Göttliche Erkenntnis


Nächstenliebe

Nächstenliebe

Nächstenliebe ist die Bereitschaft, gut von anderen zu denken und ihnen Gutes zu tun. Nächstenliebe ist universelle Liebe. Sie ist Großzügigkeit gegenüber den Armen. Sie ist Wohlwollen. Das, was gegeben wird, um die Armut zu lindern ist Nächstenliebe.

Im allgemeinen Sinn, bedeutet Nächstenliebe Liebe, Wohlwollen und Freundlichkeit. Im theologischen Sinn ist sie universelles Wohlwollen gegenüber den Menschen und höchste Liebe zu Gott. Wahre Nächstenliebe ist der Wunsch, anderen nützlich zu sein, ohne an Belohnung oder Ertrag zu denken.

Nächstenliebe ist tätige Liebe.

Nächstenliebe beginnt im eigenen Heim, aber sie muß nach außen gehen. Die ganze Welt ist dein Zuhause. Du bist ein Weltbürger. Entwickle ein großzügiges Gefühl des Wohlwollens für die ganze Welt. Es ist eine Sünde, Geld zu horten. Aller Reichtum gehört dem Herrn. Wer nur als Verwalter seines Eigentums lebt, sein Geld als milde Gabe gibt und denkt, daß das, was er besitzt, in Wahrheit Gott gehört, lebt glücklich. Er erlangt Moksha, ewigen Frieden.

Das Wasser des Ganges wird nicht weniger, wenn durstige Menschen davon trinken. So kann sich auch dein Reichtum nicht verringern, wenn du Wohltätigkeit übst. Gib ein Zehntel deines Einkommens oder sechs Paisas von einer Rupie für wohltätige Zwecke. Gib freudig, schnell und ohne zu zögern. Schiebe Mildtätigkeit nicht bis zum Tod auf. Übe täglich Nächstenliebe.

Beten bringt dich auf halbem Weg zu Gott, fasten zum Tor Seines höchsten Wohnsitzes und Nächstenliebe verschafft dir den Einlaß.

Was ist Nächstenliebe?

Jede gute Tat ist Nächstenliebe. Dem Durstigen Wasser zu geben, ist Nächstenliebe. Ein ermunterndes Wort an den Verzweifelten zu richten, ist Nächstenliebe. Dem armen Kranken etwas Medizin zu geben, ist Nächstenliebe. Einen Dorn oder Glassplitter auf der Straße zu beseitigen, ist Nächstenliebe.

Freundlich und liebevoll zu sein, ist Nächstenliebe. Ein bißchen Schaden, den man dir zugefügt hat, zu vergessen und zu vergeben, ist Nächstenliebe. Ein freundliches Wort an einen Notleidenden ist Nächstenliebe.

Nächstenliebe beschränkt sich nicht auf Maßstäbe von Dollars, Rupis oder Schillingen, die man gibt. Denke gut an leidende Menschen. Bete für ihr Wohl. Das wird mehr Gutes bewirken als viel Geld.

Arten der Nächstenliebe

Die beste Form der Nächstenliebe ist Vidya-Dana, das Mitteilen von Weisheit. Wenn du einem Armen zu essen gibst, will er wieder essen, wenn er hungrig wird. Weisheit hingegen beseitigt Unwissenheit, den Grund, warum ein Körper angenommen wurde, und zerstört gänzlich alle Arten von Elend und Leid für immer.

Die zweitbeste Form der Nächstenliebe ist es, Medizin an Kranke zu geben. Die drittbeste Form von Nächstenliebe ist Anna-Dana, das Speisen Hungriger.

Am Anfang übe Unterscheidung in der Nächstenliebe. Später praktiziere unterschiedslose Nächstenliebe. Wenn du fühlst, daß jedes Wesen eine Manifestation Gottes ist, ist es schwierig, festzustellen, wer gut und wer böse ist.

