Die Wissenschaft des Pranayama


4. Kapitel: Konzentration

Konzentration auf das Sonnengeflecht

Darstellung des SonnengeflechtsDas Sonnengeflecht wird auch als das Gehirn des Unterleibs bezeichnet. Es ist ein wichtiges Zentrum,  das mit dem Sympathikus verknüpft ist. Es befindet sich in der epigastrischen Region, hinter der Magengrube auf beiden Seiten der Wirbelsäule. Das Sonnengeflecht (Auch Solar-Plexus genannt) hat die Kontrolle über die wichtigen inneren Organe des Menschen und spielt eine weitaus größere Rolle, als allgemein erkannt wird. Der Solar-Plexus - bestehend aus weißer und grauer Gehirnsubstanz - spielt eine wichtige Rolle in der Steuerung der Emotionen und verschiedener körperlicher Funktionen. Er ist einer der vitalsten Teile des Körpers. Ein Schlag auf den Solar-Plexus ist Boxern gut bekannt als eine schnelle Methode, um den Gegner bewußtlos oder auf jeden Fall wehrlos zu machen. Der Solar-Plexus ist ein Kraftwerk, der Speicher des Pranas.  Er ist die wichtigste aller Adharas (Stützen) des Körpers, von denen es insgesamt 16 gibt. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Menschen auf der Stelle durch einen schweren Schlag auf den Solar-Plexus getötet worden sind. Der Solar-Plexus ist buchstäblich die Sonne des Nervensystems. Wenn die Sonne harmonisch scheint, ist das gesamte physische System harmonisch, Stärke und Energie wird nach allen Teilen des Körpers ausgestrahlt. Gedanken und Prana werden, wenn sie mittels Pranayama zu diesem Zentrum gelenkt werden, den darin gebundenen Sonnenschein stimulieren und erwecken. Sitze aufrecht in Padmasana oder Siddhasana. Schließe Deine Augen. Zieh die Luft, solange Du bequem kannst, langsam durch das linke Nasenloch ein. Halte das rechte mit Deinem rechten Daumen verschlossen. Wiederhole geistig OM. Halte dann den Atem an. Halte die Konzentration gut auf den Solar-Plexus gerichtet. Konzentriere dort Deinen Geist. Habe Deine Gedanken darauf zentriert. Mach keine übermäßige Anstrengung des Geistes oder übermäßige Anstrengung irgendeiner Art. Lenke durch den angehaltenen Atem bewußt das Prana in die Region des Solar-Plexus. Stell Dir vor: “Ich atme Prana,  Glück, Freude, Stärke, Kraft, Liebe.” Atme dann langsam durch das rechte Nasenloch aus. Atme dann durch das rechte Nasenloch ein, halte den Atem an wie zuvor und atme durch das linke Nasenloch aus. Wiederhole diesen Vorgang am Morgen 12 Mal. Furcht, Depression, Schwäche und andere unerwünschte Emotionen, die dem spirituellen Fortschritt im Wege stehen, werden verschwinden. Du wirst immer zuversichtlicher werden über den Erfolg in der Selbstverwirklichung. 

Pancha Dharana (Die Konzentration auf die 5 Elemente)

1. Prithivi Dharana

Es gibt fünf Elemente, nämlich, Prithivi, Apas, Agni, Vayu und Akasha (Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther). Im Körper gibt es entsprechend den fünf Elementen das fünffache Dharana (Konzentration). Es heißt, daß von den Füßen bis zu den Knien die Region des Prithivi sei. Von der Form her ist es ein Viereck, Gelb in der Farbe und sein Varna (Buchstabe) ist der Sanskrit Buchstabe Lam entlang der Region der Erde, d.h. von den Füßen bis zu den Knien. Mit Kontemplation hierüber sollte man täglich für eine Dauer von 2 Stunden Dharana ausführen. Damit kann man Herrschaft über die Erde erreichen. Der Tod gibt einem keinen Anlaß zur Beunruhigung mehr, da man Herrschaft über das Erdelement erhalten hat.

