Parabeln von Swami Sivananda

  • Teil 1 Philosophie und Lehren
  • 5. Kapitel Der Weg des Dienens
  • Gleichnis vom Bad des Elefanten


Ein Elefantentreiber (Mahut) ging mit seinem Elefanten zum Ganges (Fluß in Nordindien) und badete ihn eine Stunde lang. Er verwendete pfundweise Seife und schrubbte den ganzen Körper sehr gründlich. Dann führte er den Elefanten aus dem Wasser, um ihn nach Hause zu bringen. Sowie der Elefant ans Ufer kam, saugte er seinen ganzen Rüssel mit Staub und Erde auf und bespritzte sich damit von oben bis unten. Da seine Mühe, den Elefanten gründlich zu waschen, umsonst gewesen war, brachte der Mann den Elefanten zurück zum Wald und ließ ihn Baumstämme heben. Der Elefant machte seine Arbeit sehr gut und der Aufwand hierfür war nicht umsonst! Der Elefantenbesitzer erkannte, daß der Elefant für diese Tätigkeit sehr geeignet ist und es klüger ist, ihn dafür einzusetzen als Zeit damit zu vergeuden, ihn gründlich zu baden.

Zwar ist der Elefant ein sehr intelligentes Tier. In diesem Beispiel steht er jedoch für einen trägen Menschen mit allen möglichen Fehlern. Der Elefantenbesitzer symbolisiert einen Heiligen, der versucht, den Menschen mit der Seife des Wissens zu reinigen. Er badet ihn mit Japa (Mantrawiederholung), Kirtan (Mantrasingen) etc. Aber sobald er eine Chance sieht, bedeckt sich der Mensch selbst wieder mit Staub und Schmutz. Der Heilige versteht die menschliche Natur. Er weist ihn zu harter Arbeit und selbstlosem Dienst an, die ihn schließlich läutern.

  • Gleichnis von der List der Mutter


Eine Mutter versuchte, ihrem Kind einen Löffel bittere Medizin zu geben. Wie sehr sie sich auch bemühte und schmeichelte – es mochte die Medizin nicht nehmen. Schließlich kam ihr eine wundervolle Idee. Sie legte dem Kind ein Stückchen Laddu (eine indische Süßigkeit) hin und sagte: „Wenn du die Medizin nimmst, bekommst du auch das Laddu.“ Nun schluckte das Kind die Medizin bereitwillig. Dank der Behandlung eht es ihm bald besser. Mit frischer Energie läuft es voller Freude davon und vergißt darüber sogar die Süßigkeit.

Wenn du einem Menschen sagst: „Bitte führe dieses Yajna (Opferritual) aus“, wird er es nicht tun, weil er mit jeder Handlung Vergnügen erreichen will. Darum heißt es in den Veden, daß man als Belohnung für Opferhandlungen den Himmel (Swarga) erreicht. Wenn der Mensch die Rituale aufgrund dieses Versprechens tatsächlich durchführt, wird sein Herz geläutert. Nach und nach dämmert Weisheit in ihm auf. Er kümmert sich nicht mehr um Himmelsfreuden und begrenztes Glück, sondern erreicht in höchster Wonne die Befreiung.

  • Gleichnis von den Jungen und den Auberginen


Ein Mann hatte zwei Söhne. Eines Tages gab er jedem zehn Rupien[05] und sagte: „Diese zehn Rupien könnt ihr nach Belieben ausgeben. Aber bringt mir ein paar Auberginen für das Abendessen mit.“

Beide gingen zum Basar. Der dumme Junge gab dem Gemüsehändler den Geldschein und sagte: „Bitte gib mir zehn Auberginen dafür. Mein Vater möchte heute ein gutes Abendessen.“ Der Gemüsehändler merkte sofort, daß der Junge sich nicht auskannte. Er gab ihm zehn angefaulte Auberginen für sein Geld.

