Die Herrlichkeit des Om

  1. Die 7 Mittel zur Befreiung sind: Ein echtes Wissen über Gott, den Menschen und das Universum, das man vom Guru (spiritueller Lehrer) bekommen muss; aufrichtige Liebe zum Guru, verbunden mit Vertrauen in seine Fähigkeit, wirklich zu lehren; bedingungsloses Vertrauen in die Schriften; ein starker Wunsch nach Befreiung; das Fallenlassen aller weltlichen Wünsche, Bestrebungen und Vorlieben; Verweilen in der Erfüllung der Pflicht um ihrer selbst willen; das Studium der Schriften, verbunden mit Ablehnung gegenüber schlechter Gesellschaft und Eigeninteresse.
  2. Om, das Pranava (Bezeichnung für Om), ist das Symbol für Brahman (das Göttliche),  das Höchste Sein.
  3. Om ist das Wort der Macht.
  4. Om ist das großartigste aller Mantras.
  5. Diejenigen, die täglich Japa (Mantrawiederholung) von Om praktizieren, werden gewaltige Kraft erlangen.
  6. Sie werden einen Glanz in den Augen und im Gesicht haben.
  7. Meditiere über Om. Kenne diese heilige Silbe Om. Dann wirst du alles kennen. Du wirst höchste Wonne und Wissen erlangen.
  8. Wiederhole Om, rezitiere Om, singe Om, meditiere über Om. Alle Wünsche werden verschwinden. Du wirst die Selbstverwirklichung erlangen.
  9. Der Schlüssel, der die Tür zum Reich der unsterblichen Wonne aufschließt, ist Om.
  10. Om ist deine spirituelle Nahrung. Om ist dein spirituelles Stärkungsmittel und Vitamin. Es ist dein Leben und deine Freude. Lebe Tag und Nacht darin. Sei darin absorbiert.
  11. Sei still und wisse, dass du Brahman, die unsterbliche Seele, bist.
  12. Entsagung ist der einzige Königsweg zum Erreichen der Selbstverwirklichung.
  13. Entsagung ist die Bedingung für Selbstverwirklichung.
  14. Unbegrenzte Wonne kann nur im unsterblichen Atman (Selbst) im Innern erfahren werden durch Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidungsvermögen und Meditation.
  15. Meditiere, mein Kind. Tauche ein in die tiefe, tiefe Stille. Gehe ein in die tiefe Stille oder den Frieden.
  16. Der Schleier der Maya (Illusion des Veränderlichen) verbirgt die Höchste Seele. Lüfte den Schleier und verwirkliche Ihn.
  17. Ewige Weisheit, höchster Frieden und ewige Wonne befinden sich bereits in dir. Sie sind nur durch Unwissenheit verdunkelt.
  18. Illusion ist aus Unwissenheit geboren. Illusion bringt Trennung, Unterschiede, Dualität, Mannigfaltigkeit und Vielfalt hervor. Daher zerstöre die Unwissenheit mit dem Schwert des Wissens über das Selbst und werde frei.

Wie man einen Ashram betreibt:

Der Meister gab Swami Chidanandaji einige wertvolle Anweisungen über die Leitung der Angelegenheiten der Divine Life Society und die Unterhaltung des Ashrams.
„Niemand sollte sich im Ashram entfremdet fühlen. Jeder hat so viele Fähigkeiten. Es gibt hier die Möglichkeit, Großes zu leisten und zudem leitet der Wille Gottes alle hier. Doch die Schwierigkeit ist, dass ein Mann, wenn er Heim und Herd, seine Frau und seine Kinder, seine Eltern und Verwandten, seinen Reichtum und seine Stellung verlässt, denkt, er habe das Recht, unabhängig zu sein. Er weigert sich, beherrscht zu werden. Wir sollten das zu schätzen wissen oder diese Tatsache zumindest erkennen. Auf der persönlichen Ebene sollte jeder Aspirant dafür sorgen, dass diese Unabhängigkeit nicht zu Arroganz erblüht. Diejenigen, die die Institution leiten, sollten nicht die Gefühle des Einzelnen verletzen oder ihm das Gefühl geben, dass man auf ihn herabblickt. Jede Abteilung sollte von dem Moment an, da man sie einer bestimmten Person anvertraut, nahezu unabhängig sein.
Dabei gibt es eine Schwierigkeit. Zum Beispiel haben wir hier die Ayurvedische Apotheke, die Abteilung für Veröffentlichungen und andere Abteilungen, in denen verschiedene verkäufliche Artikel gelagert werden. Wenn man diejenigen, die dort beschäftigt sind, sich selbst überlässt, wird Maya ihr Netz über sie breiten und sie dazu verleiten, zu stehlen und dadurch sich selbst und auch die Institution zu ruinieren. Das System sollte absolut sicher sein und es sollte auch häufige Überprüfungen geben.
Das sollte jedoch nicht dazu führen, dass wir einen Verdächtigungs-Komplex entwickeln. Wenn diejenigen, die für die verschiedenen Abteilungen verantwortlich sind, das Gefühl haben, dass man sie misstrauisch beobachtet, werden sie das Interesse und den Eifer verlieren. Führe nur ab und zu eine Inspektion durch. Das ist nicht nur gut für die Institution, sondern bewahrt auch die Einzelnen davor, Opfer des Bösen zu werden.
Jedem Bewohner sollte das Gefühl vermittelt werden, dass dieser Ashram sein Zuhause ist. Um diejenigen, die nicht zur eigenen Kaste, Religion, Gemeinschaft oder Gruppe gehören, sollte man sich besonders kümmern. Man sollte ihnen das Gefühl geben, dass sie hier sogar in der Tat besser umsorgt werden, als es in einem Ashram der Fall wäre, der von ihren eigenen Leuten geleitet wird.
Und es sollte eine Art Tribunal geben, um Streitigkeiten zu klären und Beschwerden anzuhören. Es sollte sich ab und zu treffen und die Differenzen ausbügeln, die vielleicht auftauchen.
Um alte Arbeiter, damit meine ich sowohl die, die körperlich alt sind, als auch die, die der Institution schon lange Zeit gedient haben, sollte man sich gut kümmern. Wenn ein Aspirant drei oder vier Jahre mit Hingabe gedient hat und sehr nützlich gewesen ist, sollte die Divine Life Society bis zum Ende seines Lebens für seine Bedürfnisse sorgen. Jeden kleinen Dienst, den er für die Gesellschaft leisten kann, sollte er freiwillig tun. Man sollte aus solchen Aspiranten keine Arbeit herausholen. Man sollte ihnen erlauben, zu meditieren und Fortschritt in ihrem Sadhana (spirituelle Praxis) zu machen.
Dies sollte jedoch keine weichliche Haltung in euch hervorbringen. Manche Menschen sind von intriganter Natur. Sie erzeugen Parteien, Cliquen und Schwierigkeiten. Zu ihnen solltest du sagen, ‚Om Namo Narayanaya, Swamiji Maharaj! Du kannst den Ashram verlassen.’ Man sollte diesen Vipern nicht erlauben, die Atmosphäre zu vergiften und interne Streitigkeiten zu erzeugen.
Das sind nur einige der Gedanken, die mir gekommen sind. Behalte sie in Erinnerung. Die Organisation ist weltweit gewachsen, sogar über unsere Erwartungen hinaus. Daher ist es besser, wenn wir uns an bestimmte Grundsätze halten. Die ganze Welt schaut auf uns, um Führung zu erhalten. Daher ist es wichtig, dass das Hauptzentrum der Institution effizient ist und nach systematischen Richtlinien betrieben wird.
Ich habe das Gefühl, dass selbst dann, wenn wir alle von der Bildfläche verschwinden sollten, der Wille Gottes sich durch andere Instrumente ausdrücken würde. Aber das sollte uns nicht selbstzufrieden machen. Wir sollten das Äußerste geben, um unseren Teil beizutragen.“

Warum jemand Sannyas möchte:

Ein junger Mann hatte sein Zuhause verlassen und war zum Ashram gekommen. Der Meister bemerkte während des Morgenvortrags seine Anwesenheit in der Bhajan-Halle.
„Wozu bist du hierher gekommen? Wie lange möchtest du bleiben?“, fragte ihn der Meister.
„Ich bin hierher gekommen, um Sannyasin (Entsagter, Mönch) zu werden. Ich möchte für immer hier bleiben.“
„Du willst Sannyas nehmen? Wozu? Denkst du etwa, wenn du Sannyas nimmst, kannst du ein angenehmes Leben mit kostenloser Nahrung und Kleidung haben? Möchtest du essen, ohne zu arbeiten? Anderenfalls, warum bist du hierher gekommen? Du befürchtest, dass du nicht imstande sein wirst, dir deinen Lebensunterhalt zu verdienen, indem du in einem Büro arbeitest. Du bildest dir ein, dass du die Welt täuschen kannst, indem du das Gewand eines Sannyasin anlegst und erwartest, dass die Welt deine Faulheit unterstützt. Geh heim und diene irgendwo. Verdiene dir deinen Lebensunterhalt auf ehrliche Weise. Du wirst schnell Befreiung erlangen.“

Heilmittel gegen Faulheit:

Der Meister besuchte das Zimmer von S., nachdem der morgendliche Vortrag zu Ende war. S. lag noch immer im Bett und schlief fest. Das Om-Singen des Meisters weckte ihn auf. Später am Tage bemerkte der Meister: „S., ich glaube, deine Kundalini (schlafende evolutionäre Energie im Menschen, deren Erweckung und Aufstieg zur Erleuchtung führt) bedarf der Erweckung durch eine neue und besondere Art des Tadana Kriya (hier humorvoll gemeint, s.u.)! Ich sollte einen kleinen Stock nehmen und dir ein paar gute Tadanas verpassen, auf dass die Shakti (Energie, göttliche Kraft) in dir erweckt werden möge. Du bist noch so jung und doch so faul. Ich habe dich oft darum gebeten, zum Vortrag zu kommen, aber du hörst nie darauf. Sogar obwohl du im nächstgelegenen Raum bist, kommst du nicht zum Kirtan im Büro. Du wirst langsam zu einem ‚Thahappan Swami’.“
„Thahappan Swami“ war ein humorvoller Ausdruck für einen undisziplinierten und ungehorsamen Schüler.
Indem er sich den anderen Schülern zuwandte, sagte der Meister: „Es gibt verschiedene Methoden, die Kundalini zu erwecken – durch Kriyas (hier: Energietechniken) aus dem Hatha Yoga, Pranayama (Atemübungen), Befragung, selbstlosen Dienst usw. Es gibt eine spezielle Kriya, die man Tadana Kriya nennt. Diese Methode des Tadana ist von besonderem Wert. Mein Tadana ist eine ganz neue Methode. Es besteht daraus, einen geeigneten Stock zu nehmen und eine milde Tracht Prügel zu verabreichen. Dann wird die Kundalini erweckt werden und der Aspirant wird wieder flott sein!“

