Geistige Einstellung und Stress

Stress hat Einfluss auf die Psyche und die Psyche hat Einfluss darauf, wie schnell eine äußere Situation als unangenehmer Stress erlebt wird.

Erfahre einiges über positives Denken und die 4 Faktoren, die die Resilienz oder Stressresistenz erhöhen können. Diese Faktoren können dazu beitragen, dass du nicht so schnell in ein Gefühl der Hilflosigkeit, der Angst, der Frustration, der Energielosigkeit gerätst, wenn außergewöhnliche Herausforderungen kommen oder einfach der Stress des Alltags nicht endet oder immer mehr wird.

In unserer schnelllebigen Zeit ist Stress ein ständiger Begleiter. Lass dich vom Stress nicht überwältigen oder krank machen. Du kannst deine Einstellung zu dir selbst, zu anderen und zum Leben bewusst gestalten, innere Kraft entwickeln, deine Resilienz aufbauen, deine Widerstandsfähigkeit erhöhen und auf der Welle des Stresses aufsteigen.

Reaktionsmuster bei Stress

Geistige Einstellungen bestimmen die Reaktionsmuster bei Stress. Man weiß nämlich: Verschiedene Menschen reagieren auf gleiche Herausforderungen unterschiedlich.

  • Es gibt Menschen, die bei einem bestimmten niedrigen Stresslevel eine bestimmte Leistung haben. Interessanterweise: Steigt der Stresslevel, steigt auch die Leistung und irgendwann fällt die Leistung ab. Ab einem gewissen Punkt würde man sagen, ist der Mensch krank und kann nichts mehr Großartiges bewirken. Das ist jetzt Person X.

  • Es gibt interessanterweise auch eine Person Y, die ist relativ beständig, wenig Stress – schon eine bestimmte Leistung, mehr Stress – Leistung steigt nur leicht, und eine ganze Weile ist die Leistung in etwa gleich, und dann sinkt sie auch ab.

  • Dann gibt es Person Z: wenig Stress – wenig Leistung, mehr Stress –  mehr Leistung, noch mehr Stress – noch mehr Leistung, und noch mehr Stress – noch mehr Leistung, und es dauert eine ganze Weile, bis die Leistung runtergeht. Man könnte auch sagen, Person Z fährt unter Stress zur vollen Leistung hoch. Wenn große Belastungen sind, dann fühlt sich Person Z richtig wohl und voll in der Kraft. Aber auch für Person Z gilt: Irgendwann, wenn es zu viel wird, dann kommt auch dort der Zusammenbruch.

Es gibt einige empirische Forschungen in der westlichen Psychologie und auch in der Medizin darüber, was Person X und Person Z voneinander unterscheidet.

Person Y gibt es relativ selten, und Typ Y ist auch nicht zu beliebt; das sind die, die ihre Sache immer gleich machen, egal wieviel zu tun ist. Das heißt, ist viel zu tun, machen sie trotzdem langsam weiter und das empfinden die Kollegen nicht als besonders schön. Denn wenn es schwierig wird, ist Person Y weiter gemütlich.

Also, Person X und Person Z sind da besonders interessant. Was sind die Unterschiede zwischen Person X und Person Z?

Video: Stress abbauen durch positive Lebenseinstellung

Stress abbauen durch positive Lebenseinstellung

Die Salutogenese, die Wissenschaft von der Gesundheitsentstehung, die empirische Psychologie und die Stressforschung (vor allem in Amerika) haben vier Faktoren identifizieret, die sich im Umgang mit Stress als hilfreich erweisen. Man kann tatsächlich seine Stressresistenz – beziehungsweise heute sagt man Resilienz – erhöhen, indem an diesen vier Faktoren gefördert werden.

1. Engagement (englisch: involvement)

Sich engagieren bei dem was man macht; was man macht, mit Herz und Energie tun; Absorbiert-Sein in die anfallende Arbeit/Tätigkeit; Spaß haben an dem, was man macht.

2. Selbstverantwortung (englisch: self-responsibility)

Erkennen von Handlungsalternativen und Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeit, Handlungsalternativen zu realisieren: “Ich habe die Situation unter Kontrolle und kann sie beeinflussen”. Situationen planen und aktiv gestalten, anstatt nur passiv zu reagieren.

3. Sinn/Bedeutung (englisch: meaning)

Vertrauen, dass alles, was geschieht, zum Besten ist. Möglichkeiten:

  • Glaube an einen Sinn im Leben
  • Philosophische Einstellung
  • Gottvertrauen
  • „Misserfolg“/“Fehler“ als Lernerfahrung
  • Leben als Lernprozess
  • Karma
  • Langfristige Ziele helfen, kurzfristige „Fehlschläge“ hinzunehmen

4. Liebe (englisch: love)

Liebe zu sich selbst und zu seinen Mitmenschen. Gute und enge Beziehungen bestimmen das Ausmaß an sozialer Geborgenheit. Bei einem fehlenden sozialen Netzwerk ist der Mensch bis zu 50% krankheitsanfälliger, die Sterbe- und Selbstmordrate steigt. Kontinuierliche und emotionale Unterstützung ist wesentliche Voraussetzung für Entwicklung der Persönlichkeit und von Fähigkeiten zur Stressbewältigung. Kontakte zu pflegen und Bestätigung der eigenen Person fördern das Selbstbewusstsein.

Was heißt das? Grundsätzlich heißt das, Person Z hat mehr „Involvement“, hat ein besseres Gefühl von „Control“, hat ein größeres Gefühl von „Meaning“, und erfährt auch mehr „Love“.

Erläuterung der vier Faktoren zur Steigerung der Stresstoleranz und Resilienz

1. Das erste, „Involvement“, wird auf Deutsch gerne übersetzt als Engagement.  Das schöne deutsche Wort „Engagement“. Das heißt, wenn man sich engagiert bei dem was man macht, dann ist man weniger gestresst als wenn das was man macht einem sowieso wenig Freude macht. Wenn man etwas mit Herz und Energie tut, dann machen einem kleinere Herausforderungen nicht so viel aus. Ein anderer Aspekt ist, absorbiert zu sein in dem was man tut. Also wer in seiner Arbeit, in seinem Tun aufgeht, dem macht es jetzt nichts aus, wenn dort besondere Herausforderungen kommen. Im Gegenteil, es gibt manche Menschen, die besonders engagiert sind wenn Herausforderungen kommen. Und Engagement heißt auch, Spaß zu haben bei dem was man tut.

2. Der zweite Faktor wird auf amerikanisch „Control“ genannt, auf Deutsch wird das übersetzt als Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit. Wer das Gefühl hat, dass das meiste von dem was geschieht nicht änderbar ist, wer empfindet einer Situation hilflos ausgeliefert zu sein, der fühlt sich machtlos, ohnmächtig und leidet erheblich unter Stress. Es gibt sogar Stressforscher, die sagen, Stress, besonders Distress, ist erlernte Hilflosigkeit.

