Sadhana

Wesentliche Prozesse im Sadhana


Die Bewegungen der Vasanas im Sadhana

Der Suchende kämpft inmitten einer rauhen, empirischen Welt, die voll ist von Hindernissen. Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten tauchen auf Schritt und Tritt auf. Versuchungen, Tests und Prüfungen überfallen ihn von Zeit zu Zeit. Er bemüht sich, kämpft mutig gegen die schweren Widerwärtigkeiten und denkt letztlich, daß es hoch an der Zeit ist, sich abzusondern und zu versuchen, sein Sadhana in einiger Entfernung von diesen Störfaktoren zu machen. Er zieht sich vom Tumult dieser weltlichen vyavaharischen Aktivität zurück und begibt sich in die relative Abgeschlossenheit einer spirituellen Institution, wo er einige Zeit lang selbstlos dient und systematisch sein Sadhana macht. Zu seinem Entsetzen muß er aber nach einiger Zeit feststellen, daß er, anstatt eine nach und nach anwachsende moralische, geistige und spirituelle Reinigung zu erfahren, noch mehr Unreinheit, Übel und unerwünschte Emotionen und Gedanken verspürt. Was ist dieses seltsame Phänomen? Macht er Rückschritte? Was ist das für ein sonderbares Stadium, das er durchmacht? Bewegt er sich eigentlich auf das Licht zu oder gelangt er immer mehr in Dunkelheit? Diese Überlegungen beginnen seinen Geist nun ganz ernstlich zu beschäftigen. Seine natürliche Sorge und starke Beunruhigung über seinen unerklärlichen Zustand ist ganz verständlich. Wenn er ein wenig überlegt, geduldig versucht, seinen Geist nach innen zu kehren und seinen Zustand und die Veränderung, die in ihm vorgeht, zu analysieren, wird er bald die tatsächliche Wahrheit erkennen und sofort seine Sicherheit wiederfinden.

Das ist kein Verfallsprozeß, sondern tatsächlich eine Reinigung. Spirituelle Entwicklung sieht manchmal wie das Gegenteil dessen aus, was sie ist. Das hat seinen Grund. Extreme, die sich diametral gegenüberstehen und widersprechen, sehen manchmal identisch aus. Sehr leise Schwingungen kann das Ohr nicht erfassen, und ebenso wenig kann das Ohr sehr große Höhen wahrnehmen. Ein statischer Gegenstand sieht bewegungslos aus. Wenn sich der gleiche Gegenstand mit einer enormen Geschwindigkeit dreht, erscheint er für das Auge vollkommen ruhig. Wenn also in einer Phase des Sadhana der extreme Umkehrprozeß der Reinigung und Beseitigung von Übel stattfindet, sieht das in alarmierender Weise ebenso aus wie der entgegengesetzte positive Prozeß des Erlangens von Ashubha Vasana.

Hier ist etwas aber ganz genau zu beachten. Wenn diese inneren Vasanas sich aufzulösen beginnen, muß der Sadhak mit großer Wachsamkeit und Aufmerksamkeit darauf achten, daß ihnen keine Gelegenheit gegeben wird, sich aktiv physisch zu manifestieren. Es darf nur ein rasches Ausschwemmen und sich Auflösen sein. Wie das überschüssige gestaute Wasser, das durch das periodische Öffnen einiger Schleusen abgelassen wird, müssen diese Vasanas abfließen, ohne Schaden anzurichten. Dann ist mit dem Sadhak alles in Ordnung, und er wird bald mit seinem Sadhana fortfahren wie zuvor. Andernfalls werden sich diese Vasanas in Handlungen ausdrücken und weitere Schlingen in das karmische Tauwerk binden, welches das Individuum hier in Sklaverei hält. Anstatt ein Prozeß der Befreiung zu werden, ist es dann das Gegenteil.

In diesem Zusammenhang gibt es zwei Vorgänge, die dem Sadhak von großer Hilfe und Unterstützung sein werden, wenn er daran denkt und sie zeitlich richtig mit weisem Vichara einsetzt. Es ist nämlich nicht immer notwendig und nicht einmal wünschenswert, daß man all diesen sich ›verausgabenden‹ Kräften gestattet, rasch ausgeschwemmt oder überhaupt freigesetzt zu werden. Dort, wo sie sind, eingebettet im Chitta, dem unterbewußten Geist, da können sie direkt sublimiert oder aufgelöst werden.

So wie die Hitze der Sonne, die auf das aufgestaute Wasser strahlt, dieses direkt durch Verdunstung reduziert, so sublimiert auch regelmäßige Meditation, die der Suchende übt, einen Teil des Vasanalagers direkt, Tag für Tag im Laufe des Sadhana. Dann liegt in diesen Kräften, die tatsächlich aufbrechen, eine überaus nutzbringende Alternative, die der Sadhak anwenden kann und soll, nämlich, sie dann auf der äußeren physischen Ebene zu sublimieren und in nützliche spirituelle Tätigkeit umzuwandeln. Letzteres kann entweder subjektiv mit nützlichen Auswirkungen auf den Sadhak selbst verwendet werden oder auch objektiv zum Vorteil anderer. Subjektiv, z.B. dann, wenn die subtile Lust-Vasana sich zu manifestieren versucht, muß der Sadhaka, wenn er wachsam ist, sie sofort in einige Runden seines Lieblingspranayamas, eine Asanasitzung oder das lautstarke Singen des erhabenen Purushasukta, Sahasranama, Siva-Mahimna, usw. umwandeln. So wird die Sublimierung auch nutzbringend in Sadhana umgewandelt, in wertvolles, lebensveränderndes Sadhana.

Sollte die Vasana von Zorn diesen Prozeß des sich Auslebens beginnen, ziehe dich in einen ruhigen Raum zurück, lache laut und herzlich und lasse sie aufperlen in einem reinen Aufwallen von guter Laune und Lachen. Oder sitze still und sende eine Welle nach der anderen von Liebe, Segen und gutem Willen vom Grunde des Herzens in das ganze Universum. Wiederhole immer wieder die erhabenen Verse des Shantipatha der Upanishaden. Das wird dich einfach mit überschäumender kosmischer Liebe erfüllen. Alle Zorn Vasanas werden verschwinden und ein fortdauerndes Erbeben von motivloser kosmischer Liebe zurücklassen. Das ist in der Tat ein unbeschreibliches Gefühl. Dieses Sadhana gibt dir ein positives Kapital von Sattva und Prem. Du wirst feststellen, daß du merklich verändert bist, schon nach einem einzigen Versuch in diesem Prozeß der bewußten Sublimierung.

Diese subjektive Methode ist vorzuziehen und soll besonders hinsichtlich Rajoguna und Tamoguna Vasanas Anwendung finden, die durch äußeren Kontakt aktiviert werden und auch durch Assoziierungen, so wie z.B. Zorn, Lust, etc. Dann gibt es Tendenzen wie das unterdrückte soziale Wesen, den rajasigen Trieb zu planlosem Tätigsein oder das erotische Bedürfnis, Zuneigung zu zeigen - eine Überschwenglichkeit, die sich in diversen Rauschzuständen manifestiert, wie auch Sadhaks, die Züge von Verweichlichung in ihrem Wesen haben. Es wird gut sein, diese mit der objektiven Methode zu sublimieren.

Wenn dich eine Anwandlung von Geselligkeit überkommt, gestatte dir nicht, in einen Bazar getrieben zu werden, um zu tratschen, oder in den nächsten Leseraum, in ein Kaffeehaus oder zur Post, um dort die sorgsam angesammelte Energie mit allerlei Politik, Tagesthemen oder Tischgesprächen zu verzetteln. Gehe statt dessen zu den Armen und Betrübten, und sieh, ob du ihnen irgendwie dienen kannst. Gehe auf die Straße oder Landstraße unter die Pilger und Wanderer und versuche, ihnen etwas von ihrer Last abzunehmen und ihre Bürde durch angenehme und freundliche Konversation zu erleichtern. So mache dich selbst reicher, eben durch den Vorgang des Gebens.

Wenn dich von innen her Sentimentalität überkommt, bleibe vorsichtig, bleibe still. Laufe nicht töricht zu Freunden und Kollegen. Gehe lieber und rede mit der Natur. Sprich und lache liebevoll mit den Vögeln in den Sträuchern und mit dem bunten Schmetterling, der von Blume zu Blume flattert. So wickle gefahrlos Vasana-Fäden von der Spule des Chitta ab. So bist du in Sicherheit.

Wenn also diese Vasanas sozusagen das Eis durchbrechen und an die Oberfläche kommen, sei nicht beunruhigt. Verstehe, was passiert, und beschäftige dich in Ruhe mit ihnen. Bediene dich je nach Gelegenheit der genannten Methoden und passe sie der jeweiligen Situation und dem jeweiligen Temperament an. Überwinde sie weise und bleibe siegreich. Diese Erfahrung wird dich bereichern, und du wirst in deinem Sadhana gefestigter sein.