Wie man friedvoll sein kann:

Chidanandaji ging nach dem Abendsatsang zusammen mit dem Meister den Hügel hinunter. Der Meister bemerkte das und fragte nach dem Grund.
„Zur Zeit schlafe ich neben der Küche, Swamiji.“ Das war, nachdem er den Posten des Generalsekretärs der Divine Life Society übernommen hatte.
„Warum?“
„Ein großer Teil der Missverständnisse und der Böswilligkeit unter den Bewohnern hat seinen Ursprung in der Küche, Swamiji. Dieser Tage verbringe ich den größten Teil meiner Zeit in oder in der Nähe der Küche, um so an Ort und Stelle zu sein, um die Wogen glätten zu können.“
„Nein, nein, Chidanandaji“, sagte der Meister, „mache dir keine Gedanken um diese Dinge. Die Küche ist eine ermüdende Angelegenheit. Du wirst all deine kostbare Energie für unwichtige Sachen verschwenden. Nein, nein. Gehe nicht dorthin. Überwache die Arbeit täglich nur für ein paar Minuten. Du solltest mit deinen Studien, deiner Meditation und den anderen Praktiken fortfahren. Ich habe selbst viel Erfahrung mit Küchen-Politik, aber ich stehe dem nun gleichgültig gegenüber. Gottes Wille geschehe. Wenn Er es will, werden die Leute hier bleiben, ansonsten nicht.
Ich bin immer im Frieden, denn ich bin auf alles vorbereitet. Sollten alle Aspiranten weggehen, werde ich meine Almosen im Almosen-Haus oder in einigen Häusern hier entgegennehmen und in meinem Zimmer bleiben. Ich werde den Patienten dienen, die zu mir kommen. Sollte ein Aspirant etwas drucken wollen, werde ich ihm einige meiner Schriften geben. Den Rest der Zeit werde ich für mich haben. Sollten jeden Monat nur zwei- oder dreihundert Rupien hereinkommen, werde ich ein paar hart arbeitende Aspiranten behalten und das Ganze im kleinen Rahmen betreiben. Sollten Hunderttausende und Millionen hereinkommen, bin ich darauf vorbereitet, die Arbeit auf jede Größenordnung zu erweitern. Ich bin auf alles vorbereitet, somit bin ich immer im Frieden. Auch du solltest diesen Dingen gleichgültig gegenüberstehen. Bleibe von heute an einfach in deinem Zimmer und überwache die Arbeit. Mach dir nicht ständig Gedanken um die Finanzen und die Küche.“

Sannyas-Leben:

Als die Schüler nach dem Abend-Satsang herunterkamen, entstand eine Diskussion über Disziplin und Sannyas (Entsagung). Swami Chidanandaji erwähnte verschiedene Beispiele von Sannyasins (Entsagten, Mönchen), die sich mit ihren eigenen Gurus (spirituellen Lehrern) oder miteinander stritten.
„Sannyas ist keine einfache Sache“, sagte der Meister. „Im Sannyas-Leben bemerken wir ebenfalls all die Lilas (Spiele), die das weltliche Leben kennzeichnen – Kämpfe und Streitigkeiten, Eifersucht und Hass, Gier und Leidenschaft. Manche Sannyasins kehren ins weltliche Leben zurück, nachdem sie in den Orden eingetreten sind. Vielleicht nehmen sie Sannyas, bevor sie wirklich dafür bereit sind. Manche von ihnen kehren später zu einem Leben der Entsagung zurück. Sie werden von da an sehr gute Sadhus (Mönche). K., der den Satya Seva Ashram gegründet hat, war so jemand. Das Negative ist im Inneren. Der Mensch muss stets wachsam sein und es auslöschen. Manchmal überwältigt ihn dieses Negative und er kommt vom Weg ab. Dann wacht er wieder auf und kehrt auf den rechten Weg zurück. Es ist alles Seine Maya (Illusion des Veränderlichen). Wir sollten nichts verurteilen. In dem Augenblick, in dem ein Sadhu, der zu Fall gekommen ist, auf den rechten Weg zurückkehrt, nimmt Gott ihn wieder mit offenen Armen auf und leitet ihn auf dem rechten Pfad. Er sollte nur aufpassen, dass er nicht zu schlechten Gewohnheiten zurückkehrt.“

Eine korrekte Diagnose:

Vishnu Swamijis Augen waren gerötet. Der Meister bemerkte dies, als er am Nachmittag ins Büro kam. „Oh Vishnu Swamiji! Warum sind deine Augen rot?” Vishnu Swamiji schwieg.
„Ohji, mach nicht zu viel Tratak (Meditation, bei der man den Blick auf ein Objekt, z.B. eine Kerzenflamme, fixiert)“, sagte der Meister. „Es ist wegen einer Überdosis Tratak, nicht wahr?“ – „Ja, Swamiji.“
„Sei immer mäßig. Es ist Unsinn, diese Übungen zu übertreiben und sich die Augen zu verderben. Trage Bor-Lotion auf die Augen auf.“

Der Einfluss des Meisters:

Der Schulleiter der Bharat Mandir High School traf den Meister. „Swamiji, ich habe dir etwas sehr Interessantes mitzuteilen. Ich veröffentlichte eine Stellenanzeige für den Posten eines Lehrers in meiner Oberschule. Ich erhielt hunderte von Bewerbungen von sehr qualifizierten Kandidaten. Glaub mir, fast jede Bewerbung enthielt die Beteuerung, dass der Bewerber diese Oberschule ausgewählt habe, weil er in der Nähe von Swami Sivananda sein wolle. Es ist sehr ungewöhnlich, wie sich dein Ruhm und dein spiritueller Einfluss so weit verbreitet haben und wie jeder begierig ist, in deiner Nähe zu sein und persönlich deine spirituellen Anweisungen zu erhalten.“
Der Meister fegte die Bemerkungen mit einem Lächeln beiseite, indem er sagte: „Es ist alles Seine Gnade.“

Die Herrlichkeit des Sannyas:

Ein frommer Sozialarbeiter regte sich über gewisse junge Sannyasins auf, die vom Weg abgekommen waren. Er hatte von den Bewohnern von Rishikesh viele Geschichten über solches Fehlverhalten der Sannyasins gehört. Was ihm als einmalig auffiel, war die Tatsache, dass im Ashram des Meisters beinahe alle Sannyasins jung waren.
„Swamiji, verzeihe mir die Anmaßung, aber wäre es nicht besser für diese Leute, etwas länger zu warten, bevor sie in diesen heiligen Orden eintreten, bei dem zu bleiben so schwierig ist? Bist du dir sicher, dass diese jungen Eingeweihten wirklich die Pflichten des Ordens verstanden haben und dass sie an seinen Prinzipien festhalten werden? Ich denke, es ist ein großer Fehler, sie so früh einzuweihen.“
Der Meister lachte sanft. „Ja natürlich, ich kann dir selbst viele Bespiele von jungen Sannyasins nennen, die vom Weg abgekommen sind. Ein junger Mann nahm Sannyas (Entsagung) an. Er besaß große Leidenschaftslosigkeit. Sein beispielhaftes Leben brachte auch seinen Bruder dazu, Sannyas anzunehmen. Später nahm seine Leidenschaftslosigkeit ab. Er heiratete und aß Eier und Fleisch. Sein Bruder jedoch hielt die Linie ein. Der Erstere lebte nicht bei seinem Guru (spiritueller Lehrer). Er hatte sein eigenes launenhaftes Sadhana (spirituelle Praxis). Er hatte sich nicht durch Abgeschiedenheit und Satsang (Gemeinschaft mit Heiligen und anderen spirituellen Suchern) geschützt.
Ein anderer junger Sannyasin war feurig in seinem Sadhana. Er inspirierte und erhob viele Aspiranten. Später heiratete er und hat jetzt ein Kind. Wie konnte das passieren? Er hatte übermäßigen Umgang mit weltlichen Menschen. Er erlaubte Frauen, seine Beine zu schamponieren. Er kam zu Fall und zeugte ein Kind. Es gibt viele solcher Fälle.“
„Das ist genau das, was ich meine, Swamiji. Ist es in solchen Fällen nicht besser, darauf zu verzichten, ihnen Sannyas zu geben?“
„Mein lieber Bhagatji, da liegst du falsch. Auch sie, die zu Fall kommen, sind es wert, von dir verehrt zu werden. Sie waren wenigstens für einen Tag Sannyasins. Sie hatten den Mut, ihre Hände empor zu strecken und zu sagen: ‚Ich entsage den Freuden der drei Welten.’ Wie glorreich ist Sannyas! Wie glorreich ist ein solches Aufgeben der Freuden der 3 Welten!
Sie hatten den Mut und die Kühnheit, sich gegen die stärksten Kräfte der Natur – den Selbsterhaltungstrieb und den Fortpflanzungstrieb – zu stellen, die diese weltliche Existenz erhalten. Sie standen als Meister über die Natur da. Du hingegen wirst unbarmherzig von diesen Kräften angetrieben, deren Sklave du bist. Vielleicht schätzen manche junge Entsagte die Stärke dieser Gegenkräfte nicht richtig ein. Daher werden sie manchmal überrascht, wenn sie ein wenig unachtsam sind. Aber diejenigen, die niemals entsagen, weil sie sich davor fürchten, zu Fall zu kommen, sind feige; daher erfahren sie auch nie, wie es ist, zu entsagen. Sie fürchten sich davor, das Schlachtfeld anzuschauen, aus Angst, sich eine blutige Nase zu holen. Das Sprichwort sagt: ‚Der lacht über Narben, der Wunden nie gefühlt.’ Aber ein mutiger Krieger trägt diese Narben wie einen Schmuck, denn sie haben ihn gelehrt, wie er sich im Kampfe schützen muss.
Für Sannyas braucht es echte Churchills! Mutig und tapfer sogar angesichts wiederholter Niederlagen sollten Sannyasins ihre Lektionen lernen und ihr Vertrauen auf den endgültigen Sieg setzen. Solch ein Sieg wird ihnen nur zufallen, wenn sie beharrlich ihr Ziel verfolgen, dabeibleiben und weiterkämpfen, ohne auf halbem Wege aufzugeben. Möge das Licht Gottes hell in ihren Herzen erstrahlen; mögen sie ihren Glauben durch hartnäckiges Festhalten an den Lotosfüßen Gottes beschützen! Stürme der Leidenschaft mögen über die äußerlichen Dinge hinwegfegen, aber wenn Gottes Gnade auf den Aspiranten herabsteigt, wird alles still und friedlich werden. Ehre, Ehre sei Sannyas und Sadhana!
Aspiranten sollten ihre Lektionen aus diesen Geschichten lernen. Sie sollten wachsam und vorsichtig sein. Es gibt keinen Grund, den Mut zu verlieren. Jede derartige Episode sollte in dem jungen Sannyasin eine Liebe zur Abgeschiedenheit und zum Satsang mit seinem Guru wiedererwecken. Aspiranten sollten niemals von ihren Gurus fortwandern. Sie sollten sich in Sadhana stürzen und in jedem Moment danach streben, Gott zu verwirklichen.
Ein weiser Mensch profitiert von den Erfahrungen anderer, ein mittelmäßiger von seinen eigenen und ein Narr weder vom einen noch vom anderen. Die Geschichte des Falls einiger Sannyasins sollte andere nicht entmutigen. Im Gegenteil, es sollte sie eine Lektion lehren. Es sollte sie wachsam machen. Sie sollten die Herrlichkeit des Sannyas aufrechterhalten. Nur weil ein junger Mann es nicht geschafft hat, dem Sannyas gerecht zu werden, sollte man nicht denken, dass der Orden als solcher nicht für die Jugend geeignet ist.
Was ist mit den Namen von großen Sannyasins wie Swami Vivekananda, Swami Rama Tirtha, Swami Dayananda und Bhagawan Ramana Maharshi? Tatsächlich wirst du feststellen, dass viele der bemerkenswerten Sannyasins der Welt entsagt haben, als sie noch jung waren. Was kann ein alter Mann schon erreichen?
Wenn das Hörvermögen nicht mehr da ist, wird er nicht in der Lage sein, den Auslegungen der Schriften zuzuhören. Für einen alten Mann wird kein Sadhana mehr möglich sein. Es ist nur eine Nachahmung von Sannyas, wenn er sich dem heiligen Orden anschließt. Sannyas würde dann zu einer bloßen Formalität werden. Außerdem sind die Verhältnisse heutzutage so, dass ein alter Mann sich unentwirrbar im Familienleben verstrickt findet. Daher ist es unbedingt notwendig, dass junge Männer der Welt entsagen und Sannyas annehmen. Sie haben weniger weltliche Bindungen.
Weil der Mensch vollkommen oder unvollkommen danach gestrebt hat zu leben, zu existieren, sehen wir heute sein Überleben, während zahllose andere Spezies ausgestorben und verschwunden sind. In der gleichen Weise hat dieser glorreiche, uralte Orden überlebt, weil alte und junge Menschen eine Abneigung gegenüber dem weltlichen Leben verspürt und Sannyas angenommen haben. Ob sie später zu hohem Ansehen aufgestiegen oder der niederen Natur zum Opfer gefallen sind, ist nicht von Bedeutung.
Junge Sannyasins sollten sich mit Japa (Mantrawiederholung), Kirtan (Mantrasingen), Studium, Meditation und Innenschau beschäftigt halten. Sie sollten in der Gemeinschaft ihrer Gurus leben und intensives Sadhana praktizieren. Sie sollten niemals eine Stadt betreten. Soweit wie möglich sollten sie es vermeiden, sich unter großen Menschenmengen zu bewegen. Abgeschiedenheit ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Sannyas-Leben. Ich rate meinen Schülern, niemals die Flachländer zu betreten. Wenn sie es wegen der Notwendigkeit eines selbstlosen Dienstes trotzdem tun müssen, bitte ich sie, ihre Arbeit schnell zu erledigen und zu ihrer Wohnstatt im Himalaja zurückzueilen. Der Himalaja ist das Zuhause der Sannyasins und Aspiranten. Ein Sannyasin ist nur sicher, solange er dort ist. Sannyas wurde im Himalaja geboren; es lebt weiterhin dort und es wird immer allein im Himalaja leben.“

Das Licht des Selbst:

Auf dem Weg zu seiner Hütte sah der Meister die Glühbirne vor der Küche brennen. Indem er auf sie zeigte, beobachtete er: „So wie Licht in der Glühbirne ist, so ist der Atman, das Licht des Selbst, im Körper und im Intellekt. Die Birne ist träge Materie. So sind auch der Körper und der Geist träge, sie funktionieren aufgrund des unsterblichen Selbst.“