Wer das Gefühl hat: "Ich habe die Situation unter Kontrolle, ich kann selbst etwas ändern, ich kann sie beeinflussen, ich kann die Situation aktiv planen und gestalten, ich kann nicht einfach nur passiv reagieren", der ist nicht so schnell gestresst, auch wenn außer- gewöhnliche Herausforderungen kommen.

3. Der dritte Faktor wird auf Englisch „Meaning“ genannt. Auf Deutsch sagt man Sinn. Das soll heißen, auch vertrauen, dass alles, was geschieht, irgendwo zum Besten ist. Die empirische Forschung sagt, es spielt letztlich keine Rolle, welchen Sinn man sieht, Hauptsache, man sieht einen Sinn und das Menschen bereit sind, alles zu tun, wenn sie wissen, wofür sie es tun. Der Mensch strebt danach, einen Sinn im Leben zu erleben, und letztlich etwas Sinnvolles zu tun.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Sinn zu sehen:

  • Man kann eine philosophische Einstellung haben – was auch immer ich tue ist irgendwo in einem philosophischen Gesamtkontext.
  • Man kann Gottvertrauen haben: Was auch immer geschieht, irgendwo steckt Gott dahinter. Wenn Herausforderungen kommen – Gott wird sie mir irgendwie gegeben haben. Und letztlich: Es gibt nicht nur dieses Leben, es gibt viele Leben, oder es gibt dieses eine Leben, was auf die Ewigkeit vorbereitet…in jedem Fall, man geht davon aus, das Leben hat einen Sinn. Es ist nicht nur einfach paradox, es ist nicht nur einfach Ironie des Schicksals, es ist nicht einfach nur ungerecht, sondern was auch immer geschieht, hat irgendwo einen Sinn.
  • Man kann Leben sehen als einen Lernprozess, man kann den Sinn des Lebens darin sehen, dass das Leben dazu da ist, dass ich mich entwickle, dass ich wachse, dass ich in meiner Persönlichkeitsentwicklung vorankomme.
  • Man kann auch sagen, das Leben ist dazu da, dass ich Gutes bewirke. Meine Mission des Lebens ist, auf diese und jene Weise Gutes zu bewirken, und was auch immer ich tue, irgendwie hilft es.
  • Im Yoga sprechen wir auch von Karma, das heißt das Gesetz von Ursache und Wirkung, da geht man davon aus, was auch immer geschieht, hilft mir daran zu wachsen; hilft mir, Gutes zu bewirken; irgendwo stammt es von Gott. Im Grunde genommen kann man sagen, dass die yogische Interpretation von Karma die verschiedensten Ebenen von „Meaning“ beinhaltet.
  • Menschen mit langfristigen Zielen können mit kurzfristigem Stress besser umgehen. Wenn du ein langfristiges Ziel hast, z.B. den Veganismus in der Welt zu verbreiten und du bist der Überzeugung, das wird langfristig auch geschehen, und du kannst selbst etwas dazu beitragen, dann kannst du auch einiges aushalten, wenn Leute dich kritisieren, dich zum Fanatiker oder zum Verrückten erklären.
  • Oder wenn neue Herausforderungen kommen, wie ein Fernsehinterview, und es dann Personen gibt, die dich kritisieren – wenn du weißt, wozu du das tust, dann bist du bereit, all das zu machen, auch wenn es dich zwischendurch zu Bauchgrimmen, Angstgefühlen, Lampenfieber usw. führt. Wenn du aber nur von deinem Chef dorthin geschickt wirst, um die Politik des Unternehmens zu vertreten obgleich du die selbst nicht für gut hältst – dann wird es schwieriger, mit diesem Stress umzugehen.
  • Wenn dein Sinn ist, viel Geld zu verdienen – auch dafür sind Menschen für einiges bereit.

4. Der vierte Faktor ist „Love“ – Liebe. Liebe zu sich selbst, Liebe zu seinen Mitmenschen. Jemand, der liebevoll zu sich selbst ist, jemand der Liebe zu anderen empfindet, wer das Gefühl hat, dass andere ihn lieben, wer eine gewisse Liebe hat auch zu dem, was er tut, eine Liebe hat zur Natur, oder eine Geborgenheit spürt in einer höheren Wirklichkeit, einem Selbst, einer kosmischen Intelligenz, Gott, Göttin, wie auch immer man es bezeichnen will – wer diese Art von Liebe hat, wird weniger schnell gestresst sein als andere, wenn Dinge schief gehen. Diese tiefe Liebe und die Geborgenheit, die damit einhergeht, hilft Menschen, auch bei außergewöhnlichen Herausforderungen besser zu leben.

Was bedeuten diese einzelnen Faktoren?

  • Liebe zu dir selbst. Du kannst dich selbst fragen: Liebe ich mich selbst? Wie spreche ich zu mir? Glaube ich, dass ich gut genug bin für das was ist.
  • Liebe zu deinen Mitmenschen – wie viele in deiner Umgebung hast du, bei denen du sagen kannst: Diese Menschen liebe ich? Wie viele in deiner Umgebung hast du, wo du das Gefühl hast, die lieben mich? Wie viele hättest du, mit denen du sprechen kannst, wenn du in eine Lebenskrise gerätst? Wie häufig sprichst du über das was dich bedrückt zu deinen Mitmenschen? Wie häufig sprichst du über das, was du toll findest, zu deinen Mitmenschen? Wie viele gäbe es, die du fragen könntest, dir beim Umzug zu helfen, wenn du umziehen willst?
  • Dann aber auch Liebe zur Natur: Was empfindest du, wenn du spazieren gehst in der Natur? Wie viele Pflanzen gibt es, wo du sagen würdest, die mag ich? Hast du einen Lieblingsbaum? Hast du einen Lieblingspark oder Lieblingswald, wo du dich geborgen fühlst, aufgehoben fühlst? Das ist eine andere Dimension der Liebe.
  • Dann gibt es die Liebe zu einer höheren Wirklichkeit: Hast du einen persönlichen Glauben? Glaubst du, es gibt einen Gott? Glaubst du, dieser Gott kümmert sich um dich? Glaubst du, du kannst dich an diesen wenden, oder wendest du dich an ihn? Hast du das Gefühl, du stehst unter diesem spirituellen Schutz?

Das sind verschiedene Dimensionen, und wenn ich darüber spreche, wirst du vielleicht bei einem sagen „Oh, das fehlt mir“. Aber es kommt jetzt nicht darauf an, dass alle diese Punkte erfüllt sind. Wenn ein paar Punkte dabei sind, die dich im Herzen berühren und wo du dich geborgen fühlst, und worauf du zählen kannst, dann hilft dir das, nicht so schnell ins Stresssyndrom in die höheren Stufen zu kommen, wenn es hart auf hart kommt.

