Sadhana

Anhang

Ein Sadhanadrama

Zusammenfassung eines Dramas, das von der Divine Life Bala Mandali unter der Leitung von Sri Swami Chidananadaji Maharaj während der Sadhanawoche Weihnachten 1952 aufgeführt wurde.

Der Weg eines Sadhaks
Geschichte der Erfahrungen von zwei Sadhaks

Zwei junge Männer, Subodh und Vivek, sind im Ashram ihres Gurus, eines Sannyasins, in den Schriften unterwiesen worden. Sie nähern sich dem Abschluß ihrer Ausbildung. Beide sind bereits in sehr jungen Jahren zum Guru gekommen und haben von Kindheit an dem Meister mit wahrer Hingabe gedient. Das strenge Leben, das sie im Gurukula geführt hatten, der Satsang, den sie mit dem heiligen Mahatma, ihrem Guru, genossen und die theoretische Kenntnis der Shastras, ließen in ihnen den Wunsch entstehen, Nivritti-Marga zu folgen, um zur Selbstverwirklichung ihr Leben ganz dem Sadhana zu widmen.

An einem Guru Purnima Tag kamen sie zum Guru mit ihrem Wunsch, „eingeweiht und in den Geheimnissen des höheren Yoga und der spirituellen Erleuchtung unterwiesen zu werden“. Der Guru drückte seine Freude über ihren Wunsch aus; und während er sie zu ihrer Unterscheidung beglückwünschte, riet er zu etwas Vorsicht, einen so entscheidenden Schritt in plötzlicher Eile zu unternehmen. „Sannyasa ist loderndes Feuer; und ihr müßt euch gut vorbereiten, bevor ihr es nehmt. Bisher hattet ihr kein eigenes Wissen und keine Erfahrung der Welt. Die Vairagya (Leidenschaftslosigkeit), die ihr jetzt durch das Studium von Texten aus den Schriften erworben habt, sowie dadurch, daß ihr euch in dieser reinen und heiligen Umgebung aufgehalten habt, kann wirklich sein oder auch nicht; sie ist vielleicht nicht tief in euch verwurzelt; sie kann bis zum Ende eures Lebens dauern oder nicht. In einer späteren Phase eures Lebens brechen vielleicht Versuchungen über euch herein und führen euch in die Irre. Deshalb meine ich, daß etwas Erfahrung über die wahre Natur der Welt euch festigen und euer Vairagya intensivieren würde, die dann unerschütterlich wäre. Heute ist der segensreiche Guru Purnima Tag. Geht jetzt in die weite Welt hinaus. Wandert ein Jahr lang durchs Land. Besucht verschiedene Orte, haltet euch unter verschiedenen Menschen und Dingen auf. Ihr werdet viele Lektionen lernen. Die Welt ist euer bester Lehrer. Haltet Augen und Ohren offen; lernt und lernt. Aber laßt den Mund zu. Beteiligt euch nicht an den weltlichen Aktivitäten; tut nichts anderes als beobachten und lernen. Lernt eine wertvolle Lektion von jedem Ort, jedem Menschen, jedem Ding und jeder Erfahrung, auf die ihr trefft. So weit wie möglich lebt in der Gesellschaft von Weisen; wenn das nicht möglich ist, lebt allein. Kommt nach einem Jahr zu mir zurück. In diesem Jahr werdet ihr reiche Erfahrung gesammelt haben; und auch ich werde beruhigt sein, daß eure Leidenschaftslosigkeit wahr und unerschütterlich ist. Möge der Segen meines Gurudevs euch Kraft und Weisheit schenken!“

Darauf verlassen zwei jungen Männer den Ashram, nachdem sie sich vor ihrem Guru verbeugt haben.

