Das Fotostudio

Für einen Sucher nach der Wahrheit repräsentiert das Bildnis des Gurus das höchste spirituelle Vorbild, gerade so wie für einen Patrioten die Nationalflagge das Symbol für sein geliebtes Mutterland ist. Dessen waren sich schon die Verleger von Swami Sivanandas ersten Schriften bewusst. Sie baten um Fotografien für die Veröffentlichung in Büchern und erhielten sie auch. Sie bezahlten sogar die Rechnungen der Fotostudios selbst. Als Swami Sivananda noch im Swarg Ashram lebte, musste er oftmals nach Hardwar zum Fotograf gehen.

Die Herausgeber hatten bestimmte Vorstellungen. Sie mussten den Markt im Auge behalten und den zukünftigen Leser zufriedenstellen. Die südindischen Verlage z.B. wollten ein Bild von Swami Sivananda mit Rudraksha-Mala und heiliger Asche auf der Stirn, während die nordindischen Verleger eine vollkommen andere Vorstellung hatten. Überdies wollten sie für jedes Buch eine „geeignete“ Pose. Sie dachten, das Publikum erwarte das und sie hatten Recht. Jedes Mal musste Swami Sivananda alle „Requisiten“ nach Hardwar schleppen. Er nahm zum Beispiel ein Tigerfell, eine Robe und ein Yoga-Dandam (spezieller Stock als Armstütze für bestimmte Atemübungen) mit. Einen Kamandalu (Wassergefäß) in der Hand haltend, ging er damit vom Swarg Ashram zur Bahnstation in Rishikesh. Einmal musste er sich kurzfristig fotografieren lassen und wählte deshalb ein billiges „Studio“ am Straßenrand.

Für Swami Sivananda war die Veröffentlichung seines Buches, also die Verbreitung von spirituellem Wissen, wichtig, nicht aber sein Ruf. Einmal war er gerade auf der Rückreise von einer Vortragsreise aus Meerut, als ihn unterwegs die Anfrage nach Bildern erreichte. Unverzüglich ging er zurück nach Lucknow. Er hatte sich nicht rasiert. So machte der Fotograf ihn mit Bart unsterblich.

1932 nahm P.C. Mull aus Lucknow die ersten guten Studioportraits von Swami Sivananda auf. Sie schmücken die ersten Ausgaben seiner frühesten Werke.

1934 erwarb Swami Paramananda eine ‘Brownie 620’-Kastenkamera für 3 Rupien. „Ich kämpfte hart dafür, eine 8 mm Filmkamera kaufen zu dürfen, aber Swami Sivananda erlaubte nicht, dafür Geld auszugeben.“ Irgendwie wurde dann von den Spenden, die anlässlich Swami Sivanandas Geburtstag 1939 eingingen, die 8 mm Filmkamera gekauft. Sobald sie da war, erkannten alle ihre Bedeutung. Es war sehr viel inspirierender, Swami Sivananda in Aktion zu sehen. Ein Anhänger mag Inspiration von einem Bild bekommen, aber ein ergebener Schüler möchte seinen Guru in Aktion sehen. Für ihn ist er eine lebendige heilige Schrift.Ein paar Jahre später schenkte der Rajah von Atgarh dem Ashram eine 16 mm Kamera und einen Projektor. Das war ein Segen. Dann kam Swami Saradananda in den Ashram und hatte lebhaftes Interesse an den Kameras. Swami Sivananda erkannte seinen Eifer und seine Begeisterung, die Unterstützung verdienten. Eine kleine Kammer unterhalb der Bhajanhalle wurde in eine Dunkelkammer umgewandelt. Lilian Samash aus Kalifornien gab den ersten Impuls mit einer neuen Schnellkamera. Alle Fotos von Swami Sivananda und von Besuchern, die sich mit ihm zusammen aufnehmen lassen wollten, wurden im Ashram aufgenommen und entwickelt.

Photo von einem „Straßenphotographen“Zur selben Zeit wurden neue Räume errichtet, einige davon im Erdgeschoss. Einer war wegen seiner Größe nur als Dunkelkammer zu verwenden. Swami Saradananda nahm ihn in Besitz und verwandelte ihn in das, was allgemein zu einem der besten Studios in Indien erklärt wurde. Seine vollkommene Selbstlosigkeit, intensive Hingabe und ungefesselter Enthusiasmus gewannen Swami Sivanandas Herz. Deshalb ermunterte er ihn zur Anschaffung der besten Ausrüstung für das Studio.

