Die Wissenschaft des Pranayama


2. Kapitel: Vorbereitung

Der Meditationsraum

Der Meditationsraum sollte abgetrennt und verschlossen sein. Erlaube niemandem, den Raum zu betreten. Halte ihn geweiht. Wenn Du Dir keinen speziellen Raum für spirituelle Zwecke und die Übung von Pranayama leisten kannst, halte Dir einen Platz in der Ecke eines ruhigen Raumes frei. Stelle ein Foto Deines Gurus oder Deiner Gottheit auf. Führe täglich physisch und geistig eine dem Bild geweihte Puja(Verehrungsritual) aus, bevor Du mit Meditation und Pranayama beginnst. Brenne Weihrauch oder Räucherstäbchen ab. Stelle für Deine täglichen Studien einige heilige Bücher auf, wie das Ramayana, Bhagavatam,Bhagavad Gita, Upanishaden, Yoga Vashishta usw. Breite eine vierfach gefaltete Decke aus und lege weichen, weißen Stoff darüber. Dies wird Dein Sitz sein. Oder bereite einen Sitz aus Kusha-Gras mit einem Antilopen- oder Tiger-Fell darüber. Oder benutze irgendein für Dich geeignetes Kissen. Verwende diesen Sitz für die Übung von Pranayama und Meditation. Wenn Du im Freien bist, kannst Du Deinen Sitz auf einer Plattform aus Zement errichten. Kleine Insekten, Ameisen usw. werden Dich dann nicht belästigen. Wenn Du auf der Unterlage sitzt, halte Deinen Kopf, Nacken und Rumpf in einer geraden Linie. Hierdurch wird das Rückenmark, das in der Wirbelsäule liegt, ganz frei sein. 

Die fünf essentiellen Voraussetzungen

Fünf Dinge sind für das Praktizieren von Pranayama notwendig. Erstens ein guter Ort; zweitens eine geeignete Zeit; drittens maßvolle, kräftigende, leichte und nahrhafte Ernährung; viertens geduldiges und anhaltendes Üben mit Eifer, Ungezwungenheit und Ernsthaftigkeit und schließlich die Reinigung der Nadis. Wenn die Nadis gereinigt sind, betritt der Aspirant die erste Stufe des Yogas. Der Pranayama Übende hat einen guten Appetit, gute Verdauung, Heiterkeit, Mut, Stärke, Kraft, ein hohes Maß an Vitalität und schönes Aussehen. Der Yogi sollte seine Nahrung zu einer Zeit einnehmen, wenn SuryaNadi (Pingala) arbeiten, d.h. wenn der Atem durch das rechte Nasenloch fließt, da Pingala erhitzend wirkt und die Nahrung rasch verdaut. Pranayama sollte nicht unmittelbar nach der Einnahme von Mahlzeiten ausgeführt werden und auch nicht, wenn man sehr hungrig ist. Allmählich sollte man in der Lage sein, den Atem für 3 Ghatikas (eineinhalb Stunden) in einem anzuhalten. Hierdurch erhält der Yogi zahlreiche geistige Kräfte. Wenn jemand den Atem für eine lange Zeit anhalten möchte, sollte er dies in Anwesenheit eines Gurus tun, der eine gründliche Kenntnis der Praxis des Pranayamas hat. Der Atem kann durch allmähliche Steige rung von einer bis zu drei Minuten ohne die Hilfe von jemandem angehalten werden. Drei Minuten lang die Luft anzuhalten ist gänzlich ausreichend für die Reinigung der Nadis, die Beruhigung des Geistes und für eine gute Gesundheit

Der Ort

Wähle einen einsamen, schönen und angenehmen Fleck, wo es keine Störungen gibt; am Ufer eines Flusses, Sees oder des Meeres oder die Spitze eines Hügels, wo eine schöne Quelle ist und ein Wäldchen, wo Milch und Nahrungsmittel leicht zu beschaffen sind. Baue Dir eine kleine Hütte und bohre in einer Ecke des Grundstücks einen Brunnen. Es ist jedoch unmöglich, einen Ort zu finden, der Dich in jeder Hinsicht befriedigen wird.