Nun muß in diesem Zusammenhang noch ein Punkt hervorgehoben werden. Es gibt einen ähnlichen Vorgang, der diesem spontanen Aufsteigen von inneren Vasanas ähnelt, es aber nicht ist. Es ist etwas anderes und muß also auch anders gehandhabt werden. Es ist das Hervorsprudeln von Vasanas, das von einem äußeren Umstand oder Impuls hervorgerufen wird. Eine solche Situation wird Versuchung oder Test genannt. Das ist gefährlich, denn hier steht man zwei Kräften gegenüber, die beide zu bekämpfen sind - die den Vasanas innewohnende Kraft und der aktive Mechanismus des äußeren Stimulus.

Verwende dafür eine Kombination mehrerer Methoden. Nimm die bereits besprochenen Methoden der Sublimierung und intensiviere sie durch Gebet, Fasten und ein wenig aggressive Selbstbeherrschung, durch das Verlassen des Ortes, wo die Versuchung stattfindet, das Fassen eines festen Vorsatzes, usw. Es wird dir gelingen, den Test zu bestehen.

Das individuelle Bewußtsein ist so beschaffen, daß es verschiedene Schichten geistiger und emotionaler Zustände durchgeht, reine, neutrale und auch unreine, wie  schmutziges Wasser, das durch ein Sandsieb geleert wurde, Holzkohle, oder ein antiseptisches Filtrier- und Reinigungsmittel. Zum Abfiltrieren des großen Übels, eignet sich der grobe Sand der vyavaharischen Erfahrungen und reicht vorzüglich. Aber für die feineren Unreinheiten (wie Gase im Wasser) bedarf es eines Mittels wie schwarzer Holzkohle. Das ist das Wiederauftauchen beunruhigender unspiritueller Gedanken und Tendenzen, die den Sadhak im Laufe seiner spirituellen Entwicklung erschüttern und beunruhigen können. Dieser Prozeß spielt sich beinahe vollkommen auf der geistigen und emotionalen Ebene ab. Ihr inneres Wirken ist sehr eigenartig und interessant. Sie finden sowohl im Wach- als auch im Traumzustand statt, und in letzterem in zwei leicht unterschiedlichen Schattierungen des Traumbewußtseins, die schwer voneinander zu unterscheiden sind.

Die einzelnen positiven und negativen und subjektiven und objektiven Methoden der Sublimierung, die bereits besprochen wurden, sind dann anzuwenden, wenn der Prozeß des sich Austobens im Wachzustand auftritt. Im Traumzustand kann der Sadhak sich nur auf sein Unterbewußtsein verlassen, das ihn schützt und den richtigen inneren Ausgleich herbeiführt. Zumeist führen der gedankliche Einfluß des Guru und auch die Gnade des Ishta Devata (tatsächlich sind beide dasselbe) den Sadhak sicher aus dem Prozeß im Traumzustand. Es verbleibt nur ein kleiner schwacher Eindruck im Geist am nächsten Morgen zurück, je nach dem entweder in Form einer bedrückten oder übertrieben freudigen Laune. Und manchmal geht dieser Prozeß im Traumzustand ganz sonderbar vor sich.

Der Mensch träumt, und die Vasanas toben sich aus, aber das Bewußtsein des Sadhaks ist sich nicht bewußt, daß er geträumt hat. Und so wacht er morgens mit dem sonderbaren Gefühl auf, ein anderer zu sein als der, der sich am Abend zuvor schlafen gelegt hat, und doch außerstande, es zu erklären oder es auf etwas zurückzuführen, an das er sich erinnern könnte. Das ist in etwa so wie der Prozeß, den man durchgeht, wenn man ohne es zu wissen, unreines Wasser getrunken hat, und später, um sich zu desinfizieren, Tierkohletabletten einnimmt. Die Tabletten gelangen in den Magen und führen dort die Reinigung unsichtbar und ohne dein Wissen durch. Du bist dir nicht bewußt, was in dir vorgeht, so wie im Falle der Vasanas, die sich in unbewußten Träumen austoben. So geht dieser Reinigungsprozeß vor sich, und der weise und aufmerksame Sadhak erhebt sich und schreitet voran, wie der kluge Steuermann, der geschickt sofort jede herankommende Welle ausnützt und weitersegelt, indem er sein kleines Boot gleichsam auf dem Meer des adhyatmischen Lebens über die Kämme der Wellen springen läßt.

Der Sieg winkt dem Wachsamen, und Erfolg ist dem ernsthaften Sadhak sicher, der in seinem Vertrauen zu den Füßen seines Gurus fest ist!

Die Rolle der Selbstbeherrschung im Sadhana

Ungefähr hundertfünfzig Meilen oberhalb der Sannyasinkolonie von Rishikesh im Himalaya ist ein abgelegener Ort namens Chamauli. Hier wurde eine Art Damm, eine Barrikade gegen den Strom des Gebirgsganges errichtet. Eines schönen Tages geschah dort etwas, und sehr wahrscheinlich würde das Wasser außer Kontrolle geraten und in einem gewaltigen Strom ausbrechen. Sofort begannen Drähte zu summen. Ein Telegramm wurde an alle niedriger gelegenen Gegenden geschickt, um vor einer möglichen Überflutung des Ganges zu warnen und aufzufordern, höherzugehen, weg vom Ufer des Ganges.

Nun ist das Wasser des Ganges das Leben und die Seele für die Menschen, die am Ganges leben. Aber was ist das für ein merkwürdiges Phänomen - die Menschen fliehen nun vor seinem lebenspendenden Wasser. Was ist der Grund dafür? Solange der Strom in seinen Begrenzungen war, solange sein Volumen in einem sicheren Randes begrenzt war, war er höchst nützlich und hocherwünscht. Als dieselbe natürliche und gesetzmäßige Funktion des Dammes (Versorgung mit Wasser) überschritten wurde, wurden die Wasser gefährlich und erschreckend. Ein solches Übermaß machte aus einem Segen eine Drohung. Nun betrachte einen ähnlichen Sachverhalt im Leben des Menschen.

Der durchschnittliche Mensch ist Sklave seiner Sinne. Üblicherweise ist sein Leben ein dauernder Strudel inmitten zahlreicher verschiedener Vishayas, die ihn in seinem alltäglichen Leben einschließen. Seine Gelüste treiben ihn dazu, zwei Dinge zu tun, sie gehen nach außen zu gewissen äußerlichen angenehmen und anziehenden Dingen, und ebenso wollen sie gewisse Dinge in sich hineinziehen. So nimmt die Abhängigkeit des Menschen von seinen Sinnen diese beiden Formen an, zu gewissen Dingen hinauszugehen und gewisse Dinge in sich hineinzuziehen. In bestimmten Situationen, im Fall von bestimmten Arten von Dingen sind diese beiden Prozesse miteinander verbunden, nämlich Befriedigen und Verzehren. Es ist nicht falsch zu behaupten, daß diese beiden nichts anderes sind als die zwei Aspekte von Sinnlichkeit.

Nun ist Sinnlichkeit ein weiter, allgemeiner Begriff. Er schließt jede Art von Befriedigung durch die Sinne ein. Wie auch immer, nicht jede Befriedigung ist völlig unethisch, unmoralisch oder kriminell. Gewisse Formen von Befriedigung wie Trunkenheit, Ausschweifungen, Unkeuschheit, usw. sind eindeutig unmoralisch und verbrecherisch. Sie werden erbarmungslos verdammt. Andere, obwohl nicht direkt kriminell, sind doch extrem schädlich, entweder physisch oder geistig oder beides, für den einzelnen und manchmal auch für andere in seiner Umgebung. Das Kauen, Schnupfen und Rauchen von Tabak, Wetten, Spielen, usw. fallen unter diese Gruppe. Solche Praktiken sind streng verboten und eindeutig gebrandmarkt. Drittens gibt es noch andere (und diese Gruppe betrifft uns besonders), die natürlich und in bestimmten Grenzen sogar toleriert und durch Gewohnheit gerechtfertigt sind. Essen, Trinken, Schlafen, Ruhe und ordentliche Kleidung, um den Körper zu bedecken - diese und die damit verbundenen körperlichen Notwendigkeiten gehören zu der zuletzt genannten Kategorie. Sie sind in gewisser Hinsicht unmoralisch. An diesen Dingen ist grundsätzlich nichts Unethisches, in übersteigerter Form nehmen sie aber sofort den Charakter einer Moralfrage an. Sie verlieren ihren neutralen Charakter und werden direkt oder indirekt (manchmal sowohl direkt als auch indirekt) unmoralisch. So ist z.B. Schlafen etwas Normales für alle Lebewesen auf Erden. Tiere und Menschen, Sünder wie Heilige tun es. Aber es gibt eine Grenze, innerhalb derer es etwas Wünschenswertes und Wohltuendes ist. Zuviel Schlafen macht den Menschen faul, lethargisch, träge und letztlich nutzlos sowohl für die Gesellschaft als auch für sich selbst. Für den Sadhak ist es eine der gefährlichsten Gewohnheiten. Für ihn ist es ein Laster, das es zu beseitigen gilt. Gewohnheitsmäßig zu lange zu schlafen vermehrt Tamas, macht das Sadhana zunichte und verzögert den Fortschritt.

