Sivananda Yoga - von Swami Venkatesananda


Karma Yoga

Swami Sivananda erschuf keine neue Philosophie, er überbrachte bereits existierendes Wissen. Wo dieses Wissen durch Nicht-Verstehen verzerrt worden war, flößte er seinen eigenen wunderbaren Sinn des Verstehens  ein. Wirkliches Verständnis ist nicht intellektuell. Der Geist versteht nicht, sondern versucht zu greifen und die so zarte Wahrheit kann nicht ergriffen werden. Man kann nicht Luft greifen, aber man kann sie einatmen. Ebenso muss Wahrheit eingeatmet werden, so wird man durch die Wahrheit inspiriert. So wie die Atemluft notwendig ist zum Leben, so selbstverständlich muss Wahrheit in deinem Leben werden. Dann lebt man Wahrheit, man wird zur lebenden Wahrheit. Man fließt mit der Wahrheit ohne jemals den Kontakt zu ihr zu verlieren. Das Leben wird göttlich. (Darum nannte Swami Sivananda seine Mission Divine Life [„göttliches Leben“ - m.A.].)

Man kann die Wahrheit nicht fassen, aber das bedeutet nicht, dass man sie aufgeben sollte. Manche versuchen, die Wahrheit festzuhalten und verfehlen sie gerade deswegen. Andere sagen: „Nein, Wahrheit kann nicht erfasst werden“ und geben sie auf. Sie haben nie angefangen. Es gab einen wunderbaren Weisen, der betonte, dass Wahrheit, nur weil sie nicht ergriffen werden kann, trotzdem nicht einfach aufgegeben, ignoriert werden sollte. Es gibt eine andere Möglichkeit. Man fließt mit ihr, ohne jemals den Kontakt zu verlieren, ohne sie zu ergreifen und ohne von ihr fern zu bleiben. Das war Swami Sivanandas besondere Methode.

Swami Sivananda hat in seinen eigenen Büchern die Essenz traditionellen Lehrens gegeben und diesen Lehren dabei die geheime Botschaft mitgeteilt, wie man mit der Wahrheit in Kontakt bleibt, wie man sie zu einem integralen Teil seines Lebens macht. Er selbst verkörperte diese Lehre. Wahrheit muss verkörpert werden, sie muss gelebt werden. Sowohl Theorie als auch Praxis haben ihren Platz darin, aber Leben ist etwas anderes als Theorie und Praxis. Die Wahrheit zu leben bedeutet, sie theoretisch zu kennen und sie auf die eine oder andere Art zu praktizieren, aber nichts von beidem repräsentiert die Wahrheit. Theorie ist Arbeit des Hirns, intellektuelles Verständnis. Intellektuelles Verständnis funktioniert auf der Basis von Einteilung, es vergleicht und stellt gegenüber (intellegere= auseinander lesen, unterscheiden). Der Intellekt sieht dies als Tisch und jenes als Platte, wobei sie in Wahrheit beide Hölzer sind. Nur jemand, der  nötigst Feuerholz braucht, sieht all dies als eines. Für ihn wären nicht Tisch oder Platte von Interesse, sondern nur Feuerholz. Der Intellekt versteht die Gesamtheit nicht als Gesamtheit, sondern teilt sie in Kategorien ein.

Obgleich intellektuelles Verständnis notwendig sein mag, wird es nicht zur lebenden Wahrheit. Ebenso ist Praxis grundlegend, doch selbst das ist unvollständig. „Ich übe mich in dieser Disziplin“, „Ich meditiere über Gott.“ In allem steckt die Einteilung in Subjekt-Objekt, in Handelnder - Handlung – Karta und Karma, Karya und Karana. Das Leben kennt keine solche Einteilung, und Bewusstsein kennt keine solche Einteilung. Es gibt nicht einmal eine Einteilung in das, was wir Leben und Tod nennen, weil das Leben weitergeht, wenn der Körper stirbt, und das Bewusstsein schläft nicht ein, wenn ein Teil unseres Geistes vielleicht einschläft. Darum hört Wahrheit nicht auf, wahr zu sein.

Swamiji gab uns die Theorie, half uns mit der Praxis und deutete die Wahrheit an. Die Wahrheit kann nur nonverbal angedeutet werden. Während er in seinen Schriften Theorie vermittelte, belehrte er fast nie, aus dem einfachen Grund, dass erst Hunger und eine Empfindung für Dringlichkeit auf Seiten des Studenten oder Schülers herrschen müssen, bevor die Nahrung verdaut werden konnte. Hier hat man sogar mit dem Essen Probleme. Um 11 Uhr klingelt die Mittagsglocke. Man muss sitzen und essen, obwohl man keinen Hunger hat. Das natürliche Resultat ist ein verdorbener Magen! Die Nahrung, die gegessen wird, wird nicht zur Lebenskraft. Regelmäßige Essenszeiten mögen in einer Organisation nötig sein, auf dieselbe Weise, wie Unterrichtsstunden nötig sein mögen. Doch Swamiji wartete, bis man nagenden spirituellen Hunger bekam, dann brauchte er einen nur ansehen oder ein paar Worte sagen. Das war seine Methode. Er mochte Unterricht und stellte sich sogar diese Akademie vor, doch gleichzeitig unterstrich er die Notwendigkeit spirituellen Hungers, der durch einen einfachen Funken gestillt werden konnte. Das war seine Einstellung. Obgleich er nicht viele Vorträge hielt, waren die wenigen Worte, die seine Studenten und Schüler von ihm gehört haben mögen, unvergesslich. Meist war er die lebende Wahrheit. Seine Handlungen sprachen viel lauter als ein lauter Redner.

