Konferenz der Stechmücken und Wanzen

Die Stechmücken sprachen: „Oh unser Gott! Du hast uns den Rüssel zum Stechen und Blutsaugen gegeben. Du hast den Menschen mit frischem und reinem Blut geschaffen. Du hast uns mit winzigen Körpern geschaffen und uns Flügel gegeben, damit wir bei Gefahr wegfliegen können. Du hast uns die Fähigkeit gegeben rasch von einem Menschen zum anderen zu fliegen und nach Herzenslust Blut zu trinken. Du bist gütig und gnädig zu unserer Art. Aber warum hast du auch einen Feind geschaffen? Der Wind ist unser einziger Feind. Er ist sehr grausam. Wir haben ihm nichts getan, aber er vertreibt uns und stört uns bei unseren herzhaften Mahlzeiten. Sobald der Wind auftaucht müssen wir weit, weit wegfliegen. Was sollen wir armen Kreaturen denn tun? Hab Erbarmen und entferne unseren Feind von dieser Erde.“

Gott antwortete: „Meine Kinder, ihr seid mir alle teuer. Ich kann den Fall nicht ohne die Anwesenheit des Angeklagten entscheiden. Ich lasse ihn rufen. Lasst mich auch seine Aussage hören. Dann werde ich den Fall entscheiden und Gerechtigkeit walten lassen.“ Sobald der Wind sich dem Durbar (Empfangshalle im Palast) des Herrn näherte, mussten die Stechmücken um ihr Leben fürchten und flüchteten. Gott konnte aber den Fall nicht in Abwesenheit einer der Parteien entscheiden. So sprach er: „Oh lieber Wind! Die Stechmücken haben eine schwere Klage gegen dich erhoben. Wenn sie zurück sind werden wir mit dem Fall fortfahren.“ Aber so lange aber Herr Wind bei dem Herrn im Durbar war, konnten die Stechmücken nicht näher herankommen. Der Fall konnte also nicht verhandelt werden. Da hatte eine weise Stechmücke einen guten Vorschlag: „Lasst uns eine Konferenz am runden Tisch einberufen und Mittel und Wege finden unseren Feind zu zerstören.“

Es wurden also Einladungen an die Wanzen, Fliegen, Bienen und andere Genossen versandt. Dann, bei der Eröffnungssitzung der Konferenz wandten sich die Stechmücken an die Wanzen. „Liebe Brüder, ihr habt großes Glück. Ihr trinkt nach Herzenslust das Blut des Menschen. Ihr wohnt mit ihm zusammen in seinem Bett und ihr habt überhaupt keine Feinde. Unser Fall hingegen ist wirklich bemit leidenswert. Der Wind ist unser Hauptfeind. Wenn er sich nähert, werden wir vertrieben und wir können nicht mehr an den Menschen heran. Alle unsere Bemühungen sind dann vergebens. Wirklich, euer Los ist beneidenswert. Daher haben wir uns nun hier versammelt, um Vorschläge für die Vernichtung unseres Feindes einzuholen.“ Die Wanzen jedoch antworteten: „Brüder, ihr habt nicht die wahre Natur von Maya (Illusion) verstanden. Die Entfernung verzerrt die Sicht.

Ein Arzt denkt ein Rechtsanwalt sei besser dran als er. Ein Geschäftsmann denkt, ein Universitätsprofessor habe das bessere Los, da er viele Ferien hat. Und so denkt ihr, wir seien glücklicher. Unsere Lage ist auch äußerst trostlos. Hört euch nur unsere Geschichte an. Wir stechen den Menschen nicht wie ihr es macht. Wir verletzen ihn in keiner Weise. Wir kennen viele Tricks. Wir können sein Blut saugen und er spürt es nicht, derweil kann er tief und fest schlafen. Wir verstecken uns dann in den Löchern des Bettes, unter den Kissen in den Ecken des Teppichs. Wenn der Mensch uns sucht und wenn wir gefangen werden, bleiben wir bewegungslos liegen und stellen uns tot. Aber der Mensch zerquetscht uns aus einem Gefühl der Rache trotzdem am Ende rücksichtslos. Wir haben keine einzige Fluchtmöglichkeit. Wir haben keine Flügel zum Fliegen. Ihr könnt mit der Hilfe eurer Flügel davonfliegen. Wir finden, dass ihr euch sehr glücklich schätzen könnt. Wir haben uns schon oft überlegt zu Gott zu gehen und ihn um Flügel zu bitten oder zumindest, dass er Menschen ohne Augen erschaffen möge. Dann werden wir vollkommen glücklich und zufrieden sein und wir werden keine weiteren Beschwerden haben.“

