Göttliche Erkenntnis


Kundalini

Kundalini

Jede Aktivität hat einen statischen Hintergrund. Hinter jeder Energie ist Bewußtsein. Hinter Shakti ist Shiva.

Shakti selbst hat zwei polare Aspekte, statisch und dynamisch. Es kann nicht Shakti in dynamischer Form geben, ohne daß sie gleichzeitig in statischer Form vorläge, so wie die Pole eines Magneten. Die kosmische Shakti manifestiert sich im menschlichen Körper als Kundalini und Prana. Kundalini ist der statische Träger für die sich bewegenden Pranakräfte.

Der Mensch ist ein Mikrokosmos, Kshudra Brahmanda. Alles, was im äußeren Universum existiert, existiert in ihm. Alle im Universum sichtbaren Dinge, Berge, Flüsse, Bhutas, usw. gibt es auch im Körper. Alle Tattvas und Lokas sind im Körper und genauso die erhabene Shiva-Shakti. Im menschlichen Körper weilt Shiva im Sahasrara Chakra im Scheitel. Die Kundalini ruht im Muladhara Chakra an der Basis der Wirbelsäule. ‘Muladhara’ bedeutet ‘Wurzelstütze’. Die Kundalini ist die Kraft, die dem ganzen Körper und all seinen sich bewegenden Pranakräften Halt bietet.

Das Wesen der Kundalini

Kundalini ist die Urenergie, die im an der Basis befindlichen Muladhara Chakra in einem schlummernden potentiellen Zustand liegt. Sie ist die kosmische Kraft in individuellen Körpern. Sie ist eine elektrische, feurige, okkulte Kraft, die mächtige Urkraft, die jeder organischen und anorganischen Materie zugrunde liegt. ‘Kundala’ heißt ‘aufgerollt’. Sie hat die Form einer aufgerollten Schlange. Daher der Name Kundalini.

Kundalini ist keine materielle Kraft wie Elektrizität oder Magnetismus. Sie ist eine spirituelle potentielle Kraft. Sie hat in Wirklichkeit keine Form. Der grobstoffliche Verstand und der Geist müssen am Anfang einer bestimmten Form folgen. Von dieser groben Form aus kann die subtile formlose Kundalini leicht verstanden werden.

Die Kundalini wird auch Bhujangini, die Schlagenkraft, genannt, weil sie im Körper des Yogis, der die Kraft in sich entwickelt, spiralförmig wirkt. Wenn sie erweckt wird, macht sie einen zischenden Laut, wie eine Schlange, die man mit einem Stock schlägt, und steigt durch Brahma Nadi in der Sushumna nach oben.

Im Kundalini Yoga wird die schaffende und erhaltende Shakti des ganzen Körpers tatsächlich und wirklich mit Gott Shiva vereint. Der Yogi treibt sie dazu, ihn zu Gott Shiva zu führen. Das Aufsteigen der Kundalini Shakti und ihre Vereinigung mit Gott Shiva im Sahasrara führt zum Zustand von Samadhi und bringt spirituelles Anubhava. Der Yogaschüler trinkt den Nektar der Unsterblichkeit.

Kundalini Yoga ist eine exakte Wissenschaft. Er heißt auch Laya Yoga.

Nadis und Chakras

Eine genaue Kenntnis von Nadis und Chakras ist für alle Schüler des Kundalini Yoga von unbedingter Notwendigkeit. Der physische Körper formt sich nach dem Astralkörper. Der physische Körper ist in gewisser Weise wie Wasser. Er ist die grobe Form. Der Astralkörper entspricht dem Wasserdampf. Er ist die subtile Form. Genauso ist der Astralkörper, Sukshma Sarira, im grobstofflichen physischen Körper. Der grobstoffliche Körper kann ohne den Astralkörper nichts tun. Jedes grobstoffliche Zentrum hat seine Entsprechung im Astralkörper.

Nadis sind psychische Nerven, Astralkanäle, um das Prana zu leiten. Sie bestehen aus Astralmaterie und leiten psychische Ströme. Durch diese subtilen Wege fließt die Lebenskraft. Da die Nadis aus subtiler Materie gebildet sind, können sie mit dem bloßen physischen Auge nicht wahrgenommen werden, und man kann am physischen Bereich keine Labortests machen. Diese Yoga Nadis sind nicht die normalen Nerven, Arterien und Venen, wie sie die Vaidya Shastra kennt. Yoga Nadis sind ganz anders.