Obgleich sein ganzes Leben im wahrsten Sinne des Wortes das von Karma Yoga war, waren seine eigentlichen Schriften über Karma Yoga dürftig. Sein Leben war Karma Yoga. Karma Yoga in seinen wahrsten Sinne kann nur von einem Weisen in Selbstaufgabe praktiziert werden. Genau definiert ist Karma Yoga selbstloses Dienen. Was ist selbstloses Dienen? Ist es bloße Ablehnung einer Belohnung? Wenn ich also komme und jemandes Sachen wasche und es ablehne, auch nur eine Banane zu nehmen, bedeutet das Karma Yoga?

arurukshor-muner-yogam karma karanamuchyate (VI. 3)

„Für einen Weisen, der Yoga erlangen will, wird gesagt, dass Handlung das Mittel ist“, sagt Krishna in der Bhagavad Gita. Wenn jemand sich müht, die Leiter des Yoga hinaufzuklettern, haben all diese Dinge einen Wert. Wenn du jemandes Sachen wäschst, ohne überhaupt an eine Belohnung zu denken, ist das sehr gut, aber es macht nicht selbstloses Dienen aus. Man will nichts dafür haben, aber alle Leute sollen sagen, was man für ein toller Karma Yogi ist. Wenn man sagt: „Ich wasche die Sachen dieses Mannes, wenn er nicht da ist und verschwinde so, dass mich niemand sieht...“ Kann man diesen Satz beenden? „so dass niemand weiß, was ich getan habe.“ Ist das selbstloses Dienen? Ist es für Neulinge auf dem spirituellen Weg wie die meisten von uns überhaupt möglich, zu verstehen, was Selbstlosigkeit bedeutet? Was wir mit dem Praktizieren von Karma Yoga versuchen zu erreichen, ist, Selbstsucht (die vom Standpunkt unserer spirituellen Evolution und sozialen Wohlfahrt gesehen sehr wichtig ist) zu minimieren. Aber es ist nicht Selbstlosigkeit. Was ist Selbstlosigkeit? Ein ganz besonderer Samadhi wird in der Bhagavad Gita erwähnt.

brahma'rpanam brahma havir-brahmagnau brahmana hutam
brahmai'va tena gantavyam brahmakarmasamadhina (IV. 24)


„Demjenigen, der frei von Bindung ist, der befreit ist, dessen Geist sich in Wissen begründet, der des Opfers wegen (Gottes wegen) arbeitet, für den löst sich der ganze Vorgang auf.“ Brahma-karma-samadhi – „Dieser Samadhi ist erreicht, wenn direkte Verwirklichung der simplen Wahrheit, dass es nichts außer Brahman (das Absolute) gibt, eintrifft.“ Punkt. Es heißt nicht einmal: „Es gibt nichts außer Brahman in der Welt“, weil man dann schon eine Welt schafft. Der Redner ist Brahman, die Rede ist Brahman, die Worte sind Brahman, das Medium, durch das diese Worte (Klangvibrationen) übertragen werden, ist Brahman, die Organe, die diese Vibrationen empfangen, sind Brahman, die Person, die dies versteht, ist Brahman. Auf dieselbe Weise geschieht alle Handlung in Brahman – es sind nicht einmal Handlungen, sondern Brahman. Wo gibt es im Lichte dieser Wahrheit ein Ding, das sich Selbst nennt? Wo gibt es ein Ding, das Handelnder, Motiv der Handlung, eine Person, an die die Handlung gerichtet wird und Ziel der Handlung heißt? Nichts davon existiert. Jemand, der vollständig in dieser Verwirklichung begründet ist, ist ein Karma Yogi.

Der fundamentale Kern des Karma Yoga ist Selbstlosigkeit oder die Verwirklichung dessen, dass es kein Selbst gibt – im Sinne des Ego-Selbst oder des Handelnden oder des Nutznießers. Die Verwirklichung der Nichtexistenz des Selbst koexistiert mit der Verwirklichung, dass ‘Brahman allein existiert und es keine Verschiedenheit gibt’. Beim Eintreffen der direkten Verwirklichung dieser Wahrheit entsteht vollendete Selbstlosigkeit. Handlung, die aus dieser Selbstlosigkeit fließt, ist Karma Yoga.

