Sadhana

Sadhana in den Smritis, Epen und Puranas


Sadhana im Manusmriti

Der Veda ist die Quelle des Dharma, so wie auch die Smritis und das Verhalten und Betragen derer, die ihre Bedeutung kennen. Das eigene Gewissen wird Dharma sprechen, wenn nicht aus den Veden, Smritis und von den Weisen abgeleitet werden kann. Durch das Befolgen von Dharma erlangt man Vollendung hier und künftig. Das Pranava (OM) ist das Sinnbild für die Wirklichkeit. Pranayama ist das höchste Tapas. Das Gayatri ist das höchste Mantra. Wahrheit ist das größte Gelübde.

Man fühle sich nicht minderwertig oder entmutigt wegen früherer Verfehlungen. Man hoffe immer das Beste und denke nie, daß irgend etwas unmöglich ist. Es gibt keinen Mißerfolg für diejenigen, die nach dem Guten streben und sich bemühen, es zu erreichen.

Man wurde alleine geboren und wird alleine sterben. Auch die Früchte seines Tuns erlebt man alleine, seien sie gut oder schlecht. Vater, Mutter, Frau, Kinder oder Freunde kommen nicht zu Hilfe, wenn man dem Tod ins Auge sieht und in die andere Welt geht. Dann hilft alleine Dharma.

Man bemühe sich weder um Leben noch um Tod, sondern lebe leidenschaftslos, warte auf den letzten Tag und erfülle ordentlich seine Pflicht. Dharma ist Unerschütterlichkeit, Beharrlichkeit, Sinneskontrolle, Nichtaneignung von fremdem Besitz, Reinheit in Gedanke, Wort und Tat, Geisteskontrolle, Klarheit des Verstehens, Weisheit bezüglich der Realität, Festhalten an der Wahrheit und Freisein von Zorn.

Man darf sich nicht vorstellen, daß man im Verborgenen Böses tun kann, ohne daß jemand davon weiß, denn Himmel, Erde, Wasser, Sonne, Mond, Feuer und Wind, Tag und Nacht und das eigene Herz werden Zeugnis ablegen für die eigenen Taten, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand meine, er sei allein, von anderen ungesehen. Der höchste Zeuge, der ewig unsere Taten beobachtet, ist im Inneren.

Von allen Dharmas ist das Wissen um Atman das höchste. Das ist des Menschen höchste Pflicht, denn dadurch wird Unsterblichkeit erlangt. Wenn man sich selbst in allem sieht und alles in sich selbst - eine solch universelle Sicht hat - erlangt man höchste Unabhängigkeit. So begeht man kein Adharma, wenn man alles im eigenen Selbst sieht. Das ganze Universum, einschließlich der Götter, ist im Inneren eingeschlossen.

Durch Meditation über Brahman, durch den Vorgang der Rückführung der Wirkungen auf ihre Ursachen, Schritt um Schritt - wird Brahman hier und jetzt verwirklicht.

Sadhana im Ramayana

Das Ramayana von Valmiki ist ein Lehrheldengedicht, dessen anerkannter Zweck es ist, Dharma zu preisen und die Wahrheiten einzuschärfen, die dem Menschen den Weg zu höchster Vollendung eröffnen. Es ist eines der zwei großen Epen Indiens. Es repräsentiert den wahren Hindugeist des bedingungslosen Festhaltens am Gesetz von Rechtschaffenheit und an der Erfüllung der Pflicht. Die Großartigkeit eines Lebens der Aktivität auf der Basis von Rechtschaffenheit und unter Zugrundelegung des Gesetzes des göttlichen Wesens zu behaupten, ist eines der Hauptziele des Ramayana. Das Leben eines ›idealen Menschen‹, wie im Ramayana beschrieben, ist ein Anreiz für alle Menschen, sich zu bemühen, eine Verkörperung von Dharma zu werden. Dharma ist die Seele des Lebens, und ein Leben, das ohne Dharma ist, verdient nicht diesen Namen.

Sri Rama, die Inkarnation Gottes, repräsentiert in sich den idealen Sohn, den idealen Bruder, den idealen Gatten, den idealen König und das Sinnbild von Göttlichkeit auf Erden. Vom Menschen wird erwartet, daß er seine Tugend im Göttlichen gründet. Tugend ist notwendigerweise im Bewußtsein des Prinzips des Göttlichen begründet; anderenfalls würde sie zu einer mechanischen Routine äußerlicher Handlungen. Das Ramayana läßt den ewigen Geist des Bharatavarsha erklingen, den Geist des heroischen Begegnens der Realitäten des Seins, ohne vor dem Kampf mit ihnen zurückzuschrecken, und das gleichzeitige Vermischen von Handlung, Frömmigkeit und Treue dem Gesetz gegenüber. Das Gesetz ist ewig, denn es ist der Ausdruck des Systems des Universums, das von Gott regiert wird. Diesem Gesetz zu folgen, ist die Pflicht des Menschen. Das Ramayana lehrt den Menschen anhand von Beispielen wie er den Anforderungen des Gesetzes gerecht werden kann.

Die Schönheit des Ramayana liegt in der Tat jenseits menschlicher Beschreibung, denn es ist eine Offenbarung an einen Rishi - nicht bloß die intellektuelle Schöpfung eines Gelehrten - deren Bedeutung ›integral‹, ist und keine einseitige Betrachtung kann ihm voll gerecht werden. Die volle Spannweite des Lebens eines Arya ist im Ramayana umrissen. Soziales Leben und spirituelles Leben sind darin wundervoll abgestimmt. Liebe und Heldentum, Ahimsa und Kshatriyadharma sind darin zusammengebracht. Bhakti und Yoga, Karma und Jñana sind zu einem verschmolzen. Shri Rama ist die krönende Gestalt des Ramayana, dessen Name bereits als höchste Läuterung für den Geist des Menschen gepriesen wird. Rama Nama ist ein Allheilmittel gegen alle Krankheiten und so unbesiegbar und unbezwinglich wie das Rama Bhana.

Das Leben in seiner Gesamtheit, individuell, sozial und göttlich, wird vom Dichter-Seher Valmiki dargestellt. Er kommentiert sein Gedicht mit einer Beschreibung des idealen Individuums. Dann gibt er in seiner Dichtung die Beschreibung der idealen Gesellschaft, der idealen Verwaltung eines Landes und des letztendlichen Ideals des Lebens, das Erreichen Gottes. Welch großartiges Werk! Valmikis Epos gibt ein konkretes Bild des geheimnisvollen Gliedes, das den Menschen und die Welt mit Gott dem Schöpfer verbindet. Das soziale Leben wird betont, denn der Mensch ist ein Mitglied der Gesellschaft, und ohne das Wohl der Gesellschaft kann er sein eigenes Wohl nicht erreichen. Und ohne die Gnade Gottes kann kein Individuum und keine Gesellschaft Fortschritte machen. Der höchste Wert des Universums liegt in seiner Eigenschaft als Experimentierfeld für seine Inhalte, das für die Entwicklung hin zum ewigen Wesen notwendig ist. Die Wirklichkeit des Universums ist Gott. Alle Versuche und Anstrengungen auf der Basis von Adharma, von Selbstsucht und individueller Unabhängigkeit sind in den eisernen Händen des göttlichen Gesetzes zum Scheitern verurteilt. Das Ramayana zeigt in absolut hervorragender Weise den Sieg von Dharma und den endgültigen Untergang von Adharma. Rama und Ravana stehen jeweils für die beiden Kräfte des Universums.

Shri Ramas Regierung ist ein Muster idealer Verwaltung. Sie ist in der Tat eine irdische Darstellung der göttlichen Regierung des Universums unter dem höchsten Souverän, dem Allmächtigen. Dharma, Artha, Kama und Moksha, dem Individuum, der Gesellschaft, der Nation und ihrer Beziehung zum Universum als ganzem die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, ist die Pflicht eines idealen Herrschers. Shri Rama repräsentiert in sich selbst einen solchen Herrscher, das Symbol Gottes auf Erden, als Rechtfertigung des großen Ausspruchs, „Navishnuh Prithivipatih“ - In jedem Herrscher über Menschen liegt ein Element des Göttlichen. Shri Rama bringt diese Wahrheit zur Vollendung und läßt auf ewig seine Herrschaft in allen Teilen der Welt, als das sagenhafte „Ramarajya“, die Freude der Menschenseele erklingen.

