Shivanandas Integraler Yoga

3. Kapitel

SIEH GOTT IN ALLEM

Swami Shivananda und Swami Venkateshananda bei einem LachwettbewerbWas ist Bhakti Yoga? Das Wort "Bhakti" erhält oft die Bedeutung von Frömmigkeit, Liebe zu Gott, völlige Hingabe an Gott. Einer der Lieblingsaussagen des Meisters war: "Sieh Gott in jedem Gesicht, sieh Gott in jedem. Diene Gott in Allen." Gurudev, dieser Gott in Menschengestalt, der zu dieser Erde herabgestiegen war, um Sein Versprechen einzuhalten, dass er immer wieder geboren wird, das Böse zu bezwingen, die Tugend zu schützen und Dharma aufrecht zuerhalten, gab uns wertvolle und praktische Anleitungen. Zu unserem Besten, damit wir es sehen, bewundern und nachahmen können, unterzog sich das göttliche im menschlichen Gewand spiritueller Disziplin. Für ihn war Narayanabhava Swabhava (die Überzeugung das der Herr allen Wesen innewohnt, war seine ihm angeborene Natur). Dehalb war er bestens dazu geeignet uns zu lehren, wie wir dieses Narayana-Bhava (das Gefühle von Gottes Allgeegenwart) entwickeln und bewaren zu können.

MANTRAWIEDERHOLUNG

Wenn man den Meister persönlich getroffen hatte, ging vielleicht mit dem Eindruck weg, je nach dem wann man zu ihm gekommen war, dass er Menschen die ein Mantra  wiederholten, Gottes Namen wiederholten, ganz besonders über die Maßen schätzte. Das stimmt, das war zweifellos eine seiner Stärken. Täglich kam Jung und Alt in den Ashram in Rishikesh und stellten eine sehr einfache Frage: "Ich möchte Yoga praktizieren; ich möchte ein spirituelles Leben führen. Was muss ich tun?", und anstatt mit großartigen Theorien aber Gott und über Selbst und Nicht-Selbst lange um die Sache herumzureden, sagte der Meister: "Wiederhole Nam Ram, wiederhole den Namen Gottes." Die Menschen, die darum baten seine Schüler zu sein, waren von unterschiedlichem Temperament und gehörten unterschiedlichen Religionen an. Aber die Antwort war immer dieselbe: " Ich werde dir ein Mantra geben. Wiederhole es Tag und Nacht." Und auf diese Antwort folgte dann gleich: "Möchtest du lieber Tee oder Kaffee?" Er ermutigte kein weiteres Fragen oder Diskutieren. "Was ist Gott? Was ist dein Begriff von Gott?" Der Meister vermied all diese Spekulationen.
Was passierte, wenn etwa ein gelehrter auf der Bildfläche erschien und eine hoch metaphysische philosophische Frage stellte? Einmal 1947, tauchte ein sehr intellektueller Mann um 8:00 Uhr früh in unserem Büro auf und bat Swami Shivananda, den Unterschied zwischen Savilkalpa und Nirvikalpa Samadhi zu erklären. Wir drei, die im Büro arbeiteten schauten erwartungsvoll auf, hätten wir doch nie gewagt diese Frage zu stellen. Swamiji, der gerade mit irgendeiner Arbeit beschäftigt war, legte plötzlich seine Feder weg und schaute den Besucher an. Zwei Minuten war es absolut still, und dann fragte der Meister: „ Oje, was möchtest du, Milch, Tee,  Kaffee?“ 
Wenn der Meister eine Frage stellt, muss man zuerst antworten, bevor er die Frage beantwortet.  Also erwiderte der Professor:  „Ich glaub ich nehme Kaffee, Swamiji.“ „Und Obst, ein Idli (Idli ist eine Südindische Frühstücksspeise). „Ja Swamiji.“ antwortete der Mann. Der Meister bat einen Schüler, das alles zu bringen.  Dann bat Gurudev einen anderen: „Bitte bring mir ein paar Bücher für den Doktor.“ So vergingen etwa 10 Minuten. In der Zwischenzeit kamen Kaffee und Frühstück. Gurudev gab weitere Anweisungen, stets darauf bedacht dem Doktor zu dienen. Unterdessen hatte seine Frau ihn gesucht. Einige Minuten später kam sie herein und warf ihm einen einzigen strengen Blick zu und sagte: „Wie lange willst du noch bleiben? Steh auf! Wir gehen.“ Lammfromm erhob sich der Professor und ging. Nachdem er gegangen war brach der Meister in Lachen aus. Er lachte und lachte  und sein ganzer Bauch schüttelte sich, und während er sich die Augen rieb sage er: „ Er möchte den Unterschied zwischen Nirvikalpa  und Savikalpa Samadhi wissen  und seine Frau schaut ihn nur einmal an und sagt: „Steh auf, steh auf“, und er steht auf und folgt ihr still.“ Gurudev hatte keine Geduld mit unnötigem Gerede. Seine Botschaft war: „Wiederhole Nam Ram. Nimm den Namen Gottes, mache Japa. Du wirst die Antwort auf all diese Fragen in dir selber finden.“