Studien über vergleichbare Philosophie

 

Immanuel Kant

Immanuel Kant wurde, wie es heißt, durch Hume von seinem dogmatischen Schlummer geweckt und brachte eine kopernikanische Revolution hervor. Bei Kant beginnen die Früchte der Philosophie zu reifen, denn hier zeigt sich eine Reife und volle Entwicklung.

Kant entdeckt, dass weder Empirismus noch Rationalismus vollkommen sind, obwohl beide einige Wahrheiten beinhalten. Sein Problem liegt darin, sich einerseits auf die Grundlagen der vorhergehenden Philosophien zu berufen, und andererseits seine eigene kritische Philosophie oder den transzendentalen Idealismus zu entwickeln. Kant beginnt damit, dass er sagt, dass das Wissen nicht ausschließlich durch die Sinneserfahrungen getrieben wird. Wir können unsere Wissensaufnahme nicht nur auf unsere Sinne beschränken, wie es von Locke und Hume angenommen wurde. Hume bekannte sich zu dem Fehler, dass Erfahrungen auf getrennte und bestimmte Gefühle beruhen, und kam von dieser falschen Prämisse zur falschen Schlussfolgerung, dass es im Wissen nichts Notwendiges oder Universales gäbe. Sinneserfahrungen vermitteln uns lediglich etwas Wahrscheinliches, aber nichts Bestimmtes. Wenn es ein bestimmtes, notwendiges und universales Wissen gibt, muss dieses unabhängig von der Sinneserfahrung sein. Die Notwendigkeit und die Universalität eines solchen Wissen ist wahr und steht über den Sinneserfahrungen, - es ist a priori (eine höhere Ebene). In der Mathematik gibt es beispielsweise ein Wissen, das notwendig und universal ist; dieses Wissen ist durch die Sinneserfahrung unberührt. Nichts in der Welt kann das Ergebnis von sieben plus fünf (gleich 12) verändern, und Erfahrungen haben die Prinzipien der Geometrie niemals verfälscht. Dieses ist ein Beispiel für ein Wissen unabhängig von Gefühlen. An dieser Stelle ist Kant ein Dogmatiker, ohne danach zu fragen, ob künstliche Bewertungen a priori möglich sind. Er setzt, was ihn selbst betrifft, solches Wissen bei seiner Bewertung (Kategorie) a priori als möglich voraus. Er ist davon beseelt, die Anatomie zu beschreiben und die Funktionsweise zu veranschaulichen, und zieht im Gegensatz zu Hume in Betracht, ein notwendiges und universales Wissen zu verweigern, könnte bedeuten, einen Skandal heraufzubeschwören.

Von wo bekommen wir nun solch notwendiges und universales Wissen? Sicherlich nicht von den Sinneserfahrungen; denn diese sind von den Sinneserfahrungen unberührt. Für Kant ist jedes Wissen (Wissensebene) eine Art von Kategorie. Absolutes Wissen ist eine notwendige und universale Kategorie. Gefühle tragen nicht das Notwendige oder Universale in sich. Und doch muss das absolute Wissen im Verstehen oder in der Zusammensetzung des  Geistes enthalten sein. Es muss das notwendige und fundamentale Gesetz sein, das die Funktionsweise des Geistes bestimmt. Der Geist ist keine leere Scheibe, wie Locke behauptet, kein passiver Empfänger der Eindrücke, sondern ein aktiv handelndes Werkzeug, dass die Sinneswahrnehmungen modifiziert, sie methodisch nach dem Begriff in die richtige Schublade ablegt und entsprechend seinem Inhalt reorganisiert. Auf diese Weise besteht unser Wissen aus den Materialien unserer Sinneswahrnehmungen, sowie durch die Einheit und Ordnung unseres Geistes oder durch unser Verständnis. Ohne Gefühle oder Wahrnehmungen hätten wir kein Wissen; ohne unser Denken und Verstehen wäre das Wissen verständnislos. Kant drückt es folgendermaßen aus: Wie ist eine künstliche Bewertung (Kategorisieren) a priori in der Mathematik, Physik und Metaphysik möglich? Seine ganze ‚kritische Philosophie‘ dient der Antwort auf diese Frage.

Kant fand heraus, dass Gefühle in sich selbst subjektiv sind und in einen Bezug von Raum Zeit gesetzt werden müssen, um hinsichtlich des Wissens, eine Objektivität zu erwerben. Gefühle erzeugen Materie, und bilden in Raum und Zeit die Form aus. In unserem Wissensprozess werden zunächst die Gefühle mit Hilfe der Wahrnehmungskategorien von Raum und Zeit organisiert, und weiterhin werden diese Wahrnehmungen mit Hilfe der Begriffskategorien organisiert; es gibt 12 reine Bewertungskategorien. Gefühle allein können kein Wissen erzeugen; sie müssen über ein Objekt in Raum und Zeit angeordnet werden, und dann kann man erst von einer Wahrnehmung eines Objektes sprechen. Ohne die Hilfe von Raum und Zeit kann es keine Wahrnehmung geben, denn Gefühle allein vermitteln kein Wissen über ein Objekt. Raum und Zeit sind (a priori) die höher stehenden Hilfsmittel der Wahrnehmung und können aus sich selbst heraus zu Inhalten reiner Wahrnehmung unabhängig von Objekten werden. Sie sind (a priori) höher gestellt, denn sie sind die notwendige Voraussetzung für die Umsetzung von Gefühlen in Wahrnehmungen. Und so wie die Gesetze der Mathematik sind auch die Gesetze von Raum und Zeit; es sind höherstehende (a priori) Gesetze.

