Sei entschlossen

  1. Fasse einen festen Entschluss. Sei sehr aufrichtig, wachsam und ernsthaft. Mache Fortschritte. Schreite voran, oh heldenhafter Krieger!
  2. Entwickle feurige Entschlossenheit, einen eisernen Willen, brennende Leidenschaftslosigkeit und Sehnsucht nach Befreiung. Du wirst die höchste Wahrheit in diesem Moment verwirklichen.
  3. Handle oder stirb.
  4. Sprich mit niemandem außer deinem Guru (spiritueller Lehrer) über die Visionen, Verwirklichungen und anderen Erfahrungen, die du während deines Sadhana (spirituelle Praxis) hast.
  5. Erwache, oh Aspirant! Mache intensives Sadhana. Verbrenne alle Unreinheiten. Erlange Erleuchtung durch Meditation.
  6. Was nützt Genuss, der vergänglich ist? Suche die Wonne des Ewigen in deinem eigenen Atman (Selbst).
  7. Wie leer ist ein sinnliches Leben des Genusses! Daher meide Sinnenfreuden.
  8. Gib die 3 K’s – Kamini (Lust), Kanchana (Gold) und Kirti (Name und Ruhm) – auf. Dann wird diese Welt dich nicht anziehen.
  9. Lasse Unterscheidungsvermögen und Nicht-Anhaftung dein Schwert zum Fällen des Baumes der Weltlichkeit sein.
  10. Es gibt keine größere Herrlichkeit, keine größere Freude als die eines Lebens der Entsagung. Es ist ein großartiges Leben.
  11. Nur Entsagung kann dich furchtlos und glücklich machen.
  12. Verlange nicht nach Sinnenfreuden. Wisse, dass nur das Unbegrenzte Wonne ist. Es gibt keine Freude in den kleinen Dingen der Welt.
  13. Erlaube dem Geist nicht, zu Sinnesobjekten zu wandern. Das ist Nirodha, Selbstbeherrschung.
  14. Wer kein Unterscheidungsvermögen besitzt, ist kindisch. Er rennt äußerlichen Freuden hinterher und läuft in das Netz des Todes.
  15. Schaue nach innen. Kooperiere nicht mehr mit den Sinnen. Lerne zu unterscheiden. Werde weise.
  16. Durch den Intellekt erkennst du den Unterschied zwischen dem Immerwährenden und dem Vergänglichen.
  17. Entwickle Unterscheidungsvermögen zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen und du wirst die Wertlosigkeit des Unwirklichen erkennen, du wirst die Wertlosigkeit der Freuden der Sinnesobjekte erkennen.
  18. Lerne zu verstehen, dass Sinnenfreude niemals voll und vollständig ist.
  19. Erinnere dich immer an die Leiden, die dir der übermäßige Genuss sinnlicher Freuden einbringen wird.
  20. Deine Stärke sollte nicht die Stärke des Gewehrs oder die deines Bankkontos sein. Es sollte die unbesiegbare Stärke sein, die aus Unterscheidungsvermögen und Weisheit geboren wird.
  21. Wenn du Gott willst, musst du allen weltlichen Freuden den Rücken zukehren.

Ewige Fragen:

Gäste aus Dehra Dun und Rishikesh kamen im Ashram an. Sie wurden sehr herzlich willkommen geheißen und sofort vom Meister und seinen Schülern bewirtet.
Es waren alles sehr intellektuelle Leute, Studenten der Philosophie und Aspiranten.
Einer von ihnen fragte den Meister: „Swamiji Maharaj, was ist deine Vorstellung vom Nirguna Brahman (das eigenschaftslose Absolute)? Bedeutet es nur Shunya (Leere)? In diesem Fall sagt es uns nicht besonders zu. Wer möchte schon über das Nichts meditieren?“
Der Meister antwortete: „Nirguna, liebe Freunde, ist nicht Nichts. Es ist die Fülle alles Guten. Nirguna ist Fülle. In ihm findet ihr alles Glückverheißende, alles Gute, alle Schönheit, alle Freude, alle Gesundheit, alle Süße, alle Reinheit, allen Frieden – alles bis zur Vollkommenheit entwickelt. Aus der Entfernung wird diese Fülle unbegreiflich und daher nennen die Weisen sie Nirguna (ohne Eigenschaften). Sobald man es erreicht, verschmilzt man mit dieser vollkommenen, unbeschreiblichen Erfahrung. Es ist nicht Nichts. Es ist ‚Alles’-heit und auch jenseits davon, denn es ist unbeschreiblich. Ihr müsst nur verstehen, dass alles, was existiert, Maya (Illusion des Veränderlichen), falsche Wahrnehmung ist. Schmerz, Böses, Hässlichkeit, Leiden, Veränderung, Geburt, Verfall und Tod existieren nicht im Absoluten. Denn es ist jenseits von Maya. Im Nirguna Brahman gibt es keine Eigenschaften der Maya wie Farbe usw. Das ist es, was mit Nirguna gemeint ist.“
„Oh Mahatmaji (große Seele), wir sind dir dankbar für diese wunderbare Erklärung. Du hast uns überzeugt, dass wir danach streben sollten, Brahman zu verwirklichen. Bitte sage uns, was Avyaktam (das Unmanifestierte) ist.“
„Avyaktam, gesegnete Kinder, ist ein Begriff, der sowohl auf Brahman, welches unmanifestiert ist, als auch auf Mula-Prakriti (Urnatur), die ebenfalls unmanifestiert ist, angewandt wird.“
„Warum hat das Absolute sich dann manifestiert?“
„Das ist eine Frage, die noch nie beantwortet wurde. Viele haben versucht, diese Frage zu beantworten. Ihr werdet die Antwort nur akzeptieren, wenn ihr Vertrauen besitzt. Sie haben diese ‚Handlung’ Brahmans als Seine Natur oder Sein Spiel beschrieben.
Die gleiche Frage hat verschiedene Formen angenommen – warum gibt es das Böse in der Welt? Warum existiert die Welt? Warum wurde die individuelle Seele geschaffen? Wann hat Karma (Handlung, Folgen der Handlungen, Gesetz von Ursache und Wirkung) seinen Anfang genommen? Warum ist Karma überhaupt entstanden?
Versucht nicht, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Löscht das Gefühl der Dualität aus und geht über Maya hinaus. Dann werdet ihr die Antworten auf diese ewigen Fragen kennen. Ihr werdet nicht in der Lage sein, die Antworten auszudrücken, aber ihr werdet sie kennen. Dann werden die Probleme gelöst sein.“
„Swamiji, du hast eine sehr überzeugende Antwort auf diese unbeantwortbare Frage gegeben. Aber denkst du, es ist richtig zu sagen, dass das absolute Nirguna die Form von Saguna (mit Eigenschaften) angenommen hat, wie im Fall von Avataren (Inkarnationen des Göttlichen) wie Krishna? Und wenn ja, warum?“
„Das ist einfach zu erklären. Die Hingabe des Verehrers, die Tränen der Liebe eines Verehrers, der Schrei des Herzens eines Verehrers – all dies zwingt das Nirguna-Brahman dazu, eine Saguna-Form anzunehmen. Die Form ist dazu da, den Verehrer zufrieden zu stellen, um es ihm zu ermöglichen, Ihn zu verehren. Tatsächlich ist sie die Materialisierung der Hingabe des Verehrers.“
Ein anderer Freund in der Gruppe fing an: „Swamiji, mit all den philosophischen Erklärungen, die uns zur Verfügung stehen, sind wir immer noch nicht in der Lage, die Ungleichheit, die in der Welt besteht, vernünftig zu erklären. Ein Mann wird als Sohn eines Königs geboren, ein anderer als Sohn eines Bettlers. Einer wird blind geboren, ein anderer als ein schönes Baby. Warum hat Gott diese Ungleichheit geschaffen?“
„Fragt Gott Selbst!“, antwortete der Meister. Alle lachten aus vollem Herzen.
Dann sagte der Meister: „Gott erschafft keine Ungleichheit. Er lässt nicht den einen Menschen leiden und den anderen frohlocken. Er ist stiller Zeuge von allem. Der Mensch selbst ist die Ursache seines eigenen Leidens. Er erntet, was er in vorangegangenen Geburten gesät hat. Das unbarmherzige Wirken des Gesetzes von Ursache und Wirkung bringt Schmerz und Vergnügen, Leiden und Freude hervor. Leiden ist nur die Reinigung von vergangenen bösen Taten. Mutter Natur bestraft den Menschen, damit er lernt. Sie ist auch nicht unfreundlich. Ihr solltet Mutter Natur dafür dankbar sein, dass sie euch die Möglichkeit gibt, euer Karma abzuarbeiten, indem ihr in diesem Leben leidet. Gleichzeitig solltet ihr dafür sorgen, dass ihr nichts mehr zu dieser Last des Karmas hinzufügt, indem ihr das in euch schlummernde Wissen erweckt und so diesen Ozean der Weltlichkeit überquert.“
Die Beamten waren sehr beeindruckt von der klar verständlichen Erläuterung dieser schwierigen Frage. Sie verbeugten sich mit großer Ehrfurcht vor dem Meister und gingen fort, nachdem sie sein Prasad (geweihte Speise) empfangen hatten.

