Über Meditation

Über Meditation - Krishnananda108 Verse - Gesammelt von Swami Hamsananda

Dieses Heft faßt in präziser, komprimierter Form die
wichtigsten Grundregeln und Prinzipien echter
Meditation zusammen. Sie stammen aus verschiedenen Büchern und Vorträgen von Swami Krishnananda, General Secretary of the Divine Life Society, Rishikesh, einem direkten Schüler von  Swami Sivananda, der für sein großes Wissen und seine tiefgründige Weisheit bekannt ist.


Swami Hamsananda, ein direkter Schüler von Swami Krishnananda, hat diese 108 prägnanten Lehrsätze über die Meditation zusammengetragen und sie wie kostbare Perlen eines Rosenkranzes oder wie wunderschöne Blüten einer Blumengirlande  aneinandergereiht. Mögen sie den Suchenden auf seinem spirituellen Weg leiten und ihm helfen, in der Meditation die tiefe Stille in sich, inneren Frieden, reines Sein, wahres Wissen und göttliche Wonne zu erfahren.

Über Meditation von Swami Krishnananda

  1. Eigentlich ist jede Arbeit, die mit einem Gefühl der Hingabe verrichtet wird, auch eine Art der Meditation.

  2. Durch Meditation, Beobachtung und Überlegung kommt man zu der Erkenntnis, daß Sein nicht Raum ist und Raum nicht Sein.

  3. Alle in den Upanishaden erwähnten Eigenschaften Brahmans (des Absoluten), die positiven wie die negativen, können als Meditationshilfen dienen.

  4. Brahman hört nicht auf zu sein, nur weil niemand da ist, der ihn erkennt. Visionen hingegen enden, sobald die Meditation aufhört.

  5. Brahman ist das Absolute. Man kann nicht über Brahman meditieren, weil es den Meditierenden selbst ebenfalls umfaßt.

  6. Ein klarer Verstand, Leidenschaftslosigkeit, Ruhe, Selbstbeschränkung, Gleichgültigkeit gegenüber weltlichen Dingen, Stärke, Vertrauen, Sammlung des Geistes und Verlangen nach Befreiung von Knechtschaft sind die Voraussetzungen für die Meditation.

  7. Nachdenken über reines Sein, Wissen und Glückseligkeit als Inbegriff Brahmans ist die höchste Form der Meditation.

  8. Kühe können nicht über spirituelles Wissen meditieren, weil ihr Intellekt wenig ausgeprägt ist und sie nicht über die natürliche Fähigkeit des Denkens verfügen.

  9. Man kann in der Meditation verschiedene Symbole benutzen, die jeweils zu unterschiedlichen, ihnen entsprechenden Erfahrungen führen.

  10. Wunschlose Meditation, die kein direktes Ziel verfolgt, führt zu einem klaren Aufstieg, ohne Rückfall in die vergängliche Welt.

  11. Wünsche hören auf, wenn man sich des Atmans (des Selbst) bewußt wird. Dieses Erschauen des Atman nennt man Meditation.

  12. Träume sind unbewußte Geschehnisse, über die man keine Kontrolle hat. Meditation hingegen erfolgt in bewußtem Bemühen.

  13. Wünsche verstärken die individuelle Persönlichkeit. In der Meditation wird die Individualität aufgehoben.

  14. Durch tiefe Betrachtung und Meditation erfährt man das Absolute unmittelbar.

  15. Durch Opferrituale, die nur äußerlich, ohne meditative Einstellung, ausgeführt werden, kann man den Tod nicht überwinden.

  16. Jeder muß sich für seine Meditation sein bevorzugtes Objekt aussuchen, mit dem er am besten meditieren kann.

  17. Das Wichtigste bei jeder Meditation ist, daß außer dem gewählten Meditationsobjekt oder -ideal kein anderer Gedanke vorhanden sein sollte.

  18. Äußerlich kann man Meditation wie Religion auffassen, innerlich ist sie Konzentration.

  19. Meditation ist nichts anderes als eine Berichtigung falschen Denkens, die Beseitigung des Nichtwissens.

  20. In der Weltanschauung und den Lehren von Swami Sivananda gehen Glaube, Vernunft und Erfahrung, Theorie und Praxis, Liebe und Güte, Kunst und Religion, Dienst, Reinigung, Nachdenken, Meditation und Verwirklichung Hand in Hand.

  21. Fühle in der Meditation deine Einheit mit dem höchsten Wesen. Das ist der Kern der Meditation.

  22. Für die Meditation braucht man große Beharrlichkeit.

  23. Die höchste Anstrengung besteht in der Meditation über das Absolute.

  24. Gott lieben heißt Ihm dienen. Ihn zu lieben heißt, über Ihn zu meditieren. Über Ihn zu meditieren heißt, Ihn zu erkennen und Ihn zu kennen heißt, Ihn zu verwirklichen.

