Studien über vergleichbare Philosophie

 

George Wilhelm Friedrich Hegel

Die Philosophie von Kant wird von Hegel vollständig einbezogen und gibt uns die bis dahin großartigste Metaphysik eines westlichen Philo-sophen. Der Verstand oder der Spirit wird bei Hegel zum All-Sein und dem All-Ende der Philosophie. Die logischen Kategorien werden zum Rahmen der Wirklichkeit. Die Logik des Geistes ist dasselbe wie die Metaphysik der Wirklichkeit. Das Wirkliche ist das Rationale und das Rationale ist das Wirkliche. Der Geist und die Natur sind keine bestimmten Bereiche, son-dern es sind Stufen der Evolution des Absoluten, die sich überall im Uni-versum selbst in Geist und Materie, im Individuum und in der Gesellschaft, in der Geschichte, der Wissenschaft, der Kunst, der Religion und der Philo-sophie gleichzeitig offenbaren. Das Absolute ist die Wirklichkeit. Sein We-sen ist begründeter Verstand. Das Universum ist wie ein logisches oder ra-tionales System aufgebaut, wie ein Denkprozess des Absoluten Verstandes. Dieser Verstand ist das Absolute. Alles ist eine Verkörperung des Verstan-des. In jeder Handlung, jedem Augenblick und in jedem Gedanken drückt sich dieser Verstand aus; je rationaler das Leben des Universums wird, des-to mehr entfaltet es sich in seinem eigenen Absoluten Verstand. In der Lo-gik, der Natur und im Spirit können die drei Stufen der Evolution des Ab-soluten auf dem Wege zur Verwirklichung des Selbstbewusstseins entdeckt werden. Der Absolute Spirit ist das Ziel oder die Vollendung der Aktivitä-ten des Verstandes. Alle Glieder des Universums sind durch das Ganze, dem Absoluten, das logischer Weise über allem steht, organisch dazu vor-bestimmt. Nichts hat neben seiner organischen Beziehung zum Ganzen ir-gendeine andere Bedeutung oder Wirklichkeit. Hegel’s System ist die be-rühmte Logik oder der absolute Idealismus.

Kant hat einerseits eine Metaphysik der Wirklichkeit unmöglich ge-macht, hingegen Hegel stellt sie über alles. Für Hegel bedeutet, den Verstand zu kennen, heißt die Wirklichkeit zu kennen. Die Gesetze des Ver-standes sind die Gesetze der Wirklichkeit. Hegel’s Verstand ist in einem Evolutionsprozess. Jede höhere Stufe schließt, entsprechend dieser Stufe, alles ein und durchdringt alle vorhergehenden Stufen und dies wird zum Selbstzweck, zur Absicht, zur Bedeutung und führt zur Wahrheit über die vorhergehenden Stufen. Die höhere Stufe ist die Offenbarung oder die Selbstverwirklichung der vorhergehenden Stufen. Durch die höhere Stufe wird das wirkliche Sein der vorhergehenden offenbar, explizit und bewusst. Jede Stufe in dieser rationalen Evolution reflektiert eine universale Situati-on, die jede Stufe in seinen Elementen einschließt, und die wiederum Aus-kunft über die Vergangenheit gibt und die Zukunft vorhersagt, denn das Absolute ist in jede Stufe gegenwärtig. Dieses ist der Prozess der Selbst-entwicklung des Verstandes, die von Hegel als die Dialektik des Verstandes bezeichnet wird.