Der Körper ist voll von unzähligen Nadis. So wie das Blatt des Asvattha Baumes von winzigen Fasern durchzogen ist, so ist auch dieser Körper durchzogen von Tausenden von Nadis. Alle Nadis des Körpers entspringen aus dem Kanda. Kanda heißt Knolle. Kanda ist die Wurzel aller Nadis. Zwei Fingerbreit oberhalb des Anus und zwei Fingerbreit unterhalb des Geschlechtsorgans befindet sich das Kanda. Es hat die Form eines Vogeleis und ist etwa vier Finger breit. Zweiundsiebzigtausend Nadis kommen aus diesem Kanda.
Kanda ist das Zentrum des Astralkörpers. Diesem Zentrum entspricht die Cauda Equina im grobstofflichen physischen Körper.

Von allen aus dem Kanda kommenden Nadis sind die wichtigsten Ida, Pingala und Sushumna. Und die Sushumna ist die allerwichtigste. Die Sushumna geht vom Muladhara Chakra zu Brahmarandhra. Sie ist das höchste und von den Yogis am meisten erstrebte. Die anderen Nadis sind ihr untergeordnet. Die westliche Anatomie erkennt die Existenz eines Zentralkanals im Rückenmark, genannt Canalis Centralis, und die Zusammensetzung des Marks aus weißer und grauer Hirnmasse an. Das Rückenmark selbst läuft im Hohlraum der Wirbelsäule. Ebenso läuft die Sushumna im Spinalkanal und hat subtile Teile. Sie ist rot wie Feuer.
In der Sushumna ist eine Nadi namens Vajra, die so strahlend ist wie die Sonne und rajasige Eigenschaften hat. In dieser Vajra Nadi wiederum ist eine weitere Nadi, Chitra. Sie ist sattvig und von blasser Farbe. In der Chitra ist ein ganz feiner winziger Kanal. Dieser Kanal heißt Brahma Nadi, durch den die Kundalini, wenn sie erwacht, vom Muladhara zum Sahasrara Chakra aufsteigt. In dieser Nadi sind alle sechs Chakras oder Lotusse.

Chakras sind Plexi oder Zentren von Sukshma Prana in der Sushumna Nadi. Alle Körperfunktionen stehen unter der Kontrolle dieser Zentren. Chakras sind subtile Zentren der Lebensenergie. Sie sind die Zentren von Chaitanya, Bewußtsein. Die Chakras bleiben, auch nach der Auflösung des physischen Organismus beim Tod, im Astralkörper.

Diese Chakras oder feinstofflichen Zentren haben entsprechende Zentren im Rückenmark und den Nervenplexi im grobstofflichen physischen Körper. Das Anahata Chakra zum Beispiel hat sein entsprechendes Zentrum im physischen Körper beim Herzgeflecht. Jedes Chakra kontrolliert und stimuliert ein bestimmtes Zentrum im grobstofflichen Körper.

Die grobstofflichen Nerven und Plexi haben eine enge Beziehung zu den feinstofflichen Zentren. Da die körperlichen Zentren eine enge Beziehung zu den Astralzentren haben, haben die Schwingungen, die in den körperlichen Zentren durch die vorgeschriebenen Methoden erzeugt werden, die gewünschten Auswirkungen in den Astralzentren.

Das erste Bestreben des Kundalini Yogi ist die Reinigung der Nadis, was zur Öffnung der Sushumna führt, die bei weltlichen Menschen normalerweise geschlossen ist.

Wie die Kundalini erweckt werden kann

Vor dem Erwecken der Kundalini muß man Deha Suddhi, Nadi Suddhi, Manas Suddhi, Buddhi Suddhi, Bhuta Suddhi und Adhara Suddhi haben. Deha Suddhi ist Reinheit des Körpers. Nadi Suddhi ist Reinheit der Astralkanäle. Manas Suddhi ist Reinheit des Geistes. Buddhi Suddhi ist Reinheit des Verstandes. Bhuta Suddhi ist Reinheit der Elemente. Adhara Suddhi ist Reinheit des Adhara. Wenn Suddhi, Reinheit, vorhanden ist, kommt Siddhi, Vollkommenheit, von selbst. Siddhi ist ohne Suddhi nicht möglich.