Im Durbar des Dummkopfs

Als die beiden Sadhaks hörten, daß der König eines nahegelegenen Staates mehrere Gelehrte in seinem Durbar hatte, gingen sie hin. Sie wurden vom Raja freundlich empfangen; und der Hofpandit erklärte die Schriften zur Erleuchtung der Menschen, die am Durbar teilnahmen; der Raja selbst war nur an vielem Essen, Spaß und Vergnügen interessiert und machte sich auch nicht die Mühe zu lernen.

Ein kluger Schurke, der ein oberflächliches Wissen in der Literatur besaß, wurde durch die Unwissenheit des Königs verlockt, sich dessen Liebe zum Gewöhnlichen zu Nutze zu machen und ein Vermögen zu verdienen. Er ging zum Durbar und prahlte mit seinem umfassenden Wissen und seiner tiefen Weisheit.

„Beweise mir deine Gelehrsamkeit.“ verlangte der König.

„Maharaj! Ihr habt sicherlich den Sloka gehört: Shuklambaradharam Vishnum Shashivarnam Chaturbhujam Prasannavadanam Dhyayet Sarvavighnopasantaye. Wißt Ihr, was mit diesem Sloka gemeint ist?“

„Sicher. Gott Mahavishnu, mit weißen Gewändern bekleidet, ist alldurchdringend und schenkt Wonne.“

„Nein, die glitzernde Rupienmünze ist gemeint! Die Rupienmünze ist weiß, sie ist in der ganzen Welt; sie bleibt nie bei jemandem an einem Ort; sie sieht aus wie der Vollmond; sie hat vier Vier-Annas; und sie beseitigt all unsere Hindernisse und macht jeden Menschen glücklich.“

„Du scheinst gelehrter zu sein als unser Hofpandit!“

„Zweifelt Ihr daran?“

Der König verjagte sofort den weisen Hofpandit und seine Kollegen und setzte diesen Hochstapler an seine Stelle. Dieser betrügerische Pandit häufte viel Reichtum an, und eines Tages verabschiedete er sich vom König.

In der Zwischenzeit wurde der entlassene Hofpandit von seinen Kollegen angefleht, sie von diesem Unglück zu erretten. Der älteste Pandit erklärte sich bereit, dem König eine Lektion zu erteilen, indem er den Hochstapler besiegen würde. Der älteste Pandit ging verkleidet zum König und rühmte sich, daß es keinen gelehrteren Menschen auf der ganzen Welt gäbe als ihn.

„Gib uns einen Beweis deiner Weisheit.“
„Maharaj! Ihr habt vielleicht von dem Sloka Shuklambaradharam.....Shantaye gehört? Kennt ihr die Bedeutung?“

„Ja, ja. Der erste Pandit sagte, Gott Vishnu sei gemeint, der zweite, der nun mein Hofpandit ist, sagte, daß die Rupienmünze gemeint ist.“

„Sie irren beide. Dahi-Bada ist gemeint, ihr wißt, in Yoghurt getränkter Bada.“

„Das scheint interessant zu sein, Panditji. Wie erklärst du es?“

„Die Rupienmünze ist nicht weiß gekleidet: Dahi-Bada schon. Er ist in der Tat in Yoghurt gekleidet. Er beschützt uns. Er hat die Form eines Vollmondes. Alle vier Kasten essen ihn. Alleine an ihn zu denken, macht uns glücklich. Man meditiere also über Dahi-Bada; und esse ihn regelmäßig.“

„Wunderbar! Panditji! Die beiden anderen hatten sicher unrecht. Glücklicherweise ist mein zweiter Hofpandit nach Hause auf Urlaub gefahren. Ich ernenne dich zu meinem dritten Hofpandit.“

„Nun, dieser Mann kam, um dich auszuplündern; und es ist ihm gelungen.“ sagte der Pandit und enthüllte seine Identität. „Erkennt Ihr mich? Ich bin der Freund des ersten Hofpandit. Er war ein weiser Mann. Seine Interpretation des Sloka war die einzig richtige. Der Sloka meint nichts anderes als Maha Vishnu. Ich habe ihn nur verdreht, damit er Euch gefalle. Aber, Maharaj! Das geht nicht. Solange Ihr selbst unwissend seid, werdet Ihr zum Faustpfand eines jeden Schurken, der schöne Worte spricht. Werdet weise. Ruft den ersten Hofpandit zurück. Lernt selbst die Shastras. Dann werdet Ihr selbst urteilen können. Niemand kann Euch betrügen.“

Der König war überzeugt.