Was sind die Merkmale solcher Handlung? Vita-raga-bhaya-krodhah — wenn jemand die Selbstverwirklichung realisiert hat, dann sind Raga (Anziehung), Bhaya (Angst) und Krodah (Hass) vollständig abwesend. Es besteht völliges Nicht-Verhaftetsein, vollständige Abwesenheit von Angst und Hass. In der Bhagavad Gita ist dies die grundlegende Definition eines Karmayogis. Wenn diese drei verloren gegangen sind, ist Handlung nicht verloren gegangen, Leben hört nicht auf. Leben fließt ohne Raga, Bhaya und Krodha weiter, weil es kein Selbst gibt, das sich an etwas verhaftet, das etwas hasst oder vor etwas Angst hat.

Wenn diese höchste Einheit gesehen wird, wie kann da Illusion oder Trauer entstehen? Wenn eins allein nur existiert, dann entsteht die Möglichkeit eines „ich“, das sich an einem „du“ verhaftet, nicht. Bevor ich eine Anziehung dir gegenüber erfahren kann, bevor die Möglichkeit der Verhaftung meinerseits an dich entsteht, muss es eine Abgrenzung geben. Wenn es keine Abgrenzung gibt, was macht es dann für einen Sinn, verhaftet zu sein? Ich kann nicht wissen, dass diese Abgrenzung aufgehört hat, weil das „ich“ nur solange existiert, wie die Abgrenzung besteht. Das „ich“, das Ego, das Selbst, kann wohl wissen, dass es Verhaftung gibt, dass ich an dir verhaftet bin. So lange, wie diese Verhaftung die Oberhand hat, gibt es keine Selbstlosigkeit und kein Karmayoga. Aber bitte versucht, all dies zu untersuchen und zu verstehen und die Wahrheit zu finden. Man mag weniger egoistisch werden. Diese Bemühung wird auch Karmayoga genannt. Swami Sivananda hat oft hervorgehoben, dass, während die bloße Perfektion Yoga ist, doch auch die Anstrengung und Mühe in Richtung dieser Perfektion in die breitere Definition von Yoga mit eingeschlossen werden können.

Arurukshor-muner-yogam karma karanamuchyate

„Für jemanden, der sich müht, das Ziel zu erreichen, ist Handlung das
Mittel, sagt man.“

Yogarudhasya tasyai’va samah karanamuchyate (VI.3)

„Wenn jemand diesen Zustand des Yoga erreicht hat, besteht völlige innere Ruhe.“ Also können diese beiden unter die breite Definition von Yoga fallen. Wenn Selbstverwirklichung besteht (und damit die direkte Erkenntnis, dass das Ego-Selbst nicht-existent ist), besteht auch spontane Selbstlosigkeit und spontanes Karmayoga. Dies sah man bei Swami Sivananda. Er war vollständig unverhaftet, obwohl es, wenn man mit ihm zusammen war, so aus sah, als hätte er einen höchst lieb gewonnen. Es gab sogar Situationen, wo er es sogar so aussehen ließ, als ob ihm XYZ besonders lieb wäre. Es gab hier einen Swami, der eigentlich nicht Swami Sivanandas Schüler war, dennoch war er mehr als ein Schüler von ihm. Er war von einem tollwütigen Hund gebissen worden und Swami Sivananda tat alles Notwendige für seine Genesung. Er schickte ihn in ein Krankenhaus, damit er behandelt wurde. Als am nächsten Morgen ein Telegramm kam mit der Nachricht, dass er auf dem Weg der Besserung war, gab es niemanden, der glücklicher war als Swami Sivananda selbst. Als etwas später am gleichen Tag noch ein Telegramm kam mit der Nachricht vom seinem Tod, war Swami Sivananda sicht bar schockiert. Als am nächsten Morgen der Leichnam hergebracht wurde, sah er ihn nicht einmal an. Die darauf folgende Nacht betete er für seine Seele und danach war alles ganz vergessen. Weder erwähnte er den Namen dieses Mannes noch sprach er davon, was er getan hatte.

Nicht-Verhaftung bedeutet nicht Gleichgültigkeit. Wenn man mit Swamiji zusammen war, dachte er an nichts anderes. Es war, als wäre man sein ganzes Leben. Wenn man wegging, konnte man für immer gehen, das war kein Problem! Was ist das für eine Wesensart? Es ist höchste, intensive Liebe ohne Verhaftung. Es ist intensives Handeln, intensives Dienen ohne Verhaftung. Da wir dies aber versuchen, mit dem Verstand zu erfassen, will der Verstand es leider in eine kleine, hübsche Form pressen—was bedeutet, es von anderen Dingen zu isolieren, um es dann mit den anderen Dingen zu vergleichen. Wenn der Geist das versucht zu fassen, verwandelt er es in eine Definition: „Dies ist Liebe“, „Dies ist Verhaftung“, „Dies ist Nicht-Verhaftung.“ Man kann diese feinen Qualitäten nicht definieren. Wenn man mit einem Menschen wie Swami Sivananda zusammen lebt, sieht man dies, doch leider springt selbst dann der Verstand wie ein Affe herum und versucht, die Bedeutung der Handlungen dieser Weisen zu erfassen. Er lebte nicht sein Leben, um von uns verstanden zu werden, er hat kein Beispiel gesetzt, damit wir seine Botschaft in seinem Leben lesen können. Er lebte, weil … er lebte. Was hätte er anderes tun sollen?