Einer der beeindruckendsten Charakterzüge der Hinduschriften ist ihre sachkundige Behandlung der Probleme des Lebens in Übereinstimmung mit dem transzendenten Wesen, dem letztendlichen Ziel des Lebens. Angefangen von den Veden und Upanishaden bis zu den Epen und Puranas zeigt dieses wichtige Element die Universalität, die sich in allen Hinduschriften findet. Leben ist nicht, wie manche Menschen es betrachten würden, ein bloßer Wahn der Seele, eine Krankheit und ein Irrtum, sondern eine Gelegenheit, die dazu da ist, sich für die Ewigkeit zu formen und zu schulen. In der unmittelbaren Gegenwart zu leben, mit der Kraft der Vergangenheit und einer Vision der Zukunft, wobei die Handlungen auf dem alten System der Pflichterfüllung basieren, mit dem verwandelnden Hauch des ruhmreichen Ideals der Selbstverwirklichung, worauf sich alle Wesen bewußt oder unbewußt zubewegen, ist der Leitgedanke des unsterblichen Gesanges des Ramayana. Gott ist sowohl transzendent als auch immanent. Ihn allein als transzendent zu lieben wäre ein Irrtum, denn das Universum ist Sein immanenter Aspekt, es ist Er Selbst in Selbst-Enthüllung, und wir sind verpflichtet, das Universum als unser Selbst zu betrachten, als die allgegenwärtige Göttlichkeit. Wir dürfen aber auch nicht den Fehler machen, die Transzendenz zu mißachten und auf eine pantheistische Sicht zu verfallen, wobei das sichtbare Universum allein als vollständige Manifestation der Realität angesehen wird. Das Ramayana zollt den physischen, vitalen, geistigen, moralischen und spirituellen Werten des Lebens den ihnen zustehenden Respekt und lehrt ein Evangelium ihrer Integration in die göttliche Harmonie des höchsten Wesens. Das Ramayana stellt zusammen mit dem Manusmriti und dem Mahabharata die klassische Darstellung der Gesetze des ewigen Dharma, die Srutis, dar. Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Bewohner Indiens, wenn sie dem Geist dieser Schriften folgen und ihn predigen, nicht nur den Weg zu einem ›größeren Indien‹ bahnen werden, sondern zu einer ›größeren Welt‹, die die Schönheit des Himmels reflektieren würde, den Ruhm der Schöpfung und die Größe Gottes.

Um die Philosophie des Ramayana ganz klar zu machen, müssen die Rollen der folgenden Gestalten genau nachvollzogen werden:

1) König Dasaratha, 2) Manthara - die Dienerin von Kaikeyi, 3) Kaikeyi - die jüngste der Gemahlinnen von König Dasaratha, 4) Ravana - der Dämonenkönig von Lanka, 5) Hanuman - Minister des Oberhauptes der Affen Sugriva, 6) Sita - die geliebte Frau von Shri Rama, des Prinzen von Ayodhya, 7) Lakshmana - der Bruder von Shri Rama, 8) Shri Rama - der Held des großen Epos.

Am Vorabend der Krönung Shri Ramas zum Kronprinzen von Ayodhya, wurde der ganze Plan verworfen, weil Dasaratha von seiner Frau Kaikeyi unter Druck gesetzt worden war, auf Anstiftung von deren Dienerin Manthara, und der König sich dem Diktat seiner Frau unterwarf, wodurch Prinz Rama in den Wald ins Exil geschickt wurde, wo er vierzehn Jahre lang bleiben sollte.

I) In diesem Zusammenhang wird König Dasaratha mit einem gewöhnlichen Menschen dieser Welt verglichen, im Dunstkreis von Vergnügen und Fülle, der betört von den Sinnesobjekten (Kaikeyi) den Eingebungen seines lasterhaften Geistes (Manthara) zum Opfer fällt.

II) Der zehnköpfige Rakshasa, Ravana, entführt in Abwesenheit von Shri Rama und Lakshmana Sita aus ihrer Waldbehausung. Hier ist Ravana mit seinen zehn Köpfen mit den zehn Sinnesorganen zu vergleichen - fünf Organe der Wahrnehmung und fünf Organe der Handlung. Die Entführung von Sita ist mit dem Verlust der Verstandeskraft des weltlichen Menschen zu vergleichen, der durch Maya getäuscht ist. Das goldene Reh Maricha ist Maya, die sowohl Lakshmana als auch Rama täuschte, wodurch sie ihre Unterscheidungskraft (Sita) verlieren.

III) Hanuman, der intellektuelle Gigant und starke Junggeselle, ist eine unbesiegbare Kraft, was zeigt, daß man, um Erfolg in all seinen Unternehmungen zu haben, Wahrheit, Einfachheit, Reinheit, selbstloses Dienen und Hingabe an die Pflicht pflegen muß, und daß man in absolutem Brahmacharya gefestigt sein muß. Shri Rama und Lakshmana haben diese Fähigkeiten entwickelt, und sie konnten Sita vom Dämon Ravana zurückgewinnen, was bedeutet, daß sie ihre Verstandeskräfte durch Brahmacharya und Tapas zurückerlangten.

IV) Im weltlichen Leben wird man niemals Moksha erreichen, welchen spirituellen Fortschritt man auch gemacht hat, solange man sich nicht von allen weltlichen Banden löst. Dieser Aspekt wird im asketischen Marsch Shri Ramas, Lakshmanas und Sitas in den Wald, aus Gehorsam gegenüber den Wünsche Kaikeyis vollständig dargestellt. Der Weg, der die königliche Gesellschaft in den Wald führte, war so eng, daß ihre Reise sehr unsicher war.

Also mußten sie einer hinter dem anderen hergehen, Shri Rama war vorne, Sita in der Mitte und Lakshmana hinten. Jeder weiß um die brüderliche Zuneigung, die Lakshmana für seinen Bruder empfand, und es heißt sogar, er konnte keine Sekunde existieren, ohne Rama zu sehen. Auf ihrem Weg konnte Lakshmana, da Sita in der Mitte ging, seinen Bruder nicht gut sehen, und häufig nützte er Unterbrechungen, um seine Schwägerin zu bitten, ihm Platz zu machen, damit er Rama sehen könne. In diesem Zusammenhang ist Rama zu vergleichen mit Paramatma (in der Tat war Rama eine Inkarnation des höchsten Wesens) und Lakshmana mit der individuellen Seele, Jivatma. Jivatma bemüht sich ständig, Einheit mit Paramatma zu erlangen, aber Maya (Sita) steht im Weg. Durch intensives Sehnen ist es möglich, von Maya loszukommen und das Ziel zu erreichen, das heißt mit Paramatma zu verschmelzen. Die Möglichkeit die der Suchende hat, durch intensive Hingabe an das höchste Wesen Göttlichkeit zu erreichen, wird auch in der Bhagavad Gita festgestellt.

Sadhana im Mahabharata

Die Botschaft des Mahabharata ist die Botschaft von Wahrheit und Rechtschaffenheit. Das große Epos erweckt in den Lesern ein moralisches Bewußtsein und ermahnt sie, den Weg von Satya und Dharma zu gehen. Es treibt sie energisch an, Gutes zu tun, Dharma zu üben und Leidenschaftslosigkeit zu pflegen, da sie die illusorische Natur dieses Universums, seinen hohlen Glanz und Sinnenfreuden erkennen, und ewige Wonne Unsterblichkeit zu erlangen. Es veranlaßt die Menschen, das zu tun, was Yudhishthira tat, und das aufzugeben, was Duryodhana tat. Halte beharrlich an Dharma fest. Du wirst materiellen und spirituellen Wohlstand erlangen. Du wirst immerwährende Freude und Moksha erreichen, das Summum Bonum des Lebens. Das ist der eigentliche Sinn, die zentrale Lehre des Mahabharata.

Der blinde Dhritarashtra steht für Avidya; Yudhishthira steht für Dharma; Duryodhana für Adharma; Draupadi für Maya; Bhishma für Leidenschaftslosigkeit, Dussasana für die schlechten Eigenschaften, Shakuni für Eifersucht und Treulosigkeit, Arjuna für die individuelle Seele und Sri Krishna für die höchste Seele. Antahkarana, das innere Feld des menschlichen Geistes, ist Kurukshetra, das Schlachtfeld.

Der edle und heldenhafte Ahnherr Bhishma, der seinen Tod beherrschte, und der im Krieg sogar gegen die Götter unbesiegbar blieb, inspiriert uns mit dem Geist der Selbstaufopferung, mit unerschrockenem Mut und Reinheit. Yudhishthira bleibt ein Vorbild an Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Nur an seinen Namen zu denken, läßt das Herz erbeben und spornt an, den Weg von Wahrheit und Tugend zu beschreiten. Karna lebt in unseren Herzen durch seine außerordentliche Freigebigkeit und Aufgeschlossenheit. Karnas Name ist sprichwörtlich geworden. Auch jetzt sagt man, wenn man einen großzügigen Menschen trifft: „Er gibt wie Karna“.

Immer noch verehren wir Arjuna als einen vollkommenen Menschen und verehren Sri Krishna als unseren Beschützer und Retter. Immer wenn wir in Schwierigkeiten und Not sind, beten wir zu Ihm: „Oh Herr! Rette uns, so wie du seinerzeit Draupadi und Gajendra gerettet hast.“

Die Leiden der Pandavas und Draupadis, Nalas und Damajantis, Savitris und Satyavans erklären uns deutlich die Tatsache oder die harte Wahrheit, daß das Ziel des Lebens, Vollendung, nur durch Schmerz und Leiden erreicht werden kann. Schmerz ist das Mittel, durch das der Mensch geformt, diszipliniert und gestärkt wird. So wie unreines Gold durch Schmelzen im Schmelztiegel zu reinem Gold wird, so wird auch der unreine, unvollkommene und schwache Mensch rein, vollkommen und stark gemacht durch das Schmelzen im Schmelztiegel von Schmerz und Leid. Deshalb fürchte man Schmerz und Leid nicht. Sie sind verkleidete Gnaden. Sie sind Augenöffner. Sie sind stumme Lehrer. Sie lenken den Geist zu Gott und flößen Barmherzigkeit in das Herz, stärken den Willen und entwickeln Geduld und Ausdauerkraft, welche die Voraussetzungen für Gottverwirklichung sind.