Nimm einen anderen Vorgang - Essen. Essen wird als unentbehrlich betrachtet, solange die körperliche Hülle besteht. Vom niedrigsten Ungeziefer bis zum höchstverwirklichten Heiligen, jeder nimmt Nahrung zu sich. Übertreibe es, und es wird sowohl indirekt als auch direkt falsch, unziemlich, unethisch und geradezu kriminell. Es ist eine falsche und schädliche Gewohnheit vom gesundheitlichen und medizinischen Standpunkt aus gesehen; unziemlich vom Standpunkt der gesellschaftlichen Etikette, die Gefräßigkeit mit Ungunst und Mißbilligung betrachtet; es ist unethisch, denn der Mensch mästet durch Überernährung seine lustvollen Neigungen und wird derb und sinnlich; und es ist kriminell vom wirtschaftlichen Standpunkt aus, weil die rücksichtslose Überernährung einer Gruppe von Menschen alle Regeln der Verteilung überschreitet und die hungernden Massen ihrer dringend benötigten Nahrung beraubt.

Genau hier sehen wir nun die lebenswichtige Rolle der Zurückhaltung, da wir Funktionen mit unterschiedlicher moralischer Tragweite das rechte Gleichgewicht und Ausmaß und die richtige Richtung geben. Insofern als ihre Einordnung als moralisch oder nicht direkt von der Grenze und Ausdehnung ihrer Befriedigung oder ihres Verbrauches abhängt, ist es die Gleichsetzung von Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle im Individuum, die als Regler fungiert, der sie innerhalb der Grenzen von gut und richtig hält. So ist es das Vorhandensein oder Fehlen dieses Elements der Selbstkontrolle und der Zurückhaltung, das dieselbe Handlung des Essens beim einen lobens- und beim anderen tadelnswert macht. Es ist lobenswert bei heiligen Menschen mit einfachen und spartanischen Gewohnheiten und tadelnswert beim schamlosen, unersättlichen Vielfraß. Und das ist der Qualitätsunterschied ein und derselben Handlung zweier Menschen, welcher dem Faktor der Selbstbeherrschung zuzuschreiben ist.

Warum die Rolle der Selbstbeherrschung mit besonderem Verweis auf die dritte Kategorie von neutralen, moralisch indifferenten Funktionen behandelt worden ist, wird klar, wenn wir berücksichtigen, daß die beiden anderen Kategorien als Ganzen zu vermeiden sind, wobei genau genommen die Frage nach Selbstbeherrschung gar nicht erst zu entstehen braucht. Diese Handlungen sind unnatürlich, unnötig und verzichtbar. Sie dürfen nie getan werden. Wohingegen die dritte Klasse der unvermeidlichen üblichen Vorgänge des sinnlichen Konsums und der sinnlichen Befriedigung getan werden müssen, jedoch nicht übertrieben werden dürfen. Und Selbstbeherrschung erreicht dies. Selbstbeherrschung liefert die Garantie und Sicherheit gegen übermäßigen Genuß.

Die Funktion der Selbstbeherrschung, wachsam zu sein gegenüber und zu wirken gegen den Drang zu übertriebenem Verzehr und Genuß, wirkt auf zwei Arten, die der Mäßigung und die der freien Wahl. Da wo übermäßiger Verzehr eine Form annimmt, die die Grenzen der Qualität sprengt, manifestiert sich Selbstbeherrschung als das Prinzip der Mäßigung, um Kontrolle auszuüben. Wenn der Irrtum im Wesen eines Schwelgens in einer beleidigenden und nicht wünschenswerten Eigenschaft liegt, wirkt Selbstbeherrschung im Treffen einer vernünftigen Wahl. Dies läßt den Suchenden sattvige Speisen wählen und von rajasigen und tamasigen Speisen Abstand nehmen, obwohl sie vielleicht schmackhafter sind als die sattvige Ernährung. Dies veranlaßt den Sadhak auch dazu, nachts eine halbe oder eine Stunde länger zu schlafen, anstatt sich am Tag dem Schlaf hinzugeben.

Mäßigung und Auswahl stellen einen dualen Prozeß dar, in dessen Übung beide eine wechselseitige und vorteilhafte Reaktion aufeinander bewirken. Wenn die Eigenschaft des Verzehrs, das Wesen der Dinge, die über den Weg der Sinne aufgenommen werden, nicht erregend, sondern sattvig sind, läßt dies einen Rhythmus und eine Harmonie im System entstehen. Dieser Zustand der Harmonie ist eine große Hilfe in der Übung der Selbstbeherrschung; denn Selbstbeherrschung hängt ab von innerer Stärke, Atma Bala. Je größer Sattva im Menschen ist, desto größer ist die Entwicklung dieser inneren Kraf

Ebenso hält die Gewohnheit des Festhaltens am Prinzip der Mäßigung Körper und Geist leicht und frei von Giften. In solch einem Zustand der Gesundheit und Reinheit sind alle Fähigkeiten offen und wachsam, erleichtern in hohem Maß die Übung von Viveka und Vichara (Unterscheidungskraft und rechtes Befragen) von denen kluge Auswahl und Zurückhaltung abhängen.

Es zeigt sich, daß Fähigkeit und Geschick in der Selbstbeherrschung der größte Freund des Menschen sind. Sie wacht über die natürlichen sinnlichen Neigungen des Menschen, holt das Bessere aus dem Menschen heraus und verkehrt es in ein Übermaß. Selbstbeherrschung spielt eine wichtige Rolle dabei, die Prozesse von Verzehr und Genuß nicht über das Maximum ihrer Nützlichkeit hinausgehen zu lassen und in selbstauferlegten Grenzen zu halten. Nütze diesen Faktor vollständig und vernünftig, und du wirst die Früchte von Erfolg, Gesundheit, Wohlbefinden, Fortschritt und spirituellen Errungenschaften ernten.

Selbstbeherrschung macht das Leben lebenswert. Sei selbstbeherrscht und werde ein Jitendriya Yogisvara. Selbstbeherrschung macht dich zum wahren Herrscher über die drei Welten. Selbstbeherrschung führt zu Selbstverwirklichung!

Gepriesen sei die Selbstbeherrschung, der höchste Regulator! Aller Ruhm gilt der Eigenschaft der Selbstbeherrschung, die wahrhaft eine göttliche Vibhuti ist, eine wirkliche Manifestation Gottes des Herrn Selbst!

Verdrängung im Sadhana und ihre Auswirkungen

Bezwingung der Sinne und Selbstbeherrschung werden als wichtigste und unentbehrliche Bedingung für wahren Fortschritt im spirituellen Sadhana anerkannt. Während man sich nun um die Kontrolle der Sinne bemüht, muß man stets daran denken, daß die tatsächliche und wirkungsvollste Methode darin liegt, die Aufmerksamkeit auf die Kontrolle des Geistes zu konzentrieren. Denn die eigentlichen Sinne sind nicht die Karmendriyas, die fleischlichen äußeren, sie sich im physischen Körper befinden, sondern es sind Jnanendriyas, die ihren Sitz in der Manomaya Kosha haben. Die äußeren physischen Sinnesorgane sind nur die Fahrzeuge, durch die die Begierden der Jnanendriyas Befriedigung finden. Sie stellen sozusagen die Ausführenden, die Arbeitstruppe dar, die die Befehle ihres subtilen Widerparts in der geistigen Hülle ausführen. Wenn also durch Kontrolle des Geistes und Pratyahara das Geschrei der inneren fünf zum Schweigen gebracht wurde, werden die Karmendriyas bloß fleischliche Anhängsel, die nicht die Kraft haben, den Menschen zu reizen oder zu erregen. Von dem nach innen gerichteten Geist wird der Klang, der auf dem Weg der Ohren nach innen dringt, nicht aufgenommen. Die Nase atmet ein und nimmt verschiedene Gerüche auf, ohne daß sich der Geist dessen bewußt ist. Der Mensch, dessen Geist in sich selbst vertieft ist, starrt mit leeren nichtsehenden Augen, denn obgleich die weit offenen Augen nach außen starren, nimmt der Geist dennoch nichts wahr. Klopfe jemandem auf die Schulter, während er in tiefem Studium versunken ist, und er wird dich nicht beachten, denn die Berührung entging ihm. Somit sind es im wesentlichen das Verlangen und der Impuls der fünf inneren subtilen Organe, die die Bewegung und Unruhe in den physischen Sinnen des Menschen hervorrufen.