Die Ufer von Narmada, Jamuna, Ganges, Kaveri, Godavari und Krishna (indische Flüsse) sind sehr geeignet, um Hütten zu errichten. Du solltest einen Ort wählen, in dessen Nachbarschaft einige andere Yoga-Übende sind. Du kannst sie in Zeiten von Schwierigkeiten um Rat fragen. Du wirst Vertrauen in die Yoga-Kriyas (Übungen) haben. Wenn Du andere siehst, die sich auch solchen Yoga-Praktiken widmen, wird Dich das motivieren und Du wirst danach streben, es ihnen gleich zu tun. Nasik, Rishikesh, Jhansi, Prayag, Uttarkasi, Brindavan, Ayodhya, Varanasi usw. sind gute Plätze. Du kannst Dir einen Fleck weit ab von den überfüllten Orten einrichten. Wenn Du eine Hütte an einem überfüllten Ort baust, werden Dich neugierige Leute stören. Du wirst dort keine spirituellen Schwingungen haben. Du wirst ohne Schutz sein, wenn Du Deine Hütte in einem dichten Wald errichtest. Diebe und wilde Tiere werden Dich plagen. Die Frage bezüglich Schwierigkeiten der Nahrungsbeschaffung wird sich stellen. In der Svetasvatara Upanishad wird gesagt:

Auf einem ebenen, sauberen Platz, frei von Kiesel, Feuer und Sand, der durch (liebliche) Laute und Teiche den Geist einlädt, das Auge aber nicht belästigt, an einer höhlenreichen, dem Winde nicht ausgesetzten Stelle soll er sich dem Yoga hingeben.”

Diejenigen, die in ihren eigenen Häusern oder Wohnungen praktizieren, können einen Raum in einen Wald verwandeln. Irgendein einsamer Raum wird ihrem Zweck gut dienen, wenn sie die richtige geistige Einstellung haben.  

Die Zeit

Die Übung von Pranayama sollte im Frühling oder im Herbst begonnen werden, da zu diesen Jahreszeiten ohne Schwierigkeiten oder Mühen Erfolg erreicht werden kann. Der Frühling ist die Zeit von März bis April. Der Herbst dauert von September bis Oktober. Im Sommer am Nachmittag oder am Abend sollte man kein Pranayama praktizieren, dies sollte während der kühlen Morgenstunden geschehen. (Anmerkung des Übersetzers: Diese Empfehlung trifft besonders auf die indischen klimatischen Verhältnisse zu). Der Adhikari Einer, der einen ruhigen Geist hat, der die Indriyas (Sinne) bezwungen, der Vertrauen in die Worte seines Gurus hat, der an Gott glaubt, mäßig beim Essen, Trinken und Schlafen ist, der ein heftiges Verlangen nach Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Tod hat, ist ein Adhikari (eine geeignete Person) für die Praxis des Yoga. Solch ein Mensch kann durch Üben leicht Erfolg erlangen. Pranayama sollte mit Sorgfalt, Beharrlichkeit und Vertrauen ausgeführt werden.

Diejenigen, die Genüssen ergeben sind oder solche, die arrogant, unehrlich, heuchlerisch, listig und verräterisch sind; solche die Heilige, ihre Gurus (spirituellen Lehrer) verachten, die Gefallen finden an eitlen Diskussionen oder von sehr geschwätziger Natur sind, die ungläubig sind und sich sehr mit weltlich eingestellten Menschen einlassen, die grausam, hart und gierig sind, die ein nutzloses und gewöhnliches Leben führen, können niemals Erfolg in Pranayama oder irgendeiner anderen Yoga-Praxis erlangen.

Es gibt drei Typen von Adhikaris, nämlich, 1. Gute (Uttama), 2. Mittlere (Madhyama) und 3. Geringere (Adhama), die entsprechend der Erziehung, Intelligenz, Ausprägung von Leidenschaftslosigkeit, geistiger Klarheit und der Sehnsucht nach Befreiung, unterschiedliche Fähigkeiten zum Sadhana haben.

Du mußt an einen Guru herantreten, der Yoga Shastra (Die Schriften des Yoga) kennt und Meisterschaft darin erlangt hat. Sitze zu seinen Lotusfüßen. Diene ihm. Beseitige Deine Zweifel durch vernünftige und klare Fragen. Empfange Anweisungen und führe sie mit Enthusiasmus, Eifer, Aufmerksamkeit, Ernsthaftigkeit und Vertrauen aus, entsprechend den vom Lehrer gelehrten Methoden.

Ein Übender des Pranayama sollte stets freundliche und liebevolle Worte sprechen. Er sollte zu jedermann freundlich sein. Er sollte rechtschaffen sein. Er sollte die Wahrheit sprechen. Er sollte Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) und Karuna (Barmherzigkeit) usw. entwickeln. Wenn man intensiv Pranayama praktiziert, sollte man sexuell enthaltsam oder sehr zurückhaltend sein.

