Sei ehrlich zu dir selbst

Die göttlichen und die dunklen Kräfte

Es wirken zwei Kräfte in uns (daiva, asura), wie in der Bhagavad Gita erwähnt wird. Die eine Seite will uns eine Schwäche einreden, dass es uns nicht möglich ist, dass wir uns der Welt der aufsteigenden Objekte stellen, die auch in uns auf Grund der dunklen Kräfte wirken, was uns wiederum klar machen will, dass wir nur kleine nichts sagende Geschöpfe in dieser großen weiten Welt sind. Das astronomische Universum will uns Angst machen. Wir sind Staubkörnchen von winziger Größe, wie Partikelchen auf diesem kleinen Planeten Erde, der unerkannt im Raum, in der Mitte vieler Galaxien, unvorstellbar im weiten Raum- und Zeitkomplex treibt. Wir sind über die Macht dieses Universums erstaunt. Wir fühlen uns angesichts der Größe der Welt erschlagen und gedemütigt.

Doch die andere Seite, die göttliche Natur in uns, sagt, dass wir das Universum überwinden können; wir können die Sterne erreichen und uns untertan machen. Wir können in die Geheimnisse der Natur vorstoßen, sie erobern, an die Zügel nehmen und für unsere Zwecke nutzen. Das Göttliche in uns sagt: „Du bist kein Schwächling. Steh auf und zeig deine Stärke! Sei kein Feigling.“ Der Andere wiederum sagt: „Du bist ein Feigling, ein Schwächling, du kannst überhaupt nichts bewirken.“

Sich der Welt zu stellen, mit den Kaurava-Kräften konfrontiert zu sein und sich den Anforderungen der großen Menschheit gegenüber zu sehen, ruft nach der Entwicklung unserer Persönlichkeit in eine völlig andere Richtung. Wir benötigen die schrittweise Entwicklung einer inneren Stärke in einem Ausmaß, das den Anforderungen der Welt entspricht, denn es ist notwendig, sich der Welt zu stellen. Wir können nicht davonlaufen. Wir sind von ihr durchdrungen. Worin liegt also der Sinn, sich zu beschweren und den Kopf in den Sand zu stecken?

Genauso wenig, wie die Fäden - in Form von Kette und Schuss - aus einem Schal entfernt werden können, genauso wenig kann sich jemand aus der Welt davonstehlen. Selbst Arjunas Klage, er könne davonlaufen und sich wie ein Bettler im Wald verstecken, wäre nahezu dumm. Solch ein Verhalten ist unsinnig, denn wir sind unentwirrbar in alle Dinge verstrickt.

Darum können wir nicht einfach davonlaufen, sondern wir müssen soviel Energie entwickeln, damit wir uns stellen können. Wenn wir uns einem Ozean gegenübersehen, müssen wir ebenfalls zu einem Ozean werden. Ein Ozean kann dem anderen begegnen, doch als Tropfen können wir nichts ausrichten. Wir mögen uns als Tropfen inmitten der Kaurava-Kräfte fühlen, doch sind wir innerlich auch ein Ozean, wobei der Tropfen ein lebendiger Teil davon ist. Mit dieser Erkenntnis geht voran. Handelt jetzt! Bringt die Kräfte an die Oberfläche eures Bewusstseins der Macht, die in euch ist und als das Verstehen bekannt ist.

Wir sind nicht außerhalb dieser Welt und die Welt ist nicht außerhalb von uns. Die Kaurava- und die Pandava-Kräfte sind die beiden Seiten einer Münze. Sie entstammen vom selben Vyasa Bhagavan [28] ab. Sie sind die Nachkommen eines einzigen Menschen. Sie sind die beiden Glieder von nur einem Menschengeschlecht. Sie sind Vettern, die einer Familie angehören. Die Pandavas werden auch manchmal Kurus genannt, und Kauravas werden mit demselben Namen bedacht. Erinnert euch, dass sie die Nachkommen von Vyasa sind, der der Urvater beider Seiten ist. In der gleichen Weise gibt es von dieser Welt und auch für uns selbst, die wir individuell erscheinen, nur ein Original. Wir haben die gleichen Eltern und das gleich Erbe. Dieses ist das Licht, das von uns ausgeht, wenn wir unser Verstehen schulen, d.h., dass der Stoff, aus dem die Welt gemacht ist, derselbe Stoff ist, aus dem wir gemacht sind.