Gemäß den Empirikern sind Wahrnehmungen das Ergebnis spontan zusammengewürfelter Gefühle; doch laut Kant geschieht dies durch eine Ursache, die sich im Geist selbst finden lässt, nämlich der Sensibilität des Verstehens. Kant schüttelt die Sichtweise von Locke und Hume ab und folgert, dass das Verstehen eine bedeutende Rolle bei der Bildung der Wahrnehmung spielt. Und doch können bestimmte und getrennte Wahrnehmungen uns kein wirkliches Wissen vermitteln. Wenn die Umbildung der Gefühle als Wahrnehmung durch die wahrnehmbaren Kategorien in Raum und Zeit stattgefunden haben, werden die Wahrnehmungen durch das Verstehen in Kategorien in Gedanken transformiert. Und da die Gefühle mit Hilfe von Raum und Zeit a priori in den wahrgenommenen Objekten gebündelt, angeordnet und vereint sind, sind die Wahrnehmungen mit Hilfe der gedanklichen Kategorien in Quantität, Qualität, Beziehung und Modalität miteinander verbunden, aufeinander bezogen und organisiert. Die Wahrnehmungen sind in die Formen dieser Kategorien gegossen und in die Gedanken und Bewertungen transformiert. Dieses wird durch die Gegenwart eines vereinheitlichenden Bewusstseins oder der synthetischen Einheit des Erfassens in uns möglich. Die Funktion ebenso wie das Wesen des Verstehens ist diese Organisation der Gefühle und der Wahrnehmung. Die Verbindung zwischen Wahrnehmungen und Gedanken ist jene Zeitformation, die Kant als ‚transzendentales Schema‘ bezeichnet. Diese Anordnung, diese Einheit in den Gefühlen und Wahrnehmungen entsteht durch die Gesetze, die im Verstehen oder im Geist und nicht in den Gefühlen selbst enthalten sind, wie Locke und Hume dachten. Im Geist befindet sich eine außerordentliche Fähigkeit zur Organisation. Und diese Fähigkeit ist eine a priori unabhängige Sinneserfahrung. Kant erkennt, dass die Dinge selbst keine organisierenden Wissensträger sind, denn wir bestätigen ihre Existenz nur durch die Folgerung aus den verstreuten Gefühlen, die wir von außen empfangen. Die Fähigkeit zur Anordnung und Vereinigung muss durch den Geist oder das Verstehen hinzugefügt werden. Die Unterschiede des Wissens, die bei den Menschen beobachtet werden können, beweisen, dass die Ordnung durch die Gesetze des Geistes in die Gefühle hineingebracht wurde und nicht ursprünglich in den Gefühlen vorhanden waren, was eine aktive Beurteilung oder eine Gesetzgebung beweist und nicht auf ein passives Wachstum der von außen aufgenommenen Eindrücke hindeutet. Die Gesetze und die angeordnete Einheit der Welt sind darum die Gesetze und die angeordnete Einheit der Kategorien des Geistes. Was wir als Dinge bezeichnen sind nicht die Dinge-in-sich-selbst, sondern sind allein Kategorien des Geistes, die als Objekte in Raum und Zeit projiziert wurden. Mit anderen Worten, wir sehen in Dingen nur die notwendigen und die universalen Gesetze unseres Geistes. Es sind die notwendigen und universalen Gesetze des Geistes, die sich selbst in den Objekten der Welt erkennen. Kant rettet so die Welt der Physik, so wie er die Welt der Mathematik gerettet hat.