Ist es möglich, ein solches Leben zu beobachten, ohne seinen Verstand einzuschalten? Wenn der Verstand es wahrhaftig beobachtete, könnte es ihn nur verwirren - wenn es zum Beispiel einen Augenblick so aussah, als hätte er einen Swami furchtbar gern, und im nächsten, als ob es nicht so wäre. Man meint, dass er seine Gefühle vielleicht nur vorgab – doch nein, er konnte sich nicht verstellen.

Das ‚ich’ versteht nicht. Dann entsteht irgendetwas in einem, das erkennt, dass dies Liebe ist, eine Liebe, die völlig frei von Verhaftung ist. Jene Liebe ist da wegen vollständiger Selbstlosigkeit – und die Selbstlosigkeit ist da aufgrund direkter Verwirklichung von Brahman oder der unendlichen Einheit.

Abwesenheit von Verhaftung, Angst und Hass
Karma Yoga heißt nicht, einfach etwas zu tun, ohne eine Belohnung dafür zu erwarten. Eine Sache ist, es zu erwarten, eine ganz andere jedoch, ohne Erwartung zu erhalten. Swami Sivananda gab anderen von sich selbst, seinen Diensten und seinem Wissen, ohne etwas als Gegenleistung dafür zu erwarten. Doch er gab einem auch die Möglichkeit, seine Dankbarkeit, seine Anerkennung, seine Hingabe zu zeigen. Er wollte sie nicht und er wäre auch in keiner Weise enttäuscht gewesen, wenn man davonginge, aber er war nicht egoistisch genug, es abzulehnen. Wer um eine Belohnung bittet, ist das Ego und was ein Angebot ausschlägt, ist auch das Ego. Er hat mir einmal, kurz gesagt, erzählt: „Frage nicht nach etwas, weise nichts ab.“ Eine Belohnung nicht zu erwarten ist nicht genau dasselbe wie eine Belohnung abzuweisen, aber das ist nicht das einzige, was Karma Yoga ausmacht. Karma Yoga ist selbstloses Dienen.

Um ein Karma Yogi zu sein, muss man das Ego aufgeben. So wie Dunkelheit nicht sichtbar ist, ist auch das Selbst nicht sichtbar. Es ist wie ein Schatten - es ist und es ist nicht - doch seine Auswirkungen und seine Handlungen sind sichtbar. Eine Auswirkung ist Raga (Mögen), was mentale oder psychologische Verfärbung ist. Es ist nicht bloß das Wünschen oder die Verhaftung, sondern die mentale Verfärbung, die solch eine Verhaftung herbeiführen. Für gewöhnlich ist es ein Gefühl, dass dieses Objekt oder diese Person eine Quelle der Freude, Sicherheit und des Glücks ist. Wenn diese Einstellung die Oberhand gewinnt, eilt der Verstand zu diesem Objekt oder der Person. Swami Sivananda war völlig frei davon, sogar so frei, dass er fähig war, es in seinen Schülern wahrzunehmen. Ich werde ein Beispiel geben. Anfangs gab es hier keine Druckerpresse und Swami Sivananda hatte darum einigen Verlegern das Recht erteilt, seine Bücher herauszugeben. Als wir eine Druckerpresse anschafften, mit der wir sie drucken und herausgeben konnten, wurden einige dieser Lizenzen zurückgezogen. Ein Fall wurde diskutiert und ein älterer Schüler schlug vor: „Wäre es nicht besser, das Buch beim Herausgeber´zu lassen, Swamiji? Er hat hart gearbeitet und natürlich auch Geld damit verdient, aber er hat ja auch eine Menge mit dem Drucken, Herausgeben und Vertrieb zu tun gehabt.“ Swamiji war ein paar Minuten still, dann plötzlich wendete er sich ihm zu: „Wann immer du in diese Stadt gehst, wohnst du bei ihm, nicht wahr? Der Verstand ist voreingenommen.“ Es ist nicht so, dass er auf der Seite des Herausgebers war, aber weil der Verstand verfärbt war, erschien das das richtige zu sein. Das zu sehen, verlangt großes Verständnis.