Hegel erkennt, dass sich alles überall im Universum ständig verän-dert, nichts bleibt unverändert. Alles ist im Fluss und mündet irgendwo. Jeder bestimmte Zustand wird durch gegensätzliche Faktoren aufgehoben oder mehr noch, erhebt ihn aus seiner gegenwärtigen Lage; und dann gibt es einen anderen Zustand, wo diese Gegensätzlichkeit oder die Aufhebung wieder zu einem bestehenden Ganzen vereint wird. Dieser Prozess des Seins, Abstoßens und des Wiedervereinigen setzt sich in allen Dingen im Universum fort, bis das Absolute im Selbstbewusstsein verwirklicht wird. Hegel bezeichnet diese drei Stufen der Bestätigung, der Gegensätzlichkeit und der Erfüllung als die These, Antithese und Synthese. Die verschiede-nen Glieder des absoluten Ganzen, die als die These, Antithese und Synthe-se in der Evolution agieren, haben, bezogen auf sich selbst, keine Bedeu-tung in Bezug auf Trennung oder Unabhängigkeit. Wenn sie als eigenstän-dige Elemente ausgemacht werden, erscheinen sie lediglich als gegensätz-lich, doch sie haben eine große Bedeutung hinsichtlich des Ganzen oder des Absoluten, wo sie ihre Erfüllung und ihr Sein suchen. Der dialektische Prozess ist der Weg, auf dem alle Dinge hin zur Selbstverwirklichung im Absoluten notwendigerweise voranschreiten. In jeder Entwicklungsstufe wird das Material, der Mechanismus, die Regungslosigkeit und die Festig-keit der Dinge durchdrungen und die ganze Natur gibt sich selbst daran, ihr unsterbliches Sein im absoluten Bewusstsein zu enthüllen. Doch Hegel merkt an, dass das am Ende verwirklichte Absolute als Ergebnis der Evolu-tion nicht das vollkommene Ganze ist; das Absolute und der Evolutions-prozess bilden zusammen das vollkommene Ganze.

Hegel hält die Natur oder das Universum für das Absolute für not-wendig. Doch die Neigung, die man, um die Materie zu überwinden, in seinem Universum erkennen kann, und um das Selbstbewusstsein mit der Unsterblichkeit zu belegen, beweist, dass die Materie unwirklich ist, dass das Wirkliche letztendlich Bewusstsein ist, dass das Bewusstsein die einzi-ge Wirklichkeit ist, und dass die Natur, die nur ein anderer Name für die nach außen gestellte Existenz materieller Körper ist, nur eine Erscheinung ist, die in jeder Stufe schrittweise transzendiert wird, bis schließlich das Absolute Bewusstsein verwirklicht ist. Auf diese Weise verliert das mate-rielle Universum seine Bedeutung im Absoluten, und braucht darum nicht damit verteidigt zu werden, dass das Universum für das Absolute notwen-dig sei, um diesem seine Vollkommenheit zu geben. Wenn Hegel mit der Notwendigkeit jedoch meint, dass sie für den Evolutionsprozess notwendig ist, dann hätte er sagen müssen, dass es für die relative Evolution notwen-dig ist und nicht für das Absolute, das das Relative transzendiert.

