Über die Upanishaden

 

Über die Kena Upanishad

Über die Kena Upanishad - Verse 1 - 20

  1. Nur eine Handlung kann eine Handlung auslöschen, ebenso wie Eisen nur mit Hilfe von Eisen durchtrennt werden kann. So kann auch Individualität nur individuell transzendiert werden.
  2. Jede Art von Beziehung führt zu Bindung.
  3. Wenn wir Wissen erlangt haben, müssen wir nichts mehr tun. Wenn wir aber gehandelt haben, müssen wir daraus etwas gelernt haben.
  4. Was immer durch vergängliche Mittel erreicht wird, ist selbst vergänglich.
  5. Alle Lebewesen sehnen sich nach Einheit. In der Individualität liegt kein Glück.
  6. Alle Eigenschaften, die wir dem Absoluten (Brahman) zuschreiben, erwachsen aus unserer Hingabe.
  7. All unsere Erfahrungen sind geistiger Natur.
  8. Solange auch nur die Spur eines einzigen Wunsches vorhanden ist, kennt man das Absolute (Brahman) nicht wirklich.
  9. Alles, was wir besitzen, wird uns irgendwann wieder abhanden kommen.
  10. Atman-Tripti, die Selbstgenügsamkeit, ist der Weg zur Unsterblichkeit.
  11. Die Erkenntnis des Absoluten (Brahma-Jnana) wird möglich indem man sich selbst auflöst und nach weltlichen Maßstäben aufhört zu existieren.
  12. Brahman ist reine Existenz. Wir können das Absolute nur nach der Auslöschung unserer Individualität erfahren.
  13. Das Wissen um Brahman bedeutet höchste Großartigkeit und Herrlichkeit.
  14. Brahman, das Absolute, ist die Verkörperung aller Eigenschaften, Kräfte und Seins.
  15. Änderung setzt Unveränderlichkeit voraus. Daß etwas entsteht, bedeutet, daß etwas vorhanden sein muß.
  16. Das Verlangen, Gott (Brahman)  zu erkennen ist nicht als Wunsch anzusehen, denn dieser Wunsch ist wie das aufgehen des Strohs im Feuer.
  17. Die Erkenntnis des Absoluten (Brahman) verbrennt alle Wünsche.
  18. Das Wissen über das Absolute unterscheidet sich von Mensch zu Mensch nicht.
  19. Sowie keine Wünsche mehr da sind, überwindet man den Tod.
  20. Der Tod herrscht über alles Geschaffene.

Über die Kena Upanishad - Verse 21 - 40

  1. Jeder wünscht irgend etwas, aber nicht das Ganze.
  2. Selbst wenn einem etwas sehr nahe steht, ist es doch nicht mit einem selbst identisch.
  3. Jeder Gedanke ist eine Verleugnung des Absoluten. Deshalb vertragen sich Gedanke und Verwirklichung nicht nebeneinander.
  4. Die Ewigkeit kann nicht nur eine vorübergehende Ewigkeit sein.
  5. Glaube an die Wahrheit bedeutet Unglauben an äußere Erscheinungsformen.
  6. Das menschliche Wissen ist ein Teilwissen. Jede menschliche Erfahrung ist begrenzt.
  7. Es ist der Verstand, der unterscheidet und nicht das Selbst.
  8. Die Unendlichkeit ist eins und kann deshalb kein Objekt haben. Sie kennt sich selbst und nichts anderes.
  9. Es ist nicht möglich, höhere Stufen zu erklimmen, bevor man die niedrigeren überwunden hat.
  10. Man kann das Selbst nicht auf eine Ebene bringen, die es nicht ist und auch nicht auf ein niedrigeres Niveau.
  11. Das individuelle Wissen hängt immer zwischen dem Erkennenden und dem Gegenstand des Wissens. Es erkennt in Wahrheit keines von beidem.
  12. Es ist unmöglich, das Absolute ( Brahman) nur ein bißchen kennen, denn das Absolute ist unteilbar.
  13. Die Unendlichkeit kann mit der Vergänglichkeit nichts zu tun haben.
  14. Unsterblichkeit ist die Erfahrung der zentralen Existenz des Selbst.
  15. Wenn wir etwas bekommen, werden wir es wieder verlieren. Lieben wir etwas, so werden wir darum trauern.
  16. Setzen wir Vertrauen in irgend einen Gegenstand, werden wir enttäuscht werden. Genießen wir etwas, so leiden wir später deswegen.
  17. Wenn wir uns an etwas verhaften, so werden wir deshalb sterben müssen.
  18. Wenn wir leben wollen, müssen wir auch sterben.
  19. Das Selbst erlangt Unsterblichkeit durch sich selbst.
  20. Es ist möglich, in eben diesem Leben das Selbst zu verwirklichen.