Das Mahabharata ist ein Epos über das menschliche Leben. Es schildert in prachtvoller Weise das Schauspiel der menschlichen Existenz und beschreibt äußerst bildlich das Gesetz von Dharma. Das Leben ist eine Reise und seine Essenz ist Dharma. Gott hilft den Tugendhaften. Das Laster wird letztlich entwurzelt. Die irdischen Dinge sind vergänglich, und der Ruhm der Menschen ist vorübergehend. Jedes Anhäufen endet mit Erschöpfung. Jeder Aufstieg endet mit einem Fall. Vereinigung endet in Trennung. Leben endet im Tod. So wie sich Baumstämme im gewaltigen Ozean treffen und dann wieder getrennt werden, so treffen einander die Wesen hier.

Ein Wunsch verlöscht niemals dadurch, daß er erfüllt wird; im Gegenteil, er wächst dadurch wie Feuer, das mit Ghee übergossen wurde. Wieviel Weizen und Reis, Gold, Vieh und geschlechtliche Vergnügen es in dieser Welt gibt - all das ist nicht genug, um auch nur einen einzigen Wunsch zu befriedigen; mit diesem Wissen weile der Mensch in Frieden.

Tausende Mütter und Väter und unzählige Frauen und Kinder haben wir im Samsara gesehen. Zu wem gehören sie, und zu wem gehören wir? Jeden Tag sehen Menschen Menschen sterben, die dann verbrannt und weggeworfen werden; dennoch stellen sich die Zurückbleibenden vor, daß sie nicht sterben werden - gibt es ein größeres Wunder auf dieser Welt!

Für den Törichten gibt es jeden Tag tausende Quellen für Kummer und ebenso viele Gründe für Glück; der weise Mensch wird davon nicht beeinflußt.

Es gibt nichts Höheres als das Dharma in dieser Welt. Dharma bringt Artha, Kama und Moksha. Aber es ist eine Überraschung, daß niemand dieser offenkundigen Wahrheit Aufmerksamkeit zu schenken scheint. Niemand möge anderen etwas tun, das seinem eigenen Wohl entgegensteht. Es gibt sowohl Tod als auch Unsterblichkeit: zu erklären ›dies ist mein‹, und ›jenes ist mein‹ ist Tod. Zu fühlen ›nichts ist mein‹, ist Unsterblichkeit. Somit liegen Tod und Unsterblichkeit in einer Person. Sie sind nicht an einem fernen Ort. Jeder ist beschäftigt und kämpft und bemüht sich in unterschiedlicher Weise, bedingt durch das Gegeneinanderstehen dieser Kräfte im Inneren. Das ist der wirkliche Krieg des Mahabharata, der unaufhörlich im Körper vor sich geht.

Um einer Familie willen muß vielleicht ein Mensch aufgegeben werden. Zum Besten eines Dorfes muß vielleicht eine Familie aufgegeben werden. Zum Wohle eines Landes muß vielleicht ein Dorf aufgegeben werden. Um des höchsten Selbstes im Inneren willen muß vielleicht die ganze Welt aufgegeben werden.

Wo Einklang mit Gott besteht, ist eine Manifestation von Dharma, und wo Dharma ist, ist Sieg. Wo menschliches Bemühen und göttliche Gnade zusammenwirken, herrschen Wohlstand, Sieg, Glück und ein festes Gemeinwesen.

Sadhana im Bhagavata Purana

Die vierundzwanzig Lehrer des Avadhuta

Yadu, der in der Religion bewandert war, sah einen jungen Brahmanen Sannyasin voller Weisheit, der furchtlos herumwanderte, und da Yadu begierig darauf war, Dharma zu kennen, stellte er ihm folgende Fragen.

Yadu fragte: „Oh Weiser! Wie hast du, obwohl du nichts tust, diese klare Weisheit und dieses Licht erlangt, das dich befähigte, alle Bindungen aufzugeben und umherzuziehen wie ein Kind, furchtlos und in vollkommener Seligkeit?

„Gewöhnlich bemühen sich die Menschen in dieser Welt um Tugenden, Wohlstand und Wünsche und fragen nach dem Atman nur mit dem Motiv Langlebigkeit, Ruhm und Reichtum zu erlangen. Du bist leistungsfähig, voller Weisheit und Geschick und gutaussehend. Deine Rede ist süß wie Nektar, und doch arbeitest du nicht und unternimmst auch nicht die geringste Anstrengung. Du liebst nichts. Die Menschen dieser Welt werden versengt vom Feuer der Lust und der Gier. Dich quält dieses Feuer überhaupt nicht. Du erscheinst in dir selbst zufrieden und glückselig, so wie ein Elefant, der in die kühlen Wasser des Ganges getaucht ist, die Hitze des Waldfeuers am Ufer nicht spürt. Bitte erkläre mir den Ursprung deiner Freude und Seligkeit. Sage mir, wie du allein aus dir selbst Wonne schöpfst, unberührt von den Sinnesobjekten, und in Einsamkeit lebst? Du hast weder Familie, noch Sinnenfreuden. Woher also stammt dieses Glück?“

Sri Krishna sagte: „Nachdem der Brahmane vom klugen Yadu, der Brahmanen ergeben war, so befragt und geehrt worden war, sprach der edle Brahmane zu dem in Ehrerbietung gebeugten König.“

Der Brahmane sprach: „Ich habe viele Lehrer, oh König, zu denen ich, so wie ich es verstehe, Zuflucht nahm; mit der Weisheit, die ich von ihnen aufnahm, ziehe ich frei von Verhaftungen durch diese Welt. Höre, wer sie sind!

„Die Erde, die Luft, der Himmel (Akasha), das Wasser, das Feuer, der Mond, die Sonne, die Taube, die Riesenschlange Python, das Meer, die Motte, die Biene, der Elefant, der Honigsammler, das Reh, der Fisch, die Tänzerin Pingala, der Flußadler (Rabe, Kurara), das Kind, das Mädchen, der Pfeilemacher, die Schlange, die Spinne, der Käfer (die Wespe) - diese, oh König, sind meine vierundzwanzig Gurus oder Lehrer, zu denen ich Zuflucht nahm. Ich lernte alle meine Lektionen aus ihren besonderen Eigenschaften. Ich werde nun erzählen, was ich von jedem von ihnen lernte.

„Ein Weiser weiche nicht vom Pfad der Rechtschaffenheit ab, auch nicht wenn er von Wesen, die selbst der Lenkung der Vorsehung unterliegen, unterdrückt wird. Diese Selbstbeherrschung lernte ich von der Erde. Ich lernte vom Berg, der ein Teil der Erde ist, daß alle unsere Handlungen zum Besten der anderen sein müssen, und daß wir nur um der anderen willen existieren. Ich lernte vom Baum, der auch ein Teil der Erde ist, daß ich für andere da sein muß.

„Der Weise bescheide sich alleine mit dem Erhalt seines Lebens. Er sehne sich nie nach etwas, das die Sinne erfreut, damit Erkenntnis nicht zerstört wird und der Geist sich nicht an wertlose Dinge zerstreut.

„Der Yogi hänge sich nicht an Objekte wie die Luft, obwohl er sich inmitten von Objekten mit verschiedenen Eigenschaften befindet, und obwohl er in den physischen Körper gestellt wurde. Sein Geist bleibe unberührt von den guten und schlechten Auswirkungen der Objekte, so wie die Luft unberührt bleibt von den angenehmen und unangenehmen Gerüchen von Dingen, über die sie hinwegstreift.

Die Seele betritt den Körper, und die Eigenschaften des Körpers scheinen die ihren zu sein, aber es ist nicht so. Die Luft ist mit dem Duft beladen, aber der Duft ist nicht die Eigenschaft der Luft. Dies lernte ich draußen von der Luft.

„Vom Prana (der Lebensenergie) lernte ich, daß wir essen müssen, um zu leben, und nicht leben, um zu essen. Man esse nicht, um die Sinne zu stärken und zu nähren. Die Nahrung sollte gerade ausreichend sein, um die Lebensflamme aufrechtzuerhalten.

„Atman ist alldurchdringend. Er ist unberührt vom Körper und den Körpereigenschaften. Dies lernte ich von Akasa, der alldurchdringend und unberührt von Wolken und anderen Objekten ist. Obwohl der Weise im Körper lebt, kontempliere er durch ihn über seine Identität mit Selbst oder Atman, der alldurchdringend ist wie der Himmel (Akasha), der sich als Grundlage oder Faden durch die Blumengirlande aller beweglichen und unbeweglichen Objekte zieht, der keiner Begrenzung hinsichtlich Zeit und Raum unterworfen ist und von allem unberührt bleibt.

„Auf natürliche Weise rein, sanft und süß ist Wasser. So ist der Weise unter den Menschen. Wie heilige Wasser läutert er andere durch bloßes Sehen, Berührung und das Äußern seines Namens. Das lernte ich vom Wasser.

