Sadhana

Arten von Sadhana


Vierfaches Sadhana

Das vierfache Sadhana des Schülers auf dem Jnana Yoga Pfad besteht aus Viveka, Vairagya, Shad Samapt, den sechsfachen Tugenden, und Mumukshutwa, dem starken Sehnen nach Befreiung.

Viveka dämmert in einem Menschen, durch die Gnade Gottes, der in seinem früheren Leben gute Taten begangen hat, wie zum Beispiel dem Herrn ohne Erwartung von Früchten und ohne jeden Egoismus zu opfern. Viveka ist die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen, dem Beständigen und dem Nichtbeständigen, Atma und Anatma.

Zuerst muß Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, und Vairagya, Leidenschaftslosigkeit gegenüber dem Genuß von Objekten jetzt und später entwickelt werden. Nur dann wird die Praxis von Shama Erfolg haben. Nur aus Viveka entstandenes Vairagya ist dauerhaft. Nur solches Vairagya ist für spirituelle Praktiken nützlich. Karana Vairagya durch den Verlust des Eigentums oder den Tod von Frau oder Kind hat nur begrenzten Bestand. Es ist nicht nutzbringend. Es verflüchtigt sich wie Ammoniak.

Shama ist Gelassenheit des Geistes, die durch das beständige Ausrotten von Vasanas und Wünschen entsteht. Immer wenn Wünsche im Geist auftauchen, versuche, sie nicht zu erfüllen. Weise sie ab durch Unterscheidung, richtiges Fragen und Leidenschaftslosigkeit. Du wirst durch beständiges Üben Gemütsruhe und geistige Kraft erlangen. Der Geist wird ausgedünnt. Der Geist wird direkt davon abgehalten zu wandern. Seine nach außen gerichteten Tendenzen werden im Zaum gehalten. Wenn Wünsche ausgerottet werden, sterben auch die Gedanken von selbst ab. Der Geist wird von den mannigfaltigen Sinnesobjekten gelöst, indem man dauernd ihre Mängel betrachtet und auf Brahman fixiert bleibt. In der Praxis von Shama werden auch die fünf Jnana Indriyas, die Wahrnehmungsorgane, nämlich Ohr, Haut, Auge, Zunge und Nase, beherrscht.

Dama ist die Kontrolle der äußeren Organe, der fünf Handlungsorgane oder Karma Indriyas, nämlich Sprechorgan, Hände, Füße, Genitalien und Anus - die äußeren Instrumente. Die Organe werden zurückgezogen und in ihren jeweiligen Zentren fixiert.

Die Augen laufen nach außen, um etwas Schönes zu sehen. Wenn die Augen sofort von diesem Objekt abgezogen werden,  ist das Dama. Ebenso müssen die anderen Indriyas durch die Praxis von Dama in Schranken gehalten werden.

Manche Menschen sagen: „Die Praxis von Dama ist nicht notwendig. Es ist in Shama enthalten. Die Indriyas können nicht unabhängig arbeiten. Sie können nur gemeinsam mit dem Geist arbeiten. Wenn der Geist kontrolliert wird, kommen die Indriyas automatisch unter Kontrolle.“

Der Geist kann sehr leicht unter Kontrolle gebracht werden, wenn auch Dama praktiziert wird. Es ist ein doppelter Angriff auf den Feind, von innen und von außen. Er wird auf diese Weise rasch zerschmettert und bezwungen. Wenn Vorder- und Hintertür gleichzeitig geschlossen werden, ist der Feind ohne größere Schwierigkeiten gefangen. Er kann nach keiner Seite entwischen. Durch die Praxis von Dama wird weder den Indriyas noch dem Geist gestattet, mit den Objekten in Kontakt zu kommen. Dem Geist wird nicht gestattet, durch das äußere Instrument, das Auge, zur Annahme der Form des Objekts zu gelangen. Bei Anfängern bleibt der Geist nie in sich selbst konzentriert, trotz der rigorosen Praxis von Shama. Er versucht, nach außen zu laufen zu äußeren Objekten. Wenn gleichzeitig Dama geübt wird, ist das enorm hilfreich, um den Geist wirksam einzudämmen.

Wenn einem ungezogenen Kind die Hände gebunden werden, wird es versuchen, mit den Füßen Unfug zu machen. Wenn auch die Füße gebunden sind, ist es ruhig. Shama entspricht dem Fesseln der Hände, Dama dem Fesseln der Füße. Deshalb ist auch die Praxis von Dama notwendig.

Dama ist die Praxis eines Jnana Yoga Schülers. Pratyahara entspricht der Praxis von Dama. Pratyahara ist die Praxis des RajaYogis. Beim ersten folgt es der Praxis von Shama; bei letzterem folgt es der Praxis von Pranayama. Im ersten Fall werden die Indriyas durch Beruhigung oder Reduktion des Geistes zurückgezogen; in letzterem Fall werden die Indriyas durch Reduktion des Pranas zurückgezogen. Die Indriyas können durch den Vorgang des doppelten Abziehens, durch das gleichzeitige Abziehen von Geist und Prana, wirkungsvoller abgezogen werden. Der Geist bewegt die Indriyas. Das Prana belebt sie, gibt ihnen Energie und lädt sie auf. Shama und Dama sind gänzlich Raja Yoga Praktiken.

Nun kommen wir zur Praxis von Uparati. Manche definieren Uparati als Verzicht auf jegliches Wirken und das Nehmen von Sannyas. Uparati folgt auf die Praxis von Shama und Dama. Uparati bedeutet, sich zurückziehen. Es besteht darin, daß die Geistfunktionen durch Zuhilfenahme äußerer Objekte aufhören, tätig zu sein. Uparati ist äußerste Enthaltung. Es ist das Abwenden des Geistes von Genußgegenständen.

Der Geist des Schülers, der in Uparati gefestigt ist, wird nie auch nur im geringsten in Aufruhr geraten, wenn er etwas Schönes sieht. Es gibt keine Anziehung. Er hat dasselbe Gefühl, wenn er eine Frau sieht, wie wenn er einen Baum oder ein Stück Holz betrachtet. Wenn er köstliche Früchte oder schmackhafte Gerichte sieht, wird er nicht davon in Versuchung geführt. Er hat kein Verlangen nach einem speziellen Ding oder einer speziellen Speise. Er sagt nie: „Ich möchte mein Essen so oder so zubereitet haben.“ Er wird mit allem zufrieden sein, was ihm vorgesetzt wird. Das ist auf die Geisteskraft zurückzuführen, die er durch die Praxis von Viveka, Vairagya, Shama und Dama entwickelt hat. Darüber hinaus erfährt der Geist durch die genannten Übungen eine herrliche Ruhe und transzendentale spirituelle Wonne. Er legt keinen Wert auf diese kleinen illusorischen Freuden. Wenn man Kandiszucker hat, will der Geist keinen braunen Zucker. Man kann den Geist von Objekten, an denen er hängt, abziehen, indem er darin geschult wird, eine höhere Art von Wonne zu kosten. Wenn man einem Stier oder einer Kuh Baumwollsamenextrakt gibt, werden sie nicht zu trockenem Gras oder Heu laufen. Der Geist ist wie ein Stier.

Wer Brahmacharya übt, muß mit den Techniken von Shama, Dama und Uparati vollkommen vertraut sein. Nur dann wird er in der Praxis der geschlechtlichen Enthaltsamkeit fest werden.

Titiksha ist Duldungskraft. Ein Titikshu kann Leiden, Beleidigung, Hitze und Kälte ertragen. Er kümmert sich nicht darum, sie zu beheben. Er ist angstfrei. Er klagt nicht darüber.

Sraddha ist unerschütterlicher Glaube an die Existenz von Brahman, an die Lehren von Guru und Schriften, sowie Glaube an sich selbst. Wenn jemand diese Eigenschaften besitzt, bekommt er Einpünktigkeit des Geistes und ein glühendes Verlangen nach Befreiung. Der Geist wird sich auf natürliche Weise nach innen wenden. Nun muß sich der Schüler zu einem Brahmasroti begeben, einem Brahmanishtha Guru, die Srutis hören und ständig über die Bedeutung des ›Tattwam asi‹ Mahavakya nachdenken und darüber meditieren. Er wird Selbstverwirklichung, Atma-Sakshatkara, erreichen.

Wenn man Viveka besitzt, kommt Vairagya ganz von selbst. Wenn man Viveka und Vairagya besitzt, entsteht Shama von selbst. Wenn man über Viveka, Vairagya und Shama verfügt, kommt Dama von selbst. Wenn man Shama und Dama besitzt, kommt Uparati von selbst. Wenn man alle diese Voraussetzungen hat, kommen Titiksha, Sraddha und Samadhana, Einpünktigkeit, von selbst.

Wenn man Viveka, Vairagya, Shama, Dama, Uparati und Titiksha besitzt, wird sich Mumukshutwa, das brennende Verlangen nach Selbstverwirklichung, von selbst manifestieren.