Das Sivananda Kunststudio wurde am Shivaratri-Tag, dem 25. Februar 1949, von Swamiji offiziell eröffnet. Sein Beitrag zum göttlichen Weg der Gesellschaft ist unschätzbar. Es gewann die Bewunderung und Dankbarkeit der Aspirantenwelt, die nun Filme über Swami Sivanandas Leben und Wirken, Yoga-Asanas, Kriyas und Pranayamas, die von Swami Sivanandas Hatha-Yoga-Schülern vorgeführt wurden, sehen konnte. Yoga-Schulen in London, Australien und Deutschland besaßen Kopien dieser Filme. Das Studio unterhielt ein Bild- und Faktenarchiv, so dass die Zuschauer Swami Sivananda wie einen Jungen herumspringen, singen, tanzen, grüßen, kehren, schwimmen und sich mit Besuchern unterhaltend, erleben konnten. Auf einer seiner Reisen nach Südindien zeigte Swami Paramananda diese Filme in allen Divine Life Society Zweigstellen, ebenso Swami Chidananda auf einer Reise nach Gujerat jenen, die Swami Sivananda sehen wollten, aber nicht nach Rishikesh reisen konnten.

Die Fotografien sind von unermesslichem Wert für spirituelle Aspiranten und ganz besonders für die Schüler von Swami Sivananda. Viele Suchende sowohl in Indien als auch im Ausland haben die Erfahrung gemacht, dass das Bild von Swami Sivananda zu ihnen „spricht“. Wenn sie ein Problem haben, beten sie vor dem Bild und erhalten die Antwort.

Die Fotos waren für viele Lebensretter. Zum Beispiel nahm die Fürstin Sri Rani Sivananda Kumudi von Hyderabad eines mit, als sie operiert wurde. Die Schmerzen wurden deutlich geringer. Alle Wände in ihrem Zimmer hingen voller Porträts von Swami Sivananda, so dass sie seinen Anblick genießen konnte, wohin sie auch schaute. Ein Bild von Swami Sivananda auf einem Amulett rettete das Leben von Mohini Giri, als sie krank war. Für beide war es nicht nur ein Bild. Für jeden von Swami Sivanandas Schülern und jeden spirituellen Aspiranten ist sein Bild lebendige Wirklichkeit, göttliche Gegenwart.

Unter der fähigen Leitung von Swami Saradananda entwickelte sich das Studio in großen Schritten, sowohl in der Ausstattung, als auch im Nutzen. Seine Leistungen riefen die Bewunderung selbst professioneller Fotografen von Rang und Namen hervor. Ein angesehener Besucher staunte sehr, als Saradanandaji ihm ein vergrößertes Bild schenkte, das gerade erst ein paar Minuten vorher bei seiner Ankunft aufgenommen worden war. Überlebensgroße Aufnahmen von Swami Sivananda schmückten das Museum und die Augenklinik. Saradanandaji verriet bescheiden das Geheimnis hinter all diesen Erfolgen: „Es kommt alles durch Swami Sivanandas Gnade. Wer außer ihm würde sich so für unsere Entwicklung in jeglicher Hinsicht interessieren? Selbst mein eigener Vater hätte nicht alles so bereitwillig gewährt, worum ich gebeten habe.“

Das Postamt

Drei Abteilungen in Ananda Kutir (im Ashram) repräsentieren sozusagen das Herz von Swami Sivananda: die Druckerei (Sivananda Publication League), die Annapurna Annakshetra (Küche und Speisesaal) und das Postamt. Alle drei zusammen ermöglichten es ihm, sich selbst der ganzen Menschheit zu schenken. Paramanandaji ist Zeuge für die Achtsamkeit, mit der Swami Sivananda die wenigen Rupien verwendete, die er in den Anfangsjahren in Rishikesh als Spenden erhielt. Zuerst ging ein Teil an die Druckerei, der zweite Teil an das Versandbüro, denn das gedruckte Geschenk sollte Aspiranten in der ganzen Welt erreichen. Swami Sivananda und seine Mitarbeiter konnten selbstverständlich ihr Essen von der Almosen-Küche holen! Es heißt, dass Swami Sivananda, um zu vermeiden, dass selbst diese edlen strikten Gottessucher einen Hang zum Luxus entwickelten, stets ein gewisses Maß an Schulden bei den Lebensmittel- und Milchhändlern, die den Ashram belieferten, beibehielt. Alles Geld, das hereinkam, ging unverzüglich an die Druckerei und in den Versand.