Der ganze Verstand ist verfärbt, vorurteilsvoll. Womit wird man also diese Vorurteile sehen? Nur ein Mensch mit unheimlichem Verständnis kann das wirklich. Man kann gesagt bekommen, dass die eigenen Handlungen, Gedanken, Worte und Taten voll von Vorurteilen sind, doch man ist wahrscheinlich nicht fähig, diese Tatsache selbst zu sehen, weil der ganze Verstand verfärbt ist. Wir wissen nicht, ob die Verhaftung entstand und die Vergnügen dadurch kamen, oder ob das Vergnügen zuerst da war und die Verhaftung später kam, doch das Bestehen dieser Verfärbung — der
Zuneigung, der Verhaftung — kennzeichnet das Spiel des Selbst. Solange das besteht, gibt es kein Karma Yoga.

Eine andere Auswirkung ist Bhaya. Bhaya ist psychologische Angst. Es ist nicht die Angst, die man erfährt, wenn man auf der Strasse steht und mit einem Lastkraftwagen zusammenprallt. Das ist etwas anderes. Psychologische Angst ist völlig irrationale Angst, die sich nur auf dem Bild des Selbst und dem Spiel des Selbst begründet. Man will, dass etwas geschieht und hat Angst, es mag nicht geschehen; man will, dass etwas nicht geschieht und hat Angst, dass es doch geschehen wird. Man hat Angst davor, seinen Ruf zu verlieren und dass das Vergnügen enden mag. Man hat Angst vor hohem Alter und Tod. Wenn wir aber nicht alle jung sterben, ist das Alter unumgänglich. Selbst wenn man kein hohes Alter erreicht, kann man dem Tod nicht entkommen. Es macht keinen Sinn, vor dem Tod Angst zu haben, trotzdem existiert diese irrationale Angst in unseren Herzen. Warum ist das so? Das ist eine andere Handlung des Selbst. Wenn man dies aber beobachten kann und es zu seiner Quelle zurückverfolgen kann, dann ist das Ego-Selbst entlarvt.

Swamiji war gänzlich frei von psychologischer Angst. Möglicherweise habt ihr schon mal heilige Männer (meist wandernde Asketen) gesehen, die scheinbar furchtlos gehandelt haben. Swami Sivananda befand sich aber in einer seltsamen Situation. Er war Vorsitzender einer weltweiten Organisation und wurde von Millionen für einen Jagat Guru, eine Gott - inkarnation, gehalten. Ruhm ist eines der gefährlichsten Hindernisse für den nicht Erwachten, denn er wird vom Ego-Selbst gesucht und er fördert das Ego-Selbst. Wenn also das Ego-Selbst noch da ist, gesund und munter, dann ist Ruhm eine Katastrophe. Er bindet und macht Angst. Man wird alles tun und lassen, um ihn zu schützen, aus Angst vor der öffentlichen Meinung. Swami Sivananda war gänzlich frei davon. Er tat nicht, was nicht richtig war, aber nicht aus Furcht vor der öffentlichen Meinung sondern weil es nicht richtig war. Wenn es nicht richtig war, konnte nichts in der Welt ihn dazu überreden, es zu tun. Was richtig war, tat er, und während er es tat, schenkte er dem überhaupt keine Beachtung, was die Leute sagten.

Einmal sagte jemand: „Ich habe Angst, mich vor all diesen Leuten zu offenbaren.“ Er sagte: „Wenn Du vor etwas Angst hast, dann tu es sofort und werde die Angst somit los.“ Er war kein nackter Swami, er war immer dezent und geschmackvoll gekleidet, doch im Frühsommer oder Frühling saß er oft am Gangesufer, nur mit einem Langoti bekleidet und ölte sich. Er hatte nichts dagegen - man konnte hinsehen, man konnte lachen, man konnte tun, was man wollte, das war die eigene Sache, nicht seine. Er glaubte auch an alle möglichen natürlichen Arten der Gesunderhaltung. Wenn die Sonne aufgestiegen war, setzte er seine Zähne und Zahnfleisch der Sonne aus und streckte seine Zunge mit dem völligen Selbstbewusstsein und ohne die geringste Unsicherheit heraus. Jeder von uns könnte das machen, weil wir unbedeutend sind. Aber denkt daran, das war Swami Sivananda—wenn er nieste, wusste das die ganze Stadt. Er machte alles, was er für richtig hielt, ohne sich um Kritik zu kümmern.

