Das große Yoga Vidya Puja Buch

Text, Übersetzung und Erklärung

Große Yoga Vidya Puja

• Zu Beginn der Puja wiederholt man drei mal die heilige Silbe oṃ:

    om om om

Acamana (Reinigungsritual)

    oṃ keśavāya namaḥ।

Verehrung dem Keśava (dem Herrn mit langem, lockigen Haar, der auch die Verkörperung der Trinität ist).

• Dann reinigt man sich selbst symbolisch, indem man drei Schluck Wasser nimmt (um alle drei Körper zu reinigen) und dabei – mit jedem Schluck Wasser – mental einen Mantra wiederholt.

    om acyutāya namaḥ।        (Wasser in die rechte Hand geben u. trinken)
    om anantāya namaḥ।        (Wasser in die rechte Hand geben u. trinken)
    oṃ govindāya namaḥ।       (Wasser in die rechte Hand geben u. trinken,
    oṃ nārāyaṇāya namaḥ।     dann über das Sahasrara Chakra streifen)

Verneigung dem Achyuta (dem Unsichtbaren); Verneigung dem Ananta (dem Ewigen); Verneigung dem Govinda (dem göttlichen Beschützer der Kühe bzw. der Mutter Erde); Verneigung dem Nārāyaṇa (demjenigen, der in allen Wesen ist).

Tilaka (Auftragen der drei heiligen Pulver)

Sandelholzpaste, Kumkuma und heilige Asche werden auf die Stirn aufgetragen werden (Tilaka). Während man dies tut, wiederholt man den Mantra:

oṃ tatpuruṣāya vidmahe
mahā-devāya dhīmahi
tanno rudraḥ pracodayāt

gandha-dvārāṃ durādharṣāṃ ' nitya-puṣṭāṃ karīṣiṇīm।
īśvarīṃ sarva-bhūtānāṃ ' tām ihopahvaye śriyam॥
gandhān dhārayāmi

om aiṃ tripurā-devyai ca vidmahe
klīṃ kāmeśvaryai ca dhīmahi
saum tannah klinne prachodayad

• Nach Achamana und Tilaka folgt das Darbringen von Blumen.

Es wird mit drei mal oṃ eingeleitet:

om om om

• Während die Glocke geläutet wird, singt man, wobei mit jedem namaḥ eine Blume dargebracht wird:

oṃ gaṃ gaṇa-pataye namaḥ           (Blume)

Verneigung dem Gaṇeśa, dem Beseitiger von Hindernissen.

oṃ śara-vaṇa-bhavāya namaḥ        (Blume)

Verneigung dem Śaravaṇabhava, dem Heerführer der devatās.

om aiṃ sarasvatyai namaḥ              (Blume)

Verneigung der Mutter Sarasvatī, der Göttin der Musik und der Weisheit.

oṃ guṃ gurubhyo namaḥ                (Blume)

Verneigung dem guru bzw. spirituellen Lehrer.

oṃ namo bhagavate śivānandāya
oṃ namo bhagavate viṣṇu-devānandāya
om ādi-śaktyai namaḥ

• Nun wird Ganesha, der Herr des Erfolgs und der Beseitiger der Hindernisse auf dem Weg, mit seinen Namen verehrt und angerufen. Dabei wird die Glocke fortwährend geläutet, bis man dies beendet hat.

om
sumukhaś caika-dantaś ca ' kapilo gaja-karṇakaḥ।
lambodaraś ca vikaṭo vighnarājo gaṇādhipaḥ।                 
(Glocke)
dhūmra-ketur gaṇādhyakṣo bhāla-candro gajānanaḥ।
dvādaśaitāni nāmāni yaḥ paṭhec chṛṇuyād api।
sarva-kārya-samārambhe ' vighnas tasya na jāyate।
  (Blumen darbringen)

• Wiederhole:

om
śuklāmbara-dharaṁ viṣṇuṃ ' śaśi-varṇaṃ catur-bhujam।
prasanna-vadanaṃ dhyāyēt ' sarva-vighnopaśāntayē॥
bhālachandra gajānana
    (Blumen darbringen)

• Mit den folgenden Lobgesängen wird der Guru verehrt. Während dieser Lobgesänge werden die Hände gefaltet, bis zum Schluss Blumen dargebracht werden.

brahmānandaṃ parama-sukha-daṃ kevalaṃ jñāna-mūrtim
dvandvātītaṃ gagana-sadṛśaṃ tat-tvam-asy-ādi-lakṣyam।
ekaṃ nityaṃ vimalam acalaṃ sarva-dhī-sākṣi-bhūtam
bhāvātītaṃ tri-guṇa-rahitaṃ sad-guruṃ taṃ namāmi॥ 1॥

1. Ich verneige mich vor dem sadguru, dem brahman, der Glückseligkeit ist, dem Geber der höchsten Glückseligkeit, der das Absolute ist, der die Form des Wissens ist, der sich jenseits der Gegensatzpaare befindet, der so weit wie Äther ist, der mittels Erklärungen wie „tattvamasi“ erreichbar ist, der das Eine, das Ewige, das Unveränderliche ist, der der Zeuge der Zustände des Geistes ist, der Veränderung transzendiert, der ohne die drei Erscheinungsformen (der Natur – prakṛti) ist.