Der Vorwurf der Kant immer wieder gemacht wird, er unterrichte naiven Subjektivismus, ist nicht gerechtfertigt. Er sagt nicht, dass irgendein bestimmter Geist seine eigenen Gesetze der Natur vorschreiben könnte, sondern er spricht von einem notwendigen und universalen Wissen, dass für die Geistorgane aller Menschen gleichermaßen gilt, obwohl es durch die Kategorien des Geistes oder durch die wahrgenommenen Dinge beschränkt sei. Doch er macht die Gesetzmäßigkeit der Dinge zu den Gesetzen der menschlichen Geistorgane, obwohl sie für alle Geistorgane gelten. Er sagt, die Kategorien unserer Wahrnehmungen und Gedanken kontrollieren das ganze Wissen, und darüber hinaus ist nichts bekannt. Er vermutet, dass die Gefühle durch bestimmte Dinge aktiviert würden, wobei diese Dinge niemals Teil unseres Wissen werden könnten, denn unser Wissen sei auf die Kategorien begrenzt. Kant stimmt gedanklich mit Locke darin überein, dass wir solche Dinge nicht kennen könnten, die als Ursache von Gefühlen gelten. Kant liegt hier gemäß der Vedanta nicht richtig, wenn er annimmt, dass die logischen Kategorien des menschlichen Geistes das Wissen nur so verändert oder beeinflusst werden könnten, dass wir nur die logischen Kategorien kennen, und dass das, was wir als die physischen Objekte bezeichnen, lediglich Projektionen dieser Kategorien menschlicher Gedanken sind. Die Vedanta hält daran fest, dass die physische Welt eine Offenbarung von Ishvara ist, und dass die Objekte unabhängig von menschlichen Gedanken und deren logischen Gesetzen existieren, obwohl der menschliche Geist viel bei der Bewertung der Objekte durch seine eigenen Wunschvorstellungen, Gefühle und Emotionen beiträgt. Es mag richtig sein, dass bestimmte Wünsche, Gefühle und Emotionen auf alle Menschen zutreffen; doch diese allgemein verbreiteten, bestimmten psychologischen Einflussfaktoren können nicht so gewertet werden, dass sie die Existenz der physischen Objekte berühren können. Logik ist nicht dasselbe wie Metaphysik, wenn wir unter Logik ausschließlich die Gesetze des menschlichen Denkens und der Beweisführung verstehen. Das menschliche Denken ist im Sinne der kosmischen Existenz kein Teil der Wirklichkeit. Nur der Geist oder Wille von Ishvara oder Gott haben diese Wirklichkeit, und nur die Logik dieses absoluten Geistes kann mit den Gesetzen der Metaphysik der Wirklichkeit identisch sein. Und es ist auch nur dieser kosmische Geist, der die Natur der Objekte des Wissens durch die Kategorien oder Gesetze in ihren Inhalten verändern kann. Für die Vedanta ist die Welt aus Sicht des Ishvara-Gedankens vollkommen, doch nicht im Sinne eines oder aller Menschen. Noch einmal: Raum und Zeit und die physikalischen und äußerlichen Objekte des Universums können aus Sicht von Ishvara nicht als Wirklichkeiten betrachtet werden, denn ER ist spirituelles Sein, und darum müssen seine Erscheinungsformen als die notwendigen Gegenstücke zu den Vorstellungen unserer individuellen Existenz verstanden werden. Die physische Welt existiert unabhängig vom menschlichen Denken oder Willen, doch sie wird vom menschlichen Denken und Willen abhängig, wenn der menschliche Geist sich über sich selbst erhebt und mit dem Ishvara-Geist identifiziert. So scheint es sich mit der physikalischen Welt zu verhalten und sie muss so lange als unabhängig vom menschlichen Geist akzeptiert werden, wie der individuelle Mensch existiert, ausgenommen der menschliche Geist ist im kosmischen Geist transzendiert. Noch einmal: die Existenz der Welt, die unabhängig vom menschlichen Geist ist, und die Existenz eines kosmischen Geistes, für die sie eine Offenbarung ist, und deren Naturgesetze sie bestimmt, müssen als notwendige Voraussetzungen akzeptiert werden, um eine logische und zufrieden stellende Erklärung für unsere weltlichen Erfahrungen zu bieten. Sie sind verwandt, denn sie sind nur in Relation zum Individuum gültig, so lange wie dieses Individuum überlebt. Die Welt ist relativ, weil sie von den Kategorien von Raum, Zeit und Ursache abhängt, die nur in Beziehung der Individualität gültig sind, und sie sind so lange wirklicher als die Gedanken oder Vorstellungen des Einzelnen wie das Individuum existiert, doch das von dem kosmischen Geist abhängt und durch dessen Gesetze kontrolliert wird. Kurz gesagt: So lange wie Individuen existieren, die so wirklich sind wie sie sind, und so lange es eine physische Welt gibt, die so wirklich wie alle Individuen sind, so lange hängen sie von ihren Gedanken, Gesetzen oder ihrem Denken ab; so lange wie dieser Zustand anhält, so lange muss die Existenz eines kosmischen Geistes oder Glaubens an Gott akzeptiert werden, der der Urheber der physischen Welt und all der in ihr lebenden Individuen ist, und der vollkommen die Naturgesetze der Welt bestimmt, d.h., diese Unabhängigkeit der physischen Welt über die Individuen und die Gedanken, und diese Existenz des kosmischen Geistes oder des Gedankens Gottes ist notwendig und eine unvermeidbare Tatsache, die in die individuellen Erfahrungen einbezogen ist. Doch wenn der individuelle Geist in den Zustand des kosmischen Geistes erhoben ist, existiert weder das Individuum noch die Welt; dort existiert nur die Absolut-Erfahrung. Letztendlich offenbart die Welt ihr spirituelles Sein. Dieses erklärt in welcher Weise die Welt unabhängig oder welche außergewöhnliche Wirklichkeit sie hat, in welcher Weise sie gedanklich oder rein vom Geist abhängt, in welcher Beziehung sie zur Wechselwirkung von Subjekt und Objekt steht und in welcher Weise sie nicht existiert. Hier sehen wir die Herrlichkeit der Vedanta.