„Hell leuchtend, machtvoll im Wissen und glühend in Askese, ohne Gefäß für Nahrung, ausgenommen den Bauch, und alles essend, wird der Weise wie das Feuer dadurch nicht verunreinigt. Manchmal bleibt er unbemerkt. Manchmal wird er denen bekannt, die sich Wohlergehen ersehnen. Er ißt die ihm von frommen Menschen dargebotene Nahrung und verbrennt ihre vergangenen und zukünftigen Übel und Unreinheiten.

„Feuer ist immer ein und dasselbe, obwohl es in verschiedene Brennstoffe eingeht. So wie Feuer in dreieckiger, runder, rechteckiger und in anderen Formen brennt, je nach Form und Größe des Holzstückes, so erscheint auch der Herr des Universums, der die Welt erschaffen hat und in alle Wesen eingegangen ist, als unterschiedlich aufgrund der verschiedenen Körper (Upadhis), in denen er sich befindet. Er betritt dieses Universum und die verschiedenen Objekte, hoch und niedrig, die aus seiner eigenen Maya geschaffen sind, und scheint doch zu sein wie jedes dieser Objekte, so wie Feuer in verschiedenen Arten von Brennstoff. Geburt und Tod betreffen den Körper, nicht den Atman, und sind durch die Zeit verursacht so wie die Flammen der Veränderung unterliegen, nicht aber das Feuer.

„Das Ab- und Zunehmen des Mondes ist nicht auf eine Veränderung in Substanz und Strahlkraft des Mondes zurückzuführen, sondern auf die Tatsache, daß nur ein Teil der Sonnenstrahlen von ihm reflektiert wird. Ich lernte daraus, daß Geburt, Wachstum, Verfall, Tod, usw. Zustände des Körpers sind, und nicht der Atman, der ohne Grenzen, ohne Geburt und ohne Tod ist. Der Mond bleibt wie er ist; es kommt nur eine scheinbare Veränderung über ihn, die auf astronomischen Bewegungen beruht.

„Die Sonne zieht durch ihre Strahlen Wasser an und gibt alles zu gegebener Zeit ab. Der Weise nimmt, um zu geben, nicht, um seinem eigenen Besitz etwas hinzuzufügen. So wie die Sonne, die sich in verschiedenen Wassertöpfen widerspiegelt, dem Unwissenden als viele Sonnen erscheint, genauso erscheint auch der Atman in verschiedenen Körpern aufgrund der Upadhis, die ihre Ursache in der Widerspiegelung des Geistes haben.

„Zuviel Verhaftung ist schlecht. Man habe nicht zuviel Zuneigung oder Verhaftung für andere. Zuviel Verhaftung an etwas führt zu Selbstzerstörung. Dies lernte ich von einem Taubenpaar. In einem bestimmten Wald, auf einem bestimmten Baum baute eine Taube ein Nest und lebte dort einige Jahre mit ihrem Gefährten. Sie waren einander sehr stark in Liebe verbunden, und sie zogen ihre Jungen mit großer Hingabe auf. Eines Tages ließen sie ihre Jungen im Nest zurück und suchten Futter für sie. Ein Jäger kam und fing die Jungen, indem er ein Netz auslegte. Die Vogeleltern kehrten mit Futter zu ihrem Nest zurück.

Die Mutter liebt die Jungen zu sehr. Sie ging absichtlich ins Netz. Die männliche Taube fiel ebenfalls von selbst in das Netz. Der Jäger fing die Tauben und die Jungen. Er war sehr zufrieden und ging nach Hause. So stürzt der unglückliche Familienmensch, der seine Sinne nicht beherrscht, der seine Sinne und seinen Geist nicht von weltlichen Objekten zurückgezogen hat, der nur im Stand der Ehe Freude findet und seine Familie in starker Verhaftung erhält, mit all seinen Verwandten ins Unglück, wie die Tauben (Kapota und Kapoti). Wer eine menschliche Geburt erreicht hat, die wie ein offenes Tor zu Mukti, der letztendlichen Befreiung ist, nur an einem Familienleben hängt, wie der Vogel, wird als ein Mensch betrachtet, der seinen Rang verloren hat.

„Die Freuden, die auf dem Weg der Sinne erlangt werden, sei es in dieser oder der nächsten Welt, sind vorübergehend und flüchtig. Der weise Mensch hat danach niemals Verlangen.

„Die riesige Ajagara Schlange bleibt, wo sie ist, und ist zufrieden mit der Nahrung, die auf sie zukommt. So wie Ajagara unterlasse man jede Anstrengung und schlucke nur den Happen, der zufällig gebracht wird, sei er köstlich oder ekelhaft, viel oder wenig. Wenn keine Nahrung kommt, liege man still, auch längere Zeit, ohne Nahrung und ohne jede Bemühung, sie zu bekommen; denn wie die Ajagara lebe man von dem, was die Vorsehung bringt oder das Schicksal beschließt. Man halte den Körper still und mit Energie, Gleichmut und Kraft versehen, liege hellwach und anstrengungslos, obwohl er gesunde Organe hat.

„Der Weise sei ruhig, gründlich und tief, schwer zu ergründen, nicht zu begrenzen, unerschütterlich und nicht in Gefahr, durch weltliche Umstände beunruhigt zu werden, so wie der ruhige Ozean. Der Ozean nimmt zu Zeiten große Mengen von Wasser aus den Flüssen auf, und zu anderen Zeiten erhält er kein Wasser, aber er bleibt derselbe. Genauso schwillt der Weise, der sein Herz in den Herrn gesetzt hat, weder vor Freude an, wenn er Erfreuliches im Überfluß hat, noch verkriecht er sich sorgenvoll, wenn er keine hat.

„Wenn ein Mann, dessen Sinne unbeherrscht sind, eine Frau sieht, die Maya Gottes (vom Herrn geschaffene Verzauberung), wird er durch ihr Benehmen und ihre Gefühle in Versuchung geführt und stürzt in die blendende Dunkelheit und ins Unglück wie eine Motte, die ins Feuer fällt. Der Tor, dessen Geist von Frauen, Goldschmuck, Kleidung und anderen von Maya geschaffenen Dingen verlockt wird, sieht sie als Objekte der Freude an, verliert seine klare Einsicht und geht wie eine Motte zugrunde.

„Der Weise ziehe von Haus zu Haus, nehme von jedem Haus eine Handvoll mit, bis er gerade genug für Nahrung für seinen Lebensunterhalt hat, ohne eine Belastung für irgendeinen Haushalt zu sein, wie die Biene, die Honig aus allen Blumen sammelt.

„Ein kluger Mensch hole das Wesentliche aus allen Schriften, groß oder klein, so wie die Biene aus den Blumen. Der Weise bewahre keine Nahrung für den Abend oder den nächsten Tag auf; die Hände oder der Bauch seien sein Gefäß; er horte nichts, so wie es die Biene tut. Wer Nahrung lagert, wird gemeinsam mit seinem Lager zerstört, so wie die Biene.

„Der Sannyasin berühre nicht einmal die Holzfigur einer jungen Frau, auch nicht mit den Füßen. Wenn er es tut, wird er wie der Elefant durch seine Verhaftung an die Berührung eines Elefantenweibchens gefangen. Der Weise meide die Gesellschaft von Frauen, als wäre sie sein Tod; denn er würde wie ein schwacher Elefant von anderen Elefanten getötet.

„Der Geizhals, der Reichtum hortet, gibt seinen Besitz nicht, erfreut sich aber auch nicht daran. Alles, was er unter Schwierigkeiten angesammelt hat, wird von einem anderen weggetragen, so wie der Honigsammler den Honig wegträgt, den die Bienen gesammelt haben.

„Wie der Honigsammler genießt der Sannyasin zuerst die guten Dinge, die Familienväter durch hartverdienten Reichtum sammeln, um sie zu genießen.

„Ein Asket höre keine die Sinne stimulierende Musik.

Er lerne seine Lektion vom Reh, das von der Musik des Jägers verliebt gemacht wird und dann in die Schlinge geht. Der Weise Rishyasringa, vom Reh geboren, lauschte der sinnlichen Musik von Frauen und wurde leicht von ihnen gefangen. Er wurde in ihren Händen zum Spielzeug und Spielkameraden.

„Wie ein Fisch, der durch den Haken zum leichten Opfer des Köders wird, so fällt auch der törichte Mensch, der seinem Geschmackssinn gestattet, ihn zu überwältigen, der durch die ungestüme und gierige Zunge vom Zauber des Geschmacks und der Köstlichkeit betört ist, dem Tod zum Opfer. Die Zunge, die Liebe zum Geschmackssinn, ist am schwierigsten zu besiegen. Wenn der Geschmackssinn beherrscht ist, sind auch alle anderen Sinne unter Kontrolle. Man kann nicht zum Herrn über die Organe werden, solange das Geschmacksorgan nicht beherrscht ist. Kein Mensch kann behaupten, er habe seine Sinne besiegt, solange sein Geschmackssinn nicht vollständig im Zaume gehalten ist. Kluge Menschen unterwerfen ihre Sinne rasch durch Fasten.