Leben ohne Spiritualität:

Swami Amaranandaji von der Zahlungsverkehrs-Abteilung des Ashrams brachte einen Scheck, um ihn vom Meister unterschreiben zu lassen.
Als der Meister ihn empfing, merkte er an: „Dieser Scheck wird keinen Wert haben, es sei denn, ich unterschreibe ihn. Schecks ohne die Unterschrift des Ausstellers sind wertlos, obgleich sie über große Beträge ausgestellt und in jeder anderen Hinsicht völlig in Ordnung sein mögen.
Genauso mag jemand im Leben alle Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten haben. Er mag viel Geld, Macht, eine hohe Stellung, Freunde, Verwandte und Bewunderer haben, aber sein Leben wird wertlos sein, wenn es nicht auch einige spirituelle Elemente beinhaltet. Japa (Mantrawiederholung), Kirtan (Mantrasingen), Konzentration und Meditation und die Eigenschaften der Entsagung, des Strebens, des Mitgefühls und des Dienens – dies sind die Dinge, die dem Leben wirklichen Wert verleihen. Ohne Spiritualität ist das Leben nicht mehr wert als ein Scheck ohne Unterschrift.“

Passe dich an und füge dich ein:

Der Meister traf einen Aspiranten, der sich zuvor sowohl über den Mangel an angemessener Unterbringung als auch über die Nichterhältlichkeit von Ghee (Butterfett) und Joghurt beschwert hatte.
Als der Meister ihn sah, sagte er zu den anderen Schülern, die ihn begleiteten: „Wir müssen S. ein Zimmer geben.“
S. antwortete: „Man hat mir bereits ein Zimmer gegeben.“
„Aber du sagst, dass es ungesund ist“, bemerkte der Meister.
„Ich komme schon irgendwie zurecht.“
„Genau so sollst du es machen. Passe dich an und füge dich ein. Ich glaube, du weißt nicht, wie man sich unter anderen bewegt.“
Nach einem Lächeln stimmte S. zu, dass er nicht wusste, wie man sich freundschaftlich unter anderen bewegt.
Der Meister machte einige allgemeine Bemerkungen, die sich auf alle Aspiranten anwenden lassen, insbesondere auf die jüngeren.
„Nachdem sie hierher gekommen sind, beklagen sich viele Aspiranten, dass sie zuhause von ihren Müttern Joghurt, Ghee und andere reichhaltige Speisen serviert bekamen und hier kein solches Essen bekommen. Sie erwarten alle Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten, die sie zuhause genossen haben. Sie möchten Einzelzimmer und alle sonstigen Bequemlichkeiten. Das ist überhaupt keine Entsagung. Ein Aspirant, der sich auf den Weg der Entsagung begibt, sollte Belastbarkeit besitzen. Sie ist eines der Niyamas (Verhaltensregeln) des Raja Yoga (Yogaweg, der sich mit Geisteskontrolle und Meditation befasst). Das wird Willenskraft entwickeln. Das ist unverzichtbar für jeden ernsthaften Aspiranten. Der Geist möchte immer Annehmlichkeiten und Luxus haben. In vielen ist der Geist aufgrund von Anhaftung an materielle Annehmlichkeiten sehr schwach.
Ein Aspirant sollte dazu in der Lage sein, sich in jeder Lage, in die er kommt, zurechtzufinden. Anstatt sich über äußere Umstände zu beschweren, sollte er seinen Geist lehren, sich an wechselnde Situationen und Umstände anzupassen. Er sollte im Selbst ruhen. Er sollte durch Japa, Kirtan, Konzentration und Meditation Kraft schöpfen. Wenn alle äußeren Umstände günstig sind, wie kann man dann in Bezug auf Geduld, Willenskraft und spirituelle Stärke wachsen? Je mehr äußere Nachteile vorhanden sind, um so größer ist das Bedürfnis, die eigene tägliche spirituelle Praxis zu intensivieren und Kraft und Stärke aus dem unerschöpflichen Selbst im Inneren zu beziehen. Selbst wenn man ein paar Tage ohne Essen auskommen muss, sollte man sich nicht grämen oder sich entmutigt fühlen. Ihr solltet Leiden als ein Geschenk Gottes annehmen, das den Willen stärkt und eure Geduld erhöht. Solches Leiden wird euch in die Lage versetzen, eure Schwachstellen zu erkennen, die ihr dann durch geeignete Mittel beseitigen könnt.
Ein Aspirant sollte Leidenschaftslosigkeit besitzen. Er sollte nach nichts gieren. Er sollte mit dem zufrieden sein, was er bekommt. Er sollte Zufriedenheit besitzen. Er sollte sich anpassen und sich auf die Umstände einstellen. Er sollte Beleidigung ertragen. Er sollte sich nicht beschweren. Nur jemand, der in der Lage ist, all das zu ertragen, ist dafür geeignet, sich auf den Weg der Entsagung zu begeben. Dieser Weg ist voller Dornen, aber für jemanden, der Selbstkontrolle hat und die oben genannten Eigenschaften besitzt, ist es ein einfacher Weg. Nur ein solcher Aspirant wird dazu in der Lage sein, von der Entsagung zu profitieren.“

Verbreitung von Wissen:

Als sich der Meister den Stufen in der Nähe des Krankenhauses näherte, sagte er zu Swami Sahajanandaji aus Südafrika: „Sieh dieses Krankenhaus, es ist nur zur Hälfte gebaut. Alles Geld stecke ich in die Druckerpresse.“
Solcherart war seine Liebe zur Verbreitung von Wissen!

