Sadhaks Weg

Subodh und Vivek erhielten im Ashram (Aufenthaltsort eines Weisen, Zentrum religiöser Studien) ihres Gurus, eines Sannyasin, Unterweisung in den heiligen Schriften. Nun näherten sie sich dem Ende ihres Studiums. Das strenge Leben, das sie im Gurukula (Haus des Lehrers) geführt hatten, der Satsang mit dem heiligen Mahatma (‘große Seele’, Ehrenbezeichnung für einen spirituellen Führer), ihrem Guru und die theoretischen Kenntnisse der Shastras (heilige Schriften), hatten in ihnen den Wunsch geweckt ein Leben der Entsagung zu führen und sich ganz Sadhana (spirituelle Praxis) zur Selbstverwirklichung zu widmen. An einem Guru Purnima (hellste Vollmondnacht des Jahres an der der spirituelle Meister verehrt wird) Tag wandten sie sich an den Guru mit der Bitte „eingeweiht“ zu werden. Der Guru war erfreut über ihr Streben und während er ihnen zu ihrem Urteilsvermögen gratulierte, ermahnte er sie auch zu ein wenig Vorsicht, denn ein solch drastischer Schritt darf nicht blind unternommen werden.

„Sannyas ist ein loderndes Feuer, ihr solltet euch gut darauf vorbereiten. Noch kennt ihr die Welt nicht. Der Geist der Leidenschaftslosigkeit, den ihr durch das Studium der Schriften und das Verweilen an einem reinen und heiligen Ort jetzt verspürt, mag echt sein oder auch nicht; er kann bis zum Ende eures Lebens andauern oder auch nicht. Versuchungen können euch in einem späteren Zeitpunkt eures Lebens befallen und vom Weg abbringen. Ein wenig Erfahrung mit dem wahren Wesen der Welt würde daher eure Leidenschaftslosigkeit stärken, sie wäre dann unerschütterlich.

Heute ist der günstige Guru Purnima Tag. Geht hinaus in die Welt. Durchstreift ein Jahr lang das Land. Ihr werdet viel lernen. Die Welt ist euer bester Lehrer. Haltet Augen und Ohren offen – lernt und lernt. Aber haltet euren Mund. Nehmt nicht an den weltlichen Aktivitäten teil. Schaut nur zu und lernt. Lebt so weit es geht in Gesellschaft Weiser. Ist dies nicht möglich, so lebt so weit es geht zurückgezogen. Kommt dann nach einem Jahr wieder zurück. Ihr werdet in diesem Jahr reichliche Erfahrungen sammeln und ich werde sicher sein, dass eure Leidenschaftslosigkeit wahr und unerschütterlich ist. Möge der Segen meines Meisters euch Weisheit und Stärke geben!“ Die beiden jungen Männer verneigten sich vor ihrem Meister und verließen den Ashram.