Ein Sannyasin

Swami Satchidananda Saraswati war ein alter Mönch. Als er eines Tages durch die Straßen in Madura ging rief ein Arroganter und boshafter Händler den Swami und fragte ihn: „Oh Swamiji (Anrede für einen Mönch)! Sag mir doch, was ist überlegen: dein Bart, dem Haarbusch am Schwanz eines Esels oder umgekehrt?“ Der Swami sagte kein Wort. Fünf Jahre gingen vorüber. Swami Satchidananda lag im Sterben denn er hatte Typhus. Er schickte einen seiner Schüler, er solle den Händler holen, der dann auch alsbald kam. Der Swami sagte: „Oh Händler! Jetzt kann ich dir deine Frage endlich beantworten. Zweifellos ist mein Bart dem Haarbusch am Schwanz eines Esels überlegen.“ Verwundert fragte der Händler: „Oh ehrwürdiger Swamiji! Warum hast du mir die Antwort nicht bereits damals gegeben?“

Der Swami(Mönch) antwortete leise: „Nun, da mein Prana (Lebensatem, Lebensenergie) bald meinen Körper verlässt, besteht keine Gefahr mehr, dass ich falsch handle. Ich kann meinen Untergang nicht mehr herbeiführen. Er steht ohnehin bevor. Bis jetzt habe ich ein sehr reines Leben geführt. Ich bin mir also der Reinheit meines Lebens recht sicher und kann somit kühn behaupten, dass mein Bart dem Haarbusch am Schwanz eines Esels überlegen ist. Weißt du, das Leben eines Sannyasin wird von zahlreichen Versuchungen heimgesucht. Ein Sannyasin kann sehr berühmt werden, aber in dem Augenblick kann das sein Untergang sein. Seine eigenen Schüler und Bewunderer werden ihn verlassen und mit Verachtung strafen. Wir können kein endgültiges Urteil über den Charakter eines Swamis sagen, aber auch nicht über sonst einen Menschen, bis der letzte Atem seinen Körper verlässt. Maya ist sehr mächtig und unergründlich. Diese Welt ist voll von allen Arten von Versuchungen. Selbst ein fortgeschrittener Aspirant kann fallen, wenn er unaufmerksam ist, wenn seine Leidenschaftslosigkeit schwindet oder er nicht regelmäßig meditiert. Hast du nicht die Geschichte von Viswamitra (Heiliger und Seher) gehört? Er wurde Opfer der himmlischen Nymphe trotz seiner strengen Entsagung.“ Der arrogante Händler war zutiefst verwundert, als er die weisen Worte des Swamis hörte. Er warf sich vor ihm zu Boden und entschuldigte sich für den Zwischenfall und seine ungehörige Frage.