Goraksha Shataka

 

Vers 28: Das Lebensprinzip (Jiva) und die Gunas

 

So wie ein mit einem Strick angebundener Falke wieder herangezogen wird, wenn er weggeflogen ist, genauso wird das Lebensprinzip (Jiva), solange es an die Stricke (Guna) der Urnatur gebunden ist, von Prana und Apana hin und her gezogen.


    रज्जुबद्धो यथा श्येनो गतोऽप्याकृष्यते पुनः |
    गुणबद्धस्तथा जीवः प्राणापानेन कृष्यते || २८ ||


    rajju-baddho yathā śyeno gato'py ākṛṣyate punaḥ |
    guṇa-baddhas tathā jīvaḥ prāṇāpānena kṛṣyate || 28 ||

    rajjubaddho yatha shyeno gato'py akrishyate punah |
    guna-baddhas tatha jivah pranapanena krishyate || 28 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    rajju-baddhaḥ : ein mit einem Strick (Rajju) angebundener (Baddha)
    yathā : so wie (Yatha)
    śyenaḥ : Falke (Shyena)
    gataḥ : (wenn) er weggeflogen ist ("weggegangen", Gata)
    api : auch, sogar (Api)
    ākṛṣyate : herangezogen, mit sich fortgezogen wird (ā + kṛṣ)
    punaḥ : wieder (Punar)
    guṇa-baddhaḥ : (wenn) es an die Stricke (der Urnatur, Guna) gebunden (Baddha) ist
    tathā : genauso (Tatha)
    jīvaḥ : das Leben, das Lebensprinzip, die Individualseele (Jiva)
    prāṇāpānena : von Prana und Apana
    kṛṣyate : wird (hin und her) gezogen (kṛṣ)

Anmerkung: Der Vergleich zielt auf einen Jagdfalken ab, den der Falkner an einer Leine hält. Die Gunas sind Tamas, Rajas und Sattva, die drei Bestandteile bzw. "Eigenschaften" der Urnatur (Prakriti). Das Wort guṇa bedeutet auch "Schnur, Strick".