Über die Kena Upanishad - Verse 41 - 60

  1. Durch äußerste Verneinung, Verzicht, wird höchste Erfüllung erlangt.
  2. Das Ego kann dem Absoluten nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen.
  3. Im Zustand der Selbsterfahrung löst sich das Ego auf.
  4. Selbstloses Handeln und Dienen (Karma)  und die Verehrung Gottes (Upasana)  sind Stufen auf dem Weg zur Erkenntnis (Jnana).
  5. Karma (Handlung) ist die durch eine Notwendigkeit erzeugte Wandlung des Istzustandes in einen neuen Zustand.
  6. Wissen ist keine Handlung. Wissen ist Sein.
  7. Wissen ist beständig, nicht voranschreitend.
  8. Wissen ist kein Mittel zu einem Zweck, sondern der Zweck, das Ziel, selbst.
  9. Nicht, indem es etwas tut, sondern indem es nichts tut, erlangt das Selbst Wissen.
  10. Wissen ist gleichbedeutend mit Existenz oder Sein, während Gedanken und Handlungen zu etwas Neuem oder zu Änderungen führen.
  11. Wahres Wissen bringt nicht etwas hervor. Keine Macht manifestiert sich im Zustand vollkommenen Wissens.
  12. Das verstandesmäßige Wissen funktioniert auf einer dualistischen Grundlage, aber das Selbst ist nicht-dualistisch.
  13. Das Absolute zu kennen und zu sein, ist dasselbe.
  14. Auch der Geist ist ein Bestandteil der Individualität. Der Geist kann durch Geist selbst transzendiert werden.
  15. Befreiung (moksha) ist Ewigkeit. Ewigkeit ist dauernde Unveränderlichkeit.
  16. Befreiung (moksha)  im eigentlichen Sinn bedeutet Sein im Zustand der Körperlosigkeit.
  17. Der Mensch ist gleichzusetzen mit dem Geist  und der Geist mit den Wünschen.
  18. Meditation über das Absolute (Brahman) ist der Versuch, das Selbst aller Wesen zu werden.
  19. Die Verneinung des Todes bedeutet transzendentale Unabhängigkeit und Freiheit (Kaivalya).
  20. Weder Auge, Sprache noch Verstand können die (höhere) Wirklichkeit erfassen.

