Vers 22: Kuhu und Shankhini

Kuhu endet im Bereich des männlichen Gliedes, und Shankhini im Bereich des Wurzelzentrums (Anus). Auf diese Weise führen die zehn feinstofflichen Energiekanäle (Nadi) zu ihren jeweiligen Körperöffnungen.


    कुहूश्च लिङ्गदेशे तु मूलस्थाने च शङ्खिनी |
    एवं द्वारमुपाश्रित्य तिष्ठन्ति दश नाडिकाः || २२ ||


    kuhūś ca liṅga-deśe tu mūla-sthāne ca śaṅkhinī |
    evaṃ dvāram upāśritya tiṣṭhanti daśa nāḍikāḥ || 22 ||

    kuhush cha linga-deshe tu mula-sthane cha shankhini |
    evam dvaram upashritya tishthanti dasha nadikah || 22 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    kuhūḥ : Kuhu
    ca : und (Cha)
    liṅga-deśe : (endet) im Bereich (Desha) des männlichen Gliedes (Linga)
    tu : aber, wiederum (Tu)
    mūla-sthāne : (endet) im Bereich des Wurzelzentrums (Mulasthana)
    ca : und
    śaṅkhinī : Shankhini
    evam : so, auf diese Weise (Evam)
    dvāram : zu der (jeweiligen) Körperöffnung ("Tür", Dvara)
    upāśritya : indem sie hinführen ("sich begeben habend", upa + ā + śri)
    tiṣṭhanti : existieren (sthā)
    daśa : die zehn (Dasha)
    nāḍikāḥ : feinstofflichen Energiekanäle, Nerven (Nadika)

Anmerkungen: Der Ursprung (Yoni) aller Nadis liegt laut Vers 16 im Kanda, von wo aus sie sich verzweigen und zu ihren jeweiligen Organen oder Körperöffnungen (Dvara) führen. In Vers 20 bis 21 werden die entsprechenden Nadis mit ihrem jeweiligen Zielorgan rechtes bzw. linkes Auge, rechtes bzw. linkes Ohr sowie der Mund aufgeführt. Daher liegt es nahe, das Kuhu im Bereich des Penis (Linga), d.h. in der Harnröhre endet, und Shankhini im Bereich des Anus. So heißt es auch in der Shiva Samhita (2.29), dass die einzelnen Nadis zum Penis (Medhra), Anus (Payu) usw. führen (dort wird als deren Ursprung allerdings nicht der Kanda, sondern Muladhara genannt).

Mit mūla-sthāne "im Bereich der Wurzel" ist wohl parallel zum Anus (vgl. guda-sthāne "im Bereich des Afters" in Vers 11) zugleich das Muladhara Chakra gemeint. Der Ausdruck liṅga-deśe "im Bereich des Penis" verweist möglicherweise auch auf das Svadhishthana Chakra (vgl. Vers 14 nebst Anm.). Aufgrund der notwendigerweise äußerst knappen Ausdrucksweise würde dann einmal mit einem Körperteil (liṅga-deśe, "Penisgegend") auf das dazugehörige Energiezentrum (Svadhishthana) verwiesen, und umgekehrt mit einem Chakra (mūla-sthāne) auf den damit in Verbindung stehenden Körperbereich (Anus).