Subodh und Vivek lernten ihre erste Lektion und zogen weiter.

Die vier Banditen

Als sie frühmorgens einen Dschungelweg entlang gingen, begegnet ihnen ein Sadhu, der den Weg entlang läuft: „Tod! Schlimmer als der Tod! Ich fürchte weder Löwe noch Tiger. Aber dieses Geld ist der größte Zerstörer auf der Welt!

Verwirrt gingen sie weiter. Sie finden vier Banditen mit zwei Säcken voller Geld, die lachen und scherzen. Der Anführer ist hungrig. Er schickte zwei seiner Gefährten weg, um Nahrung zu besorgen. Während die beiden weg sind, freuen sich der Anführer und sein Stellvertreter hämisch über die Aussicht auf den reichen Anteil an der Beute. Satan bemächtigt sich ihrer Herzen: es kommt ihnen der Gedanke, daß sie, sie einen größeren Anteil an dem Geld bekommen, wenn sie die beiden anderen beseitigen. Gleichzeitig haben die beiden, die zum Basar gegangen waren, denselben Gedanken: wenn sie den Anführer und seinen Stellvertreter töten würden, könnten sie das ganze Geld untereinander aufteilen; sie mischen Gift in das Essen, das sie vom Basar bringen.

Als sie zu ihrem Versteck zurückkehren, stellen sie das Essen vor den Anführer und seinen Stellvertreter. Plötzlich fallen der Anführer und sein Stellvertreter über die beiden Banditen her und bringen sie um. Mit doppelt frohem Herzen über die Aussicht auf einen größeren Geldanteil, stürzen sie sich über das Essen. Das Gift tötet sie.

Subodh und Vivek beobachten diese Tragödie und gehen grübelnd ihres Weges:

„Gott Yama ist nichts gegen diesen Mörder, der die Seele des Menschen tötet - Geld!“ Sie lernen, daß Geld (Gier) die Wurzel allen Übels ist.

Der Shastri und der Gentleman

An einem anderen Tag machen sie Rast in einem Dharmashala. Auf der Straße vor dem Dharmashala unterhalten sich zwei Freunde. Einer ist ein Shastir, der andere ein eleganter, junger Mann. Sie waren offensichtlich früher Kassenkameraden.

„Oh Shastriji! Wohin gehst du ?“

„Nach Kalkutta: um am Dharma Sammelan teilzunehmen. Wohin hin gehst du?“

„Ich gehe auch nach Kalkutta.“

„Um am Sammelan teilzunehmen?“

„Oh, du und dein Dharma Sammelan. Meinst du ich bin so altmodisch wie du? Nein, ich besuche das Internationale Film Festival. Warum gibst du nicht dein altmodisches Aussehen auf und genießt das Leben? Es liegt nur an Leuten wie dir, daß Indien heute so rückständig ist. Schau nach Amerika oder zu anderen westlichen Nationen! Sie sind fortschrittlich. Aber du hängst an deinen altmodischen überkommenen Traditionen. Die Zeiten ändern sich; und deine Ansichten sollten sich auch ändern. Wenn deine Religion, deine Philosophie und deine Sicht des Lebens alt werden, wirf sie weg.“

„Hm! Wie geht es deinem Vater? Wie alt ist er?“

„Es geht ihm gut. Er ist fünfundachtzig.“

„Alt genug, um ihn wegzuwerfen, finde ich?“

„Was für einen Unsinn sprichst du, Shastriji?“

Der Gentleman will den Shastriji gerade schlagen, aber der läuft rechtzeitig weg.

