Kanjani

Am Fuße der Gandhamadana Berge wohnte eine alte Frau. Sie liebte die Abgeschiedenheit. Sie war der schlimmste Geizhals im ganzen Land. Sie lebte alleine, weil sie in Gesellschaft anderer irgendeinen Teil ihres Besitzes, egal wie klein, mit anderen hätte teilen müssen. Wohltätigkeiten waren ihr unbekannt. Während ihrer Lebzeit trennte sie sich auch nicht von einem Korn Reis oder Weizen. Gott Vishnu beobachtete interessiert das Leben und die Taten dieser berühmten, alten Frau. Er fand heraus, dass sie bald sterben würde. Sie hatte nur noch drei Tage auf der Erde zu leben. Vishnu rief daher Kaka Bhusandi an seine Seite und sagte: „Oh mein lieber Bhusandi! Sieh dir diese alte Frau an. Sie hat noch nicht mal das kleinste Almosen gegeben. Sie war ihr ganzes Leben geizig. Geh und versuche wenigstens heute etwas von ihr zu ergattern, denn morgen wird sie sterben. Dann hat sie bei ihrem Tod wenigstens einen kleinen Verdienst vorzuweisen.“ Kaka Bhusandi nickte zustimmend. Er nahm die Gestalt einer Krähe an und setzte sich auf einen Baum in der Nähe von Kanjanis Haus. Es war die Zeit, wo sie eine Handvoll eingeweichter schwarzer Bohnen wusch, die sie für ihre Mahlzeit kochen wollte. Bhusandi beschloss einen Schnabel voll Bohnen zu erhaschen. Plötzlich flog er an der Schüssel vorbei und nahm blitzschnell einen Schnabel voll Körner. Die wachsame Kanjani schnappte ihn noch schneller. Sie drehte seinen Hals um und hielt ihn umgedreht, damit auch ja keine Bohne in seinen Magen rutschen konnte. Mit der anderen Hand öffnete sie inzwischen den Schnabel und nahm alle Bohnen bis zum letzten Kern aus dem Hals der sich heftig wehrenden Krähe. Kaka Bhusandi kämpfte um sein Leben.

Als er schließlich er freigelassen wurde, flog er zu Vishnu und fiel vor seine Füße. Vishnu fragte ihn, was denn passiert sei, nachdem er ihn verlassen habe. Bhusandi schnappte nach Luft und erzählte die ganze Geschichte: „Oh Herr! Ich wurde fast erdrosselt. Ich konnte meine Aufgabe nicht erfüllen. Ich konnte noch nicht mal ein einziges Korn von dieser unglückseligen Alten erhaschen.“Da sagte der Herr: „Oh Bhusandi! Sprich nicht so. Komm lass mich deinen Mund untersuchen.“ Bhusandi öffnete seinen Mund. Vishnu bemerkte ein kleines Stückchen Bohnenschote, das an seinem Gaumen klebe und sagte, „Sieh Bhusandi! Hier ist ein kleines Stückchen Bohnenschote, das and deinem Gaumen klebt. Ich bin zufrieden. Die alte Frau hat doch etwas Gutes getan. Wenn sie nach ihrem Tod wieder in die Welt zurückkehrt, möge sie sich von den Schoten dieser speziellen Bohne, die an deinem Gaumen klebt, ernähren.“ Nach diesen Worten verschwand der Herr.

Großartig und wunderbar sind die Vorzüge der Nächstenliebe. Unendlich und überwältigend sind Liebe und Erbarmen des Herrn. Solcher Art ist die geheimnisvolle Macht auch noch des geringsten Zeichens von Güte und Nächstenliebe, dass die Frucht an dir kleben bleibt und dich im Leben danach rettet. Vishnu selbst in seiner großen Liebe schafft die Gelegen heiten zur Erlösung und Vergöttlichung des sündigen Menschen. Der Mensch muss diese wirklichen Gottesgaben ergreifen. Wenn also bestimmt wurde, dass die alte Frau, die keine verdienstvolle Tat begangen hatte, Brot aus Schoten erhalten sollte, was wird dann das Ergebnis von hunderter verdienstvoller Taten die die Armen nähren, die Nackten kleiden, die Not lindern und Trost spenden sein?

Eine kleine Schote wird sich tausendfach vermehren und die alte Frau im nächsten Leben ernähren. Solcher Art sind der Ruhm der Nächstenliebe und Dharma (Gebot Gottes)! Dharma – wenn auch klein und unbedeutend – bringt, wenn es mit Hingabe praktiziert wird, ein Hundertfaches an Lohn. Daher, Freunde, praktiziert Dharma. Gebt eure schlechte Lebensführung auf. Gebt Grausamkeit und Hass auf. Steigt hoch hinauf in das Reich des Friedens und der Wonne. Seid gut und tut Gutes. Lebt einfach und würdevoll. Arbeitet zum Gute und Wohlergehen anderer. Teilt was ihr habt mit allen. Dies erfüllt euer Leben mit Frieden und Fülle. Das ist das ideale Leben das man anstreben sollte. Möget ihr alle die Verkörperung von Nächstenliebe und Großzügigkeit sein! Möget ich alle Glückseligkeit durch Wohltätigkeit erhalten.