Kant erkannte, obwohl die Mathematik und die Physik mit dem universalen Gedanken im Einklang und für jeden Geist notwendig und gültig sind, dass sie aber wundersamer Weise begrenzt und darum relativ sind. Die Welt der Sinneserfahrungen ist eine Welt der Erscheinungen, sie besteht nicht aus Dingen in sich selbst, denn diese wären unbekannt, obwohl sie bei allen Phänomenen im Hintergrund vorhanden sind. Einige Interpreter Kant‘s sehen ‚seine Dinge-in-sich- selbst‘ als dogmatisch an, denn wenn, wie Kant sagt, diese Dinge-in-sich- selbst überhaupt nicht bekannt sein können, wie kann man auf ihre Existenz beharren? Sie glauben, dass die Existenz der Dinge-in-sich-selbst eine unberechtigte Annahme sind, die gegen Kant’s Theorie steht, dass alles Bekannte nicht mehr als Erscheinungen sind. Selbst die Dinge-in-sich- selbst müssen auf die Kategorien des Geistes beschränkt werden, denn der Geist behauptet seine Existenz. Andere versuchen Kant vor den Angriffen zu schützen, indem sie an seinem Konzept, dass die unbekannten Dinge-in- sich-selbst keine Wirklichkeiten sind, fest halten. Doch ist es nur ein begrenztes Konzept, bei dem Kant keinen Einspruch erhebt, diese in das Phänomen einzuschließen. Das Ziel dieses Konzeptes ist lediglich, auf die Beschränkungen des möglichen Wissens oder die Beschränkungen der Erfahrungen hinzuweisen. Doch die Vedanta geht in seiner Darstellung über Kant und auch über seine Kritiker hinaus und schlägt ihm vor, dass die Dinge-in-sich-selbst nicht nur Voraussetzungen oder Annahmen sind, weder Phänomene endlicher Kategorien noch begrenzende Konzepte, sondern etwas nahe Stehendes einer übermentalen Wirklichkeit, was Kant postuliert, selbst ohne sein eigenes Wissen, durch Schatten einer übernatürlichen Intuition, wobei er fälschlicherweise analog zu den physikalischen Objekten von einer Vielzahl von Dingen in sich selbst ausgeht. In Wirklichkeit gibt es nur ein Ding in sich selbst, das Ewige Spirituelle Sein, und nicht viele. Manchmal deutet Kant darauf hin, dass die Dinge-in-sich-selbst materielle Objekte sind, obwohl uns ihre genaue Natur nicht bekannt ist, was ein Fehler in Lockes Theorie der Begriffe wäre. Wie kann man behaupten, dass Objekte materiell sind, wenn sie nicht bekannt sind? Kant wäre nicht logisch, hätte er nicht die Dinge-in-sich-selbst als ein spirituelles unsichtbares Wesen hinzugefügt.

Kant versucht der Metaphysik, mit seiner Theorie der Kategorien und durch die Begrenzung des Wissens auf Erscheinungen, einen Todesstoß zu versetzen, indem er strikt argumentiert, dass nicht nur unser Wissen von den weltlichen Objekten, sondern auch unser Wissen über die Seele und Gott, Erscheinungen und ein Phänomen der Kategorien des Verstehens sind. Metaphysisches Wissen ist auf das Phänomen beschränkt. Es gibt keine Metaphysik vom ‚Sein als Sein‘ oder vom ‚Das was ist‘. Solche Metaphysik ist widersprüchlich und führt zu Trugschlüssen. Kant zeigt, dass wir sicher sein können, dass die Welt einerseits einen zeitlichen Anfang hat und auch, dass sie andererseits keinen zeitlichen Anfang hat; dass eine vermischte Substanz aus einfachen Teilen besteht und auch, dass sie nicht aus einfachen Teilen besteht; dass Freiheit existiert und auch, dass alle Dinge vorbestimmt sind; dass es ein absolut notwendiges Sein gibt und auch, dass es dieses Sein nicht gibt. Der Verstand kann die absolute Wahrheit nicht ergründen. Wir befinden uns im Griff der phänomenalen Erfahrungen, aus denen wir uns selbst nicht befreien können.