Die zwei Sadhaks beobachteten dies verwundert und gehen weiter. Sie lernen, daß altbewährte Traditionen einen großen inneren Wert haben und nicht als alt und unzeitgemäß abgetan werden dürfen.

Blind durch grauen Star: Blind vor Neid

Da Subodh Kohlenstaub in die Augen gefallen war, gehen die beiden Sadhaks in die örtliche Augenklinik. Der Arzt ist nicht da. Sie finden fünf Augenpatienten vor. Sie waren am grauen Star operiert worden, und man hatte ihnen gesagt, daß sie liegen müßten, ohne den Kopf zu bewegen. Ihre Augen sind dick verbunden.

Eine Katze springt auf den ersten Patienten. In einer automatischen Reflexbewegung springt er auf. Dann beginnt er zu denken: „Mein Gott! Der Arzt hat mir gesagt, wenn ich auch nur den Kopf bewege, verliere ich das Augenlicht für immer. Ich habe mich aufgesetzt. Sicher ist mein Augenlicht verloren. Warum sollte es dem Mann neben mir besser gehen? Wenn ich blind bin, kann er ruhig auch blind sein.“ Er rüttelt seinen Nachbarn heftig. Dieser setzt sich ebenfalls auf. Bald sind alle Patienten auf und streiten.

Der Arzt kommt und bedauert ihr Tun. „Ihr habt nicht nur euer eigenes Augenlicht verloren, ihr habt auch das Augenlicht anderer zerstört! Welch große Dummheit habt ihr begangen!“

Staatstrauer für einen Esel

Subodh und Vivek setzen ihre Reise fort und kommen zu einem Friseurladen. Dort sehen sie mehrerer Männer, die auf eine Rasur warten. Ein sehr angesehener Mann aus dem Ort tritt ebenfalls ein. Während er rasiert wird, geht sein Wäschemann laut weinend und jammernd auf der Straße vorbei.

„Was ist? Warum weinst du?“ fragt der reiche Mann.

„Was soll ich sagen, Sethji? Gandharvarsen ist tot.“

„Wer ist Gandhavarsen?“

Der Wäschemann ist weder in der Stimmung noch steht ihm der Sinn danach, ruhig zu antworten: „Oh, Gandharvarsen war ein großer Paropakari. Wie kann ich ohne Gandharvarsen leben?“ und ging weg.

Der Geschäftsmann dachte, daß Gandhavarsen, der Paropakari, wahrscheinlich ein bedeutender Mahatma gewesen ist. „Ich sollte auch um den Mahatma trauern.“ sagte er und ließ sich auch den Kopf scheren.

Auf dem Heimweg traf er auf seinem Weg den Polizeiinspektor. Der Inspektor war überrascht über das trauernde Gesicht des angesehenen Menschen und fragte ihn. Der Seth erwiderte: „Ein großes Unglück, Inspektor Sahib! Gandharvarsen, der Mahatma ist tot.“ Der Inspektor wollte dem Beispiel des Sethji folgen und ließ sich ebenfalls den Kopf scheren.

Als er später am Tag zum Rajah ging, fragte ihn der Rajah, und er sagte ihm: „Gandharvasen, der Mahatma ist tot.“ Der König erließ Staatstrauer für den Heiligen und zog selbst Trauerkleidung an.

Die Königin wurde durch all das neugierig. Sie fragte den Rajah: „Wer ist dieser Gandharvasen? Ist er ein so großer Mahatma, daß du Staatstrauer ausrufen mußt?“

Der Rajah schickte nach dem Inspektor und fragte ihn; der Inspektor gestand seine Unwissenheit und brachte den Sethji; auch der Sethji wußte nichts und rief den Wäschemann. Der Wäschemann weinte bitterlich am Hof: „Gandharvasen war wirklich eine große Seele.“ Als der Rajah fragte: „Wo lebte der Mahatma?“, war der Wäschemann bestürzt und sagte: „Wer sagt, daß er ein Mahatma war? Gandharvasen war mein Esel. Oh wie kann ich ohne meinen Esel leben?“, sagte er und ging jammernd weg. Der Rajah wurde wütend und tadelte Sethji und den Polizeiinspektor.