  25. Es ist schwer, die Vorstellung von der Unendlichkeit des Seins mit dem Selbst aller Wesen in Verbindung zu bringen. Aber genau das ist der Schlüssel zu echter Meditation.

  26. Die höchste Art der Meditation ist „Sarvam Khalvidam Brahma“ („Alles ist wahrhaftig Brahman“).

  27. Man erhält erst dann göttliche Führung, wenn man eins mit Brahman geworden ist. Dazu muß man meditieren.

  28. Wenn man tief im Inneren fühlen kann, daß alles, was auch immer man sieht, in diesem Höchsten ist (einschließlich man selbst und aller Wesen), dann ist es Meditation.

  29. In Wirklichkeit ist es unsere Seele, die über die Seele des Meditationsobjekts meditiert.

  30. Für die Meditation ist es ganz wichtig, die Suche nach Wahrheit aufrechtzuerhalten.

  31. Unerschütterlich ist das Wissen, das man durch Meditation über die Wahrheiten des Vedanta erlangt.

  32. Indirektes Wissen durch Unterweisung des Lehrers muß durch Überlegung und tiefe Mediation vertieft und zur eigenen Erfahrung gemacht werden.

  33. Es ist ratsam, sich in der Freizeit mit Dingen zu beschäftigen, die den Gedanken an das Meditationsobjekt fördern und hegen.

  34. Wenn man die Schöpfung kennenlernen will, muß man in die Substanz der Schöpfung hineingehen. Das nennt man Meditation.

  35. Es ist Meditation, etwas beständig ohne Unterbrechung zu lieben.

  36. Man sollte nicht in der Meditationshalle glücklich sein und draußen unglücklich. Man muß sich auch auf der Straße, auf dem Markt und im Badezimmer glücklich fühlen, nicht nur im Tempel oder in einem Meditationsraum.

  37. Wenn das Leben zu einem gesunden Ganzen werden soll, muß der Geist spiritueller Verehrung und Meditation in das weltliche Leben einfließen und es ganz durchdringen.

  38. Ohne Meditation ist jede Opferhandlung so viel wie nichts.

  39. Weltlich orientierte, sinnliche, fehlgeleitete, stolze, egoistische, selbstsüchtige Menschen haben keinen Zugang zu echtem Wissen und Meditation.

  40. Echtes, intuitives Wissen ist Jnana (Weisheit, Erkenntnis) oder Anubhava (Ausdruck) des Nirguna Brahman (des eigenschaftslosen, formlosen Absoluten). Meditation ist Dhyana (Meditation, Kontemplation, tiefe Versenkung) oder Upasana (Verehrung, Dienst; Gottesbewußtsein) des Saguna Brahman (das Absolute mit Eigenschaften, das Absolute, dem noch Attribute zugeschrieben werden).

  41. Kenntnis über sich selbst sollte über jedem anderen logischen Verständnis der Welt stehen. Nur dann kann man anfangen zu meditieren.

  42. Meditation ist die Kunst, mit der Wirklichkeit in Kontakt zu kommen. Dazu muß man zuerst sicher sein, was Wirklichkeit ist.

  43. Meditation über das Unsterbliche Wesen ist die höchste Form von Liebe.

  44. Meditation beginnt in Dualität und endet in Einheit. Sie führt von der Anbetung Gottes zum Sein Gottes.

  45. Meditation sollte bis zum Tod oder bis zur Selbstverwirklichung fortgesetzt werden.

  46. Meditation sollte ohne Sorge oder Ungeduld solange weitergeführt werden, bis das Ziel erreicht ist.

  47. Moksha (Befreiung) ist die unmittelbare, objektiv nicht nachvollziehbare Erfahrung des Absoluten (Brahman), über das man die ganze Zeit mit tiefer Hingabe meditiert hat.

  48. Meditation ist die Festigung des Geistes und Hinwendung zur Realität.

  49. Meditation ist die Kunst, das Selbst in Einklang mit Gott zu bringen.

  50. Ein meditierender Geist ist wie ein stiller See.

  51. Es ist nicht das Ich, das Ego, das meditiert, sondern das universelle Wesen selbst. Es ist Gott, der letztendlich über Gott meditiert.