Bevor der Ashram errichtet wurde, war er bereits ziemlich berühmt geworden. In jenen Tagen hatte man von einem Swami seiner Statur (und einem Advaita Vedantin), der Kirtan sang und tanzte, noch nicht gehört. Ich glaube, die Leute haben sich über ihn lustig gemacht und dachten, er wäre eine Art Künstler, weil sie der anderen Schule angehörten. Sie gingen davon aus, dass ein heiliger Mann ganz ernst sein sollte und immerzu an Brahman denken sollte. Aber ist es nötig, die Welt abzulehnen, um Brahman zu finden? Diese Philosophie sagte Swami Sivananda nicht zu. Viel später traf ich mal einen jener alten, höheren Swamis, einen sehr großen Mann. Er sagte: „Weißt Du, als Swamiji in jenen Tagen in der Öffentlichkeit gesungen und getanzt hat, haben einige von uns ihn sogar kritisiert. Aber jetzt erkennen wir, dass er Recht hatte und wir nicht.“

Nichts hat ihn wirklich abgelenkt von dem, was er tun wollte und was in der Situation richtig war. Er hatte überhaupt keine Angst vor Ansteckung. Ärzte wuschen sich ja sogar die Hände, wenn sie nur jemandes Wange berührt hatten, doch er hatte gar keine Angst vor so etwas. Ein Mann hatte den heftigsten Typ Pocken - er starb daran. Swamiji besuchte ihn, und hat danach nicht gebadet oder seine Kleidung gewechselt. Er hat sogar Leute besucht, die sehr schlimm an Cholera und Typhus erkrankt waren. Er konnte mit ihnen umgehen ohne jegliche Angst. Ich habe ihn auch niemals über diese Dinge philosophieren hören. Man konnte sehen, was er tat und manchmal war es so dramatisch, so gewaltig, dass man es nicht ertragen konnte zu fragen, warum er es tat.

Was ist die Philosophie dahinter? Die Philosophie wurde von den Schülern erfunden. Er war daran nicht interessiert. Ich betone das so wegen eines Gefühls tief innen in meinem Herzen, dass man, wenn man versucht ist zu philosophieren, entweder Angst hat in einer ganz feinen Form oder den Wunsch nach Respekt und Bewunderung. All das ist das Spiel des Ego-Selbst. Wenn es natürliches Verhalten ist, philosophiert man nicht. Im Falle eines selbstlosen Mannes ist diese Angst natürlicherweise abwesend. Er tut nicht so, als wäre sie abwesend, noch tut er sich hervor damit, dass sie abwesend ist. Das ist wieder das Ego, das ist nicht Selbstlosigkeit.

Auf dieselbe Weise hatte er keine Angst, seinen Ruf zu verlieren. Ich habe niemals einen Mann seiner Statur die Dinge tun sehen, die er tat. Er versah Menschen mit Nahrung, Kleidung, Unterkunft und kümmerte sich um die, die ihn kritisierten. Wenn man ein Sadhak (spirituell Suchender) mit einigen spirituellen Bestrebungen war, der es wert war, erhalten und gefördert zu werden, oder wenn man Talente und Fertigkeiten hatte, die der Öffentlichkeit irgendwie zunutze kommen konnten, erlaubte er einem zu bleiben, selbst wenn man ihn direkt oder hinter seinem Rücken kritisierte. Und komischerweise konnte er einen sogar verherrlichen, wissend, dass man ihn kritisierte. Und wieder ziehe ich all diese Schlussfolgerungen. Er hat darüber nie geredet.

Er hat sich nie um die öffentliche Meinung gekümmert. Die öffentliche Meinung kümmert sich um sich selbst. Eine sehr interessante Geschichte habe ich von einem sehr hohen Swami, Swami Paramananda, gehört. Es scheint, dass jemand während einer Kumbha Mela in Haridwar in den 1930iger Jahren ein Gerücht verbreitet hat, dass Swami Sivananda heiraten wollte. Die Neuigkeit kam mit einem von Swamiji's eigenen Schülern, der rasend war, in den Ashram. Als er sie Swamiji überbrachte, sagte Swamiji: „Gut, errichtet einen Podest für ihn! Lasst ihn all dies vom Podest aus sagen. Die Leute, die das hören, werden hierher kommen, um die Heirat zu sehen oder um herauszufinden, ob es richtig oder falsch ist und ich werde ihnen ‘Zwanzig Instruktionen’ geben und sie die Namen Gottes singen lassen.“ Er war total und vollständig ohne Angst.

Es gibt noch einen Fall. Eine junge Frau kam hierher. Sie wollte ihren Namen nicht sagen und auch nicht, wo sie her kam. Sie sagte nur: „Ich bin nicht verheiratet und ich bin schwanger. Ich bin nach Rishikesh gekommen, um Selbstmord zu begehen, aber ich habe nicht die Kraft dazu.“ Swami Sivananda hat ihr nicht eine Frage gestellt und es gab nicht eine einzige Frage zur öffentlichen Meinung. Er besorgte sofort zwei oder drei Saris (indischer Umhang), weil sie nur mit dem einen Sari kam, den sie anhatte. Jemand machte ein Zimmer für sie frei. Um alles wurde sich innerhalb einer halben Stunde gekümmert. Sie lebte hier ein paar Monate, dann schickte Swamiji sie in eine andere Stadt, um ihr Kind zu bekommen. Einer seiner eigenen Schüler kümmerte sich dabei um sie. Als das Kind geboren war, schrieb er einem Ehepaar, die ein Kind adoptieren wollten. Diese Frau kam mit dem Kind, gab es dem Ehepaar und alle gingen auseinander.