Subodh und Vivek, die die Episode schweigend beobachtet hatten, lachten darüber, wie dumm der Blinde dem Blinden gefolgt war; und sie gingen ihres Weges. Äffe nicht andere blind nach.

Drei Geschichten über den Mahatma

In Rishikesh war gerade Satsang. Subodh und Vivek schlossen sich der Versammlung an. Der Guru sprach über Sadhana und Jnana:

Geliebte Suchende!

Bhakti ist das Größte auf der Welt. Ein Bhakta ist dem Herrn Selbst ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Ich werde das mit einer Geschichte illustrieren.

Die Herrlichkeit eines Bhakta - Es stellte sich einmal die Frage:
„Wer ist der Größte im Universum?“ Die Erde antwortete zuerst. „Ich bin es, denn ich trage die ganze Menschheit und außerdem alle Pflanzen und Tiere, alle heiligen Orte und heiligen Flüsse.“ Adisesha, die große Schlange, konnte nicht schweigen: „Ich bin größer als die Erde; denn ich trage die Erde selbst auf meinem Haupt.“ Gott Siva lachte so herzlich, daß das Universum erbebte und sagte: „Und ich trage diese Schlange um meinen Hals, deshalb bin ich größer als Adisesha.“ Nun war der Berg Kailas an der Reihe und sagte: „Ich trage auf meinem Scheitel Gott Siva und seine ganze Familie; Ich bin größer als Gott Siva Selbst.“ Ravana von Lanka brüllte mit seinen zehn Mündern: „Ich entwurzelte den Kailas mit meiner übermenschlichen Kraft; Ich bin größer als Kailas.“ Bali, der große Affe, trat vor und sagte: „Dieses kleine zehnköpfige Biest! Ich fing ihn in meiner Achselhöhle und gab ihn meinem Sohn zum Spielen. Ich bin unendlich größer als Ravana.“ Nun war Sri Rama an der Reihe: „Tötete ich nicht Bali mit einem Pfeil? Ich bin größer als alle anderen.“ Ein bescheidener Verehrer von Sri Rama, der in Bhava-Samadhi eingetaucht war, erhob sich aus seiner Meditation, als Sri Rama sprach, und fügte ruhig hinzu. „Und ich halte diesen Sri Rama gefangen; ich habe Ihn mit den Seilen meiner höchsten Hingabe gebunden und Ihn in mein Herz gesperrt. Wie kann mein Gefangener größer sein als ich?“ Niemand widersprach dem Gläubigen! Niemand wagte es, vorzutreten, um zu behaupten, er wäre größer als er. Alle waren sich darüber einig, daß er in der Tat der Größte von allen war, größer sogar als der Herr Selbst! Das ist die Herrlichkeit von Bhakti, der höchsten Hingabe an den Herrn.