Hier die „Geschichte des Ananda Kutir Postamts“, wie sie von Swami Chidananda anlässlich des zwölften Jahrestages des Amtes erzählt wurde:

„Bevor das Postamt gegründet wurde, waren die Sadhakas (spirituelle Aspiranten) um Swami Sivananda, die ein Leben ernsthaften spirituellen Sadhanas führten und ihrem Guru dienen wollten, gleichzeitig Bewohner, Arbeiter, Diener und alles in einem. Die Vorstellung, irgendwelche Arbeiten gegen Bezahlung in Auftrag zu geben, kam ihnen gar nicht in den Sinn. Eine ihrer anstrengendsten Tätigkeiten war es, die tägliche Post zum Postamt nach Rishikesh zu bringen. Die Post wurde von Swami Visveswarananda, Saswat Swami oder Poornabodhi auf dem Kopf getragen. Das musste jeden Tag gemacht werden, egal ob die Sonne schien, ob es regnete oder kalt war. Als die Post soviel wurde, dass sie nicht mehr von einem Mann getragen werden konnte, schaffte der Ashram ein Fahrrad an.

Als der Umfang der Arbeit dermaßen zunahm, dass die Menge an Briefen und Bücherpaketen aus Mangel an genügend Briefmarken im Postamt von Rishikesh nicht mehr versendet werden konnte, entstand der Gedanke an ein eigenes Postamt im Ashram. Am 1. Mai 1940 wurde im Ashram eine offizielle Postzweigstelle eröffnet und „Ananda Kutir“ genannt. Seither wird Jnana-Ananda (die Wonne der Weisheit) direkt aus dem Ashram weltweit verbreitet. Das Büro befand sich ursprünglich im letzten Raum des Küchenblocks, der heute als Vorratslager genutzt wird. Swami Vishuddhananda leitete diese Abteilung, tatkräftig unterstützt durch Purnabodhi als Postmeister. Als letzterer nach Süd-Indien gehen musste, übernahm Atmaramji die Aufgabe. Zu diesem Zeitpunkt war die Arbeit bereits so angewachsen, dass sie nicht mehr wie bis dahin in Teilzeit von einem Ashrambewohner erledigt werden konnte, so dass Atmaram ganz in dieser Abteilung eingesetzt war. Das Postamt expandierte besonders nach dem Diamantenen Jubiläum (Swami Sivanandas 60sten Geburtstag 1947), so dass der Postmeister noch zwei Assistenten brauchte.

Die Postbeamten in der Bezirkszentrale in Dehra-Dun beobachteten erstaunt das rasche Wachstum ihrer Einkünfte aus der Zweigstelle von Ananda Kutir. Für das Postamt in Rishikesh war die Übernahme und Beförderung der Postsäcke aus Ananda Kutir beschwerlich. So wurde beschlossen, die Zweigstelle in Ananda Kutir in ein Hauptpostamt umzuwandeln. Swami Chaitanyananda wurde neuer Postmeister.

Die offizielle Eröffnung fand am 11. November 1949 statt. Der Post-Inspektor des Postbüros bat Swami Sivananda, die ersten Briefe mit dem Datum abzustempeln. Das heilige Om wiederholend, nahm Swami Sivananda die Briefmarken eine nach der anderen und frankierte sie eigenhändig. So entstand die nicht-staatliche (also privat geführte) Poststelle.

Am selben Nachmittag kam der Fahrer des Posttransporters, um die Postsäcke abzuholen und in den Wagen zu tragen, den er ein paar hundert Meter entfernt abgestellt hatte. Er dachte, das Postbüro des Ashrams hätte nur einen kleinen Sack Post! Als ihm gezeigt wurde, was auf ihn wartete, ging er zurück zum Transporter und parkte ihn direkt am Eingang zum Ashram!

In der Zeit, als Swami Chaitanyananda Postmeister war, erhielt das Postbüro wegen seiner Effizienz Auszeichnungen und das uneingeschränkte Lob der Postdirektion.

Swami Kesavananda folgte Swami Chaitayananda im Amt nach. Dieser dynamische Swami hatte großen Ehrgeiz, alles alleine zu erledigen. Er war gleichzeitig der Zahlmeister des Ashrams, hatte die Befugnisse eines Sekretärs und war für das Abschreiben und Versenden von Swami Sivanandas Artikeln an verschiedene Zeitungen, das Editieren von Büchern usw. zuständig. Etwa ein Jahr nach seiner Amtsübernahme erkannte er, dass die Arbeit seine Kapazitäten überstieg, was zu Unregelmäßigkeiten in der Buchführung der Postverwaltung und der Divine Live Society führte. Er verließ plötzlich den Ashram. Das Postamt war inzwischen zu einer offiziellen Institution geworden. Die Divine Life Society hielt es daher nicht für ratsam, die Verantwortung für seine Führung zu tragen. Folglich wurde es als staatliches Postbüro an die Regierung übergeben. Zu Swami Keshavanandas Amtszeit wurde das Postamt von „Ananda Kutir“ in „Sivananda-Nagar“ Postamt umgetauft.