Der kluge Junge ging in das Gemüsegeschäft, zeigte den Zehn-Rupien-Schein und sagte: „Schau, ich möchte zehn Auberginen – die besten zum günstigsten Preis. Und gib mir das Rückgeld.“ Er bekam die zehn Auberginen für ein paar Pfennig. Für zwei Rupien führte er eine Puja (Verehrungsritual) im Tempel aus und bekam gesegnetes Prasad (Opfergabe). Fünf Rupien schenkte er armen Kindern. Für das restliche Geld kaufte er die besten spirituellen Bücher, die er bekommen konnte.

Beide kehrten zum Vater zurück und zeigten, was sie mitgebracht hatten. „Schau Vater, was ich bringe! Zehn Auberginen für zehn Rupien. Sie schmecken bestimmt wunderbar!“ sagte der törichte Junge. Der Vater warf sie weg und sagte: „Du hast nicht nur das Geld ausgegeben, sondern auch noch faule Auberginen gebracht, die noch dazu andere Lebensmittel verderben würden, wenn man sie zusammen kochen würde. Was für ein Tor du bist!“ Dann wandte er sich seinem anderen Sohn zu und fragte ihn: „Was hast du gebracht?“

Der kluge Junge gab dem Vater die guten Auberginen, das Prasad aus dem Tempel und die spirituellen Bücher, und fügte hinzu: „ Vater, das alles hat nur fünf Rupien gekostet. Die restlichen fünf Rupien habe ich für wohltätige Zwecke gespendet. Wie glücklich die armen Kinder darüber waren! Sie haben innig um Gottes Segen für uns alle gebetet. Sicher freut Gott sich über uns alle.“ Der Vater umarmte den klugen Jungen voller Liebe und würdigte seine Klugheit: „Mein geliebter Sohn! Du erfreust mich sehr. Ich mache dich hiermit zum alleinigen Erben meines ganzen Besitzes. Du und ich sind Eins.“

Gott gibt den Menschen Reichtümer, damit sie diese auf sinnvolle Weise nutzbar machen können. Artha (Wohlstand) sollte so genutzt werden, daß auch alle anderen Purusharthas[06] (Ziele im menschlichen Leben) erfüllt werden, nämlich Dharma (Rechtschaffenheit, Pflichterfüllung, Einsatz in der Gesellschaft, Erfolg im Beruf), Kama (Wunscherfüllung, Sinnesbefriedigung) und Moksha (Befreiung). Wohlstand sollte nicht nur der Befriedigung der eigenen materiellen Bedürfnisse (Kama) dienen.

Viele Menschen verschwenden ihr Geld, all ihre Energie und Zeit für Sinnesvergnügungen. Sind diese Freuden, für die sie Geld ausgeben, echte Vergnügen? Bringen sie nicht letztendlich nur Leid, weil sie im Kern faul sind?

Im Gegensatz dazu der kluge Mensch. Er kauft sparsam die lebensnotwendigen Dinge und gibt bereitwillig Geld aus für alles, was Dharma (Pflichterfüllung) erhöhen und ihn Moksha, der Befreiung, näher bringen kann. Er ist wohltätig und läßt Verehrungsrituale ausführen. Er gibt Heiligen und Weisen zu essen und bemüht sich um ihr körperliches Wohlergehen, so daß sie ihr Wissen und ihre Weisheit (Jnana) an ihn weitergeben und ihm bei seinem spirituellen Fortschritt helfen können. Gott freut sich über ihn, umarmt ihn und sie werden Eins. Der Mensch bekommt göttliche Eigenschaften, Glanz und Macht (Aishvarya) und erstrahlt als Erbe Gottes auf Erden, als ein großer Heiliger, Siddha (Meister) und Jivanmukta (lebendig Befreiter).

[05 Info zehn Rupien]
Heute etwa 50 Pfennig, als dieses Buch geschrieben wurde, wesentlich mehr. Eine Rupie war früher in Untereinheiten von Annas unterteilt.

[06 Info Purusharthas]
Purusharthas: die vier Ziele, auf die das menschliche Leben gerichtet ist: Kama = Wunscherfüllung, Artha = Wohlstand, Dharma = Rechtschaffenheit, Moksha = Befreiung.