Ernährung

Einer, der Meister im Yoga werden will, sollte Nahrungsmittel aufgeben, die nachteilig für die Yoga-Praxis sind. Er sollte verzichten auf Salz, Senf, saure, scharfe, stechende und bittere Dinge, Asafoetida, Verehrung des Feuers, zuviel Gehen, Baden beim Sonnenaufgang, Auszehrung des Körpes durch Fasten usw. Während der ersten Stufen seiner Praxis ist eine Ernährung aus Milch und Ghee (gereinigte Butter) angebracht; auch von einer Nahrung bestehend aus Weizen, grünen Hülsenfrüchten und rotem Reis wird gesagt, das sie dem Fortschritt zuträglich ist. Dann wird er in der Lage sein, seinen Atem solange wie er möchte zurückzuhalten. Durch solches Zurückhalten des Atems wird Kevala Kumbhaka (Einstellen des Atems ohne Ausatmung und Einatmung, meditative Atmung) erreicht.

Wenn jemand Kevala Kumbhaka erreicht hat, sind Aus- und Einatmung unnötig. Es gibt dann nichts Unerreichbares in den drei Welten für ihn. Beim Beginn seiner Praxis tritt Schweiß aus. So wie sich ein Frosch durch Sprünge bewegt, so bewegt sich der im Lotussitz sitzende Yogi auf der Erde. Mit fortschreitender Übung ist er fähig, sich vom Boden zu erheben. Er schwebt, während er in der Lotus-Stellung sitzt. Dann entsteht in ihm die Kraft für außergewöhnliche Leistungen. Kein Schmerz, ob klein oder groß, berührt den Yogi. Die Ausscheidungen und das Schlafbedürfnis vermindern sich; Tränen, Müdigkeit in den Augen, Speichelfluß, Schweiß und schlechter Geruch im Mund entstehen nicht mehr. Mit noch weiter fortgeschrittener Praxis erlangt er große Stärke, durch die er Bhuchara Siddhi erreicht, die ihm ermöglicht, alle Geschöpfe auf dieser Erde unter seine Kontrolle zu bringen: Tiger, Elefanten, wilde Stiere und Löwen sterben sogar durch einen Streich mit den Händen dieses Yogis. Er wird so schön wie der Gott der Liebe selbst. Durch die Bewahrung der sexuellen Energie durchdringt ein Wohlgeruch den Körper des Yogis.

Yogische Ernährung

Instinkt oder eine innere Stimme wird Dich bei der Auswahl Deiner Nahrung leiten. Du selbst bist der beste Richter, um eine sattwige (reine) yogische Mahlzeit zusammenzustellen, die Deinem Temperament und Deiner Konstitution entsprechen. Weitere Informationen sind im Anhang zu finden.
Mitahara (Richtige Ernährung)
Fülle den Magen zur Hälfte mit gesunder sattwiger Nahrung. Ein Viertel fülle mit reinem Wasser. Lasse das verbleibende Viertel frei für die Ausdehnung von Gas und für die Verehrung Gottes.

Reinheit der Nahrung

“Ahara-suddhau sattva-suddhih, Sattva-suddhau dhruva-smritih, Smritilabhe sarvagranthinam vipramokshah.” Aus Reinheit der Nahrung ergibt sich die Reinigung der inneren Natur, durch die Reinheit der inneren Natur wird das Gedächtnis stark und aus der Stärkung des Gedächtnisses folgt die Lösung aller Bindungen, der Weise erlangt dadurch Befreiung.

Du solltest Pranayama nicht direkt nach den Mahlzeiten praktizieren. Auch wenn Du sehr hungrig bist, solltest Du nicht praktizieren. Gehe auf die Toilette und entleere Deine Eingeweide, bevor Du mit Pranayama beginnst. Jemand der Pranayama praktiziert, sollte Samyama (Kontrolle) in Essen und Trinken beachten.
Diejenigen, die genau und regelmäßig in ihrer Ernährung sind, ziehen daraus ungeheure Vorteile während des Verlaufs ihrer Praxis. Sie erlangen rasch Erfolg. Auch diejenigen, die unter chronischer Verstopfung leiden und gewöhnlich am Nachmittag Stuhlgang haben, können Pranayama am frühen Morgen praktizieren. Sie sollten das Beste versuchen, um eine Entleerung ihrer Eingeweide am frühen Morgen zu erreichen.
Nahrung spielt im Yoga Sadhana eine sehr wichtige Rolle. Ein Aspirant sollte zu Beginn seiner Übungsperiode bei der Auswahl von Nahrungsmitteln sehr sorgsam sein. Wenn später  Pranayama Siddhi erlangt ist, können drastische Ernährungsbeschränkungen wieder fallengelassen werden.