Die Größe von Kant liegt in dem von ihm sorgfältig untersuchten Verstand und den dabei aufgedeckten Kräften und den Einschränkungen dieses Verstandes, und er weiß, wie weit der Verstand mit seinem genialen Wissen den Menschen unterstützen kann. Doch die Schwäche von Kant liegt darin, dass er den Verstand über dessen Bereich hinaus mit Funktionen ausgestattet hat, die ihm nicht zukommen, und er kommt zu der bitteren Entscheidung, dass die Dinge-in-sich-selbst unbekannt sind, und er versuchte alles, um daraus eine Metaphysik der Wirklichkeit zu entwickeln. Während Hume versucht hat, uns den Skeptizismus nahe zu bringen, so hat uns Kant augenscheinlich einen ‚Agnostizismus‘ gegeben. Beide haben uns dort verlassen, wo Wissen mit der Wirklichkeit verbunden ist. Kant bemerkte nicht, dass sein Widerspruch kein wirklicher Widerspruch war, sondern nur unterschiedliche Perspektiven, verschiedene Sichten der Wirklichkeit, die zu bestimmter Zeit alle richtig und auf einer bestimmten Ebene bei der Entwicklung der Kräfte zutreffend sind. Kant weiß, dass diese Kategorien, bei denen wir durch die Widersprüche gelandet sind, auf Grund der falschen Annahmen entstanden sind, dass Raum, Zeit und Ursachen äußere und voneinander unabhängige Wahrnehmungen sind. Wenn diese Formen der Wahrnehmung, anders als Kant es mit seinen Kategorien machte, richtig interpretiert werden, lösen sich all diese Widersprüche in eine vollkommene Wahrnehmung auf, was einer übersinnlichen Intuition entspricht. Wie bereits aufgezeigt, dient die Welt bestimmten Lebensaspekten, dient als Ideal für bestimmte andere Dinge, die auf einigen Ebenen in Beziehung stehen und zu anderer Zeit nichtexistent sind. Dieses sind keine Widersprüche, sondern Sichten der Wirklichkeit, wie sie dem Geist stückchenweise zur Verfügung stehen, denn er kann sie nicht alle auf einmal erfassen. Es mag von einem abstrakten Standpunkt des reinen Geistes aus so scheinen, dass unser Wissen von der Wirklichkeit phänomenal sei, doch sollte uns klar sein, dass dieses nur ein Akt der Überbetonung des Verstandes und eine unhaltbare These ist. Die Folge kann die Ursache nicht kennen, ohne sich als ‚Folge‘ aufzugeben. Es ist aussichtslos, die Wirklichkeit mit Hilfe des Geistes oder des Verstandes kennen zu wollen. Kant hat dieses Argument aus einem anderen Grund als die Vedanta zugelassen. Kant begrenzt die Erfahrungen auf die Sinne und das Verstehen auf den Verstand, ohne dabei die Voraussetzungen zu beachten; darum verweigert er die Möglichkeit einer aufrichtigen Metaphysik der Wirklichkeit. Doch für die Vedanta bestehen die Erfahrungen nicht nur darin; es gibt noch eine andere Form des Wissens, auf der diese Erfahrungen wiederum basieren und ohne die sie bedeutungslos wären, und sie ist in der Lage, eine umfassende und zufrieden stellende Klangmetaphysik zu bilden. Diese Basis ist die Voraussetzung für alles Wissen, das auf Beziehungen beruht. Dieses ist die Seele, das Selbst, der Begründer, der Zweifler, der Grund hinter dem Skeptizismus, dem Phänomenalismus und dem Agnostizismus, was unstrittig ist, nicht in Erscheinung tritt, aber nicht unbekannt ist.

Die Ideen von der Freiheit und der Notwendigkeit der Kausalität so-wie das notwendige Sein, das jenseits der Welt als letztendliche bedin-gungslose Bedingung steht, welche sich aber laut Kant nicht jenseits des Phänomens der Kategorien des Verstehens befindet, hängen von einer un-veränderlichen, unvergänglichen, unsterblichen, einfachen, unsichtbaren, spirituellen Substanz des Sein ab. Für Kant ist solch ein Selbst nicht wahr-nehmbar, unsere Vorstellungen davon sind in das Phänomen involviert, es sollte sich darum nicht jenseits der begrenzten Kategorien befinden; und doch sind die Welt und auch Gott, der die Beziehungen zum Selbst erträgt, ein Phänomen. Kant sagt, dass wir uns nicht erkennen wie wir wirklich sind, doch wie wir uns durch die Kategorien selbst sehen. Wir sehen die Welt nicht wie sie ist, doch wie sie durch die Kategorien erscheint. Wir kennen Gott nicht wie ER ist, doch wir sehen IHN wie er durch die Mühlen unseres Verstehens und Verstandes erscheint. Die Welt als solches, die See-le und Gott sind alles Dinge-in-sich-selbst und sie existieren darum jenseits der Erfahrungen.

