Die Wissenschaft des Pranayama


5. Kapitel: Fragen und Antworten

F.Ist es richtig zu sagen, daß Pranayama in der Praxis des Raja Yogas unnötig ist?

A. Nein; Pranayama bildet eines der acht Glieder des Raja Yogas.

F. Ist es gefährlich Pranayama ohne die Hilfe eines Gurus zu praktizieren?

A. Viele Leute sind unnötig besorgt. Du kannst einfache Pranayama-Übungen ohne die Hilfe eines Gurus ausführen. Ein Guru ist nötig, wenn Du sehr langes Kumbhaka praktizieren willst und Apana mit Prana vereinigen willst. Die von verwirklichten Yogis geschriebenen Bücher können Dich leiten, wenn Du keinen Guru finden kannst. Es ist jedoch besser, einen Guru an Deiner Seite zu haben. Oder Du kannst Übungsempfehlungen von ihm erhalten und diese dann zu Hause praktizieren. Du kannst einen regelmäßigen Kontakt mit ihm pflegen. Ohne jede Schwierigkeit oder Gefahr kannst Du den Atem für 1/2, 1 oder 2 Minuten anhalten. Falls Du keinen selbstverwirklichten Yogi finden kannst, kannst Du Dich auch an fortgeschrittene Schüler des Yogas wenden. Auch sie können Dir helfen.

F. Wird die Ausübung des Pranayamas alleine die schlafende Kundalini Shakti erwecken?

A. Ja. Asanas, Bandhas, Mudras, Japa, Meditation, ein starker und reiner unwiderstehlicher analytischer Wille, die Gunst des Gurus, Hingabe, all dies wird die Kundalini Shakti erwecken.

F. Was sind die Wirkungen der Ausübung von Khechari Mudra?

A. Es wird dem Schüler helfen, den Atem anzuhalten. Er kann so eine gute Konzentration und Meditation haben. Er wird frei von Hunger und Durst sein. Er kann die Atmung sehr leicht von einem zum anderen Nasenloch wechseln. Er kann auch sehr leicht Kevala Kumbhaka praktizieren.

F. Was sind die Anzeichen, wenn Prana und Apana vereinigt sind und das Prana in die Sushumna fließt?

A. Wenn Prana und Apana vereinigt sind, wird das vereinigte Prana-Apana die Sushumna durchfließen und der Übende wird für die Welt wie tot, d.h. er verliert das Bewußtsein seines Körpers, der Umgebung und der Welt und wird sich dennoch in einem Zustand der höchsten Aufmerksamkeit befinden. Er wird einen göttlichen Schauer spüren, göttliche Ekstase und die Erfahrungen der niedrigeren Stufen von Samadhi. Wenn das Prana weiter in der Sushumna voranschreitet, verspürt der Übende verschiedene Arten von Erfahrungen an verschiedenen Chakren (die nicht beschrieben werden können sondern erfahren werden müssen). Wenn das Prana Sahasrara erreicht, erlangt der Yogi das Samadhi.

F. Sollte man bei der Übung von Pranayama während des Maha Bandhas auch die Proportion von 1:4:2 einhalten.

A. Ja, beim Maha Bandhaist das Verhältnis von Einatmung, Anhalten und Ausatmung 1:4:2.

F. Wenn man Bandhatraya Pranayama ausführt und beim Puraka 10 Matras, beim Kumbhaka 40 Matras und Rechaka 20 Matras ausführt, wie lange muß das reine Kumbhaka sein und wie lange die Pause nach dem Ausatmen mit Uddiyana Bandha?

A. Beim Bandhatraya brauchen Anfänger keine Pause nach dem Ausatmen. Fortgeschrittene Schüler können eine Pause von 5 oder 6 Sekunden haben. Beim Bandhatraya ist das Verhältnis (1:4:2) völlig ausreichend für die Vereinigung von Prana und Apana.

F. Was ist der Unterschied zwischen Tadana Kriya und Maha Vedha?


A. Beim Tadana Kriya kann man auf irgendeine Weise atmen. Maha Vedha Pranayama sollte jedoch ausgeführt werden, wie für das Bandhatraya beschrieben.

F. Ist Pranayama notwendig, um von Gott Darshana (Vision Gottes) zu erhalten?

A. Nein.

F. Wenn das Prana hochgeführt wurde zur zehnten Pforte (Brahmarandhra), zur Krone des Kopfes, wird der Übende einen Nadelstich spüren?

A. Nein.

F. Was ist Uradhvaretah Pranayama?

A. Während man Sukha-Purvaka oder Anuloma-Viloma Pranayama ausführt wird man spüren, daß das Virya in Form von Ojas hoch zum Sahasrara an der Krone des Kopfes fließt. Dies ist Urdhvaretah Pranayama.

F. Wenn ich versuche, bei der Übung von Pranayama das Verhältnis 1:4:2 einzuhalten, bin ich nicht in der Lage, mich auf meine Ishta Devata zu konzentrieren. Wenn ich versuche, mich zu konzentrieren kann ich nicht das Verhältnis von 1:4:2 einhalten. Bitte gib mir einen Rat, was ich tun kann.