Man muß vollkommen wunschlos werden und voll Vairagya sein, bevor man den Versuch unternimmt, die Kundalini zu erwecken. Wenn ein Mensch mit vielen Unreinheiten im Geist die Shakti einfach nur gewaltsam durch Asanas, Pranayama und Mudras erweckt, wird er sich die Beine brechen und stürzen. Er wird die yogische Leiter nicht erklimmen können. Das ist der Hauptgrund, warum Menschen vom Weg abkommen oder körperlichen Schaden erleiden. Am Yoga ist nichts falsch. Die Menschen müssen zuerst rein sein; dann eine gründliche Kenntnis des Sadhanas, ein richtiger Lehrer und ein stetiges, allmähliches Üben. Wenn die Kundalini erweckt wird, gibt es viele Versuchungen auf dem Weg, und ein Sadhaka, der nicht rein ist, hat nicht die Kraft, Widerstand zu leisten.

Ein Guru ist äußerst wichtig. Zur Praxis von Bhakti Yoga oder Vedanta braucht der Guru nicht an deiner Seite zu sein. Nachdem Du die Srutis einige Zeit lang vom Guru gelernt hast, mußt Du alleine in vollkommener Zurückgezogenheit reflektieren und meditieren, wohingegen Du im Kundalini Yoga den Sitz der Nadis und der Chakras und die genaue Technik der einzelnen Yoga Kriyas verstehen mußt. Das alles sind schwierige Unterfangen. Du mußt ziemlich lange Zeit zu Füßen des Gurus verbringen.

Die Kundalini kann von Hatha Yogis durch Pranayama, Asanas und Mudras erweckt werden; durch Konzentration und Übung des Geistes von Raja Yogis; durch Hingabe und vollkommene Selbstaufgabe von Bhaktas; durch analytischen Willen von Jnanis; durch Mantras von Tantrikern; und durch die Gnade des
Gurus, durch Berührung, Blick und bloßes Sankalpa. Für einige Auserwählte ist eine der oben erwähnten Methoden ganz ausreichend, um die Kundalini zu erwecken. Viele müssen einige Methoden kombinieren.

Das Erwachen der Kundalini

Sobald die Kundalini erweckt ist, durchstößt sie das Muladhara Chakra. Der Aspirant singt und gibt eigenartige Laute von sich, wenn die Kundalini erwacht. Er hat verschiedene Visionen und Divya Gandha. Er entwickelt psychische Kräfte. Er sieht strahlende Jyotis, so als schienen zehntausend Sonnen gleichzeitig im Muladhara Chakra.

Nachdem die Kundalini erwacht ist, bewegen sich Geist, Prana, Jiva und Kundalini gemeinsam nach oben. Das Prana steigt durch Brahma Nadi zusammen mit Geist und Agni nach oben. Der Yogi ist befreit vom physischen Bewußtsein. Man ist von der äußeren gegenständlichen Welt abgeschnitten.

Erfahrungen beim Erwachen der Kundalini

In der Meditation hat man göttliche Visionen, erfährt göttlichen Geruch, göttlichen Geschmack, göttliche Berührung und hört göttliche Anahata Klänge. Man erhält Unterweisungen von Gott. Das deutet darauf hin, daß die Kundalini Shakti erweckt worden ist. Wenn im Muladhara ein Pochen auftritt, wenn die Haare zu Berge stehen, wenn Uddiyana, Jalandhara und Mula Bandha unwillkürlich auftreten, dann wisse, daß die Kundalini erwacht ist.

Wenn der Atem ohne Mühe stillsteht, wenn Kevala Kumbhaka von selbst kommt, wisse, daß Kundalini Shakti aktiv geworden ist. Wenn Du Pranaströme zum Sahasrara steigen fühlst, wenn Du Wonne erfähst, wenn Du ganz automatisch Om wiederholst, wenn keine Gedanken an die Welt im Geist sind, wisse, daß Kundalini Shakti erwacht ist.