Ein anderer Irrtum von ihm liegt darin, dass man sich das Absolute selbst als Subjekt der Evolution oder Veränderung vorzustellen hätte, doch ein Absolutes, dass inneren oder äußerlichen Veränderungen unterläge, würde dann sterblich werden. Die Evolution hört bei der Verwirklichung des absoluten Selbstbewusstsein auf, denn das ist das letztendliche Ziel al-ler Vorstellungen und Handlungen, sei dies körperlich oder mental. Es ist unlogisch zu sagen, dass die Vollkommenheit teilweise von der Existenz des Universums abhängt, denn das Universum verliert sich in dem Augen-blick selbst im Bewusstsein, wenn das Absolute verwirklicht ist. Wenn sich ein Universum vom Absoluten unterschiede, ist das widersprüchlich und wäre unmöglich. Wenn sich das Universum nicht vom Absoluten unter-scheidet, stellt sich nicht die Frage nach der Notwendigkeit eines Univer-sums, denn dann existiert allein das Absolute. Das Absolute ist nicht etwas, was in Zukunft durch einen dialektischen Prozess verwirklicht wird, son-dern es ist ständig in jeder Stufe des Prozesses gegenwärtig, obwohl es er-forderlich ist, es im Selbstbewusstsein zu verwirklichen, was durch solch einen Prozess möglich ist. Hegel befürchtet, dass sich das Absolute ohne Universum als ein abstraktes Nichts erweisen würde. Diese Furcht kommt von seiner falschen Vorstellung über das Konkrete, weil er glaubt, dass Substanz und Wirklichkeit so etwas wie eine Festigkeit oder etwas Fühlba-res bedeuten, was unglücklicherweise eine Nachwirkung des irrationalen Instinktes der von den Sinnen gelieferten Authentizität bestätigt. Das Abso-lute ist auch das Sein des Universums, und das Universum wäre nicht exi-stent, wenn es irgendwie durch die Wirklichkeit des Absoluten benachtei-ligt wäre. Evolution ist ein phänomenaler Prozess, der nicht bis zur Wirk-lichkeit ausgedehnt werden kann. Wenn das Absolute die Seele der Wirk-lichkeit ist, sollte es bedingungslos und beziehungslos, intuitive Erfahrung sein, was auch bedeutet, dass es ohne jegliche Veränderung ist, dass es kei-ner Äußerlichkeiten bedarf, und dass es nicht in innere Entwicklungen oder die Evolution eingebunden ist. Es sollte irgendwie unterschiedslos sein, doch es sollte auch nicht nur eine inhaltslose Abstraktion sein. Alle Inhalte sind im Absoluten umspannt und von ihm bereichert, und ihre Existenz ist mit seinem Inhalt identisch. Es ist Existenz, Inhalt, Bewusstsein, Freiheit, Ewigkeit, Unendlichkeit, - alles auf einmal und in Einem. Der menschliche Geist kann es nicht erfassen, es wird nur in überrationaler Intuition oder Selbstverwirklichung erkannt. Das Absolute des Absoluten lässt darauf schließen, dass seine Existenz nicht aus einer Vielzahl von Ganzen oder Augenblicken besteht, es ist zeitlos und durch und durch frei von Objekten.

Hegel’s Schwierigkeiten rühren meistens von seinem Durcheinander mit den Kategorien des menschlichen Verstandes und dem Absoluten Be-wusstsein. Wie bereits erkannt, ist die Logik des menschlichen Verstandes weit von der Identität mit dem Inhalt der Wirklichkeit entfernt. Der menschliche Verstand ist weitschweifig, trennt Subjekt und Objekt vonein-ander, hat eine mathematische Vorgehensweise und muss eine Vorstellung von Raum, Zeit und Ursache haben. Kant hatte Recht mit dem was er sagte, dass das menschliche Verstehen an die Phänomene der Kategorien gebun-den ist, und darum kann er sich nicht mit der Wirklichkeit verbinden. Hegel hat Recht, wenn er daran fest hält, dass der Absolute Verstand oder das Bewusstsein das Wesen der Wirklichkeit ist, doch liegt er falsch, wenn er die Gesetzmäßigkeit des menschlichen Verstandes oder des Intellekts in das Reich der Wirklichkeit ausdehnt. Die Logik des normalen menschlichen Verstandes ist die Metaphysik der Wirklichkeit; Metaphysik ist ein Studium der weiterführenden universalen Schlussfolgerungen aus den menschlichen