Swami Sivananda behandelte sogar das staatliche Personal des Postbüros wie Schüler und Bewohner des Ashrams und er hatte auch weiterhin ein starkes Interesse daran. Dank seiner Fürsprache stimmte die Regierung einem Telefonanschluss zu, so dass auch Telegramme der Divine Life Society übermittelt werden konnten. Dieser neue Dienst wurde am 14. Juni 1955 eingeweiht, indem Swami Sivananda die erste Botschaft an Sri Pannalal nach Amritsar schickte.

Am14. August 1956 installierte die Regierung einen Telegrafenapparat im Postbüro, was die schnelle Übermittlung von Nachrichten erleichterte. Das Telefon blieb dort und wurde zum Ashramanschluss.

Jede Neuerung im Ashram eröffnete sofort einen neuen Weg für die Beförderung seiner Lehre zu den Aspiranten. „Ich werde diesen Telegrafen bestens nutzen“, sagte er und begann, Anweisungen an seine wichtigsten Schüler zu telegrafieren. Die ersten Telegramme gingen an den Generaldirektor des Post- und Telegrafenamtes in Delhi und den Generalpostdirektor in Lucknow. Jeden Tag schickte er ein, zwei Telegramme an ausgewählte Schüler, nationale Führungspersönlichkeiten und sogar an ausländische Schüler und Wahrheitssuchende.

Das ging ein paar Monate so weiter, bis genug Material für das Buch „Telegrafisches Lehren“ vorhanden war und das Telegrafenamt eingerichtet war. Das war offensichtlich einmalig und noch nie da gewesen. Ein Telegramm liest man mit größerer Aufmerksamkeit als einen Brief. Swami Sivananda nutzte diesen psychologischen Effekt, um seinen Schüler die Unterweisung, die er für besonders wichtig hielt, nachhaltig nahe zu bringen Ein Telegramm assoziieren wir mit Dringlichkeit. Indem er spirituelle Lehren in Telegrammen weitergab, lehrte uns Swami Sivananda, dass die spirituelle Praxis genauso dringlich ist wie jeder andere Aspekt unseres Lebens. Die Reaktionen der Empfänger rechtfertigten Swami Sivanandas Erwartungen reichlich. Es brachte jedermann dazu, gründlich über die Absicht und den Inhalt des Telegramms nachzudenken. Es erzeugte einen dauerhaften Eindruck im Geist des Empfängers.“

Die Sivananda Grundschule

Swami Sivananda stellte fest, dass viele Jungen und Mädchen in der Umgebung ohne richtige Bildungseinrichtung aufwuchsen. Deshalb eröffnete er für sie eine Grundschule. Am 15. Oktober 1943, am Vijayadasami-Tag, wurde die Sivananda Grundschule gegründet. Das war ein Segen für die Kinder des Ortes. Mehr noch als die drei R („reading, ‘riting and ‘rithmetic“: Lesen, Schreiben, Rechnen) lernten sie ethisch- und moralische Grundregeln und die Grundlagen eines wahren spirituellen Lebens von Swami Sivananda persönlich, von Angehörigen des Ashrams, die gelegentlich unterrichteten sowie von frommen Lehrern, die der Ashram für die Schule anstellte. Das war ein weiterer Bereich selbstlosen Dienstes für Ashrambewohner mit didaktischer Begabung.

Schüler der Sivananda-GrundschuleDie Grundschule wurde vom Staat anerkannt, der nun die Gehälter für die Lehrkräfte über nahm. Die Kinder der Schule zeichneten sich immer auf allen Gebieten aus. Swami Sivananda brachte ihnen persönlich das Kirtan-Singen, Halten von Kurzvorträgen und Aufführen spiritueller Schauspiele bei. Sie waren immer gut in allen Prüfungen. In der Gesellschaft gaben sie sich musterhaft und brachten ihren Familien, dem Ashram, Swami Sivananda und seinem einzigartigen Bildungssystem Ruhm und Ansehen.

