Sei ehrlich zu dir selbst

Das Meditationsobjekt

Das Meditationsobjekt ist kein Objekt unter vielen, sondern es ist vielmehr das einzige Objekt überhaupt. Nur wenn das Objekt als „alles-in-allem“ betrachtet wird, ist es in der Lage uns alles zu geben, was wir benötigen, und uns vollständig zufrieden zu stellen. Ein Teilobjekt ist kein vollkommenes Objekt; ein viertel Mensch ist kein ganzer Mensch. Wir wollen nicht nur etwas in der Welt, sondern unsere Grundforderung verlangt alles. Selbst wenn eine 25%ige Sache zu unserem Besitz wird, werden uns die restlichen 75% schikanieren und quälen. „Warum sollte ich nicht auch noch die anderen 75% bekommen?“ Wenn ihr Könige der Erde wäret, würdet ihr selbst noch nach dem Himmel streben: „Warum sollte der Himmel ohne meine Einmischung existieren? Ich sollte selbst die Sterne kontrollieren.“ Dies wäre unser Wunsch.

Ein Objekt ist darum keine bestimmte Sache, sondern sie ist alles. Wenn das gewählte Objekt eines unter vielen zu sein scheint, konzentriert sich der Geist nur zögerlich darauf: „Warum soll ich mich auf diese bestimmte Sache konzentrieren, wenn es auch noch andere gleich gute Dinge gibt, die vielleicht mehr Befriedigung geben? Warum sollte ich zu einem mäßigen Einkommen in diesem Büro schwitzen, wenn ich woanders ein höheres Gehalt bekommen kann?“ Der Geist erzwingt diese Frage nach dem - warum dieses so genannte Objekt gerade mich betrifft – in der Meditation: „Gibt es nichts Anderes außer das? Was meinst du dazu?“ fragt der Geist.

Hier liegt die Schwierigkeit, was ein psychologisches Problem mit einem philosophischen Hintergrund ist. Man kann sich nicht auf alle Dinge gleichzeitig konzentrieren. Wir wissen nicht, wie viele Dinge es in dieser Welt gibt. Wie sollte jemand in der Lage sein, all diese Objekte im Geiste zu zählen, ganz davon abgesehen, sie sich innerlich auf einen Haufen auf einmal vorzustellen? Selbst wenn man in der Lage wäre, alle Objekte in der Welt gleichzeitig wahrzunehmen, würde man bestimmte unbekannte Dinge auslassen. Es ist uns unmöglich, allwissend zu sein, und selbst die Gesamtheit der Welt würde irgendetwas außerhalb der Welt auslassen.

Wie sollte man sich dann gegenüber den Meditationsobjekten verhalten? Wie sollten wir das Objekt auswählen? Auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Philosophisch, wissenschaftlich und rational betrachtet ist eine Sache so gut wie jede andere in der Welt. Wenn wir uns die Diskussionsobjekte der letzten zwei Tage vor Augen führen, dann stellen wir nichts Unwichtiges fest und nichts ist wichtiger als das Andere. Das liegt daran, dass jedes Teil der Welt mit allen anderen Teilen verbunden ist und ein lebendiges Ganzes bildet. Der kleine Stein, der im Haus verbaut wird, ist innerlich irgendwie mit den Sternen am Himmel verbunden. Nur eine weit reichende Untersuchung wird in der Lage sein, die Wahrheit ans Licht zu bringen, dass ein Stückchen Lametta auf Erden mit einer Koryphäe im Himmel verwandt ist.

Man kann nicht alle Dinge gleichzeitig in ihrer inneren Beziehung zueinander erfassen. Man kann sich das Objekt auswählen, was man am meisten mag, am meisten liebt oder was das Herz höher schlagen lässt. Was kann unser Herz höher schlagen lassen? Diese Antwort könnt ihr euch nicht selbst geben. Ihr werdet euch wie der Fuchs in der Fabel verhalten, der hunderte von Tricks auf Lager hat, um dem Jäger zu entkommen, doch wenn die tatsächliche Situation einen Trick zum Entkommen erforderlich macht, weiß er nicht, welchen Trick er anwenden soll, und die Jagdhunde fallen über ihn her. Dies sollte nicht geschehen. Gibt es irgendetwas, was euer Herz vollkommen mit Freude erfüllt? Der Eine sagt vielleicht: „Mein einziges Kind macht mir Freude, - mein einziger Sohn, den ich nach vielen Bußen, Gebeten und Segnungen von Heiligen bekommen habe. Ich denke Tag und Nacht an das Kind, mit dem mich Gott gesegnet hat. Das Angesicht des Kindes erleuchtet mein Herz. Es ist die Liebe meines Herzens.“ Doch kann man jemanden unter allen Umständen im Leben lieben?