Charu

Dies ist eine Mischung aus gekochtem weißen Reis, Ghee, etwas braunem Zucker und Milch und ist eine bekömmliche Kombination für Pranayama-Übende.

Milch

In Indien sollte Milch abgekocht, jedoch nicht zu viel gekocht werden. Der Vorgang des Abkochens besteht darin, daß die Milch, sobald der Siedepunkt erreicht ist, vom Feuer genommen wird. Zuviel Kochen zerstört die Vitamine und die geheimnisvollen Nahrungsbestandteile und macht sie als Nahrungsmittel ziemlich nutzlos. (Im Westen nimmt man am besten Vorzugsmilch oder nicht homogenisierte Milch aus artgerechter Tierhaltung; Anmerkung des Übersetzers). Milch selbst ist eine perfekte Nahrung, da sie die verschiedenen Nährstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis enthält. Sie hinterläßt sehr wenig Rückstände in den Eingeweiden. Sie ist eine ideale Nahrung für Yogaschüler während der Pranayama Praxis.

Obst

Eine Ernährung aus Obst übt einen beruhigenden Einfluß auf die Konstitution aus und ist für Yogis sehr wünschenswert. Es ist eine natürliche Ernährung. Früchte sind großartige Energielieferanten. Bananen, Trauben, süße Orangen, Äpfel, Granatäpfel, Mangos, Chikkus und Datteln sind bekömmliche Früchte. Zitronen besitzen Skorbut-vorbeugende Eigenschaften und wirken als blutstärkendes Mittel. Fruchtsaft enthält Vitamin C. Mangos und Milch sind eine der Gesundheit sehr zuträgliche Kombination. Du kannst ausschließlich von Milch und Mangos leben. Der Saft von Granatäpfeln ist kühlend und sehr nahrhaft. Bananen sind nahrhaft und stärkend. Früchte fördern die Konzentration und erleichtern geistige Sammlung.

Erlaubte Nahrungsmittel

Gerste, Weizen, Ghee, Milch und Mandeln fördern Langlebigkeit und erhöhen Spannkraft und Stärke. Gerste ist ein gutes Nahrungsmittel für einen Yogi. Sie wirkt kühlend. Sri Swami Narayan, der Autor von “Ek Santka Anubhav”, der einen Kaupin (Lendenschurz) aus Leintuch trägt, lebt von Brot, das aus Gerste gemacht ist. Er empfiehlt seinen Schülern Gerste. Es wird gesagt, daß der Kaiser Akbar von Gerste lebte.

Du kannst Weizen, Reis, Gerste, Milch, Brot, Kuhmilch, braunen Zucker, Butter, Honig, getrockneten Ingwer, Hülsenfrüchte, Mungbohnen, Gemüse, Kartoffeln, Rosinen, Datteln und leichte Khichdi aus grünem Dhal (Mungbohnen) essen. Khichdi ist eine leichte Nahrung und bekömmlich. Die Nahrungsmenge sollte im Verhältnis zum Zuwachs an Kumbhaka reduziert werden. Am Anfang Deiner Praxis darfst Du die Nahrung nicht zu sehr reduzieren. Während des gesamten Sadhanas solltest Du Deinen gesunden Menschenverstand einsetzen. Toorkidal (Linsengericht) kann gegessen werden. Pancha-Shaka gehört zur Gruppe der Spinatgewächse. Sie sind ein ausgezeichnetes Gemüse, die dicken, fleischigen, jungen Blätter werden gekocht und gewürzt oder mit Ghee gebraten. Wenn Pingala oder Suryanadi durch das rechte Nasenloch fließen, solltest Du Deine Nahrung zu Dir nehmen. Suryanadi erzeugt Hitze, dadurch wird die Nahrung gut verdaut. Du kannst Jakobsfrucht, Gurke, Brinjal, Bananen-Stauden, Lauki, Parval, und Bhindi essen (Anmerkung des Übersetzers: In unseren Breiten sind alle nicht bitteren Arten von Gemüse, Salat und Obst geeignet).

