Parabeln von Swami Sivananda

  • Vorwort des deutschen Herausgebers

Die Höchste Wirklichkeit kann nicht beschrieben und auch nicht gelehrt werden. Die Höchste Wirklichkeit ist das Ziel des Lebens. Sie ist eine Erfahrung, die man machen kann und nach der alle Menschen, bewußt oder unbewußt, streben.

Den Weg dahin kann man erklärt bekommen, die Aufgaben, die Gefahren, die Hindernisse, die Versuchungen, die Prüfungen, aber auch die Wegmarkierungen und die Erfahrungen unterwegs. Dies kann mittels intellektueller Analyse und Beschreibung geschehen.

Geeigneter als intellektuelle Worte jedoch sind Geschichten und Gleichnisse, die sich auf Alltagserfahrungen gründen und sich direkt an das Herz und damit die Intuition richten. Darum haben die großen Meister/innen in Ost und West immer wieder Geschichten erzählt und in Gleichnissen geredet. Eine alte Weisheit ist: wie unten, so oben. Wenn man eine einfache Gesetzmäßigkeit auf der praktischen alltäglichen Erfahrungsebene versteht, kann man diese auch auf höheren Ebenen des spirituellen Lebens anwenden.

Seit Jahren fragen mich Teilnehmer/innen von Yogaseminaren immer wieder, wo sie inspirierende Geschichten finden können. Ich bin froh, hier einen ganzen Band mit Geschichten, Parabeln und Gleichnissen auf Deutsch veröffentlichen zu können.

Swami Sivananda war einer der größten Yogameister des 20. Jahrhunderts. Eine seiner großen Stärken war seine Fähigkeit, sich im persönlichen Gespräch in jeden Menschen hineinfühlen zu können. So gab er den Menschen spirituelle Ratschläge in einer solchen Art und Weise, daß sie sofort verstehen konnten, was er meinte. Er sprach sehr oft in Gleichnissen und Bildern, die aus dem Beruf oder den Lebensumständen der Ratsuchenden stammten. Die Erfahrung aus diesen Gesprächen hat er in diesem Buch kondensiert. So ist jede dieser Parabeln wie ein direkter Ratschlag an den Aspiranten.

Swami Sivananda  entnahm diese Parabeln aus vielerlei Quellen. Einige entstammen klassischen indischen Schriften wie dem Mahabharata und Ramayana. Manche entspringen populären Werken des Mittelalters wie Panchatantra. Manche hat er aus islamischen, antiken oder christlichen Quellen. Mit seinem unnachahmlich einfachen Stil bringt er all diese Geschichten auf den Punkt. Swami Sivananda lebte Mitte des 20. Jahrhunderts in Indien. Naturgemäß entsprechen viele seiner Gleichnisse eher der indischen Umwelt aus dieser Zeit als dem Fernseh-, Internet- und Auto-Zeitalter des 21. Jahrhunderts in Deutschland. Dennoch bin ich der Überzeugung, daß die Botschaften dieser Parabeln letztlich zeitlos sind und daher auch heute den Leser direkt ansprechen.

Mein besonderer Dank gilt all denen, die an diesem Werk beteiligt waren: Shankari Daniela Zeller für die Übersetzung, Suguna Siglinde Langer, Christine Schibura, Radha Anni Atner, Simone Sedlmayr und Barbara Angerer für die Korrekturen, Vishnu Markus Zimmermann für die Umschlaggestaltung und Swami Dayananda von der Divine Life Society Rishikesh, Indien, für die Ermutigung.

Ich wünsche dem Leser/der Leserin viel Freude und Inspiration beim Lesen dieser Geschichten und vielleicht auch beim Weitererzählen.

Übrigens, auf unseren Internetseiten Yoga Bücher Online sammeln wir verschiedenste Geschichten, Gleichnisse usw. rund um Yoga und spirituelles Leben. Du kannst Dich dort inspirieren lassen, oder, wenn Du selbst Geschichten kennst, Deine Beiträge anderen Suchenden zur Verfügung zu stellen (Email an: Sukadev(at)yoga-vidya.de).

Sukadev Volker Bretz

1. Vorsitzender des Bundes der Yoga Vidya Lehrer