Erfahrungen. Hegel hält zu sehr an der Macht des menschlichen Verstand fest, um jegliche überlogische Intuition zuzugeben. Aus diesem Grunde glaubt er, dass reines Sein mit nichts vergleichbar ist, dass die Wirklichkeit ein werdendes Sein oder eine Synthese des Sein und nichts anderes ist, dass ein nicht-duales, undifferenzierbares absolutes Sein nicht wahrnehmbar ist, dass das Absolute einem dynamischen Prozess der Veränderungen im Rahmen der Evolution unterliegt, und dass es eine Entwicklung im Absolu-ten Verstand gibt. Hegel schreibt dem Absoluten zu, was er in der Natur durch seine menschlichen Sinne und seinen Verstand beobachtet hat, und macht daraufhin seine kategorische Erklärung, dass eine logische Konse-quenz dasselbe wie metaphysische Wahrheit ist. Logik kann zu Metaphysik werden, wenn man unter Logik die Gesetze einer tieferen Verwicklung der menschlichen Erfahrungen versteht, wobei es sich sowohl um die Gesetz-gebung einer Regierung als auch um die Grundsätze des kosmischen Vers-tandes handeln kann, die den wahren Plan des Absoluten repräsentieren können, oder aber auch um die ewige Natur des Absoluten selbst drehen kann. Phänomenale Evolution kann dem kosmischen Verstand, aber nicht dem Absoluten zugeschrieben werden. Doch Hegel macht keine derartigen Vorbehalte in seinem Konzept und sieht die dynamischen Veränderungen der Evolution in der Wirklichkeit. Dies ist eine leere Abstraktion, wenn die Natur aus den Erfahrungen entfernt und die Kausalität unmittelbar der Wirklichkeit zugeschrieben wird. All dies sind unvollkommene Vorstellun-gen des menschlichen Verstandes, der zusammen mit der phänomenalen Natur wirkt, aber nicht der Vollkommenheit des Absoluten zugeschrieben werden kann. Veränderung ist ein Symptom des Wünschens, eine Unvoll-kommenheit, die man nicht dem vollkommenem Selbst des Absoluten zu-schreiben kann. Hegel’s Logik ist die Logik eines phänomenalen Verstan-des; und wenn er derart an seiner Logik klebt, indem er daraus eine Meta-physik entwickelt, selbst angenommen diese Logik wäre über-individuell, würde er nur eine Metaphysik des kosmischen Verstandes aber nicht des Absoluten wieder geben. Es wurde Hegel nie bewusst, dass ein Bewusst-sein, dessen Verwicklungen die Evolution in den kosmischen Verstand ein-bringen könnte, und eine Metaphysik über einen materiellen Körper auf-bauen könnte, die über die Sinneserfahrungen und die logischen Kategorien ermöglicht wird, wirklicher und vereinheitlichender sein könnte. Obwohl sein Verstand, dessen Wesen die Wirklichkeit ausmacht, die Sinneserfah-rungen durchdringt, so ist dies doch nur möglich, nachdem die Materie be-reits den Sinnen und dem Verstehen entzogen wurde. Hegel’s System könn-te sich zum Denkmal eines Genies aufschwingen, wenn dieses Vorurteil bzgl. der phänomenalen Funktionen des Verstandes in seiner Metaphysik der Wirklichkeit herausgenommen würde. Ja; das Wirkliche ist das Ratio-nale und das Rationale ist das Wirkliche, vorausgesetzt, - selbst wenn das Wirkliche über die Sinneserfahrungen erhoben wird, - man führt die relati-ven Kategorien des Verstehens mit seinen Begleiterscheinungen von Duali-tät, Pluralität und Veränderung nicht in das Wesen des Wirklichen ein und versteht unter dem Verstand und dem Wirklichen das unveränderliche uni-versale Bewusstsein, das bei allen Erfahrungen mitschwingt. Ansonsten muss das Wirkliche auf den kosmischen Verstand beschränkt werden. Das Absolute ist selbst ohne jede Referenz zur Evolution oder Entwicklung vollkommen, denn das Letztere ist nur in der phänomenalen Wahrnehmung und nicht in der Erfahrung der ewigen Vollkommenheit von Bedeutung. Wenn Hegel seinen dialektischen Prozess auf die Funktionen des kosmi-schen Verstandes im relativen Universum beschränken und nicht auf das Absolute beziehen würde, könnte sein System der Vedanta die Hand rei-chen.