Sogar bei einem Jivanmukta, einem befreiten Weisen, wenden sich die Augen den verschiedenen Objekten zu - durch die Macht der Gewohnheit. Aber er kann sie vollkommen zurückziehen und zu leeren Höhlen machen, wenn er es will. Wenn er eine Frau sieht, sieht er sie nicht außerhalb von sich. Er sieht die ganze Welt in sich. Er fühlt, daß die Frau er selbst ist. Er hat keine sexuellen Vorstellungen. Er hat keine schlechten Gedanken im Geist. Er fühlt sich von ihr nicht sexuell angezogen. Ein weltlicher Mensch hingegen, sieht die Frau außerhalb von sich selbst; er hat sinnliche Gedanken. Er hat keinen Gedanken an das Selbst. Er fühlt sich von ihr angezogen. Das ist der Unterschied zwischen der Sicht eines Jnani und eines weltlichen Menschen. Es ist nichts Schlechtes dabei, die Frau anzusehen, aber es darf dabei keine schlechten Gedanken geben. Fühle, daß Frauen eine Manifestation von Mutter Kali sind. Fühle, daß die Schönheit der Frauen die Schönheit des Herrn ist. Fühle, daß alle Formen Bilder des Herrn sind. Dein Geist wird sofort erhoben sein.

Manche Schüler fragen: „Sollen wir Viveka, Vairagya, usw. der Reihe nach üben, eines nach dem anderen, nachdem jedes Anga beherrscht wurde, oder sollen alle Angas gleichzeitig praktiziert werden? Wenn wir eines nach dem anderen üben, werden wir vielleicht nicht in der Lage sein, in diesem Leben ein oder zwei Angas zu meistern. Es bedarf vielleicht mehrerer Geburten bis zur vollkommenen Beherrschung aller Angas. Das Leben ist sehr kurz. Was sollen wir tun?“ Das hängt von Temperament, Geschmack und Möglichkeiten des Schülers ab. Manche wollen jede Phase vollkommen beherrschen und dann zur nächsten fortschreiten. Manche üben gerne alle Glieder gleichzeitig. Konzentriere den Geist sechs Monate lang auf die Pflege von Viveka, Vairagya und Shama. Die nächsten sechs Monate versuche, Sraddha, Samadhana und Mumukshutva zu erwerben. Widme mehr Zeit der Pflege der Tugend, an der es dir ernstlich mangelt. Wenn dein Bemühen ernsthaft und aufrichtig ist, kannst du die vier Mittel entwickeln und noch in diesem Leben Selbstverwirklichung erreichen.

Ein anderer Vedanta Schüler sagt: „Swamiji - es ist nicht notwendig, diese vier Mittel der Befreiung - Vairagya, Viveka, etc. zu erlangen. Es ist ein langer, mühsamer Prozeß. Ich werde sie nicht einmal in mehreren Leben erwerben können. Der kürzeste Weg ist, immerzu an Brahman zu denken. Dann werde ich automatisch alle Tugenden erlangen. Dann werde ich tiefe Meditation üben können.“ Er hat recht. Ein erstklassiger Schüler kann diese Methode anwenden, denn er hat die vier Mittel bereits in früheren Leben geübt. Ein mittelmäßiger Schüler wird nicht imstande sein, gleich von Anfang an ständig an Brahman zu denken. Wie kann man an Brahman denken, wenn der Geist voll Unreinheiten ist, wenn der Geist ungestüm ist und die Sinne umherspringen und revoltieren? Absolut unmöglich. Er kann sich hinsetzen, um an das Selbst denken. Er wird Luftschlösser bauen und an anders denken. Er wird sich törichterweise einbilden, daß er Nirvikalpa Samadhi erreicht hat. Er wird irrtümlich Tiefschlaf für Samadhi halten. Viele werden auf diese Weise irregeführt. Sie machen keinen spirituellen Fortschritt. Sie haben keine Idee von Brahman. Nur ein Geist, der durch Viveka, Vairagya, Shama, Dama, usw. gereinigt ist, kann eine klare Vorstellung von Brahman haben. Vorstellungen von Brahman können sich nicht in einem ruhelosen unreinen Geist niederlassen.

Möget Ihr alle im Ozean der Wonne Brahmans versunken leben, in einem Zustand der Erleuchtung, durch die Praxis von Viveka, Vairagya, Shama, Dama, Uparati, Titiksha, Sraddha und Samadhana!

Das einfache Sadhana

Der Mensch ist eine Mischung aus drei Bestandteilen, dem menschlichen Element, dem animalischen Instinkt und dem göttlichen Funken. Er besitzt einen begrenzten Intellekt, einen sterblichen Körper, ein wenig Wissen und ein wenig Kraft. Das macht ihn als Menschen erkennbar. Lust, Zorn und Haß gehören zu seinem animalischen Wesen. Die Reflexion kosmischer Intelligenz steht hinter seinem Intellekt. Insofern ist er ein Abbild Gottes. Wenn die animalischen Instinkte absterben,  wenn diese Unwissenheit zerstört worden ist, wenn er fähig ist, Beleidigung und Schmach zu ertragen, wird er eins mit dem Göttlichen.

Ein dürstender Suchender ist der, der Selbstverneinung praktiziert. Er versucht immer wieder zu fühlen, daß der Körper nicht ihm gehört. Wenn man ihn schlägt oder ihm Hand oder Kehle durchschneidet, muß er still bleiben. Er  darf kein einziges scharfes Wort sagen, denn der Körper gehört nicht ihm. Er beginnt sein Sadhana „Ich bin nicht der Körper. Ich bin nicht der Geist. Chidanada Rupah Sivoham.“

Ein hartes und unfreundliches Wort wirft einen Menschen aus dem Gleichgewicht. Eine kleine Respektlosigkeit bringt ihn aus der Fassung. Er grübelt und grübelt tagelang. Wie schwach ist er geworden trotz seines aufgeplusterten Intellekts, trotz der hohen Stellung in der Gesellschaft, Dienstgraden, Diplomen und Titeln?

Ertrage Beleidigung. Ertrage Unrecht. Das ist die Essenz allen Sadhanas. Das ist das allerwichtigste Sadhana. Wenn du in diesem einen Sadhana Erfolg hast, kannst du sehr leicht in das unendliche Reich ewiger Wonne eingehen. Nirvikalpa Samadhi wird von selbst kommen. Das ist das allerschwierigste Sadhana; aber es ist leicht für jene, die brennendes Vairagya und Verlangen nach Befreiung haben.

Man muß zum Felsblock werden. Nur dann wird man in diesem Sadhana fest sein. Nichts kann einen berühren. Beschimpfung, Hohn, Spott, Beleidigung und Verfolgung können keinen Einfluß haben.

Denke an das, was Jesus sagte: „Wenn jemand dich auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere hin. Wenn man dir den Mantel nimmt, gib auch dein Hemd.“ Wie erhaben ist diese Lehre. Wenn du das befolgst, wirst du große spirituelle Stärke und Duldungskraft haben. Es wird dich göttlich machen. Es wird auch das Wesen des Angreifers unmittelbar verändern.
Studiere das Leben des Avanti Brahmanen im Bhagavata (Skandha 9). Du wirst Inspiration und Kraft daraus schöpfen.  Leute bespuckten diesen Brahmanen, bewarfen ihn mit Fäkalien, und doch blieb er unerschütterlich. Ein Mohammedaner spuckte 109 mal auf den Heiligen Ekanath, und doch war der Heilige kein bißchen davon berührt. Alle Heiligen und Propheten hatten diese Duldungskraft. Menschen bewarfen den Propheten Mohammed mit Steinen und warfen ihm Eingeweide des Kamels an den Kopf, und doch blieb er kühl und gelassen. Die Juden trieben Dornen in den Körper von Jesus. Er wurde auf verschiedene Weise gemartert. Er ertrug dies alles ruhig und segnete seine Verfolger. Er wurde an das Kreuz geschlagen, und doch sagte er: „Oh Herr! Vergib diesen Menschen. Sie wissen nicht, was sie tun.“ Lies immer wieder die Bergpredigt von Jesus.

Jeder Suchende wird vom Herrn geprüft, und es wird für jeden eine Zeit kommen, da er schlimmste Prüfungen, Ablehnung und Verfolgung ertragen muß. Diese Prüfungen werden ihn wunderbar kräftigen. Der Schüler muß immer darauf vorbereitet sein, all diese Prüfungen und Verfolgungen zu ertragen.

Es müssen wunderbare Geduld und Beständigkeit entwickelt werden. Egoismus, Stolz und Dehaabhimana, die falsche Identifikation mit dem vergänglichen Körper, müssen getötet werden. Nur dann können Beleidigung und Schmach ertragen werden.

Versuche zuerst, die physischen Reaktionen und die Gefühle zu kontrollieren. Sprich nicht darüber. Sprich keine ordinären Worte. Hege keine Rachegedanken. Töte den Geist oder die Haltung der Vergeltung. Prüfe die Impulse der Sprache, Gedanken und Handlungen. Nach und nach wirst du Kontrolle gewinnen. Regelmäßiges Japa, Meditation, Kirtans, Gebete, Fragen, Einsamkeit, Satsang, selbstloses Dienen, Mauna, Asanas, Pranayama ebnen den Weg für die Entwicklung von Willenskraft und geben enorme Kraft, Unrecht und Ungerechtigkeiten zu ertragen.