Verbotene Nahrungsmittel

Zu stark gewürzte Speisen, scharfe Currys, Chutneys, Fleisch, Fisch, Eier, Chilly, saure Nahrungsmittel, Tamarindenfrucht, Senf, alle Arten von Öl, Asafoetida, Salz, Knoblauch, Zwiebeln, Urad Ki Dhal, alle bitteren Dinge, getrocknete Nahrung, schwarzer Zucker, Essig, Alkohol, saurer Quark, abgestandene Nahrung, Säuren, Astringentien (zusammenziehende Mittel), beißende, gebratene Dinge, schwer verdauliche Gemüse, überreife oder unreife Früchte, Kürbisse, müssen gemieden werden. Fleisch kann jemandem zum Wissenschaftler machen, jedoch kaum zu einem Philosophen, Yogi oder Tattwa Jnani. Zwiebeln und Knoblauch sind noch schlimmer als Fleisch (vom energetischen Standpunkt aus, Anm. d. Ü.). Jede Nahrung enthält eine kleine Menge an Salz, so daß die Speisen nicht mehr mit Salz gewürzt werden müssen. Der Verzicht auf Salz wird keinen Mangel an Salzsäure und/oder Verdauungsstörungen hervorrufen, wie allopathische Ärzte fälschlicherweise annehmen. Salz erregt Leidenschaft. Durch den Verzicht auf Salz werden keine Störungen hervorgerufen. Mahatma Gandhi und Yogananda hatten mehr als dreizehn Jahre kein Salz zu sich genommen. Der Verzicht auf Salz hilft Dir, die Zunge und den Geist zu kontrollieren, Willensstärke wird entwickelt. Du wirst bei guter Gesundheit sein. Sitzen vor dem Feuer, sexuelle Betätigung, Gesellschaft mit weltlich eingestellten Menschen, lange Spaziergänge, das Tragen schwerer Lasten, kaltes Baden am frühen Morgen, schroffe Worte, das Sprechen der Unwahrheit, unehrenhafte Praktiken, Diebstahl, Töten von Tieren, Gewalt jeder Art entweder im Geist, Wort oder Tat, Haß und Feindschaft gegenüber irgendeiner Person, Kämpfen, Streiten, Stolz, Doppelzüngigkeit, Intrigen, Verleumdung, Geschwätzigkeit, Unehrlichkeit, das Sprechen über andere Dinge als Atman und Moksha (Befreiung), Grausamkeit gegenüber Tieren und Menschen, zuviel Fasten oder nur einmal am Tag zu essen usw., ist dem intensiv Pranayama-Übenden nicht gestattet.

(Anmerkung des deutschen Übersetzers: Einige der oben angegebenen Einschränkungen sind für alle Menschen gültig, wie Verbot von Grausamkeit etc., andere wiederum gelten nur für die Zeit der intensiven Pranayama Praxis, wie z.B. Verbot von sexueller Betätigung, Fasten, kalten Bädern etc. Der gesunde Menschenverstand und die Innere Stimme werden beim Abwägen der individuellen Umstände und Notwendigkeiten helfen. Im Zweifelsfall ist der Ratschlag eines qualifizierten Yogalehrers einzuholen; vergleiche auch das im 4. Kapitel Gesagte).

Ein Kutir für Sadhana

Der Pranayamaschüler sollte sich einen schönen Raum oder ein Kutir (Hütte) mit einem sehr kleinen Eingang einrichten. Er sollte gut mit getrocknetem Kuhdung oder mit weißem Zement ausgekleidet und frei von Käfern, Mücken und Läusen sein. Er sollte jeden Tag mit einem Besen gut ausgefegt und mit einem guten Duftöl parfümiert werden, Räucherstäbchen sollten darin abgebrannt werden. Wenn der Yoga Übende seinen Sitz (weder zu hoch noch zu niedrig) auf einer Unterlage (Asana) aus Tuch, Antilopenfell und Gras eingenommen hat, sollte er sich in die Lotus-Stellung begeben, seinen Körper aufrecht halten und seine zur Verehrung gefalteten Hände sollten seine Schutzgottheit und SriGanesha durch Wiederholung von “Shri Ganeshaya Namaha” grüßen.  