2. Ambhasi Dharana

Die Region des Apas (das Wasserelememt) dehnt sich von den Knien bis zum Anus aus. Apas ist halbmondförmig und von weißer Farbe. Es hat den Buchstaben “Vam” als sein Bijakshara (Samen-Buchstaben). Den Atem mit dem Buchstaben “Vam” entlang der Region des Apas nach oben ziehend, soll man Gott Vishnu visualisieren. Er ist makellos, hat vier Arme, ein gekröntes Haupt und ist in orange-rote Kleider gehüllt. Durch tägliches, zweistündiges Üben von Dharana (Konzentration, sechste Stufe des Raja Yoga) hierüber, wird man von allen Sünden befreit. Dann gibt es keine Furcht vor dem Wasser mehr.

3. Agneyi Dharana

Der Bereich vom Anus bis zum Herzen ist die Region von Agni (das Feuerelement). Agni ist dreieckig in der Form, von roter Farbe und hat den Buchstaben Ram als sein Bija. Beim Hochziehen des Pranas mit dem Buchstaben Ram entlang der Region des Feuers sollte man seine Kontemplation auf Rudra (Aspekt von Shiva) richten. Er hat drei Augen, gewährt alle Wünsche und ist von der Farbe der Mittagssonne. Durch tägliches, zweistündiges Üben von Dharana hierüber wird der Körper durch Feuer nicht verbrannt, selbst wenn der Körper die Feuergrube betritt.

4. Vayavya Dharana

Vom Herzen bis zur Mitte der Augenbrauen ist die Region des Vayu (das Luftelement). Es ist von schwarzer Farbe und scheint mit dem Buchstaben ‘Ya’. Beim Vorbeiziehen des Pranas entlang dieser Region des Vayus sollte man seine Kontemplation auf Ishwara (persönliche Gottheit), die Allgegenwärtige, richten. Durch Vayu begegnet der Yogi keinem Tod.  

5. Akasha Dharana

Vom Zentrum der Augenbrauen bis zur Schädeldecke ist die Region von Akasha (das Ätherelement). Es ist kreisförmig, hat eine rauchige Farbe und scheint mit dem Buchstaben ‘Ha’. Beim Hochziehen des Pranas entlang der Region des Akashas, sollte man seine Kontemplation auf Sadashiva richten. Durch Übung dieses Dharana erhält man die Fähigkeit zu schweben. Der Yogi erlangt alle Siddhis (höheren Kräfte).

Geschichte des Yogi Bhusunda

Bhusunda ist einer der Chiranjivis (ewig Lebenden) unter den Yogis. Er war der Lehrer der Wissenschaft des Pranayamas. Man sagt, daß von ihm ein Nest von der Größe eines Berges errichtet wurde, auf dem südlichen Ast des Kalpa Vriksha, am nördlichen Gipfel des Mahamerus. In diesem Nest lebte die Krähe Bhusunda. Es heißt, diese Krähe sei der Yogi mit dem höchsten Alter gewesen. Er war ein Trikala Jnani. Er konnte alle drei Bereiche der Zeit (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) erkennen. Er konnte in Yoga (Samadhi) für jede beliebige Zeitdauer sitzen. Er war wunschlos und erreichte höchsten Shanti (Frieden) und Jnana (Weisheit). Die Wonne seines eigenen Selbst genießend war er dort und dort ist er noch, ein Chiranjivi. Eine lange Zeit war er mit der Verehrung von Brahmashakti Alambus befaßt. Zu diesem Zeitpunkt des Kalpa Vriksha lebte er schon seit vielen Yugas, nein vielmehr schon seit vielen Kalpas.  

Yogische Ernährung

Eine Ernährung, die der Praxis des Yogas und dem spirituellen Fortschritt förderlich ist, kann zu Recht als ‘Yogische Ernährung’ bezeichnet werden. Die Ernährung hat eine enge Beziehung zum Geist. Der Geist wird durch den subtilsten Teil der Nahrung geformt. In der Sage von Uddalaka unterweist dieser seinen Sohn Svetaketu wie folgt: “Wenn Nahrung aufgenommen wird, wird sie zu drei Dingen: die groben Teile werden zu Ausscheidungen, die mittleren zu Fleisch und die feinen zu Geist”. In der Chandogya Upanishad wiederum finden wir: “Durch die Reinheit der Nahrung wird man in seiner Natur gereinigt, durch die Reinigung seiner Natur erhält man wahrhaftig Erinnerung an das Selbst und durch die Erinnerung an das Selbst werden alle Bindungen und Verhaftungen aufgelöst.”

