Sei ehrlich zu dir selbst

Negative Reaktionen auf die innere Stimme

Manchmal tauchen andere Schwierigkeiten auf. Ihr fühlt euch matt oder lethargisch. Zu Anfang wart ihr enthusiastisch: „In diesem Leben werde ich Gott verwirklichen!“ Mit solch einer Entschlossenheit habt ihr euch ans Werk gemacht. Viele Monate lang habt ihr mit dieser Einstellung regelmäßig meditiert. Nach einem Jahr der regelmäßigen Praxis fühlt ihr euch matt, voller Müdigkeit, ausgelaugt und möchtet euer Programm in die Zukunft hinein verlegen.

In einer seiner Reden sagte Buddha, dass es viele Entschuldigungen für das Nichtstun gibt: Dieses ist die Regenzeit, sehr feucht, schwül; wir können nicht nach draußen gehen, wenn es von oben schüttet. Es gibt nirgendwo ein trockenes Plätzchen. Lass den Regen erst aufhören. Dann werde ich mich hinsetzen und meditieren. Und damit habt ihr euch für weitere zwei Monate von der Langeweile befreit, die ihr Meditation nennt, denn es ist Regenzeit. Danach beginnt der Winter. Dann trifft es euch wieder: Oh, ich dachte der Winter sei besser. Doch der Winter ist auch nicht so schön. Wenn der kalte Wind bläst, kann ich nicht einmal ein richtiges Bad im Ganges nehmen. Das ist nicht gut. Ich habe einen Fehler gemacht. Wenn der Sommer kommt, werde ich bestimmt wieder sitzen und einen erneuten Anlauf nehmen.

Wenn der Sommer kommt, ist es wieder so schlimm. Man kann nirgendwo sitzen, denn alles ist heiß. Wieder glaubt ihr einen Fehler gemacht zu haben, und ihr verschiebt euer Ansinnen wieder auf die kühleren Tage. Dieses macht ihr euch immer wieder vor, wie ein Schuldner seinem Kreditgeber, der morgen wiederkommen soll, und morgen erzählt ihr ihm, dass er nach weiteren zwei Tagen kommen soll usw., wobei kein Ende abzusehen ist.

Woher kommt diese Lethargie? Dieses ist ein Trick des Geistes. Er weiß, wie er eure Aktivitäten einschränken kann. Wenn die eine Methode nicht wirkt, weicht er auf eine andere aus. Es gibt noch einige andere Methoden, die wir uns jetzt anschauen wollen.

„Bist du nicht müde? Willst du nicht ausruhen? Wie lange willst du noch so sitzen bleiben? Werde mir nicht krank. Steh‘ auf!“ Ihr hört diese innere Stimme und ihr wisst nicht, was ihr tun sollt. Das Gegenmittel dafür ist nicht, sofort auf diese Stimme zu reagieren, sondern zu verstehen, dass es sich um eine unerwünschte Botschaft handelt, die gekommen ist, um euch am Fortschritt auf dem Weg zu hindern.

Wenn ihr ernsthaft krank seid, ist das etwas Anderes. Dann müsst ihr euch wirklich darum kümmern, schnell wieder gesund zu werden. Doch wenn es sich nur um ein Fehlverhalten des inneren „Schweinehundes“ handelt, der falsche Ermüdungs- und unechte Erschöpfungszustände vorspielt, muss man wachsam sein. Wenn ihr nichts tut, was kann daran falsch sein? Die Menschen tun tagelang nichts und dann sagen sie, sie bräuchten ihre Ruhe. Welche Art von Ruhe wird benötigt, wenn man nichts tut? Es ist nur ein Trick des Geistes, der keinen spirituellen Fortschritt wünscht. Wenn ihr müde seid, dann setzt euch nicht zur Meditation. Steht auf und geht auf die Veranda. Geht von einem Ende zum anderen. Wenn ihr euch aktiv dabei bewegt, verschwindet die Lethargie von selbst. Wascht euer Gesicht mit kaltem Wasser ab. Trinkt eine Tasse Tee, wenn ihr mögt. Wenn ihr euch besser fühlt, setzt euch hin und beginnt mit der Meditation. Ihr solltet keine Trägheit im Geist zulassen.

Dann kann der Geist sich einer weiteren Technik bedienen. Er mag uns flüstern: „Die angenommene Methode ist falsch. Ist der eingeschlagene Weg richtig? Wer hat dich eingeführt?“ „Ich habe die Initiierung von meinem Guru bekommen, doch er hat mir nicht alles erzählt, denn ich habe Schwierigkeiten.“ Jetzt können viele Zweifel aufkommen: „Ist es nach all dem möglich, Gott in diesem Leben zu verwirklichen? Wer hat Gott gesehen? Gibt es einen Menschen auf der Welt, der von sich behaupten kann, er hätte Gott je zu Gesicht bekommen oder Gott verwirklicht? Wenn das der Fall ist, was ist mein Schicksal? Ich bin dabei, alles in der Welt zu verlieren und verfolge ein Luftschloss oder eine Fata Morgana. Ich kann es haben oder auch nicht; in Anbetracht meiner vorherrschenden Geisteshaltung sieht es so aus, als ob es nichts für mich ist. Es sieht nicht so aus, als wäre es möglich.“

„Ich habe mich aller Freuden des Lebens beraubt, niemand will mit mir reden; die Familienmitglieder ärgern sich über mich. Sie mögen mich nicht und es kommt nichts von ihnen. Ich habe meinen Job verloren. Die eine Schrift sagt so und eine andere Schrift sagt etwas Anderes. ‚Lies die Bibel, ‘ sagt der Eine. ‚Lies die Gita, die Upanishaden, ‘ sagt ein Anderer. Welcher Schrift soll ich folgen? Selbst in der Gita sagt ein Vers etwas aus, was in einem anderen Vers wieder anders klingt. ‚Liebe mich, arbeite hart, kämpfe die Schlacht des Lebens, ‘ ist eine Aussage. Was soll ich wirklich tun? In mir herrscht Verwirrung, Stillstand. Ein Vers der Gita widerspricht dem anderen. Ich weiß nicht, was die Gita letztendlich sagt. Kann mir irgendjemand sagen, nachdem ich siebenhundert Verse der Gita gelesen habe, worin die Quintessenz liegt? Ich verstehe nichts! Es ist viel zu viel, und es ist für mich ein großes Durcheinander von Anweisungen.“