Über die Kena Upanishad - Verse 61 - 80

  1. Das Ich zu transzendieren bedeutet unendliche Weite und beansprucht die Existenz des Höchsten Absoluten (Brahman)  für sich.
  2. Man kann sich selbst nicht erreichen, solange man sich selbst nicht erkennt.
  3. Man kann Brahman nicht durch eine Tat erreichen, denn jede Handlung ist ein Sich-Entfernen vom Selbst.
  4. Handlungen auf der physischen Ebene münden in materiellen Ergebnissen. Geistige Handlungen führen zu geistigen Auswirkungen.
  5. Eines Tages werden alle Egos zerstört werden.
  6. Wer Gott (Brahman)  liebt, wird von allen Wesen des Universums geliebt.
  7. Macht, die auf der Vorstellung des Besitzens beruht, ist reine Einbildung.
  8. Eigenschaften begrenzen das Absolute (Brahman. Deshalb bekommen wir nur, was wir denken.
  9. Vernunft sollte den Glauben stärken und Logik die Intuition ergänzen.
  10. Selbstenthüllung ist die Natur des Selbst. Aus diesem Grund enthüllen uns die Sinne Objekte. Ohne die Sinne vergehen die Objekte.
  11. Freudengelächter endet in Tränen der Trauer.
  12. Das Höchste zu erreichen beruht auf höchstem Verzicht.
  13. Die Art der zukünftigen Geburt wird von den Wünschen bestimmt, die in diesem Leben unerfüllt bleiben.
  14. Das Selbst ist von Natur aus auf Verwirklichung ausgerichtet.
  15. Das Selbst ist nicht bedingt durch ein Objekt, es ist immateriell, formlos und unveränderlich.
  16. Das Selbst ist weder eine Ursache noch eine Wirkung.
  17. Die Erkenntnis des Absoluten (Brahman) hängt nicht vom Geist des Menschen ab.
  18. Das Selbst lenkt und beherrscht den Geist, das Prana (Lebensenergie) und die Sinne.
  19. Das Selbst ist die Ursache äußerer Aktivität, wie die Sonne oder eine Lampe die Ursache weltlicher Tätigkeit ist.
  20. Die Seele ist Einheit, nicht die Objekte.

Über die Kena Upanishad - Verse 81 - 100

  1. Wahrhaftige Güte entsteht, wenn der individuelle Geist vergeht.
  2. Das Selbst enthüllt sich selbst, wenn das Individuum aufhört zu existieren.
  3. Die Sinnesorgane des Hörens, Sehens usw. funktionieren nur durch das Bewußtsein des Selbst.
  4. Die Erfahrungswelt ist der Beweis für die Existenz eines ewigen Wesens.
  5. Der Atem hat Lebenskraft durch das Leben im Selbst.
  6. Die Welt ist die Farbe, die wir über die Wahrheit pinseln.
  7. Das Mittel der Erkenntnis des Selbst ist das Selbst.
  8. Wahres Wissen ist selbsterleuchtend.
  9. Es gibt nichts, was es wert wäre zu besitzen oder zu erkennen als das eigene Selbst.
  10. Jeder Wunsch nach etwas außerhalb des Selbst führt zu einem leidvollen Schicksal.
  11. Die Natur der Wahrheit erschließt sich nur über die Entsagung.
  12. Die Erfahrung des Absoluten (Brahmans) bedeutet die Zerstörung der Individualität.
  13. Die Verwirklichung des Absoluten bedeutet Verzicht auf all unsere Vorstellungen von Gut und Böse, Erhabenem und Niedrigem.
  14. Das Selbst kennt alles, wird aber von nichts anderem erkannt.
  15. Die Frage des Unterschieds zwischen dem Wissenden, dem Wissen und dem Gegenstand des Wissens stellt sich nicht in Bezug auf das reine Selbst.
  16. Je weniger Wünsche, desto besser und nachhaltiger die Erfahrung.
  17. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Bausteinen des einen Körpers und eines anderen.
  18. Äußere Häßlichkeit verblaßt im Widerschein der inneren Schönheit des Selbst.
  19. Das Selbst benötigt kein anderes Bewußtsein zur Selbsterfahrung.
  20. Das Selbst sollte in diesem jetzigen Leben erkannt werden.

Über die Kena Upanishad - Verse 101 - 108

  1. Je näher das Ego der Wahrheit kommt, desto heller scheint das Licht der Wahrheit auf es herab.
  2. Die Macht, Größe und Herrlichkeit eines Menschen gehören in keiner Weise diesem Individuum.
  3. Die erste Erfahrung ist nicht die der Göttlichkeit, sondern die Erfahrung der Reinheit (Sattwa).
  4. Der größten Wonne geht zuerst höchstes Leid voraus.
  5. Alle Herrlichkeit dieser Welt ist weniger als ein Strohhalm.
  6. Tatsächlich kann man nicht über das Absolute (Brahman) meditieren, außer man identifiziert sich mit ihm.
  7. Unvergängliches kann nicht durch Vergängliches erlangt werden.
  8. Weltliche Macht ist nur eine Vorstellung, keine Wirklichkeit.