Wenn es das Richtige war, handelte Swami Sivananda furchtlos. Aber man muss sich ins Gedächtnis rufen, dass es mit einer arroganten Einstellung sehr verschieden wäre. Es war nicht aufgrund von Arroganz oder weil er sich nicht darum kümmerte, was die Leute dachten, sondern:„Dies ist richtig, es muss vollständig angstfrei getan werden.“ Die spirituelle Qualität von Furchtlosigkeit oder Abhayam ist sehr verschieden Arroganz, Hochmut oder Aufsässigkeit, die rajasig sind und vollständig unspirituell. Abhayam entsteht aus einem Verständnis der grundlegenden Einheit der Existenz, d.h. „Ich habe keine Angst vor dir, nicht weil ich weiß, dass ich dir überlegen oder stärker bin als du, sondern weil ich weiß, dass wir eins sind.“ Nur wenn der Yogi diese Einheit verstanden hat, dass es Furchtlosigkeit gibt, die weder Aufsässigkeit noch Arroganz ist, sondern eine natürliche Folge dieses Verständnisses. Das sahen wir in Swamiji. Er war natürlich und echt demütig und immer eifrig, zuvorkommend zu sein. Darum entstand keine Aufsässigkeit.

Eine der grundlegenden Qualitäten und Tugenden in einem Karma Yogi ist, dass er immer bereit ist, sich anzupassen, sich einzustellen und zuvorkommend zu sein. Wenn man nicht fähig dazu ist, kann man kein Karma Yoga praktizieren, nicht der Menschheit dienen, nicht Gott dienen. ‚Passe dich an, stelle dich ein und sei zuvorkommend’ ist kein Evangelium der Schwäche, des Beugens, weil man nicht aufstehen kann, sondern ein Zeichen der Weisheit. Diese Furchtlosigkeit ist also sehr verschieden von der Furchtlosigkeit, die jeder sich vorstellen kann. Ein furchtloser Mensch (unserer Meinung nach) ist ein aufsässiger Mensch, der der öffentlichen Meinung trotzen kann, jedoch war Swamijis Furchtlosigkeit aus einem spontanen Verständnis zu wissen, was richtig ist, geboren. Wenn er darum etwas tat, tat er es nicht aus Aufsässigkeit der öffentlichen Meinung gegenüber, sondern furchtlos der öffentlichen Meinung gegenüber. Er fand weder Argumente für seine Überzeugung noch antwortete er auf Herausforderungen noch versuchte er, seine Gegner zu überzeugen. Wenn man einer seiner Schüler war und meinte, dass man wusste, wie eine Sache richtig gemacht werden sollte und er nicht, sagte er manchmal: „Gut, mache es auf deine Art.“ Und später mochte man dann herausfinden, dass man Unrecht und er recht hatte! War es ein Fremder, der versuchte, mit ihm zu diskutieren, ging er überhaupt nicht auf eine Diskussion ein. Er hörte sich alles an, was die andere Person zu sagen hatte, gründlich und geduldig—um ihm dann eine Tasse Tee, etwas Obst
und ein paar Bücher anzubieten. Was war aber mit der Diskussion geschehen? Er fuhr einfach fort mit dem, was er für gut erachtete, und zwar mit einer Furchtlosigkeit, die sich auf das Verständnis der Einheit
begründete. Vielleicht meinte er, dass wir eines Tages auch verstehen würden, weil wir eins sind.

Krodha oder Wut wird sogar in der Bhagavad Gita als Synonym für Hass oder Abneigung gebraucht. Wir assoziieren Hass mit einer Art von aggressivem Verhalten, doch aggressives Verhalten ist nur ein Aspekt von Hass. Die grundlegende Ursache von Hass ist Verurteilung. Man beurteilt die andere Person als falsch, niederträchtig, albern, dumm oder unverbesserlich, und dann hasst man. Man fängt an, Schönfärberei zu betreiben, indem man sagt: „Ich hasse ihn nicht, ich hasse sein Verhalten“, als wäre man fähig, solch ein feines Urteilsvermögen zu haben. Ist das Urteilsvermögen denn so fein, dass man die Sünde vom Sünder isolieren kann und diese abstrakte Eigenschaft von Sünde hassen kann, ohne den Sünder zu hassen? Wenn es für jemanden möglich sein sollte, ist das sehr gut, doch in der Praxis wird man finden, dass es sehr schwierig ist. Swamiji sagte: „Sünde ist ein Fehler, den ein spiritueller Neuling auf dem Pfad der Evolution begeht.“ Wenn diese Ansicht angenommen wird, gibt es keine Verurteilung mehr. Wenn beispielsweise ein Kind etwas Dummes tut, richtet man es nicht hin, sondern ermahnt es, wenn nötig, sehr liebevoll.
Warum ist es dann so, dass man sich so sehr aufregt und streng anfängt zu urteilen, sobald es um eine andere Person geht, sie sogar verdammt und dann hasst?