Das allerwichtigste Sadhana

Zuviel Salz, zuviel Chillies und zuviel Tamarind machen impulsiv und verursachen Zorn. Gib daher diese drei Dinge sehr schnell auf, oder nimm nur sehr sehr wenig.

Sprich wenig. Sprich immer sanft. Sprich keine derben oder gemeinen Worte. Diszipliniere immer wieder das Sprechorgan, bleibe ruhig, wenn andere dich beleidigen.

Analysiere. Eine Beleidigung ist nichts. Es ist nicht mehr als eine Gaukelei von Worten, Sabda Jaalam. Wer beleidigt, verschwendet seine Energie und verdirbt seine Zunge und seinen Charakter.

Der Geist übertreibt Dinge. Die Einbildung beunruhigt dich; du bildest dir einfach ein, daß Herr X dir zu schaden versucht. In Wirklichkeit ist Herr X unschuldig. Er ist dein Freund und dir wohlgesonnen. Der Geist richtet durch Übertreibung und falsche Vorstellungen Unheil an.

Die Schwiegermutter denkt irrtümlich, daß die Schwiegertochter sie schlecht behandelt. Die Schwiegertochter stellt sich fälschlicherweise vor, daß die Schwiegermutter sie sehr schlecht behandelt. So gehen die Streitereien in jedem Haus täglich weiter. Der Verwalter bildet sich fälschlicherweise ein, daß der Besitzer ihn schlecht behandelt. Der Angestellte bildet sich fälschlicherweise ein, daß der Bürovorsteher ihn nicht gut behandelt und hegt also Abneigung gegen seinen Vorgesetzten. Die Gaukelei der Maya. Das alles ist ein Trick des Geistes.  Hüte dich, lerne die Methoden des Geistes und werde weise. Lerne zu unterscheiden. Lerne, selbstlos zu dienen.

Bilde keine Parteien. Schließe dich keinen Parteien an. Sei neutral.  Bleibe für dich. Suche die Gesellschaft von Heiligen und Weisen; und mit dem Innewohnenden durch Gebet, Japa und Meditation.

Segne den Menschen, der dich verflucht. Bete für den Menschen, der versucht, dich zu verletzen und zu verfolgen. Diene dem Menschen, der schlecht von dir spricht. Liebe den Menschen, der dich beleidigen will. Umarme alle. Diene allen. Liebe alle. Entwickle Atme Brav, Narayana Bhav. Die beiden Ströme von Raga und Dvesha werden von selbst vergehen.
Verzichte auf Respekt und Ehrerbietungen. Behandle sie wie Dung oder Gift. Sieh Respektlosigkeit und Schande als Zierde. Erwarte keine hohen Sitze und freundlichen Worte. Sitze nicht auf blumig gepolsterten Sitzen. Sitze auf dem Boden. Gouranga saß da, wo die Schuhe waren. Sei demütig und verrichte die Arbeiten, die weltliche Menschen als niedrig erachten, die aber tatsächlich für den Wissenden und den Weisen Gottesdienst und Yogaaktivitäten sind. Beim letzten Abendmahl öffnete Jesus die Schuhriemen und wusch die Füße seiner Schüler. Sri Krishna, der Herr der drei Welten, wusch die Füße von Gästen und Priestern bei Yudhishthiras Rajasuya Yajna. Denke immer an diese beiden Begebenheiten. Das wird dich demütig machen.

Beobachte täglich deinen Geist und deine Gefühle. Sei wachsam. Entwickle nach und nach Geduld. Wachse. Entwickle dich. Werde weit. Werde so stark wie der Avanti Brahmane, Eknath und Jesus und bleibe friedvoll.

Möge der Herr dir die innere spirituelle Kraft geben, um Unrecht und Ungerechtigkeit zu ertragen. Mögest du ein Jivanmukta werden.

Das dynamische Sadhana

Der Schleier der Unwissenheit ließ dich deine wahre eigentliche Natur vergessen, den Zustand von Sat-Chit-Ananda. Es ist keineswegs notwendig für dich, der Welt zu entsagen und in eine Höhle im Himalaya zu eilen, um deine verlorene Göttlichkeit wiederzuerlangen. Hier ist ein einfaches Sadhana, durch welches sicher Gottbewußtsein erlangt werden kann, während man in der Welt lebt, inmitten vielfältiger Aktivitäten.

Ein eigener Meditationsraum oder eine festgesetzte Zeit für die Meditation sind nicht unbedingt notwendig. Schließe die Augen für ein, zwei Minuten alle zwei Stunden einmal, und denke an Gott und seine verschiedenen Eigenschaften wie Barmherzigkeit, Liebe, Freude, Weisheit, Reinheit, Vollendung und so weiter, während der Arbeit, und wiederhole geistig: „Hari Om“ oder „Sri Ram“ oder „Ram Ram“ oder ein anderes Mantra je nach Geschmack.

Das sollte auch in der Nacht geschehen, immer wenn man vielleicht aufstehen und die Toilette aufsuchen muß, oder bei jeder anderen Gelegenheit. Auch wenn man nicht die Gewohnheit hat, vom Schlaf aufzustehen, sollte man es wenigstens gelegentlich praktizieren, wenn man die Position im Schlaf leicht verändert. Diese Art von Gewohnheit wird nur durch wiederholtes Üben erreicht.

Fühle die ganze Zeit, daß der Körper ein sich bewegender Tempel Gottes ist, Büro oder Geschäftshaus ein großer Tempel oder Vrindavan, und alle Tätigkeiten wie gehen, essen, atmen, sehen, hören, lesen, usw. Opferhandlungen für den Herrn. Arbeit ist Gottesdienst. Arbeit ist Meditation, wenn sie im richtigen Geist getan wird.

Arbeite um des Arbeitens willen, ohne jede Absicht, ohne den Gedanken, der Ausführende zu sein: (ich bin der, der handelt, ich bin der, der es erlebt) und ohne jede Erwartung von Früchten. Fühle, daß du ein Werkzeug in den Händen Gottes bist, und daß Er durch deine Sinnesorgane wirkt. Fühle auch, daß diese Welt eine Manifestation des Herrn ist, Visva Vrindavan, und daß deine Kinder, deine Frau, dein Vater, deine Mutter und andere Verwandte Abbilder von Kindern des Herrn sind. Sieh Gott in jedem Gesicht und in jedem Objekt. Wenn du diesen veränderten Blickwinkel, das göttliche Bhava, durch fortgesetzte und konstante Praxis entwickelst, werden alle Handlungen zur Puja, zur Verehrung des Herrn werden. Das ist völlig ausreichend. Du wirst bald Gottverwirklichung haben. - Das ist ein dynamischer Yoga. Das ist ein einfaches Sadhana. Dann komme nicht mit der alten lahmen Entschuldigung: „Swamiji, ich habe keine Zeit für spirituelle Praktiken.“ Selbst wenn du diesen dynamischen Yoga nur drei Monate lang übst, wirst du ein vollständig verändertes Wesen sein. Erkenne jetzt sofort deine Identität mit und deine enge Beziehung zu allen Wesen, zu Ameisen und Hunden, Elefanten und Tigern, Muslimen und Hindus, Juden und Christen. Es besteht nur ein gradueller Unterschied in Manifestation und Ausdruck. Alle Formen gehören zu Gott oder Saguna Brahman. Wenn du einen Baum oder Strauch anschaust, einen Sikh oder einen Muslim, bemühe dich, hinter dem Schleier der Form das eigentliche verborgene Bewußtsein wahrzunehmen. Wenn du das eine Zeit lang tust, wirst du unaussprechliche Freude empfinden. Aller Haß wird verschwinden. Du wirst kosmische Liebe, die Einheit des Bewußtseins entwickeln. Das wird eine großartige Erfahrung sein.

Schreibe täglich eine halbe Stunde lang dein Ishta Mantra in ein Notizbuch, wobei du Mauna hältst und nicht nach rechts oder links schaust. Schreibe in Großbuchstaben auf einen Karton oder ein Blatt Papier:

SPRICH DIE WAHRHEIT.
OM REINHEIT.
OM MUT.
ICH MUß GOTT JETZT VERWIRKLICHEN.
ZEIT IST SEHR KOSTBAR.
ICH WILL EIN WAHRER BRAHMACHARI SEIN.
BRAHMACHARYA IST GÖTTLICHES LEBEN.
ICH BIN EINE VERKÖRPERUNG VON MUT,
REINHEIT, BARMHERZIGKEIT, LIEBE UND GEDULD.

Und befestige sie im Schlafzimmer, im Eßzimmer, im Wohnraum und der Veranda. Habe Zettel auch in der Tasche und im Tagebuch. Das ist eine einfache Methode, um tugendhafte göttliche Eigenschaften zu entwickeln.