Die Märzausgabe von 1950 des Magazins „Divine Life“ berichtet darüber: „Eines der Ziele der Divine Life Society ist es, unbemittelte Jugendliche in ihrem Studium und ihrer Ausbildung zu unterstützen. Am Hauptsitz unterhält der Verein bereits seit neun Jahren eine Grundschule mit freier Kost und Logis. Nun soll auch Schülern in anderen Provinzen geholfen werden. Zu diesem Zweck hat Swami Sivananda anlässlich seines 60sten Geburtstages im September 1947 einen Stipendienplan eingeführt. Neben der finanziellen Unterstützung bekommen die Schüler auch reichhaltige spirituelle Literatur und Führung. (In dem Artikel folgt dann eine Liste der Namen bisheriger Stipendiaten.)“

Sanskrit

1944 gründete Swami Sivananda eine weitere Einrichtung, die Saraswati-Sanskrit- Vidyalaya, um das Erlernen des Sanskrit, der Sprache der Götter, zu fördern. Er hielt stets alle spirituellen Aspiranten dazu an, Sanskrit zu lernen, um die klassischen Schriften wie die Bhagavad Gita, die Upanishaden usw. im Original lesen und verstehen zu können.

Ein Ashrambewohner, der in Sanskrit gut bewandert war, übernahm den Unterricht. Swami Krishnananda, Swami Chaitanyananda und Swami Jnanananda waren später die Sanskrit-Lehrer. Es spricht für die Qualität dieser Institution, dass sogar ausländische Schüler hier Sanskritunterricht nahmen.

Die Sivananda Musikschule

Für Swami Sivananda waren auch die schönen Künste viele wunderbare Wege zum Ziel des Lebens, zur Gottesverwirklichung. Er liebte Musik und Tanz und interessierte sich seit frühester Jugend dafür. P.R. Sabbier (ein naher Verwandter von Swami Sivananda aus seiner Jugend- und Collegezeit, der ihn nach einem halben Jahrhundert im November 1959 wieder traf) war ganz begeistert, als er Swami Sivanandas klingende Stimme hörte: „Wie wundervoll“, sagte er: „Trotz Alter und Krankheit ist seine Stimme machtvoll und melodiös geblieben. Damals hat er uns schon mitgerissen und wir hörten ihm gerne zu.“

Wann immer ein musikalischer Aspirant in den Ashram eintrat, ermunterte Swami Sivananda ihn, anderen Mitarbeitern Musikunterricht zu geben. Sri Raghavia, der im Auftrag von Swamiji in New Delhi eine Musikschule leitete, Swami Sivaswarup und Swami Nadabrahmananda wurden alle Voraussetzungen geschaffen, während ihres Aufenthaltes im Ashram Musikunterricht zu geben. Swami Vidyananda lehrte Vina zu spielen und viele Besucher, besonders aus dem Ausland, beschäftigten ihn den ganzen Tag. Er brachte ihnen bei, Mantras und Kirtans mit der Vina zu begleiten. Sogar Musiklehrer, die zu Besuch waren, wurden von Swami Sivananda dazu gebracht, den Ashrambewohnern Musikunterricht zu geben. Keine Gelegenheit blieb ungenutzt!

„Ananda Nada Mandir“, wie die Musikschule genannt wurde, bekam am 6. Dezember 1955 eine offizielle Form und Verfassung.

Die Yoga und Vedanta-Schule

Swamiji hat die weltweite Wiederbelebung des Interesses an Yoga und Vedanta, die wir heute beobachten können, vorausgesehen. Er nannte den Sivananda Ashram als solches „Ananda Kutir Forest University“. Er erkannte die dringende Notwendigkeit, spirituell Suchende systematisch zu unterrichten, insbesondere jene, die die Lehre des Yoga und Vedanta nicht nur im spirituell bereits erwachten Indien, sondern in der ganzen Welt verbreiten sollten. Seine Gedanken und ein detailliertes Programm dazu finden sich im „Divine Life Magazine“ vom Mai 1947:

„Die Welt wird derzeit von negativen Strömungen beherrscht. Blind vor Gier und Macht haben sich die Völker gegenseitig zerstört. Sie tragen immer noch Hass im Herzen und warten nur auf die Zeit, wo sie ihre rohe Gewalt wieder ausleben können. Wer nachdenkt, fragt sich verzweifelt: „Wird es dauerhaften Frieden geben? Wird die Zivilisation überleben?“ Die Antwort lautet: „Ja, wenn sich die vernünftigen positiven Kräfte auf der ganzen Welt verbinden.“

Ohne Spiritualität ist in der Vergangenheit noch nie etwas Gutes entstanden. Die Entwicklung dieser spirituellen Kraft ist eine Kunst, die gelernt werden kann und muss. Brutale Gewalt kann durch spirituelle Kraft überwunden werden. Jetzt ist es an der Zeit, diese Kraft zu erwerben. Das ist der Grund für die Entstehung der Yoga- und Vedantaschule in Rishikesh. Fortgeschrittene Seelen, die sich in normalen Zeiten damit begnügen inneres Glück in Zurückgezogenheit und Meditation zu genießen, müssen sich jetzt aktiv in der Außenwelt einbringen. Sie können den Anblick des Leides und des Elends allerorten nicht ertragen. Sie sind bereit, ihre spirituelle Macht weiterzugeben und sich für die gute Sache dem weiteren Vorrücken des Negativen entgegen zu stellen.