Die Ernährung kann in drei Arten eingeteilt werden, nämlich in sattvige, rajasige und tamasige Ernährung. Milch, Früchte, Getreide, Butter, Tomaten, Käse, Spinat sind
sattvige Nahrungsmittel. Sie machen den Geist rein. Fisch, Eier etc. sind rajasige Nahrungsmittel. Sie erregen die leidenschaftliche Natur des Menschen. Rindfleisch, Zwiebeln, Knoblauch etc. sind tamasige Nahrungsmittel. Sie erfüllen den Geist mit Trägheit und Zorn. Gott Krishna sagt in der Bhagavad Gita zu Arjuna (XVIII:8-10):

Die von den Menschen bevorzugte Nahrung ist von dreifacher Art. Darum höre von dieser dreifachen Unterscheidung:
Die Nahrung, die Vitalität, Energie, Stärke, Gesundheit und Freude mehrt und die köstlich, sanft, nahrhaft und bekömmlich ist, wird von sattwigen (reinen) Menschen bevorzugt.
Der rajasige (leidenschaftliche) Mensch bevorzugt Nahrung, die bitter, sauer, salzig, übermäßig scharf, stechend, trocken und brennend ist und die Schmerz, Gram und Krankheit hervorruft. Die Nahrung, die abgestanden, geschmacklos, verdorben, verfault und unrein ist, wird vom Tamasigen (Trägen, Faulen, Depressiven) bevorzugt.

Nahrung ist von vierfacher Art. Es gibt Flüssigkeiten, die getrunken werden; feste Nahrung, die von den Zähnen zermahlen und gegessen wird; Nahrung die durch Lecken aufgenommen wird und weiche Dinge, die ohne Kauen geschluckt werden. Jede Nahrung sollte im Mund sorgfältig gekaut werden. Nur dann kann sie ordentlich verdaut, leicht absorbiert und vom Körpersystem assimiliert (aufgenommen) werden.

Die Ernährung sollte so sein, daß die physische Leistungsfähigkeit erhalten bleibt und man bei guter Gesundheit ist. Das Wohlbefinden eines Menschen ist abhängiger von perfekter Ernährung als von irgend etwas anderem. Verschiedene Arten von Darmkrankheiten, erhöhte Empfänglichkeit für Infektionskrankheiten, ein Mangel an hoher Vitalität und Abwehrkraft, Rachitis, Skorbut, Anämie oder Blutarmut, Beriberi etc. sind alle auf eine fehlerhafte Ernährung zurückzuführen. Es sollte daran erinnert werden, dass es nicht so sehr das Klima ist, sondern die Nahrung, die eine wesentliche Rolle spielt bei der Heranbildung eines starken und gesunden Menschens oder eines Schwächlings, der an einer Unzahl von Krankheiten leidet. Die Kenntnis um die Wissenschaft der Ernährung ist essentiell für jeden Menschen, wenn er seine physische Leistungsfähigkeit und eine gute Gesundheit aufrecht erhalten möchte. Er sollte in der Lage sein, eine preiswerte und ausgeglichene Ernährung aus bestimmten Artikeln zusammenzustellen. Nur dann werden alle Mitglieder seiner Familie gesund und kräftig sein. Was erstrebt wird, ist eine wohl ausgewogene, leichte Ernährung. Eine schwere Ernährung ruft Krankheiten der Leber, Niere und der Bauchspeicheldrüse hervor. Eine wohl ausgewogene Ernährung hilft einem Menschen zu wachsen,  er erhält Leistungsfähigkeit, Kraft und Vitalität. Der Mensch ist, was er isst. Dies ist in der Tat mehr als eine Binsenweisheit.

Nahrung ist erforderlich für zwei Zwecke: 1) um die Körperwärme aufrechtzuerhalten und 2) um neue Zellen zu produzieren und den Verschleiß an unseren Körpern wiedergutzumachen. Nahrung enthält Proteine, Kohlenhydrate, Fette, Mineralien, Wasser, Vitamine etc. Proteine sind stickstoffhaltig. Sie bilden die Gewebe des Körpers. Sie sind im Überfluß enthalten in Dhal (Hülsenfrüchte), Milch etc. Sie werden als Gewebebildner bezeichnet. Proteine sind komplexe organische Verbindungen, die Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und manchmal Schwefel, Phosphor und Eisen enthalten. Stärken sind Kohlenhydrate. Sie sind im Überfluß in Reis und allen Getreidearten enthalten. Kohlehydrate sind “Energielieferanten” und Wärmespender. Kohlenhydrate sind Substanzen wie Stärke und Zucker und enthalten Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Fette sind in Ghee und pflanzlichen Ölen enthalten. Fette sind Verbindungen von Glyzerin und Fettsäuren.