In Übereinstimmung mit der Vedanta betrachtet Hegel das Absolute als die Wahrheit aller Dinge. Alle Dinge haben ihr Sein im Absoluten. Es existiert überall nur ein Bewusstsein, das sich selbst erfahrene Absolute, das jedoch, wenn es mit der absoluten Wirklichkeit gleichgesetzt wird, nicht mit Hegel’s Sichtweise von einem erzwungenen dialektischen Prozess des Absoluten, das sich selbst im Selbstbewusstsein des Geistes vervoll-kommnet, übereinstimmt. Die Meinung, die sich beim Leser von Hegel aufdrängt, ist, dass sein Absolutes noch nicht vollkommen ist, und dass es darum durch einen evolutionären Prozess des dialektischen Verstandes ge-bildet werden muss. Doch Hegel lässt diese Auffassung aber nicht zu, denn er behauptet, dass das Absolute implizit in allen Prozessstufen enthalten ist, und dass es die Seele der ewigen Wirklichkeit ist. Dieses vermittelt wieder-um das Gefühl, sein Absolutes ist ein unveränderliches Sein, kein Subjekt der Veränderung. Könnte man dann sagen, dass der dialektische Prozess der Durchgang des relativen individuellen Verstandes ist, der in einer orga-nischen Beziehung zu dem phänomenalen Universum eingebunden ist und sich schrittweise innerhalb des transzendenten Absoluten öffnet, das wie-derum bis in die letzte Nische seines Bewusstseins ewig gegenwärtig ist? Könnte es sein, dass die Evolution nur im kosmischen Verstand und nicht im Wesen, dem Absoluten, vorhanden sein kann? Dann wäre die kosmische Evolution möglich und notwendig, und doch würde sie das Absolute nicht berühren. Doch Hegel gibt uns nicht die Freiheit, ihn so zu verstehen; er besteht darauf, dass die Wirklichkeit im Entstehen ist, dass es sich um ei-nen logischer Prozess der sich dynamisch entwickelnden Evolution handelt. Auf diese Weise kann man zwei gegensätzliche Sichtweisen bei Hegel er-kennen: einerseits findet Veränderung und Entwicklung, Evolution oder werdende Wirklichkeit statt. Dies ist eine klar ungerechtfertigte Übertra-gung relativer Phänomene, die durch den individuellen Verstand auf dem Wege der Umwandlung hin zum Absoluten erfahren werden. Auf der ande-ren Seite, weist Hegel darauf hin, dass dieser Verstand nicht irgendein indi-vidueller Zustand des Verstandes ist, und dass es sich nicht um die ver-schiedenen Ideen des menschlichen Seins handelt, sondern dass es eine u-niversale, rationale Notwendigkeit ist, die in allen Gedanken vorhanden ist, die transzendental, metaphysisch ist, und die im Selbstbewusstsein verwirklicht werden muss. Hier bringt Hegel die Funktion des individuel-len Verstandes, die sich in Anpassung zum evolutionären Phänomen der Natur bewegt und das Absolute Bewusstsein, als wahres Ziel seiner Philo-sophie, durcheinander.