Die Yoga und Vedanta-Schule in Rishikesh am Ufer des heiligen Ganges wird das Ziel haben, die spirituelle Schwingung der Menschheit zum Klingen zu bringen. Sie soll ein Zentrum für die Erzeugung spiritueller Energie sein, dessen Strom verwandte Seelen auf der ganzen Erde erreicht. Geeignete Auszubildende aus aller Welt können hier diese spirituelle Kraft aufnehmen. Sie werden in einer Kombination von Theorie und Praxis verschiedenster Yoga- und Vedantaschulen in alle Stufen, die zur Selbstverwirklichung führen, eingeweiht. Nach dieser Ausbildung werden sie effektive Instrumente des Positiven sein, wo immer sie auch hinkommen. Sie werden die spirituelle Kraft in sich tragen und die Gesellschaft neu beleben. Wer mit ihnen in Kontakt kommt, wird immun gegen den negativen Einfluss zerstörerischer Kräfte, die vom wahren Glück abhalten. Die Schule soll die Auszubildendendarauf vorbereiten, ähnliche spirituelle Zentren auf der ganzen Welt zu gründen, so dass die Weisheitslehren, die sie hier empfangen, sich überall verbreiten
können. Diese Zentren werden einen reinigenden, erhebenden Einfluss ausüben, die Welt von Negativität befreien und sie zu einem Ort wahrer Wonne machen. Die Schule wird drei Fachbereiche haben:


1. Shastra-Jnana (Theorie, Studium der Schriften)
2. Sadhana (Praxis)
3. Abhyasa Yoga (Forschung und intensive Meditation)

Außer dem Studium und der Praxis in diesen Bereichen werden die Studierenden (außer denen des Abhyasa Yoga Bereichs) zusätzliche Praktiken und Aufgaben machen, um ihre spirituelle Schwingung zu erhöhen.

Es wird einen festen Tagesablauf geben: (1) gemeinsames Gebet; (2) Nama-Sankirtan (Kirtan/Mantrasingen) und (3) stille Meditation zur Anrufung höherer Kräfte für die Erleuchtung und Veredlung der Menschheit. Selbstverwirklichte Menschen wissen sehr gut, dass diese Praktiken höchst effektiv sind, um spirituelle Schwingungen zu erzeugen.“ (Obwohl die Schule in dieser Form nicht zustande kam, war Swami Sivanandas detaillierter Plan erstaunlich.)

Die Yoga Vedanta Forest Academy

Aus der Idee für die Schule entwickelte sich die Yoga Vedanta „Wald Akademie“
(zu Beginn hieß sie „Universität“, im September 1958 wurde das Wort „Universität“ von der Gesellschafterversammlung in „Akademie“ geändert).

Quasi als Echo auf Swami Sivanandas inneren Wunsch traten Gelehrte, die sich gut in Philosophie und den indischen Schriften auskannten, in den Ashram ein, z.B. Prof. Nanda Kishore Srivastava, M.A., L.L.B. und Prof. C.V. Narayana Iyer M.A., L.T., der spätere Swami Sadananda. Zusammen mit den drei Senior-Swamis Chidananda, Krishnananda und Harisharananda führten sie einen regelmäßigen Unterricht ein.

Ein Lehrplan und eine Liste der Schriften als Pflichtlektüre der Studierenden wurde erstellt. Wir möchten hier nur auf die praktische Seite des Lehrplanes unter den Überschriften ‚Karma-Yoga’ und ‚Bhakti-Yoga’ eingehen:

Karma-Yoga Praxis: Verarzten und Pflegen von Patienten; Spinnen und Weben von Kleidung für Bedürftige; den Dorfbewohnern bei Landwirtschaft und Gartenbau helfen; Unterstützung der Kulis (Hilfsarbeiter); Versorgung von Reisenden mit Wasser; dem Wohl der Gesellschaft dienen; dem Land durch Friedensmissionen dienen; Verbreitung spirituellen Wissens; Verteilen von Flugblättern und Broschüren zur spirituellen Bildung; Werbung und Vorträge; Ausbilden von Schülern auf dem spirituellen Weg; Schreiben von Artikeln zur spirituellen Neubelebung.