Matra

Die Zeit, die das Zusammenlegen der Finger in die Handfläche benötigt - weder sehr langsam noch durch rasches Zusammenschnappen der Finger, wird Matra (Zähleinheit) genannt.
Jede Zeiteinheit wird Matra genannt. Das Zwinkern eines Auges wird manchmal als die Dauer eines Matras genommen. Die Zeit, die von einer normalen Atmung beansprucht wird, wird als ein Matra betrachtet. Die Zeit für das Aussprechen der Silbe OM wird als ein Matra betrachtet. Dies ist sehr bequem. Viele Pranayama Übende verwenden diese Zeiteinheit in ihrer Praxis.

PadmAsana (Lotus-Sitz)

Diese ist auch unter der Bezeichnung Kamalasana bekannt. Kamala und auch Padma bedeutet Lotus. Wenn die Asana ausgeführt wird, sieht sie wie eine Lotusblüte aus. Daher der Name Padmasana.

Von den vier beschriebenen Sitzstellungen für Pranayama, Japa(Wiederholung des Mantras) und Dhyana (Meditation) kommt Padmasana an erster Stelle. Sie ist die beste Asana für Kontemplation. Rishis (Weise, Seher, Propheten) wie Gheranda und Sandilya heben diese wichtige Asana besonders hervor. PadmAsana ist besonders für schlanke, flexible und junge Menschen geeignet.
 

Technik:
Setze Dich auf den Boden und strecke die Beine aus. Lege den rechten Fuß auf den linken Oberschenkel und den linken Fuß auf den rechten Oberschenkel. Bringe die Hände auf die Knie. Du kannst die Hände auch ineinander verschränken und sie dann auf der rechten Ferse ablegen. Das ist für einige Personen sehr bequem. Oder Du kannst die linke Hand auf das linke Knie und die rechte Hand auf das rechte Knie mit der Handfläche nach oben legen, wobei der Zeigefinger den mittleren Teil des Daumens berührt (Chinmudra).

Siddhasana (die perfekte Stellung)

Hinsichtlich der Bedeutung kommt direkt nach Padmasana Siddhasana. Einige bevorzugen diese Asana für den Zweck des Dhyana(Kontemplation). Wenn Du in dieser Stellung Meisterschaft erlangst, wirst Du viele Siddhis (übernatürliche Kräfte) erwerben. Außerdem wurde sie von vielen früheren Siddhas (vollendeten Yogis) praktiziert. Daher der Name Siddhasana.
Auch dickere Menschen mit kräftigen Oberschenkeln können diese Asana täglich üben. Tatsächlich ist sie für einige Personen besser als Padmasana. Junge Brahmacharis (Schüler auf dem geistigen Weg, die das Gelübde der sexuellen Enthaltsamkeit abgelegt haben), die versuchen, sich in Enthaltsamkeit zu festigen, sollten diese Asana praktizieren. Sie ist für Frauen etwas schwieriger auszuführen.

 

Technik:
Lege die linke Ferse an den Anus (Guda), die Endöffnung des Nahrungskanals bzw. der Verdauungsröhre. Lege die rechte Ferse gegen das Schambein. Die Füße oder Beine sollten dabei so gestellt werden, daß sich die Fußknöchel gegenseitig berühren. Die Stellung der Hände ist wie in Padmasana.

Swastikasana (Stellung des Erfolgreichen)

Swastika ist bequemes Sitzen mit aufgerichtetem Körper. Diese Stellung ist besonders geeignet für Menschen mit langen und schlanken Beinen.

Strecke die Beine nach vorne aus. Beuge das linke Bein und bringe den Fuß an die Leistengegend des rechten Oberschenkels. Beuge entsprechend das rechte Bein und drücke den Fuß in den Raum zwischen Oberschenkel und Wadenmuskulatur. Jetzt hast Du die Füße zwischen den Oberschenkeln und Waden der Beine. Dies ist für die Meditation sehr bequem. Halte die Hände wie bei PadmAsana beschrieben.

Samasana (Die gleichförmige Stellung)

SamasanaBringe die linke Ferse an den Anfang des rechten Oberschenkels und die rechte Ferse an den Anfang des linken Oberschenkels. Sitze bequem. Beuge Dich weder nach links noch nach rechts. Dies wird als Samasana oder Muktasana bezeichnet.

Sukasana

Sukasana

 
Kreuze die Beine übereinander.
Dies ist Sukasana, die einfache Sitz-Stellung.