Hier sind einige Formeln, um bereitwillig und wirksam Selbsthingabe auszuführen. Wiederhole sie geistig mehrere Male täglich mit Bhava: „Oh Herr, ich bin Dein, alles ist Dein, Dein Wille geschehe. Du bist alles. Du tust alles.“ Diese Übung wird sowohl den Gedanken von Ich und mein als auch die Idee, der Handelnde zu sein, beseitigen.

Antaranga Sadhana

Nishkamya Karma Yoga, das Ausführen uneigennütziger Arbeiten, ist Bahiranga Sadhana, das zur Meditation über Aham Brahma Asmi führt.  Karma ist äußerlicher als die vier Mittel zur Errettung, Sadhana Chatushtaya. Die vier Mittel sind äußerlicher als Sravana. Sravana ist äußerlicher als Manana, das Nachdenken über das vom Lehrer oder aus Büchern Gehörte. Manana ist äußerlicher als Nididhyasana. Antaranga Sadhana ist Nididhyasana, die tiefe Meditation über Aham Brahma Asmi und seine Bedeutung.  Im Ashtanga Yoga von Patanjali Maharshi sind auch Bahiranga und Antaranga Sadhana enthalten. Yama, Niyama, Asana, Pranayama und Pratyahara sind das Bahringa Sadhana; Dharana, Dhyana und Samadhi hingegen sind Antaranga Sadhana.

Ethisches Sadhana

Atman, das Selbst, ist eins. Ein gemeinsames Bewußtsein ist in allen Wesen. Alle Jivas sind Reflexionen der einen höchsten Seele, Paramatma. Geradeso wie sich die eine Sonne in allen Wassergefäßen reflektiert, genauso reflektiert sich auch das höchste Wesen in allen menschlichen Existenzen. Das Eine kann nicht viele werden. Das Eine erscheint als viele. Das Eine ist real. Viele ist eine Täuschung. Getrenntsein ist Täuschung. Getrenntsein ist vergänglich. Die Einheit ist real.  Einheit ist ewig.  Ein einziges Leben schwingt in allen Wesen. Das Leben ist dasselbe in Tieren, Vögeln und  menschlichen Wesen.  Existenz ist ihnen gemeinsam. Das sagen die Upanishaden mit Bestimmtheit. Diese grundlegende Wahrheit der Religion ist die Grundlage von Ethik und Sadachara. Wenn man einen anderen Menschen verletzt, verletzt man sich selbst. Wenn man einem anderen Menschen hilft, hilft man sich selbst. Aufgrund von Unwissenheit verletzt ein Mensch den anderen Menschen. Er denkt, daß andere Wesen von ihm getrennt sind. Also nützt er andere aus. Also ist er selbstsüchtig, gierig, stolz und egoistisch.  Wenn man sich wirklich bewußt ist, daß das eine Selbst alle Wesen erfüllt, daß alle Wesen auf dem höchsten Selbst aufgefädelt sind wie eine Perlenreihe auf einer Schnur, wie kann man dann einen anderen Menschen verletzen, wie kann man dann einen anderen Menschen ausnützen?

Wer von uns ist wirklich begierig darauf, die Wahrheit über Gott oder das göttliche Leben zu erfahren? Wir sind eher bereit, uns zu fragen: „Wieviel Geld habe ich auf der Imperial Bank? Wer hat das gegen mich gesagt? Weißt du, wer ich bin? Wie geht es deiner Frau und deinen Kindern?“ und Fragen dieser Art, anstatt: „Wer bin ich? Was ist Samsara? Was ist Sklaverei? Was ist Freiheit? Von wo bin ich gekommen? Wohin werde ich gehen? Wer ist Ishvara? Was sind die Eigenschaften Gottes? In welcher Beziehung stehen wir zu Gott? Wie erreicht man Moksha? Was ist das Svarup von Moksha?“
Der Beginn von Ethik ist die Reflexion über sich selbst, Umgebung und Handlungen. Bevor wir handeln, müssen wir aufhören zu denken. Wenn sich ein Mensch ernsthaft um das kümmert, was er als seine Pflichten erkennt, wird er sich weiter entwickeln, und als Folge davon werden sein Wohlergehen und sein Wohlstand anwachsen. Seine Freuden werden feiner; sein Glück, seine Freuden und seine Entspannungen werden besser und vornehmer sein. Glück ist wie ein Schatten; wenn wir es verfolgen, entflieht es uns; wenn wir uns jedoch nicht darum kümmern und konsequent unsere Pflichten erfüllen, werden die schönsten und edelsten Freuden überall auf dem Weg emporwachsen. Wenn wir ihm nicht besorgt hinterherlaufen, wird das Glück uns folgen.

Das Anwachsen, oder besser die Verfeinerung, von Glück kann jedoch nicht als das letztendliche Ziel der Ethik betrachtet werden, weil Leid und Kummer im selben Maße wachsen, da die Reizbarkeit des Menschen, seine Empfänglichkeit für Leid, mit dem Wachsen der Intelligenz zugleich ansteigt. Die Essenz allen Seins ist Evolution, ein ständiges Erkennen von neuen Idealen.  Deshalb ist die Erhöhung der menschlichen Gefühle, ob sie nun schmerzhaft oder glücklich sind, die Erhöhung der gesamten Existenz des Menschen, seiner Handlungen und seines Strebens. Das gleichbleibende Ziel der Ethik.

Die sokratische Formel: „Tugend ist Erkenntnis“ wird als eine adäquate Erklärung für das moralische Leben des Menschen betrachtet. Das Erkennen dessen, was richtig ist, bedeutet noch nicht, daß es getan wird, denn man kann sehen, daß ein Mensch, der den richtigen Weg kennt, mit Absicht den falschen Weg wählt. Der Wunsch hat die Tendenz, dem Diktat der Vernunft zu widersprechen, und der Wille, der von der Schwierigkeit, zwei so entgegengesetzte Bedürfnisse in Einklang zu bringen, überfordert ist, tendiert dazu, den leichteren Weg einzuschlagen und der Neigung zu folgen anstatt der Stimme der Vernunft, und den Schmerz zu ertragen, einen Wunsch zurückzuweisen. Daher ist eine bloße Anweisung durch die Intelligenz nicht genug, um richtiges Handeln zu garantieren. Daraus folgt die Notwendigkeit, den unehrlichen Willen streng zu bestrafen und in Ordnung zu bringen, um sich seiner Zusammenarbeit mit dem Intellekt zu versichern, das zu billigen, was als richtig bestätigt wird, und seiner Ablehnung, dem Wunsch oder dem irrationalen Element des menschlichen Wesens den Vorzug zu geben, wenn ein derartiger Wunsch dem rationalen Prinzip entgegensteht.

Der reine Intellekt drängt den Menschen dazu, das zu tun, was das Beste ist. Die asurische Natur eines Menschen kämpft und sträubt sich gegen den Menschen. Die Impulse des Menschen, der sich keiner ethischen Disziplin unterzogen hat, laufen seinem Verstand zuwider. Jeder Rat, jeder Tadel und jede Ermahnung und Warnung bezeugen, daß der irrationale Teil dem Verstand unterworfen ist.

Die Grundlage guten Verhaltens ist Selbstvertrauen. Aus diesem Grund haben die großen Gründer und herausragenden Lehrer aller Religionen wiederholt die Notwendigkeit hervorgehoben, eher die Gottheit im Inneren und das Selbstvertrauen als letzte Instanz anzuerkennen als Texte, Menschen oder Gebräuche. Dieses Selbstvertrauen ist die Basis des Verhaltens.

Selbstbeherrschung ist bei dem Menschen am größten, dessen Leben von Idealen und von allgemeinen Prinzipien bestimmt wird.

Das letzte Ziel moralischer Disziplin ist Selbstbeherrschung. Die gesamte Natur des Menschen muß beherrscht werden. Jedes Element erfordert sein spezielles Training. Disziplin harmonisiert die entgegengesetzten Elemente seiner Seele. Selbstbeherrschung ermöglicht es dem Suchenden, die Wahrheit zu erkennen, das Gute zu wünschen und das Rechte zu erringen und so das Wirkliche zu realisieren.

Disziplin ist das Training unserer Fähigkeiten durch Anweisungen und durch Übung, in Übereinstimmung mit einigen festgelegten maßgeblichen Prinzipien. Du muß nicht nur den Verstand disziplinieren sondern auch den Willen und die Emotionen. Ein disziplinierter Mensch kontrolliert seine Handlungen. Er ist nicht länger dem Augenblick ausgeliefert. Er hört auf, Sklave seiner Impulse und Indriyas zu sein. Eine solche Meisterschaft ist nicht das Ergebnis der Bemühungen eines einzigen Tages. Diese Kraft kann durch fortgesetzte Übung und tägliche Selbstdisziplin erworben werden. Man muß lernen, die Forderungen der Impulse zurückzuweisen. Ein selbstbeherrschter Mensch muß dem falschen Handeln widerstehen, zu dem ein weltlicher Mensch äußerst stark getrieben wird.