„In der Stadt Videha lebte einst eine Prostituierte namens Pingala. Ich lernte etwas von ihr. Höre, oh König. Eines Tages zog sie ein schönes Kleid an und wartete abends an der Tür ihres Hauses, um Kunden zu empfangen und mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Sie lud einige Personen ein, schickte sie jedoch wieder weg, da sie dachte, ein anderer wohlhabender Mann würde sie reichlicher entlohnen. Mit diesem unmäßigen Wunsch wartete sie schlaflos an der Tür, ging hinein und hinaus, bis es Mitternacht war.  Durch diese gespannte Erwartung von Geld verbrachte sie die Nacht in einem Fieber von Hoffnung, Unruhe und Enttäuschung. Sie fühlte tiefste Abscheu gegen ihr Leben von Gier und Wünschen, das sie unglücklich machte.

„In tiefster Enttäuschung sang sie: ›Gleichgültigkeit gegenüber weltlichen Dingen ist wie ein Schwert, um die Fesseln der Erwartung und die Stricke der Wünsche des Menschen zu zerreißen. Man will sich der Knechtschaft des Körpers nicht entledigen, solange man nicht angewidert ist, so wie ein Mensch ohne Einsicht in die Wahrheit, ohne Erkenntnis, den Gedanken von „Ich“ und „Mein“ oder die Verhaftung an Objekte nicht loswerden kann. Pingala sprach: ›Siehe. Wie enttäuscht bin ich, da es mir an Geisteskontrolle mangelt! Wie töricht bin ich, die Befriedigung von Wünschen in so unbedeutenden Geschöpfen wie Menschen zu suchen!

„‹Ich gebe Gott Narayana, den ewigen Atman auf, der sich so nahe in meinem Herzen befindet, der als Liebhaber geeignet ist und mich zufriedenstellen kann, der mir immerwährende Glückseligkeit und Wohlstand geben kann, und schmeichle einem unbedeutenden Mann, der meine Wünsche nicht befriedigen kann, und der Leid, Furcht, Krankheit, Kummer und Verblendung verursacht. Ich war in der Tat sehr töricht.

„‹Oh! Umsonst habe ich meiner Seele Kummer verursacht, durch diese höchst verwerfliche Lebensweise als Prostituierte; ich suchte Reichtum und Vergnügen bei bedauernswerten Sterblichen, die habgierig und Sklaven von Frauen sind, indem ich ihnen meinen Körper verkaufte.

„‹Wer sonst als ich würde sich in dieses Haus begeben, das aus Knochen, die wie Balken, Dachsparren und Pfosten eines Hauses sind, erbaut ist, das von Haut, Haaren und Nägeln bedeckt ist, das neun Öffnungen hat, um Schmutz zu beseitigen, und das voller Speisereste und Urin ist?‹

„‹In dieser Stadt Videha, die voll von weisen Wesen ist, bin ich die einzige Frau, die ihre Hoffnungen, ihr Glück und ihre Wünsche an den Körper gebunden hat. Ich bin das einzige törichte Wesen, die einzige schlechte Frau, die andere Quellen der Freude oder Objekte der Wünsche sucht als den Herrn, der Selbstverwirklichung schenkt.

„‹Er ist der wahre Freund, Beschützer, Herr, der am meisten Geliebte, der Meister und das Selbst, der Atman aller verkörperten Wesen; wenn ich Ihn gewinne, wenn ich meinen Körper Ihm überlasse, werde ich Seine Gesellschaft genießen wie Lakshmi und in Ihm allein immerwährendes Glück finden.

„‹Was nützt es, anderen zu dienen? Der Gunst von Göttern und Sterblichen sind durch Zeit, Fähigkeiten und verschiedene andere Hindernisse Grenzen gesetzt. Welche Freude können Sinnesobjekte, Männer oder Götter Frauen schenken? Alle haben einen Anfang und ein Ende.

„‹Sicherlich habe ich in meinen früheren Leben etwas getan, um Vishnu versöhnlich zu stimmen, denn allein durch Seine Gnade entstand diese Vairagya, die alle unheiligen Wünsche an der Wurzel abtrennt, in meinem Geist. Durch Seine Gnade allein bin ich auf den Weg zu immerwährendem Glück und Frieden gelangt.

„‹Wäre der Herr mir nicht gnädig gewesen, wären solche Enttäuschungen, die zu Entsagung und Leidenschaftslosigkeit führen, , die dazu befähigen, alle Bindungen aufzugeben und Glück zu erlangen, nicht gekommen.

‹Ich nehme mit demütiger Hingabe dieses Geschenk des Herrn auf meinem Kopf an. Ich gebe nun alle eitlen Erwartungen und schlechten Wünsche auf und nehme beim höchsten Herrn meine Zuflucht. Zufrieden, voller Vertrauen zum Herrn und von dem lebend, was der Zufall mir bringt, werde ich mich der immerwährenden Seligkeit des Herrn, Parama Atman, erfreuen. Wer sonst als der Herr kann diesen Jiva retten, der in die tiefe Grube von Samsara (Geburten und Tode) gefallen ist, mit von den Objekten geblendeten Augen, dessen Einsicht von den Sinnen geraubt und der von der Schlange der Zeit verschluckt wurde.

„‹Sobald man die Vergänglichkeit des Universums erkennt, sobald man es in den Kiefern der Schlange der Zeit erblickt, wird man sicher und entschlossen die flüchtigen, zweifelhaften, wertlosen und täuschenden Freuden dieser und der nächsten Welt verachten. Man wird sehr vorsichtig werden, sich von den täuschenden Sinnesobjekten abwenden und in der ewigen Wonne des Atman Ruhe suchen. Sobald man allem anderen gegenüber Abscheu zu empfinden beginnt, ist Atman der Beschützer von Atman, allein das Selbst ist dann der Retter.‹“

Der Brahmane sprach: „Nachdem Pingala dies in ihrem Geist beschlossen und ihren Geist auf den Herrn geheftet hatte, gab sie alle Hoffnungen und Erwartungen auf, die aus dem Wunsch nach Liebhabern entstanden, und setzte sich mit heiterem Geist auf ihr Bett. Sie verwarf alle unheiligen Wünsche, die sie beunruhigten, und wurde glücklich. Sie schlief tief mit ruhigem Geist. Hoffnung verursacht Schwierigkeiten. Ohne Hoffnung sind wir glücklich. Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen sind die Quellen von Kummer. Die Preisgabe aller Erwartungen und Wünsche ist die größte Seligkeit. Es ist der glücklichste Zustand. Vairagya ist die Quelle der Seligkeit, wie von Pingala gesehen werden kann, die glücklich schlief, nachdem sie das Verlangen nach Liebhabern abgelegt hatte.

„Die Quelle von Leid und Elend ist in der Tat der Erwerb von allem, was dem Menschen lieb und teuer ist. Wer jedoch diese Wahrheit erkennt, gibt allen Besitz auf, denkt nicht daran, etwas zu erwerben und erlangt grenzenloses Glück.

„Ein Seeadler (Kurara - ein Raubvogel) hatte ein Stück Fleisch im Schnabel. Die stärkeren Vögel, die kein Fleisch hatten, stürzten sich auf ihn, aber der Kurara ließ das Stück Fleisch fallen und wurde glücklich. Der Verzicht auf liebgewordene Dinge ist gut. Er gibt Frieden.

„Ich kümmere mich nicht um Ehre und Unehre. Ich denke nicht an Haus, Frau und Kinder. Ich finde Freude in Atman, erfreue mich in Atman und durchstreife die Welt wie ein Kind.

„Nur zwei sind frei von Sorgen und eingetaucht in höchste Seligkeit - das Kind, das nichts weiß, und der Mensch, der das höchste Wesen verwirklicht hat und über den Einfluß der Gunas hinausgegangen ist.

„Einmal mußte sich ein Mädchen selbst um das Wohl derer kümmern, die das Haus besuchten, um um sie zu werben, während ihre Verwandten sich an einem anderen Ort befanden. Als sie an einem ruhigen Platz den Reis für das Mahl enthülste, verursachten die Armringe aus Muscheln an ihrem Handgelenk ein lautes Geräusch. Das kluge Mädchen empfand dies als unehrenhaft und schämte sich ihrer Armut. Sie dachte, die Gesellschaft könnte ihre ärmliche Lage erkennen, sie zerbrach einen Armring nach dem anderen, bis auf zwei an jeder Hand. Auch diese beiden Armreifen verursachten ein Geräusch, als sie weiterschälte. So entfernte sie einen weiteren. Nun gab es kein Geräusch mehr durch den einzigen noch verbliebenen, obwohl sie weiterschälte.

„Während ich durch die Welt wanderte auf der Suche nach Wahrheit und Erfahrungen, zog ich aus den Erfahrungen dieses Mädchens folgende Lehre. Wo viele zusammen sind, kann es Streit geben. Sogar zwischen zwei Menschen kann es Anlaß für Debatten und Gespräche geben. Deshalb sollten wir alleine leben wie der einzelne Reif am Handgelenk des Mädchens.