Bhakti Yoga (praktisch): Japa (Mantrawiederholung); Kirtan; Bhajan; Parayana (zum Höchsten strebend); Teilnahme an Pujas (Rituale) und Gebete; Dienst im Tempel; Dienst für die Heiligen; Satsang; Durchführen von Zeremonien; Fasten; Nachtwache und Akhanda-Kirtan (ununterbrochenes Kirtansingen).

Es versteht sich von selbst, dass Swami Sivananda stets größeren Wert auf die praktischen Aspekte von Yoga und Vedanta legte, als auf die theoretischen. Wenn Gelehrte zu Besuch in den Ashram kamen, wurden sie gebeten, während ihres Aufenthaltes den Unterricht zu übernehmen. Zu ihnen gehörten z.B. Prof. Burtt aus Amerika, Dr. Graham Howe aus London, Dr. Maryse Choisy aus Paris, Dr. Kameswara Sarma aus Pudukkotai, Swami Satchidananda Pillay von der Annamalai Universität und R.A. Shastri.

Auf eine Frage eines Gastprofessors hin, erklärte Swami Sivananda den Unterschied zwischen der Yoga-Vedanta-Forest Academy und anderen Universitäten: „Andere Universitäten bereiten die Studenten für den Broterwerb vor. Die Universität hier bereitet ihre Studierenden darauf vor, Sadhus und Heilige zu werden. Normalerweise versuchen Studenten nach dem Abschluss ihres Studiums, eine bezahlte Professur zu bekommen. Die Studenten von hier gehen, um zu predigen. Sie möchten kein Gehalt. Sie haben sich von familiären Bindungen gelöst. Sie studieren Kundalini Yoga, Vedanta und die Philosophiesysteme. Manche spezialisieren sich auf Hatha Yoga, andere auf Vedanta. Sie haben kein Verlangen nach Ruhm und Ansehen.

Auf die Bemerkungen von Besuchern, die Universität habe wenig Studenten und noch weniger Gebäude, gab Swami Sivananda am 21. Januar 1949 folgende schöne Antwort: „Das ist keine gewöhnliche Universität. Die Menschen hier werden nicht zu Betriebswirtschaftlern, Anwälten oder Wissenschaftlern ausgebildet. Die Menschheit ist heutzutage in einem solchen Zustand, dass die Menschen überall nur noch nach Vergnügen streben.

Sie haben keine Vorstellung von Yoga, Vedanta und der höchsten Wonne, die sie durch Atma-Jnana (Selbsterkenntnis) genießen können. In einer so verkehrten Welt ist es eine großartige Sache, auch nur einen guten Sadhaka zu finden, der geneigt ist, auf weltliche Vergnügen zu verzichten und sich bemüht, Gottesverwirklichung, dem Ziel des Lebens, durch Praxis von Yoga zu erreichen. Dass es überhaupt ein Dutzend Schüler gibt, die ernsthaft bemüht sind, über die Yoga Vedanta Forest University die Wahrheit zu verwirklichen, ist ein großartiger Erfolg und lässt sie zur größten Universität der Welt werden. Wir müssen diese „Walduniversität“ gut weiterentwickeln, indem wir all unsere Aufmerksamkeit darauf konzentrieren. Sie hat eine große Zukunft. Indiens Kultur wurde in solchen „Universitäten“, den Ashrams wie sie in jenen Tagen genannt wurden, geboren.

Der Stundenplan der Akademie ist für weltliche Menschen etwas unpraktisch. Sannyasin-Sadhakas, die Gottesverwirklichung zum alleinigen Ziel und Zweck ihres Strebens gemacht haben, besuchen gern die ersten Veranstaltungen zu Brahmamuhurta (Zeit vor Sonnenaufgang 4 Uhr bis 6 Uhr morgens), denn es ist die günstigste Zeit, den Geist mit spirituellen Gedanken zu erfüllen. Für Besucher und Laien-Sadhakas sollten wir morgens von 9 bis 11 Uhr und nachmittags von 3 bis 5 Uhr Programme anbieten. Dies ermöglicht auch Besuchern, die morgens oder abends ankommen und nicht die Gelegenheit haben, bis zum nächsten Tag zu bleiben, an Meditation- und Asanastunden teilzunehmen.