Bestandsaufnahme: Wo stehe ich?

Jetzt hast du vielleicht, während du dies gelesen hast, ein bisschen nachgedacht, wenn du willst kannst du ja jetzt innehalten und über all diese vier Punkte nachdenken, eventuell kannst du auch etwas dazu aufschreiben.

  • Wieweit ist das, was du tust, etwas das dir Spaß macht?
  • Wieweit bist du auch innerlich dabei, mit Gefühl, mit Emotion, mit Engagement, bei dem was du zu tun hast?
  • Wieweit hast du das Gefühl, dass du dein Leben in gewissem Maße unter Kontrolle hast, zumindest einzelne Aspekte deines Lebens?
  • Wieviel Sinn siehst du in der Tätigkeit, die du machst – bei der Arbeit, in deiner Freizeit, bei deinen Mitmenschen – siehst du dort einen höheren Sinn? Bist du für diesen Sinn auch bereit, einiges in Kauf zu nehmen?
  • Wieviel Liebe hast du zu dir selbst, wieviel Liebe bringst du deinen Mitmenschen entgegen oder wieviel Liebe hast du zur Natur.

Dann kannst du sehen, warum du vielleicht mit Stress besser umgehen kannst, oder warum vielleicht weniger gut als manche deiner Mitmenschen.

Du könntest überlegen:

  • Bist du deshalb vielleicht eher Person X, die schnell gestresst ist,
  • oder bist du eher Person Z, die unter Herausforderungen erst zur vollen Freude, zur vollen Energie, zur Hochform aufläuft?

Nachdem du die Bestandsaufnahme gemacht hast, kommt natürlich der nächste Schritt, und der nächste Schritt wäre: Könntest du daran etwas ändern? Auch hier zeigt die empirische Forschung: Ja, man kann tatsächlich etwas ändern. In Amerika gibt es sogar Psychotherapien, die darauf ausgerichtet sind, bewusst diese vier Faktoren zur Steigerung der Stresstoleranz zu kultivieren. Deutsche Programme sind noch nicht so bekannt. Vermutlich wird es in Deutschland in der kognitiven Verhaltenstherapie Ansätze geben, die eben sagen, wir trainieren bewusst diese vier Faktoren zur Steigerung der Stressresistenz, damit Menschen nicht so schnell gestresst sind.

Vier Faktoren zur Stressresistenz- Steigerung bewusst kultivieren

Wie kann man diese vier Faktoren entwickeln? Du bekommst ein paar Anregungen, was du auf den vier Ebenen tun kannst, für mehr Lebenszufriedenheit, um mit Herausforderungen besser umgehen zu können, zur Prävention von psychosomatischen Erkrankungen und auch zur Burnout-Prävention. So kannst du jetzt selbst überlegen wo du für dich Potenzial zum Stressabbau siehst.

1. „Involvement“ – Engagement. Du kannst überlegen, wie kann ich das was zu tun ist mit mehr Freude tun? Du könntest auch überlegen: Angenommen, ich könnte das was zu tun ist, mit Freude tun – wie würde ich das machen? Überlege einen Moment, angenommen, die Situation wäre ideal, dein Chef wäre anders, die Situation würde sich ändern, du hättest mehr Freiheiten. Angenommen, du könntest deine Arbeit so machen, dass du sie mit Freude machen kannst, dass du sie mit Energie machen kannst, dass du deine Talente und Fähigkeiten einsetzen kannst – wie würdest du sie tun? Eventuell magst du dazu auch kurz innehalten und ein bisschen aufschreiben. Nächster Schritt wäre natürlich auch: Könnte ich das mal probieren umzusetzen? Zweite Sache wäre: „Involvement“ heißt auch, in der Gegenwart zu sein. Du kannst überlegen: Wie kann ich mehr im Hier und Jetzt sein? Da gibt es ja auch eine ganze therapeutische Richtung, ursprünglich eine spirituelle Richtung, die nennt sich Achtsamkeit, das heißt im Hier und Jetzt zu sein. Zwischendurch den Geist ins Hier und Jetzt bringen. Auch dazu gibt es in diesem Entspannungskurs eine Übung. Im Hier und Jetzt sein, zwischendurch dem denkenden Geist eine Pause geben. Angenommen du sprichst mit einem Menschen, dann sprich von Herz zu Herz; überlege weniger „Was könnte ich machen statt mit dem Menschen zu sprechen, wann gelingt es mir jetzt schnell das Gespräch höflich zu beenden“, stattdessen könntest du, wenn du mit jemandem sprichst, ganz den Menschen fühlen und spüren, ganz im Hier und Jetzt sein.

Oder bei der Hausarbeit: Angenommen, du bügelst, oder du spülst, oder du staubsaugst – du kannst das mit Bewusstheit tun. Du kannst auch manuelle Tätigkeiten mit etwas anderem verbinden, was dich dann irgendwo berührt. Aber es ist auch gut, ein paar Minuten wirklich nur Staub zu saugen, und mit ganzem Herzen oder ganzer Bewusstheit, Achtsamkeit zu saugen. Auch wenn du das tust, was zu tun ist, musst du natürlich vor der Arbeit überlegen, wie tu ich’s? Manchmal musst du überlegen, was ist der beste Plan? Aber wenn du dich entschieden hast, dann tue das, was du tust, in der Gegenwart. Und was du in der Gegenwart tust, macht mehr Spaß. Im Yoga sagen wir sogar, wenn man etwas mit Freude tut, dann ruft es die innere Natur wach, und die innere Natur laut Yoga ist – Freude. Also mache das, was du tust, mit Konzentration, dann kommt auch die Freude. Kommt die Freude, bist du natürlich nicht so gestresst. Auch hier kannst du gleich wieder überlegen: Welche meiner Tätigkeiten will ich mit großer Bewusstheit tun? Wann will ich meinem Geist einfach sagen: “Danke, dass du mir noch tausend Alternativen sagen willst. Aber jetzt werde ich das, was ich tue, mit Bewusstheit tun“. Und wenn der Geist dir wieder vorschlägt, du musst dich unbedingt mit dem beschäftigen, was du morgen machst, und du musst überlegen, was der andere von dir denkt, und du musst überlegen, wie du ihn davon überzeugen kannst, anders zu denken, sag deinem Geist: „Danke, dass du mir so viele verschiedene Überlegungen anbietest, aber jetzt volle Konzentration auf dem, was zu tun ist“. Immer wieder in die Gegenwart bringen.