Dies gibt den klaren Anhaltspunkt, wohin der weise Sadhak seine Aufmerksamkeit zu richten hat, wenn er nach Beherrschung der Sinne, dem Verlöschen von Begierden und Selbstbeherrschung strebt. Dennoch wird es von den meisten Sadhaks vergessen, mit dem Ergebnis, daß häufig zu sehen ist, wie sie in einem plötzlichen Anfall extremer Askese versuchen, mit den äußeren zu Sinnen ringen im intensiven Bemühen, sie zu ersticken, auszuhungern und niederzutrampeln. Am Anfang waren sie scheinbar erfolgreich, und dadurch ermutigt verstärken sie noch die falsche Vorgangsweise.

Und wenn die äußere physische Unterdrückung dann einen gewissen Grad von Gewalttätigkeit annimmt, beginnen sich ihre Wirkungen auf die individuelle Psyche in einer Reihe verheerender Symptome zu manifestieren. Der Mensch beginnt, auf verschiedene Art und Weise Symptome des Rückschritts zu zeigen. Die auffälligste Form, die die Gesamtheit dieser Symptome des Rückschritts annimmt, ist ein vollkommenes Abbrechen der bisher strikt aufrechterhaltenen Selbstbeherrschung, oder richtiger gesagt, die selbstzerstörerische physische Verdrängung. Es ist gekennzeichnet durch eine Lockerung aller Beherrschung und geht geradewegs in eine Phase der Schwelgerei. Damit zusammen findet eine Anzahl kleinerer Umwälzungen statt, die den unglücklichen Effekt haben, beim Menschen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Sie drängen sich in sein Unterbewußtsein und lassen sich als gewisse unklare Komplexe und unbestimmbare Neurosen nieder, die den Verlauf der Analyse durchkreuzen.

Wenn ein Sadhak durch diese Erfahrung geht, während er in Zurückgezogenheit lebt, wird sein Fall noch umso schwieriger. Gelegenheit und Möglichkeit zu Vorsicht, Kritik und Korrektur durch andere ist nicht vorhanden. Er ist ganz auf sich allein gestellt, und wenn jemand von einem plötzlichen starken Strom extremer Sinnlichkeit und Rajas weggespült wird, werden Unterscheidung und vernünftige Analyse wirkungslos. Wenn sich der Sadhak jedoch in dieser Phase gerade unter vielen anderen befindet, in einer Gemeinschaft oder Institution, werden den Beobachtern, die selbst Sadhaks und mit diesem Lebensweg vertraut sind, seine allmähliche Veränderung und die fortschreitende Verstärkung seiner gedankenlosen Verdrängung nicht entgehen, bis der Bruchpunkt gekommen ist. Jene, die ein wenig Erfahrung und Einsicht besitzen, werden diese Symptome leicht erkennen, sein allmähliches Hintreiben zum Höhepunkt seiner Selbstzerstörung diagnostizieren und ihn rechtzeitig vor der unvermeidlichen Reaktion und ihren nicht beneidenswerten Folgen warnen. So können also da, wo der Betroffene selbst seinen Fall nicht analysieren kann, die Beobachter ihn auf den Umstand aufmerksam machen und bis zu einem gewissen Grad die Analyse für ihn durchführen.

Aber auch hier war sehr häufig zu beobachten, daß der Sadhak, wenn solche wohlgemeinten Warnungen und Ratschläge angeboten werden, darauf mit deutlicher Feindseligkeit und einem Geist aggressiven Trotzes reagiert. Wenn man dessen aggressive Haltung analysiert, wird man finden, daß sie aus drei Faktoren stammt, nämlich einer unbewußte Furcht, einer merkwürdigen Verdrehung der Gedankengänge und einem Verdrängungsprozeß.

Im ersten Fall weiß und fühlt er zwar, daß sein Verhalten unrichtig ist, weist aber alle Ratschläge und Anregungen aggressiv zurück, denn würde er auf sie hören und sie entsprechend befolgen, könnte das bedeuten, daß er sein Gleichgewicht und seine Selbstkontrolle wiedererlangt. Dies würde ihn der Freuden berauben, die er unbedingt erleben möchte. Der Teil von ihm, der in dieser Phase von Bhoga-Vritti beherrscht wird, befürchtet, daß er auf die Annehmlichkeiten, in die er sich gerade hineinstürzt, verzichten müßte, wenn er sich ihren Ermahnungen und guten Ratschlägen fügt. Diese Angst baut eine Abwehr- und Protestreaktion auf, die sich in der aggressiven Haltung ausdrückt, die in der Mehrzahl solcher Fälle so unvermeidlich vorhanden ist. Das formt den ärgerlichen Charakterzug, den die von außen Beobachtenden kaum verstehen oder tolerieren können. Es wird so stark und auffallend, daß es manchmal die Geduld dieser sehr Wohlmeinenden, die ihn warnen wollen und ihn aus dem Schmutzloch, in das er gefallen ist, herausholen wollen, erschöpft und sie tatsächlich zu Gegnern macht.

Im zweiten Fall überzeugt sich der Mensch durch eine außergewöhnliche Verdrehung der Logik, daß seine Handlungen gerechtfertigt sind.

Er hat das Gefühl, daß die Phase der Selbstbeherrschung und Abstinenz ihn irgendwie dazu berechtigt hat, nun eine Zeit des Schwelgens zu haben, und nimmt jeden gegenteiligen Vorschlag übel. Eben dieser Groll ist an sich der sichere Hinweis, denn im Innersten weiß er, daß er ganz falsch liegt. Aber das wurde in das Unterbewußtsein verdrängt. Dies ist eine Täuschung und ausschließlich das Resultat des individuellen Geistes, der durch Leidenschaft getrübt ist.

Eine kleine Überlegung zeigt deutlich, daß er in Schwelgerei versinkt, denn er hatte sich vorher überzeugt, daß es sein Recht war, er wurde jedoch durch die Gewalt der revoltierenden Indriyas hinabgezogen, die so lange durch den Druck des Suchenden gegen sich selbst unterdrückt worden waren. Die Rechtfertigung kommt, nachdem das Unrecht getan worden ist.

Dementsprechend ist es weniger eine Erklärung, warum er es tut, sondern eher ein ziemlich verkehrter Versuch festzustellen, daß das, was er tut, richtig ist. Die Rechtfertigung folgt dem Fehlverhalten. Sich in diesen Momenten davon zu überzeugen zu versuchen, daß man so handelt, weil man weiß, daß das, was man tun wird, richtig ist, ist den Wagen vor das Pferd spannen. Man tut das Falsche und sagt, daß man im Recht ist.

Im dritten Fall ist es ein Prozeß der Kompensation. Der Suchende sieht ganz klar, daß er in der Achtung der anderen gefallen ist, die viel von ihm, seiner Selbstkontrolle und seiner Enthaltsamkeit hielten. Sein ›guter Ruf‹ hat gelitten. Er fühlt sich minderwertig. Um dies zu kaschieren und vor den Augen anderen auszugleichen, nimmt er unbewußt diese Aggression an, die trunkenem Mut ziemlich ähnlich ist.

Man könnte meinen, die Analyse und Feststellung dieses dritten ›Kompensations‹- Faktors sei nur von rein akademisch-psychologischem Interesse und unnotwendig für eine Untersuchung der inneren Beweggründe und Entwicklungsstufe eines spirituell Suchenden. Das ist nicht so. Diese Analyse hat eine bestimmte Tragweite und Bedeutung für den Sadhak. Dieser Wunsch nach ›Kompensation‹ und die sich daraus ergebende Aggressivität entstehen aus der Tatsache, daß der Schüler sich nicht von seiner alten Treue zu seinem niedrigen egoistischen Selbst abgewendet hat. Er identifiziert sich noch damit. Er möchte sein Ansehen wahren. Daraus entsteht der Drang nach Kompensation als Möglichkeit, das Gesicht zu wahren. Dies ist ungeeignet für einen Schüler, von dem erwartet wird, daß er sich von dem Augenblick an, wo er den spirituellen Pfad betritt, bereitwillig in die Hände des höheren, sattvigen Teils seiner selbst begibt. Es ist ihm nicht gelungen, sein asurisches Ego den Befehlen seines höheren Geistes zu unterwerfen. Als Alternative dazu sollte er sich zumindest seinem Guru überlassen. Das hat er auch nicht getan. Darüber hinaus hat er auch die Grundlagen des Weges total mißachtet. Die wichtigsten Voraussetzungen von Yama und Niyama stellen diese dar. Wenn er versucht hätte, Demut zu entwickeln, wäre diese aggressive Kompensation nie notwendig geworden. Der Fehler wäre bereitwillig angenommen und die Lektion gelernt worden. Da er weder die Demut noch die intellektuelle Ehrlichkeit hat, seinen Fehler zuzugeben, wendet er verkehrte Methoden an. Nun wird klar sein, wie diese Analyse der ›Kompensation‹, obgleich sie rein psychologisch ist, doch viel Licht auf die innere Vernachlässigung und den Schaden im Aufbau seines spirituellen Lebens wirft. Es zeigt den Mangel an den essentiellen Elementen der Ethik in ihm. Ethik ist die eigentliche Grundlage im spirituellen Leben. Deshalb werden zur Handhabung solcher Fälle viel Takt, Feingefühl und einsichtiges Verstehen zur Notwendigkeit. Wie man sich im einzelnen damit befaßt, ist eine sehr schwierige Sache und in großem Maße abhängig von den besonderen Umständen und den jeweils Betroffenen.