Der Same ist gesät. Gott wird sich um den Erfolg kümmern. Im Laufe der Zeit wollen wir Unterrichtsgebäude sowie Wohnungen für die Lehrer errichten, mit einer guten Bibliothek für jeden Professor und anderen Annehmlichkeiten. Mehr und mehr Dozenten werden kommen. Die Botschaft des Sannyas (Entsagung) wird sich ausbreiten. Die Herrlichkeit göttlichen Lebens wird sich weit verbreiten. Minister und Regierende werden kommen und sich in Sannyas einweihen lassen. Auch sie sollen erkennen, dass sie ihr Leben schlichtweg nutzlos in weltlichen Geschäften verschwenden. Die Welt ist unwirklich, Brahman (das Absolute; Göttliche) allein ist wirklich. Es ist nutzlos, die Welt zu reformieren. Die alleinige Pflicht des Menschen ist es, sein höheres Selbst zu verwirklichen. Nur das kann die Problematik von Leben und Tod lösen.

Studierende aus der ganzen Welt werden kommen. Es sollte eine große Herberge geben, die ausländische Studenten aufnehmen kann. Viele Professoren sollten da sein, um sie zu unterrichten. Die ganze Welt wird in der Universität vertreten sein. Wahre Sadhakas werden aus Amerika und Europa kommen. Das ist alles Sein Werk!“

Diese Worte waren prophetisch! Innerhalb eines Jahrzehnts zog die Universität Studenten aus Amerika und Europa an und ein beständiger Strom von Besuchern und Studenten aus der ganzen Welt, die für einen Studienaufenthalt kamen, um Yoga zu praktizieren und Vedanta zu studieren, war zu verzeichnen.

Das Sivananda-Museum (Sivananda Regatia)

Oberhalb des Postamts wurde ein Museum mit Gegenständen von Swami Sivananda eingerichtet. Anlässlich seiner Eröffnung am 9. Januar 1956 zollte Swami Sivananda Swami Paramananda Hochachtung, der es ins Leben gerufen hatte:

„Swami Paramananda hat originelle Ideen. Er hat die Bhajan-Halle geschaffen, indem er Spenden sammelte; er hat die Sivananda Publication League (Verlag und Druckerei) gegründet; er hat meine Indien-Tour organisiert. Er ist auch für die Herausgabe deutscher und französischer Übersetzungen meiner Bücher verantwortlich. Er hat an Verleger geschrieben und sie zu den Übersetzungen bewegt. Er hat mein Wissen im Ausland verbreitet. Er arbeitet sehr hart. Er arbeitet oft die ganze Nacht.“

Für das Sivananda-Museum trug Swami Paramananda alle möglichen inspirierenden Gegenstände zusammen, die in Verbindung mit Swami Sivanandas Leben in Rishikesh von den frühesten Tagen bis heute standen, von der Bettelschale, mit der er Bhiksha (Almosen) aus den Armenhäusern abholte, bis zu den Silberkästchen, in denen die Bewohner von Madras ihm während seiner Indien-Tour eine Willkommensbotschaft überreichten. Das Museum beherbergt lebendige Erinnerungsstücke an Swami Sivanandas dynamischen Dienst. Es gibt einen bildhaften Eindruck der Geschichte der Divine Life Society.

Das Yoga Museum

Das Yogamuseum war eine der einzigartigen Schöpfungen von Swami Sivananda. Es war ein wesentlicher Teil der Akademie. Jede Abteilung umfasste ausgewählte Illustrationen, die einen prägnanten, klaren und umfassenden Überblick über die Grundlagen des Yoga gaben. Das Wesen des Absoluten und das Wesen der Phänomene; das Transzendentale und das Immanente; der Weg der inneren Erkenntnis (Jnana-Yoga); der Weg der mystischen Einheit (Raja-Yoga); der Weg der Hingabe (Bhakti-Yoga) sowie der Weg göttlichen Handelns (Karma-Yoga) waren im Museum so anschaulich dargestellt, dass man ihre großartigen Ideen mühelos aufnehmen konnte. Es war besonders für westliche Aspiranten ein Segen, denen östliche Philosophie und Denkweise neu war.

Eine weitere neue Errungenschaft war Sivananda Vani (Rundfunkstation), die Swami Sivananda am 29. März 1950 im Ashram eröffnete. Ein interessantes Programm wurde jeden Tag per Lautsprecher gesendet, der auf dem Gipfel des Vishwananth-Hügels, oberhalb des Muni-ki-Reti Tals, installiert worden war. Jeden Morgen um 4 Uhr begann das Programm mit dem Singen von OM, Kirtan, Rezitation aus der Bhagavad Gita usw. Von 1 bis 2 Uhr mittags und 6 bis 7 Uhr wurden Reden auf Hindi und Garhwali über sozio-spirituelle Themen, Bhajans und Kirtans begabter Musiker oder Schallplattenaufnahmen von Swami Sivananda und anderen übertragen. Neues über die täglichen Aktivitäten im Ashram und Bekanntmachungen wurden ebenfalls gesendet.