caitanyaṃ śāśvataṃ śāntaṃ ' nirākāraṃ nirañjanam।
nāda-bindu-kalātītaṃ ' tasmai śrī-gurave namaḥ॥ 2॥

2. Verneigung vor dem śriguru, der das Bewusstsein ist, der ewig, der friedvoll, der jenseits von Äther, der makellos ist und sich jenseits von naḍa, bindu und kalā befindet.

gurur brahmā gurur viṣṇur ' gurur devo maheśvaraḥ।
guruḥ sākṣāt paraṃ brahma ' tasmai śrī-gurave namaḥ॥ 3॥

3. Verneigung vor dem śriguru, der die Götter Brahmā, Viṣṇu und Maheśvara (Śiva) ist und der wirklich das höchste Absolute ist.

ajñāna-timirāndhasya ' jñānāñjana-śalākayā।
cakṣur unmīlitaṃ yena ' tasmai śrī-gurave namaḥ॥ 4॥

4. Verneigung vor dem śriguru, der durch die „Augensalbe des Wissens“ das Auge desjenigen öffnet, der durch die Dunkelheit der Unwissenheit erblindet ist.

dhyāna-mūlaṃ guror mūrtiḥ ' pūjā-mūlaṃ guror padam।
mantra-mūlaṃ guror vākyam ' mokṣa-mūlaṃ guroḥ kṛpā॥ 5॥

5. Die Form des guru ist die Wurzel der Meditation. Die Füße des guru sind die Wurzeln der Verehrung. Die Lehren des guru sind die Wurzeln aller mantras. Die Gnade des guru ist die Wurzel der Befreiung.

om namaḥ śivāya gurave ' sac-cid-ānanda-mūrtaye
niṣ-prapañcāya śāntāya ' (śrī) śivānandāya te namaḥ॥ 6॥
śrī viṣṇu-devānandāya te namaḥ ॥ 7॥
           (Blumen darbringen)

6-7. om. Verneigung vor dem guru, der Śiva (Glückseligkeit und Erfolg) ist, der die Verkörperung von Sein-Wissen-Glückseligkeit ist, der frei von weltlichem Bewusstsein ist, der friedvoll ist. Śri Śivānanda, wir verneigen uns vor dir. Śri Viṣṇudevānand( a), wir verneigen uns vor dir.

mātā ca pārvatī devī ' pitā devo maheśvaraḥ।
bāndhavāḥ śiva-bhaktāś ca ' sva-deśo bhuvana-trayam॥ 8॥
namaḥ pārvatī-pataye ' hara hara mahā-dev(a)॥ 9॥) 

om
sarva-maṅgala-māṅgalye ' śive sarvārtha-sādhike।
śaraṇye tryambake gauri ' nārāyaṇi namo'stu te॥ 10॥
[nārāyaṇi namo'stu te]                
(Blumen darbringen)

8. om. Gruß an die dreiäugige Gottheit Gaurī, die Gemahlin von Śiva, die uns segnet, indem sie uns all unsere Wünsche erfüllt. Wir grüßen die Göttin Nārāyaṇī, die uns den höchsten Segen schenkt.

• Bei besonderen Anlässen an dieser Stelle einen entsprechenden Mantra einfügen.

• Stille – Sankalpa.

• Die Glocke wird nun wieder geläutet, während die Namen von Ganesha gesungen werden:

om
gaṇānāṃ tvā gaṇapatiṃ havāmahe
kaviṃ kavīnām upamaśravastamam।
jyeṣṭharājaṃ brahmaṇām brahmaṇaspata
ā naḥ śṛṇvann ūtibhiḥ sīdasādanam॥
oṃ śrī mahā-gaṇapataye namaḥ॥
           (Blumen darbringen)

om. O Gaṇeśa, du bist von der Trinität zum Obersten aller gaṇas [göttlichen Wesen] ernannt: Engeln, Erzengeln, Halbgötter und der führenden Gottheiten aller Planeten. Alle Heiligen und Poeten meditieren über Dich und bitten um Vervollkommnung darin, deine Herrlichkeit auszudrücken oder von ihr zu schreiben. Du wirst als der Erste erachtet, der angebetet, verehrt und gegrüßt wird. Dein Segen bringt die Früchte aller sādhana-s [spirituellen Praktiken der Suchenden] von brahman. O Gaṇeśa, beseitige die Hindernisse vor uns und segne uns mit deiner Gegenwart bei dieser pūjā. Wir rufen dich an und wir verehren dich.

(Anm.: Diese Strophe scheint eine freie Übersetzung aus dem Originaltext zu sein.)

Abhiṣeka (Das rituelle Baden der Gottheiten)

• Nachdem die verschiedenen Anrufungen beendet sind, beginnt der Pujari mit Abhisheka, dem rituellen Baden der Gottheiten. Die Statuen werden langsam mit Wasser, Milch, Honig etc. gebadet, während verschiedene Suktas (Lobgesänge der Veden) je nach Situation gesungen werden.