2. „Control“ – auch genannt Selbstverantwortung, Selbstwirksamkeit. Du kannst dir die Frage stellen: Welche Alternativen habe ich? Was könnte ich ändern? Du könntest die Reihenfolge ändern, du könntest mit deinem Chef sprechen, du könntest etwas langsamer arbeiten, du könntest zum ArztStressresistenz steigern gehen und dich krankschreiben lassen, du könntest kündigen, du könntest früher zur Arbeit kommen, später zur Arbeit kommen, du könntest überlegen: Was kann ich tun? Ab und zu mal hilft es, sich aufzuschreiben: Welche Alternativen habe ich? Du kannst sie auch geistig durchspielen. Das hilft manchmal. Es ist jetzt das Jahr 2016, und auf der Ebene der Politik gab es ein paar Jahre lang eine Bundeskanzlerin, Angela Merkel, die hat immer gesagt: “Diese Politik ist ohne Alternative“. Eine Weile sind ihr alle gefolgt, und dann ist eine rechtspopulistische Partei entstanden, die hat sich deshalb genannt „Alternative für Deutschland“. Ständig ohne Alternative zu sein, führt einen zum Stress. Wenn man sich nicht bewusst Alternativen, die produktiv sind, ausdenkt, denkt sich entweder die Kultur oder der Geist selbst andere Alternativen aus. Also im nationalen Kontext hat es zu einer nach meiner Ansicht sehr unschönen Alternative geführt, einer unschönen Alternativpartei. Auch die Psyche denkt sich etwas aus. Wenn man denkt, ich bin dem Ganzen hilflos ausgeliefert, denkt sich die Psyche irgendwann, es gibt eine andere Möglichkeit: „Ich kann in die Depression fallen. Ich kann einen Zusammenbruch haben. Wollen wir mal sehen, ob es nicht eine andere Möglichkeit gibt!“ Also überlege: Welche Alternativen habe ich? Es reicht auch aus, sich die Alternative nur durchzuspielen. Es gab mal in meinem Leben irgendwann mal eine Periode, in der ich eine hohe Herausforderung hatte und in der ich das Gefühl hatte, andere mit denen ich zu tun hatte, haben mich auch nicht richtig behandelt.

Da war ich irgendwo in Amerika gewesen. Und ich hatte dann öfter die Möglichkeit durchgespielt, wenn ich’s nicht mehr aushalte, fahre ich an den Flughafen, und fliege einfach zurück nach Deutschland. Diese Alternative habe ich öfter gehabt und hab dann gedacht, da geht auch was ganz anderes. Und so konnte ich diesem Stress den ich dort hatte irgendwo gut begegnen. Ich bin dann zwar nicht nach Deutschland geflogen, ich bin nicht abgehauen, aber ich wusste, ich habe die Möglichkeit und die ist auch okay. Es ist klug, sich irgendeine Alternative auszumalen, dann braucht man sie nicht als Kurzschlussreaktion plötzlich zu machen, sondern man weiß, es gibt andere Möglichkeiten. Es gibt auch manche Menschen, die haben große Schwierigkeiten, sich Alternativen auszudenken. Manchmal hilft es, bewusst mal etwas anders zu machen ohne dazu gezwungen zu sein. Gerade Menschen, die sich oft hilflos ausgeliefert fühlen, können einfach mal was anders machen. Zum Beispiel kann man mal die Zähne statt mit der rechten Hand mit der linken Hand putzen. Ich weiß, das fühlt sich sehr komisch an, wer jemals die rechte Hand in Gips hatte und dann mit der linken Hand die Zähne putzen  muss, weiß das – es freiwillig zu machen zeigt, man kann auch mit der linken Hand Zähne putzen. Oder in einer anderen Reihenfolge aufstehen. Also statt zuerst das etwas anderes zuerst machen. Man hat auch die Zeit, erstmal aus dem Fenster zu gucken und durchzuatmen, man hat die 30 Sekunden noch bevor man auf die Toilette geht. Oder man kann erst ein Gebet sprechen. Oder man kann erst ein paar Räkelübungen im Stehen machen, oder die Tiefenentspannung morgens machen. Oder einen anderen Weg zur Arbeit gehen. Oder mal zu Fuß gehen statt mit dem Auto, das braucht vielleicht ein paar Minuten länger, aber ist vielleicht mal was anderes. Einen anderen Gruß wählen, statt „Moin“ oder „Morsche“ kann man sagen: „Ich wünsche Ihnen einen guten Tag“. Die Leute werden einen komisch angucken, aber irgendwo ist das mal was anderes. Oder tatsächlich 5 Minuten früher zur Arbeit kommen. Gucken, was ändert sich. Oder mal eine Viertelstunde später – ist der Chef dann wirklich so böse wie man das annimmt und weswegen man so gestresst ist? Überlege jetzt selbst: Was kannst du ändern? Was willst du vielleicht ändern? Auch jetzt gilt wieder: Eventuell willst du kurz innehalten und es dir aufschreiben oder geistig ausmalen.

3. „Meaning“ – was Sinn und Vertrauen beinhaltet. Du kannst überlegen: Welchen Sinn macht meine Tätigkeit? Was bewirke ich damit? Wie entwickle ich mich damit? Wenn du das Gefühl hast, deine Tätigkeit macht gar keinen Sinn, du bewirkst nichts Sinnvolles, und du entwickelst dich dabei nicht, dann solltest du vielleicht doch tiefer überlegen, vielleicht bewirkst du doch etwas, vielleicht entwickelst du dich doch. Wenn nicht, müsstest du vielleicht doch etwas ändern mit deiner Tätigkeit. Es kann natürlich auch sein, dass du sagst, der Sinn meiner Tätigkeit ist Geld zu verdienen, dann ist das auch okay. Dann solltest du irgendwo sonst in deinem Leben einen Sinn haben. Vielleicht ist dann dein Sinn, deinen Kindern eine gute Erziehung geben zu können – das ist etwas Sinnvolles. Aber was passiert, wenn die Kinder erwachsen sind? Wenn du dich in deiner Freizeit engagierst, und dort in einem eigennützigen Verein oder in deiner Nachbarschaft irgendwo aktiv bist – gut, dann gibt der Job dir das Geld. Manche Menschen denen es im Job wirklich nur um das Geld geht sind sogar relativ entspannt. Sie wissen, so schnell kann einem nicht gekündigt werden in Deutschland, es gibt Kündigungsschutz, so schlimm kann es nicht kommen, es ist jetzt gar nicht so wichtig, ich tu das einfach, weil ich in meiner Freizeit tätig bin, mich engagiere für „Brot für die Welt“, oder ich engagiere mich als Fußballtrainer für Zehnjährige, und was ich den Jungs dort mitgeben kann, das ist einfach toll. Gut, dann hast du auch einen Sinn. Aber im Allgemeinen ist es doch klug, einen Job zu suchen, wo man das Gefühl hat, es ist etwas Sinnvolles, man bewirkt etwas für andere, und du selbst entwickelst dich.