Wir können Kant nicht dafür verantwortlich machen, dass er die See-le, die Welt und den Gott negiert; denn er will damit ausdrücken, dass wir sie weder über die Gefühle, die Wahrnehmungen noch über das Verstehen erkennen können; ansonsten gäbe es keinen Grund für seine Dinge-in-sich-selbst. Doch das Schlimme ist, dass er keine andere Form der Erfahrung als die Gefühle akzeptieren kann. Er hat ohne Zweifel die Genialität intuitiv zu begreifen, Dinge von Angesicht zu Angesicht unmittelbar richtig zu verste-hen, doch er verweigert ihre Wirklichkeit und akzeptiert sie nur als eine Wahrscheinlichkeit. Wir haben nur eine gefühlsmäßige Intuition und wüss-ten nichts darüber hinaus. Er verweigert selbst eine unmittelbare Intuition des Selbst und macht es zu einem Objekt des sprunghaften Verstandes. Sei-ner Meinung nach kennt man sich selbst, doch nicht das eigene Selbst. Er denkt an Hume, wenn er sagt, dass das, was wir von uns selbst kennen, le-diglich eine Folge gefühlsmäßiger Zustände, Wahrnehmungen und nichts weiter wären. Wir haben nur einen Gedanken über das Selbst, keine Wahr-nehmung, und dieser Gedanke ist ein Bündel solcher Zustände. Kant schwankt zwischen dieser und einer anderen Sichtweise, die ihn vollkom-men von Hume unterscheidet, nämlich, dem Eingeständnis einer syntheti-schen oder transzendentalen Einheit des Erfassens, dem Vereinigen des E-gos, dem Ich, das nicht als eine Wahrnehmung oder ein Gedanke identifi-ziert werden kann, und ohne das kein Wissen möglich ist. Doch dieses Ego von Kant unterscheidet sich vom Atman der Vedanta, denn das Vorherige ist immer noch eine empirische Form, die sich auf eine empirische Erfah-rung bezieht. Kant hält daran fest, dass dieses Ego empirisches Bewusst-sein transzendiert; doch tatsächlich ist dies nicht möglich, denn es würde in seinen Händen zum individualisierten Willen, der immer über sich hinaus-strebt. Doch er unterscheidet es von dem empirischen Ego, so wie die Ve-danta den Jiva vom Atman trennt. In der Vorstellung von Kant scheint das Selbst ein Objekt des sprunghaften Verstandes zu sein, weil er das Selbst bewusst zu einem Objekt des Verstandes macht. Wir können unsere eigene Existenz nicht durch den Verstand erkennen, doch wir haben eine unmittel-bare Eingebung unseres Seins, das mit einem unteilbaren Bewusstsein identisch ist. Diese Tatsache ist zu klar, um sie gesondert zu hinterfragen. Unser bewusstes Sein wird niemals zu einem Objekt; es ist immer im Hin-tergrund und die Voraussetzung all unser Wissensprozesse. Wenn das Selbst zu einem Objekt wird, wo befindet sich dann das Wissen dieses Ob-jektes? Dieses Wissen erforderte ein anderes Selbst als Basis; und dieser Nachforschungsprozess würde in der Unendlichkeit enden. Dieses Selbst erfordert keinerlei Beziehungen, und der Wissensprozess hingegen bedarf irgendwelcher Dualitäten bezogen auf sich selbst. Die Vedanta erklärt, dass es bestimmte spirituelle Gesetze gibt, die wir täglich in uns selbst erfahren, obgleich wir sie auf Grund des Schleiers der Unwissenheit über dem Selbst, nur verschwommen wahrnehmen. Die spirituellen Gesetze stehen über den Kategorien des Verstehens. So wie Kant a priori auf seine als uni-versalen und bestimmenden Natur der Kategorien oder Prinzipien des Wis-sens bei der Wahrnehmung von Dingen besteht, so besteht die Vedanta auf die Prinzipien des Wissens, die universaler und notwendiger als die Bewer-tungen und Kategorien von Kant sind, da sie selbst diese Bewertungen und Kategorien steuern. Wissen durch Verstehen ist zweifellos nicht die einzige Möglichkeit etwas zu erfassen. Es gibt eine spirituelle Verwirklichung des Absoluten, was nicht nur eine Wahrscheinlichkeit ist sondern sicherer ist, als die Erfahrung durch eine empirische Welt von Körpern.

Kant ist jemand, der es weiß, und doch weiß er nicht, dass er es weiß. Er macht anregende Aussagen, kommt zum Grenzland der Wirklichkeit, und doch geht er nicht weiter. Dieses macht er, weil er nicht in der Lage ist, über das Verstehen hinauszugehen, und er fühlt sich von allen Seiten durch die Gesetze des Verstehens gehemmt. Er sagt, dass die Philosophie vom reinen Denken, die Idee von einer vereinten Welt, einer Seele und Gott, le-diglich regulative Prinzipien sind, die die Grenzen des Wissens aufzeigen und eine transzendentale Wirklichkeit jenseits unserer möglichen Erfahrun-gen geltend machen. Kant weiß allerdings nicht, dass diese Behauptung einer transzendentalen Wirklichkeit nur mit Hilfe dieser Kategorien unmöglich ist. Er schuldet die Möglichkeit dieses Konzeptes der Dinge-in-sich-selbst in Verbindung mit der über die Gefühle hinausgehenden Intuiti-on, obwohl er diese Intuition nie unmittelbar wahrgenommen hat. Er sagt, diese Dinge-in-sich-selbst seien unbekannte Gedanken. Wie funktioniert nun das Denken? Es geschieht durch die Kategorien. Können wir die Kate-gorien auf den Gedanken dieser Dinge-in-sich-selbst anwenden? Nein. Wie erklärt sich Kant dann diesen Gedanken der Dinge-in-sich-selbst? Er kann nicht einerseits sagen, es wären Gedanken und andererseits behaupten, es wären keine Gedanken des Verstandes, denn selbst der Verstand arbeitet in den Kategorien. Dann ist es offensichtlich, dass er glaubt, dass die Dinge-in-sich-selbst in der Lage sind, die Sinne und die Kategorien zu transzen-dieren. Und es ist nichts weiter als eine über die Gefühle hinausgehende Intuition.