Eine ausgewogene Ernährung enthält alle Ernährungsbestandteile im richtigen Verhältnis, so daß Körper und Geist in vollendeter Gesundheit und Harmonie sind. Milch ist ein vollkommenes Nahrungsmittel, da sie alle Nahrungsbestandteile in einem ausgewogenen Verhältnis enthält. Eiweiß, Fette und Kohlenhydrate sollten im richtigen Verhältnis sein. Sie sollten auch von der richtigen Art sein. Wenn eine Ernährung von dem einem Bestandteil zu viel und von einem anderen zu wenig enthält, dann wird sie als unausgewogen oder fehlerhaft bezeichnet. Dies wird zu einer Fehlernährung führen, verkümmertem Wachstum, physischer Unzulänglichkeit etc. Viele Krankheiten haben ihren Ursprung in der Fehlernährung. Wenn die Nahrung nahrhaft, bekömmlich und wohl ausgewogen ist, hat man eine gute Ausdauer und physische Leistungsfähigkeit. Wenn man physische Leistungsfähigkeit besitzt, kann man mehr Arbeit leisten. Einige betrachten Milch als eine tierische Nahrung, während andere Eier als eine pflanzliche Nahrung betrachten. All diese Menschen unterliegen einem Wahn. Milch ist auch für Vegetarier geeignet, während Eier dies nicht sind. Dies ist die nachdrückliche Erklärung gelehrter Weiser. Yogaschüler sollten Eier aufgeben. Alle erforderlichen Nährstoffe sind auch in Milch, Butter, Käse, Früchten, Mandeln, Tomaten, Karotten und Rüben enthalten.

Die wichtigen Verdauungssäfte sind der Speichel im Mund, Gallensaft im Magen, Pankreassaft (aus der Bauchspeicheldrüse), Galle und Darmsaft (succus entericus) im Zwölffingerdarm und Dünndarm. Speichel ist basisch. Er wird durch die Speichel drüsen sekretiert und verdaut Stärken. Magensaft reagiert sauer. Er enthält Salzsäure und wird von den Magendrüsen abgesondert. Er verdaut Proteine. Der Saft der Bauchspeicheldrüse verdaut Stärken, Proteine und Fette. Er enthält drei Sorten von Verdauungsenzymen. Er wird von der Bauchspeicheldrüse produziert. Galle wird von der Leber sekretiert. Sie verdaut Fette. Die Nahrung wird durch die Wirkung dieser verschiedenen Säfte in einen Milchsaft umgewandelt, der von den Lactilen der kleinen Gedärme absorbiert wird.

Menschen, die schlemmen und Epikureer können nicht einmal davon träumen, Erfolg im Yoga zu bekommen. Wer mäßig ißt, wer seine Ernährung beherrscht, der kann ein Yogi werden. Dies ist der Grund weshalb Gott Krishna zu Arjuna sagt:

 “Wahrhaftig, Yoga ist weder für den, der zu viel ißt, noch für den, der gar nichts ißt, der Schlafen oder Wachen übertreibt, Arjuna. Für den, der in Essen und Vergnügen, im Ausführen von Handlungen und in Schlafen und Wachen maßvoll ist, der siegt mit Yoga übers Leid.” (Gita, VI: 16,17)

Fülle die Hälfte des Magens mit angenehmer, bekömmlicher und gesunder Nahrung, fülle ein Viertel des Magens mit reinem Wasser und laß das verbleibende Viertel frei für die Ausdehnung von Gas. Dies ist eine maßvolle Ernährung.

Alles, was verdorben, schal, zersetzt, gegoren, unrein, aufgewärmt oder über Nacht aufbewahrt ist, sollte verbannt werden. Die Ernährung sollte einfach, leicht, bekömmlich, mild, leicht verdaulich und nahrhaft sein. Wer lebt, um zu essen, ist ein Sünder, wer isst, um zu leben, ist ein Heiliger. Der letztere sollte verehrt werden. Wenn man Hunger hat, kann die Nahrung gut verdaut werden. Wenn Du keinen Appetit hast, nimm nichts zu Dir, gib dem Magen eine Pause.