Kommt hier der Zweifel, warum diese Methode falsch sein kann? Heißt es nicht, daß das Feuer von selbst ausgeht, wenn der Brennstoff weggenommen wird, und sind nicht die Sinnesobjekte und ihr Genuß der Brennstoff für das Feuer der Sinne? Ja, richtig.

Wenn die Sinne das ›Feuer‹ sind, können die Objekte der Brennstoff genannt werden. Eine kurze sorgfältige Überlegung wird zeigen, daß tatsächlich nicht die Sinne das wirkliche ›Feuer‹ sind. Diese Analogie muß einen weiteren Schritt hinein in den nächsten Kreis des fünfkreisigen Feldes des individuellen Bewußtsein des Wesens geführt werden. Die äußere Ausschweifung und der vulgäre Sturm der Sinne inmitten der Objekte entspricht tatsächlich dem Knistern und der Hitze, die vom inneren Feuer verursacht werden. Das wirkliche Feuer ist eigentlich die intensive Erregung und Ruhelosigkeit der subtilen Jnanendriyas, deren Hitze, Feuer und Knistern sich als das Wüten der Karmendriyas auf dem Feld der Sinnesobjekte manifestieren. Es sind die Jnanendriyas, die durch den Genuß befriedigt werden. Die eigentliche Geschmacksempfindung erfolgt weder durch das knochenlose Stück Fleisch im Mund, noch nimmt die rauhe und zerfurchte Haut der Handfläche das angenehme Gefühl von sinnlichen, fleischlichen Berührungen wahr. Die Zunge schmeckt nicht. Sie befördert den Geschmack. Genauso erfolgt durch die äußere Haut nichts anderes als die Übermittlung des Gefühls der Berührung.

Die Jnanendriyas stellen das ›Feuer‹ dar, und dieses wird mit dem Brennstoff der Erinnerung (an frühere Vergnügungen), des Grübelns, des unkontrollierten geistigen Verweilens (bei Geschmäckern, angenehmen Empfindungen und der attraktiven Natur der Sinnesobjekte), des ständigen Hoffens und der eifrigen, begierigen Erwartung und Vorahnung gespeist. All das ist der Brennstoff. Die Zufuhr dieses Brennstoffes muß durch strenge Einschränkung des Umfanges und der Art der Erinnerung an Vergangenes, Kontrolle aller Vorstellungen, entschiedenes Anhalten aller geistigen Schwelgerei und jedes geistigen Verweilens und das sofortige Aufgeben von Hoffnung, Vorahnung und Erwartung eingestellt werden. Dies ist der Grund für den Ratschlag ›Vergiß die Vergangenheit, höre auf, Pläne für die Zukunft zu machen, lebe hier und jetzt‹. Dies ist wieder die Grundlage für die Feststellung, daß wirkliches Tyaga im Verzicht auf Sankalpa-Vikalpa liegt. Deshalb wird gesagt: ›Mano Jayam eva Maha Jayam‹ und ›Mano Jita Jagat Jita‹.

Diese Kontrolle der geistigen Vikaras wird eher erreicht durch positive, nicht gewaltsame Methoden, als durch den negativen selbstzerstörerischen Prozeß von gewaltsamer Verdrängung. Die Schaffung von Harmonie und innerem Rhythmus (anstatt Aufregung) durch Asanas und sattvige Ernährung, das Ausdünnen des Geistes durch Pranayama, das Umlenken der Vorstellung in höhere und edlere, die Sinne übersteigende Kanäle durch regelmäßiges Svadhyaya (Lesen von Schriften und spirituellen Büchern) und Sravana, die Übung des Verharrens bei einem bestimmten Lakshya, erreicht und gestärkt durch Upasana, sind einige der wichtigen Methoden, die jeder ernsthaft Suchende aktiv anwenden muß, um in der Selbstbeherrschung erfolgreich zu sein.

Es muß ein Wächter für den Geist eingesetzt werden. Es muß andauernde Unterscheidung und strenge Kontrolle geübt werden. Vichara und promptes ›Nirodha‹ dürfen niemals aufgegeben werden. Der Mensch ist moralisch träge und nicht bereit, diese wichtige bedeutende Aufgabe zu übernehmen. Außerdem stärkt Eitelkeit dieser Abneigung, sich mit der inneren Methode der Selbstbeherrschung zu beschäftigen, den Rücken. Denn es ist ein rein subjektives inneres Training. Es wird nicht angekündigt und gelangt nicht an die Öffentlichkeit. Dagegen werden physische Askese und gewaltsame Methoden von allen als heldenhaft angesehen und bewundert. Diese Eitelkeit ist sehr subtil und kann nicht leicht erkannt werden. Der Hauptgrund jedoch ist moralische Trägheit und Lethargie, gepaart mit der lauen Natur des Strebens des Sadhaks. Wer tatsächlich begierig nach Fortschritt ist, wird sich ernsthaft bemühen, diese wirkliche geistige Kontrolle zu praktizieren. Jede geistige Trägheit muß abgeschüttelt werden, und man muß bereitwillig mit dem höheren Selbst bei der Aufgabe der Nichtzusammenarbeit mit dem sinnlichen Selbst zusammenarbeiten.

Tut man dies nicht, versagt man kläglich mit seinen selbstzerstörerischen Methoden und macht allerlei andere Faktoren und Personen verantwortlich oder wendet sich leichtfertig von spirituellen Praktiken und Fortschritt ab. Dies ist ein großer Fehler und man wird dadurch selbst zum größten Verlierer.

In der Zusammenfassung dieses Themas gibt es einen Punkt, der beachtet werden muß. Es mag sich die Frage stellen, ob absolut keine Tugend und gar kein Nutzen in der Kontrolle der äußeren Sinne liegt? Natürlich gibt es sie. Es ist sehr notwendig, auch sie zu beherrschen. Es ist gut. Aber deren Verwicklungen und Begrenzungen müssen zuerst richtig erfaßt und verstanden werden. Es darf kein Fetisch daraus gemacht werden. Mit Vernunft ausgeführt wird es zu einem hilfreichen Training. Als eine Art von Titiksha ist ein solches Gerangel mit den Sinnen empfehlenswert. Ein gelegentlicher vollkommener k.o. Schlag von einem oder mehreren Sinnen ist ganz in Ordnung. Wie zum Beispiel ein vollständiges wasserloses Fasten oder eine ganze Nacht lang wachen einmal im Monat und sogar zweimal an den Ekadasi Tagen in der Tat überaus hilfreich ist. Aber dann muß es in seinem wahren Licht erkannt werden, nämlich als eine Methode - nicht als das letztendliche Ziel. Es darf nicht der Fehler gemacht werden, es als die einzige Methode im Yoga anzusehen. Sein Platz auf dem spirituellen Weg ist eine von zahlreichen Methoden zur Erreichung von Selbstbeherrschung. Als Hilfsmittel, um im inneren Prozeß wahrer Selbsterkenntnis fest zu werden, ist es notwendig. Als Methode, um Titiksha zu entwickeln, ist es wunderbar. Zweifellos hat es seinen Nutzen und ebenso auch seine Grenzen, und wenn es in törichter Weise zu sinnlosen Extremen gesteigert wird, hat es sicherlich seine Gefahren. Es wird dann zu einem schädlichen, selbstzerstörerischen Prozeß, der in manchen Fällen die Fähigkeit des Praktizierenden für Sadhana für immer zunichte macht. Dann wäre seine Logik so schlecht, wie die eines Mannes, der das rasche Anschwellen eines Luftballons anzuhalten wünscht, diesen mit beiden Händen faßt, zusammenpreßt und nach innen drückt. Es ist nicht schwierig, sich das Ergebnis vorzustellen. Die richtige Vorgangsweise ist, das Einströmen der Luft, die mit dem Blasebalg eingepumpt wird, anzuhalten. Diese Technik der Kontrolle ist genau das, was erreicht wird, wenn man sich anschickt, die Jnanendriyas zu unterwerfen und durch Kontrolle und Eindämmen aller Gedanken, Erinnerungen, Vorstellungen, Sehnsüchte und sinnlichen Erwartungen, die die Jnanendriyas zu einem Lodern von unwiderstehlichen Wünschen und wilder Leidenschaft entfachen, einzuschränken.

