Ayurveda oder Yoga

In letzter Zeit ist in der Presse in Deutschland mehr und mehr über Ayurveda und Yoga zu lesen. Das wirft die Frage auf, ob beide Systeme miteinander konkurrieren oder sich doch eher ergänzen und das eine nicht ohne das andere geht.

>>> Yoga und Meditation Einführungsseminare

Wie passen Yoga und Ayurveda zusammen?

Ayurveda, „die Wissenschaft vom langen und gesunden Leben“, ist das älteste überlieferte Gesundheitssystem. Es blickt auf eine über 5.000-jährige Tradition zurück und hat seine Wurzeln in den Veden, den ältesten indischen Schriften. Ayurveda ist ein System der Vorbeugung und Heilung. Es zeigt, wie sich Gesundheit, Vitalität und Lebensfreude bis ins hohe Alter erhalten lassen. Ayurveda sieht den Menschen als Einheit von Körper und Geist und berücksichtigt die Wechselwirkung des ganzen Organismus in Beziehung zur Natur und Umwelt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Lehre von den drei Bioenergien (Doshas). Die Konstitutionstypen Vata, Pitta und Kapha bezeichnen die Summe aller angeborenen Eigenschaften und Anlagen. In jedem Menschen wirkt eine bestimmte Zusammensetzung der Doshas, die seine körperlichen Eigenarten, sein Aussehen und seine persönlichen Neigungen und Abneigungen prägt. Sie regeln, als die verborgenen Kräfte des Lebens, alle biologischen, psychologischen und physiologischen Funktionen des Körpers und des menschlichen Bewusstseins. Ist das Gleichgewicht gestört, kann das Anfangsstadium einer Krankheit erreicht sein. Ayurveda ist die Wissenschaft, dieses Gleichgewicht auf körperlicher und seelischer Ebene aufrecht zu erhalten oder wieder herzustellen.

Die Definition von Yoga klingt je nach verwendeter Quelle sehr ähnlich. Yoga („Einheit") ist ein sehr altes Übungssystem, das sich in Indien in Jahrtausenden entwickelte und bewährte. Es umfasst eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen und beschreibt grundsätzlich auch eine Lebenseinstellung. Yoga wird in verschiedene Yoga-Wege (Teilbereiche) aufgeteilt. In Deutschland und in großen Teilen der westlichen Welt ist der Begriff Yoga allerdings viel verbreiteter, als der Begriff Ayurveda.

Wo liegen die Gemeinsamkeiten oder Unterschiede?

Dazu hat sich die amerikanische Yoga- und Ayurveda- Meisterin Leela Mata (www.leelamata.com) anlässlich eines Ayurveda- Seminars in Bad Meinberg bei einem Interview mit Michael Jugov und Matthias Herse vom Verein Yoga Vidya wie folgt geäußert: „Ayurveda und Yoga bilden eine Einheit. Ayurveda ist dabei das Fundament, die Basis, auf der man Yoga praktiziert. Wenn wir beispielsweise Hatha-Yoga ausüben, also mit dem Körper arbeiten, dann ist das eigentlich noch nicht wirklich Yoga. Denn Ayurveda lehrt uns: Solange es noch um Heilung geht, solange wir also Yoga-Übungen als Mittel zum Zweck benutzen, unseren Körper zu heilen oder den Geist zu beruhigen, praktizieren wir eigentlich Ayurveda. Man könnte auch sagen, wir beschäftigen uns dann noch mit den niedrigeren Aspekten von Yoga, mit ethischen Grundlagen, Körperstellungen und Atemtechniken. Yoga und Ayurveda haben das gleiche Ziel: das Individuum in Harmonie mit sich und seiner Umwelt zu bringen. Doch sollten wir darauf achten, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Ayurveda ist das Fundament und Yoga ist das, was wir auf diesem Fundament aufbauen. Wir streben ja auch keinen Doktortitel an, bevor wir an der Universität studiert haben. Es geht also nicht darum, Ayurveda und Yoga zu vergleichen, sondern beide sind Teil eines ganzheitlichen Prozesses und ergänzen sich dabei ganz wunderbar.“

Was sind die wichtigsten Dinge, die es beim Praktizieren von Yoga und Ayurveda zu beachten gilt?