Kant übersieht die Tatsache, dass der Verstand danach sucht, die un-widerstehliche Überzeugung seiner Macht, die Dinge-in-sich-selbst als em-pirische Wahrnehmung zur Schau zu stellen. Er weigert sich, sein mögli-ches Wissen darüber preiszugeben, dass es sich lediglich um eine Projekti-on der relativen Kategorien handelt. Es ist unmöglich, den übermenschli-chen Drang zu ignorieren, der immer darum besorgt ist, die Notwendigkeit des Absoluten nach dem Unsichtbaren, dem Unendlichen, dem Wirklichen in uns und in allem zu erkennen. Auch Kant hat vergessen, dass er solange nicht in der Lage ist, das Zusammenwirken der Formen der Kategorien im inneren Geist einerseits und der Materie der Sinneswahrnehmungen ande-rerseits zu erklären, wie es keinen allgemein bewussten Hintergrund gibt, der beidem unterliegt. Das Wissen ist auf Grund einer Existenz möglich, die für das Subjekt und das Objekt gleichermaßen gültig ist. Wenn die Ka-tegorien des Verstehens keine Bewusstseins-Beziehung einerseits und die Materie durch die Sinne andererseits in sich trügen, fände keine Anpassung statt. Die Beziehung zwischen dem inneren Geist und den äußeren Objek-ten ist eine Wissensbeziehung. Diesem Wissen oder Bewusstsein unterliegt einer Einheit, die beiden, dem Wissenden und dem Bekannten, unterliegt. Mit anderen Worten, das Wissen beinhaltet als Voraussetzung und Basis aller möglichen menschlichen empirischen Wissenserfahrung die universa-le Existenz. Es ist dieses unabhängige, allgegenwärtige Existenz-Bewusstsein, das wir als das Absolute begreifen.

Wenn, wie Kant glaubt, die Grundideen des Verstandes nur regulati-ven Charakter hätten, und nur so lange gültig wären, wie sie unserem Wis-sen eine Einheit und Ordnung vermitteln, und wir nur gezwungen wären wie ihre existierenden Objekte zu handeln, würden wir in einer Welt von Einbildungen, Annahmen und Hirngespinsten leben; ein Leben wäre un-möglich. Die Bedeutung instinktiv im Leben entdecken zu können, verab-scheut jeden dieser Vorschläge, und bestätigt eine Kostbarkeit und einen Wert, der mit nichts in der Welt vergleichbar ist. Die Grundideen des Vers-tandes sind nicht nur Wahrscheinlichkeiten oder zukünftige Möglichkeiten, sondern stehen hier für die Tatsache einer Gesamtstruktur eines möglichen Wissens. Die Möglichkeit in unserem Verstand solche Grundideen zu ent-wickeln erhebt sich nicht, wie Kant glaubt, weil der Verstand diese Fähig-keiten aus der Grundanlage entwickelt, sondern sie ergibt sich durch die Grundanlage des Verstandes selbst. Wir kommen nicht von einer Fähigkeit zur Unfähigkeit, sondern umgekehrt, von der Unfähigkeit zur Fähigkeit. Wir beginnen offenkundig mit einem unfähigen unbelasteten Bewusstsein mit der Tatsache, dass es zu diesem Zeitpunkt weder Gedanken noch Leben gibt. Allein die Grundfunktionen des Verstandes als Grenzpfeiler der Erfah-rungen lassen auf die unbegrenzte Existenz schließen, denn das unbegrenz-te Wissen ist sofort im begrenzten Wissen eingeschlossen. Descartes war davon überzeugt, dass wir uns nicht als endliche Wesen erfahren können, ohne uns auf unsere unendliche Existenz zu beziehen. Weiter, wie können bedingte Ideen, die wir durch die Kategorien erzeugt haben einen Bezug zu den unbedingten unsterblichen Ideen der Unendlichkeit herstellen? Wie kann sich ein Gedanke des Absoluten erheben, wenn er nicht bereits im Bewusstsein vorhanden ist? Wie kann eine Idee, eine Vorstellung oder ein Konzept des Absoluten oder Unendlichen möglich werden, wenn unser Bewusstsein in den endlichen Kategorien eingeschlossen ist? Kant lässt die Entdeckung der a priori Prinzipien im Verstand vermissen, die logischer Weise den Kategorien des Verstehens vorausgehen. H. J. Paton, ein wohl bekannter Schüler Kant’s, sagt, dass Kant nicht wirklich über der Existenz der Dinge-in-sich-selbst in den Erfahrungen als ihre Ursache argumentiert, sondern sie vielmehr als sofort gegenwärtig in allen Erscheinungen voraus-gesetzt hat. Ein Wissen über das Phänomen der Welt beruht auf einer inne-ren Überzeugung, was nicht nur eine Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit, sondern auf die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten hindeutet, was darauf hinweist, dass ein unveränderliches Sein existiert und das Weltphänomen durchdringt. Es ist Kant’s intellektuelle Neigung, die ihn davor bewahrt, diese Wahrheit anzunehmen, die sich vor uns wie das Tageslicht auftut. Für die Sinne erscheint das Wirkliche zweifellos wie eine abstrakte Idee, die für sie unerreichbar erscheint. Kant weist auf das Vorurteil der Seelenverfech-ter des Wissens der Sinne hin, wenn er den Anspruch der Ideen des Vers-tandes ignoriert und diese Ideen in den Vorhof der Wahrscheinlichkeiten degradiert. Die organisierende Fähigkeit, das Gesetz, die Ordnung und die Leidenschaft für die gegenwärtige Einheit im Geist beweist die Existenz eines einheitlichen, unteilbaren und bewussten Selbst. Der Raum und die Zeit, - obgleich empirisch real und transzendental vollkommen, - und die Notwendigkeit und die Universalität mathematischer Wahrheiten, die nur in einer räumlichen Ausdehnung und in der Zeitform möglich sind, die als eine Folge homogener Augenblicke gefühlt wird, die in der Physik eine Loyalität zu den Gesetzen der Mathematik im Einklang zu den Kategorien des Verstehens besitzt, tauchen außerhalb des Geistes auf und unterliegen als ein äußerer phänomenaler Ausdruck der Einheit allen Prozessen unseres Wissens. Das unmittelbare Bewusstsein des Selbst, das alle Phänomene durchdringt, verlangt als das Unbegrenzte erkannt zu werden. Das, was in Bezug auf die Erfahrungen der Welt gesehen wird, ist das Ishvara der Ve-danta; es ist Brahman in seinem eigenen Sein. Genauso wie die Kategorien des Verstehens zu den Sinneserfahrungen passen, die uns das Wissen ver-mitteln, stehen die Ideen des Verstandes zur Absoluten Wirklichkeit, ob-wohl es eines tieferen Inneren bedarf, um diese Tatsache zu verstehen. Ge-nauso wie die Kategorien allein ohne ihre Anpassung an das Sinnen-Material aus den empirischen Wahrnehmungen bedeutungslos sind, so sind die Ideen des Verstandes allein ohne die Übereinstimmung mit der in einer Hyperintuition erfahrenen Wirklichkeit bedeutungslos. Diese Ideen haben nicht nur regulative Aufgaben in unserem Leben, sondern handeln als Ver-treter der Wirklichkeit, die auf Grund eigener Rechte existieren. Die syste-matische Einheit, die die Ideen des Absoluten Seins dem Leben geben, ist der Schatten, der durch die Existenz des Absoluten Seins verursacht wird.