A. Versuche für zwei oder drei Monate die Proportionen einzuhalten. Es wird sich eine starke Gewohnheit heranbilden und das Verhältnis wird automatisch eingehalten werden. Dann kannst Du Dich auf Deine Schutzgottheit konzentrieren. Der Geist kann nur eine Sache auf einmal tun.

F. Was ist der Zweck durch das linke Nasenloch einzuatmen, durch das rechte auszuatmen und umgekehrt?

A. Dies wird den Atem rhythmisch machen, die Nerven und den Geist beruhigen und es dem Prana in der Sushumna Nadi gestatten zu fließen, was der Meditation zuträglich sein wird. Es wird eine völlige Harmonie im System herbeigeführt. Die fünf Koshas (Hüllen) werden rhythmisch schwingen.
 
F. Kann irgendein gefährliches Ergebnis aus der Übung von Pranayama entstehen?

A. Es besteht keine Gefahr in der Übung von Pranayama, Asanas usw., wenn Du sorgsam bist und Deinen gesunden Menschenverstand benutzt. Leute sind unnötigerweise besorgt. Wenn Du unachtsam bist, ist eine Gefahr in allem.

F. Ich bin in meinem Sadhana regelmäßig. Die Zuckungen halten nach wie vor an, auch wenn sie nicht mehr so häufig sind wie zuvor. Bitte gib mir zu dieser Sache einen Rat.

A. Durch die Übung von Pranayama und Meditation werden Zellen und Gewebe belebt. Sie werden mit neuem Prana aufgeladen. Neue Pranaströme werden erzeugt. Dies verursacht am Anfang plötzliche Zuckungen. Sie werden bald verschwinden.

F. Könntest Du bitte das Apana Vayu etwas erläutern. Wir atmen Luft ein, wodurch Sauerstoff von Blutzellen und Plasma absorbiert wird. Wie wird jedoch aus diesem Sauerstoff Prana gebildet. In welchem Teil ruht es? Was ist seine Natur? Wie und wo vereinigen sich Prana und Apana? Bitte erläutere auch wissenschaftlich, welche Teile hierdurch beeinflußt werden.

A. Apana wird nicht aus Sauerstoff gebildet. Apana befindet sich in dem unteren Teil des Bauchs, im Muladhara, im unteren Teil von Wirbelsäule, Rectum und Anus. Seine Natur ist eine abwärtsgerichtetete Bewegung. Seine Funktion ist die Ausscheidung von Urin, Gas und Exkrementen. Prana und Apana werden vereinigt durch Kevala Kumbhaka, Kumbhaka, Mula Bandha, Jalandhara Bandha und Uddiyana Bandha. Sie werden im Nabel bzw. dem Manipura Chakra vereint.

F. Wie wird Nadi-Shuddhi ausgeführt?

A. Die Reinigung der Nadis (Nadi-Shuddhi) ist entweder Samanu oder Nirmanu - d.h. mit oder ohne die Verwendung von Bija-Mantras. Bei der ersten Art bringt der Yogi in Padmasana oder Siddhasana seine Gebete seinem Guru dar und meditiert über ihn. Bei der Meditation von Yam wiederholt er das Bija 16 Mal durch Ida, Kumbhaka mit Japa des Bija 64 Mal, und dann Ausatmung durch den Solarnadi und Japa des Bijas 32 Mal. Feuer wird vom Manipura hochgeführt mit Prithivi vereinigt. Wenn Du beim Herabsteigen einer Treppe unachtsam bist, wirst Du fallen und Dir die Knochen brechen. Wenn Du unachtsam in den geschäftigen Vierteln einer Stadt umhergehst, wirst Du von einem Auto erfaßt. Wenn Du unachtsam bist beim Kauf eines Fahrscheins am Bahnhof, wirst Du Deine Geldbörse verlieren. Wenn Du achtlos bist bei der Zubereitung von Arzneien, wirst Du die Patienten töten, indem Du ihnen ein Gift oder die falsche Arznei gibst oder eine Arznei in Überdosis verabreichst. Genauso mußt Du bei der Ausübung von Pranayama und anderen yogischen Übungen sorgsam im Hinblick auf Deine Ernährung sein. Du solltest Überessen vermeiden; Du solltest eine leichte, gut verdauliche und nahrhafte Nahrung zu Dir nehmen. Du solltest Dich nicht beim Anhalten des Atems überanstrengen. Du solltest zunächst für ein oder zwei Monate nur Einatmung und Ausatmung üben (ohne Anhalten des Atems). Du solltest allmählich die Proportionen von 1:4:2 auf 16:64:32 erhöhen. Du solltest sehr, sehr langsam ausatmen. Wenn diese Regeln beachtet werden, besteht in der Ausübung von Pranayama und anderen Yogaübungen keinerlei Gefahr.