  • Gleichnis vom Honig und der Kletterpflanze


Auf einem großen Baum im Dschungel befand sich ganz oben an einem Zweig eine große Honigwabe. Um hinaufklettern zu können, hätte man erst in mühevoller Kleinarbeit Kerben in den Stamm schlagen müssen.

Eine schmächtige Kletterpflanze wand sich um den Baum und reichte hinauf bis in große Höhe. Sie schien kräftig zu sein, obwohl sie gefährlich im Wind schwankte.

Ein Mann wollte den Honig haben, ohne sich groß anzustrengen. Statt erst Stufe um Stufe in den Baum zu schlagen, begann er, mit Hilfe der Kletterpflanze hinaufzusteigen. Als er einige Meter über dem Boden war, knickte ein starker Windstoß die Kletterpflanze. Der Mann stürzte hinunter und brach sich die Gliedmassen.

Ähnlich ergeht es den Menschen, die versuchen, den Baum der Göttlichkeit mit Hilfe der Kletterpflanze von Kamya-Karma (Handlung, die nicht selbstlos ausgeführt wird, sondern in der Erwartung bestimmter Früchte und Ergebnisse) zu erklimmen, um den Honig von Moksha (Befreiung) zu kosten. Der Weg zur Befreiung führt einzig und allein am Stamm des Baumes der Göttlichkeit hinauf. Du mußt mit Geduld und eigenem Bemühen im Sadhana (spirituelle Praxis) Stufen auf ihm anlegen. Du mußt Schritt für Schritt aufsteigen, beginnend mit Yama[07], Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, um dann zur Spitze des Samadhi zu gelangen. Es gibt auf diesem Weg keine Abkürzungen. Du kannst der Verantwortung nicht ausweichen. Wenn du versuchst, mit Hilfe der Kletterpflanze von selbstsüchtigem Handeln (Kamya-Karma) hinaufzuklettern, wirst du nicht die Höhe der Herrlichkeit des Selbst erreichen. Selbstsüchtiges Handeln wird dich nicht zum Ziel der Selbstverwirklichung bringen. Der Wind der Selbstsucht, des Verlangens nach den Dingen der Welt und den Vergnügen des Himmels wird die Kletterpflanze brechen und du wirst stürzen. Wenn du dagegen Sadhana ernsthaft betreibst und den mühsamen Weg nach oben einschlägst, wirst du die Spitze erreichen und den Nektar der Unsterblichkeit und ewiger Glückseligkeit trinken.

[07 Info - Yama]
Die acht Stufen des Yoga (Ashtanga): Yama = moralisch-ethische Regeln; Niyama = Regeln im Umgang mit sich selbt, Selbstdiziplin; Asana = Stellung, Sitzhaltung; Pranayama = Atemübungen; Pratyahara = Zurückziehen der Sinne; Dharana = Konzentration; Dhyana = Meditation; Samadhi = überbewußter Zustand.

  • Gleichnis von der Verdauungsstörung


Ein Mann hatte bei einem Fest zu viel Ghee (gereinigte, geschmolzene Butter) zu sich genommen. Daraufhin funktionierte seine Verdauung nicht mehr und er wurde krank. Er ging zum Arzt. Der Arzt bat ihn: „Bringe mir etwas Ghee. Ich werde eine Medizin für dich herstellen.“

Der Kranke wunderte sich sehr. „Doktor, ich leide an den Auswirkungen von zu viel Ghee. Warum möchtest du mein Problem noch vergrößern?“ „Mein lieber Mann, bitte bring mir das Ghee. Ich werde dir zeigen, was du damit machen sollst. Das gleiche Ghee wird nun deine Medizin.“ Der Patient brachte daraufhin das Ghee. Der Arzt fügte weitere Bestandteile hinzu und verabreichte das Ganze in der geeigneten Dosis. Der Mann wurde  wieder gesund und sein Appetit kehrte zurück.