Wenn sich in der Meditation die Augen auf das Trikuti in der Mitte der Augenbrauen heften, wenn das Shambhavi Mudra eintritt, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du in verschiedenen Körperteilen Pranaschwingungen spürst, wenn Du Erschütterungen wie elektrische Schläge spürst, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du in der Meditation das Gefühl hast, daß kein Körper da ist, wenn sich die Augenlider schließen und trotz Bemühung nicht geöffnet werden können, wenn Ströme wie elektrischer Strom entlang der Nerven auf und ab fließen, wisse, daß die Kundalini erwacht ist.

Wenn Du in der Meditation Einsicht und Inspiration erfährst, wenn die Natur Dir ihre Geheimnisse enthüllt, alle Zweifel verschwinden und Du klar die Bedeutung der vedischen Texte verstehst, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn dein Körper so leicht wird wie Luft, wenn dein Geist in schwierigen Situationen ausgewogen bleibt und wenn Du unerschöpfliche Energie zur Arbeit hast, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist.

Wenn Du göttlichen Rausch erfährst, wenn Du Rednerkraft entwickelst, wisse, daß die Kundalini erwacht ist. Wenn Du unwillkürlich Asanas oder Yogastellungen ohne den geringsten Schmerz und ohne Mühe ausführst, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist. Wenn Du unwillkürlich herrliche erhabene Lobgesänge und Gedichte verfaßt, wisse, daß die Kundalini aktiv geworden ist.

Das Aufsteigen der Kundalini

Wenn die Kundalini erwacht ist, geht sie nicht direkt und ganz plötzlich zum Sahasrara Chakra. Sie muß von Chakra zu Chakra geführt werden. In der Sushumna sind sechs Chakras. Das Muladhara, Svadhishthana, Manipura, Anahata, Vishuddha und Ajña. Über ihnen allen liegt das Sahasrara, das Hauptzentrum. Alle Chakras stehen in enger Verbindung mit dem Sahasrara Chakra. Daher ist es kein Chakra wie die sechs anderen.

Das Muladhara Chakra liegt am unteren Ende der Wirbelsäule. Das Svadhishthana ist an der Wurzel der Genitalien. Das Manipura ist in der Nabelgegend. Das Anahata ist im Herzen. Das Vishuddha ist im Kehlkopf. Das Ajña ist im Trikuti, der Stelle zwischen den Augenbrauen. Die sieben Chakras entsprechen den sieben Lokas. Die fünf Chakras vom Muladhara zum Vishuddha sind die Zentren der fünf Elemente. Das Ajña ist der Sitz des Geistes.

Wenn der Yogaschüler das Muladhara durchstößt, hat er die Erde bezwungen. Die Erde kann ihm nichts mehr anhaben. Wenn er über das Svadhishthana hinausgeht, hat er das Element Wasser bezwungen. Er ist in Verbindung mit Bhuvarloka. Wenn er das Manipura überschritten hat, hat er das Element Feuer bezwungen. Das Feuer kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Svargaloka. Wenn er das Anahata Chakra überschritten hat, hat er das Element Luft bezwungen. Die Luft kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Maharloka. Wenn er das Vishuddha Chakra überschritten hat, hat er das Element Äther bezwungen. Äther kann ihm nichts anhaben. Er ist in Verbindung mit Jnanaloka. Wenn er das Ajña Chakra überschritten hat, ist er in Verbindung mit Tapoloka. Dann betritt er Satyaloka.

Die Kundalini kann über vier Wege zum Sahasrara gelangen. Der längste Weg geht vom Muladhara zum Sahasrara entlang des Rückens. Der Yogi, der die Kundalini diesen Weg entlang führt, ist sehr stark. Das ist der schwierigste Weg.

Bei Shri Shankaracharya nahm die Kundalini diesen Weg. Der kürzeste Weg geht vom Ajña Chakra zum Sahasrara. Der dritte geht vom Herzen zum Sahasrara. Der vierte geht vom Muladhara vorne zum Sahasrara. Wenn sich der Yogi auf das Ajña Chakra konzentriert, öffnen sich die unteren Chakras automatisch und werden überwunden.

