Antwort auf deine Fragen

 

Vorwort

Die täglichen Sitzungen, die Swamiji mit unterschiedlichen Besuchern des Ashrams abhält, zieht die Menschen aus den verschiedenen Regionen Indiens und aus dem Ausland an, da sich ihnen hier in heimischer Atmosphäre die Mög­lichkeit bietet, ihre Wünsche und Fragen, ihre Nachforschungen und Schwie­rigkeiten, die das weite Feld des menschlichen Lebens betreffen, zu äußern.

Der Inhalt besteht aus den, über einen Zeitraum von mehreren Jahren auf Tonband aufgezeichneten, abgeschriebenen und zum Zweck der Veröffentlichung nunmehr herausgegebenen Antworten Swamijis auf all die Fragen und Zweifel der Besucher. Es war der Wunsch von jedermann, daß eine Textzusammenstellung (Buch) dieser Art, - nachdem sie/ es die Hände des Suchers nach Erkenntnis erreicht -, diesen als interessanter Führer, als Nachschlagewerk und auch als Unterhaltung auf intellektueller und geistiger Ebene dienen möge.

Wir hoffen, daß diese Veröffentlichung, - die neu ist in ihrer Art - , eine angemessene Hilfe für den geistigen Sucher, der nach Erleuchtung strebt, ist.

Wir bitten um Ihr Verständnis, daß diese Texte, die 1997 übersetzt wurden, noch nach den alten Rechtschreibregeln hier im Internet veröffentlicht wurden.

Shivanandanagar
17. März 1995
THE DIVINE LIFE SOCIETY

...frei nach Dr. Faust

[Diese Zeilen erklären den Gegensatz zwischen dem Selbst und der weltlichen Existenz]

Als Faust, der Doktor, strebt nach größtem Wissen,
Macht und Herrlichkeit in höchster Form,
weitübertreffend jedes menschliche Ermessen,
tauscht er seine Seel’ gegen weltlich’ Schätze ein,
zum Wert des Inneren, des Friedens wesenhaft und spirituell,
die dem sterblich’ Schatz als Hypothek entsprechen.

Als Dr. Faust, gebildet, viel Ding erscheinen ließ
und voll Freud’ entdeckte,
was Besitz von Macht für ihn bedeutet,
es seine größte Leidenschaft erweckte.
Objekte werden zur Lebendigkeit,
wenn dies zur Absicht des Verstandes wird,
so daß Brut und Wünsche selbst zum Meister werden.

Dann beginnt die „Meute“ (der Wünsche),
die man, der Armut wegen, zurückgezogen hat,
sich zu erheben und zu sprechen
mit Gedanken allerliebst,
die für das eig’ne Ohr nur wahrnehmbar erscheinen.
Das Bewußtsein, heiß geliebt, gießt aus seinem Inhalt nun,
eine Brücke zur Form des Äußeren hin,
zu den Perspektiven, die von Faust erwartet werden.

Eine Gestalt, so dunkel, und von Ängsten arg, umgeben
als Gott des Schenkens stellt er sich ihm vor,
und wendet sich an Faust, der höchst aufmerksam ihn fragt:
„Wer bist Du, der Du vor mir stehst?“
„Ich bin der Wunsch, Erfüller aller Wünsche
und frag’ nach Vorlieben, Gier, Vergnügen,
Hoffnungen, die sich in Dir hegen,
und Deinen Wünsche hier und jetzt
werden sofort erfüllt im Überfluß.“

Faust, hoffnungsvoll, erfreut ob dieser Chance
allmächtig zu werden schnell,
in dieser Form geschmeichelt und so überwältigt sehr,
hört nunmehr sagen den Dämonen er:
„Du sollst mir zum Ausgleich etwas geben,
obgleich armselig im Vergleich und in der Menge,
was ich ergieße über Dich, dem fürwahr Königlichen.“

Faust dachte nach und überlegte,
was er dem dunklen Dämon nun wohl gäbe,
als Gegenleistung für die dargebotene Welt,
mit all ihren Farben, Klängen und auch Freuden.
„Worüber denkst Du nach, Du hast doch Deine Seel’.
Gib sie mir und nimm der Schönheit all dafür,“
so sprach die schwarz’ Gestalt zum aufmerksamen Faust,
der nicht wußt’, ob es eine Seel’ wohl gäbe,
und falls doch, wo sie sich überhaupt befände.

Noch darüber grübelnd, ob eine Seel’ es gibt oder ob nicht,
denn, wenn er diese Seele für die Welt verlöre,
würde gar nichts er verlieren,
was ihm in all der dargebotenen Schönheit
ausgebreitet, wie tausend Himmel hier auf Erden,
auf einem goldenen Tablett serviert.

„Nimm die Seele von mir,
welchen Wert Sie auch immer haben mag.
Du sagtest „Gib“, und ich bitt’ Dich nimm,
denn ich seh’ nicht das Ding,
was Seel’ Du nennst;
nimm sie, wenn Du sie wirklich sehen kannst.“

Das Genie nur lachte und betätigte den Stab zum Zauber,
und ächzendes Krachen, den Faust zerriß sogleich,
sich im versprochenen Land vom „Tod“ nun wähnte,
wo „Nichtsein“ ist die Inthronisation der Herrlichkeit,
und „Nichtselbstsein“ das Ziel der Ziele,
wo Objekte scheinen, wie das teure Herz von Faust,
dessen Herz entfernt nun aus dem eigenen Selbst,
wo Berge zerbersten von selbst zu Staub,
seine Spitzen splittern,
Erdinneres seine lodernden Flammen ausspeit,
um der festen Substanz, in Gas verwandelnd,
eine Ende zu bereiten,
wo der Ozeane Wellen die Gestad’ verlassen,

die Schöpfung schließlich sich selbst verspeist,
und dann über das Mahl des eigenen Selbst voll Freude tanzt.
Was geschieht, kann niemand vorstellen sich,
noch darüber zu sprechen er in der Lage ist,
wenn der „Tod“ als König der Könige zieht umher,
und das Leben ganz zerstört,
alles Licht löscht aus,
tiefe Dunkelheit, Verlust der Sinne und Verstand,
eine schnell leergefegte Bühne, kaum berührt,
wäre das, was Faust müßt’ letztendlich erfahren,
wenn das Selbst, zu „Nichtselbst“ transformiert,
seelenloses Leben wird,
wo Mitternacht, wie feurig’ Sonnenhitze scheint,
Vorwärtsbewegung wird rückwärts dann,
rechts wird links, und links wird rechts,
aus oben unten, das Tiefste zum Höchsten
und in etwas „Anderem“ zu sein ist dann „Selbst zu sein“.

Solcher Art ist das Schicksal von jedermann,
der etwas „Anderem“ nachläuft, als dem,
was wirkliches Bewußtsein ist,
Dort merkt man und wird sich dessen wohl bewußt,
was wirklich und was wertvoll ist,
es ist das Selbst und nicht das „Nichtselbst“,
das Du bist.