Durch Karma (Gesetz von Ursache und Wirkung) ist der Mensch an das Rad von Geburt und Tod gebunden. Eigennützige Handlungen mit dem Wunsch nach Erträgen ziehen als Ursache neue Wirkungen nach sich und führen zu weiteren Wiedergeburten mit all ihrem Leid. Zur Heilung von dieser Krankheit von Geburt und Tod sucht der Mensch einen Heiligen auf. Dieser verschreibt Dienst, Arbeit, d.h., Karma (Karma Yoga = selbstloser Dienst)! Kann die Arbeit selbst die Fesseln der Arbeit durchtrennen? Ja, wenn das Handeln selbstlos und uneigennützig erfolgt, ohne den Hintergedanken an eine Belohnung jetzt oder in Zukunft. Dann wird Arbeit zu Nishkama-seva, (nishkama = absichtslos, ohne Anhaften; Seva = Dienst) und befreit den Menschen aus dem Gefängnis der Reinkarnation.

  • Gleichnis vom Mann, der Schlamm mit Schlamm abwäscht


Ein junger Mann hatte gehört, daß man Hitze mit Hitze, Scharfes mit Scharfem bekämpfen solle. Eines Tages ging er eine Straße entlang, wobei er einen schlammigen Kanal überqueren mußte. Auf der anderen Seite angekommen, stellte er fest, daß seine Beine bis hinauf zu den Knien voller Schlamm waren. Daraufhin begann er, noch mehr Schlamm bis hinauf zur Hüfte zu verteilen. Ein weiser Mann, der gerade vorbeikam, fragte ihn, was er denn da tue. Der junge Mann antwortete: „Ich versuche, den Schlamm zu entfernen.“ „Aber du fügst doch noch mehr hinzu!“ „Das entspricht der Regel, wonach Gleiches Gleiches heilt.“ „Oh du Törichter,“ sagte der weise Mann, „diese Regel kann hier nicht angewendet werden. Wenn du dem Schmutz Schmutz hinzufügst, wirst du nur noch schmutziger werden. Entferne den Schmutz, indem du dich mit Wasser und Seife wäschst.“

Genauso geht es dem Individuum (Jiva), das in den schmutzigen Teich des Samsara (Kreislauf von Geburt und Tod) geworfen wird, in ihm schwelgt, und durch wunschbehaftete Handlungen (Kamya Karma) mehr und mehr Schmutz hinzufügt. Es glaubt, durch solche Handlungen glücklich werden zu können. Das Gegenteil ist der Fall. Das Individuum wird durch das Zusammenwirken von avidya (Nichtwissen), Kama (Wunscherfüllung) und Karma (Handlung; Ursache und Wirkung) immer stärker an das Rad von Geburt und Tod gebunden. Der Guru kommt und erleuchtet den Menschen: „Dies ist nicht der Weg zu immerwährendem Glück oder zur Befreiung. Wasche den Schmutz des Karma mit dem Wasser von Bhakti (Gottesverehrung) und der Seife der Wunschlosigkeit ab. Spiritualisiere alle deine Handlungen. Der Schmutz, der deine Seele bedeckt hat, löst sich und du erstrahlst in deiner ursprünglichen Herrlichkeit.“ Der Schüler praktiziert Bhakti (Hingabe an Gott) und Nishkama-seva (selbstlosen Dienst) und wird letztendlich befreit.

  • Gleichnis von den beiden Reisenden


Zwei Männer wanderten eine Dorfstraße entlang. Plötzlich stieß der eine einen Schrei aus und setzte sich auf den Boden. Ein großer Dorn steckte in seinem Fuß. Er hatte große Schmerzen und konnte den Fuß nicht mehr bewegen. Der andere Mann ging weiter und rief nach einer Weile dem Verletzten zu: „Komm, es wird spät. Wenn du nicht weitergehst, erreichen wir unseren Bestimmungsort nicht mehr, bevor die Nacht hereinbricht.“ Der Sitzende erwiderte: „Mein Freund, ich kann mich nicht mehr bewegen, bevor der Dorn nicht entfernt worden ist.“ „Warum machst du soviel Aufhebens? Nun komm schon, steh auf!“ und er ging ein Stück des Weges. Da trat auch er in einen Dorn und mußte sich schmerzgekrümmt hinsetzen. Da die geringste Bewegung den Schmerz verschlimmerte, war es beiden nicht möglich, die Dornen selbst zu entfernen. So saßen sie und litten an der gleichen Qual, durch Unfreundlichkeit voneinander getrennt, und konnten sich gegenseitig nicht helfen. Schließlich kam ein dritter Reisender des Weges und half ihnen, die Dornen herauszuziehen. Der Neuankömmling sagte: „Freunde, man spricht im übertragenen Sinn von Narben ohne Verletzungen. Wenn du den Dorn im Fuße deines Freundes entfernt hättest, hätte er dich weiter begleitet und sobald du in den Dorn getreten bist, hätte er dir geholfen. Darum sollte man rasch dem Ziel zustreben, ohne jedoch die Schmerzen des anderen zu ignorieren.“