Mauna Sadhana

Eine didaktische Darstellung von Mauna Sadhana

Mauna ist das Schweigegelübde. Es ist absolut notwendig für ein spirituelles Leben. Sehr viel Energie wird durch unnützes Geschwätz und großspuriges Gerede vergeudet. Alle Energien müssen bewahrt und in Ojas Shakti umgewandelt werden. Das ist hilfreich in der Meditation.

Wenn die Umstände es nicht zulassen, Mauna zu halten, so vermeide strikt langes Reden, großspuriges Reden, weitschweifiges Reden, alles unnötige Reden, alle unnützen Debatten und Diskussionen, usw. und ziehe dich so weit wie möglich von der Gesellschaft zurück. Wenn diese Energie durch Mauna bewahrt wird, wird sie in Ojas Shakti umgewandelt, was von enorm großem Nutzen im Sadhana sein wird. Die Chandogya Upanishad sagt, Sprechen ist Tejomaya. Der grobe Teil des Feuers baut die Knochen auf, der mittlere Teil bildet das Mark; und der feinstoffliche Teil bildet die Sprache. Sprechen ist also eine sehr machtvolle Energie. Denke daran. Denke immer daran.

Halte ein Jahr oder sechs Monate Mauna. Wenn es dir nicht sechs Monate ohne Unterbrechung gelingt, halte das Schweigegelübde wenigstens einen Tag pro Woche, wie es Mahatma Ghandhiji tat. Man muß Inspiration von Mahatmas nehmen.

Wenn die Indriyas schweigen, heißt das Indriya Mauna oder Karana Mauna. Wenn der Körper ruhig und bewegungslos gehalten wird, heißt das Kashita Mauna. In Sushupti (Tiefschlaf) herrscht Sushupti Mauna. Wirkliches Mauna tritt nur ein, wenn es keine Dualität und Trennung gibt, wenn alle geistigen Erscheinungsformen stillstehen. Das ist Maha Mauna. Es ist Para Brahman.

Die Bedeutung von Mauna Sadhana

Fünf Dinge sind unverzichtbar, wenn man ernsthaft Meditation praktizieren und rasch Samadhi oder Selbstverwirklichung erreichen möchte. Sie sind: Mauna, eine leichte Diät oder eine Diät aus Milch und Früchten, Abgeschiedenheit in einer lieblichen Umgebung, persönlicher Kontakt mit einem Lehrer und ein kühler Ort.

Vak-Indriya ist eine starke Waffe der Maya um die Jivas zu täuschen und ihren Geist abzulenken. Streitgespräche, Debatten, usw. treten durch das Spiel oder den Unfug dieses ungestümen Indriyas auf. Wenn man dieses Indriya beherrscht, ist schon der halbe Geist unter Kontrolle.

Das Vak-Indriya ist sehr schädlich und lästig und ungestüm und heftig. Es muß stetig und allmählich kontrolliert werden. Wenn man beginnt, es zu beobachten, wird es versuchen, zurückzuprallen. Es gilt, kühn und entschlossen zu sein.

Lasse nichts aus dem Geist durch das Vak-Indriya (das Sprechorgan) herauskommen. Halte Mauna. Das hilft. Nun wurde eine große Störquelle ausgeschaltet. Nun wird man Frieden haben. Meditiere wirklich ernsthaft über Gott oder Brahman.

Die Unterwerfung des Vak-Indriya, die Kontrolle über das Sprechen, ist Karana Mauna. Das vollständige Aufhören der physischen Handlungen ist Kashta Mauna. In Vak Mauna und in Kashta Mauna werden die geistigen Erscheinungsformen nicht zerstört. Bei Kashta Mauna nicke nicht mit dem Kopf. Mache keine Zeichen. Schreibe nichts auf ein Stück Papier oder eine Tafel, um deine Gedanken auszudrücken.

Vak Mauna ist lediglich eine Hilfe, um Maha Mauna zu erreichen, wo der Geist im Sat- Chit-Ananda Brahman ruht und alle Gedanken vollständig ausgelöscht sind. Mauna bewahrt Energie, entwickelt Willenskraft und kontrolliert den Sprechimpuls. Es ist eine Hilfe für die Praxis von Wahrhaftigkeit und zur Kontrolle des Zorns.

Die Wonne Brahmans, die ohne Anfang und ohne die diversen Leiden ist, die ein Mensch genießt, ob er sich dieser Wonne nun bewußt ist oder nicht, ist Sushupti Mauna in Jivanmuktas. Das Beseitigen aller Zweifel aus dem Geist, nachdem unumstößlich der illusionäre Charakter dieser Welt mit all ihren Gunas erkannt worden ist, ist Sushupti Mauna. Die feste Schlußfolgerung, daß dieses Universum nichts anderes ist als das allerfüllte Brahman, ist Sushupti Mauna. Alles gleich anzusehen und Stille des Geistes mit der Vorstellung, daß das, was Sat, Asat oder Sat-Asat ist, nichts anderes ist als das ewige Chidakasa, ist Sushupti Mauna.

Sogar Brahmavadins müssen zu Beginn ihres Sadhanas Vak Mauna praktizieren. Sie dürfen sich nicht mit falschem Egoismus und Stolz aufblähen: „Ich bin ein Vedantin. Für mich besteht keine Notwendigkeit für Vak Mauna.“ Dieses Vak Mauna ist im Anfang eine große Hilfe, selbst für einen Vedantin. Man kann mit Vak Mauna beginnen, wenn die Umgebung Kashta Mauna nicht zuläßt.

Wer in Mauna ist, halte sich vollkommen beschäftigt mit Japa, Meditation und dem Schreiben des Mantras. Er begebe sich nicht in die Gesellschaft anderer Menschen. Er verlasse nicht häufig sein Zimmer. Die Energie des Sprechens muß in spirituelle Energie sublimiert und zur Meditation benutzt werden. Nur dann wird man Gelassenheit, Ruhe, Frieden und innere spirituelle Kraft genießen.

Man muß fühlen, daß man großen Nutzen davon hat, wenn man Mauna hält, und viel Frieden, innere Kraft und Freude erfährt. Nur dann wird man Gefallen daran finden, Mauna zu halten. Nur dann wird man nicht versuchen, auch nur ein Wort zu sprechen. Erzwungenes Mauna, einfach um zu imitieren, oder unter Zwang, macht unruhig und dumpf.

Während Mauna läßt sich wunderbar Innenschau halten und Selbstanalyse praktizieren. Man kann die Gedanken beobachten. Man kann die Methoden des Geistes und seine Wirkungsweise verstehen. Man kann sehen, wie der Geist in einem Moment von einem Objekt zum nächsten eilt. Man wird ungeheuren Nutzen aus der Praxis von Mauna ziehen. Wirkliches Mauna ist das Schweigen des Geistes. Physisches Mauna führt schließlich zum Schweigen des Geistes.

Mauna entwickelt Willenskraft, hält die Kraft von Sankalpa im Zaum, zügelt den Sprechimpuls und schenkt Frieden im Geist. Man erlangt Beharrlichkeit. Man lügt nicht. Man hat Kontrolle über die Sprache.

Mauna entwickelt Willenskraft. Mauna hält den Sprechimpuls im Zaum. Es ist eine große Hilfe, um wahrhaftig zu bleiben und den Zorn zu kontrollieren.

Emotionen werden beherrscht und Reizbarkeit wird reduziert. Ein Mauni verwendet gemessene Worte, und seine Sprache ist sehr beeindruckend. Gewöhnliche Menschen besitzen nicht die mindeste Kontrolle über ihre Sprache. Sie reden wahllos, was immer sie mögen. Sie können ihren Redefluß nicht zügeln. Ein Mauni überlegt zuerst, ob das Wort die Gefühle anderer verletzen wird oder nicht, welchen Eindruck es im Geist anderer hinterlassen wird, usw. Er ist sehr behutsam in seiner Sprache. Er ist sehr besonnen und überlegt. Er wägt jedes Wort, bevor es seinen Mund verläßt. Der Mauni kann auch lange Zeit in Zurückgezogenheit verweilen. Ein weltlicher geschwätziger Mensch kann nicht einmal einige Stunden alleine bleiben. Er möchte ständig Gesellschaft. Die Vorteile von Mauna sind unbeschreiblich. Praktiziere es, fühle den Frieden und genieße die Stille selbst.

Das Sanskritstudium macht manche Menschen sehr geschwätzig und treibt sie in unnötige Diskussionen mit anderen, um ihre Gelehrsamkeit unter Beweis zu stellen. Protzen mit seinem Wissen und unnötiges Hervorheben des Gelernten ist ein spezielles Attribut einiger Sanskritgelehrter. Wieviel Energie geht mit solch ausschweifenden Gesprächen verloren; wie groß könnte der Nutzen für einen Menschen sein, wenn er die Energie bewahrt und für göttliche Versenkung benutzt! Er kann Himmel und Erde in Bewegung setzen.