Eine große Menge von Nahrung überanstrengt den Magen, ruft einen launischen Appetit hervor und verwöhnt die Zunge. Es wird dann sehr schwierig, die Zunge zu befriedigen. Der Mensch hat viele Arten von Gerichten erfunden, um seinen Gaumen zufriedenzustellen und hat sein Leben kompliziert und elend gemacht. Er nennt sich selbst einen zivilisierten und kultivierten Menschen, während er tatsächlich ignorant und durch seine Sinne getäuscht ist. Sein Geist wird verärgert, wenn er an einem neuen Ort nicht seine gewohnten Gerichte bekommen kann. Er ist zu einem absoluten Sklaven seiner Zunge geworden. Dies ist schlecht. Sei einfach und natürlich im Essen. Esse, um zu leben, und lebe nicht, um zu essen. Dann kannst Du wirklich glücklich sein und den Yogaübungen viel Zeit widmen.

Ein Yogaschüler, der seine Zeit ausschließlich in reiner Meditation verbringt, wünscht nur sehr wenig Nahrung. Ein oder anderthalb Becher Milch und einige Früchte werden ausreichen. Wenn er jedoch auf die Ebene der Arbeit kommt, braucht er reichliche und nahrhafte Nahrung. Ein Mensch, der sehr viel Arbeit (physische Arbeit) verrichtet, braucht mehr Nahrung.

Fleisch ist für die Erhaltung der Gesundheit absolut nicht erforderlich. Fleischessen ist schädlich. Es bringt eine Unzahl von Krankheiten wie Bandwürmer, Albuminuria und andere Krankheiten der Nieren hervor. Das Töten von Tieren als Nahrung ist eine große Sünde. Anstatt den Egoismus und den Besitzanspruch zu töten, töten unwissende Menschen unschuldige Tiere. Dies geschieht manchmal sogar unter dem Vorwand, das Tier einer Gottheit zu opfern, aber in Wirklichkeit ist es, um ihren Zungen und Gaumen zu befriedigen. Schrecklich! Höchst unmenschlich! Ahimsa Paramo Dharmah: “Ahimsa ist die höchste Tugend”, die ein spiritueller Anwärter besitzen sollte. Wir sollten Ehrfurcht vor dem Leben haben. Jesus sagte: Gesegnet sind die Barmherzigen, sie mögen Barmherzigkeit erfahren. Jesus und Mahavira riefen mit voller Stimme: Betrachte jedes Lebewesen als Dich selbst und füge ihm kein Leid zu. Das Gesetz vom Karma ist unerbittlich, erbarmungslos und unveränderlich. Den Schmerz den Ihr einander zufügt, wird zu Euch zurückprallen und das Glück, das Ihr zueinander ausstrahlt, wird zu Euch zurückkehren und sich Eurem Glück hinzufügen.

Dr. J. Oldfield, Chefarzt am Lady Margaret Hospital, schreibt: “Heutzutage ist die chemische Tatsache in den Händen von allen, dem niemand widersprechen kann, daß die Erzeugnisse des Pflanzenreichs alles enthalten, was notwendig ist für den völligen Unterhalt menschlichen Lebens. Fleisch ist eine unnatürliche Nahrung und neigt daher dazu, funktionelle Störungen zu erzeugen. So wie es in der modernen Zivilisation gegessen wird, ist es infiziert mit so furchtbaren Krankheiten (leicht übertragbar auf den Menschen) wie Krebs, Schwindsucht, Fieber, Darmwürmer etc. Es braucht daher nicht zu verwundern, daß Fleischverzehr eine der schwerwiegendsten Ursachen von Krankheiten ist, die 99 von 100 geborenen Menschen hinwegraffen.”