Äußere Beschränkung der Sinne ist ein wichtiges und wirksames Instrument, um einen Preis zu gewinnen. Aber es ist nicht der Preis. Es ist ein spitzes Instrument, und falsch verwendet wird es den Benutzer verletzen. Verstehe seinen richtigen Platz in Sadhana und werde weise. Mache in richtiger Art und Weise Gebrauch davon und besiege den Geist. Du wirst erfolgreich sein. Du wirst mit Ruhm gekrönt sein.

Möge die Gita, die vernünftige Einschränkung lehrt, dich in deinen Bemühungen um Selbstkontrolle und Beherrschung des Geistes führen! Mögen die Meister Yogis wie Sri Krishna und Gautama Buddha

Dreifaches Zurückziehen im Sadhana

Die Katopanishad sagt: „Das aus sich selbst existierende Brahman schuf die Sinne mit der Neigung, nach außen zu gehen, und so nimmt der Mensch das äußere Universum wahr, nicht aber den Atman im Inneren. Aber einige weise Menschen mit festem Geist, die sich danach sehnen, Unsterblichkeit zu erlangen, nehmen den Atman im Inneren wahr, da sie den Blick nach innen richten“.

´Den Blick nach innen richten‹ bedeutet das Abziehen aller Indriyas. Alle Sinne werden durch Pratyahara und die Praxis von Dama von ihren jeweiligen Objekten abgezogen.

Sitze in einer bequemen Asana. Schließe die Augen. Konzentriere dich auf Trikuti, den Punkt zwischen den Augenbrauen.

Praktiziere Mulabandha durch Zusammenziehen des Anus und atme ein. Halte den Atem an und praktiziere Jalandhara Bandha, den Kinnverschluß, um Einpünktigkeit zu erreichen (Ekagrata).

Das gleichzeitige Zurückziehen des Pranas, des Geistes von den Sinnesobjekten und der Sinne bildet das dreifache Zurückziehen im Yoga Sadhana. Es ist wirkungsvoller und stärker als das einfache Zurückziehen jedes einzelnen Sinnes, des Geistes oder des Pranas. Alle drei müssen zu selben Zeit zurückgezogen werden. Durch dieses starke Yoga Sadhana wird der Geist sehr leicht kontrolliert.

Allmählich wird der Atem sich innerhalb der Nasenlöcher bewegen. Die Geschwindigkeit des Geistes wird eingedämmt. Der Geist erreicht Einpünktigkeit (Ekagrata). Die Vasanas werden ausgedünnt. Die ungestümen Sinne werden zur Ruhe gebracht. Es wird Harmonie und Frieden geben. Yoga Nishtha f

Geduld im Sadhana

Der Grundstein von Yoga, die erste Sprosse auf der spirituellen Leiter, ist ethische Vollkommenheit. Deshalb versuche, alle negativen Eigenschaften zu beseitigen. Schaue nach innen und analysiere den Geist. Wenn die eine schlechte Eigenschaft beseitigt ist, taucht vielleicht eine andere auf. Habe Geduld und packe eine negative Eigenschaft nach der anderen an. Der Erfolg ist sicher, wenn man geduldig ist. Wir verbringen viel Zeit mit Zeitunglesen. Natürlich kann man Zeitungen lesen, um zu wissen, was in der Welt vorgeht, aber die Absicht beim Lesen der Zeitungen darf nicht sein, Emotionen zu erwecken. Wirklicher Friede kann sich nur ergeben, wenn die niederen Emotionen kontrolliert werden. Nur dann ist spirituelles Leben möglich.

Der Geist ist ungeschult, und das ist der Grund, warum man leidet. Man kann nicht denken oder Vichar ausführen, woraus wirkliche Wonne abgeleitet werden kann. Du fragst nicht: „Welche guten Taten habe ich auf dieser Erde getan?“ Wir erinnern uns nicht an das feste Versprechen, das wir Gott gegeben haben, als wir Ihn verlassen und den Mutterschoß betreten haben. Wir erinnern uns nicht an die Ideale. Versuche, ein gutes tugendhaftes Leben zu führen und unterlasse sinnlose Diskussionen, wie zum Beispiel ob es Gott gibt oder nicht. All das sind nutzlose Diskussionen. Wütend zu werden ist furchtbar schlecht. Versuche, die Wut zu beherrschen. Wenn jemand etwas Unangenehmes sagt, beginnst du sofort, Vergeltung zu üben. Wir haben nicht die Kraft und Stärke, um geduldig zu ertragen. Wir sind schwach. Ein Mann kann ein muskulöser Sandow sein. Er hat vielleicht 6 bis 12 Stunden pro Tag dem Aufbau seiner Muskeln gewidmet. Vielleicht ist er imstande, einen großen Stein zu zerbrechen, aber er hat vielleicht nicht genug Kraft, um ein hartes Wort zu ertragen. Er ist geistig schwach. Es gilt also, geistige Kraft zu entwickeln und Tugenden zu pflegen. Aber, wie schade? Bald vergessen wir es. Wir denken nicht an das Ideal oder die Ziele, die vor uns liegen. Wir machen hier und da ein bißchen Japa und erwarten sofort Siddhis. Das ist nicht genug. Man muß intensiv arbeiten.

Wähle einen eigenen Raum in deinem Haus. Das ist notwendig. Regelmäßiges Aufstehen um vier Uhr ist notwendig. Menschen praktizieren einige Zeit, geben dann die Praxis auf und beginnen sie dann wieder. Diese Gewohnheit muß vollständig aufhören.

Wenn man zu Brahmamuharta praktiziert, kann der Geist leicht in der Meditation fest werden. Es wird vieles erleichtern, wenn man absolut regelmäßig in der Meditation sein kann. Dann, durch die Übung, kommt die Meditation zur rechten Zeit von selbst. Auch wenn man krank ist, wird der Geist zur gewohnten Meditationszeit am aufnahmefähigsten sein. Wenn du dich schläfrig fühlst, singe laut philosophische Lieder, wie Chidananda, Chidananda, und du wirst dich erfrischt fühlen. Immer wieder behämmere den Geist mit Chidananda, Chidananda Hum, ich bin der unsterbliche Atman. Singe dieses Lied. Mache einen kleinen Spaziergang. Alle Krankheiten werden geheilt werden. Fühle die göttliche Gegenwart in dir. Jeder Name ist erfüllt mit göttlicher Kraft, und das Aussprechen von göttlichen Namen erhebt dich zu prächtigen Höhen. Das allein beweist klar, daß es Gott gibt.

Eine regelmäßige Gewohnheit des Dienstes für den Nächsten muß gepflegt werden. Es muß spontan werden. Vielleicht geben wir in unserer Freigebigkeit unseren Schwestern und Brüdern etwas Geld, nicht aber Fremden. Freigebigkeit muß auf alle ausgedehnt werden. Wir erkennen nicht, daß die ganze Welt aus Ishvara entstanden ist. Es gibt so viel Leid, und man muß spüren, daß der eigene Körper betroffen ist. Nur dann erfährt man die Gnade Gottes des Herrn. Alle Siddhis und Riddhis werden dir zu Füßen liegen. Aber unglücklicherweise ist dein Herz so eng, ein sehr kleines Herz. Vielleicht verfügst du über einen guten Intellekt. Du bist vielleicht Doktor der Philosophie, aber dein Herz ist klein. Der Geist der Selbstopferung fehlt vollständig. Warum? Weil wir nicht die Bedingungen praktizieren, die in der Gita vorgeschrieben sind. Der Mensch ist der größte Yogi, der Selbstopferung übt und alles als Manifestation des Herrn erkennt. Dienst am Nächsten muß zu deiner zweiten Natur werden. Habe etwas Kleingeld in der Tasche, wo immer du hingehst. Überall, wo immer Not ist, teile was du hast, und lindere menschliches Leid, wo es geht. Dadurch wirst du fähig sein, das Ziel zu erreichen für das du geboren bist, für das Gott dir diesen menschlichen Körper gegeben hat. Viele hatten den direkten Darshan des Herrn, durch selbstloses Dienen, und du kannst dieses Ziel ebenso erreichen.

Mache Japa und bete. Habe gute Gedanken über Gott. Denke an bestimmte Slokas über die Übel, die durch das Trachten nach Sinnenfreuden entstehen. Immer und immer wieder hämmere in den Geist, daß die Übel durch das Streben nach Sinnenfreuden entstehen. Es erfordert ständiges Üben. Habe diese guten Gedanken, bevor du zu Bett gehst, und erinnere dich daran. Der Geist muß allmählich geschult werden. Daneben ist auch das Studium religiöser Bücher sehr wichtig. Studiere die Upanishaden. Studiere die Yoga Sutras von Patanjali über Raja Yoga. Dann kannst du ein theoretisches Verständnis bekommen. Bücher sind notwendig. Sie helfen, die Hindernisse auf dem Weg zu bewältigen.