Es gibt jedoch bestimmte Teile in Hegel’s Philosophie, die bedeut-sam sind, und wofür er den Ruf eines großen Philosophen verdient. Einer dieser Punkte ist seine logische Entwicklung der Absoluten Idee, die durch die Natur getragen wird, um sie im absoluten Geist vollkommen werden zu lassen, - jedoch hat er diese Theorie nicht zu Ende gedacht. Seine Dialektik geht bis zu dem Punkt, wo sich die Absolute Idee selbst im Absoluten Geist verwirklicht. Es ist möglich Hegel richtig zu beurteilen, indem seine dyna-mischen Veränderungen, die Entwicklung oder Evolution auf die Absolute Idee und deren Natur, das universale Subjekt und das universale Objekt be-schränkt werden, bis sie ihre Vollkommenheit im Absoluten Geist erreicht haben, ohne dabei diesem Geist selbst eine evolutionäre Entwicklung zuzu-schreiben, vorausgesetzt Hegel’s Vorstellung vom Geist wird radikal verän-dert. Hegel’s Absoluter Geist, obgleich es bei ihm heißt, es sei die Selbster-füllung der Absoluten Idee durch die Natur, muss seinen vollkommenen Ausdruck in der Kunst, der Religion und Philosophie suchen. Man hätte von Hegel erwarten müssen, dass die Absolute Idee, die bei ihm durch die Natur entwickelt werden soll, zum transzendenten Selbstbewusstsein im Geist erhoben wird, so wie der Ishvara des Advaita zum Bewusstsein von Brahman erhoben wurde. Doch Hegel scheint das Absolute ins Reich der Individuen herunter zu bringen, wenn er es selbst in der Kunst, der Religi-on und der Philosophie verwirklichen lässt, so entsteht die Dialektik selbst im reinen Spirit. Dies wäre offensichtlich der blanke Hohn seiner großen Philosophie. Die Absolute Idee sollte wiederum sehr sorgfältig von indivi-duellen psychologischen Funktionen oder den logischen Kategorien menschlicher Gedanken befreit werden und dem kosmischen Verstand des Ishvara der Vedanta zugeordnet werden. Wenn man diese Veränderungen in das Konzept bringt, dabei Hegel’s eigene Beschreibung des Absoluten Spi-rit vergisst und diesen Spirit im Sinne von Brahman der Vedanta versteht, dann wäre man in der Lage, den Ishvara der Vedanta in seiner Absoluten Idee und den Körper von Ishvara in seiner Natur zu entdecken. Der Abso-lute Spirit (Geist) wäre dann Brahman. Hegel’s Auseinandersetzung, dass Gott kein Gott ohne das Universum ist, dass Gott nicht damit aufhören kann, sich selbst als das Universum zu offenbaren, und dass er nicht ohne die Selbsterkenntnis im Universum sein kann, was sein universales Objekt ist und sich nicht von IHM unterscheidet, kann nur dann von Bedeutung sein, wenn dieser Gott im Sinne von Ishvara verstanden wird, der auch kein Ishvara ohne das Universum sein kann, der niemals ohne diese uni-verselle Erscheinung existieren und der niemals ohne die Selbsterkenntnis im Universum sein kann, was sein universales Objekt ist und was sich nicht von IHM unterscheidet. Veränderungen und Evolution sind Ishvara und seinem Körper zuzuordnen, wobei beide organisch miteinander verbunden sind, und beide der Prototyp aller in der Folge involvierter Individuen sind. Als die Verkörperung aller Individuen hat Ishvara die Majorität in ihnen, obgleich die Vielzahl der Elemente in dem jeweiligen organischen Körper untrennbar miteinander verbunden sind. So müssen die Veränderungen und die Evolution von Hegel’s charakteristischem Absoluten Verstand als Idee, - in ihrer Natur als universaler Körper, - miteinander verbundenen sein, und der wiederum, als die Verkörperung aller relativer Augenblicke im dialekti-schen Prozess, ist auf die Mehrheit solcher Augenblicke begründet, die durch ihre internen Beziehungen miteinander verbunden sind. Für beide, nämlich für Ishvara und der Absoluten Idee von Hegel, befindet sich der universale Körper nicht außerhalb als eine materielle Existenz, sondern ist mit dem Wissen oder dem Verstand EINS. Alles, was Hegel in Bezug auf die Absolute Idee gesagt hat, ist auf Ishvara anwendbar, und Seine Natur, als Körper der Idee korrespondiert mit Jagat, dem Körper von Ishvara. Na-tur und Historie werden zu den Stufen der Evolution der Idee auf dem Weg zum Selbstbewusstsein im Spirit (Geist). Doch wir müssen den Absoluten Spirit außen vor lassen, der wie Brahman durch die Veränderungen unbe-rührt ist. Dies kann jedoch nur ein Vorschlag sein, und es sollte nicht ver-gessen werden, dass Hegel sein System nicht so sieht.