Der Kundalinistrom steigt durch die Wirbelsäule und kribbelt manchmal wie eine Ameise. Manchmal, wenn der Yogi rein ist, hüpft sie wie ein Affe und erreicht das Sahasrara. Manchmal erhebt sie sich wie ein Vogel, der von einem Zweig zum anderen hüpft. Manchmal steigt der spirituelle Strom auf wie eine Schlange und bewegt sich zig zag. Manchmal schwimmt der Yogi glücklich wie ein Fisch im Ozean göttlicher Wonne.
Der Yoga Übende erhält Hilfe von innen, wenn er sich von Chakra zu Chakra bewegt. Eine mysteriöse Kraft, eine mysteriöse Stimme wird ihn bei jedem Schritt führen. Er muß unerschütterliches vollkommenes Vertrauen zur Göttlichen Mutter haben. Sie führt den Sadhaka. Sie führt Ihr Kind von Chakra zu Chakra. Sie gibt ihm unsichtbar jede Hilfe. Ohne Ihre Gnade kann man keinen Zoll in der Sushumna steigen.

Die Kundalini bleibt nicht lange im Sahasrara. Die Dauer des Verweilens hängt ab von der Reinheit, dem Grad des Sadhana und der inneren spirituellen Stärke des Yoga Übenden. Viele Schüler bleiben nur in den niederen Chakras. Sie werden vom Glück mitgerissen, das sie in den niederen Chakras erfahren und machen bedingt durch ihre mißverstandene Zufriedenheit nicht den Versuch, das Sahasrara zu erreichen. Der Yogi erfährt Versuchungen in den niederen Chakras, den Ruheplätzen. Er muß alle Siddhis meiden. Siddhis sind Hindernisse am Weg. Wenn er beginnt, mit den Siddhis zu spielen, wird er das Ziel verfehlen und einen Rückschlag erleiden.

Die Kundalini kann leicht erweckt werden, aber es ist sehr schwierig, sie zum Nabel, zum Ajña Chakra und von dort zum Sahasrara im Kopf zu bringen. Es verlangt sehr viel Geduld und Ausdauer von Seiten des Übenden. Es ist sehr schwierig, das Manipura Chakra zu durchstoßen. Der Yogi muß in diesem Zentrum sehr viel üben.

Der Körper wird weiterbestehen, auch nachdem die Kundalini das Sahasrara Chakra erreicht hat, aber der Yogi wird kein Körperbewußtsein haben. Erst wenn Kaivalya erreicht ist, wird der Körper leblos.
Man lebt sicherlich weiter, nachdem die Kundalini ins Sahasrara gebracht worden ist. Aber denke daran, daß sie, auch nachdem das Sahasrasa erreicht worden ist, in einem Moment wieder ins Muladhara zurückfallen kann ! Erst wenn man in Samadhi fest verwurzelt ist, wenn man Kaivalya erlangt hat, kann und wird die Kundalini nicht mehr fallen.

Eine Fehlinterpretation

Das Erwachen der Kundalini Shakti, ihre Vereinigung mit Shiva, der Genuß des Nektars und andere Funktionen des Kundalini Yoga, die in den Yoga Shastras beschrieben werden, werden falsch interpretiert und von vielen wörtlich verstanden. Männer halten sich für Shiva und meinen, die Frauen wären Shakti, und daß bloße sexuelle Vereinigung das Ziel des Kundalini Yoga sei. Das ist einfach Unwissenheit. Sie haben völlig unrecht. Diese Art der Vereinigung ist keinesfalls Kundalini Yoga.
Manche törichte junge Männer machen ein paar Tage lang ein, zwei Asanas, Mudras und auch ein wenig Pranayama, so, wie es ihnen angenehm ist, und stellen sich vor, die Kundalini sei bis zum Hals gelangt. Sie stellen sich als große Yogis dar. Sie sind bedauernswerte Seelen, die sich selbst täuschen.