Ehrfurcht vor dem Guru:

Der Meister stellte Fragen über den Forschritt des Musikunterrichts. Die Musikschüler erwiderten, dass sie Fortschritte machten.
„Ihr alle solltet Sivaswarupji mit gefalteten Händen und ‚Om Namo Narayanaya’ begrüßen. Ihr solltet den Guru (Lehrer) ehren, der euch die Kunst lehrt. Nur dann wird das Lernen wirklich Frucht bringen.“
„Ja, Swamiji, wir alle tun das, obwohl wir es manchmal doch vergessen.“
„Nein, nein, ihr solltet es niemals vergessen. Seht einmal, ich hatte nur für ein paar Stunden die Gemeinschaft von Swami Vishwanandaji. Dennoch erinnere ich mich täglich in meinen morgendlichen Stotras (Gebeten) an ihn. Ich schließe auch den Namen von Swami Vishnudevanandaji mit ein, weil er es war, der für mich die Vraja Homa (Zeremonie zur Einweihung in den Sannyas, d.h. den Mönchs-Stand) ausgeführt hat. Es ist absolut notwendig. Nur dann wird der Funken des Mumukshutva (Sehnsucht nach Befreiung) hell in uns leuchten.“ Dann begann der Meister, sich in Erinnerungen zu ergehen.
„Einmal lernte ich Schwertfechten von einem Unberührbaren. Es dauerte nur ein paar Tage. Er war ein Unberührbarer, doch ich pflegte ihn mit einer Kokosnuss und Betelblättern in der Hand zu begrüßen. Guru ist Guru, zu welcher Kaste oder Glaubensrichtung er auch gehören mag.
In Malaya gab es etliche Tantriker. Das war zu der Zeit, als die Spanische Grippe dort viele Leben gefordert hat. Auch ich bin davon befallen worden, aber irgendwie davongekommen. Ein Tantriker kannte etliche Mantras und Yantras (heilige Diagramme für die Meditation), einen wahren Schatz von Vidya (Wissen). Eine spezielle Salbe wurde auf den Daumennagel des Tantrikers aufgetragen, der die erforderliche Anzahl von Japa Malas (Perlenkette zum Zählen bei der Mantrarezitation) ausführte. Durch diese Salbe war der Tantriker in der Lage, Begebenheiten in der Ferne zu sehen. Er berichtete uns, was an verschiedenen Orten in Mysore geschah oder was ein bestimmter Mensch tat, wo er sich aufhielt und so weiter. Sogar jetzt noch erinnere ich mich an das Mantra.“
An dieser Stelle wiederholte der Meister das Mantra.
„Ich hatte große Ehrfurcht vor dem Mann, der mich das Mantra gelehrt hat. Ich pflegte mich vor ihm zu verneigen, ihn gut zu bewirten und ihm zu dienen, wann immer sich die Gelegenheit bot. Später gab ich die tantrische Praxis auf, da ich es nicht mochte, Gottheiten zu unterwerfen und Dinge von ihnen erledigen zu lassen.“

Die Herrlichkeit des spirituellen Lebens:

Hem Kants Brüder waren gekommen, in der Absicht ihn mitzunehmen. Hem kam mit einem der Brüder ins Büro.
„Möchtest du gehen?“, fragte der Meister Hem.
„Ja, Swamiji, ich könnte für einige Tage gehen und dann zurückkehren.“
„Dann steht es euch völlig frei, ihn mitzunehmen“, sagte der Meister zu seinem Bruder.
Indem er sich Hem zuwandte, sagte der Meister: „Wenn du kommen und hier bleiben möchtest, solltest du eine gründliche Selbstanalyse durchführen und herausfinden, ob deine Leidenschaftslosigkeit reif ist. Du solltest die Schwierigkeiten klar verstehen, die dir auf dem Weg begegnen werden. Entsagung ist kein Witz. Wenn du morgen krank wirst und feststellst, dass du hier nicht so liebevoll umsorgt wirst, wie es in deinem eigenen Zuhause der Fall war, dann solltest du nicht bedauern, den Schritt gemacht zu haben. Du musst dazu bereit sein, jegliche Art von Leiden um der Gottverwirklichung willen auf dich zu nehmen. Dies ist das größte Ziel im Leben. Also, denke tief darüber nach, bevor du den endgültigen Entschluss fasst, hier zu bleiben.“
Als beide Brüder das Büro verließen, rief der Meister Hems Bruder wieder herein.
„Was hat dich dazu gebracht, den ganzen Weg von Guahati nach Rishikesh zu reisen?“
„Swamiji, unsere Mutter ist sehr aufgeregt über Hems Abwesenheit. Alle im Haus sind unglücklich. Daher hat man mich gebeten, ihn zurückzubringen.“
„Das ist eine gute Sache, denn nun hast du ein Bad im Ganges genommen, das du sonst vielleicht nicht genommen hättest. Du hast auch etwas Japa Sadhana (spirituelle Praxis in Form von Mantrarezitation) am Ufer des Ganges ausgeführt. Aber warum sollten die Eltern sich sorgen? Er ist nicht tot. Er ist am Leben und das sogar sehr; vielleicht ist er jetzt erst wirklich lebendig. Nennst du ein unglückliches weltliches Leben überhaupt Leben? Hier hat er ein spirituelles Leben geführt, ein gesegnetes, Gott geweihtes Leben. Warum sollten die Eltern besorgt sein? Hat er denn ein Verbrechen begangen? Im Gegenteil, sie sollten glücklich sein, dass sich einer ihrer Söhne auf den spirituellen Weg begeben hat.
Er ist nicht der einzige Sohn, er hat zwei Brüder. Sie werden für Nachkommen sorgen. Warum sollte auch er sich fortpflanzen? Hier wird er etwas tun, was sonst keiner getan hat – er wird Sadhana (spirituelle Praxis) ausführen, um Selbstverwirklichung zu erlangen. Ist das weniger wert, als für den B.A. (Bachelor of Arts, englischer Studienabschluss) zu studieren und später als Angestellter in einem Büro zu verrotten?
Richte deinen Eltern folgendes von mir aus: Wenn zwei Söhne in der Familie bleiben, um sich im Alter um die Eltern zu kümmern und um für Nachkommen zu sorgen, dann sollte wenigstens einer ein Leben der Entsagung führen und nach Gottverwirklichung streben. Auch du kannst dein Leben im Ruhestand hier verbringen; und deine Eltern können das ebenfalls. Was für ein großer Segen das sein wird!“

Die Herrlichkeit des Dienstes:

Man hatte sich nicht umgehend um Dr. Behari Lals Brief gekümmert. Für den Meister war das eine Gelegenheit, seinen Kindern eine Lektion zu erteilen.
„Sogar nach so langem Training haben unsere Bewohner immer noch etwas über die Kunst des Dienens dazuzulernen. Die Organisation wächst täglich. Jeder sollte wie eine fleißige Biene arbeiten, unermüdlich und mit großem Eifer. Jemand, der vom Ashram weggerannt ist und anscheinend schlechte Gewohnheiten angenommen hat, hat die Bemerkung gemacht, dass ich ihn keine Philosophie gelehrt habe! Wieso, welche Notwendigkeit besteht dazu, euch alle zu belehren? Die Arbeit selbst ist genug, wenn ihr sie aufrichtig, mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele ausführt. Seht nur, wie ich Tag und Nacht arbeite. Ihr müsst genau zuschauen und lernen. Die Vorträge und Diskurse, denen ihr zuhört, werden euch nicht so sehr beeindrucken wie ein Beispiel.
Dienst, Dienst – das sollte immer euer Motto sein. Seht nur wie ich diene, sobald ich eine Adresse bekomme. Sofort trage ich sie in mein Verzeichnis ein. Ich schicke ein Exemplar der Zeitschrift, ein Päckchen Flugblätter, ein Buch, Prasad (geweihte Speise) und auch einen Brief. Damit sind der Name Gottes und die Botschaft vom göttlichen Leben in einen weiteren Haushalt getragen worden. Das sollte auch euer Motto sein. Ihr solltet begierig auf jede Gelegenheit zu dienen warten. Ich muss jedes Mal die Arbeit aus euch herausholen. Manche von euch müssen noch begreifen, dass alle Arbeit eure eigene ist, dass die gesamte Gesellschaft die eure ist und dass alles Sein Dienst ist.
Avatare (Inkarnationen des Göttlichen) werden zu besonderen Zeiten der Spannung und des Streits erscheinen. Vielleicht steht die Geburt eines Avatars unmittelbar bevor. Aber jetzt sollten wir alle die Pflichten eines Avatars übernehmen. Tatsächlich sind alle Heiligen von heute Amsa-Avatare (Teilinkarnationen des Göttlichen) und wir alle sind ihre Helfer. Wir sollten selbst spüren, dass der göttliche Funke in uns ist und hart arbeiten. Jeder von euch sollte tun, was ein Avatar tun würde. Dann wird der göttliche Funke in euch hervorbrechen und zu einem Brand werden.
Ich könnte natürlich in einem verschlossenen Zimmer sitzen und über die Frage ‚Wer bin ich?’ nachdenken. Aber die Wonne, die ich aus dem unermüdlichen Dienst an den Aspiranten gewinne, ist sozusagen viel größer als die Wonne der Meditation. Der springende Punkt ist folgender: Menschen erfahren Nutzen durch diesen Dienst. Es gibt eine unbegrenzte Ausdehnung des Herzens. Welchen großartigen Dienst hat Lord Krishna geleistet! Das sollte euer Ideal sein. Dient, dient und spürt, dass der göttliche Funke in euch ist. Spürt, dass ihr den Boden für das Kommen eines Avatars bereitet.
Ich versichere euch, dass ihr sofortige Befreiung erlangen werdet, wenn euer Körper von euch abfällt, während ihr im Dienst an der Menschheit beschäftigt seid. Wenn der Körper stirbt, während ihr Wasser zum Tempel tragt, werdet ihr im selben Moment endgültige Befreiung erlangen. Fürchtet euch nicht und dient!“

Die Tröstung eines Aspiranten:

Ein junger Mann, der sich sehr ernste Sorgen um seine Gesundheit machte, schlüpfte zusammen mit seiner Frau ins Büro. Ohne irgendwelche Geduld und die übliche Höflichkeit ging er sofort zum Sitzplatz des Meisters und stellte sich dorthin, wobei seine Ärmel fast den Arm des Meisters streiften.
„Om Namo Narayanaya!“, grüßte der Meister, ohne seinem eigenen Gespräch mit Somadeva Sharma weiter Beachtung zu schenken.
Der Mann legte dem Meister sein Problem dar.
„Swamiji, ich habe das hier“, sagte er, indem er auf einen weißen Fleck an seinem Hals deutete. „Bitte sage mir, was es ist und wie ich es loswerden kann. Ich bin zu vielen Ärzten gegangen und jeder sagt etwas anderes. Manche Ärzte sagen es sei...“
Als er sah, dass der junge Mann zögerte, sagte der Meister: „Leukodermie.“
„Ja, Swamiji, ein Arzt hat gesagt, dass es das ist. Ich habe mich sehr aufgeregt. Es hat mir große Seelenqualen verursacht.“
„Nein, mein Kind, du solltest den Gefühlen nicht so nachgeben und dich aufregen. Es ist schließlich nur Pigmentverlust.“
„Aber trotzdem wird es mich entstellen, Swamiji. Oh! Ich mache mir deswegen große Sorgen. Bitte tu etwas für mich, Swamiji.“
„Praktiziere regelmäßig Shirshasana (Kopfstand) und Sarvangasana (Schulterstand). Mache auch etwas Pranayama (Atemübungen). Nimm die Medizin, die ich dir verordne.“
Der Meister gab ihm dann ein medizinisches Rezept. Und der junge Mann, der sehr erleichtert war, verneigte sich und ging fort.

Wie man die Herzen anderer gewinnt:

Der Meister sah einen Bewohner des Ashrams, der ein Schüler des Vedanta (Philosophie der absoluten Einheit) war: „Du bist nur ein Vedantin (Anhänger des Vedanta)? Du solltest auch Asanas (Körperstellungen) und Pranayama praktizieren. Du solltest morgens und abends jeweils eine halbe Stunde spazieren gehen. Du solltest deine Gesundheit verbessern. Du solltest geselliger sein. Du solltest süße Worte sprechen und die Herzen anderer gewinnen. Du solltest ein Purvabhashi werden, jemand, der andere zuerst anspricht. Sobald du jemanden neben dir siehst, solltest du ihn zuerst ansprechen, anstatt zu erwarten, dass er dich zuerst anspricht. Du solltest mit ihm in einer vertraulichen Weise sprechen, als ob du ihn bereits kennen würdest.
Indem du lieblich sprichst, kannst du die Herzen anderer gewinnen. Du solltest auch Purva-Namaskar praktizieren – das heißt, du solltest anderen Namaskar (Begrüßung) anbieten, bevor sie dich begrüßen. Du solltest diese Techniken kennen, durch Geselligkeit und Liebenswürdigkeit die Herzen aller zu gewinnen.“

Die Notwendigkeit der Demut:

Der Meister traf auf einen Besucher, der ein Foto von ihm machen wollte. Als sich nun jener mit der Kamera in der Hand nach vorne beugte, um die Aufnahme zu machen, bemerkte der Meister folgendes: „Um ein Foto zu machen, muss der Mensch sich hinunterbeugen. Um Wasser aus einem Wasserhahn zu trinken, muss der Mensch sich hinunterbeugen. Genauso muss man sich hinunterbeugen, wenn man Wissen über den Atman (das Selbst) erlangen möchte.

Devi und Devil!:

Der Meister machte folgende Bemerkung zu den Schülern und Aspiranten, die ihn zu seinem Zimmer begleiteten: „Eine Frau, die bescheiden ist, die ihren Mann innig liebt, die all seine Anweisungen ausführt, die Kirtan (Mantrasingen) macht und auch ihre Kinder dazu erzieht, ein frommes Leben zu führen, ist sicherlich eine Devi (Göttin). Aber die Frau, die stolz, eigensinnig und arrogant ist, die sich mit ihrem Mann streitet und seine Anweisungen nicht ausführt, die seinen spirituellen Übungen im Weg steht und die von ihrem armen Ehemann teure Kleider und Halsketten verlangt, ist eine Devi mit einem ‚l’ hintendran (engl. für Teufel)!“ Alle lachten herzlich!

Überlastung in der Meditation:

Ein Aspirant, der dem Pfad des Vedanta (Philosophie der absoluten Einheit) folgte, näherte sich dem Meister und sagte: „Ich habe sieben Monate lang Meditation über Om praktiziert und dabei achtzehn bis zwanzig Stunden täglich dieser Übung gewidmet. Ich habe jetzt starke Kopfschmerzen, so als ob eine schwere Last auf meinem Kopf liegen würde.“
Der Meister gab folgenden Rat: „Das liegt daran, dass du mit der Meditation übertrieben hast. Du bist über dein Vermögen hinausgegangen und hast die Nerven überlastet. Stelle dein Vedantisches Sadhana (spirituelle Praxis) ein und lass die müden Nerven entspannen. Mache Kirtan in der Bhajan-Halle. Diene im Ashram-Krankenhaus und reinige so dein Herz. Trage täglich Brahmi-Öl auf deinen Kopf auf.“

Evolution ist keine Revolution:

Als er die Entsagungen eines bestimmten Aspiranten bemerkte, sagte der Meister zu ihm: „Nimm Obst und Milch zu dir. Lehne es nicht ab, wenn es dir gegeben wird. Halte den Körper gesund und stark. Gib törichte Entsagungen auf. Vermeide Extreme. Evolution ist keine Revolution. Wenn die rechte Zeit kommt, wird man Selbstverwirklichung erlangen. In der Gita sagt Gott: ‚Es gibt nichts so Reinigendes wie Wissen. Er, der im Yoga vervollkommnet ist, findet es zur rechten Zeit.’“

Das Rauchen aufgeben:

Da es an jenem Tag keine Briefe gab, um die man sich hätte kümmern müssen, verbrachte der Meister abends einige Zeit damit, das neue Gebäude Parvati Kutir in der Nähe des Shiva Kutir zu besichtigen. Als er von der Besichtigung zurückkam und die neben seinem Zimmer gelegene Straße erreicht hatte, beklagte sich ein Passant, den der Meister kannte, dass er nicht imstande sei, das Rauchen aufzugeben, obwohl er versuche, es nach und nach aufzugeben.
„Höre sofort ganz mit dem Rauchen auf“, sagte der Meister. „Allmähliches Reduzieren nützt nichts. Es wird ein Fehlschlag werden. Wann immer der Wunsch zu rauchen aufkommt, kaue etwas Pfeffer oder ein Stück Ingwer; dann wird der Wunsch verschwinden.“

Die Essenz der Religionen:

Im Gespräch mit einigen seiner Schüler machte der Meister einen Vergleich zwischen den verschiedenen Gliedern des Körpers und den verschiedenen religiösen Glaubensrichtungen und Kulten, die auf der Welt verbreitet sind: „Genauso, wie sich jemand mit den verschiedenen Gliedern des Körpers identifiziert und das Gefühl hat, dass Beine, Hände, Magen usw. zu ihm gehören, so sollte er auch das Gefühl haben, dass all die verschiedenen religiösen Kulte wie Vaishnavismus (Verehrung von Vishnu als höchstem Gott), Shaivismus (Verehrung von Shiva als höchstem Gott), Advaita (Philosophie der absoluten Einheit), Dvaita (Dualismus), Vishisht Advaita (‚qualifizierte Nichtzweiheit’, Philosophie der Verschiedenheit innerhalb der göttlichen Einheit) und die verschiedenen Religionen wie Hinduismus, Christentum, Islam usw. wie die verschiedenen Glieder des Körpers der Religion sind. Denn die Religion in ihrer Essenz ist nur eine – die Religion der Wahrheit und Liebe. Wir sollten alle Religionen wie unsere eigene akzeptieren, genauso wie wir das Gefühl haben, dass alle Glieder unseres Körpers unsere eigenen sind. Es sollte keine Kämpfe und Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Religionsrichtungen geben.“

Die Symbolik des Entzündens von Kampfer:

Der Meister fuhr fort: „Kampfer ist das Symbol des vollkommenen Absorbiertseins im Brahman (dem Absoluten, dem Göttlichen). Es ist auch ein Symbol des Atma Jyoti (des Lichtes des Selbst). Wenn er entzündet wird, lässt er keinen Rückstand zurück, nichts bleibt übrig. In ähnlicher Weise erlangt die individuelle Seele das Licht des Wissens, wenn sie ihre individuelle Existenz verliert und völlig mit Satchidananda Para Brahman (dem Höchsten Absoluten, dessen Wesen ewiges Sein, Wissen und Wonne ist) verschmilzt, ohne eine Spur ihrer früheren vereinzelten Existenz zurückzulassen. Das Licht, das erzeugt wird, wenn der Kampfer verbrennt, ist auch ein Symbol für das Licht des Selbst – Atma Jyoti. Die Hindus verbrennen Kampfer, auf dass der Eindruck, den der Anblick seines Lichtes hinterlässt, schließlich zur Wahrnehmung des Atmischen Lichtes führen möge.

Knoblauch und Zwiebeln:

Ein Professor stellte dem Meister eine Frage: „Ich nehme an, dass man neben Fleisch auch Gewürze aufgeben sollte.“
„Du kannst ein wenig davon nehmen“, sagte der Meister. „Das wird bei der Verdauung helfen. Du solltest Knoblauch, Zwiebeln und zuviel scharf gewürzte Speisen meiden. Sie stören die Ruhe und Gelassenheit des Geistes. Dann wird es schwierig zu meditieren. Knoblauch und Zwiebeln kommen dem Fleisch gleich.“

Hochstapler:

Ein junger Mann mit einem langen Bart war vor zwei Tagen in den Ashram gekommen. Er erzählte dem Meister, dass er die Eingeweide herausholen, acht Monate ohne Unterbrechung im Samadhi (Überbewusstsein) sitzen und viele andere Dinge tun könne! Als Vishnu Swamiji, der Hatha-Yoga-Lehrer, ihn dazu brachte, im Ashram zu bleiben und ihn darum bat, ein paar seiner Meisterleistungen vorzuführen, wich er der Ausführung jedes Mal aus, indem er irgend einen Vorwand vorbrachte und verließ schließlich den Ashram.
Der Meister sagte in Bezug auf derartige Hochstapler: „Es gab da jemanden, der behauptete, er könne einen großen Berg auf dem Kopf tragen, wenn er einen Monat lang täglich drei Krüge Joghurt, zwei Krüge Milch, einen Krug Ghee (geklärtes Butterfett) und viel Obst erhalten würde. Die Leute glaubten ihm und speisten ihn einen Monat lang mit reichlich Milch, Joghurt, Ghee, Obst und anderen nahrhaften Dingen. Als der Monat um war, baten sie ihn, seinen Kraftakt vorzuführen. Er brachte die Leute zu einem nahegelegenen Berg, wobei er Zeichen seiner Stärke zeigte. Dann bat er die Zuschauer, den Berg zu heben und ihn auf seinen Kopf zu setzen! Nun wussten die Leute, dass er ein Hochstapler und ein Betrüger war. Solche Scharlatane gibt es viele auf der Welt. Unwissende Menschen beurteilen jemandes Spiritualität nach den Wundern, die er zur Schau stellt. Sie glauben, dass Kunststücke, wie sich tagelang unter der Erde zu begraben oder auf einem Nagelbrett zu schlafen, Zeichen für jemandes spirituellen Fortschritt seien. Diese Kunststücke sind nur Mittel, um Geld zu verdienen.
Leichtgläubige Leute lassen sich leicht von Scharlatanen übertölpeln, die an Festtagen viel Geld verdienen. Ihr sogenannter Samadhi ist ein Zustand der Leere, der dem Schlaf gleicht. Die Vrittis (Gedankenwellen im Geist) werden in diesem Samadhi nicht zerstört. Die Zeit wird genauso verbracht wie im Schlaf. Diese Art von Samadhi kann einem keine Befreiung schenken. Es ist nur ein Mittel, um sich einen Namen und Ruhm zu verdienen und der Öffentlichkeit Geld aus der Tasche zu ziehen.
Ein wahrer Aspirant sollte alle übersinnlichen Kräfte als Hindernisse für den spirituellen Fortschritt meiden. Übersinnliche Kräfte sind keine Zeichen für spirituelle Errungenschaften. Ausgeglichenheit des Geistes unter allen Umständen, innerer Frieden, Zufriedenheit, Abneigung gegenüber Sinnesfreuden, wachsende Liebe zu Gott, Selbstlosigkeit, Demut, Wunsch nach Abgeschiedenheit, die Erfahrung tiefer Wonne während der Meditation – dies sind die wirklichen Merkmale spirituellen Fortschritts.
Anstatt seine Zeit damit zu verbringen, auf Nägeln zu schlafen oder sich in trägen Samadhi zu begeben, sollte man die Zeit und gottgegebene Energie dafür verwenden, anderen zu dienen und Gott in ihnen zu sehen. Wenn man anderen dient, dient man sich selbst, denn alle sind eins. Durch Dienst kann man sich leicht läutern und Gottverwirklichung erreichen.“

Der Wunsch nach Befreiung:

Der Meister führte gegenüber einem Schüler einige sehr treffende Analogien an, zur Art des Strebens, die man besitzen sollte, um Befreiung zu erreichen. „Nehmen wir einmal an, Staub fällt jemand in die Augen. Derjenige wird sich beeilen, die Augen zu waschen und den Staub loszuwerden. Bis der Staub entfernt ist, wird er große Unruhe verspüren. Er wird alle Dinge dieser Welt vergessen. Seine einzige Sorge wird das Entfernen des Staubes aus seinen Augen sein.
Solcherart sollte jemandes Streben nach dem Erreichen der Gottverwirklichung sein. Der Geist sollte ausschließlich von diesem einen Wunsch der Gottverwirklichung erfüllt sein. Er sollte alles andere vergessen. Er sollte sich sehr ruhelos fühlen und sich nach Gottverwirklichung sehnen.
Eine weitere Analogie ist die eines Menschen unter Wasser. Angenommen, man hält den Kopf eines Menschen im Wasser untergetaucht, dann wird er um Atem kämpfen. Er wird sich intensiv wünschen, aus dem Wasser herauszukommen, damit er atmen kann. Solch ein intensives Verlangen nach Gottverwirklichung nennt man Mumukshutva.“

Eine weitere Analogie:

Der Meister fuhr fort: „Man sollte sein Sadhana (spirituelle Praxis) während jeder wachen Stunde ausführen. Sadhana sollte von Kindheit an durchgeführt werden. Man sollte nicht bis ins hohe Alter warten, um damit anzufangen. Einmal angenommen, jemand beschließt, euch sechs Stunden lang ununterbrochen zu verprügeln. Wenn ihr euch wehrt, werdet ihr sicherlich eine geringere Anzahl von Schlägen abbekommen, als wenn ihr euch überhaupt nicht verteidigt. Einmal angenommen, ihr würdet beschließen, fünfeinhalb Stunden stillzuhalten und nur während der letzten halben Stunde zu versuchen, euch zu wehren. Bis ihr damit anfangen würdet, euch zu wehren, hättet ihr bereits so viele Schläge erhalten, dass ihr nur wenig Energie übrig hättet, um euch während der letzten halben Stunde zu verteidigen.
Genauso werdet ihr keinen Erfolg dabei haben, den Sieg über die niedere Natur zu erlangen, wenn ihr nicht versucht, euch während jeder wachen Stunde des Tages gegen die Angriffe schlechter Gedanken, Wünsche und Gewohnheiten zu verteidigen, und stattdessen nur eine kurze Zeit pro Tag für diesen Zweck verwendet. Wenn jemand seine Jugend mit weltlichen Beschäftigungen zubringt, dabei denkend, dass er mit Sadhana beginnen wird, wenn er älter ist, dann wird er im Alter nicht genug Energie haben, um Sadhana auszuführen.“

Die Geschmäcker sind verschieden:

Am Abend arbeiteten einige der Schüler mit einer Petromax-Laterne im Büro. Der Meister kam auf dem Weg zur Bhajan-Halle herein.
„Kommt, probiert das.“ Er lud einen nach dem anderen zu einem Päckchen sev ein, einer pikanten Leckerei, die in seiner eigenen Küche zubereitet worden war. Dann fragte er jeden Schüler nach seiner Meinung über den Geschmack dieser Köstlichkeit.
„Manchmal scheint das sev vom Bazar besser zu schmecken“, sagte der Meister und bat Vishnu Swamiji, ein wenig davon zu holen. Als es gebracht wurde, sagte er: „Nun kostet beides und verratet mir den Unterschied.“
Jeder sagte etwas. Einer hätte gern ein wenig mehr Chili im sev gehabt, ein anderer sagte, es sei nicht gut und so weiter.
Der Meister fasste alles in einer tiefen Wahrheit zusammen: „Die Geschmäcker sind verschieden.“ Und so ging der Verzehr des sev weiter. „Kann mir irgendjemand sagen, was genau der Geschmack dieser pikanten Leckerei ist?“, fragte der Meister nun. Alle schauten sich nur gegenseitig verwirrt an.
„Ich glaube, es ist ziemlich unmöglich, euch zu erklären, wie ich es empfinde. Für jeden von uns ist der Geschmack wesentlich anders. Jedermanns Geschmackserfahrung ist verschieden. Nur ihr allein kennt sie. Ihr erfahrt sie, aber ihr könnt sie nicht wirklich ausdrücken. So ist auch der Atman (das Selbst). Darum verwirklicht ihn selber.“

Sadhana in der Welt:

Ein Eisenbahn-Ingenieur kam herein. Er hatte einen Zweifel zu klären. „Swamiji, du sagst, dass wir die Gesellschaft eines weltlichen Menschen meiden sollten. Sind wir nicht alle weltliche Menschen, Swamiji? Wenn auch ich weltlich bin, was habe ich dann davon, einen anderen als einen weltlichen Menschen abzustempeln und seine Gemeinschaft zu meiden? Ich glaube, das ist nur möglich, wenn ich der Welt entsage und hierher komme.“
„Was ist denn hier? Ist dies nicht die Welt? Ist Rishikesh kein Teil der Welt? Wie kannst du der Welt entsagen? Wo kannst du hingehen, wenn du entsagst?“
Diese Fragen versetzten den Ingenieur in eine nachdenkliche, aber sehr aufnahmefähige Stimmung.
„Mit einem weltlichen Menschen“, sagte der Meister, „ist jemand gemeint, der voller Weltlichkeit ist. Ein Mensch kann in der Welt leben und doch nicht von der Welt sein. Das ist das Geheimnis. Erlaube den Übeln der Welt niemals, Einlass in dein Herz zu bekommen. Setze Gott auf den Thron deines Herzens.“
„Ich versuche, im Herzen über Gott zu meditieren und Japa (Mantrawiederholung) zu machen. Ich finde es sehr schwierig, denn mein Geist wandert immer. Er findet keinen Geschmack an Japa“, sagte der Ingenieur.
„Fahre damit fort, den Namen mechanisch zu wiederholen, wie es ein Papagei tut. Mit der Zeit wird die Kraft des Mantras in dir eine echte Liebe zu Gott erwecken. Das echte göttliche Gefühl wird dich zu Bhava Samadhi (überbewusster Zustand, wie er von einem Bhakta, d.h. Gottliebenden erfahren wird) führen. Unermüdliche Bemühung ist notwendig.“

Des Meisters Reise durch Kaschmir:

Ein Professor aus Kaschmir, der nach Indien ausgewandert war, kam mit seinen Eltern und seiner Frau in den Ashram. Der Meister erkannte ihn sofort als jemanden, den er während seiner Kirtan-Reise durch Kaschmir kennen gelernt hatte.
Der Professor beschrieb detailliert die mitleiderregende Notlage der Hindus in Kaschmir – wie die geänderten Verhältnisse das Land entstellt und an den Lebenssäften seiner spirituellen Kultur gezehrt hatten; wie die völlig verzweifelten Hindus dazu gezwungen worden waren, nach Indien auszuwandern.
„Swamiji, wie gut wir uns an deinen berühmten Agada-Bhum-Gesang und -Tanz erinnern. Trotz allem, was seit diesen Tagen des Friedens, der Fülle und des Wohlstands geschehen ist, ist die Erinnerung an die eifrigen Massen von Männern, Frauen und Kindern, die tagelang dagesessen und deinen süßen, bewegenden Kirtans zugehört haben, noch frisch in uns. Ich war damals noch ein kleiner Junge, aber ich habe die lebhafteste Erinnerung an dieses eine Ereignis in meinem Leben.“
Der Vater, der den Worten seines Sohnes mit Wohlwollen zugehört hatte, fügte nun seine eigenen hinzu: „Und was für Zusammenkünfte, Swamiji! In meinem ganzen Leben in Kaschmir habe ich nie wieder so eine Menschenmasse versammelt gesehen.“
Einer der Schüler war wissbegierig: „Waren es Tausende?“
„Tausende?“ Der alte Mann war unzufrieden. „Nicht weniger als Zehntausend pro Tag; und es sah aus wie ein Meer von Köpfen, die zum Klang von Swamiji’s Kirtan hin und her schwangen. Es war ein Bild für die Götter!“

Die Wertschätzung eines Professors:

Eine Dame aus Gujarati, die seit langem eine stille Bewunderin des Meisters war, kam mit dem amerikanischen Professor Dr. Frederick Spiegelberg in den Ashram. Der Doktor sprach über seine Reise durch Indien und sagte, dass er alle wichtigen Ashrams im Land besucht habe. Er erwähnte besonders den Anandashram in Kanhangad, den Ashram Swami Ramdas.
„Swamiji, hast du Swami Ramdas jemals kennen gelernt?“ – „Nein.“    
„Er hat eine sehr hohe Meinung von dir. Er hat in so positiver Weise von dir und dem, was du erreicht hast, gesprochen, dass ich dich schon lange persönlich kennen lernen wollte.“
Nach dem Abendsatsang war es dem Professor sehr schwer, den Meister für die Nacht zu verlassen.
„Swamiji, ich habe während meiner Reise durch Indien viele Heilige gesehen, doch in dir allein bewundere ich die völlige Abwesenheit eines Minderwertigkeitskomplexes, an dem die anderen zu leiden schienen. Du sprichst so unverblümt und bist so voller Humor, dass unsere Herzen dir sofort zufliegen. Gerade der Humor ist eine Eigenschaft, die den meisten Philosophen und Heiligen abgeht, was alles verdirbt und zu trockener Pedanterie macht.“
„Swamiji“, sagte ein Schüler, „ist auch Musiker, Dramatiker und Tänzer. Du solltest ihn tanzen sehen! Er ist ein sehr guter Schauspieler. Er hat aus den Upanishaden ein Theaterstück gemacht. Menschen, die vorher Schwierigkeiten hatten, die vedantischen Wahrheiten der Upanishaden geistig umzusetzen, haben nun nach der Lektüre des Upanishaden-Dramas eine klare Vorstellung davon, was sie bedeuten. Auch unser Generalgouverneur, C. Rajagopalachari, hat das Drama sehr gelobt.“    
„Habt ihr meine ‚Philosophie des Humors’ gelesen?“, fragte der Meister.    
„Nein, das würde ich aber sehr gerne tun.“    
Der Meister las sodann einige Verse aus obigem Buch. Der Professor und die Dame aus Gujarati waren außer sich vor Heiterkeit.     
„Du solltest diese Verse in Amerika vortragen. Du wirst das gesamte Land revolutionieren. Die Menschen werden schlichtweg von ihren Füßen gefegt werden. Amerika braucht diese Art von Lehre – einfach und köstlich. Und die Art wie du diese wertvollen Lehren vorträgst, ist einfach wunderbar!“

Rezept für das göttliche Leben:

In der Sadhana-Woche gab Dr. Brij Behari Lal aus Saharanpur während des Satsangs eine Lesung zum praktischen Sadhana (spirituelle Praxis). Er erläuterte die Methoden, im praktischen Leben das göttliche Leben zu verwirklichen, wie der Meister sie gelehrt hatte. Der Meister pries sodann die humanitäre Arbeit des Doktors in Sharanpur.     
„Dr. Brij Behari Lals Lesung war voller Worte der Weisheit. Er hat euch gezeigt, wie ihr das göttliche Leben jeden Tag verwirklichen könnt. Seine praktischen Anweisungen sind es wert, befolgt zu werden. Er ist ein sehr gelehrter Mensch und hat doch der praktischen Seite der Religion mehr Nachdruck verliehen als der philosophischen.
Derselbe Atman (Selbst) ist in allen. Deswegen solltet ihr versuchen, Tag für Tag eine ausgeglichene Sichtweise zu entwickeln. Hört auf, das Beste von allem für euch selbst auf die Seite zu schaffen und die nutzlosen Dinge dem Diener zu geben. Fühlt, dass euer eigenes Selbst auch im Diener wohnt. Gebt dem Diener zuerst zu essen, und zwar die besten Früchte. Wenn nötig, geht lieber selbst leer aus. Dann erst wird euer Herz sich ausdehnen. Nach ein paar Tagen kann eure ursprüngliche Begeisterung verblassen und ihr fallt in eure alten Gewohnheiten zurück. Deswegen müsst ihr das göttliche Gefühl immer wieder in euch fördern. Nach und nach wird diese edle Eigenschaft tiefe Wurzeln in euch schlagen. Euer Herz wird aufgehen und ihr werdet das Selbst verwirklichen.“

Die Kraft der Schriften des Meisters:

Jyoti Prasadji, der Ministerpräsident des Staates Tehri-Garwal, kam in den Ashram. Er wurde von den Schülern empfangen und in das Zimmer des Meisters gebracht, wo dieser ihn selbst unterhielt.
„Swamiji, ich habe das Paket mit den Büchern erhalten, das du mir so liebenswürdigerweise gesandt hast. Wie wundervoll du schreibst! Jedes Wort von dem, was du sagst, ist so wahr und in dem dir eigenen klaren Stil geschrieben. Man ist sofort von diesen Worten inspiriert, weil sie direkt aus dem Herzen eines selbstverwirklichten Heiligen kommen. Ich habe die Bücher aller großen Menschen studiert und konnte doch in all den anderen diesen besonderen Charme nicht finden.“
Der Meister lächelte die Bemerkungen einfach hinweg: „Es ist alles Gottes Gnade.“