Wieviele von euch können jetzt das fünfzehnte Kapitel der Gita auswendig vor dem Essen sagen? Sehr wenige. Der Mensch besteht aus Nahrung, die Nahrung wird gereinigt, und man wird stark, wenn man diese Slokas sagt. Verschiedene Arten von Nahrung erzeugen verschiedene Samskaras, und verschiedene Charaktere tauchen auf. Sattvige Nahrung entwickelt Konzentration des Geistes. Wenn die Nahrung Gott geweiht wird, wird es zu einem Akt der Selbstopferung. Wenn du also an bestimmte Slokas denkst, wird das nützlich sein. So müssen wir wissen, wie wir unser Leben ordnen.

Schlagen wir ein neues Blatt auf, ein neues Kapitel in unserem Leben. Bereits ein wenig Japa, ein wenig Kirtan setzen ungeheure Kraft frei. Seien wir also ehrlicher in unserer Liebe zu Gott und halten wir das Ideal vor uns. Lies die Gita. Die Zeit rast. Wenn du zornig wirst, denke an den Avanti Brahmin. Inmitten aller Prüfungen und allen Kummers denke an den Herrn. Du mußt süße Worte sagen können. Werde jeden Tag stärker. Habe ein festes Programm im Leben. Es ist schwierig, die menschliche Geburt zu erhalten.

Vergeuden wir nicht das wertvolle Leben. Denke an die großen Heiligen unseres Landes - Ramdas, Shams Tabriz, Sri Ramakrishna Paramahamsa. Sie hatten direkte Verwirklichung. Streben wir danach, jetzt, in diesem Leben, Jivanmuktas zu werden. Höre die Geschichte vom Brahmanen Sadasiva.

Der Brahmane Sadasiva war ein Yogi in Karur und lebte vor 150 Jahren. Sein Samadhi ist auch heute noch dort. Er hat wunderschöne Bücher geschrieben und einen Kommentar der Brahma Sutras. Er war ein Gelehrter und unterzog sich gerade der Schulung durch seinen Guru, als er ein Telegramm erhielt, daß seine Frau die Geschlechtsreife erreicht hatte. Nach dem Studium kehrte er von seinem Lehrer zurück. Seine Mutter war erfreut, als sie die Nachricht hörte, daß ihr Sohn nach Hause zurückkehre. An diesem Tag bereitete sie einige „Payasam“ zu und diverse andere Gerichte. So mußte er bis 3.00 Uhr auf sein Essen warten. Er war ein Mensch mit Unterscheidungskraft. Er war ein Yogabhrashta. Er erinnerte sich an seine frühere Geburt und wurde sich des Elends bewußt, das ihn erwartete, wenn er einen Hausstand gründete. Er sagte sich: „Jetzt bekam ich die Mahlzeit um 3.00 Uhr. Wenn ich voll im Grihasthashram bin, weiß ich nicht, wann ich die Mahlzeit bekommen werde. Was nützt Grihasthashram.“ Er entsagte sofort der Welt, und er war nicht gebunden. Er hatte seine Pflichten gegenüber seiner Frau und seiner Mutter nicht erfüllt. Trotzdem war er nicht gebunden.

Achte nicht zu sehr darauf, wenn gesagt wird: „Du hast keine Nachkommen, um die Familie zu erhalten, und so wirst du den Fluch deiner Vorfahren auf dich laden, und so weiter.“ Sadasiva Brahman war nicht gebunden. Er wurde der größte Yogi, auch obwohl er seine Pflichten gegenüber seiner Frau und seiner Mutter nicht erfüllt hatte. Nachher, als er in Samadhi war, wurde er begraben. Einige Bauern kamen, und beim Graben stießen sie versehentlich auf seinen Kopf. Etwas blutete. Sie gruben sofort die Stelle aus und fanden ihn. Er war kein bißchen in Mitleidenschaft gezogen. Dann kam er aus dem Samadhi zurück. Er vollbrachte verschiedene weitere Wunder.

Daraus wird klar, daß die Heirat eine gesellschaftliche Einrichtung ist, weil viele Menschen mit großer Leidenschaft und lustvollen Samskaras geboren werden, und diese Samskaras müssen ein wenig gelindert werden, so daß der Mensch Erfahrung machen und unterscheiden lernen kann, wieviel Glück ihm diese Welt bringen kann. Er bekommt Schläge von den Leuten. Er bekommt Fußtritte. Seine Frau und seine Kinder hören auf, ihm das zu geben, wonach seine Seele verlangt. Er wird unzufrieden mit der Welt und wendet sich der Religion zu. Um diese Erfahrung zu machen, begibt man sich in das Grihastha Leben. Wer aber mit spirituellen Samskaras geboren wurde, erlangt sehr bald Vairagya, sogar ohne die Erfahrung eines Grihasthi durchzumachen. Es gibt viele andere Beispiele auch von spirituellen Menschen, die der Welt entsagt haben, ohne den Grihastashram zu betreten.

Halte strikt die Regeln von Brahmacharya. Wir sind bereits erfolglos durch hunderte Leben gegangen, da wir die Regeln von Brahmacharya nicht befolgt haben. Die Vasanas sind sehr stark. Bedenke, daß, wenn ein Kind geboren wird, die Frau zur Mutter wird. Beobachte die Tiere, wie sie die Gesetze der Natur befolgen. Es ist allein der Mensch, der sich nicht an diese Naturgesetze hält, und nur der Mensch verfügt über Vernunft. Er allein hat die Kraft der Unterscheidung. Diese Fähigkeit, diese Kraft der Unterscheidung, hat allein der Mensch. Um Gottverwirklichung zu erreichen, ist Brahmacharya daher von grundlegender Bedeutung. Die ganze Energie muß in Ojas Shakti umgewandelt werden. Dann wird sie sich als sehr wertvoll für den Menschen erweisen, um den Lebenskampf aufzunehmen. Wer seine Energie bewahrt hat, kann mehr substantielle Arbeit in der Welt leisten und mehr verdienen. Noch wichtiger ist dies für den spirituellen Sucher, weil er anders keinen Fortschritt machen kann. Lasse mich wiederholen, daß es wichtig ist, um vier Uhr aufzustehen. Aber die Menschen tun es nicht.

Sie stehen nicht vor 7.00 auf. Die Welt bewegt sich mit erschreckender Geschwindigkeit, und jeder Moment ist wertvoll. Wie lange wirst du weiterdebattieren, ob es Gott gibt oder nicht? Versuche, so viel Japa wie möglich zu machen.

Durch beständiges Dienen, Nächstenliebe und spontane und uneingeschränkte Großzügigkeit sind Unreinheiten zu beseitigen. Menschen, die eine Million Rupis haben, können hunderttausend dem Kriegsfond spenden. Darin liegt nicht viel Großmut. Aber wenn ein armer und frommer Mensch, der zwei Rupis besitzt, eine für einen wohltätigen Zweck gibt, ist das ruhmvoll. So sagen die Upanishaden, daß du nicht einmal ein ganz kleines Vermögen horten kannst. Es muß aufgeteilt werden. Es gibt Leute, die viel verdienen und das Geld wieder ausgeben in öffentlicher Wohltätigkeit und für Institutionen. Das ist ohne Zweifel eine große Hilfe. Aber man kann kein Geld verdienen, ohne zu sündigen. Wer das Wenige, das er hat, mit anderen zu teilen vermag, ist der wahrhaftigste Yogi, nicht der Mensch, der viele Millionen verdient und 200000 spendet. Der Mensch der 8 Annas verdient, sie aber mit jemand zu teilen vermag, wird von Gott mehr geliebt.

Die Geschichte vom armen Brahmanen und seiner Familie ist bekannt. Diese Familie hatte nur noch ein paar Körner Reis übrig, und als sie gerade essen wollten, erschien Gott Narayana als ein Atithi, um die Nächstenliebe des frommen Mannes zu testen. Der Brahmane und seine Frau und Kinder boten dem Atithi zu essen an und hungerten selbst. Das ist wirkliche Barmherzigkeit. So muß Nächstenliebe spontan, uneingeschränkt und großzügig sein. Sie muß Bestandteil des alltäglichen Verhaltens sein. Das Leben kann in jedem Moment vorbei sein, und es ist sinnlos, sich weiter an seinen Reichtum zu klammern.

Ein Beispiel. Im Svarga Ashram baute ein reicher Mann einen Tempel. Er hatte eine große Akkordarbeit und verdiente dementsprechend gut. Dem Herrn gefiel sein Werk. Er baute eine Zuckerfabrik und verdiente eine Million Rupis. Allmählich dämmerte in ihm ein wenig Spiritualität. Er begann sein Sadhana, jedoch ohne großen Erfolg. Plötzlich zeigten sich Krankheitssymptome, und er starb eines schönen Morgens. Er war nur begierig nach Geld gewesen. Er besaß eine Million Rupis. Zweifellos hatte er einige Hospitäler und einige andere gute Dinge finanziert, aber er war nicht weise. Ein Weiser ist der, der alles für andere gibt und Leid lindert. Im Moment hast du von Gott eine Lebensgarantie, lasse diesen Moment nicht vergehen, ohne anderen ein Höchstmaß an Gutem angedeihen zu lassen. Es ist etwas Gutes, Krankenhäuser zu bauen, usw. All das ist nötig, um dein Herz zu öffnen. Wenn aber ein Armer Barmherzigkeit üben kann, ist er dem Herrn lieb, denn er kann sein Herz geben. Wer Geld hat, muß es ausgeben. Im Morgen ist keine Sicherheit. Gott gibt dir Geld, damit du Gutes tust. Du mußt Geld als Treuhänder gut nutzen.

