Karma Yoga von Swami Sivananda

 

Vorwort

Dieses Buch umfasst sieben Kapitel. Das erste Kapitel handelt vom Yoga  des Dienens. Darin werden solch interessante und wichtige Themen beleuchtet wie z. B. was man unter ausgewogener Vernunft versteht; wie man gute und schlechte Handlungen erkennt; was Nishkamya Karma Yoga bedeutet; was die Eigenschaften eines Karma Yogis sind; Arbeit ist Gottesverehrung und der Yoga des Gleichmuts. Die mit „Gesundheit und Yoga“ und „Geheimnis des Karma Yoga“ überschriebenen Abschnitte sind von entscheidender Bedeutung und großem Interesse. Nie sollte man vergessen, dass Arbeit Gottesverehrung ist. Wenn man sich an diese Tatsache erinnert, wird man jede Arbeit äußerst interessant finden. Ausdrücke wie „niederer Dienst“, „Diese Arbeit ist schlecht“, „Jene Arbeit ist gut“ werden aus dem Geist entfernt. Man wird feststellen, dass jede Arbeit den Geist erhebt, wenn sie mit der richtigen mentalen Einstellung (Bhava)  ausgeführt wird.

Das zweite Kapitel behandelt die universellen Gesetze. Das Wissen um diese Naturgesetze hilft dem jungen Aspiranten, innerhalb kurzer Zeit zuverlässig zu arbeiten. Dadurch erlangt er Unterscheidungsvermögen und wird dazu veranlasst, richtig zu handeln und schlechte Taten zu vermeiden. Ihm wird klar, dass im Universum eine vollkommene Ordnung in allem herrscht. Selbst überzeugte Materialisten werden die Herrlichkeit Gottes, des Gesetzgebers, der in all diesen Namen und Formen verborgen ist, verstehen.

Im dritten Kapitel geht es um Swadharma . Die Ausübung von Swadharma schenkt Moksha  und Erhebung. Hier gibt es auch eine ausgezeichnete Beschreibung der drei Gunas , der Eigenschaften der Natur. Das Verständnis der Gunas ist für den Karma Yogi von unschätzbarem Wert. Er kann sattwige  Tugenden entwickeln und Rajas  und Tamas  mit der Wurzel ausreißen. Der Abschnitt „Anweisungen für Aspiranten“ enthält viele wertvolle praktische Hinweise. Jeder Aspirant sollte sie jeden Morgen, ehe er mit seiner Arbeit beginnt, sorgfältig studieren. Damit kann er sich auf den Kampf des täglichen Lebens vorbereiten. Tatsächlich wird er besser mit Weisheit, spiritueller Kraft und Unterscheidungsvermögen ausgerüstet sein und kann so viele Hindernisse beseitigen, die ihm bei seiner täglichen Arbeit im Wege stehen.

Obwohl sich der Mensch gelegentlich schwach und hilflos fühlt, ist er doch in Wirklichkeit Herr seines Schicksals. Er kann den dunklen Kräften ungünstiger Veranlagungen entgegenwirken und die Natur durch richtiges Bemühen (Purushartha)  beherrschen. Mit diesem Thema beschäftigt sich das vierte Kapitel.

Im fünften Kapitel habe ich unterstrichen, dass Anfänger Handeln und Meditieren verbinden sollten, denn diejenigen, die vierundzwanzig Stunden lang meditieren können, sind sehr selten; sie sollten sich in einsamen Höhlen im Dschungel des Himalaja ausschließlich auf Meditation konzentrieren. Ich habe einen ernsthaften und von ganzem Herzen kommenden Appell an Vollzeit-Sannyasins  gerichtet, sich zu organisieren und dem Land auf verschiedene Weise zu dienen, dem Temperament, den Vorlieben und den Fähigkeiten des Einzelnen entsprechend. Das wird heutzutage dringend benötigt. Vor nicht allzu langer Zeit appellierte Mahatma Gandhi  in dieser Sache selbst einmal an die Sannyasins in Haridwar und Jawaharlal (Pandit)  Nehru, der damalige Präsident des indischen Nationalkongresses, wandte sich bei einem Massentreffen im vergangenen Jahr am selben Ort und mit ähnlicher Absicht an die Sadhus  und Sannyasins. Da man ohne Brahmacharya nicht wahrlich dienen kann, habe ich einen kleinen Abschnitt über dieses Thema am Ende des Kapitels eingefügt.

Das sechste Kapitel gehört dem „Karma Yoga in der Gita “. Die Abschnitte „Prakriti  tut alles“, „Handeln und Nichthandeln“, „Das Ausmaß der persönlichen Anstrengung“, „Handlung und Handelnder“, „Selbsthingabe“ und „Karma Yoga ist besser als Entsagung“ vervollständigen das Kapitel. Ich möchte, dass meine Leser dieses Kapitel immer wieder lesen, um die volle Bedeutung des Karma Yoga zu begreifen.

Das siebte Kapitel macht dieses Buch besonders nützlich. Es finden sich dort einige sehr erleuchtende und inspirierende Geschichten, die sorgfältig ausgewählt und hinzugefügt wurden, in der Hoffnung, dass das Buch dem Leser von praktischem Nutzen sein möge. Diese Geschichten halten dem Leser die Prinzipien der Selbsthingabe vor Augen und zeigen dem Menschen im Berufs- und Familienleben wahrlich erhebende und inspirierende Ideale auf.

Da die Führung eines spirituellen Tagebuchs nirgends sonst so wichtig ist wie in der Karma Yoga-Praxis, habe ich eine kurze Anleitung zur Führung eines solchen Tagebuchs beigefügt.

Ich appelliere an die Leser dieses Buches, ernsthaft mit der Praxis von Karma Yoga zu beginnen, nachdem ihr die darin enthaltenen Wahrheiten und Ideale aufgenommen und angenommen habt. Möge der Bewohner unserer Herzen, der allwissende, allmächtige und allgegenwärtige Ishwara  euch allen Stärke, Frieden, spirituelle Kraft, Unterscheidungsvermögen, Wachsamkeit und Weitsicht verleihen zur Ausübung von Karma Yoga und, nachdem ihr durch unaufhörlichen und unermüdlichen selbstlosen Dienst Chitta Shuddhi erlangt habt, zur Verwirklichung der großen Wahrheiten der Upanishaden . Dies ist das bescheidene und aufrichtige Gebet deines Sevaka  und Freundes.