Yoga Kriyas und innere Reinigung

Manche Yogaschüler fragen mich: »Wie lange muß man Sirshasana, Paschimottanasana, Kumbhaka oder Maha Mudra praktizieren, um die Kundalini zu erwecken? Keine Yogaschrift spricht über diesen Punkt.«
Ein Schüler beginnt sein Sadhana an dem Punkt oder in der Phase, wo er es in seiner letzten Geburt verlassen hat. Daher kommt es völlig auf den Grad der Reinheit an, auf den Entwicklungsstand, das Ausmaß der Reinheit der Nadis und der Pranamaya Kosha und vor allem auf Grad von Vairagya und Sehnsucht nach Befreiung.

Nur Yoga Kriyas alleine helfen nicht viel. Reinigung des Herzens ist sehr notwendig.
Mache Selbstanalyse und entwurzle deine Fehler und schlechten Angewohnheiten. Bereinige deine Fehler wie Selbstsucht, Stolz, Eifersucht, Haß, usw. Entwickle dein Herz. Teile das, was Du hast, mit anderen. Übe selbstlosen Dienst. Nur dann wirst Du zu Reinheit des Geistes gelangen.

Heutzutage vernachlässigen Aspiranten diese Dinge und sind bemüht, sofort Yoga Kriyas zu machen, um Siddhis zu bekommen. Das ist ein gewichtiger himalayagroßer Irrtum. Früher oder später erleben sie den hoffnungslosen Rückschlag.

Ich rate: mache Dir nie Gedanken um Siddhis oder ein rasches Erwecken der Kundalini. Habe Hingabe an Gott. Habe vollkommenes Vertrauen zu Ihm. Habe den Geist des Dienstes an der Menschheit. Die Kundalini wird von selbst erwachen. Das Erwecken der Kundalini ist nicht so einfach, wie man meinen könnte. Es ist äußerst schwierig. Wenn alle Wünsche sterben, wenn der Geist absolut rein wird, wenn alle Sinne bezwungen sind, wenn Du Einpünktigkeit des Geistes in einem erwünschten Ausmaß erlangst, und wenn alle Gedanken des Egoimus und des ‘Mein’ dahinschmelzen, wird die Kundalini von selbst erwachen. Nur dann ist das Erwachen der Kundalini auch nutzbringend.

Ein vorzeitiges Erwecken ist nicht wünschenswert. Der Aspirant, der die Kundalini vielleicht irgendwie erweckt hat, wird überhaupt keinen Nutzen davon haben, wenn er nicht die nötigen Voraussetzungen entwickelt hat. Es kann all den Nutzen, den das Erwachen der Kundalini bringt, weder spüren noch zeigen.
Nur die Frucht, der es gestattet ist, am Baum zu reifen, wird sehr süß sein. Aber das dauert lange. Das beste Holz kommt von den Bäumen, die am langsamsten wachsen. Genauso wird der Aspirant, der geduldig und über eine lange Zeit hin mit Ausdauer und Eifer intensives Sadhana übt, der trotz verschiedenster Hindernisse auf seinem Weg hartnäckig bei den spirituellen Praktiken bleibt, der seine Fehler und Schwächen eingesteht und versucht, sie mit den tunlichen Mitteln zu beseitigen, in der Lage sein, seine Kundalini zu erwecken und ein dynamischer und vollkommener Yogi werden.

Oh rührende, begeisterte, junge Aspiranten ! Haltet nicht die Bewegungen von rheumatischen Winden im Rücken, die von einem chronischen Lumbago kommen, für das Aufsteigen der Kundalini. Macht euer Sadhana mit Geduld und Ausdauer, bis Ihr Samadhi erreicht. Beherrscht jede Phase im Yoga. Macht keine schwierigeren Kurse, bevor Ihr nicht die elementaren Schritte vollständig beherrscht.

Sorgt Euch nicht. Seid nicht beunruhigt, meine lieben Freunde und Brüder! Ein strahlender Tag wartet darauf, für Euch anzubrechen. Ihr werdet voller Kraft erstrahlen, ja, Ihr werdet Gott Selbst werden. Lacht über alle Sorgen und Hindernisse und haltet die Augen alle vierundzwanzig Stunden lang auf die Kundalini Shakti gerichtet. Tut, was Ihr könnt, um sie zum Aufsteigen zu bringen. Wenn man Euch Reinigung verordnet, müßt Ihr Euch reinigen. Welche Alternative gäbe es? Daher reinigt euch.