Sehne dich nicht, weise nicht zurück:

Der Meister wandte sich zu Swami Sahajananda und sagte: „Du hast die Iddalis (eine Art kleiner Küchlein) zurückgeschickt, die ich dir geschickt habe. Du magst wohl keine Iddalis?“
„Gurudev hat zuviel geschickt“, sagte Swami Sahajananda.
„Alles anzunehmen, was zu einem kommt und sich gleichzeitig nach nichts zu sehnen, ist Weisheit. Weise nichts zurück. Nimm alles an, was zu dir kommt. Sehne dich nicht nach etwas, was nicht zu dir kommt; das ist Weisheit“, sagte der Meister.

Die eigentliche Fessel:

Während des Abendsatsangs sang der Meister auf die ihm eigene, unnachahmliche Art eine seiner neuesten Kompositionen:
Das Auge ist keine Fessel, Form ist keine Fessel, Schönheit ist keine Fessel;
Aber der erregte Wunsch ist eine Fessel, sei dir dessen wohl bewusst.
Die Zunge ist keine Fessel, die Speise ist keine Fessel, Geschmack ist keine Fessel;
Aber der erregte Wunsch ist eine Fessel, sei dir dessen wohl bewusst.
Das Ohr ist keine Fessel, Klang ist keine Fessel, Musik ist keine Fessel;
Aber der erregte Wunsch ist eine Fessel, sei dir dessen wohl bewusst.

Wahre Jivanmukti:

Als der Meister vom Satsang zurückkam, gab es einen leichten Regenschauer und eine der Schülerinnen, die in der Nähe war, öffnete ihren Schirm und versuchte, ihn vor dem Regen zu schützen. Aber sie war zu klein, um den Schirm über seinen Kopf zu halten.
Der Meister wusste ihren Geist des Dienens zu schätzen und sagte: „Nun, sogar wenn ich sage, dass ich kein Jivanmukta (ein schon in diesem Leben Befreiter) bin und dass ich nur ein nachlässiger Sannyasin (Entsagter) bin, glauben mir die Leute nicht; sie verlassen mich nicht. Sie erweisen mir Respekt.“
Nach einer Pause fügte er hinzu: „Was ist denn letztendlich Jivanmukti (Befreiung zu Lebzeiten)? Gütig zu sein und allen zu dienen ist Jivanmukti. Was ist es denn sonst? Wachsen einem Jivanmukta zwei Hörner?“

Warum Rambha nicht verführt:

Der Meister sprach zu seinen Schülern: „Jemand erwähnte mir gegenüber, in den Schriften stünde, dass Rambha, das himmlische Mädchen, während der Meditation vor Aspiranten erscheinen könne, um  sie zu verführen. Dies sei aber heutzutage nicht mehr der Fall. Er fragte, warum das so sei.“
Der Meister lieferte selbst die Antwort: „Das ist so, weil die Leute heutzutage selbst von Straßenreiniger-Mädchen angezogen werden. Somit ist es nicht notwendig, dass Rambha vor ihnen erscheint!“
Im gleichen Zusammenhang sagte der Meister: „Manche Leute wollen wissen, wer denn komme, um Frauen während der Meditation zu verführen, denn von Rambha wird gesagt, dass sie nur komme, um Männer zu verführen. In den Schriften würde jedoch niemand erwähnt, der die Frauen verführt. Wenn Frauen meditieren, wird Cupido (Liebesgott) persönlich vor ihnen erscheinen, um sie zu verführen.“

Die Natur des Geistes:

In Bezug auf einen Schüler, den der Meister einst höchstpersönlich zum Morgenvortrag aufwecken musste, sagte er: „Der Mensch ist ein Bündel von Gewohnheiten. Das Leben geht problemlos vonstatten solange gute, gesunde und tugendhafte Gewohnheiten kultiviert wurden und man an ihnen festhält. Der spitzbübische Geist wartet immer auf eine Gelegenheit, in seine alten, ausgefahrenen Spuren von Trägheit und Bequemlichkeit zurückzugleiten. Bereits ein einziger Tag, an dem man mit der Bemühung nachlässt, ist schon genug für den Geist, um seinen Schaden anzurichten.
Wenn du zum Beispiel heute während der günstigen frühen Morgenzeit weiterschläfst, wird morgen dann natürlicherweise eine Fortsetzung von heute sein. Und so würde es immer schlimmer und schlimmer werden, und im Laufe der Zeit würdest du direkt zur guten alten Zeit zurückkehren, als dich erst die warmen Sonnenstrahlen zum Aufstehen bewegt haben!“

Die Lösung für Selbstmordgefährdete:

Srimathi M. hatte einen mitleiderregenden Brief geschrieben, in dem sie von Unglücksfällen berichtete, die ihr zugestoßen waren, von ihrer verzweifelte Lage und den Gründen, die sie oft in Versuchung führten, Selbstmord zu begehen.
Der Meister antwortete postwendend: „Tue nicht so etwas Unkluges. Du wirst dadurch nichts gewinnen. Es wird zu Unglück und Leid führen. Das Leben ist sehr kostbar. Es ist sehr schwierig, eine menschliche Geburt zu erlangen. Gib den Emotionen nicht nach. Sei mutig. Sei fröhlich. Durch Japa (Mantrawiederholung) und Meditation kannst du das Göttliche noch in diesem Leben erreichen und dich von Geburt und Tod befreien. Gott segne dich!“

Ein ungewöhnliches Urteil:

Eines Morgens in der Frühe wurde ein „Göttliches Tribunal“ gegründet. Zwei Aspiranten hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit – eine kleine Reiberei, ein Problem, und ein fernes Grollen der Wolken der Zwietracht war zu hören.
Der Meister hörte sich geduldig beide Seiten an. Alle warteten auf das Urteil. Aber es stellte sich heraus, dass es ein sehr ungewöhnliches war!
Zu dem Beschuldigten sagte der Meister: „Nur auf dem Feld der aktiven Arbeit kommt der Mensch Angesicht zu Angesicht mit seinen eigenen inneren Inhalten. Die innere Natur schläft, während man fern vom Schlachtfeld ist. Aber wenn sich günstige Gelegenheiten bieten, manifestieren sich diese verborgenen inneren Wesenszüge.
Es muss etwas Wahres dran sein an dem, was der Andere sagt. Das ist die Haltung, die jeder Aspirant einnehmen sollte. Dann sollte er sich hinsetzen und reflektieren und seinen eigenen Geist analysieren. Er sollte herausfinden, auf welche verborgenen Wesenszüge in seiner Natur hingewiesen wurde.“
Zu dem Ankläger sagte der Meister: „Einige Leute sind von sensibler Natur. Sie sind übererregbar. Aber wir sollten das nicht als Schwachpunkt ansehen und diese Menschen absichtlich reizen. Wir sollten darauf achten, was wir tun. Wir sollten unsererseits eine solche Wesensart verstehen und respektieren.
Einige Menschen haben eine sehr sensible Natur und reagieren empfindlich auf harsche Worte. Statt aber beleidigt zu reagieren, sollten sie vielmehr dankbar sein. Danke dem Menschen, der dich auf deine Fehler hinweist. Das ist die Grundtugend, die jeder Aspirant kultivieren und entwickeln sollte. Nur dann gibt es eine Gelegenheit dazu, sich selbst zu verbessern.
Wenn jeder danach strebt, ein spiritueller Schüler zu sein, wird es niemals irgendeine Beschwerde, Reiberei oder Streitigkeit geben. Die Haltung eines Aspiranten sollte immer darin bestehen, selbstlos zu arbeiten und danach zu streben, ein guter und vollkommener Sadhu (Weiser, Tugendhafter) zu sein. Dann wird keine Notwendigkeit bestehen, zu revoltieren. Gott hat uns alle Annehmlichkeiten gegeben. Ihr spürt niemals das Zwicken des Hungers; ihr leidet niemals unter Unsicherheit oder seid der Ungnade der Natur ausgeliefert, denn ihr habt hier eine wohlhabende Institution, die für euch sorgt wie eine liebende Mutter.
Ich weiß, was es heißt, zu einem Almosenhaus zu gehen, um meine Almosen zu empfangen. Ich weiß, was es heißt, am Straßenrand zu schlafen. Solche Erfahrungen sollten einem Aspiranten ständig vor Augen gehalten werden. Sie sind die Prinzipien des Lebens eines Sadhus. Wir sollten unsere Lage mit jener der Sadhus in Rishikesh vergleichen. Wir haben es tausendmal besser als sie. Wir sollten Gott dafür dankbar sein. Die Mentalität der Beschwerden sollte verschwinden.“
Zu beiden sagte der Meister: „Dieser Vorfall enthüllt die Tatsache, dass es irgendwo eine Disharmonie der Herzen gibt. Ein Streit entsteht nur dann, wenn diese Disharmonie vorhanden ist. Andernfalls weigert sich der Ankläger anzuklagen und der Beschuldigte gibt seine Fehler bereitwillig zu. Es gäbe dann keine Notwendigkeit für Gerichte. Alle Menschen sollten diesen Geist der ‚einen Familie’ entwickeln, damit alle Streitigkeiten aufhören. Es sollte eine Harmonie der Herzen geben. Euer Herz sollte in Einheit mit allen Herzen schlagen; ihr solltet alle lieben. Sobald jedoch ein Riss da ist, ist es sehr schwierig, ihn zu flicken, aber dennoch nicht unmöglich. Dann ist eine fortgesetzte, einheitliche Annäherung mit Liebe über einen längeren Zeitraum hinweg notwendig, so dass die andere Seite genügend Zeit hat, über den Groll und das Misstrauen gegenüber eurem inneren Motiv der Liebe hinwegzukommen. Und schließlich wird der andere eure wahre Natur verstehen.“