Beharrlichkeit in Sadhana

Leben ist die Manifestation von Shakti. Daher ist alles Leben dynamisch. Nichts steht still, auch nicht für einen halben Moment. Die Energie des Universums wirkt unermüdlich und unerschöpflich weiter und arbeitet in einem kleinen Staubkorn so wie im mächtigen Gestirn der Sonne. Unaufhaltsamer Fortschritt und Wachstum sind das Gesetz von Natur und Evolution.

Oh Suchender! Auch du bist ein Mittelpunkt dieser kosmischen Energie. Aktivität und Fortschritt sind Gesetz deines Seins. Du muß beständig auf dem spirituellen Pfad fortschreiten. Gib dich nicht damit zufrieden, ein Formular mit Vorsätzen ausgefüllt oder eine tägliche Routine gefunden zu haben. Es genügt nicht, einen schönen Raum für die Meditation zu haben oder eine Hirschhaut und eine Mala. Zweifellos wurde die alte Lebensweise geändert. Aber wie weit ist man auf dem neuen Pfad fortgeschritten?

Ein großer Weiser sagte einmal: „Bleibe nicht stehen, auch nicht für einen Augenblick, denn auf dem Pfad der Heiligkeit und Vollendung stehenzubleiben ist nicht wie Mut fassen oder Atem holen, sondern es ist zurückfallen und schwächer werden als zuvor.“ Bewahre das im Geist. Auf dem spirituellen Pfad geht es um Fortschritt oder Rückschritt. Da gibt es kein bequemes sich oftmals an die Wand lehnen. Rasten heißt rosten. Mit glühender Begeisterung stürme vorwärts. Jeder Tag muß zeigen, daß ein weiterer Schritt auf dem Pfad gemacht wurde. Fortschritt kann nicht nach der Anzahl der Tage gemessen werden, die man geübt hat. Er besteht darin, wie weit die frühere Lebens- und Denkensweise abgelegt wurde. Wie weit ist die äußere Umgebung besiegt worden? Bewahrst du einen ruhigen und ausgeglichenen Geist? Bleibst du unberührt von kleinen Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten? Bist du nun mehr bereit, zu vergeben und weniger bereit, zu verletzen? Sind deine Bemühungen intensiver geworden? Machst du mehr Sadhana oder erwartest du die Gnade Gottes, um dir bei der Ausübung von Vorsätzen und Gelübden zu helfen? Erwartest du den Segen oder Asirvad von Heiligen oder Avataras? Der Segen ist immer da, aber solange du nicht bereit bist, weiter und voran zu schreiten, ist der Segen ebenso nützlich wie Stab und Schuhe für einen Wanderer, der nicht weitergehen will.

Es war einmal ein Heiliger, der sich in einer Höhle auf einer Anhöhe an einer Dschungelstraße niederließ. Er war von seiner Natur her sehr fleißig. Er sammelte Steine aus der ganzen Umgebung der Höhle und baute eine Plattform, Mauern, usw. Durch unermüdliche Arbeit machte er seinen wilden Wohnort bald zu in einer vollkommenen Miniaturfestung. Er säuberte die ganze Umgebung und ließ nur einen einzigen großen Stein vor der Höhle zurück. Bald nannte man ihn „Pather baba“, der Steinheilige. Da er ein großer Virakta war, kamen viele Menschen zu seinem Darshan. Wenn Schüler ihn häufig um seinen Segen baten, schwieg er. Wenn ihn aber jemand zu sehr um sein Asirvad bedrängte, wandte er sich den kleinen Felsmauern zu, die er gebaut hatte, und sagte: „Schau, das ist das Resultat von Menat (Bemühungen, Fleiß).“ Dann führte er sie zu dem einzelnen Stein und sagte: „Nun, du willst mein Asirvad. Hier, sieh diesen Stein an. Er erhält regelmäßig mein Asirvad, dreimal täglich. Ich segne ihn täglich morgens, mittags und zur Abenddämmerung. Aber ich finde, er ist so wie zuvor. Das ist alles, was Asirvad getan hat, und das (dabei zeigte er auf die Felskonstruktion) ist das Ergebnis von dauerndem Eifer und Bemühungen.“

Daher suche nicht immer nach äußeren Hilfsmitteln. Mache weiter. Hilfe wird von innen kommen, wo es nötig ist. Die Strecke, die zurückgelegt werden muß, ist lang, die Zeit ist kurz, Hindernisse gibt es viele. Tage, Monate und Jahre rasen dahin. Jede Minute ist kostbar. Deshalb schreite rasch zum Ziel voran.

Ganz ohne Zweifel ist der Herr so barmherzig, daß er, wenn du einen Schritt auf Ihn zugehst, dir zehn Schritte entgegenkommt. Ganz richtig. Aber es wird von dir verlangt, daß du den ersten Schritt zu Ihm hin tust. Vielleicht hast du das Gefühl, daß die Umstände deinem Erfolg entgegenstehen, daß du überall von ungünstigen Bedingungen und Kräften umgeben bist. Nun wird jemand, der sich in einem Tal befindet, niemals imstande sein, den Nebel zu vertreiben, aber wenn er ein wenig höher steigt, wird er sich ganz über ihn erheben. Deshalb grüble nie über Nachteile und Behinderungen nach. Erhebe dich zu höheren Bereichen des Wissens über Atman durch beständiges Sadhana. Es ist deine Torheit, daß du im Dunkeln sitzt und ›Licht, Licht‹ rufst. Erhebe dich und gehe hinaus in die Sonne.

Zeichne dich aus im Dienen. Dehne die Liebe aus. Mache Fortschritte im Wissen. Schaffe Gelegenheiten zum Dienen. Lerne täglich etwas Neues. Entwickle mehr Hingabe an Gott. Mache mehr Sadhana. Gehe weiter auf dem Weg. Mache ständig Fortschritte. Ununterbrochene Beharrlichkeit schützt am besten gegen Rückfälle. Es ist der sicherste Weg zum Erfolg.

Höre niemals auf oder lasse nach. Gehe weiter. Schreite vorwärts. Mögest du dein Ziel bald erreichen.

Stetigkeit im Sadhana

Höre nicht auf mit dem Sadhana, wenn du einige flüchtige Eindrücke von Verwirklichung gehabt hast. Übe weiter, bis du gänzlich in Bhuma (dem uneingeschränkten Brahman) fest verankert bist. Das ist wichtig. Wenn du aufhörst zu üben und dich in der Welt bewegst, besteht eine große Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall. Die Reaktion wird fürchterlich sein. Es mangelt nicht an Beispielen. Viele Menschen sind ruiniert worden. Ein flüchtiger Eindruck kann keine vollkommene Sicherheit geben. Lasse dich nicht von Loka Eshana (Ruhm und Ehre) beeindrucken. Du kannst Frau, Kindern, Eltern, Haus, Freunden und Verwandten entsagen. Es ist sehr sehr schwierig den intellektuellen Freuden zu entsagen, den Freuden in Zusammenhang mit Ruhm und Ehre. Ich warne dich ernstlich. Ein Mensch, der sein Glück im Atman im Inneren findet, wird sich nicht im geringsten um diese belanglose und unbedeutende Sache kümmern. Die Welt ist für den weltlichen Menschen etwas Riesiges. Die Welt ist ein Strohhalm für den, der Brahman kennt. Sie ist ein Senfkorn, ein Stecknadelkopf, ein Punkt, eine Luftblase und ein luftiges Nichts für einen Brahma Jnani. Sei umsichtig. Ignoriere alle diesen unbedeutenden Dinge. Sei ausdauernd in der Praxis. Höre nicht auf zu üben, solange die endgültige Glückseligkeit nicht erreicht ist. Höre nicht auf mit dem Sadhana, solange du nicht andauernd im vollen Bewußtsein von Brahman weilen kannst.

Vier fortgeschrittene Phasen im Sadhana

Auf der ersten Stufe des Fortschrittes im Sadhana wird die Reinheit des Geistes erreicht; in der zweiten Phase wird die Kraft zur Konzentration enorm gesteigert; dann tritt die Phase ein, wo tiefe Meditation möglich wird und auch leicht zu erreichen ist. In der vierten Phase erlangt der Strebende Erleuchtung; darauf folgt die Identifikation des inneren spirituellen Selbst mit der alldurchdringenden, allwissenden und allmächtigen Göttlichkeit; und endlich kommt es zur Erfahrung des völligen Aufgehens im unendlichen Sein.