Ein anderer interessanter Punkt in der Philosophie von Hegel ist sei-ne Entwicklung über die Theorie der internen Beziehungen. Die Glieder des Absoluten sind alle damit verbunden, und diese Beziehung wird selbst unter ihnen getragen. Gott ist ein logisches System der Beziehungen. Das Ganze und das Einzelne ist organisch miteinander verbunden. Ein Teil ist als solches anzusehen, weil es eine einheitliche Beziehung zum Ganzen bildet, und ohne diese Beziehung wäre dieses Teil nichts; es hätte weder Bedeutung noch Existenz. Jedes Teil lebt durch jedes andere Teil, wie Whi-tehead es in seiner Theorie der Organismen beschreibt. Jedes Teil hängt von einem anderen Teil ab und bestimmt es. Das Ganze übersteigt in seiner mathematischen Summe immer seine Einzelteile; das Unendliche ist nicht nur eine Ansammlung von Endlichem. Die Glieder stehen nicht so mitein-ander in Beziehung, dass ein Teil das andere bestimmt, doch sind sie inner-lich miteinander verbunden, sodass jede innere Veränderung eines Teils das Ganze beeinflusst. Das Ganze hört dann auf zu sein, was es zuvor war. Jede Veränderung ist eine universelle Veränderung; es gibt keine Veränderung, die sich nur auf ein Teil allein bezieht. Jedwede Situation spiegelt eine uni-versale Situation wider. Der Sinn und Zweck des Ganzen ist der Seelenfak-tor, der bestimmt, was im Augenblick gespielt wird. Das Ganze steht über den Teilen und ist die Wirklichkeit der Einzelteile. Das Absolute ist als Ganzes und die Individuen im Universum sind als Glieder davon zu verste-hen, die wiederum in Beziehung zum Ganzen stehen. Das vollkommene Wissen aller Einzelteile ist im Wissen des Ganzen eingeschlossen, denn das wahre Wesen der Glieder ist im Ganzen enthalten. Auf diese Weise ist es unmöglich, alles, ohne Kenntnis des Absoluten, im Universum zu kennen. Die Theorie über die inneren Beziehungen ist Ishvara und nicht Brahman zuzuordnen. Und Hegel hat alle Beziehungen auf das Absolute beschränkt, obwohl sie in ihrem Wesen zum phänomenalen Universum und nicht zum Absoluten gehören. Die Vedanta hält daran fest, dass vollkommenes Wis-sen solange nicht erreicht werden kann, solange man an das empirische U-niversum gebunden ist, und sagt weiter, wenn DAS erkannt wurde, dass Alles unmittelbar, untrennbar, auf ewig im Hier und Jetzt bekannt ist.

Das Absolute von Hegel wird zu einem relativen, begrifflichen Pro-zess und nicht zu einem unsterblichen Bewusstsein, denn das Letztere kann nur in unmittelbarer Intuition verwirklicht werden, die für Hegel nicht den wahren Weg des Wissens darstellt. Er hält daran fest, dass Wirklichkeit nicht in mystischer Intuition erkannt werden kann, sondern nur gedanklich über den Verstand erkannt werden soll. Er kann nicht glauben, dass Wirk-lichkeit reines Sein ist, und dass jedes Bemühen um solche Intuition, nicht mehr als nur dieses abstrakte Sein wäre. Man kann bei den Philosophen, wie Shankara und Swami Shivananda, eine Beharrlichkeit darin finden, dass die Entdeckungen des Intellekts durch die Enthüllungen der Intuition beurteilt werden müssen, doch Hegel würde es lieber anders sehen, näm-lich, dass der Bereich der Intuition anhand von logischen Gedanken fest-gemacht würde. Hegel zergliedert die Erfahrung in abstrakte Intuition ei-nerseits und konkretes Verstehen andererseits, und er glaubt, dass Intuition etwas ist, was vom rationalen Prozess losgelöst ist. Das Ergebnis ist, dass er ein Philosophiesystem hervorbringt, bei dem die Wirklichkeit zu einem sich ändernden Prozess wird, dessen Existenz als Wirklichkeit verleugnet wird.