Wenn du vor Herausforderungen stehst, kannst du auch überlegen: Was kann ich daraus lernen? Gehe von der Annahme aus: Alles was geschieht, geschieht, damit ich daran wachse. Und wenn du jetzt, heute oder morgen, eine besondere Herausforderung hast, oder vor einer Woche hattest, dann kannst du auch überlegen: Was lerne ich daraus? Was ist meine Aufgabe? Angenommen dein Chef hat dich gerade gestern kritisiert und du hast dich furchtbar geärgert und du weißt gar nicht, was du heute machen kannst, dann kannst du – anstatt nur zu sagen, der Chef ist dumm und doof und unverschämt, und was soll das überhaupt – auch überlegen: Was lerne ich daraus? Vielleicht gibt es ja tatsächlich etwas was du nicht richtig gemacht hast, und vielleicht hilft dir die Kritik des Chefs, die natürlich im falschen Ton ausgesprochen wurde und er hätte es ja viel freundlicher formulieren können, persönlich zu wachsen. Vielleicht kannst du lernen, Gleichmut zu üben, vielleicht ist es eine Gelassenheitsübung. Vielleicht kannst du auch lernen auch noch mit einem Tag Verspätung bewusst zu sagen, warum du meinst, weshalb die Kritik des Chefs nicht angebracht ist. Vielleicht musst du auch mal etwas sagen, vielleicht ist das der Sinn. Ich weiß nicht, was der Sinn für dich sein könnte, aber du kannst selbst überlegen. Du kannst die Grundannahme in dir kultivieren: Was auch immer geschieht, geschieht, damit ich daran wachse. Und du kannst auch immer überlegen: Wie kann ich das, was zu tun ist, so tun, dass es für andere auch gut ist?

4. „Love“ – Liebe, oder auf gut deutsch: Soziale Unterstützung. Du kannst selbst zu dir sagen: Wie spreche ich zu mir selbst? Vielleicht könnte ich freundlicher mit mir selbst sprechen? Viele Menschen sprechen zu sich auf eine Weise, wie sie nie mit jemand anderem sprechen würden. Manchmal hilft es auch, zu sich selbst so zu sprechen, als ob man ein anderer wäre. Kaum jemand schimpft ja ständig mit anderen Menschen. Aber es gibt gar nicht mal wenige Menschen, die schimpfen mit sich selbst: „Ich tauge nichts, was hab ich da wieder für einen Mist gemacht, was bin ich doch für ein Typ usw.“ Wenn man dagegen zu sich selbst spricht, zum Beispiel: „Liebe Karla, das hättest du anders machen können“, oder: „Liebe Karla, hast du gut gemacht“, oder: „Liebe Karla, wie soll man das machen“, „Liebe …“ usw. Also man spricht zu sich selbst mit Namen; gerade jemandem der sich gerne beschimpft, hilft es, zu sich selbst zu sprechen und seinen Namen zu nennen. Gerade bei Menschen, die zu anderen freundlich sind und zu sich selbst unfreundlich, gilt: Die einfachste Weise, zu sich selbst freundlicher zu werden, ist sich mit Namen zu nennen, und schon spricht man freundlicher zu sich selbst. Ein weiterer Punkt der Selbstliebe ist: Wie reagiere ich auf Lob und Anerkennung? Es gibt viele Menschen, wenn man ihnen Lob gibt oder Anerkennung, die sagen gleich: „Ja aber das hätte ich noch besser machen können“, oder „Der andere hat’s viel besser gemacht, und der andere hat viel mehr gemacht…“ Mein Tipp wäre: Wenn du gelobt wirst, beiße dir gleich sanft auf die Zunge, wenn du sofort sagen willst, jemand anderes macht’s viel besser oder es hat jemand anders gemacht, und das einzige was du machst, ist lächeln und sagen: „Danke“. Das ist auch eine Übung. Für manche Menschen eine der schwierigsten Übungen überhaupt – Lob und Anerkennung anzunehmen. Es gibt viele Menschen, die beschweren sich, dass sie nicht gelobt und anerkannt werden, aber wenn ich sie dann nachher frage: Und, wie reagierst du, wenn dich jemand lobt? Oder ich beobachte wie Menschen reagieren wenn sie gelobt werden: Sie reagieren gleich so, dass man sicher nicht mehr den Wunsch hat, sie nochmal zu loben.

Das führt nur zu einer schrägen Konversation. Lerne es, Lob und Anerkennung anzunehmen, danke, lächle – und es kommt wieder mehr Lob nach. Die Frage ist auch: Wie häufig drückst du deine Zuneigung, deine Anerkennung aus? Angenommen du bist in einer Beziehung: Hast du heute schon deinem Partner, deiner Partnerin Komplimente gemacht, so wie zu Beginn eurer Beziehung? Wann hast du das das letzte Mal gemacht? Wann hast du das letzte Mal deinen Kollegen gesagt, wie toll du ihre Arbeit findest? Oder deinem Chef, oder deinem Mitarbeiter, deinem Kunden, deinem Lieferanten, deinem Nachbarn? Das ist etwas, was du bewusst machen kannst; suche etwas, womit du dem anderen Zuneigung, Anerkennung ausdrücken kannst. Dein Herz öffnet sich, und andere werden sich dir gegenüber öffnen. Eine weitere Weise ist: Wie häufig spüre ich vom Herzen her das Herz der anderen? Ein Tipp von mir ist ja immer: Bevor du mit jemandem sprichst, nimm dir ein paar Momente Zeit, um von deinem Herzen aus das Herz des anderen zu spüren. Wenn du von deinem Herzen aus das Herz des anderen spürst, dann entsteht ein Gefühl der Liebe. Und ein Gefühl der Liebe ist das, was dich geborgen fühlen lässt, dir Vertrauen gibt, und was dir hilft, mit allen Herausforderungen umso besser umzugehen. Auch hier könntest du einen Moment innehalten. Die höchste Form der Liebe ist eine, die jetzt nicht ganz so leicht zu kultivieren ist: Das ist die Liebe zu einer höheren Wirklichkeit, ein Gottvertrauen, eine Gottesliebe. Wenn du Gottesliebe, Gottvertrauen hast, dann ist das etwas Großartiges. Du kannst diese, wenn du sie denn  hast, auch kultivieren: Über Gebet, über Zwiesprache, über vieles andere. Das wäre aber ein Thema für einen ganz anderen Vortrag, und ich gebe ja auch viele Vorträge über Gottvertrauen, wenn du auf YouTube suchst und eingibst: „Sukadev Gottvertrauen“, „Sukadev Hingabe“, „Sukadev Gott“, dann wirst du Vorträge von mir auch über solche Themen finden.

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Telefon Bad Meinberg: 00 49 (0) 5234 / 87 - 0

Mail:info(at)yoga-vidya.de

Video - Stress abbauen - Mach dir keinen Druck

Negative Stressfaktoren (Stressoren)

Wenn du versucht hast die 4 positiven Kennzeichen: Engagement, Selbstverantwortung, Sinn und Liebe stärker zu berücksichtigen, dann bist du vielleicht auch auf ein paar Bedingungen gestoßen, die es etwas schwieriger machen, positiv zu sein. Es gibt drei Stressoren, innere und äußere Reize, die Stress verursachen und das Individum zu einer Anpassungsleistung veranlassen, die die Bemühung im Alltag entspannter bzw. positiver zu sein erschweren.