Die Fliegen konnten das nicht verstehen: „Brüder, wir glauben wirklich, dass ihr alle sehr glücklich seid. Ihr beide trinkt Menschenblut und schwebt in Ekstase. Während unser Los wirklich bemitleidenswert ist. Unsere Leiden hingegen sind unbeschreiblich. Wir setzen uns auf den Körper des Menschen, um sein Blut zu saugen. Aber er ist sehr grausam. Er vertreibt uns sofort mit einem saftigen Schlag. Wir werden zwar nicht erschlagen, da wir auf geheimnisvolle Weise entwischen, aber wir müssen viele Tage hungern. Obwohl wir Blut lieben, könne wir oft nicht mal ein Tröpfchen erhaschen. Lasst uns zu Gott gehen. Wir werden ihn bitten, Menschen ohne Hände zu schaffen.“ Im Durbar ihrer göttlichen Majestät brachten die Wanzen, Stechmücken und Fliegen ihre Beschwerden vor. Der Gott hörte sich geduldig ihre Aussagen an, schwieg aber. Er sagte kein Wort. Auch Gott kann solche Fälle nicht entscheiden und kann nicht alle Beschwerden vollständig beseitigen. In Büros, Ashrams und Institutionen streiten diejenigen, die sich nicht entwickelt haben, untereinander aus Eifersucht, Hass und kleinlicher Geisteshaltung und tragen alle ihre Klagen den Vorgesetzten vor.

In solchen Fällen werden Vorgesetzte schweigen müssen. Nur dann wird Frieden einkehren. Schüler und Angestellte bemühen sich nicht, sich selbst zu bessern, indem sie den Ratschlägen ihrer Lehrer oder Vorgesetzten folgen. Sie haben nicht die Natur von Maya verstanden. Sie klammern sich hartnäckig an egoistische Gewohnheiten und Eigenheiten und lassen ihren Geist in den alten eingefahrenen Wegen weiterfahren. Was können die Lehrer tun, wenn die Schüler arrogant, eingebildet, unverschämt und geltungsbedürftig sind? In dieser Welt ist Eifersucht der größte Feind des Friedens. Sie nimmt die Form der Engstirnigkeit an und schafft Durcheinander und richtet Schaden an. Auch gebildete Menschen und sogar Sannyasin (Mönch) bleiben nicht von ihr verschont. Sie ist die Hauptwaffe der Maya. Wird ein Sannyasin berühmt, sind andere eifersüchtig. Es ist einfach dem Wohlstand zu entsagen. Es ist einfach Frau und Kinder aufzugeben; aber es ist äußerst schwierig Namen und Ruhm aufzugeben. Nur derjenige, der alle Arten der Eifersucht durch die Entwicklung eines großzügigen Herzens und durch Atma Bhav (Zustand des reinen Selbstbewusstseins) und die Frage „Wer bin ich?“ ausgemerzt hat, ist der glücklichste und friedlichste Mensch der Welt. Menschen, die mit ihrem Los nicht zufrieden sind, sind ruhelos und leiden wie die Wanzen, Stechmücken und Fliegen.

Gott hat jeden Menschen auf dieser Welt mit einigen Annehmlichkeiten und einigen Unannehmlichkeiten geschaffen. Gut und schlecht sind relative Begriffe. Sehe in allem das Gute. Führe ein einfaches und zufriedenes Leben und genieße Frieden und Wonne. Dies ist eine relative Welt der Vergnügen und Schmerzen, des Guten und des Schlechten, der Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten, des Behagens und Unbehagens. Wenn ein einziges Selbst in allen Wesen dieser Welt ist, wie kann da einer auf den anderen eifersüchtig sein? Wie kann einer den anderen ausnutzen? Wie kann einer den anderen hassen? Siehe das eine Selbst in allen Wesen und Ruhe in dem immerwährenden Frieden des Unendlichen.