Falsche Identifikation: Aufgrund von Unwissenheit identifiziert der Mensch sein Selbst mit Körper, Geist und Lebensprinzip (Prana). Höre diese amüsante Geschichte über einen getäuschten Menschen. Ein Mann, der dem Trinken von Bhang (Cannabis indica) verfallen war, trug immer Mörser und Stößel um seine Mitte gebunden, die zur Zubereitung des berauschenden Getränks notwendig sind. Eines Tages spazierte er am Flußufer entlang; und die Verlockung nach einem Getränk ließ ihn unter einem Baum Halt machen. Er bereitete sein Getränk, trank es, und nachdem er Mörser und Stößel um seine Mitte gebunden hatte, fiel er in den Schlaf des Betrunkenen. Zufällig kam ein weiterer Verehrer von Bhang des Weges. Er trug Bhang mit sich und war begierig darauf, zu trinken, er hatte aber weder Mörser noch Stößel. Er sah das Gefäß, das um die Mitte des schlafenden Betrunkenen gebunden war. Sachte löste er Mörser und Stößel vom Körper des Schlafenden, machte das Bhang und trank es; in diesem Zustand der Betrunkenheit erinnerte er sich nicht daran, daß die Gegenstände dem anderen Mann gehörten und band sie um seine eigene Mitte! Nach einer Weile erwachte der erste Betrunkene, und sein Blick fiel auf Mörser und Stößel, die an den Körper des zweiten Betrunkenen gebunden waren. Er begann zu überlegen: „Mörser und Stößel waren an meinen Körper gebunden. Wenn das so ist, dann muß ich dieser Schlafende sein. Aber ich trug ein schwarzes Tuch; und ich sehe ein rotes Tuch an diesem Menschen: wenn ich der mit dem schwarzen Tuch bin, muß ich dieser Mensch sein. Oh, ich bin verwirrt. Bin ich nun der Mann mit Mörser und Stößel oder der Mann mit dem schwarzen Tuch?“ Er konnte dieses Rätsel nicht lösen, solange er betrunken war. Dann erkannte er, daß er über oberflächliche äußere Faktoren, die überhaupt nicht zu ihm gehörten, sondern bloß Kleider und Besitzgegenstände waren, unnötig besorgt war.

Die Gnade des Gurus: Wenn ein Mensch seine wahre Identität vergessen hat, und wenn er durch falsche Identifikation mit Körper und Geist Kummer und Schmerz erleidet, erweckt ihn der Guru zur Natur seines wahren Selbst; das ist das Ende der Unwissenheit und ihrer unzähligen negativen Auswirkungen. Höre diese haarsträubende Geschichte von einem Dhobi und einem Löwen.

Ein Dhobi (Wäschemann) sagte seinem Sohn, der Wäsche wusch: „Mein Sohn! Es wird bald Nacht. Komm bald nach Hause. Ich fürchte die Nacht sehr. Ich fürchte weder Tiger noch Löwe; aber die Nacht macht mich krank vor Angst.“ Ein Löwe war in einem nahegelegenen Busch versteckt und hörte die Bemerkungen des Dhobis. Er grübelte: „Was für ein Wesen ist diese Nacht? Nach den Aussagen des Mannes zu schließen, muß es sogar mir, dem König des Dschungels, an Kraft weit überlegen sein.“ Furcht vor dem Unbekannten schlich sich in sein Herz.
Der Dhobi suchte seinen Esel, der diesen Abend nicht nach Hause zurückgekehrt war. In der Dämmerung sah er nicht genau; aber er erspähte ein Tier, das im Busch hockte. Er dachte, es sei sein Esel, und gab ihm einige deftige Schläge mit seinem Stock. Der Löwe war in seiner Furcht bestätigt: „Das muß die gewaltige Nacht sein. Gott sei Dank bin ich mit nur zwei Schlägen davongekommen.“ Er stand auf und folgte ihm zu seinem Haus. Der Dhobi bemerkte nicht, daß es ein Löwe war, sondern band ihn einfach im Hof fest und ging schlafen. Der Löwe war sehr verwirrt.

Frühmorgens lud der Dhobi eine große Ladung Wäsche auf den Rücken des Löwen (es war noch dunkel, und so konnte er nicht erkennen, daß es ein Löwe war) und führte ihn zum Fluß. Der arme Löwe folgte ihm gutmütig. Ein anderer Löwe traf diesen Löwen auf dem Weg und lachte. „Was tust du da? Schämst du dich nicht, als Löwe die Arbeit eines Esels zu tun? Wirf die Last ab und komm mit mir.“ Aber der Löwe tat es nicht: „Bruder, du weißt nicht, was diese schreckliche Kreatur Nacht mit mir tun würde! Sei ruhig, oder sie wird dich auch schlagen.“ Der neue Löwe lachte über die Dummheit des Löwen. „Schau, brülle nur einmal und sieh, was passiert.“ Das tat er. Der Dhobi drehte sich um; und in dem trüben Licht der Dämmerung sah er den Löwen. Er stürzte davon, ohne sich auch nur um das Kleiderbündel zu kümmern! Die zwei Löwen liefen zurück in den Wald.