Die drei Bandhas

Es gibt vier Bhedas, nämlich Surya, Ujjayi, Sitali und Basti. Auf diese vier Arten sollte der makellose Yogi, wenn Kumbhaka nahe ist oder ausgeführt wird, die drei Bandhas praktizieren. Das erste wird Mula Bandhagenannt. Das zweite Uddiyanaund das dritte Jalandhara. Sie können wie folgt beschrieben werden: Apana, das eine abwärtsgerichtete Tendenz hat, wird durch Kontraktion und Ziehen des Anus aufwärts gezwungen. Dieser Vorgang wird Mula Bandha genannt. Wenn das Apana angehoben ist und die Sphäre des Agni (Feuer) erreicht, wird die Flamme des Agni lang, angefacht durch Vayu (Luftelement, Atem). Agni und Apana vermischen sich mit Prana in  einem erhitzten Zustand. Durch dieses Agni entsteht im Körper flammendes Feuer, das die schlafende Kundalini erweckt. Dann macht die Kundalini ein zischendes Geräusch, wird aufgerichtet wie eine mit einem Stock geschlagene Schlange und tritt ein in die Brahmanadi Öffnung (Sushumna). Daher sollten Yogis täglich Mula Bandha praktizieren. Uddiyana sollte am Ende von Kumbhaka und am Anfang der Einatmung ausgeübt werden.

Da das Prana ‘Uddiyte‘ bei diesem Bandha die Sushumna hochsteigt, wird es von den Yogis Uddiyana (Hochsteigen) genannt. In der Vajra Stellung sitzend und mit den Händen nahe an den Fersen, sollte es allmählich auf das Tana einwirken (Faden oder Nadi, das Saraswati Nadi), das am oberen Teil des Bauches (oberhalb des Nabels) liegt. Wenn das Prana Sandhi (Verbindung) zum Nabel erreicht wird, entfernt es langsam die Krankheiten des Nabels. Daher sollte dies vollendet praktiziert werden. Uddiyana kann auch stehend ausgeführt werden. Wenn Du es in einer stehenden Haltung ausführst, bringe Deine Hände auf die Knie oder wenig oberhalb der Knie. Halte die Beine leicht gespreizt.

Das Jalandhara genannte Bandha sollte am Ende des Purakas (Einatmung) ausgeführt werden. Jalandhara ist von der Form her eine Kontraktion des Halses und bildet ein Hindernis für den Durchtritt von Vayu (eine der Lebensenergien sowie auch physische Luft) nach oben. Wenn der Hals durch Beugen des Kopfes nach vorne zusammengedrückt wird, so daß das Kinn die Brust berührt, geht das Prana durch den Brahmanadi (Energiekanal in der Wirbelsäule). Durch Einnehmen der zuvor beschriebenen Stellung, wird man Sarasvati aufschüren und Prana beherrschen. Am ersten Tag sollte Kumbhaka (Atemanhalten) viermal ausgeführt werden, am zweiten Tag zehnmal und dann noch einmal fünfmal getrennt. Am dritten Tag sind zwanzig Wiederholungen ausreichend und anschließend sollte Kumbhaka mit den Bandhas mit einer Steigerung von zwei Wiederholungen pro Tag ausgeführt werden.

Arambha Avastha

Pranava (OM) sollte mit einer Länge von drei Matras (Zähleinheiten) gesungen werden (verlängerte Intonationen). Damit werden frühere Sünden und alle Hindernisse zerstört. Durch Üben erlangt er ArambhaAvastha (den Anfang der ersten Stufe). Der Körper des Yogis beginnt zu schwitzen. Der Schweiß sollte gut mit den Händen verrieben werden. Manchmal fängt der Körper an zu zittern oder hüpft wie ein Frosch.

Ghata Avastha

Anschließend folgt Gatha Avastha, der zweite Zustand, der durch beständiges Unterdrücken des Atems erlangt wird. Wenn eine vollendete Vereinigung zwischen Pranaund Apanastattfindet, Manas und Buddhi oder Jivatman und Paramatman nicht mehr im Gegensatz zueinander stehen, spricht man von GhataAvastha. Nun braucht der Schüler nur noch 1/4 der vorgegebenen Zeit für die zuvor beschriebenen  Übungen aufwenden. Am Tag und am Abend sollte für ein Yama (3 Stunden) geübt werden. KevalaKumbhaka sollte man einmal am Tag praktizieren. Das vollständige Zurückziehen der Sinnesorgane während des Atemstillstands wird Pratyahara genannt. Was auch immer er mit seinen Augen sieht, den Ohren hört, der Nase riecht, mit seiner Zunge schmeckt, mit seiner Haut berührt, soll er als Atman betrachten. Dann erhält der Yogi verschiedene wundervolle Kräfte wie Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit, die Fähigkeit sich innerhalb von Sekunden an einen entfernten Ort zu bringen, Redekraft, die Fähigkeit eine beliebige Gestalt anzunehmen oder sich unsichtbar zu machen und das Wunder, Eisen in Gold umzuwandeln.

