beabsichtigen das Gute für die Welt und sprechen zu den Menschen, was gut für sie ist. Sie tun ihnen auf unterschiedliche Weise Gutes, als Teilnehmer am göttlichen Lila. Dies ist so, weil Heilige Stellvertreter Gottes auf der Erde sind; in und durch sie arbeitet Gott hier.

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Jetzt hat das Sadhana (die spirituelle Praxis) begonnen. Aber zwei Dinge sind wesentlich und müssen dem Geist von Anfang an klar sein, nämlich das Ziel, das erreicht werden soll und seine Natur. Darum erwähnt der Heilige sie im zweiten Vers– das „Gute“, die Verwirklichung Gottes, Moksha (Befreiung) ist das Ziel. Und was ist die Natur dieses „Guten“? Er macht auch dies klar durch die sechs Eigenschaften des Herrn. Dass Gott das Ziel ist und dass es Seligkeit usw. ist, worum wir beten und uns bemühen sollten, soll dem Geist des Aspiranten eingeprägt werden, damit er nicht abgelenkt oder zu etwas anderem hingezogen wird, wie Name und Ruhm, Siddhis etc.; dies ist die Lehre dieses Verses.