Wenn der Guru auf diese Weise das innere Auge des Suchenden für dessen wahre Natur öffnet, verschwindet die Täuschung und gleichzeitig damit auch Furcht und Kummer.“

Subodh und Vivek genossen diese Gelegenheit, die ihnen gegeben wurde, am Satsang teilzunehmen. Sie erinnerten sich, daß bald Guru Purnima war, und kehrten also in den Ashram ihres Gurus zurück.
Der Guru erklärte den beiden Schülern die Moral aller Geschehnisse. Bevor ihr andere verbessert, verbessert euch selbst. Bevor ihr versucht, über andere zu urteilen, erlangt selbst das höchste Wissen. Erst dann werdet ihr wissen, was gut und was schlecht ist. Man kann nicht durch Stellvertreter lernen! Man muß selbst Sadhana machen und selbst weise werden.

Ihr habt das unsagbare Leid verstanden, das Geld über die Menschen bringt. Geld ist die stärkste Waffe der Maya: die andere ist Lust. Maya hat einige Tropfen Süßstoff in einen ganzen Topf voll tödlichstem Gift getan - Reichtum und Lust. Der Mensch wird von diesen wenigen Tropfen Süße in Versuchung geführt, trinkt das Gift und beschwört endloses Leiden herauf. Denkt daran: der Tod tötet nur den Körper. Lust und Reichtum (Habgier) gehen viel tiefer und schwärzen die Seele.

Es dauert mehrere Leben, bis die Reinheit der Seele wiedergewonnen ist. Sie machen euch zum Tier. Und Gott, der feststellt, daß ihr die wundervolle menschliche Geburt, die er euch gegeben hat, nicht verdient, wirft euch in niedere Geburten, wo ihr euch im Schmutz der Sinnesbefriedigung wälzt, bis Seine Gnade euch wieder eine menschliche Geburt gewährt. Wenn ihr den Pfad des Guten beschreiten wollt, meidet Lust und Reichtum.

Schätz unsere uralte, spirituelle Kultur nicht gering. Die moderne, materialistische Zivilisation hat nichts gebracht als Zwietracht, Elend, Armut und universelles Unglück und hat die Menschen schlechter als Tiere gemacht. Laßt euch nicht vom äußeren Schein der Wissenschaft täuschen. Die uralten Rishis waren unsere wahren Wohltäter. Wir erheben auch jetzt noch den Anspruch darauf, von dem einen oder anderen dieser Großen abzustammen; und doch sind wir stolz darauf, ihre heilsame Lehre zu verspotten. Das trägt nicht zu unserem Wohlbefinden bei. Materialistische Wissenschaft kann niemals unser wahres Wohlergehen und unseren Wohlstand bringen.

Was habt ihr aus dem verrückten Verhalten der Augenpatienten gelernt? Das niedrige tierische Niveau, zu dem der Mensch verkommen ist. Er kann es nicht ertragen, zu sehen, daß jemand sich höher erhebt als er, daß jemand mehr leuchtet als er, daß jemand wohlhabender ist als er. Er strebt eher danach, anderen Schaden zuzufügen, als sich um seine eigene Gesundheit zu kümmern. Ein wunderschöner alter Ausspruch kommt mir in den Sinn: „Derjenige ist ein großer Mensch, der anderen Gutes tut auf Kosten seines eigenen Wohlergehens. Derjenige ist ein menschliches Wesen, der anderen Gutes tut, ohne seine eigene Gesundheit zu gefährden. Derjenige ist ein Teufel in Menschengestalt, der anderen zu seinem eigenen Nutzen schadet. Derjenige, der anderen ohne Grund Schaden zufügt - wir wissen nicht, wie wir so einen Menschen nennen sollen!“ Ein großer Teil der Menschen von heute gehört zu dieser letzten, abscheulichen Gruppe. Ist es schwer zu verstehen, was für Bedingungen herrschten, wenn jeder die Absicht hätte, andere zu verletzen? Das kann nur überall zu Chaos und Elend führen; und genau das finden wir in der heutigen Welt.