Fest der Sadhana-Woche:

Srimathi Sudarshan war in Klage-Stimmung. Die Sadhana-Woche stellte sie nicht ganz zufrieden, weil sie mehr Lesungen und Diskussionen hörte als Kirtan (spirituelle Lieder) und Bhajan (Lobgesang). Sie war gut darin, Lieder zu komponieren. Am Nachmittag schrieb sie schnell ihr Lied der Beschwerde: „O, Schüler, bitte fragt Swamiji, warum er uns nicht mit seinen süßen und melodiösen Kirtan Dwhanis (Dhwani = Ton, Klang, Geräusch) unterhalten will.“
Nachdem die Aufführung des Abendschauspiels zu Ende war, erhob sich der Meister auf dem Podest. Sudarshan bat um diesen Kirtan und jenes Lied.
„Ohji, die sind doch alle mittlerweile schon abgedroschen!“, sagte der Meister.
„Nein, Swamiji, für uns können sie gar nicht abgedroschen werden, niemals“, kam Sudarshans Antwort.    
„Na gut.“  Er ließ eines nach dem anderen seine liebsten Lieder hervorströmen und Sudarshan war sichtlich berührt von seiner Barmherzigkeit und Gnade.
Der Meister sang das Lied der ‚Achtzehnheiten’ und erklärte dessen Bedeutung.
Song of Eighteenities:
Serenity, regularity, absence of vanity.
Sincerity, simplicity, veracity.
Equanimity, fixity, non-irritability.
Adaptability, humility, tenacity.
Integrity, nobility, magnanimity.
Charity, generosity, purity.
Practise daily theses eighteenities.
You will soon attain immortality.
You’ll abide in eternity and infinity.
You’ll behold unity in diversity.
Brahman is the only real entity.
Mr So-and-so is a false entity.
You cannot attain this in the university.
By Yoga Sadhana you can attain immortality.


Lied der Achtzehnheiten
Heiterkeit, Regelmäßigkeit, Fehlen von Eitelkeit.
Lauterkeit, Einfachheit, Wahrhaftigkeit.
Gleichmütigkeit, Beständigkeit, Fehlen von Reizbarkeit.
Anpassungsfähigkeit, Bescheidenheit, Zähigkeit.
Rechtschaffenheit, Vornehmheit, Großmütigkeit.
Wohltätigkeit, Großzügigkeit, Reinheit.
Übe täglich diese Achtzehnheiten.
Bald wirst du Unsterblichkeit erlangen.
Du wirst in Ewigkeit und Unendlichkeit fortdauern.
Du wirst Einheit in der Vielheit erschauen.
Brahman ist die einzig echte Wesenheit.
Herr So-und-so ist eine falsche Wesenheit.
Du kannst dies nicht in der Universität erlangen.
Durch Yoga Praxis kannst du Unsterblichkeit erlangen.


Er schickte die Zuhörer in ein himmlisches Vergnügen, als er in der Mitte des Liedes einhielt und sagte: „Ich habe den Rest des Liedes vergessen!“ und dann diese Bemerkung in alle Sprachen übersetzte, und zwar in der Melodie des Liedes. Bald darauf fiel ihm das gesamte Lied wieder ein und er sang weiter.    
Der Meister wandte sich dann einem seiner Lieblingslieder zu:    
Chidanand Chidanand Chidanand Hum    
Har Hala Me Almasta Satchidananda Hum.    
Die Bedeutung des Liedes ist: „Ich bin Wissen und Glückseligkeit; unter allen Bedingungen bin ich absolute Wissens-Glückseligkeit.“    
„Dies ist das beste Stärkungsmittel der Welt“, sagte der Meister. „In was für einer Situation ihr euch auch immer befinden mögt, singt dieses Lied und nützt seine Kraft, euch zu beleben und zu verjüngen. Wenn ihr dieses Lied kennt, braucht ihr nicht auf Affendrüsen-Plantat zurückzugreifen! Ihr werdet euch auch eure Arztrechnungen sparen.“    
Als nächstes kam das „Lied des Govinda“:    
Das Ziel des Lebens, Govinda,     
Ist Gottverwirklichung, Govinda;     
Erreiche dies, Govinda,     
Durch Japa und Kirtan, Govinda,    
Durch Mantra-Schreiben, Govinda.    
Plötzlich wandte sich der Meister Sudarshan zu und fragte: „Du hast dieses Lied viele Male gehört. Du liebst es auch sehr. Aber hast du jemals daran gedacht, das, was ich dir dadurch mitteile, auch zu tun? Du schreibst niemals Mantras.“    
„Von heute an werde ich es tun, Swamiji.“ – „Und schicke mir die Mantra-Notizbücher regelmäßig.“ Er fuhr dann mit dem Kirtan fort.    
Der Meister hatte sich schon seit einigen Wochen nicht gut gefühlt. Trotzdem fuhr er mit dem Programm bis 1 Uhr morgens fort. Er demonstrierte so die Wirkung des „Liedes von Chidanand“.
Er sang ein Punjabi-Lied (Landschaft in Pakistan und Indien), dann eine eigene tamilische Komposition und dann ein Telugu-Lied (Dravidasprache im östlichen Zentralindien). Dann begann er einen zweistimmigen Kirtan. Die Frauen sangen: „Radhe Radhe Shyam Bolo“ und die Männer: „Sita Sita Ram Bolo.“    
Jetzt wurde der Meister unzufrieden! „Nein, nein, das ist nicht gut. Es ist überhaupt kein Leben in dieser Ecke. Ihr seid alle wichtige Mitarbeiter und doch zu schüchtern zum Kirtansingen! Jetzt singt noch einmal. Lasst mich sehen, wer gewinnt – Frauen oder Männer.“ Dies brachte alle in neuen Schwung und der Himmel barst fast von den Klängen. „Das ist schön – die Frauen haben gewonnen! Sie haben alle natürliche, göttliche Neigungen. Sie haben es verdient, zu gewinnen. Sie sind Gott näher als die Männer. Sie sind von liebender Natur. Sie sind für den Weg des Bhakti (liebende Hingabe an das Göttliche) geschaffen. Sie können Gott durch Bhakti sogar schneller verwirklichen als Männer. Die einzige Schwierigkeit der Frauen ist ihre Bindung zu ihren Kindern, ihr Anhaften an sie.“