So benehmen sich oft hartherzige Menschen. Wenn sie auf diesem dornigen, rauhen Weg des Lebens einem von Schmerz und Armut geschlagenen Mitreisenden begegnen, lachen sie ihn aus und gehen ihres Weges. Es entspricht dem Naturgesetz des Lebens, daß sie selbst auch bald von Schmerz und Armut betroffen sind. Ohne Aussicht auf Hilfe leidet dann auch der hartherzige Mensch. Dann kommt ein Heiliger im Besitz der höchsten Weisheit, der das Bewußtsein der Einheit erreicht hat, befreit alle aus ihrem Elend und pflanzt in ihre Herzen den Samen der Liebe. Er sagt: „Oh Mensch, Schmerz existiert im anderen nur, um dir die Gelegenheit zu geben, ihm zu dienen und ihn aus seinem Unglück zu befreien. Wenn du anderen dienst, kannst du dich schnell entwickeln und weiter zu deinem Bestimmungsort voranschreiten. Lache nicht über die Not des anderen und sage, es ist sein Karma. Denn bald schon kann es sein, daß du dich in den gleichen Umständen wiederfindest. Verstehe die Natur der Welt. Diene allen. Liebe alle. Verwirkliche das Selbst in allem.“

  • Gleichnis vom Palast des Großgrundbesitzers


Ein Grundbesitzer und Steuereintreiber (Zamindar) hatte einen wunderschönen Palast erbaut. Um seinen Wohlstand zu zeigen, hatte er in dem Palast in verschwenderischer Weise alle erdenklichen Kostbarkeiten aus Kunst und Architektur der Zeit anbringen lassen. Die Einweihung wurde mit großem Pomp gefeiert. Viele Gäste waren geladen. Einige von ihnen bewunderten die Bilder, andere die Fresken an den Wänden. Manche bewunderten die prächtige Architektur und Ausstattung der Räume, wieder andere die verschwenderische Kunst an jeder der Türschwellen. Nur der Baumeister des Palastes blieb schweigsam. Der Zamindar fragte ihn: „Nun mein Freund, warum bist zu so still? Was an diesem Palast, der seine Entstehung mir verdankt und an dem du maßgeblich mitgewirkt hast, bewunderst du am meisten?“ „Oh Herr, ich hatte für einen Moment vollständig das Bewußtsein für meine Umgebung verloren. Während ich in die Pracht dieses Palastes versunken war, sah ich vor meinem geistigen Auge zwei kräftige Ochsen, die immer wieder den Kalkmischer umrunden. Aller Ruhm dieses prächtigen Palastes gebührt ihnen. Was hätten all die Architekten, Ingenieure und Kunsthandwerker ausrichten können, wenn diese beiden Ochsen nicht geduldig den Kalkmischer gedreht und sich abgeplagt hätten, um den besten Kalk für den Bau dieses Palastes hervorzubringen?“

Bei jedem großartigen Unternehmen gibt es wunderschöne spektakuläre Seiten, die den Blick fesseln, Bewunderung hervorrufen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Angesichts dieses auffälligen Glanzes vergißt man oft den unauffälligen, selbstlosen Dienst der Arbeiter, die den Auftrag ausgeführt haben. Ihnen gebührt der wirkliche Ruhm.