  52. Meditation ist nichts anderes als die bewußte Erkenntnis der Verbindung zwischen Subjekt und Objekt.

  53. Meditation führt zu einer allmählichen Erhebung des Selbst durch schrittweise Ausdehnung und Öffnung.

  54. Meditation über Gott ist höchstes Sadhana (spirituelle Praxis).

  55. Meditation über die Wirklichkeit ist spirituelles Leben.

  56. Opferrituale sollten immer mit einer meditativen Einstellung einhergehen.

  57. Niemand kann so viel Gutes für die Welt tun wie ein meditierender Yogi. Man muß sich bewußt sein, daß der Wert einer Arbeit von den Gedanken im Geist abhängt.

  58. Die Nirguna-Meditation, die Meditation über den gestaltlosen Aspekt Gottes, das Abstrakte, wird in mehreren Upanishaden abgehandelt. Die wichtigste Meditationsart ist Pranava (Bezeichnung für Om, den kosmischen Urklang) oder Omkara (Singen, Rezitieren von Om).

  59. Wenn die Sinne aktiv sind, kann die Meditation nicht erfolgreich sein, denn die Sinne wirken den Anstrengungen der Meditation entgegen.

  60. Denken an äußere Objekte ist keine Meditation, obwohl oft die Ansicht herrscht, Meditation bestehe in der Konzentration auf ein äußeres Objekt.

  61. Auf dem Jnana-Yoga-Weg ist die Philosophie von unschätzbarem Wert als notwendige Voraussetzung für spirituelle Meditation.

  62. Das Selbst ist der höchste, letztendliche Meditationsgegenstand. Diesen Zustand ist nicht leicht zu erreichen.

  63. Das Objekt der Meditation ist der Körper selbst. Ihr werdet überrascht sein zu hören, daß der Körper ein Meditationsobjekt sein kann.

  64. Einpünktigkeit ist das Geheimnis der Meditation. Daran sollten wir uns immer erinnern.

  65. Wer über das kosmische Prana (Lebensenergie) meditiert, hat keine Feinde. Er steht zu niemandem und nichts im Gegensatz.

  66. Das Prarabdha Karma (das aktivierte Karma; die Wirkung von Handlungen aus früheren Leben) hört auf, indem man es durchlebt und erfährt.

  67. Gebet ist ein ständiger Gedankenstrom zu Gott. Meditation ist das höchste Gebet, bei dem die Gedanken fest in Gott verankert sind.

  68. Der Zweck der Asana, der Sitzhaltung in der Meditation, ist es, sich zu entspannen.

  69. Wir sind seelisch und geistig verarmt, deshalb fällt uns die Meditation schwer.

  70. Alles kann zu einem Weg zu Gott werden, vorausgesetzt, es wird in der Meditation universalisiert.

  71. Prana-Agnihotra (Feuerzeremonie) ist ein religiöses Ritual für diejenigen, welche über das kosmische Wesen meditieren (Vaishwanara Vidya = Wissen um das ganze Universum, das kosmische Wesen).

  72. Der Grundsatz der Meditation lautet: Was auch immer das Meditationsobjekt sein mag, es muß als das Absolute betrachtet werden.

  73. Der Erfolg in der Meditation entspricht genau dem Ausmaß an aufrichtigem Fühlen in uns, daß Brahman die einzige Wirklichkeit und das eine Ziel im Leben ist.

  74. Sadhana (spirituelle Praxis) endet erst mit der Erfahrung der Einheit und niemals vorher. Es kann auch sein, daß man trotz lebenslanger Suche und Meditation bis zum Tode nicht die Erkenntnis des Atman (des Selbst) erlangt.

  75. Das Benannte zu sehen, ist die Kunst der Meditation, das Verschmelzen des Objekts mit dem Subjekt und umgekehrt.

  76. Wenn das Subjekt „das andere“, das Objekt, will, dann ist das materialistische anstelle von spiritueller Meditation.

  77. Studium, Nachdenken und Meditation sind methodische Vorgehensweisen zur Selbsttranszendenz.

  78. Die Vereinigung von Verstand und Gefühl ist Meditation.

  79. Denken ist Sein; Bewußtsein ist Existenz. Wenn man das verinnerlicht hat, wird die Meditation erfolgreich sein.

  80. Buddhistische Meditationen sind rein geistig-seelischer Art.

  81. Höchster Yoga oder höchste Meditation ist das Ruhen des Bewußtseins im eigenen Selbst, das die Gesamtheit allen Seins umfaßt.

  82. Das Meditationsobjekt ist nicht einfach eines unter den vielen Dingen der Welt; es ist vielmehr das „einzige“ Objekt vor uns.

  83. Sobald Schönheit und Sinneseindrücke in irgendeiner Form von allen Seiten auf uns einwirken, ist es vorbei mit der Meditation.

