Ayaz

Premierminister. Mahmud Ghazni war ihm innigst zugetan. Die anderen Minister waren daher eifersüchtig. So taten sie ihr Möglichstes, um den Kaiser gegen Ayaz aufzubringen, damit er ihn wegschicken würde. Aber all ihre Bemühungen und Ränke waren vergebens. Ghazni war Ayaz nur umso mehr zugetan. Die Minister fragten Mahmud Ghazni eines Tages: „Oh verehrungswürdiger Herrscher! Bitte sag uns, warum bist du diesen Sklaven so sehr zugetan.“ Der Kaiser antwortete: „Ja, hierfür gibt es wirklich einen Grund. Bald werdet ihr ihn kennenlernen.“

Etwa zwei Monate später rief der Kaiser alle seine Minister zu sich, darunter auch Ayaz und sagte: „Meine geliebten Minister, morgen werde ich mich in den kaiserlichen Gärten außerhalb der Stadt verstecken. Sucht mich in den frühen Morgenstunden und wer mich vor Sonnenuntergang findet, den werde ich reich beschenken.“ Alle Minister waren hocherfreut und gingen frohen Herzens nach Hause. Sie überlegten sich dabei, welche Geschenke sie wohl am nächsten Tag erhalten würden. So konnten sie während der Nacht nicht einmal richtig schlafen. In dieser Nacht befahl nun der Kaiser, dass auf allen Strassen die zu den Stadttoren führten Sänger und junge, schöne Tänzerinnen ein Fest veranstalten sollten. Und so waren die Strassen am nächsten Morgen voll mit Tänzerinnen und Sängern.

Im Morgengrauen machten sich dann alle Minister zum Stadttor auf. Auf dem Weg konnten sie jedoch nicht der Versuchung wiederstehen, der Musik zu lauschen und den jungen, hübschen Tänzerinnen zu zusehen. Jeder Minister dachte so bei sich: „Der Garten, in dem sich der Kaiser versteckt, ist klein. Ich werde ihn in wenigen Minuten gefunden haben. Zuerst werde ich die Musik und den Tanz genießen. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. All diese jungen Mädchen sind ausgezeichnete Sängerinnen und Tänzerinnen.“ Es war kurz vor Sonnenuntergang. Die Minister begaben sich eilig zum Tor, um in den Garten außerhalb der Stadt zu gelangen. Als sie aber zum Garten kamen, war die Sonne bereits untergegangen. Zu ihrem Entsetzen fanden sie den Kaiser in der frohen Gesellschaft von Ayaz.

Die Minister fragten Ayaz: „Wann bist du denn her gekommen? Hast du den Tänzerinnen und Sängern nicht zugeschaut?“ Ayaz antwortete: „Welchen Sängern und Tänzerinnen? Ich habe keine gesehen. Ich ging sofort bei Sonnenaufgang in den Garten und fand meinen Herrn. Seither war ich die ganze Zeit bei ihm.“ Der Kaiser sagte: „Seht her, meine geliebten Minister! Das ist der Grund warum ich Ayaz so innig liebe. Seine Augen sehen nur mich, in seinem Herzen ist nur Platz für mich. Wie kann ich ihn da vergessen? Wie kann ich da aufhören ihn zu lieben? Er ist mir lieber als mein Leben. Wie kann ich ihn nicht beachten?“ Mit dieser Hingabe, so wie Ayaz seinen Meister liebte, so musst du Gott lieben. Deine Augen sollten nur Gott sehen. Dein Herz sollte für nichts Platz haben, außer für den geliebten Gott. Ständig sollst du Seinen Namen und Seine Herrlichkeit singen. Nur dann wird Er in deinem Herzen wohnen. Er selbst wird dein Geliebter. Du wirst für immer glücklich in Ihm wohnen.