Fleischverzehr und Alkoholismus sind eng miteinander verbunden. Die Begierde nach Alkohol stirbt einen natürlichen Tod, wenn die fleischliche Ernährung abgestellt wird. Die Frage der Geburtenregelung wird für jene, die eine fleischliche Ernährung nehmen, sehr schwer. Für sie ist eine Kontrolle des Geistes absolut unmöglich. Beachte, wie grausam der fleischfressende Tiger ist, und wie sanft und friedlich Kühe und Elefanten sind, die von Pflanzen leben. Fleisch hat einen direkten, üblen Einfluß auf bestimmte Abschnitte des Gehirns. Die erste Stufe im spirituellen Voranschreiten ist das Aufgeben der fleischlichen Ernährung. Das göttliche Licht wird nicht herabsteigen, wenn der Magen mit fleischlicher Nahrung gefüllt ist. In großen fleischverzehrenden Ländern ist die Krebssterblichkeit sehr hoch. Vegetarier sind bis ins hohe   Alter bei guter Gesundheit. Auch im Westen verordnen immer mehr Krankenhausärzte ihren Patienten eine vegetarische Ernährung, damit sie sehr rasch genesen. Pythagoras, der griechische Weise, verdammte Fleischverzehr als sündhafte Nahrung. Hört einfach, was er sagt: “Hütet Euch, O Sterbliche, davor, Eure Körper mit sündhafter Nahrung zu beschmutzen. Es gibt Getreide, die Zweige biegen sich von den Früchten, es gibt edle Trauben an den Reben. Es gibt süße Gemüse und Kräuter, welche die Flamme, das Verdauungsfeuer, schmackhaft und weich macht. Weder Milch noch der Duft des Aromas der Thymianblume seien Dir versagt, die freigebige Erde bietet Dir einen Überfluß an reiner Nahrung und sorgt für Mahlzeiten ohne Schlachten und Blutvergießen.”

Wenn Du aufhören möchtest, Hammelfleisch, Fisch etc. zu essen, sieh einfach nur mit Deinen Augen die bedauernswerten, qualvollen Umstände beim Töten von Schafen. Nun wird sich Mitleid und Sympathie in unserem Herzen erheben. Dann wirst Du beschließen, den Fleischverzehr aufzugeben. Wenn Du bei diesem Versuch versagst, ändere einfach Deine Umgebung und lebe in einem vegetarischen Hotel, wo Du keinen Hammel oder Fisch bekommen kannst. Begib Dich in Gesellschaft, wo es nur vegetarische Ernährung gibt. Denke an die Übel des Fleischverzehrs und an den Nutzen einer vegetarischen Ernährung. Wenn auch dies Dir nicht genügend Stärke gibt, diese Gewohnheit zu stoppen, gehe in ein Schlachthaus und eine Fleischerei und schaue auf die ekelhaften verrotteten Muskeln, Gedärme, Nieren und andere widerlichen Teile des Tieres, die einen üblen Geruch ausströmen. Dies wird Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) in Dir hervorrufen und einen starken Ekel und Abneigung gegenüber dem Fleisch-essen erzeugen.

Es ist nicht nur ein abscheuliches, sondern ein grausames Verbrechen, eine Kuh oder eine Ziege zu töten, die unschätzbare Milch, Butter etc. geben. Oh selbsttäuschender, ignoranter, grausamer Mensch! Töte nicht diese unschuldigen Wesen. Furchtbare Folter erwartet Dich am Tag des Gerichts. Du bist moralisch verantwortlich für all Deine Taten. Das Gesetz des Karma ist unfehlbar. Das Töten von Kühen ist gleichbedeutend mit dem Töten der eigenen Mutter, da sie Dir wie früher Deine Mutter Milch gibt. Was für ein Recht hast Du erhalten, diese unschuldigen Tiere zu töten, die Dir Milch geben, um Deinen Körper zu nähren? Dies ist eine höchst brutale, unmenschliche, herzzerreißende Tat. Das Schlachten von Kühen, Ziegen und anderen Tieren sollte sofort per Gesetz verboten werden. Das Tier, das zum Schlachten fortgenommen wird, hat in seinem Blut wegen seiner Furcht und seiner Erregung verschiedene Arten von Giften. Die vegetarische Ernährung kann die Ernährungsbedürfnisse des Körpers voll befriedigen. Daher sind solche Grausamkeiten unberechtigt.