„Nachdem man Kontrolle über den Atem erreicht und Festigkeit im Sitzen geübt hat, fixiere oder zentriere man den Geist auf das höchste Selbst wie ein Bogenschütze, der sein Ziel ins Auge faßt. Man sei wachsam darauf bedacht, durch Entsagung, ständiges Streben und systematisches Üben den Geist fest zu halten. So wie das Feuer erlischt, wenn der Brennstoff verbraucht ist, so vergißt auch der Geist, der bei seinen nach außen gerichteten Wanderungen fest in Schranken gehalten wird, die von den Gunas hervorgerufenen Ablenkungen, schüttelt langsam die Fesseln des Karma ab, gibt allmählich den Antrieb, tätig zu sein auf, wird frei von Tamas und Rajas durch das Ansteigen von Sattva, erlischt und erlangt Gelassenheit durch das Fehlen des Brennstoffes der Gunas und ihrer Produkte sowie der Sinneseindrücke, die ihn nähren. Er wird eins mit dem Objekt der Meditation. Er geht völlig im Objekt der Betrachtung auf. Wenn sein Geist dann vollständig in Atman aufgegangen ist, sieht er in dem Moment nichts anderes, weder innen noch außen, so wie der Pfeilmacher, dessen Geist in der Herstellung des Pfeiles aufgegangen war, den König nicht sah, der an ihm vorüberging. Ich lernte Konzentration des Geistes vom Pfeilmacher.

„Der Weise wandere alleine. Er sei heimatlos und stets wachsam. Er ziehe sich in eine Höhle zurück und stelle seinen wahren Wert nicht zur Schau. Er bleibe ohne Freunde. Er spreche so wenig wie möglich.

„Es ist sehr beschwerlich und nutzlos für einen Asketen, ein Haus zu bauen, da sein Körper flüchtig und vergänglich ist. So wie die Schlange jedes von anderen gegrabene Loch betritt und es sich darin gemütlich macht, so mache auch er es sich bequem an jedem zufälligen Wohnsitz oder Platz, auf den er trifft. Er habe keinen festen Aufenthalt.

„So wie die Spinne den Faden aus sich selbst hervorbringt, das Netz ausbreitet, sich darin bewegt und es wieder selbst verschlingt, so erschafft auch der Herr das Universum aus Sich Selbst durch Seine Maya, die sich aus den drei Gunas zusammensetzt, spielt darin und nimmt es wieder in Sich Selbst zurück.

„An welche Form ein Mensch ständig denkt in Liebe, Haß oder Furcht, diese erlangt er im Laufe der Zeit durch Konzentration, so wie der Wurm zur Wespe wird.

„So erhielt ich von diesen vierundzwanzig Lehrern die verschiedenen Lehren. Nun höre, oh König, was ich von meinem eigenen Körper lernte. Auch mein eigener Körper ist mein Guru. Ich lernte von ihm Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidung und Nichtverhaftung. Er unterliegt ständiger Veränderung und ist vergänglich. Er wurde nur geboren, um zu sterben. Ständiges Elend ist sein Schicksal. Er wird zum Sitz von Egoismus. Man muß schwer arbeiten, um seine Wünsche zu erfüllen. Das bringt Kummer und Leid. Ich denke mit seiner Hilfe über die Wahrheit nach.

Ich erkenne die Wahrheit durch unterscheidendes Studium des Körpers. Ich betrachte ihn nicht als mein Eigentum und fühle daher keine Bindung an ihn. Der Körper gehört den Hunden und Schakalen, die ihn nach dem Tod verschlingen.
„Um der Bequemlichkeit des Körpers willen unterhält der Mensch Frau, Haustiere, Diener, Kinder, Heim und Verwandte und häuft unter großen Schwierigkeiten Reichtum an. Dieser Körper zerfällt letztlich wie ein Baum und schafft den Samen für seinen neuen Körper.

„Die Zunge zieht ihn auf die eine Seite und der Durst auf eine andere; die Fortpflanzungsorgane wieder auf eine andere; die Haut, der Magen und das Ohr in eine andere Richtung; der Geruchssinn in eine Richtung; das unbeständige Auge zu etwas anderem, die Neigung, tätig zu sein, zieht zu etwas anderem, jedes weitere physische Organ in verschiedene Richtungen der Aktivität. Die Sinne saugen das Leben aus ihm, so wie die vielen Frauen eines Ehemannes.

„Der Herr erschuf verschiedene Körper wie Bäume, Reptilien, Tiere, Vögel, Insekten und Fische und war damit jedoch nicht zufrieden. Dann schuf Er den menschlichen Körper, der über einen Verstand verfügt zur Verwirklichung Brahmans, und Er war sehr erfreut.

„Der Weise, der nach vielen Geburten diesen überaus seltenen menschlichen Körper erlangt hat, der, obwohl vergänglich und schwach, doch geeignet ist, einen höheren Zweck zu erfüllen, nämlich die endgültige Befreiung, strebe eilig danach, Befreiung, das höchste Gut zu erlangen, bevor er dem Tod zum Opfer fällt; denn Sinnenfreuden können in der Tat in jedem Körper erfahren werden.

„Da ich so von meinem Körper Vairagya gelernt habe, Widerwillen und Abneigung gegenüber weltlichen Vergnügen, und Wissen über die wahre Wonne meines Wesens, das im Grunde göttlich ist, ziehe ich ohne Egoismus und Verhaftung mit dem Licht wahrer Weisheit als mein Licht durch die Welt.

„Wahrlich, das von einem Lehrer erlangte Wissen kann nicht sehr fest und nicht vollständig genug sein; denn dieses Brahman, obwohl Es eins ohne zweites ist, wird von den Rishis auf unterschiedliche Art besungen.“

Sri Krishna sagte: „Nachdem der Brahmane so viel gesprochen hatte, verabschiedete er sich von Yadu, der ihm alle gebührende Ehre erwies, und ging seines Weges. Unser Ahne Yadu nahm sich die Belehrungen des Weisen ebenfalls zu Herzen, gab alle Bindungen auf und erlangte Gleichmut des Geistes und Ruhe.“

Zurückziehen von den Sinnesobjekten

Uddhava sagte: „Oh Krishna, im allgemeinen wissen die Menschen, daß Sinnesobjekte ins Elend führen. Wie kommt es, daß sie ihnen nachlaufen wie ein Hund, ein Esel oder eine Ziege?“

Der Herr sprach: „Im Herzen eines Menschen, der nicht unterscheidet, entsteht die falsche Idee von ›Ich‹ hinsichtlich des Körpers; dann ergreift das furchtbare Rajas Besitz vom Geist, der von seinem Ursprung her sattvig ist. Zweifel und Wünsche erwachen in dem von Rajas erfüllten Geist. Er denkt: ›Ich sollte dieses oder jenes auf diese oder jene Weise genießen.‹ Dann verweilt der Geist bei den ausgezeichneten Eigenschaften eines Objektes: ›Oh, wie schön! Was für ein schönes Ding.‹, findet daran großen Gefallen und hat ein übermäßiges Verlangen danach.

„Der törichte Mensch ist überwältigt von Wünschen und Begierden. Er hat keine Kontrolle über seine Sinne. Vom starken Strom von Rajas getäuscht vollbringt er wissentlich Handlungen, von denen bekannt ist, daß sie Elend und schlechte Ergebnisse zur Folge haben.

„Der Mensch mit Unterscheidungskraft wird ebenfalls von Rajas und Tamas abgelenkt, da er sich aber ihres Übels bewußt ist, kontrolliert er wachsam seinen Geist und übt Konzentration des Geistes. Er hängt nicht an ihnen.

„Man sei wachsam und fleißig, festige den Sitz und beherrsche den Atem, und nachdem der Geist auf Mich gelenkt wurde,  übe man langsam Konzentration.

„Das ist der Yoga, wie er von meinem Schüler Sanaka und anderen gelehrt wurde, um den Geist erfolgreich von allem abzuziehen und auf Mich zu richten.

„Sieh dieses Universum, als eine Täuschung an, ein Spiel des Geistes, jetzt wahrgenommen und im nächsten Moment zerstört wie ein Traum und äußerst unbeständig wie der Kreis, den ein brennendes Holzscheit beschreibt (Alata Chakra). Ein einziges Bewußtsein erscheint als viele. Die dreifache Unterscheidung zwischen Wachen, Traum und Tiefschlaf, die von der Verwandlung der Gunas verursacht wird, ist Maya.

„Ziehe deine Sinne von diesem Objekt Welt zurück. Gib alle Wünsche auf. Sei still und bleibe ruhig, aufgelöst in der Wonne deines Selbst. Schweige und sei frei von Handlungen. Wenn das Universum jemals erfahren wird, wenn es manchmal doch auftaucht, wenn du zu manchen Zeiten die Erfahrung des Objekts im täglichen Leben hast, um das Lebensnotwendige zu beschaffen, wird es keine Täuschung in dir verursachen, da du es einst als unwirklich verworfen hast, und wird bis zum Abfallen des Körpers nur als eine Erinnerung in dir weiterbestehen.“

Die Methode der Meditation im elften Skanda

Der Herr sprach: „Man sitze auf einem flachen Sitz mit aufrechtem Körper in einer bequemen Stellung, lege die Hände in den Schoß, richte beide Augen fest auf die Nasenspitze und reinige so den Weg des Pranas mittels Einatmung (Puraka), Anhalten (Kumbhaka) und Ausatmung (Rechaka) und übe auch langsam in die andere Richtung, wobei die Sinne unter Kontrolle gehalten werden.