Gib den Armen, den Kranken, den Hilflosen und denen, die ohne Hoffnung sind. Gib den Waisen, Alten, Blinden und hilflosen Witwen. Gib Sadhus, Sannyasins, religiösen und sozialen Einrichtungen. Danke dem Mann, der dir die Gelegenheit gibt, ihm durch Nächstenliebe zu dienen. Gib mit der richtigen Einstellung und verwirkliche Gott durch Mildtätigkeit. Ehre sei den Menschen, die Nächstenliebe im richtigen Geist praktizieren.

Die Erhabenheit einer stillen Gabe

Es gibt Menschen, die Wohltätigkeit üben und begierig darauf sind, ihre Namen mit ihren Fotos in den Zeitungen veröffentlicht zu sehen. Dies ist eine tamasige Form der Nächstenliebe. Das ist überhaupt keine Nächstenliebe. Nächstenliebe, die für sich wirbt, hört auf, Nächstenliebe zu sein. Es ist nur Stolz und Protzerei.

Du darfst deine Nächstenliebe und dein wohltätiges Wesen nicht anpreisen. Es darf in deinem Herzen kein Jubel sein, wenn Menschen dich wegen deines wohltätigen Wesens preisen. Nächstenliebe muß spontan und uneingeschränkt sein. Geben muß zur Gewohnheit werden. Du mußt äußerste Freude erfahren, wenn du gibst. Du darfst nicht denken: »Ich habe eine sehr wohltätige Tat vollbracht. Ich werde Glückseligkeit im Himmel genießen. Ich werde im nächsten Leben als reicher Mann wiedergeboren werden. Die gute Tat wird meine Sünde wegwaschen. In meiner Stadt oder meinem Bezirk gibt es niemanden, der so wohltätig ist wie ich. Man weiß, daß ich ein sehr wohltätiger Mensch bin«. Protzerei ist niedrig und bedauerlich.

Übe Wohltätigkeit im Stillen. Mache sie nicht bekannt. Brüste dich nicht. Was die rechte Hand tut, braucht die linke nicht zu wissen.

Es ist leicht, im Krieg zu kämpfen, aber es ist schwierig, ein Geschenk im Stillen zu machen, ohne Stolz und Eigenlob zu zeigen und ohne es anderen weiterzusagen.

Niederträchtige Nächstenliebe

Prof. Dr. Dr. XYZ gab einem Armen eine Decke als milde Gabe. Dann dachte er: »Ich hätte ihm die Decke nicht geben sollen.« Sein Herz war aufgewühlt und belastet. Er wollte die Decke von dem Armen wiederhaben. Wenn du auf diese Weise Nächstenliebe übst, wird es dir keinen Nutzen bringen. Du wirst keine Reinheit des Herzens erlangen. Viele weltliche Menschen tun nur gute Taten von dieser Art. Diese Welt ist übervoll von solchen mildtätigen Menschen.

Jeder ist sich selbst gegenüber sehr großzügig. Viele trinken erstklassige Milch oder den besten Tee, bieten ihren Freuden zweitklassige Milch an und Fremden drittklassige. Sie essen erstklassige Früchte und bieten die verfaulten Freuden, Nachbarn und Bediensteten an. Sie werden drei Tage auf eine gute Gelegenheit warten, um die alten Essensreste aufzubrauchen, und sie dann mit gepeinigtem Herzen den Bediensteten vorsetzen. Sie möchten sich auch von diesen verrottenden Dingen nicht trennen. Man findet solche herzzerreißende Zustände in fast allen Häusern reicher Leute. Wie schändlich sind doch solche Menschen! Wie klein und verhärtet ihr Herz doch ist! Ihr Los ist tatsächlich nicht nur beklagenswert sondern auch höchst bedauerlich. Sie wissen gar nicht, was sie eigentlich tun.

Gib Freunden, Nachbarn, Fremden, Gästen und Dienstboten immer das Beste, das beste Essen, die besten Früchte, die beste Milch und die beste Kleidung. Du wirst ungeheure Freude, Stärke und immenses Glück daraus schöpfen. Praktiziere dies, und sieh selbst den Nutzen.

Wie man Nächstenliebe übt

Teile mit anderen das, was du hast. Führe immer einige Süßigkeiten in deiner Tasche mit dir und verteile sie wohltätig täglich an die Armen. Praktiziere dies sofort.