Kant’s Argumente gegen den ontologischen Beweis einer Existenz Gottes bedarf der Korrektur. Seine Illustration über die Existenz von eini-gen Thalern in einem Taschenbuch ist nicht auf unser Konzept von der E-xistenz Gottes anwendbar. Kant muss einmal gesagt werden, dass man nicht von Thalern sprechen kann, wenn sie nicht existieren. Es ist nicht wichtig, ob sie nun im Taschenbuch oder sonst irgendwo existieren, son-dern dass sie überhaupt existieren; ihre Existenz oder Nichtexistenz im Ta-schenbuch ist für die Frage bzgl. Gott irrelevant, denn die Idee von Gott ist die Idee von der Allgegenwart, des Unendlichen, und nicht etwas, was in einem Taschenbuch oder außerhalb davon existieren mag, und so sollte solch eine Idee auf eine Existenz schließen lassen, selbst wenn diese Idee von Thalern beweist, dass diese Thaler existieren.

Der Grund warum Kant die Existenz Gottes verleugnet hat liegt dar-in, dass er den Gedanken an die Wirklichkeit völlig ausgeschlossen hat, während der Gedanke zu einem bestimmten Zeitpunkt tatsächlich mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Die kosmologische Argumentation, die für eine Existenz Gottes spricht, hängt von dem ontologischen Argument ab und wird damit erklärt. Das Kontingent bedarf einer Ursache, das Nicht-kontingent, das Nichtzufällige ist zur Vollkommenheit notwendig und wird systematisch erfahren. Wenn diese Ursache nicht existent ist, kann kein Kontingent folgen; andererseits bestätigt des Phänomen eines Kontingents eine Basis des Absoluten. Wir müssen der Existenz des Absoluten Seins, von der das Phänomen abhängt, zustimmen. In seiner Sammlung der phy-sisch-theologischen Beweise zur Existenz Gottes, macht Kant Gott zu ei-nem Architekten eines Weltgebäudes aus einem Warenkorb, denkt jedoch nicht daran, dass Gott als Schöpfer der Welt betrachtet werden kann und von seinem Willen abhängig ist. Es ist von Kant eine falsche Vorstellung von der Idee Gottes, dass Gott eine äußerliche Organisation darstellt, die an einem vorgegebenen Material arbeitet. Die Idee von Gott beinhaltet die Allgegenwart, die Ewigkeit und die Unendlichkeit, die jeden Versuch der Ausgrenzung von göttlicher Gegenwart in der Welt verbietet. Gott kann nur von Bedeutung sein, wenn die existierende Welt als in Seinem Bewusstsein existent begriffen wird, was IHN nicht nur jenseits der Schöpferschaft an-siedelt, sondern IHN zur Absolut-Existenz macht. Für die Vedanta ist das Absolute, die einzige Wirklichkeit, die jede existierende Form der Erfah-rung einschließt und transzendiert. Dieses Absolute ist Existenz-Bewusstsein-Glückseligkeit.