Die Intuition ist dem Wissen zuzuordnen und nicht unter- sondern überintellektuell. Es ist die integrale Verwirklichung des wahren Wesens der Dinge. Der Suchende betritt den wirklichen Spirit oder das Sein des Objektwissens und erkennt es in seinem eigenen Sein und Bewusstsein ei-nes unmittelbaren Ganzen, was der Intellekt nicht verstehen kann. Der In-tellekt ist verklärt und in die Intuition erhoben, nicht verkleinert oder abge-schnitten. Hegel’s extreme Sichtweise auf das Rationale liegt in der Unfä-higkeit, die Natur des Überrationalen zu verstehen oder zu erkennen. He-gel’s eigene Theorie, dass das Ganze über dem Einzelnen steht und das Einzelne bestimmt, ist durch sein induktives System des dialektischen Pro-zesses, dass ein allgemeines Absolutes aus bestimmten Phasen bildet, wie man im Leben durch den phänomenalen Verstand beobachten kann, zum Scheitern verurteilt. Die Intuition gibt uns das Ganze als Prior zu den Er-scheinungen der Einzelheiten unmittelbar, während der Intellekt, Hegel’s Werkzeug, die Wirklichkeit in Einzelteile aufsplittet und das Erstere vom Nachfolgenden ausschließt. Von der Induktion können nur Wahrscheinlich-keiten abgeleitet und keine offenkundigen Wahrheiten erkannt werden. Wie sollte Hegel sonst einer Existenz eines transempirischen Absoluten vertrau-en, die durch Induktion unerreichbar ist, und die wichtiger ist, als die Kenntnis von Einzelheiten in der Welt? Es ist unmöglich, durch aufeinan-der abgestimmte Einzelheiten über den Verstand, eine Vorstellung vom Ab-soluten zu bekommen. Die Tatsache ist, dass Hegel in seinem Geist bereits eine Idee vom Absoluten hat, die selbst Prior zu seinen Ausführungen über den dialektischen Prozess steht, der nur als ein späteres Instrument dient, um die Idee zu rechtfertigen, die bereits intuitiv in ihm schlummerte. Nichts weiter als die Erfahrung eines mystischen Augenblicks kann für die Erhebung einer Idee des Absoluten in Hegel’s Geist verantwortlich sein. Doch diese Idee wurde durch nachfolgende wichtigere Gedanken von sei-nem Konzept umwölkt, und darum hat Hegel nicht die ewige Wirklichkeit der Intuition entdeckt, sondern eine phänomenale Erscheinung davon, wo-bei diese Erscheinung von der Natur, wie wir sie durch die unvollkomme-nen Kategorien unseres Geistes beobachten, untrennbar ist. Die wahre Phi-losophie ist eine rationale Erklärung intuitiver Erfahrungen und kein kon-zeptionelles Gruppieren von Phänomenen, die äußerlich beobachtet wer-den. Intuition ist unmittelbares Erkennen durch das vollkommene Sein des Selbst, dessen Intellekt nur ein Verstehen weniger empirischer Einzelheiten ist. Wenn Hegel das Wunder der Intuition erkannt hätte, wodurch das Abso-lute, wie es ist, und nicht nur als Erscheinung erkannt wird, wäre er einer der größten Theoretiker der Vedanta geworden.