Im Teilen liegt Freude und Frieden. Teilen erzeugt kosmische Liebe und zerstört Habsucht. Teilen beseitigt Selbstsucht und läßt Selbstlosigkeit entstehen. Teilen reinigt das Herz. Teilen entwickelt Einheit.

Teile mit anderen alles, was du hast, physisch, geistig oder spirituell. Das ist wahres Yajna. Du wirst größer werden. Du wirst das Einssein und die Einheit des Lebens erfahren. Dies wird zu advaitischer Verwirklichung führen.

Du mußt danach dürsten, jeden Tag wohltätige Handlungen auszuführen. Du darfst keine Gelegenheit versäumen. Du mußt Gelegenheiten schaffen. Es gibt keinen Yoga und kein Yajna, das größer ist als sattvige Nächstenliebe spontaner Art. Karna, Raja Bhoja vollbrachten zahllose Taten der Nächstenliebe. Daher sind sie in unseren Herzen noch lebendig.

Almosen müssen mit Glauben gegeben werden. Almosen dürfen nie ohne Glauben gegeben werden. Almosen müssen reichlich gegeben werden. Almosen dürfen nie bescheiden sein. Almosen müssen mit Sympathie gegeben werden.

Die Speise, die du einem Gast anbieten kannst, mag dürftige Kost sein, aber wenn du sie ihm mit Liebe gibst, wird sie große Kraft, Nahrhaftigkeit und Geschmack erhalten. Wenn du deinen Gast mit reichen Gerichten bewirtest und sagst: »In Ordnung, wenn du schon einmal da bist, schlag dir den Bauch voll«, verwandelt sich die Nahrung in Gift. Egal ob es sich um einen Verwandten, Freund oder Bettler handelt, egal von welcher Qualität die Nahrung ist, die du gibst, gib sie mit Liebe und Zuneigung. Gastfreundschaft ist die Essenz der Nahrung.

Nächstenliebe reinigt das Herz

Sünden können durch Nächstenliebe ausgelöscht werden. Jesus sagt: »Nächstenliebe überdeckt viele Sünden.« Nächstenliebe ist eine starke Läuterung des Herzens. In der Gita findest du: »Yajna, Nächstenliebe und Mäßigung sind die Läuterer der Klugen.« Wenn ein Mensch sein geiziges Wesen überwinden kann, ist ein großer Teil des Sadhana getan. Dann ist etwas Grundlegendes erreicht worden.

Entwickle diese Udara Vritti. Dann kannst du ein König unter Königen werden. Wenn du gibst, gehört dir der ganze Reichtum der Welt. Geld wird dir zufließen. Dies ist das unabänderliche, unerbittliche, erbarmungslose Gesetz der Natur. Daher gib. Gib. Du lebst von dem, was du bekommst, aber du erhältst Leben aus dem, was du gibst. Stets gib, gib, gib. Das ist das Geheimnis des Überflusses und des göttlichen Lebens.

Viele haben Macht, Berühmtheit, Frieden und Glück nur durch ihr großmütiges Herz erreicht. Geizige Menschen können nie davon träumen, all dies zu besitzen und Erfolg im Leben zu haben. Wenn du Reichtum und Kinder wünschst, übe viel Mildtätigkeit. Wenn du weise werden willst, diene alten Menschen und Mahatmas. Wenn du dich deiner Sünden entledigen willst, mache Havan.

Sieh Gott überall. Teile mit allen. Der Großteil sollte anderen gegeben werden. Vernichte den tief verwurzelten Geiz. Dein Herz wird sich öffnen. Du wirst eine weite Sicht des Lebens haben. Du wirst einen neuen, weiten Blickwinkel haben. Du kannst die Hilfe fühlen, die dir von dem zuteil wird, der in deinem Herzen wohnt.

Du kannst eine unbeschreibliche Erregung göttlicher Ekstase und spiritueller Wonne erfahren. Dies wird dir ungeheure innere Stärke geben. Oh Mensch! Gib reichlich an milden Gaben. Du wirst Frieden, Reichtum und Wohlstand hier genießen. Du wirst später in den Himmel eingehen. Du wirst Reinheit des Herzens und auch Moksha erlangen.