Der Yogi, der sorgsam praktiziert, erlangt die Fähigkeit zu schweben. Der weise Yogi weiß, daß diese übernatürlichen Kräfte große Hindernisse auf dem yogischen Weg darstellen, er darf niemals Vergnügen an ihnen finden oder Zuflucht in ihnen suchen. Die Yogis dürfen diese Kräfte nicht vor anderen Personen ausüben. Ein Yogi sollte als ein gewöhnlicher Mensch leben und seine Kräfte verborgen halten. Seine Schüler werden ihn zweifellos darum bitten, seine Kräfte zu zeigen, um ihr Verlangen zu befriedigen. Jemand, der aktiv mit seinen äußerlichen, weltlichen Pflichten beschäftigt ist, vergißt Yoga zu praktizieren. Daher sollte der Suchende eine Weile lang Tag und Nacht nichts anderes tun, als Yoga zu üben, ohne dabei die Worte seines Gurus zu vergessen. So beherrscht man den Ghata Zustand. Nichts wird durch das nutzlose Zusammensein mit weltlich eingestellten Menschen erreicht. Daher sollte man schlechte Gesellschaft meiden und Yoga praktizieren.

Parichaya Avastha

Durch beständige Praxis wird Parichaya Avastha (der dritte Zustand) erreicht. Durch mühsame Praxis durchdringt Vayu, d.h. der subtile Lebens-Atem, zusammen mit Agni (inneres Feuer) und dem Gedanken die Kundalini und tritt ununterbrochen in die Sushumna ein. Wenn Chitta (Geist) zusammen mit Prana die Sushumna betritt, erreicht die Kundalini zusammen mit Prana den hohen Sitz im Kopf. Wenn der Yogi durch Praktizieren die Kraft des Handelns erwirbt (Kriya Shakti) und die sechs Chakren durchdringt und Parichaya erreicht, dann sieht er wahrhaftig die dreifachen Wirkungen von Karma (Gesetz von Ursache und Wirkung). Dann sollte der Yogi die Vielheit der Karmas (Handlungen und dadurch verursachtes Schicksal) durch Pranava (die mystische Silbe OM) zerstören. Dann wird der Yogi Kaya Vyuha erreichen, ein mystischer Prozeß, des neu Anordnens der Skandhas des Körpers und des Annehmens verschiedener Körper, um sich aller früheren Karmas zu entledigen, ohne wiedergeboren zu werden. Dann soll der große Yogi die fünf Dharanas (werden im Anhang erklärt), das sind die Formen der Konzentration, praktizieren, durch welche die Kontrolle über die fünf Elemente erreicht wird. Die Furcht vor Verletzung durch die Elemente wird verschwinden.

Nishpatthi Avastha

Das ist die vierte Stufe des Pranayamas. Durch allmähliche Praxis erreicht der Yogi Nishpatti Avastha, den Zustand der Vollendung. Wenn all die Samen des Karmas zerstört sind, trinkt der Yogi den Nektar der Unsterblichkeit. Er fühlt weder Hunger noch Durst, weder Schlaf noch Ohnmacht. Er wird absolut unabhängig. Er kann sich an jeden Ort der Welt begeben. Er wird niemals mehr wiedergeboren. Er ist frei von allen Krankheiten, Verfall und Alter. Er genießt die Wonne des Samadhi. Er braucht keine Yogaübungen mehr zu praktizieren. Wenn der kundige und ruhige Yogi PranaVayu trinken kann, indem er die Zunge an die Wurzel des Gaumen legt, wenn er um die Gesetze von Prana und Apana weiß, dann hat er einen Anspruch auf Befreiung.

Ein Yogaschüler wird automatisch all diese Avasthas (Zustände) einen nach dem anderen erfahren, wenn er regelmäßig und systematisch praktiziert. Ein ungeduldiger Schüler kann durch gelegentliches Praktizieren keinen dieser Avasthas erfahren. Sorgfalt sollte auf die Beachtung von Mitahara (richtige Ernährung) und Brahmacharya(sexuelle Enthaltsamkeit) verwandt werden.