Und das allergrößte Wunder ist: niemand unterbricht sein Denken auch nur für einen Augenblick! Jeder folgt jedem; jeder versucht seinen Nachbarn zu übertreffen; jeder folgt blind ausgetreten Spuren, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob er das Richtige tut oder nicht! Ein junger Mann geht zur Schule, weil sein Vater zur Schule ging, und weil sein Nachbar zur Schule geht. Er sucht Arbeit, weil jeder Arbeit sucht. Er heiratet, weil sein Vater, Großvater und Urgroßvater auch geheiratet haben. Er verdient Geld, weil jeder es tut! Er vergeudet sein Leben, weil er nicht weiß, was er sonst tun soll! Das Leben hat für ihn die Bedeutung, geboren zu werden, Kinder zu zeugen, alt zu werden, und so weiter bis zum Grab. Genauso finden wir es in der Geschichte, als Gandharvasen stirbt, und einer nach dem anderen, bis zum König, Trauer trägt! Aber der wahre Sucher ist nicht so. Er hält bei jedem Schritt an und denkt. Er überlegt. Er übt Vichara und erlangt Viveka. Dann verläßt er das weltliche Leben und beginnt ein spirituelles Leben. Er ist ein Weiser.

Dieser Sadhaka übt die Praxis der Hingabe; denn wie wir in der Geschichte von der Suche nach dem Größten gesehen haben, ist sogar der Herr Eigentum des wahrhaft Gläubigen!

Wenn Frömmigkeit und Viveka im Sadhaka parallel wachsen, entdeckt er, daß er sich so lange falsch mit den illusorischen Hüllen - wie Körper, Prana, Geist usw. - identifiziert hat. Er hat eine intellektuelle Vorstellung von seiner eigentlichen Natur und von der Natur der Täuschung, die die Verwirklichung dieser eigentlichen Natur verhindert. Das lernen wir aus der Geschichte der Bhang-Esser.

Zuletzt lernen wir aus der Geschichte von zwei Löwen, daß die Unwissenheit uns fest und stark im Griff hat, so wie die Angst des Löwen vor der geheimnisvollen Nacht, so daß wir einen Guru brauchen, einen anderen Löwen, der uns unsere eigentliche Natur zeigt, als unsere Stütze beisteht und uns führt, während wir brüllen: „Sivoham, Satchidananda Swarupoham.“ Die Last von Kummer und Elend, von Täuschung und Verzweiflung, die wir so lang trugen - wie der Löwe die Wäsche des Dhobi trug - wird von uns abfallen, wenn wir vorwärtsspringen, um unseren angeborenen Wohnort der Wonne zu erreichen!

Kinder! Da ihr diese seelenerweckenden Erfahrungen durchgemacht und eine gründliche Kenntnis über die Natur der Welt und die Natur des spirituellen Lebens erworben habt, seid ihr wirklich bereit zur Einweihung in das geheimnisvolle Atma-Jnana! Kommt, ich werde euch in den heiligen Sannyas Orden einweihen. Und ich bete zu meinem Gurudev Sri Swami Sivanandaji Maharaj, euch seinen Segen zu geben und euch mit Willenskraft und dauerhafter Unterscheidung zu versehen, die euch in das Reich unsterblicher Wonne führen werden!