In Zeiten von Krankheit gibt das Halten von Mauna großen Frieden im Geist. Es hält auch geistige Reizbarkeit im Zaum. Mit unnützem Gerede wird Energie verschwendet. Mauna bewahrt die Energie, und man kann mehr geistige und körperliche Arbeit leisten. Man kann viel meditieren. Es übt einen wunderbar besänftigenden Einfluß auf Gehirn und Nerven aus. Durch die Praxis von Mauna wird die Energie des Sprechens langsam in Ojas Shakti, spirituelle Energie, verwandelt oder sublimiert.

Halte Mauna deines eigenen spirituellen Wachstums wegen und nicht, um öffentlich darzustellen, daß du ein großer Yogi bist. Prüfe stets die Motive in jeder Handlung. Halte Mauna beim Essen. Lebe allein. Begib dich nicht in Gesellschaft anderer. Mache keine Gesten, Zeichen und hu-hu-hu Töne. Dieses hu-hu-hu ist gleichbedeutend mit Sprechen. Es ist schlechter als Sprechen. Es ist eine größere Energieverschwendung, hu-hu-hu zu sagen.

Beschäftigte Menschen sollten wenigstens eine Stunde täglich Mauna halten. Sonntags halte man Mauna für sechs Stunden oder den ganzen Tag. Die Menschen werden dann zu dieser Zeit auch nicht stören, wenn ihnen bekannt wird, daß man regelmäßig Mauna übt. Auch Familienmitglieder werden nicht stören. Verwende diese Zeit von Mauna für Japa und Meditation. Mauna muß zu jeder günstigen Zeit morgens oder abends geübt werden, zusätzlich zu den Stunden der Stille während der Morgenmeditation. Wenn man die Zeit, die man in der Morgenmeditation zubringt, als Stunden der Stille ansieht, kann man auch Schlaf als Mauna betrachten.

Wenn durch Umstände bedingt Mauna nicht gehalten werden kann, vermeide man strikt langes Reden, großes Reden, weitschweifiges Reden, alles unnötige Reden, jegliche unnütze Debatte und Diskussion, etc. und ziehe sich soweit wie möglich von der Gesellschaft zurück.

Wenn der Ort nicht dazu geeignet ist, Mauna zu halten, gehe an einen anderen einsamen Ort, wo die Freunde nicht stören werden. Es ist besser, einige Zeit lang in Abgeschiedenheit Mauna zu üben und zu versuchen sich zu entwickeln. Sobald Perfektion erreicht ist, können in kleinen Zeiträumen Wunder vollbracht werden.

Wenn du vierzig Tage lang Anushthan praktizieren möchtest, halte während dieser vierzig Tage vollkommenes Mauna. Du wirst wunderbaren Frieden und spirituellen Fortschritt erfahren.

Mache das Anushthan an den Ufern des Ganges in Rishikesh, Haridwar oder Prajak. Hausfrauen sind gesprächiger. Sie verursachen andauernd Unruhe im Haus. Schwiegermütter und Schwiegertöchter können nicht einmal einige Sekunden lang still sein. Eine Art Reibung wird sich im Haus ausbreiten. Wenn du Anushthan machen möchtest, gehe an einen einsamen Ort.

Langes Mauna und Kashtha Mauna für lange Zeit ist nicht nötig. Längeres Mauna schadet dem ungeschulten und unentwickelten Schüler. Halte Mauna ein Monat lang, dann unterbrich, und dann setze fort. Mache nicht Mauna über einen langen Zeitraum. Einige Tage oder ein Monat Mauna sind von großem Nutzen für den Schüler, was die Kontrolle des Sprechorgans und des Geistes betrifft. Ungeheuer viel Energie kann bewahrt werden. Auch wird man inneren Frieden empfinden.

Man kann lange Zeit Mauna halten; wenn es aber mühsam ist und die Zeit nicht für Japa und Meditation genützt wird, ist es sofort abzubrechen. Versuche, ein Mensch gemäßigter Sprache zu werden. Das an sich ist Mauna. Sechs Monate lang übermäßig zu sprechen und die restlichen sechs Monate Mauna zu halten, hat keinen Sinn.

Die Praxis von Mauna muß schrittweise erfolgen, ansonsten ist man nicht fähig, plötzlich 10 oder 15 Tage Mauna zu halten. Wer daran gewöhnt ist, täglich ein, zwei Stunden Mauna zu halten oder 24 Stunden an Urlaubstagen, wird eine Woche oder vierzehn Tage lang Mauna halten können. Der Wert von Mauna muß klar verstanden werden. Halte täglich zwei Stunden Mauna. Steigere allmählich auf 6 Stunden, 24 Stunden, 2 Tage im Monat und dann eine Woche und so fort.

Wenn die Energie des Sprechens nicht kontrolliert und richtig für spirituelle Beschäftigung genutzt wird, d.h. Japa und Meditation, wenn sie nicht vollkommen sublimiert wird, geht sie durch und äußert sich oder bricht in Form von hu-hu-hu Geräuschen, Gestikulieren und dem Entstehen diverser Geräusche hervor. Durch solches Gestikulieren geht mehr Energie verloren als bei normalem Sprechen.

Während der Zeit von Mauna mache man keine Gesten oder andere Handbewegungen und äußere kein Hu-Hu-Hu. Das ist schlechter als Sprechen. Wenn etwas unbedingt notwendig ist, kann es auf ein Stück Papier geschrieben werden. Man versuche auch solches Zettelschreiben zu vermeiden.

Trinke ungezuckerte Milch während der Zeit von Mauna und iß Dhal und Gemüse ohne Salz. Das ist die Disziplin der Zunge. Milch braucht keinen zusätzlichen Zucker. In der Milch ist schon Milchzucker enthalten. Nur durch die Macht der Gewohnheit zuckert man sie, um den Gaumen zu befriedigen. Reine Milch ohne Zucker hat einen eigenen süßen Geschmack. Wenn die Zunge beherrscht ist, können alle anderen Sinne leicht beherrscht werden. Die Zunge ist der Sinn, der am meisten schadet. Beherrschung der Zunge ist wirkliche Beherrschung des Geistes. Jede Vasana, die überwunden wurde, entwickelt die Willenskraft und gibt die Kraft, um eine andere Vasana leicht zu überwinden.

Während der Zeit von Mauna in Abgeschiedenheit versuche das Leben eines Sannyasin zu führen (geistiges Sannyas). Wenn du sagst: „Ich bin nur ein Familienmensch. Ich bin noch kein Sannyasin.“, werden diese Gedanken dem Geist lange Vorschub leisten, damit er seine eigenen Wege gehen kann. Halbheiten auf dem spirituellen Pfad gibt es nicht. Keine Nachsicht für den Geist, wenigstens für einige Tage. Jede Schwäche wird während der Zeit von strengem Tapas absterben. Du wächst rasch. Der Geist kann ohne energische Disziplin nicht im Zaum gehalten werden.

Während der Zeit von Mauna an einem abgelegenen Ort lese man keine Zeitungen. Zeitunglesen führt zur Wiederbelebung von weltlichen Samskaras und stört den Frieden des Geistes.

Auch wenn man im Himalaya lebt, wird man doch den ganzen Tag in der Ebene sein. Dann bringt das Einhalten von Mauna keinen Nutzen. Die Meditation wird ernstlich gestört sein.

Während Mauna schreibe man nicht zu viele Zettel, man schreibe nicht auf eine Tafel oder mit den Fingern auf den Unterarm, um dem Nächsten seine Gedanken mitzuteilen. Man lache nicht. All das ist ein Bruch von Mauna. Alles das ist schlechter als Sprechen.

Reduziere die Bedürfnisse. Arrangiere dich im voraus mit den Personen, die sich um Speisen oder Diätvorschriften kümmern, und fixiere die Zeit, wann das Essen gebracht werden soll. Ändere deine Ernährung nicht häufig und denke nicht dauernd an Essen. Halte selbst den Raum sauber und kümmere dich selbst um andere alltägliche Pflichten, wie Wasserholen, Reinigen von Kleidern und Lampen, usw. Kümmere dich nicht zu sehr um Rasur, Schuheputzen und das Waschen der Dhotis durch die Wäscher. Das alles unterbricht den Fluß göttlicher Gedanken. Denke nicht viel an den Körper und den Bart. Denke mehr an Gott und Atman.

Der Geist wird immer darauf lauern, den Suchenden in den Abgrund der Unwissenheit hinabzustürzen, immer wenn er eine Gelegenheit dazu hat. Daher sei vorsichtig und aufmerksam.

Mögest du Frieden durch Stille erreichen. Mögest du eingehen in den gewaltigen Ozean der Stille durch Mauna. Mögest du durch Mauna ein Maha Mauni, ein Jivanmukta werden. Möge der Herr dir die Kraft geben, das Schweigegelübde zu halten ohne es zu brechen ! OM Shanti !

Brahmacharya Sadhana

Brahmacharya ist Reinheit in Gedanke, Wort und Tat. Brahmacharya umfaßt nicht nur die Beherrschung des Geschlechts- oder Fortpflanzungs Indriyas sondern auch anderer Indriyas. Das ist die Definition von Brahmacharya im weiteren Sinne. Brahmacharya ist von zweierlei Art, nämlich physisch und geistig. Physisch ist die Kontrolle des Körpers und geistig ist die Kontrolle schlechter Gedanken. In geistigem Brahmacharya gelangt nicht einmal ein einziger wollüstiger Gedanke je in den Geist. Freisein von allen sexuellen Gedanken im Wach- wie im Traumzustand ist strenges Brahmacharya.