Ich werde nun noch ein paar Worte zu Vitaminen sagen. Vitamine sind in der Ernährung ebenfalls erforderlich. Sie bauen den Körper auf. Wenn sie fehlen oder nur
in unzureichenden Mengen vorhanden sind, kann der Körper nicht wachsen und Mangelkrankheiten wie Rachitis, Skorbut etc. sind die Folge. Vitamine sind in der Nahrung in sehr geringen Mengen enthalten. Sie sind wie ein Funke, der das Feuer der Nahrung zündet. Es gibt vier wichtige Vitamine. Vitamin A, Vitamin B, Vitamin C und Vitamin D. Vitamin A ist in Milch enthalten. Vitamin B gibt es in braunem Reis, Hülsenfrüchten, Milch und Tomatensaft. Ein Mangel an Vitamin B ruft Beriberi hervor. Diejenigen, die nur weißen Reis essen, bekommen diese Krankheiten. Vitamin C ist in Gemüsen, Früchten und grünen Blättern. Dieses Vitamin wird durch Kochen und Einmachen zerstört. Seeleute leiden an Skorbut, da sie während langer Reisen keine frischen Gemüse und Früchte bekommen können. Sie nehmen deshalb Zitronensaft mit, dadurch wird die Entwicklung von Skorbut verhindert. Vitamin D ist in Milch, Butter etc. enthalten. Das Fehlen oder ein Mangel an Vitamin D verursacht bei Kindern Rachitis.

Nahrung ist nichts anderes als eine Menge von Energie. Nahrung versorgt Körper und Geist mit Energie. Wenn Du diese Energie aus Deinem Willen beziehen kannst, falls Du die Technik der Aufnahme von Energie direkt von der Sonne oder kosmischem Prana beherrschst, kannst Du den Körper mit dieser Energie erhalten und Nahrung völlig unnötig machen. Der Yogi erhält Kayasiddhi (Vollendung des Körpers).
Wenn Nahrung vollständig verdaulich ist, verursacht sie Verstopfung. Nahrung sollte einige Ballaststoffe, Fasern oder Schalen enthalten, welche die Ausscheidungen formen. Wenn die Verdauung im Magen abläuft, sollte kein Wasser getrunken werden. Es verdünnt den Verdaungssaft und beeinträchtigt die Verdauung. Du kannst ein Glas Wasser trinken, wenn Du Deine Mahlzeiten beendet hast.

Wie können Sannyasins (Mönche), die von Almosen leben, eine ausgeglichene Ernährung erhalten? An einigen Tagen bekommen sie nur scharfe Speisen, an anderen Tagen nur Süßigkeiten und wieder an anderen Tagen nur saure Dinge. Sie ziehen die erforderliche Energie jedoch aus der Kraft der Meditation. Diese einzigartige yogische Methode ist dem medizinischen Beruf und Wissenschaftlern unbekannt. Wenn der Geist konzentriert ist, badet eine göttliche Welle alle Stoffe mit dem göttlichen Elixier. Alle Zellen werden erneuert und belebt. Langes Fasten ist für Übende des Hatha Yogas verboten, da es Schwäche bewirkt. Gelegentliches sanftes Fasten ist jedoch höchst zuträglich. Es wird das System gründlich überholen, dem Magen und den Gedärmen eine Pause geben und Harnsäure beseitigen. Yogaschüler können eine komplette Mahlzeit um 11 Uhr nehmen, eine Tasse Milch am Morgen und eine halbe Tasse Milch und 2 Bananen oder 2 Orangen oder 2 Äpfel am Abend. Die Abendmahlzeiten sollten sehr leicht sein. Wenn der  Magen überladen ist, wird der Schlaf unregelmäßig eintreten. Eine Ernährung nur aus Milch und Früchten ist ein prächtiges Menü für einige Yogaschüler.
Einfache, natürliche, nicht erregende, Gewebe aufbauende, Energie erzeugende Nahrung und nicht alkoholische Getränke halten den Geist ruhig und rein und helfen einem in den yogischen Praktiken und beim Erreichen des Lebensziels.  

Sivanandas Pranayama

Swami ShivanandaTechnik: Setze Dich bequem auf einen Stuhl, Sofa oder einen Sessel. Zieh die Luft solange, wie es angenehm ist, durch beide Nasenöffnungen ein. Halte die Luft an, solange es bequem ist. Wiederhole während des Atemanhaltens Dein Ishta Mantra (persönliches Mantra) oder OM. Atme dann so lange aus, wie es angenehm ist. Du brauchst kein bestimmtes Verhältnis zwischen Einatmung, Ausatmung und Anhalten zu beachten. Laß jedoch Ein- und Ausatmung tief und vollständig sein.