Diese drei Stressfaktoren sind:

  1. Innere Antreiber
  2. Schwarzmalerei
  3. Hohes Anspruchsniveau

Innere Antreiber

Über die sogenannten Antreiber gibt es eine große Theorie, aber dieses ist keine psychologische Abhandlung, es soll hier praktisch sein. Es gibt innere Antreiber, die dir sagen:

 

  • „Ich muss perfekt sein!“. Das ist der Perfektionsantreiber.
  • „Alle müssen mich mögen!“. Dieses ist der Beliebtheitsantreiber.
  • „Ich muss schnell sein!“, der Schnelligkeitsantreiber und
  • „Ich muss stark sein!“, der Stärkeantreiber.

Du kannst selbst überlegen, wie häufig sagst du zu dir selbst „Mach´ es richtig! Es ist nicht ausreichend gut! Das kannst du besser!“. Das ist ein Antreiber, der dich stressen kann.
Ein Aspekt ist auch, wie stark du dir Kritik zu Herzen nimmst, wenn dir z.B. jemand etwas sagt, was er nicht gut findet. Wie sehr berührt dich das? Wenn du sehr stark auf Kritik reagierst, dann hast du wahrscheinlich den Antreiber, „Alle müssen mich mögen!“. Oder, wie häufig sagst du dir selbst „Das muss ich schnell machen! Ich bin nicht schnell genug!“ Oder, wie häufig hast du Angst davor, Schwäche zu zeigen? Wie häufig kaschierst du vielleicht deine eigenen Schwächen? Das sind alles Faktoren, die dich irgendwo in den Stress hineinbringen können.

Schwarzmalerei

Ein 2. Stressfaktor ist Schwarzmalerei. Das heißt, wie häufig malst du dir aus, dass alles schief geht? Wie häufig denkst du in Katastrophenszenarien, wenn der Chef z.B. sagt „Was Sie gestern gemacht haben, das war nicht so gut.“? Wie schnell denkst du dann gleich, dass du die Kündigung bekommen wirst, oder dass du vielleicht die Miete nicht bezahlen kannst? Oder wenn dein Partner nicht früh genug zu einem vereinbarten Termin oder einem gemeinsamen Date kommt, wie schnell denkst du, dass er dich gleich verlassen wird, oder dass er dich betrogen hat. Wie schnell gehst du gleich vom Schlimmsten aus?
Manche Menschen nutzen auch häufig diese Generalisierungen, wie `alle, immer, keiner, nie´ oder Sätze wie „Keiner mag mich!“, „Alles geht immer schief!“, „Ich bin ein Versager!“. Das ist diese Schwarzmalerei.

Hohes Anspruchsniveau

Der 3. Stressfaktor ist das zu hohe Anspruchsniveau, das nie zufrieden ist mit dem, was gerade ist und eng mit den inneren Antreibern (s. oben) zusammenhängt.

Wenn du magst, kannst du dir einen Moment lang überlegen, wie sehr du diese Faktoren in dir hast. Das sind alles Faktoren, die äußeren Stress um ein Vielfaches stärker erfahrbar machen. Also überlege noch einmal: Hast du den inneren Antreiber „Ich muss perfekt sein!“ – Perfektionismus. Und verspürst du Stress, wenn die zur Verfügung stehende Zeit nicht ausreicht, die Sache richtig gut zu machen? Wie reagierst du auf Kritik? Bist du dort sehr schnell dabei zu denken, dass der andere dich nicht mag? Oder wie häufig erwischst du dich dabei, dass du dich antreibst, schnell sein zu wollen? Und wie sehr versuchst du ein starkes Bild von dir zu vermitteln und wie ausgeprägt hast du Angst, deine Schwächen zu zeigen? Das wären die inneren Antreiber.

Umgang mit inneren Antreibern/Stressoren

Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit diesen inneren Antreibern umzugehen, um Stress abzubauen:

  • Gegenargumentieren – intellektuelle Auseinandersetzung
  • Achtsamkeit – Antreiber im Alltag nicht weiter zu beachten
  • Übertreibung – paradoxe Intervention
  • Lösung von der Identifikation
  • Äußere Ruhe – innere Ruhe / in die Tiefe gehen

Einige Beispiele sollen dir den Umgang zu den oben genannten Möglichkeiten aufzeigen:

Gegenargumentieren, die intellektuelle Klärung

Wenn du merkst, dass du denkst „Ich muss perfekt sein!“, oder dass dir ein Ergebnis nicht ausreicht, oder du denkst „Das kannst du besser!“, dann könntest du z.B. sagen „Das reicht aus!“.
Du kannst dir auch bewusst machen, dass in 80% der Fälle eine Qualität von 80% ausreicht. Das braucht nur 20 % des Aufwands.
Das kannst du dir öfters sagen und du kannst öfters überlegen, ob bei dem, was da jetzt zu tun ist, eine 80% Perfektion ausreicht? Gerade wenn du ein Perfektionsmensch bist, kannst du dir selbst auch definieren, was ist 80% Perfektion, die ausreicht. Dann hast du immer noch deine Perfektion, aber eben 80% Perfektion. Und es braucht eben typischer Weise eben nur 20% der Zeit, anstatt 100%.

Ein weiteres Beispiel für den Umgang mit den inneren Antreibern, wenn dich zum Beispiel alle mögen sollen. In diesem Fall kannst du dir bewusst machen, dass es keinen gibt, der von allen gemocht wird. Selbst eine Mutter Theresa hatte einige Gegner, selbst Martin Luther King oder Mahatma Gandhi hatten große Gegner. Also selbst die Menschen, die sich ihr ganzes Leben nur für das Gute einsetzen, haben Kritiker. Man kann sogar sagen: je mehr du dich zum Wohl von anderen einsetzt, umso mehr wird es auch Menschen geben, die das, was du tust, kritisieren.
Du könntest auch sagen, je mehr Menschen du hast, die dich kritisieren, um so ein besseres Zeichen. Warum? Du tust viel.

Angenommen, du hast den Eindruck, dass dich jeder kritisiert und alle hacken auf dir rum, dann wäre es vielleicht eine Überlegung wert, ob du vielleicht doch lernen könntest, mit anderen etwas anders zu kommunizieren. Im Normalfall wird die Mehrheit der Menschen, wenn du Gutes bewirken willst, das größtenteils gut finden, was du tust.Auch auf den Antreiber „Ich muss stark sein!“ noch folgende Anmerkung. Es gibt die Aussage: `Du wirst geachtet für deine Stärken, du wirst geliebt für deine Schwächen´.Wenn du willst, dass andere Menschen dich lieben, dann zeige ihnen ruhig auch mal deine Schwächen.