  84. Je stärker die Kraft der Meditation, desto schneller erreicht man das Ziel - und umgekehrt.

  85. Wenn das Meditationsobjekt oder die Vorstellung der Meditation für uns nicht zu Gott selbst wird, führt die Meditation nicht zum gewünschten Ergebnis.

  86. Wer auf das kosmische Wesen (Vaishwanara) meditiert, ist mit dem ganzen Universum verbunden, mit dem wirklichen Selbst aller Wesen, eingestimmt auf das Höchste Sein.

  87. Vidya (Wissen) ist Meditation, die Kunst des Denkens an das höchste Ziel.

  88. Man sollte nicht meditieren, wenn der Geist müde oder unwillig ist.

  89. Wenn die Meditation tiefer wird, kann man seine Aktivitäten verringern und zu immer mehr und längerer Meditation übergehen.

  90. Auch rituelle Verehrung ist eine Art von Meditation. Gottesdienst ist keine mechanische Handlung.

  91. Setze dich nicht zum Meditieren hin, wenn du müde bist. Stehe eine Weile auf und bewege dich. Gehe langsam von einem Ende der Veranda zum anderen. Die Dumpfheit läßt dann nach.

  92. Wenn das Prarabdha-Karma (die im jetzigen Leben wirksam werdenden Folgen von Handlungen in früheren Leben) verlöscht, hören alle Aktivitäten auf. Aber solange es wirkt und noch etwas davon vorhanden ist, muß man es ausarbeiten und kann es nicht einmal mit der Kraft der Meditation überwinden.

  93. Man erreicht den Gipfel, wenn der Geist vollständig von den Sinnesobjekten zurückgezogen und nach innen gekehrt ist in die Meditation über das Göttliche Wesen.

  94. Sobald das Interesse an äußeren Namen und Formen nachläßt, gibt es keine Hindernisse mehr für die Meditation über Brahman.

  95. Sieht man zum Beispiel einen Stein, so sollte man seinen Seinsaspekt getrennt von seinem Namen und seiner Gestalt sehen und so über ihn als einer Erscheinungsform Brahmans meditieren.

  96. Beim Meditieren über das Absolute denkt man in Wahrheit an sich selbst. Der Atman (das Selbst) ist der Paramatman (das höchste Selbst, die ewige göttliche Seele). Man verschmilzt mit ihm.

  97. Mit jedem Atemzug verbindet man sich auf natürliche Weise mit dem kosmischen Prana. Es ist der Zweck der Meditation, das eigene Prana mit dem kosmischen Prana zu verbinden.

  98. Wir sollten nicht meditieren, wenn wir von unserem Ego beherrscht werden.

  99. Im Zustand der Meditation leben wir Religion, denn Religion ist die Verbindung zwischen Mensch und Gott, zwischen der Seele und dem Absoluten.

  100. Im Zustand der Meditation befinden wir uns in der Kirche Christi.

  101. Wenn man sich zur Meditation hinsetzt, sollte kein Raum für Ängstlichkeit sein.'

  102. Eine gewisse Beherrschung und Kontrolle über unsere Körperfunktionen hilft uns, wenn wir uns längere Zeit zur Meditation oder zum Japa hinsetzen wollen.

  103. Ein Objekt stört uns nicht mehr, sobald es Teil unseres eigenen Körpers wird, weil es in Wirklichkeit gar kein Objekt ist. Es ist ein Subjekt. Durch Vaishwanara-Meditation, Meditation über das kosmische Wesen, wird das Objekt zum kosmischen Subjekt.

  104. Beim Meditieren müssen wir auch auf die Art unserer Gefühle achten und unser Konzentrations- beziehungsweise Meditationsobjekt gefühlsmäßig hochschätzen.

  105. Man vereinigt sich mit diesem Einen und hat keine Probleme mehr. Das nennt man Yoga, Spiritualität, Religion oder Meditation und das ist der Zweck des Lebens.

  106. Die höchste Meditationstechnik läßt Gott, die Welt und das Individuum in einem atemlosen Augenblick der Ekstase ineinander aufgehen.

  107. Der ganze Meditationsprozeß zielt darauf ab, zu versuchen, das Bewußtsein auf die höchste Realität zu konzentrieren.

  108. Wir sind untrennbar organisch mit dem ganzen universellen Gefüge verflochten. Wenn wir dieses Bewußtsein immer aufrechterhalten können, befinden wir uns ständig in einem meditativen Zustand.

Copyright der englischen Originalausgabe:
The Divine Life Trust Society
P.O. Shivanandanagar – 249 192
Distt. Tehri-Garhwal, U.P., Himalayas, Indien


Copyright dieser deutschen Ausgabe 2004:
Yoga Vidya Verlag / Yoga Vidya GmbH
Yogaweg 7
D-32805 Horn-Bad Meinberg