Hass wird auch mit Angst assoziiert. Man hasst immer die Person, vor der man Angst hat und man fürchtet denjenigen, den man hasst. Wenn also Angst abwesend ist, gibt es nicht mehr viel Platz für Hass und wenn das Urteil abwesend ist, gibt es überhaupt keinen Platz für Hass. Noch einmal sehen wir darin die Wiedererkennung der Einheit. Dies war der grundlegende Faktor in Swamijis Leben und im Karma Yoga. Karma Yoga is unmöglich ohne die direkte Realisation von Einheit. Selbstloses Dienen ist solange unmöglich, wie das Selbst diese Streiche spielt und Verhaftung, Angst und Hass aufwirft. Solange diese drei Eigenschaften in uns sind, ist Selbstlosigkeit unmöglich. Man kann sich um diese Selbstlosigkeit bemühen, doch es wird keine Verwirklichung davon geben, weil es in dem Moment nicht wirklich ist. Zu dieser Zeit ist das Ego-Selbst wirklich! Wie wird also Selbstlosigkeit wirklich? Nur wenn erkannt wird, dass dieses Selbst unwirklich ist, entsteht Selbstlosigkeit ohne jegliche Schwierigkeit.

Es ist von Psychologen gesagt worden, dass wir mit diesen drei Eigenschaften geboren werden: Raga, Bhaya und Krodha – Liebe, Angst und Hass – was nur bedeutet, dass alle lebenden Wesen mit der Vorstellung eines Selbst diese drei Eigenschaften in sich haben; oder, dass diese drei Qualitäten zusammen das Ego-Selbst ausmachen. Wenn also diese drei weggenommen werden, ist das Selbst abwesend; oder wenn das Selbst weggenommen wird, sind diese drei abwesend. Das eine geht Hand in Hand mit dem anderen. Man kann auch sehen, dass (angenommen, dass diese Qualitäten bei der Geburt jedes Wesens mitgeboren werden) sie mit den Jahren dicker und dicker werden, weil das Selbst die ganze Zeit gebildet wird. Diese drei Qualitäten gewinnen auch mehr Kraft und Schwung, so dass ein Kind also weniger ängstlich als ein Erwachsener ist. Und das Kind hat spontane Verhaftung und spontane Wut, nicht lang anhaltend wie im Falle der Erwachsenen.

Auch im Falle Swamijis könnte man sagen, dass es, wenn er überhaupt wütend wurde, sehr, sehr flüchtig und momentan war. Er war nie nachtragend. Das war charakteristisch für ihn. Es gibt Swamis, die die ganze Zeit lächeln mögen, aber sie sind nachtragend und zerstören einen. Swami Sivananda war anders. Er wurde sehr selten wütend, doch selbst wenn mal Wut da war, ging sie in einer Minute vorüber und danach war man sein bester Freund. Man konnte auch sehen, dass er nicht gezwungen war, wütend zu werden, er wurde nicht wütend, obgleich er es nicht wollte, aber es war, als hätte er den Schalter in der Hand. Ich glaube, dass ich das in meinem ganzen Leben hier mit ihm, etwa siebzehn Jahre lang, nur zweimal gesehen habe. Und ich würde es nicht noch mal sehen wollen. Es war heftig. Nachdem er diese Wut etwa eine oder zwei Minuten gezeigt hatte, lächelte er und alles war vergessen. Die Situation erforderte es, so schaltete er es vorsätzlich an und als der Moment der Notwendigkeit vorüber war, schaltete er es wieder ab. Es war wundervoll anzusehen. Noch einmal also, es war keine Wut, so wie ihr und ich sie kennen,msondern situationsbedingte Ethik. Darum war er grundlegend frei von diesen drei Qualitäten.

Selbst ein Weiser hat das, was man Lesa-avidya, eine ganz schwache Avidya, nennt. Das aufgezeigte Beispiel ist der Petromax Umhang. Wenn man ein Stück Baumwolltuch anzündet, dann behält das verbrannte Baumwolltuch andeutungsweise die Form des Baumwolltuchs. Das Baumwoll tuch ist verbrannt, dann bleibt noch die Form des Baumwolltuches da. Es gibt zwar keine Fäden mehr, aber die Asche bleibt in der Form des alten Tuchs. Aber in dem Moment, wo man das Tuch (die Asche) berührt, zerfällt es. Der Weise ist auch so. Er mag auch so aussehen, als hätte er diese Eigenschaften — Raga, Bhaya und Krodha — doch das ist nur scheinbar. Seine Persönlichkeit ist im Feuer des Wissens verbrannt worden. Vorläufig, da er diesen Körper trägt und in der physischen Welt zu funktionieren scheint, entsteht die Erscheinung einer Persönlichkeit und darum auch die Erscheinung dieser drei Qualitäten.