Das wäre jetzt die intellektuelle Auseinandersetzung, aber das reicht natürlich auch nicht aus. Du musst es auch bewusst umsetzen. Angenommen, du hast den Perfektionsantreiber, dann überlege öfters mal, welche Handlung du mal unvollkommen machst.
Angenommen, du räumst immer alles sehr ordentlich auf, dann überlege mal, wie du einfach weniger ordentlich deinen Wäscheschrank aufräumen kannst oder anderes. Oder auch einfach mal im Büro 1-2 Tage Unordnung liegen lassen – dich befreien vom Perfektionsanspruch. Überlege doch zum Beispiel mal, ob es in der kommenden Woche irgendwelche Dinge gibt, die du vielleicht etwas unvollkommener machen kannst. Das gibt Freiheit!

Das heißt nicht, dass du dann nie etwas vollkommen machen musst, denn es hat ja auch etwas Schönes, etwas zu machen, wo du am Ende sagst „Das war richtig gut!“.
Und gerade damit du das Eine oder Andere machen kannst, wo du am Ende diese tiefe Zufriedenheit hast „Das war richtig gut!“, ist es dann auch hilfreich, dass du es in 80% der Fälle mit 80% der Güte machst. Dann hast du 20% der Fälle, wo du es mit 100% der Güte machst. So lassen sich 80% der Fälle relativ zügig erledigen und nach 20 % der Fälle hast du das Gefühl „Das war richtig gut!“.
Vielleicht fallen dir hierzu einige Dinge ein, wo du das Konzept einmal in die Praxis umsetzen kannst.

Auch zu dem Antreiber „Ich muss stark sein!“, könntest du auch gern ab zu mal bewusst zugeben „Ja, das habe ich falsch gemacht.“. Man könnte sogar sagen, die Schwierigkeit, mit Kritik umzugehen, ist meistens eine Verbindung des „Ich muss stark sein!“ und „Alle müssen mich lieben!“-Antreiber. Vielleicht mischt sich hier sogar noch der Perfektionsantreiber „Ich muss perfekt sein!“ mit hinein. Wenn dich also jemand kritisiert und du dich direkt verteidigen willst und sagst „Nein, das war ganz anders.“, dann atme einfach 2-3 Mal tief ein und aus und sage erstmal nichts. Rechtfertige dich nicht. Übe es mal eine Woche lang, dich nicht zu rechtfertigen, wenn jemand etwas sagt, was du als Kritik auffasst. Und danach sage höchstens 2 Dinge:
Das Eine ist: „Danke!“
Und wenn du das Gefühl hast, du hast tatsächlich einen Fehler gemacht hast, dann sage nur:
 „Danke, dass du es mir gesagt hast, ich bitte um Entschuldigung!“ – mehr nicht.

Keine Rechtfertigung, kein Schimpfen, kein Nichts. Du wirst erstaunt sein, die Welt wird nicht untergehen! Der andere wird ganz im Gegenteil freundlicher mit dir umgehen. Also, eine Möglichkeit mit Kritik umzugehen wäre, einfach nur „Danke!“ oder „Ich bitte um Entschuldigung!“ zu sagen. Oder je nach dem, wenn du das Gefühl hast, du hast was falsch gemacht, dann gib es zu und bitte um Verzeihung. Wenn du das Gefühl hast, du hast nichts falsch gemacht, dann sage einfach: „Danke für die Rückmeldung!“. Du musst dich nicht rechtfertigen, du musst auch nichts ändern.
Ab und zu  kannst du auch deinen Fehler einfach mal zugeben. Das wäre eine 3. Technik.
Also, anstatt einen Fehler zu kaschieren, wenn du einen Fehler gemacht hast, sage einfach: „Gestern habe ich das und das nicht gemacht. Ich hatte es versprochen, aber es hat nicht geklappt. Es tut mir leid, dass du jetzt in Schwierigkeiten bist. Ich bitte um Verzeihung!“. Du wirst feststellen, wenn du selbst keine Ausreden bringst, sondern um Entschuldigung bittest, dann wird der andere sagen: „Ja, es ist ja jetzt nicht so schlimm und irgendwie geht es schon!“.
Das ist eine Möglichkeit mit den Antreibern umzugehen.

Achtsamkeit in der Gegenwart

Eine zweite Möglichkeit, mit Antreibern umzugehen, ist die Achtsamkeit in der Gegenwart – Involvement. Du hörst die inneren Antreiber. Eventuell sagst du ihnen „Danke, dass du mir das sagst!“ und konzentrierst dich auf das Hier und Jetzt.

Paradoxe Intervention

Dieses ist eine weitere, interessante Möglichkeit im Umgang mit den Antreibern. Du übertreibst es einfach, und das führt dann zum Humor. Zum Beispiel hast du Angst davor, etwas nicht hinzukriegen. Du denkst, der Chef wird mit dir schimpfen, wenn du es nicht hinbekommst. Und wenn der Chef mit dir schimpft, wer weiß, vielleicht bekommst du anschließend die Kündigung.
Du könntest dir in diesem Fall einfach mal alles in allen schlechtesten oder den ungünstigsten Details ausmalen – das sogenannte `Worst Case Szenario´. „Wenn es schief geht, dann wird der Chef mich zu sich rufen und dann wird er mir kündigen, und dann werde ich den Job verlieren, und dann kann ich die Miete nicht mehr bezahlen, und dann werde ich auf der Straße stehen.“ Danach kannst du dann zum Beispiel überlegen: „Dann werde ich mehr Yoga machen können, dann werde ich einfacher leben, dann gehe ich in einen Ashram oder was auch immer.“
Du kannst dir das "Worst Case Szenario" ausmalen und dann wird es besser, oder du kannst einfach die Schwarzmalerei soweit übertreiben, dass du anfängst zu lachen. Also, Schwarzmalerei zu Ende denken oder auch im Sinne der Schwarzmalerei soweit übertreiben, dass du anfangen kannst zu lachen.