Om steigt mit dem Klang einer Glocke vom Muladhara nach oben. Man führe durch Pranayama die heilige Silbe ›Om‹, die ununterbrochen ist wie eine Lotusfaser, durch das Herz nach oben, bringe sie zum Klingen wie eine Glocke und füge sie wieder dem Vokal hinzu.

So übe man das Pranayama begleitet von Om zehnmal, dreimal täglich. Man wiederhole Om geistig ununterbrochen während der Ein- und Ausatmung. Innerhalb eines Monats sollte man in der Lage sein, das Prana zu kontrollieren. Im Innern des Körpers ist der Herzlotus mit dem Stiel nach oben und der Blüte nach unten, abwärts gerichtet mit acht Blütenblättern und der Fruchthülle. Er ist auch geschlossen. Meditiere über ihn als nach oben gerichtet und voll erblüht. Beim Fruchtknoten denke an die Sonne, den Mond und das Feuer, eines im anderen. Meditiere über die folgende Form von mir innerhalb des Feuers, was gut und für die Meditation sehr günstig und erfolgversprechend ist.

Meine Form - symmetrisch, gütig, sanft mit vier langen schönen Armen, gut entwickeltem schönen Hals, schönen Wangen und anmutigem Lächeln.

Mit Makara Kundalas, glitzernden Ohrringen, die die symmetrischen Ohren schmücken, in Goldgewänder gekleidet, von dunkler Gesichtsfarbe wie eine Wolke, mit dem prächtigen Srivatsazeichen und Lakshmi auf der Brust.

Geschmückt mit dem Muschelhorn, dem Diskus, der Keule, dem Lotus und einer Girlande aus wilden Blumen (Vanamala), die Füße geschmückt mit klingenden Fußringen und die Brust strahlend vom Glanz des Kaustubha Juwels.
Geschmückt mit einer Brillantkrone, Armbändern und einem Taillenband, wunderschön in jedem Detail, das Herz fesselnd, mit Gesicht und Augen, die voller Wohlwollen und sehr sanft sind, auf diese Form, wie sie hier beschrieben ist, meditiere und halte den Geist beständig. Konzentriere den Geist auf alle Einzelheiten.

Ziehe die Sinne mit starkem Geist von ihren Objekten mit Hilfe des Wagenlenkers Verstand als Führer ab und richte den Geist auf Meinen ganzen Körper. Dann konzentriere dich nur auf einen Teil, auf mein lächelndes Gesicht. Meditiere über nichts anderes. Dann ziehe den Geist vom Gesicht ab und halte ihn fest auf Akasa, die höchste Ursache. Gib auch das auf. Ruhe in Mir als reines Brahman ohne Eigenschaften. Denke an gar nichts. Lasse Triputi, den Meditierenden, das Objekt der Meditation und die Meditation verschwinden. Lasse sie eins werden. Vergiß den dreifachen Unterschied. Das ist das höchste Nirvikalpa Samadhi.“

Vishnupurana: Sadhana zur Befreiung

Ribhu sagte: „Daher, Oh König Nidagha, der du mit der Pflicht vertraut bist, betrachte dich als eins mit allen Wesen und sieh Freunde und Feinde gleich an. So wie derselbe Himmel weiß oder blau erscheint, so erscheint die Seele, die in Wirklichkeit eins ist, der irrigen Sicht als verschieden. Das, was im Universum existiert, ist Achyuta. Es gibt nichts von Ihm Getrenntes. Er ist ich: Er ist du: Er ist alles. Dieses Universum ist Seine Form. Gib daher deine falschen Vorstellungen auf.“

Der Brahmane sprach: „Das große Ziel des Lebens muß von weisen Menschen als ewig betrachtet werden, und es wäre vergänglich, wenn es durch vergängliche Dinge vollbracht würde.....Die Seele, die in ihrer Essenz eins ist im eigenen und in allen anderen Körpern, ist die wahre Weisheit eines Menschen, der die Einheit und die wahren Prinzipien der Dinge kennt. So wie die Luft, die sich über die ganze Welt ausbreitet, als Noten der Tonleiter unterschieden wird und durch die Löcher einer Flöte geht, so ist auch die (Wahrheit) Natur der großen Seele eins, obwohl sie verschiedene Formen als Folgen der Früchte der Handlungen annimmt. Wenn der Unterschied zu den einzelnen Formen, wie auch von Gott und Mensch, zerstört ist, hört die Unterscheidung der Dinge auf.“

Kesidhwaja sprach: „Die Eigenschaften von Schmerz, Unwissenheit und Unreinheit gehören der Natur an und nicht der Seele. Oh Muni, es gibt keine Verwandtschaft zwischen Feuer und Wasser, wenn letzteres jedoch in einem Kessel über ersteres gestellt wird, sprudelt und kocht es und zeigt die Eigenschaften des Feuers. Genauso, wenn die Seele mit Prakriti in Verbindung tritt, wird sie verunreinigt von Egoismus und anderen derartigen selbsttäuschenden Kräften und nimmt die Eigenschaften der grobstofflichen Natur an, obwohl sie sich im wesentlichen von ihnen unterscheidet. So beschaffen ist der Same der Unwissenheit, wie ich es dir erklärt habe: es gibt nur ein Heilmittel für weltliche Leiden - die Praxis der Hingabe; kein anderes ist bekannt.

Ein Mensch, der zu unterscheidendem Wissen befähigt ist, muß seinen Geist von allen Sinnesobjekten zurückziehen und damit auf das erhabene Wesen meditieren, das mit dem Selbst im Innern identisch ist, um Befreiung zu erlangen. Denn diese höchste Seele zieht den, der über sie meditiert und von gleichem Wesen ist, an, so wie der Magnet das Eisen anzieht, durch die Wirkung, die ihm und seinen Produkten gemeinsam ist.

„Kontemplative Hingabe ist die Einheit mit Brahman, die durch den Geisteszustand bewirkt wird, der durch Übungen, welche die Selbstbeherrschung vervollkommnen, Vollendung erlangte; und der Mensch, dessen kontemplative Hingabe durch die Eigenschaft solch absoluter Vollendung gekennzeichnet ist, ist in der Wahrheit und kann erwarten, in der Welt des Wahrnehmbaren ein begrenztes Leben zu haben.

„Ein Mensch, der seinen Geist in einen angemessenen Zustand zur Ausführung frommer Betrachtung zu bringen gedenkt, muß frei sein von Wünschen und unerschütterliche Enthaltsamkeit, Mitgefühl, Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit üben.

Er muß seinen Geist auf das höchste Brahman richten, heilige Schriften studieren und Reinigung, Zufriedenheit, Buße und Selbstbeherrschung üben. Diese Übungen schenken reichen Ertrag, und wenn sie nicht vom Wunsch nach Weltlichem und Vergänglichem motiviert sind, sondern von Liebe zu höchster Befreiung inspiriert werden, führen sie zu höchster Glückseligkeit.“

Sadhana im Garuda Purana

Die sechzehnte Adhyaya des Garuda Purana gibt eine Darstellung des Gesetzes zur Befreiung. Leidenschaftslos unterzieht es den Bereich menschlichen Lebens einer gründlichen Prüfung, berichtet von den Begrenzungen und Mängeln eines schönen Lebens und betont die Verwirklichung des göttlichen Selbst. Da es schwierig ist, Verhaftung stets zu vermeiden, pflege man die Freundschaft mit Edlen, Großen und Guten. Es gibt keine Befreiung durch vorgetäuschte Zeremonien, und auch nicht durch das bloße Studium der Veden und das Lesen der Sastras; Befreiung wird durch wahre Erkenntnis erlangt. Zwei Ausdrücke stehen für Bindung und Befreiung: ›Mein‹ und ›Nicht mein‹. Der Mensch, der ›Mein‹ sagt, ist gebunden; der, der ›Nicht mein‹ sagt, ist verwirklicht. Das ist das Karma, das nicht bindet; das ist Wissen, das Befreiung gibt; andere Karmas verursachen Sorge, anderes Wissen ist bloß geschicktes Mogeln. Mit dem Schwert der Verhaftungslosigkeit durchtrenne die mit dem Körper verbundenen Wünsche. Übe geistige Konzentration auf das dreifach reine Wort Om. Mit kontrolliertem Atem und beherrschtem Geist kontempliere über Om. Wenn die Wünsche überwunden sind, es keine Bindung, keinen Stolz und keine Täuschung gibt, und wenn die Übel der Nichtunterscheidung überwunden sind, lebe im höchsten Selbst. Innerlich ruhig, mit voller Einsicht und frei von Gedanken an das andere verehre allein das Göttliche.

Sadhana der Yogavasishtha

Die praktischen Hinweise hinsichtlich Sadhana, wie sie in der Yogavasishtha dargestellt sind, sind einzigartig. Selbst die allerweltlichsten Menschen werden leidenschaftslos und erlangen durch das Studium dieses Buches geistigen Frieden, Trost und Linderung.