Die Lebensenergie, Virya, die das Leben erhält, ist ein großer Schatz. Sie ist die Essenz des Blutes. Brahmacharya ist wirklich ein wertvolles Juwel. Sie ist die wirkungsvollste Medizin, der Nektar, der Krankheiten, Verfall und Tod zerstört. Dieser Atman, die unsterbliche Seele, ist in Wahrheit die Natur von Brahmacharya. Atman wohnt in Brahmacharya.

Virya ist die Essenz von Leben, Gedanken, Intelligenz und Bewußtsein. Wenn Virya einmal verloren ist, kann es nie im Leben wieder zurückgebracht werden, auch nicht durch das Einnehmen einer noch so große Menge von Badam, Nerventonika, Milch, Sahne, Makaradhwaja, usw. Wenn diese Flüssigkeit sorgsam bewahrt wird, dient sie als Hauptschlüssel, um die Tore zu elysischer Wonne, zum Reich Gottes oder des Atman für jegliche Art von höherer Errungenschaften im Leben zu öffnen. Nur durch Brahmacharya allein haben die Rishis früherer Zeiten den Tod bezwungen und den unsterblichen Ort von Freude und Wonne erlangt.

Ohne Brahmacharya gibt es keine Gesundheit und kein spirituelles Leben. Brahmacharya ist der Grundgedanke zum Erfolg in jedem Lebensbereich. Brahmacharya dient als Zugang zu jenseitiger Wonne. Es öffnet das Tor zu Moksha (Befreiung). Siddhis und Riddhis (psychische Kräfte) liegen dem Brahmachari zu Füßen. Wer kann die Majestät und Herrlichkeit eines Brahmachari beschreiben. Brahmacharya, makellose Keuschheit, ist die beste Bußübung. Es gibt nichts auf der Welt, das ein enthaltsamer Mensch nicht erreichen könnte. Er kann die ganze Welt bewegen.

Sinnlichkeit zerstört Leben, Glanz, Kraft, Vitalität, Gedächtnis, Wohlstand, Ruf, Heiligkeit und Hingabe an das Höchste. Der Tod wird beschleunigt, wenn die Lebensenergie aus dem Körper herausgelassen wird. Das Leben wird erhalten und verlängert, wenn sie bewahrt wird. Wer viel von seinem Virya, der Lebensenergie verloren hat, wird leicht reizbar und faul. Er fällt jeder Krankheit leicht zum Opfer. Er stirbt früh.

Die Menschen sind körperlich, geistig und moralisch geschwächt, weil es ihnen an Brahmacharya mangelt, weil sie ihre Samenkraft verschwendet haben. Solche Menschen sind schon bei geringfügigen Anlässen leicht gereizt. Sie fallen verschiedenen Krankheiten und einem frühen Tod zum Opfer.

Ein wohldiszipliniertes Leben, Studium der Schriften, Satsang, Japa, Dhyana, sattvige Ernährung, tägliche Selbstanalyse, Praxis von Sadachara und der drei Arten von Tapas und anderes von dieser Art ebnen ein gutes Stück Weges, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Praxis von Enthaltsamkeit ist mit keinen Gefahren, Krankheiten oder unerwünschten Folgen verbunden, wie verschiedene ›Komplexe‹, die ihr von den westlichen Psychologen fälschlicherweise zugeschrieben werden. Sie haben kein praktisches Wissen auf diesem Gebiet. Sie haben die falsche Vorstellung, daß die unbefriedigte sexuelle Energie die verschiedenen Formen verhüllter Komplexe annehmen kann, wie Berührungsangst, usw. Das ist ein krankhafter Geisteszustand, der auf übermäßigen Ärger, Haß, Eifersucht, Sorge und Depression zurückzuführen ist, die verschiedene Ursachen haben.

Betrachte keine obszönen Bilder. Sprich nicht vulgär. Lies keine Romane, die die Leidenschaft erregen und unedle, unerwünschte Gefühle im Herzen erzeugen. Meide schlechte Gesellschaft. Gehe nicht ins Kino. Verzichte auf Zwiebel, Knoblauch, scharfe Curries, Chutnies und scharfe Speisen. Nimm gesunde, milde, sattvige Nahrung zu dir. Verwandle die sexuelle Energie durch erhabene Gedanken, Japa, Kirtan (das Singen von Gottes Namen), Vichara, das Fragen über Atman, Pranayama (Atemreduktion), Sirshasana, Sarvangasana, das Studium der Gita, der Upanishaden und anderer religiöser Bücher in spirituelle Energie (Ojas). Habe Satsang- spirituelle Gemeinschaft mit Mahatmas, Yogis und Sadhus. Du wirst dich in Brahmacharya festigen. Die sexuelle Energie wird sublimiert werden.

Hinsichtlich Brahmacharya sagt der Weise Patanjali: „Durch Festwerden im Zölibat wird Kraft gewonnen.“

Wenn der Samen durch Einhalten von Brahmacharya bewahrt und in Ojas-Shakti umgewandelt wird, wächst die spirituelle und intellektuelle Kraft. Der Samen ist eng mit Gehirn und Verstand verbunden, denn er ist die Substanz der menschlichen Vitalität. Er steht in Beziehung zu Intelligenz, Moral und Spiritualität. Es kann keinen Erfolg im Yoga geben, wenn diese fundamentale Kraft nicht im Körpersystem bewahrt wird. Die Kraft, die der Yogi hier erlangt, ist nicht nur körperlich, sondern geistig, intellektuell, moralisch, okkult und spirituell. Dadurch kann anderen Wissen vermittelt werden, ohne daß sie es wissen.

Brahmacharya ist Grundvoraussetzung für den Suchenden. Es ist die wichtigste Tugend zur Selbstverwirklichung. Brahmacharya ist Reinheit in Gedanke, Wort und Tat. Nicht einmal der Gedanke von Lust darf den Geist betreten. Ohne Enthaltsamkeit gibt es keinen Yoga und keinen spirituellen Erfolg.

Sadhana von Antarmukha Vritti

Denke an die Dreiheit - Suchen, Verstehen und Verwirklichen. Suchen ist „Sravana“, das Hören der Srutis. Es ist die Suche nach der Wahrheit. Verstehen ist „Manana“, das Nachdenken darüber, was von den heiligen Meistern und der heiligen Überlieferung gehört wurde. Verwirklichen ist direktes, geistiges Anubhuti von Atman (Sakshatkara) durch `Nididhyasana´ tiefe und fortdauernde Meditation über den einen Gedanken: „Ich bin Brahman.“ Nach der vedantischen Methode gibt es drei Mittel zur Selbstverwirklichung.

Es ist eine weitere Dreiheit, um Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) zu entwickeln und Moha (Anziehung, Verblendung) Dingen gegenüber loszuwerden. Sri Adi Sankara hat die folgende Anweisung gegeben. Sobald man sich von einer Frau oder einem Gegenstand angezogen fühlt, denke man sofort an diese Dreiheit. Man analysiere die einzelnen Teile der Frau oder des Gegenstandes. Man erkenne die wahre Natur dieser Objekte. Dann gebe man sie auf (Tyaga). Man erzielt enormen Nutzen durch die dauernde Wiederholung der genannten Formel. Dies läßt Vairagya entstehen. Der Geist wird nicht zu Objekten laufen. Er wir sich von weltlichen Dingen abwenden. Die Anziehungskraft zu Objekten wird allmählich verschwinden. Aus dieser Methode habe ich beträchtlichen Nutzen gezogen. Wenn der Geist alle Anziehung zu Objekten verloren hat, wendet er sich dem Herzen zu, seinem „Yatha-Sthana“ (der ursprünglichen Heimat), zu Gott. Das nennt man „Antarmukha Vritti“.

Sadhana durch Umsicht

Der Mensch, der seine eigenen Fehler ebenso sehen kann, wie er die anderer Menschen sieht, wird bald eine große Seele werden. Habe unaufhörliche Hingabe an die Wahrheit, und sei bereit, alles dafür zu opfern.

Brüte nicht über vergangene Fehler und Versäumnisse, da dies nur den Geist mit Kummer, Bedauern und Niedergeschlagenheit erfüllt. Wiederhole sie in Zukunft nicht. Sei auf der Hut. Denke an die Ursachen, die zum Versagen führten, und versuche, sie in Zukunft zu beseitigen. Sei wachsam und umsichtig. Stärke dich mit neuer Kraft und Tugenden. Entwickle langsam die Willenskraft.

