Goraksha Shataka

 

Vers 38: Pranayama

 

Weil sogar der Gott Brahma, aus Furcht vor dem Tod, sich eifrig der Atemkontrolle (Pranayama) widmet, und ebenso die Yogis und Weisen, deshalb soll man den Atem kontrollieren.


    यतः कालभयाद्ब्रह्मा प्राणायामपरायणः |
    योगिनो मुनयश्चैव ततः प्राणं निबन्धयेत् || ३८ ||


    yataḥ kāla-bhayād brahmā prāṇāyāma-parāyaṇaḥ |
    yogino munayaś caiva tataḥ prāṇaṃ nibandhayet || 38 ||

    yatah kala-bhayad brahma pranayama-parayanah |
    yogino munayash chaiva tatah pranam nibandhayet || 38 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    yataḥ : weil (Yatas)
    kāla-bhayāt : aus Furcht (Bhaya) vor dem Tod ("der Zeit", Kala)
    brahmā : (sogar der Gott) Brahma
    prāṇāyāma-parāyaṇaḥ : sich eifrig der Atemkontrolle (Pranayama) widmet (Parayana)
    yoginaḥ : die Yogis (Yogin)
    munayaḥ : die Weisen (Muni)
    ca : und (Cha)
    eva : ebenso (Eva)
    tataḥ : deshalb, daher (Tatas)
    prāṇam : den Atem, die Lebensenergie (Prana)
    nibandhayet : man soll kontrollieren ("zurückhalten, hemmen", ni + bandh)

Anmerkungen: Das Wort prāṇāyāma setzt sich aus prāṇa "Atem, Lebensenergie" (Prana) und āyāma "Ausdehnung, Erweiterung, Hemmung, Kontrolle" (Ayama) zusammen und bedeutet somit sowohl die Kontrolle über den Atem und damit über die Lebensenergie im weiteren Sinne, als auch die Ausdehnung bzw. das Anhalten des Atems im engeren Sinne. Das Wort kāla (Kala) bedeutet sowohl "Tod" als auch "Zeit".

Der Gott brahmā Brahma gilt in der hinduistischen Trinität zwar als Schöpfergott, doch unterliegt er wie alle anderen Götter und Daseinsformen gleichermaßen dem Gesetz des Karma und kann somit in eine niedrigere Daseinsebene zurückfallen. Umgekehrt kann nach der Vorstellung des Mantra Yoga auch ein Yogi dem Gott Brahma oder Vishnu gleich (Sama) werden, wenn er ein bestimmtes Bija Mantra 3 Millionen (30 Laksha) mal wiederholt (Japta), wie es in der Shiva Samhita (5.204) heißt: triṃśal-lakṣais tathā-japtair brahma-viṣṇu-samo bhavet. Wird das Mantra 10 Millionen (Koti) mal wiederholt, geht der Yogi diesem Text zufolge in das Absolute, den "höchsten Ort" (Parama Pada) ein: koṭyaikayā mahā-yogī līyate parame pade.