Goraksha Shataka

 

Vers 41: Pranayama

 

Der Yogi, der den Lotussitz (Padmasana) eingenommen hat, soll, nachdem er seinen Lehrer als Shiva verehrt hat, allein und mit auf die Nasenspitze gerichtetem Blick die Atemkontrolle (Pranayama) praktizieren.

    बद्धपद्मासनो योगी नमस्कृत्य गुरुं शिवम् |
    नासाग्रदृष्टिरेकाकी प्राणायामं समभ्यसेत् || ४१ ||


    baddha-padmāsano yogī namas-kṛtya guruṃ śivam |
    nāsāgra-dṛṣṭir ekākī prāṇāyāmaṃ samabhyaset || 41 ||

    baddha-padmasano yogi namas-kritya gurum shivam |
    nasagra-drishtir ekaki pranayamam samabhyaset || 41 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    baddha-padmāsanaḥ : der den Lotussitz (Padmasana) eingenommen ("gebunden", Baddha) hat
    yogī : der Yogi (Yogin)
    namas-kṛtya : nachdem er gegrüßt, verehrt hat (Namas-kṛ)
    gurum : den Lehrer, Meister (Guru)
    śivam : (als) Shiva
    nāsāgra-dṛṣṭiḥ : mit auf die Nasenspitze (Nasagra gerichtetem) Blick (Drishti)
    ekākī : allein (Ekakin)
    prāṇāyāmam : die Atemkontrolle, Verlängerung des Atems (Pranayama)
    samabhyaset : soll praktizieren, üben (sam + abhi + as)

Anmerkung: Das Kompositum baddha-padmāsanaḥ bezieht sich hier als adjektivisches Kompositum (Bahuvrihi) auf yogī und bedeutet "(ein Yogi) der den Lotussitz (Padmasana) eingenommen (Baddha) hat." Dessen Ausführung wurde bereits in Vers 9 beschrieben, wobei bereits der auf die Nasenspitze gerichtete Blick erwähnt wurde, außerdem das auf die Brust gedrückte Kinn. Zudem sollen die hinter dem Rücken gekreuzten Arme bzw. Hände die großen Zehen festhalten, was wiederum Baddha Padmasana, dem "gebundenen Lotussitz" entspricht. Für die Ausführung von Atemtechniken, bei denen durch jeweils ein Nasenloch geatmet wird, kommt allerdings nur der einfache Lotussitz in Frage, vgl. die Anmerkung zu Vers 43.