Nutzen: Die Wohltaten dieses Pranayamas sind unermeßlich. Alle Muskeln werden entspannt. Alle Nerven werden eingestimmt. Rhythmus und Harmonie werden im gesamten Wesen gefestigt. Der Geist wird beruhigt. Ein unbeschreiblicher Frieden und Wonne  regieren in Dir. Du kannst diese Übung morgens, während Du noch im Bett liegst, praktizieren. Dein Geist wird wachsam, um mit Japa (Wiederholung des Mantras) oder Dhyana (Meditation) zu beginnen. Du kannst üben, wenn der Geist sein Gleichgewicht verliert, hervorgerufen durch das Erwachen von sinnlicher Begierde, Zorn oder anderen üblen Vrittis. Der Geist wird von einer großartigen Kraft erfüllt sein, welche die schlechten Vrittis daran hindert, sie zu stören. Du kannst üben, bevor Du mit Deinem Studium beginnst. Der Geist wird sich leicht konzentrieren, und was Du lernst, wird sich unauslöschlich in Deinen Geist einprägen. Du kannst während Deiner Büroarbeit üben, Du wirst jedesmal neue Stärke bekommen und niemals müde werden. Wenn Du vom Büro nach Hause zurückkehrst, kannst Du dieses Pranayama praktizieren und Du wirst wieder mit neuer Energie aufgeladen sein.
Der größte Vorteil ist, daß - wenn Du einmal begonnen hast, sehr oft zu üben - Dein Geist niemals eine Entschuldigung finden kann, weshalb Du dieses Ati-Sukha-Purvaka Pranayama, welches ein sehr leichtes und angenehmes Pranayama ist, mit all den Vorzügen von Pranayama, jedoch ohne seine Regeln und Vorschriften, nicht praktizierst. Übe ab jetzt regelmäßig.  

Kundalini Pranayama

7 ChakrasBei diesem Pranayama ist das Bhavana (innere Einstellung) wichtiger als das Verhältnis zwischen Puraka, Kumbhaka und Rechaka (Einatmen, anhalten, ausatmen). Sitze in Padma (Lotussitz) oder SiddhaAsana (halber Lotussitz) mit dem Gesicht nach Osten oder Norden. Nach dem geistigen Niederwerfen vor den Lotusfüßen des Satgurus (Wahrheitslehrer) und dem Rezitieren der Stotras zur Preisung von Gott und Guru, beginne dieses Pranayama, das leicht zum Erwecken der Kundalini führt. Atme tief ein, ohne dabei irgendein Geräusch zu machen. Wenn Du einatmest, fühle, daß die im Muladhara Chakra schlafende Kundalini erweckt wird und von Chakrazu Chakra nach oben steigt. Am Ende von Puraka hat die Kundalini das Sahasrara Chakra erreicht. Je lebendiger die Visualisierung von Chakra um Chakra ist, desto rascher wird Dein Fortschritt in diesem Sadhana (spirituelle Übung) sein. Halte den Atem für eine kurze Zeit an. Wiederhole das Pranava (Mantra OM) oder Dein Ishta Mantra (persönliches Mantra). Konzentriere Dich auf das Sahasrara Chakra. Spüre die Gnade der Mutter Kundalini. Die Dunkelheit der Unkenntnis, die Deine Seele umgibt, ist vertrieben worden. Spüre daß Dein gesamtes Wesen von Licht, Stärke und Weisheit durchdrungen ist.

Atme nun langsam aus. Und wenn Du ausatmest, fühle daß die Kundalini Shakti allmählich vom Sahasrara Chakra von Chakra zu Chakra zum Muladhara Chakra hinuntersteigt. Beginne den Prozeß nun wieder von vorne. Es ist unmöglich, dieses wunderbare Pranayama angemessen zu preisen. Es ist der magische Zauberstaub, um sehr rasch die Vollendung zu erreichen. Schon nach einigen Tagen Übung wirst Du von seiner bemerkenswerten Herrlichkeit überzeugt sein. Beginne heute, genau in diesem Augenblick.

Möge Gott Dich segnen mit Freude, Wonne und Unsterblichke