Guru Bhakti

Es war einmal ein Mann mit guten spirituellen Vorsätzen. Er nahm an Satsang-Stunden teil, in denen er erfuhr, dass ohne die Gnade des Gurus keine Gottverwirklichung möglich sei. Von diesem Augenblick an, suchte er einen Guru, der ihn unterweisen könne und bei dem er Sadhana (spirituelle Praxis) praktizieren könne. Er begegnete vielen Sadhus und Heiligen, aber an jedem hatte er etwas auszusetzen. Er hatte einen verdrehten Verstand und eine engstirnige, zänkische Natur. Daher konnte er keinen Guru finden. Denn so lange man nicht seinen Stolz auf den Intellekt und das Wissen zunichte macht und wieder wie ein Kind mit tiefstem Vertrauen wird, wird man keinen geeigneten Guru finden.

Während er eines Tages betrübt in seinem Haus saß, fragte ihn seine Frau, nach dem Grund seines Gejammers. Er könne keinen Guru finden, der ihm den Weg zu Gott zeige, antworterte er. Seine Frau hatte Mitleid mit ihm und schlug daher vor, sie sollten beide nachts in den Wald gehen und sich and den Wegrand setzen und der Mann, der zuerst vorbei käme, der würde als Guru genommen. In seiner Not war der Ehemann einverstanden. Am nächsten Abend gingen sie zum Dschungel und setzten sich an den Rand eines Pfades. Es geschah nun, dass ein Dieb mit einigen gestohlenen Schmuckstücken vorbei eilte. Das Ehepaar ergriff sofort seine Füße und nahm ihn zu ihrem Guru. Sie baten ihn, er möge sie das Guru Mantra lehren. Der Dieb war sehr überrascht und auch erschrocken. Er setzte sich und sie erzählten ihm die Geschichte, wie sehr sie einen Guru suchten.

Ihr Vertrauen rührte ihn und er sagte ihnen die Wahrheit darüber, dass er ein Dieb sei. Dennoch ließ ihn das Ehepaar nicht weiter gehen und bestand darauf, dass er sie sein Guru Mantra lehre. Der Dieb war beunruhigt, wenn er noch länger zögerte, würde er gefasst werden. Um irgendwie weg zu kommen bat er sie sich hinzuknien, die Augen zu schließen und ihre Ohren fest zu zu halten. Er sagte Ihnen, dass sie in dieser Stellung bleiben sollten, bis er ihnen erlaubte aufzustehen. Sie gehorchten ihm aufs Wort und nahmen diese Stellung ein. So blieben sie die ganze Nacht und auch den nächsten Tag sitzen. Das Paar nahm kein Essen und kein Wasser zu sich. Inzwischen aber wurde der Dieb gefasst und ins Gefängnis gesteckt. Vishnu und Lakshmi (Göttin des Reichtums und der Schönheit, Gemahlin Vishnus) waren von dem Vertrauen des Ehepaares sehr gerührt. Lakshmi wurde immer unruhiger und bat schließlich ihren Gemahl ihnen Darshan zu gewähren. Vishnu erschien daraufhin vor ihnen. Wie sie den Gott Vishnu erkannten, war das Paar zwar erfreut, öffneten jedoch nicht die Augen und standen auch nicht auf. Vishnu befahl ihnen aufzustehen, aber sie antworteten, sie würden erst mit der Erlaubnis ihres Gurus aufstehen. Daraufhin erschien Vishnu in einem Traumdem Herrscher des Landes und bat ihn den Dieb aus dem Gefängnis freizulassen.

Der Rajah aber dachte, der Traum sei falsch, erst nachdem dieser Traum ihm dreimal erschienen war, ließ er den Dieb frei. In der gleichen Nacht erschien Vishnu dem Dieb im Traum und sagte ihm er solle sofort an den Ort gehen, an dem das Paar immer noch kniend in der Stellung verharrte, die er ihnen befohlen hatte. Er solle sie unbedingt die Augen öffnen lassen. Sofort begab sich der Dieb zum Dschungel und bat das Paar die Augen zu öffnen und aufzustehen. Sie taten wie ihnen geheißen und erzählten, dass Vishnu ihnen Darshan gewährt hätte. Der Dieb erzählte seinerseits ihnen von seinem Traum und seiner Freilassung. Eine Stimme ertönte aus dem Himmel: „Ich bin sehr erfreut über das tiefe Vertrauen, das ihr in euren Guru habt. Praktiziert fortan Bhajan, Japa und meditiert regelmäßig. Ich werde euch Darshan gewähren und euch von dem Zyklus von Geburt und Tod befreien.“ Von dem Tag an ließ auch der Dieb das Stehlen und wurde ein gläubiger Nachfolger Vishnus. Das Ehepaar begann unverzüglich mit regelmäßigem Sadhana und Bhajan und wurde noch zu Lebzeiten befreit. Hingabe und Gehorsam gegenüber dem Guru kann alles erreichen. Guru Bhakti (Hingabe) ist die höchste Reinigung und Erleuchtung. Allein die Liebe zum Guru beschert den Schülern ein gesegnetes und fruchtbares Leben.