Sadhana in Selbstanalyse

Tägliche Selbstanalyse, bzw. Selbsterforschung, ist ein unverzichtbares Rüstzeug. Nur so können Fehler beseitigt werden, und man kann schnell an Spiritualität wachsen. Ein Gärtner beobachtet die jungen Pflanzen sehr sorgfältig. Täglich entfernt er das Unkraut. Er baut ein festes Drahtgitter um sie. Er gießt sie zur rechten Zeit. Nur so wachsen sie schön heran und tragen schnell Früchte. Genauso finde deine Fehler durch tägliche Innenschau und Selbstanalyse heraus und beseitige sie dann mit geeigneten Methoden. Wenn eine Methode mißlingt, muß eine kombinierte Methode angewandt werden. Wenn Gebete nicht helfen, suche Zuflucht bei Satsang, der Gemeinschaft mit Weisen, Pranayama, Meditation, Diätregeln, Fragen, usw. Zerstöre nicht nur große Wellen von Stolz, Heuchelei, Lust, Zorn, usw., die sich an der Oberfläche des bewußten Geistes zeigen, sondern auch die subtilen Eindrücke, die in den Winkeln des Unterbewußtseins lauern. Nur dann bist du vollständig sicher.

Diese subtilen Eindrücke sind sehr gefährlich. Sie lauern wie Diebe und greifen an, wenn du döst, wenn du nicht wachsam bist, wenn die Leidenschaftslosigkeit schwindet, wenn du die tägliche spirituelle Praxis etwas schleifen läßt, und wenn du herausgefordert wirst. Wenn sich diese Fehler auch bei extremer Herausforderung, bei mehreren Gelegenheiten nicht zeigen, auch wenn man nicht täglich Innenschau und Selbstanalyse praktiziert, kann man sicher sein, daß auch die subtilen Eindrücke ausgelöscht worden sind.

Jetzt ist man sicher. Die Praxis von Innenschau und Selbstanalyse erfordert Geduld, Beharrlichkeit, die Hartnäckigkeit eines Blutegels, Fleiß, eisernen Willen, eiserne Entschlossenheit, feinen Verstand, Mut, usw. Aber man wird eine Frucht von unschätzbarem Wert ernten. Diese wertvolle Frucht ist Unsterblichkeit, höchster Frieden und grenzenlose Wonne. Dafür ist ein hoher Preis zu bezahlen. Deshalb darf man nicht murren, wenn man die tägliche Praxis macht. Man mache die spirituelle Übung mit ganzem Geist, Herz, Verstand und Seele. Nur dann ist rascher Erfolg möglich.
Führe ein tägliches spirituelles Tagebuch und übe abends Selbstanalyse (Selbsterforschung). Halte fest, wieviele gute Taten du getan hast und welche Fehler du im Laufe des Tages begangen hast. Morgens fasse den Entschluß: „Ich will heute nicht dem Zorn nachgeben. Ich will heute enthaltsam sein. Ich will heute die Wahrheit sprechen.“

Sadhana von Pratipaksha Bhavana

Wenn schlechte Gedanken in den Geist kommen, benutze nicht Willenskraft, um sie zu vertreiben. Dadurch geht nur Energie verloren. Das belastet nur den Willen. Man ermüdet. Je größere Anstrengungen man unternimmt, desto mehr werden die schlechten Gedanken mit doppelter Kraft zurückkehren. Sie werden auch schneller zurückkehren. Die  Gedanken werden machtvoller werden. Sei gleichmütig. Bleibe ruhig. Sie werden bald vergehen. Oder ersetze sie durch gute Gegengedanken (Pratipaksha Bhavana Methode). Oder denke immer wieder an das Bild Gottes und das Mantra. Oder bete.

Sadhana der spirituellen Sicht

Es gibt vier Wege, um das Böse in Gutes zu verwandeln. Wer dieses nützliche Sadhana praktiziert, wird nie ein schlechtes Drishti, das Auge, das Schlechtes sieht, haben und wird eine spirituelle Sichtweise erreichen. Sein Blickwinkel wird sich verändern. Er wird sich nie über eine schlechte Umgebung beklagen. Es muß zur täglichen Praxis werden.

Kein Mensch ist vollkommen böse. Jeder hat die eine oder andere gute Seite. Versuche, in jedem das Gute zu sehen. Entwickle ein Wesen, das das Gute findet. Dies stellt ein mächtiges Gegengewicht zu der Angewohnheit dar, überall Fehler zu finden.

Sogar ein Schurke ersten Ranges ist ein potentieller Heiliger. Er ist ein Heiliger der Zukunft. Bedenke das gut. Er ist nicht auf ewig ein Schurke. Bringe ihn in die Gesellschaft von Heiligen. Augenblicklich wird seine Diebesnatur verwandelt sein. Hasse Schurkerei, aber nicht den Schurken.

Bedenke, daß Gott Narayana selbst die Rolle des Spitzbuben, des Diebes und der Prostituierten im Schauspiel der Welt spielt. Das ist seine Lila (Spiel). Sofort verändert sich der gesamte Blickwinkel. Sofort entsteht Frömmigkeit im Herzen, wenn du einen Gauner siehst.

Habe überall Narayana-Drishti. Sieh Narayana überall. Fühle Seine Gegenwart. Alles, was man sieht, fühlt, berührt und schmeckt, ist nichts anderes als Gott.

Ändere die geistige Einstellung. Ändere den Blickwinkel. Nur dann wirst du den Himmel auf Erden haben. Was ist der irdische Nutzen davon, die Upanishaden und die Vedanta-Sutras zu lesen, wenn der Blick böse und die Zunge schmutzig ist.

Die Disziplin universeller Liebe

Das einzige Sara Vastu auf der Welt ist Prema, Liebe. Sie ist ewig, grenzenlos und unvergänglich. Physische Liebe ist Leidenschaft, Moha, Verblendung. Universelle Liebe ist göttliche Liebe. Kosmische Liebe, Visva Prem und universelle Liebe sind gleichbedeutende Begriffe. Gott ist Liebe. Liebe ist Gott. Selbstsucht, Gier, Egoismus, Eitelkeit, Stolz und Haß verengen das Herz und stehen der Entwicklung universeller Liebe im Wege.

Entwickle allmählich universelle Liebe durch selbstloses Dienen, Satsang (Gemeinschaft mit Mahatmas), Gebet, Rezitieren des Guru-Mantras, usw. Wenn das Herz durch Selbstsucht verengt ist, liebt ein Mann anfangs nur seine Frau, seine Kinder, einige Freunde und Verwandte. Er entwickelt sich weiter und liebt die Menschen in seinem Bezirk, dann die Menschen in seiner Provinz. Später entwickelt er Liebe zu seinen Landsleuten und schließlich beginnt er andere Menschen in anderen Ländern zu lieben. Auf lange Sicht liebt er jeden. Er entwickelt universelle Liebe. Alle Schranken sind jetzt gefallen. Das Herz dehnt sich grenzenlos aus.

Es ist sehr leicht, von universeller Liebe zu sprechen. Wenn man sie aber tatsächlich in die Tat umsetzen will, wird es überaus schwierig. Kleinliches Denken aller Art steht im Wege. Alte, falsche Samskaras (Eindrücke), die durch falsche Lebensweise in der Vergangenheit geschaffen wurden, werden zu Stolpersteinen. Durch eiserne Entschlossenheit, starke Willenskraft, Geduld, Hartnäckigkeit und Vichar (richtiges Fragen) können alle Hindernisse recht leicht überwunden werden. Die Gnade des Herrn wird auf euch herabkommen, wenn ihr ernsthaft seid, meine lieben Freunde!

Universelle Liebe endet in der Einheit von Advaita, Einssein, dem Upanishadischen Bewußtsein der Seher und Weisen. Reine Liebe ist ein großer Begradiger. Sie bringt Gleichheit. Hafiz, Kabir, Mira, Gauranga, Tukaram, Ramdas - alle haben diese universelle Liebe gekostet. Was andere erreicht haben, kannst auch du erreichen.

Fühle, daß die ganze Welt dein Körper ist, dein Heim. Zerschmelze oder zerstöre alle Schranken, die den Menschen vom Menschen trennen. Die Vorstellung von Überlegenheit ist Unwissenheit oder Täuschung. Entwickle Vishva Prem, allumfassende Liebe. Sei eins mit allen. Trennung ist Tod. Einheit ist ewiges Leben. Fühle, daß die ganze Welt Vishvabrindavan ist. Fühle, daß dieser Körper ein sich bewegender Tempel Gottes ist. Überall, im Büro, auf dem Bahnhof, auf dem Markt, fühle, du bist im Tempel. Weihe jede Handlung dem Herrn als eine Opfergabe. Verwandle jede Arbeit in Yoga, indem du die Früchte daraus Gott darbietest. Habe Akarta, Sakshi Bhav, wenn du ein Vedanta Schüler bist. Habe Nimitta Bhav, wenn du ein Schüler auf Bhakti Marga bist. Fühle, daß alle Wesen Bilder Gottes sind. Isha Vasyamidam Sarvam - diese Welt ist bewohnt vom Herrn. Fühle, daß eine Kraft, Gott, durch alle Hände arbeitet, durch alle Augen sieht, durch alle Ohren hört. Du wirst ein verändertes Wesen sein. Du wirst höchsten Frieden und höchste Wonne genießen.