„In jedem Fall kommen wir auf beiden Wegen ohne einen gewissen Grad an Disziplin nicht sehr weit. Weiterhin ist qualifizierte Führung unerlässlich. Viele machen den Fehler, dass sie sich mitten in etwas hineinstürzen, ohne überhaupt zu wissen, wo es beginnt und worum es eigentlich geht. Da hilft die Anleitung durch einen Lehrer oder einen spirituellen Meister. Außerdem ist es wichtig, dass wir das Erlernte auch in unser tägliches Leben integrieren. Nehmen wir an, man ist für eine gewisse Zeit in einem Seminarhaus oder besucht ein interessantes Seminar und lernt eine Menge über Yoga und Ayurveda. Irgendwann muss man aber wieder nach Hause gehen und seinen alltäglichen Verpflichtungen nachkommen. Das Seminar hat nur dann eine anhaltende Wirkung, wenn ich mein neues Wissen auch und gerade im Alltag anwende. Dafür muss man sich aber ausreichend Zeit nehmen. Yoga und Ayurveda sind beides Wissenschaften des Lebens, insofern als wir lernen, ihre Inhalte nach und nach in unser Leben zu integrieren.“

Wie sieht die zukünftige Bedeutung und Entwicklung von Ayurveda und Yoga aus?

„Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Ayurveda gemeinsam mit Yoga zu einem der wichtigsten Heilsysteme auch der westlichen Welt aufsteigen wird. Die Menschen verstehen mehr und mehr, dass Gesundheit nicht in den Pillen zu finden ist, die sie verschrieben bekommen. Wir können Medizin nehmen, um eine kurzfristige Linderung der Begleiterscheinungen von Krankheiten zu erreichen – aber wenn uns die Pille nicht dauerhaft gesund machen kann, dann fallen wir früher oder später wieder in die Krankheit zurück. Das Schöne ist doch: Dauerhafte Gesundheit und dauerhaftes Glücklichsein liegen ganz in den Händen der Menschen. Ärzte sollten in das Gesundheitssystem des Menschen nur in Notfällen eingreifen. Ayurveda und Yoga richten sich nicht etwa gegen Ärzte: In vielen Fällen benötigen wir Ärzte, aber wir müssen noch viel mehr als bisher die Verantwortung für unsere Gesundheit in die eigenen Hände nehmen.“

Ayurveda und Yoga mit dem Yoga Vidya e.V.

Der Yoga Vidya e.V. bietet sowohl zahlreiche Yoga-, als auch Ayurvedaseminare und -kurse an. Für den Bereich Ayurveda wurde jetzt eigens eine eigene Community eingerichtet. Unter www.ayurveda-community.net können sich Interessierte über die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und neuesten Entwicklungen austauschen.

Der Verein Yoga Vidya e.V. wurde 1995 von Diplom-Kaufmann Volker Bretz in Frankfurt am Main gegründet und zählt heute mit zu Europas größten Yoga-Seminaranbietern. Er unterhält drei große Seminarhäuser: Im lippischen Bad Meinberg, im Westerwald und in Horumersiel an der Nordsee. Dazu gibt es 6 vereinseigene Yoga-Zentren in verschiedenen deutschen Großstädten mit insgesamt 160 hauptberuflichen Sevakas. Bundesweit kooperieren über 50 weitere Yoga-Zentren eng mit Yoga Vidya.

Interessenten haben die Auswahl aus jährlich über 1.600 Seminaren und Ausbildungen rund um die Themen Yoga und Ayurveda, aber auchMeditation, ganzheitliche Gesundheit und spirituelles Leben werden angeboten. Über 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben darüber hinaus bereits die Yoga-Lehrer-Ausbildung bei Yoga Vidya absolviert und geben ihr Wissen in eigenen Kursen weiter.

Weitere Informationen über den Yoga Vidya e.V. sind im Internet unter www.yoga-vidya.de abrufbar.

Gibt es einen gemeinsamen Ursprung von Yoga und Ayurveda? Welche Ansätze verfolgen beide Systeme?

„Beide Wissenschaften haben ihren Ursprung in den Veden, den ältesten und bedeutendsten heiligen Schriften Indiens. Ohnehin sind alle yogischen Wissenschaften sehr eng miteinander verknüpft. Ayurveda verfolgt lediglich einen etwas anderen Ansatz als Yoga: Es beginnt beim sogenannten „normalen Menschen“, der vielleicht noch nicht so viel über den Sinn des Lebens nachdenkt und einfach gesund sein will. Im Yoga dagegen beginnen wir gleich damit, uns das Ziel des menschlichen Daseins, die Selbstverwirklichung, vor Augen zu führen und beginnen deshalb, zu üben und zu meditieren. So gibt es beispielsweise Menschen, die mit Yoga beginnen und gleich sehr intensiv praktizieren. Oft verlieren sie daraufhin ihre Erdung: Ihr Geist und ihre Energien erheben sich, aber das Fundament für eine solche Transformation ist noch nicht gelegt. Sie sind dann zu schnell zu weit in eine Richtung gegangen, ohne den nötigen innerlichen Halt dafür zu haben. Dazu kommt meist noch, dass die Übenden einfach zu wenig Wissen über die fortgeschrittenen Praktiken besitzen.“

>>> Yoga und Meditation Einführungsseminare