Nutzbar machen der negativen Stressfaktoren - Lösen von der Identifikation

Dies ist eine weitere Technik, mit den inneren Antreibern, der Schwarzmalerei und dem hohen Anspruchsniveaus umzugehen. Also, wenn du irgendwo in dir hörst „Das muss ich besser machen!“ oder „Das reicht nicht aus!“, „Da muss ich noch mehr können!“, dann kannst du dich da unter Druck gesetzt fühlen, was dann natürlich zu Stress führt. Du könntest dir bewusst machen „Ja, da ist ein Anteil in mir, der ist ein Antreiber. Da ist jemand in mir, der will, dass ich mehr kann!“ und „Es ist gut, dass der da ist. Nicht ich muss besser sein, nicht ich muss mich mehr anstrengen, sondern da gibt es einen Anteil in mir, der mich zu mehr antreiben will.“ Und dann kannst du dir sagen: „Es ist toll, dass da jemand ist, der mich antreibt!“. Und dann kannst du sagen: „Es gibt einen anderen Anteil in mir.“. Du kannst ihn den inneren Erlauber nennen oder die Gemütlichkeit, der Kümmerer, der Zufriedenheitsmensch bzw. den inneren Schweinehund, der übrigens auch wichtig ist in Hinsicht auf die Gemütlichkeit. Da kannst du sagen „Auf der einen Seite gibt es den Perfektionisten und zum anderen gibt es die Gemütlichkeit in mir und als nächstes gibt es noch den inneren Erlauber in mir.“ Und in dem Moment, wo du diese verschiedenen Anteile in dir hast (dir über die verschiedenen Anteile bewusst bist), dort bist du nicht mehr hilflos ausgeliefert. Nicht die innere Stimme, die sagt „Ich muss perfekt sein!“, sondern sage dir: „Da ist eine Stimme, die sagt, ich müsste es besser machen.“ Und es gibt eine andere Stimme, die sagt: „Nimm´ dir Zeit!“ bzw. eine andere Stimme, die dir sagt: „Gut genug ist gut genug.“
Beziehe diese Überlegungen bei einer nächsten, ähnlichen Situation mit ein.
Statt mit dir zu kämpfen „Ich bin innerlich zerrissen“, - was ja auch manche Menschen sagen, „Ich muss mich jetzt um mich selbst kümmern und ich muss das jetzt schnell erledigen und ich brauche Zeit… Und wenn ich das nicht erledigt bekomme, dann kriege ich Ärger, und wenn ich mir keine Zeit nehme, dann werde ich krank…“, - tritt einen Moment zurück und sage: „Es gibt einen Anteil, der will, dass ich mich mehr anstrenge. Es gibt den anderen Anteil, der will, dass ich mich ausruhe. Es gibt den nächsten Anteil, der sagt, dass es schon ausreicht. Und es ist toll, dass ich so viele innere Anteile habe!“ Nachdem du dir das bewusst gemacht hast, kannst du nun ganz in Ruhe überlegen, was ist jetzt in dieser Situation angemessen. Überlege, ob dir das hilft.

Äussere Ruhe - innere Ruhe: in die Tiefe gehen

 Eine letzte Technik wäre, immer wieder in die Tiefe von dir zu gehen und dort Ruhe und Gelassenheit zu spüren. Wenn Du zum Beispiel durch den 8-wöchigen Entspannungskurs schon Entspannungstechniken gemacht hast, hast du hoffentlich immer wieder gelernt, in dir ist ein Raum, der immer ruhig ist. Egal was äußerlich ist, sobald du äußerlich entspannst, kommt eine tiefe Ruhe. Und diese innere Ruhe ist auch immer da, selbst wenn du sie nicht wahrnimmst.

Dieses ist vielleicht die machtvollste Technik von allen hier Genannten. Wenn du dich das nächste Mal getrieben fühlst, dann kannst du sagen „In mir ist eine innere Unruhe, die will ganz schnell machen. Die meint, ich muss alles ganz flott machen. Und es gut, dass dort jemand ist, der das so meint. Und es gut, dass es schnell erledigt werden soll. Und in der Tiefe meines Wesens bin ich jetzt in diesem Moment Ruhe und Stille, und tief in mir ist Freude. Auf der Oberfläche meines Bewusstseins ist jetzt Gehetztheit und jetzt muss ich sofort alles Mögliche machen. Und das ist ja auch gut, denn so bin ich immer wieder aktiv. Und tief im Inneren bin ich jetzt und in diesem Moment Ruhe, Stille und Kraft. An der Oberfläche meines Bewusstseins ist Gehetztheit und irgendwo auch Energielosigkeit und irgendwo das Gefühl, alles könnte zusammenbrechen. Und es ist ja auch verständlich, denn es ist viel zu tun. Und ich weiß dennoch: in der Tiefe meines Wesens ist alle Energie, alle Ruhe, alle Freude, alle Kraft, die ich brauche.“
Du kannst das ausprobieren.

Du brauchst nicht gegen das negative Denken zu kämpfen, du brauchst dich nicht beschimpfen, weil du negativ denkst, du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, dass du negativ denkst. Es gibt vielleicht gar kein negatives Denken. Es gibt nur unterschiedliches Denken. Selbst Schwarzmalerei hat ja auch ihren Sinn, nämlich dich auf Dinge vorzubereiten, die schief gehen können. Mit dieser letzten Technik kannst du in 2 unterschiedlichen Tonlagen zu dir selbst sprechen. In der etwas höheren und etwas schnelleren Tonlage sprichst du über das, was jetzt gerade ist und es gibt gute Gründe, dass du es jetzt auf der Oberfläche des Bewusstseins so empfindest. Und in einer ruhigeren und tieferen Tonlage wirst du dir bewusst: „Jetzt und in diesem Moment ist in mir Ruhe, bin ich Ruhe, ist alle Kraft in mir und ich kann jederzeit auch Freude spüren.“

Probiere es aus und vielleicht schreibst Du zu diesem Thema auf unserer Internetseite einen Kommentar oder über Facebook oder schicke einfach eine E-Mail, welche dieser Techniken für dich am besten wirken: Gegenargumentieren und üben, weniger perfekt zu sein bzw. mit Kritik besser umzugehen, paradoxe Intervention oder eben auch, diese inneren Anteile wertschätzen und dir bewusst machen „Was auch immer geschieht: in der Tiefe meines Wesens, bin ich Sein, Wissen und Glückseligkeit.“

Seminare zur Steigerung der Stressresistenz

Rücken Yoga Nidra Präventionskurs - Online Kurs Reihe


Datum: 19.03.2024 - 07.05.2024
Ort: Live Online BM
Leiter: Rudra Peter Fischer

RELAX-YOGA


Datum: 22.03.2024 - 24.03.2024
Ort: Bad Meinberg
Leiter: Sanja Müller-Hübenthal

Einführung in die Achtsamkeitspraxis nach Jon Kabat-Zinn (MBSR) - Online Workshop


Datum: 22.03.2024 - 22.03.2024
Ort: Live Online BM
Leiter: Beate Menkarski

Themenwoche: Lachyoga


Datum: 24.03.2024 - 29.03.2024
Ort: Bad Meinberg
Leiter: Madhavi Fritscher

Thai Yoga Massage-Workshop


Datum: 29.03.2024 - 01.04.2024
Ort: Allgäu
Leiter: Cornelia Surya Haag

Yoga Nidra - Yogalehrer Weiterbildung


Datum: 29.03.2024 - 05.04.2024
Ort: Bad Meinberg
Leiter: Dr Nalini Sahay

Telefon Bad Meinberg: 00 49 (0) 5234 / 87 - 0

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