Die Menschen, deren Geist von dieser Welt abgewandt ist, die den Objekten dieser Welt gegenüber gleichgültig geworden sind und die tatsächlich nach Befreiung dürsten, werden wirklichen Nutzen aus dem Studium dieses kostbaren Buches ziehen. Sie werden in diesem Buch ein riesiges Lager an Wissen und praktischen spirituellen Anweisungen vorfinden, die sie im täglichen Leben führen. Die Yogavasishtha formuliert zuerst eine Lehre in ihren verschiedenen Aspekten und macht sie dann durch interessante Geschichten sehr einleuchtend. Sie ist ein Buch zum ständigen Studium. Es muß so oft wie möglich gelesen und wieder gelesen und studiert und wieder studiert werden.

Die Yogavasishtha spricht darüber, wie die Vereinigung von individueller und höchster Seele inmitten aller Prüfungen und Tests des Lebens erfolgen kann. Sie beschreibt verschiedene Wege zur Vereinigung von Jivatman und Paramatman.

Die Natur von Brahman, Sat, und die Methoden, um Selbstverwirklichung zu erlangen, werden in diesem Werk lebendig beschrieben. Es ist das inspirierendste Buch. Jeder Vedanta Schüler liest ständig in diesem Buch. Es ist ein dauernder Begleiter des Schülers auf dem Wege des Jnana Yoga. Es ist kein Prakriya Grantha. Es handelt nicht von den Prakriyas, den Kategorien der Vedanta. Nur fortgeschrittene Schüler können dieses Buch für ihr Studium verwenden. Suchende sollten zuerst Atma Bodha, Tattva Bodha, Atmanatma Viveka von Sri Sankara

Moksha, so sagt die Yogavasishtha, ist das Erlangen der Essenz der Seligkeit von Brahman durch Selbsterkenntnis. Moksha ist Freiheit von Geburt und Tod; es ist der makellose und unzerstörbare Sitz Brahmans, in welchem es weder Sankalpas noch Vasanas gibt. Der Geist erlangt hier seine Ruhe. Die Summe aller Freuden der ganzen Welt ist nur ein Tropfen im Vergleich zur Wonne von Moksha. Das, was Moksha genannt wird, gibt es weder in Devaloka noch in Patala noch auf der Erde. Wenn alle Wünsche zerstört sind, ist einzig das Verlöschen des sich ausdehnenden Geistes Moksha. Moksha hat in sich weder Raum noch Zeit; es gibt darin auch keinen innerlichen oder äußerlichen Zustand. Wenn der trügerische Gedanke von ›Ich‹, Ahamkara, zerfällt, ist das das Ende der Gedanken, welche Maya sind, Moksha. Sankalpa ist nur Samsara, seine Vernichtung ist Moksha. Nur Sankalpa, das über die Wiederauferstehung hinaus vernichtet wurde, stellt den Sitz des makellosen Brahman, Moksha, dar. Moksha ist Freiheit von allen Arten von Schmerz und die Erlangung höchster Wonne (Sarva-duhkha Nivritti und Paramananda Prapti). Duhkha bedeutet Schmerz oder Leiden. Geburt und Tod erzeugen die größten Schmerzen. Freiheit von Geburten und Toden ist Freiheit von jeglichem Schmerz. Brahma Jnana, Selbsterkenntnis allein bringt Moksha. Durch das Nichtvorhandensein des Wunsches nach Objekten wird die Ruhe im Geist Moksha erzeugen.

Die Yogavasishtha sagt, daß diese Welt der Erfahrung mit verschiedenen Objekten, Zeit, Raum und Gesetzen eine Schöpfung des Geistes ist, d.h. eine Idee, Kalpana. So wie der Geist im Traum Dinge schafft, so schafft der Geist auch alles im Wachzustand. Die Ausdehnung des Geistes ist Sankalpa. Sankalpa schafft durch seine Kraft der Differenzierung dieses Universum. Zeit und Raum sind nur geistige Schöpfungen. Durch das Spiel des Geistes mit Dingen erscheint Nähe wie eine große Entfernung und umgekehrt. Durch die Kraft des Geistes erscheint ein Kalpa als ein Augenblick und umgekehrt. Etwas, was im Wachzustand als ein Moment erfahren wird, erscheint im Traum vielleicht als Jahre. Der Geist kann für eine kurze Entfernung die Erfahrung von einer Meile haben, und Meilen können als eine kurze Strecke erfahren werden. Der Geist ist nicht etwas anders oder von Brahman Getrenntes. Brahman manifestiert sich als Geist. Der Geist verfügt über schöpferische Kraft. Der Geist ist die Ursache von Bindung und Befreiung.

Wenn man mit den vier Torwächtern, Shanti (Frieden), Vichara (Fragen über Atman), Santosha (Zufriedenheit) und Satsanga (Umgang mit der Weisheit), die an den Toren zu Moksha (Errettung) warten, Freundschaft geschlossen hat, gibt es kein Hindernis zur Erlangung der endgültigen Befreiung. Auch wenn du nur mit einem von ihnen Freundschaft schließt, wird er dich seinen Kollegen vorstellen.

Wenn man Selbsterkenntnis, Brahma Jnana erreicht, wirst man frei von den Fesseln von Geburt und Tod.  Alle Zweifel verschwinden und alle Karmas vergehen. Nur durch eigenes Bemühen kann der ewige höchst wonnevolle Sitz Brahmans erreicht werden.

Der Mörder des Atman ist der Geist. Die Form des Geistes sind einzig und allein Sankalpas. Die wahre Natur des Geistes sind die Vasanas. Nur die Handlungen des Geistes werden tatsächlich als Karmas oder Handlungen bezeichnet. Das Universum ist nichts anderes als der Geist, der sich als solcher durch die Macht von Brahman manifestiert. Wenn der Geist über den Körper kontempliert, wird er selbst zum Körper, verstrickt sich darin und wird von ihm gequält.

Der Geist manifestiert sich als Außenwelt in der Form von Schmerzen und Freuden. Subjektiv ist der Geist Bewußtsein. Objektiv ist er das Universum. Der Geist erlangt durch seinen Feind Unterscheidung den Ruhezustand Para Brahman. Die wahre Wonne ist jene, die entsteht, wenn der Geist, der durch das ewige Jnana aller Wünsche entledigt ist, seine subtile Form zerstört.

Die Sankalpas und die Vasanas (subtilen Wünsche), die du erzeugst, umgarnen dich wie mit einem Netz. Einzig und allein Para Brahmans eigenes Licht ist, und es erscheint als der Geist oder als dieses Universum.

Der Mensch, der keine Fragen über den Atman stellt, sieht die Welt, die einzig und allein von der Natur von Sankalpa ist, als wirklich. Nichts anderes als die Ausdehnung des Geistes ist Sankalpa. Sankalpa schafft durch seine Kraft der Differenzierung dieses Universum. Nur das Verlöschen von Sankalpa ist Moksha.

Der Feind von Atman ist nur dieser unreine Geist, der mit einem Übermaß an Täuschung und Heerscharen weltlicher Gedanken gefüllt ist. Es gibt auf dieser Erde kein anderes Schiff, um den Ozean der Wiedergeburt zu befahren als die Herrschaft über den gegnerischen Geist.

Der ursprüngliche Keim des schmerzlichen Ahamkara mit seinem empfindlichen Stiel von Wiedergeburten verzweigt sich sehr weit, überall hin mit seinen langen Ästen von ›Mein‹ und ›Dein‹ und trägt seine unreifen Früchte von Tod, Krankheit, Alter, Schmerz und Sorge. Dieser Baum kann allein durch das Feuer von Jnana entwurzelt werden.

Alles Sichtbare, das durch die Sinne wahrgenommen wird, ist unwirklich, aber das Wirkliche ist Para Brahman, die höchste Seele.

Wenn alle zauberhaft aussehenden Dinge zu Augenentzündungen führen und das genaue Gegenteil der früheren Gefühle bringen, ist der Geist gestört. Aller Besitz ist nutzlos. Jeder Reichtum bringt Gefahr. Wunschlosigkeit führt zur ewigen wonnevollen Bleibe.

Zerstöre Vasanas und Sankalpas. Töte den Egoismus. Lösche diesen Geist aus. Statte dich mit den vier Mitteln aus. Meditiere über das reine, unsterbliche, alldurchdringende Selbst, den Atman. Erlange Selbsterkenntnis und erreiche Unsterblichkeit, immerwährenden Frieden, ewige Wonne, Freiheit und Vollkommenheit.

Die Yogavasishtha beschreibt drei Arten von Sadhana; 1) Die Kontrolle des Pranas durch die Praxis von Pranayama und das Hochführen der Kundalinikraft durch die einzelnen Chakras im Körper. 2) Die Kontrolle des Geistes durch die Praxis der Selbstanalyse, das Ausmerzen von Lastern, Leidenschaftslosigkeit gegenüber weltlichen Dingen, Verhaftungslosigkeit, Zerstören der Vasanas, Überwinden von Ichdenken und Reflexion über den Traumcharakter dieser Welt. 3) Meditation über Brahman durch Reflexion über die einzigartige Natur des Atman (Kevalabhava), die Immanenz des Atmans im Prozeß der Wahrnehmung (Drashtri-darsana-sambandha) und die Praxis der Gegenwart Brahmans in allem (Brahmabhyasa).