Mysterium und Kontolle des Geistes

Auszüge aus dem Buch "Mind - Its Myteries and Control" von Swami Sivananda

13. Kapitel

Konzentration

Der Geist von weltlichen Menschen ist sehr ruhelos. Er ist unzufrieden und ohne wirklichen Frieden. Je mehr er sich Vergnügungen hingibt, desto mehr sucht er sie, so dass die Menschen aufgrund ihres eigenen Geistes aufs höchste besorgt und geplagt sind. Um diese Plagen und Sorgen zu beseitigen, haben die RISHIS83 empfohlen, den Geist von allen sinnlichen Freuden und Vergnügungen fernzuhalten. Wenn der Geist konzentriert oder erloschen ist, kann er niemanden mehr dazu bewegen, nach weiteren Vergnügungen zu suchen, womit alle Qualen und Sorgen für immer beseitigt sind und wahrer Frieden erreicht worden ist. Das Geistorgan strebt gewöhnlich zu verschiedenen Objekten, womit die geistigen Kräfte in verschiedene Richtungen verteilt werden. Bei weltlichen Menschen sind die Strahlen des Geistes wie Lichtstrahlen überallhin verstreut, woraus sich schließlich Leid ergibt. Sobald die Strahlen gesammelt und konzentriert werden, zentriert sich der Geist in seinem Ursprung, woraus reine Wonne entspringt. Zum Zweck der Konzentration muss man die verstreuten Strahlen des Geistes mittels VAIRAGYA11 und ABHYASA84 , durch TYAGA12 und TAPAS72 (Bußübungen) sammeln, und mutig mit unermüdlicher Energie und Ausdauer nach Gott streben. Sobald sich Geistes- und somit Gedankenkraft konzentrieren, offenbart sich das wahre Licht der Erleuchtung.
RAJA-YOGA35 lehrt uns die Kunst der Entrümpelung der innersten Winkel unseres eigenen Geistes. Durch die bewusste Handhabung des Denkorganes wird man dazu fähig, den Geist zu beherrschen, so dass er nach Deinem Willen arbeitet und sich, d.h. seine Kraft, auf das Objekt konzentriert, welches Du Dir ausgewählt hast. Solange das Denken durch beständige Praxis in der Verwirklichung des von Dir angestrebten Zieles nicht gänzlich versinkt und untergeht, solltest Du Deinen Geist immer wieder auf die eine Wahrheit konzentrieren. Durch solch eine ununterbrochene Praxis wird sich ein auf ein Ziel ausgerichteter Geist ergeben, wodurch unmittelbar alle Gedankengespenster verschwinden werden. Hefte deshalb Deinen Geist auf ein Objekt oder eine Idee und ziehe die Geistesstrahlen immer wieder zurück, wenn sie sich vom LAKSHYA115, dem angestrebten Ziel, zu entfernen versuchen. Erlaube dem Geistorgan nicht, hunderte von Gedankenformen zu erschaffen. Schaue nach innen und überwache die Gedanken ganz genau. Lebe allein und vermeide nicht nur schlechte, sondern möglichst jede Gesellschaft von weltlichen Menschen. Suche die Gesellschaft spiritueller Menschen(SATSANG) und meide auch dies, wenn der Wunsch nach wirklichem Alleinsein überwiegt.
Ein RAJA-YOGI35 konzentriert sich auf die Stelle zwischen den Augenbrauen, das sogenannte TRIKUTI85 oder AJNA-CHAKRA86, wo sich die Geisteskräfte im Wachzustand versammeln. Derjenige, der auf VIRAT87, d.h. den HERRN in Seiner Offenbarung, als sichtbares Universum meditiert, oder der Welt als Universum zugetan ist, sollte dieses Energiezentrum zum Zweck der Konzentration verwenden. Ein BHAKTA40 oder Devotee, d.h. ein Ergebener des HERRN sollte sich mit Liebe und Hingabe auf das Herz konzentrieren. Ein HATHA-YOGI88 heftet seine Gedankenkräfte auf eine bestimmte und umschriebene Stelle im Bereich der Wirbelsäule.
Es ist relativ einfach, den Geist auf ein äußeres Objekt zu konzentrieren, da sich die Geistesstrahlen gern nach außen bewegen. So kann man sich durchaus auf den blauen Himmel, das Licht der Sonne, den alldurchdringenden Äther usw. konzentrieren. Bemühe Dich anfänglich um verschiedene Konzentrationsmethoden. Konzentriere Dich auf irgendein gegenständliches Abbild oder auf eine abstrakte Idee, wie z.B. SATYAM89, JNANAM90, ANANTAM91, EKAM92 sw.. Hefte Deinen konzentrierten Geist schließlich nur noch auf eine Sache (konkret oder abstrakt).
PRANAYAMA93 oder Atemkontrolle beseitigt den Schleier der Leidenschaft (RAJAS) und der Trägheit (TAMAS), so dass Reinheit (SATTVA) einkehren kann. Die Nerven kommen zur Ruhe und werden gereinigt. Ein HATHA-YOGI88 versucht seinen Geist, durch Atemkontrolle zu konzentrieren. Ein RAJA-YOGI35 versucht seinen Geist dadurch zu konzentrieren, indem er ihm nicht erlaubt, all die verschiedenen Objektformen anzunehmen. Er kümmert sich nicht sonderlich um die Atemkontrolle, denn sein Atem wird automatisch durch die Konzentration seines Geistes ruhig und beherrscht. HATHA-YOGA88 ist eine Stufe im RAJA-YOGA35.
Die Aufmerksamkeit spielt eine erhebliche Rolle in der Konzentration. Sie ist sozusagen die Grundlage der Willenskraft, und ein Zeichen des geschulten Willens. Die Aufmerksamkeit ist der Brennpunkt des Bewusstseins. Ein YOGI32 mit dieser Fähigkeit kann seine Geisteskraft für einen längeren Zeitraum auch auf unerfreuliche Objekte konzentrieren. Am Anfang Deiner Praxis wirst Du kämpfen müssen, um das sich aufdrängende Körperbewusstsein zu überwinden, was von etlichem Unwillen und Ablehnung begleitet sein wird, denn es gibt eine Fülle von Gefühlen und Gedanken, die sich dagegenstemmen. Im dritten Praxisjahr wird das Geistorgan ruhig, rein und gekräftigt sein. Gib Deine Übungen um keinen Preis der Welt vorzeitig auf. Halte daran fest. Habe Ausdauer, Geduld, Freude und Zähigkeit. Verzage nicht. Finde die jeweiligen Hindernisse, die sich der Konzentration als störende Felsbrocken in den Weg legen, durch ernsthafte Innenschau heraus und entferne sie mit Geduld. Erlaube keinen neuen Wünschen und Vorstellungen, sich im Geistorgan einzunisten. Ersticke sie im Keim durch VIVEKA10, VICHARA24 und DHYANA94. Du musst an der einen Gottesidee und dem EINEN GOTT allein festhalten.